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14 Stunden

von ReScripta
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Krimi / P12 / Gen
Böser Bill Chorizo Kinski Rango Stump
23.04.2020
14.08.2020
18
29.868
 
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23.04.2020 1.384
 
1. Mörderische Absichten



Es war noch kurz vor Mitternacht. Die Stadt Dreck lag ruhig und friedlich eingebettet in der Dunkelheit der Wüste. Nur in ein paar Häusern brannte noch Licht auf den Straßen. Der Saloon war der einzige Ort, wo es noch laut herging. Rango schmunzelte, als er den Bürgersteig entlang schlenderte und beobachtete wie Gordy aus dem Saloon torkelte und in den nächsten Wassertrog fiel.
Jede Nacht dasselbe, dachte das Chamäleon und setzte seinen Spaziergang fort, ohne dem Treiben weiter Aufmerksamkeit zu schenken. Mit stolz geschwellter Brust marschierte er mit strammen Schritten über die Straße.
„Ein Sheriff muss stets in Alarmbereitschaft sein“, murmelte er vor sich hin. „Jederzeit vorbereitet auf ein Verbrechen.“
Er lächelte bei dem Gedanken, was heute Morgen passiert war.
Ein paar Häuser weiter von der Position des Sheriffs entfernt, bahnten sich vier dunkle Gestalten ihren Weg zu einem verlassenen Haus, das seit einer Weile leer stand. Der Hausbesitzer war vor ein paar Tagen verstorben. Der perfekte Ort für ihren Plan.
Plötzlich hielt die Person an der vordersten Front an, sodass seine Begleiter hinter ihm gegen seinen Rücken prallten.
„Autsch!“, jammerte eine Männerstimme und rieb sich die Nase.
„Psssst!“, zischte ihm eine verärgerte Stimme zurück. „Sei ruhig! Er darf uns nicht sehen!“
„Ja, tut mir l…“
Die Person hielt ihm den Mund zu.
Eine Minute verharrten sie in ihrer Stellung. Dann gab die erste Person ihnen ein Zeichen und zusammen huschten sie durch die Tür des herrenlosen Hauses. Sie betraten einen stockdunklen Korridor und stiegen die Treppe rauf in den obersten Stock. Kurz darauf öffnete sich das Fenster und das allstadtbekannte Gesicht einer Gila-Echse lugte nach draußen auf die Straße.
„Bill?“
„Ssssschhhh!“
Doch der Wüstenhase Stump neben ihm konnte sich eine Frage einfach nicht verkneifen. „Denkst du wirklich, dass wir das tun sollen?“
„Jetzt quatsch mir nicht die Ohren voll!“, knurrte Bill leise. „Er verdient es nicht anders.“
Wieder spähte er nach draußen. „Er steht neben der Cantina. Nicht mehr lange und er kommt an diesem Haus vorbei.“
Chorizo seufzte und nahm seinen Hut ab. „Armer Kerl. So jung und so…“
Bill versetzte ihm einen leichten Schlag ins Gesicht.
„Hast du den heutigen Tag schon wieder vergessen?“
Chorizo setzte den Hut wieder auf. „Natürlich nicht.“
Kinski lehnte sich mit verschränkten Armen an die Hauswand und blickte mehr mit Verachtung auf ihren Anführer herab.
„Denkst du nicht, eine einfache Trachtprügel hätte es auch getan?“
Das Gila-Monster verengte die Augen zu Schlitzen. „Nicht für mich.“


Vor mehreren Stunden….

Ungläubig starrte das Gila-Monster mit weit aufgerissen Augen auf die vor ihm liegende zerstörte Brücke.
Zornig ballte er die Hände zusammen. Schließlich stieß er einen lauten Schrei aus. Mit vor Hass gefüllten Augen stierte er auf die andere Seite der Schlucht, wo eine vertraute Figur stand.
„Lass dir das eine Lehre sein“, rief Rangos Stimme zu ihnen rüber.
Bill knurrte laut. „Woher hast du es gewusst?“
„Ich besitze nun mal eine gute Kombinationsfähigkeit, die du nie haben wirst, William.“
„Red nicht mit mir als wäre ich ein Trottel, Sheriff!“
„Beruhige dich, Bill“, versuchte es Kinski und kassierte eine Ohrfeige.
„Du hast verspielt, Bill“, fuhr Rango fort. „Die Postkutsche mit dem Goldtransport ist längst außer Reichweite. Bis ihr den Canyon überquerst habt, wird sie sicher in der nächsten Stadt sein.“
Die Bande stand da wie begossene Pudel. Nur Bill war kurz davor zu explodieren.
Rango lächelte. Er legte zwei Finger einer Hand zusammen, tippte damit gegen die Krempe seines Hutes und winkte Bill einen Abschied. Das Gila-Monster kochte vor Wut.
Seine zusammengekniffenen Augen begannen zu beben.
Rango inzwischen hatte seinen Roadrunner herbeigeholt und stieg auf.
Schweigend sahen sie dem davonreitenden Sheriff nach.
„Heute Nacht“, grummelte Bill düster. „Noch heute Nacht…“


