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Der Anfang des Endes

Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Kate "XO" McGregor Mike Flynn OC (Own Character)
07.04.2020
09.04.2020
2
3.562
 
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07.04.2020 1.334
 
Es war so kalt. Nicht bitterkalt, aber gemütlich kalt. Dennoch konnte er das leichtes Zittern nicht aufhalten, als die Kälte langsam aber sicher in seinen Körper kroch. Er fühlte sich losgelöst von all dem. Es kümmerte ihn nicht. Er genoss einfach die leichte Glückseligkeit, die ihn dazu brachte sich einfach nur treiben zu lassen und sich überhaupt nicht zu bewegen. Er war so müde. Seine Augen waren schon geschlossen, aber trotzdem fiel der Schlaf noch immer nicht über ihn. Vielleicht war es so, weil er sich so sehr in dem wunderbaren Gefühl sonnte. Vielleicht war es aber auch diese kleine, nagende Stimme in seinem Hinterkopf, die er versuchte wegzuschieben. Er genoss die Stille. Er liebte die Ruhe, die er empfand. Licht drang entfernt durch seine geschlossenen Augenlidern, aber er konnte sich nicht die Mühe machen sie zu öffnen. Es war so lange her, dass er nur dösen konnte und nichts tun. Ruhe. Wann hatte er sie das letzte Mal so empfunden? Vielleicht noch nie. Langsam schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Doch auch dafür fühlte er sich zu müde. Alles war so anstrengend. Und so ließ er es wieder fallen. Er wollte seinen Körper und seine Muskeln nur entspannen. Jede Anstrengung und Bewegung war zu viel.

Entfernt in seinem vernebelten Verstand bemerkte er träge, dass die Stille durchbrochen wurde. Langsam bildete sich ein Runzeln auf seiner Stirn. Er wollte, dass das Geräusch wegging. Es störte seine Ruhe und stille Stille. Am Rande des Nebels hörte er etwas. Doch sein Kopf war leer. Gedanken waren so weit entfernt und es war zu schwer um sie zu greifen. Also ließ er es und ließ zu, dass sie wegtrieben. Helligkeit blendete ihn. Gleichgültig ließ er es geschehen. Er fühlte sich phlegmatisch. Trotz der störenden Geräusche war es so friedlich. Er liebte den Geruch des Meeres. Es war der Geruch der Freiheit. Freiheit und Frieden. Wieder erfüllte ihn Glückseligkeit.

„Da ist er!“, rief plötzlich eine Stimme. Sie kam ihm vertraut vor. Gleichgültig ignorierte er sie. Sie sollte nur weggehen. Plötzlich packte ihn jemand. Er mochte es nicht. Sie sollten  ihn lassen. Sie nahmen seine Ruhe und seinen Frieden weg, wer immer sie waren. „Vorsicht, Dutchy.“, sagte diese Stimme wieder. Schwer hob er seinen Arm um sich vor den Eindringlingen zu wehren. Sie sollten ihn lassen. Doch sein Arm wurde nur weggedrückt und gleichgültig ließ er es geschehen. Er hatte keine Lust sich zu wehren. Er wollte nur seinen Frieden und seine Ruhe zurück.

„Oh Gott.“, sagte eine emotionale Stimme. Sie kam ihm bekannt vor. Doch er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles war so weit weg und der Nebel so dicht. „Junior.“, flüsterte die Stimme.

Dann spürte er, dass er auf etwas hartes gelegt wurde. Vorher war es so weich und seidig. Er wollte zurück dahin. Er mochte es hier nicht. Deswegen hob er wieder seinen Arm um diesen Störfaktor zurückzudrängen. „Zurück.“, murmelte er. Er wollte zurück. Aber er schaffte es nicht mehr zu sagen. Es war so anstrengend.

Jemand klopfte auf seine Wangen. „Junior.“, sagte die erste Stimme wieder. „Können Sie mich hören? Können Sie die Augen öffnen?“ Die Stimme war so… ohne Ruhe. Er mochte es nicht. Deswegen wollte er ihn wieder wegschieben. „Ma‘am.“, sagte die Stimme. „Können Sie die Kompresse auf sein Bein halten? Ich hoffe, dass es nicht seine Arterie ist.“

Wieder sagte die zweite Stimme etwas, doch er verstand es nicht. Alles war so nebelig. Warum konnten sie ihn nicht lassen? Er wollte in die Weichheit und Gemütlichkeit der Kälte zurück. Plötzlich durchzuckte ihn ein großer Schmerz und unwillkürlich zog er sein Bein an. Stöhnend wollte er den Schmerz abschütteln, der eben nicht da war.

