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The Ruins of Écoust

Kurzbeschreibung
DrabbleAngst, Schmerz/Trost / P16 / Gen
Französisches Baby Lauri
18.04.2020
17.07.2020
4
1.504
6
Alle Kapitel
6 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
 
18.04.2020 438
 
Disclaimer: Ich verdiene kein Geld mit dieser Geschichte und besitze auch keine Rechte an allem, was aus dem Film 1917 übernommen wurde. Ähnlichkeiten zu lebenden (oder mittlerweile verstorbenen) Personen sind nicht beabsichtigt.

Kurzbeschreibung: [„1917“] Sie war allein, allein in der Dunkelheit… [Lauri, französisches Baby; mentions of: Soldat Baumer, Soldat Muller][Spoiler!]

A/N: Es handelt sich hierbei um noch einen Oneshot und meinen sechsten Beitrag zu Sam Mendes’ Film 1917.
Den fünften Beitrag zu 1917 findet ihr bei Interesse hier: The long road back
Weiterhin ist dieser Oneshot noch ein Beitrag zum Projekt Die 4 Elemente






The Ruins of Écoust



Luft


Sie warf einen letzten, raschen Blick zu der Matratze auf dem Boden.

Das Baby schlief.

Endlich!

Vielleicht würde es nicht mehr aufwachen.

Vielleicht betete sie, dass es so sein würde. Sie band ihre Schuhe fest zu. Es würde bald so sein, sagte ihr Verstand, sie hatte keine Milch und auch sonst nichts, um das Baby zu versorgen.

Hätte sie es doch nur nie mitgenommen!

Sie hätte es sterben lassen können, dort draußen in den Ruinen von Écoust, einfach so. Niemanden hätte es gekümmert. Die eigene Familie hatte es auf ihrer Flucht hier zurückgelassen. Die Deutschen hätten das Baby einfach erschossen, wenn es sie gestört hätte – im besten Fall. Ansonsten gab es noch die Ratten und die Krähen.

Sie schob vorsichtig die schützenden Bretter beiseite und quetschte sich ins Freie, hinaus aus ihrem stickigen Kellerversteck und hinein in die graue, kalte Dämmerung eines anbrechenden Aprilmorgens. Die Luft war nicht klar, das war sie nicht mehr, seit die Front mit zerstörerischer Gewalt über ihre Stadt hinweg gezogen war. Seitdem war die Luft geschwängert mit dem Geruch nach Staub und Schutt und Rauch und Tod.

Sorgsam verschloss sie den Eingang wieder hinter sich, kauerte lauschend zwischen den Trümmern, doch hörte nichts. Keine Schritte, keine Schüsse. Keine gebrüllten Befehle und kein betrunkenes Grölen.

Hier war niemand mehr. Die Engländer und die Franzosen kamen nicht her und die Deutschen wussten das. Die Wachposten hatten die Wirtshäuser geplündert, bekamen ihren Nachschub und betranken sich, so sie nur konnten. Sie waren nachlässig zu dieser Tageszeit, träge und schläfrig. Das hatte sie längst verstanden. Nur jetzt konnte sie es überhaupt wagen, ihr Versteck zu verlassen, denn was die Deutschen ihr antun würden, wenn sie sie zu fassen bekamen, das…

Ruhig atmen, ermahnte sie sich. Tief atmen, so viel von der kühlen Luft in ihre Lungen schaufeln, wie sie konnte. Das war trotz allem so viel besser als die stinkende, stickige Wärme in ihrem Versteck! Sie griff nach dem Eimer, den sie zum Wasserholen benutzte.

Es war nicht weit bis zum Fluss.

[333 Wörter]


***
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