Wie aufs Stichwort setzte sich Rango wieder in Bewegung.
Bill positionierte sich mit seiner Waffe am Fenster und zielte damit auf ihn, wobei er den Kopf anpeilte, auf die Stirn – direkt zwischen die Augen des näherkommenden Sheriffs.
„Stillhalten. Schön stillhalten.“
Zu Bills großer Überraschung blieb der Sheriff tatsächlich stehen. Allerdings blickte er jetzt zur Seite statt geradeaus, sodass Bill nur die Seitenansicht des Sheriffs in der Schusslinie hatte. Das Chamäleon schien irgendein Geräusch gehört zu haben, denn es machte ein paar Schritte zum alten Schuppen und lugte kurz rein.
Nach mehr als 10 Sekunden, zuckte das Chamäleon die Schultern und machte die Tür wieder zu, die offenbar nicht verschlossen gewesen war.
Dann drehte er sich um und ging mit langsamen Schritten seinen eigentlichen Weg weiter.
Bill grinste in sich hinein.
„Gut so, nur noch ein paar Schritte…“
Sein Finger krümmte sich auf dem Abzug.
Plötzlich sprang eine dunkle Gestalt aus dem Schuppen. Sie war nur ein kleinwenig größer als Rango und packte den Sheriff von hinten und presste ihm seine Hand auf den Mund.
Rango schrie dumpf auf und versuchte sofort die Hände von seinem Gesicht zu bekommen, die sich um ihn klammerten.
Bill inzwischen, der alles von seinem Platz aus beobachtete, war so perplex, dass er völlig vergaß, dass er eine Waffe in der Hand hielt und schwenkte sie zur Seite. Stump schrak zusammen, als er direkt in den Lauf blickte.
„Spinnst du?!“
„Was geht denn da unten vor?“
Das Chamäleon wehrte sich wie verrückt. Mit letzter Kraft versuchte er nach seiner Waffe zu greifen. Doch dann schnellten zwei weitere Arme von hinten hervor, die ihn an den Handgelenkten packten und auf den Rücken pressten. Unter wütenden Protesten des Sheriffs zerrten ihn die zwei Angreifer in den Schuppen. Rango musste einsehen, dass er gegen sie keine Chance hatte und versuchte um Hilfe zu schreien. Doch die beiden Unbekannten ignorierten seine Bemühungen und schlossen die Tür.
„Wer waren die denn?“, fragte Chorizo immer noch verwundert.
„Hab keinen blassen Schimmer“, sagte Stump.
„Vielleicht wollten sie gerade das tun, was wir eigentlich tun wollten“, vermutete Kinski.
„Verdammt!“, fluchte Bill. „Das ist mein Job!“
Wütend sprang er auf und gemeinsam verließen sie schnellen Schrittes das Haus.
Es dauerte nicht lange bis sie den alten Schuppen erreicht hatten.
„Bill, sei vorsichtig“, mahnte ihn Kinski, aus Sorge, es könnte sich bei den Unbekannten um noch gefährlichere Gauner handeln als sie selber.
„Denkst du ich bin bescheuert?“, zischte Bill.
„Pssst!“, warnte Chorizo. „Hört doch.“
Im Inneren des Schuppens war ein lautes Rumoren zu hören.
„Schluss, das reicht jetzt!“, schimpfte Bill. „Ich werde denen jetzt mal zeigen, wer hier der Boss is…“
„Deckung!“
Schnell stieß Stump seine Kumpels hinter einen Stapel Kisten. Keine Sekunde zu früh. Denn im nächsten Augenblick sprang die Tür vom Schuppen auf. Vorsichtig spähten Bill und die anderen rüber. Diesmal waren es drei Schatten. Einer von ihnen trug einen großen Sack auf den Schultern.
Bill konnte nur vermuteten, dass es sich bei dem Inhalt um den Sheriff handeln musste. Offensichtlich sogar bewusstlos, denn er bewegte sich kein bisschen. Oder war er sogar tot? Bill stand kurz davor von seiner Waffe Gebrauch zu machen, als vier weitere finstere Gestalten auftauchten, sodass er seine Idee sofort wieder verwarf.
Vielleicht hatte Kinski Recht. Es war zu gefährlich es mit so vielen Gegnern aufzunehmen.
Die nicht zu erkennenden Gestalten wechselten ein paar Worte, dann liefen sie zu ihren Wüstenhühnern, die sie nicht weit entfernt in einer dunklen Ecke geparkt hatten. Kaum hatten sie sich auf die Sättel geschwungen, ritten sie davon.
Nach einer Weile trauten sich die vier anderen Banditen ihr Versteck zu verlassen und blickten mit teilweise betroffenen Gesichtern in die dunklen Weiten der Wüste.
„Was war das denn eben?“, fragte Stump.
Kinski wusste darauf keine Antwort und zuckte nur die Achseln. „Keine Ahnung. Aber ich denke, unser Sheriff hat jetzt mehr Probleme als vorher.“
Ihre Augen wanderten zu ihrem Anführer. „Und was jetzt, Bill?“
Doch Bill stand da mit verschränkten Armen. Dann stieß er ein verächtliches Schnauben aus. „Ach, so wie ich den kenne, wird der sicher bald wieder auftauchen. Und dann werden wir unser Vorhaben wieder vorsetzen.“
„Hä? Denkst du wirklich, er kommt zurück?“ Chorizo klang da nicht so überzeugt.
Das Gila-Monster gab der düsteren Leere einen gleichgültigen Wink. „Natürlich kommt der wieder. Wie immer. Eine Klette wie den kriegt man nicht mehr los. Und mit seiner tollen „Kombinationsfähigkeit““, Bills Spott war nicht zu überhören. „Wird er in Null Komma Nichts sich wieder aus der Lage rauswinden.“
Damit machte er auf dem Absatz kehrt. „Na schön. Der Sheriff ist nicht da. Wir sollten die Gelegenheit nutzen und ein bisschen einen Drauf zu machen.“
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