„Tut mir leid, Junior.“, sagte die erste Stimme. „Aber da müssen Sie durch.“

Sein Bein wurde von jemanden stark festgehalten. Er wollte das nicht. Er wollte sich umdrehen und weg. Sein Frieden war weg. Sie störten ihn.  Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und er dachte abwesend, dass der Schlaf endlich kommen könnte. Und dann bemerkte er, wie sie ihn hochhoben und auf etwas anderes legten. Es war ihm egal. Er konnte sich nicht darum kümmern. Weit entfernt hörte er eine neue Stimme, die etwas sagte und sich unterhielt. Wieder waren Hände an ihm. Wieder versuchte er sie wegzuschieben. Die erste Stimme sagte wieder was, aber er hörte nur den Klang. Er wusste nicht, was das bedeutete oder konnte die Worte entziffern. Alles war noch anstrengender geworden. Dann fühlte er einen kurzen Schmerz in seinem Arm. Und endlich holte ihn der Schlaf ein.


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„Jim.“, sagte Kate leise, als sie unbemerkt seine Krankenzimmertür geöffnet hatte und sah, dass er in einem Rollstuhl saß und zum Fenster raussah.

Er drehte sich um. „Ich habe dir gesagt, dass du nicht kommen sollst.“, erwiderte er verärgert. „Was machst du hier?“

Es tat ihr weh, dass er so abweisend war. Sie konnte es gewisser weise verstehen. Aber dennoch… „Wie geht es dir?“, fragte sie und ignorierte seinen Einwand.

Jim schnaubte. „Was denkst du denn, Kate? Ich bin verkrüppelt und werde nie wieder auf eine Mission gehen und für immer an einen Schreibtisch gefesselt sein.“

„Es gibt die Möglichkeit einer Prothese.“

Bitter lachte er. „Ja, die gibt es, aber damit kann ich nie wieder tun, was ich vorher tat. Ich will einfach mein Bein wieder!“ Er seufzte wütend.

Kate dachte in dem Moment nur, dass sich Mike und Jim vielleicht gar nicht so unähnlich waren. Beide liebten ihren aktiven Job. Beide hassten den Papierkram und wollten alles tun um einen Schreibtischjob zu vermeiden. „Du lebst.“, sagte sie schließlich, als sich das Schweigen zwischen ihnen ausbreitete. „Ist das denn gar nichts wert?“ Er hatte ein Bein verloren und sicher war das schlimm, aber er lebte. Das war mehr, als sie alle erwartet hatten.

„Ja, wegen deinem Coxswain!“, spuckte er. „Ich wäre lieber gestorben, als ein Krüppel. Das wäre wenigstens ehrenhaft.“ Er sah weg. „Dann hätte meine Familie meine Rente bekommen und jetzt… wird nichts davon passieren. Entweder ich nehme diesen besch… Schreibtischjob, oder ich muss den SAS verlassen. Doch was bringt es mir? Ich sehe, wie alle anderen den Job machen, den ich will! Auf den ich mein Leben lang hingearbeitet habe!“

Jim war nicht nur wütend. Er war voller Zorn. Und Kate konnte es ihm nicht einmal übel nehmen, obwohl sie nur ungern der Katalysator für seinen Ärger und seine Wut sein wollte. „Das was du getan hast, war mutig, James.“, sagte sie. „Es war ehrenhaft. Und du wirst dafür ausgezeichnet werden. Du hast schlimmeres verhindert. Das du dein Bein verloren hast, ist…“

„Was?“, unterbrach er sie laut. „Tragisch?“, fragte er. „Für mich war es das nicht wert!“ Dann sah er sie wieder an. „Was ist dem Kind?“, fragte er spottend. „Ich wette, er hat kein Opfer gebracht! Ihm geht es gut und…“

„Hör auf.“, unterbrach sie ihn ruhig. „Das ist nicht fair. Wünschst du ihm wirklich, dass er Gliedmaßen oder sein Leben verliert?“

„Das Leben ist nicht fair.“, antwortete er kalt. „Es wäre nur gerecht.“

Kate schüttelte ungläubig den Kopf. „Du klingst nicht wie der Jim, den ich kenne; in den ich mich verliebt habe.“

Er sah sie an. „Den gibt es nicht mehr, Kate. Geh einfach.“

Sie betrat den Raum und zog Jim‘s Ring ab. „Hier.“, sagte sie leise und legte ihn auf den Tisch.

Jim fixierte sie. „Ich wusste es. Kaum wird es schwierig, läufst du weg.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich will dich nie wieder sehen.“

Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Vor allem, weil sie sich wirklich um ihn kümmerte. Sie seufzte und kannte ihn genug um zu wissen, dass es jetzt keinen Sinn mehr machte mit ihm zu diskutieren. Sie drehte sich um und ging. Doch an der Türe hörte sie noch einmal seine Stimme.

„Kate.“, sagte er. „Eine Frage habe ich noch.“ Er holte tief Luft. „Den alten Jim… du hättest ihn nicht geheiratet, oder?“

Sie sah ihn nicht an. „Nein.“, antwortete sie leise. Und die Gründe waren irrelevant. Sie hätte ihn nicht geheiratet und das war alles, was zählte.
 
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