Lebewohl
von Akhem
Kurzbeschreibung
Warten, bis die Flut kommt. Eine Songfic zu Spielbanns "Lebewohl". Triggerwarnung: Suizid.
SongficFamilie, Tragödie / P16 / Gen
30.03.2020
30.03.2020
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30.03.2020
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23:55
Hi Mama
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Ich hab mir dein Handy vom Beistelltisch geklaut und es auf lautlos gestellt. Ich weiß, du wirst unfassbar sauer sein. Da hast du jedes Recht zu
23:58
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Brüll, schrei, beschimpf mich. Bin eh ein Stück Scheiße dass ich dir das antu
23:59
Du siehst so müde aus, wenn du schläfst, Mama. Verdammt, ich weiß, wie hart du arbeiten musst. Und ich weiß es nicht zu schätzen.
00:01
Wenigstens wirst du wieder ein eigenes Zimmer haben wenn ich weg bin. Ein richtiges Bett. Du solltest nicht auf nem Schlafsofa schlafen müssen in deinem Alter
00:03
Aber das wird es wohl nicht besser machen
00:05
Ich kann einfach nicht riskieren, dass du die Nachrichten vor morgen früh liest. Ich weiß du wirst stinksauer sein aber.. .ich weiß dass du kämpfen willst. Du würdest mich wieder einweisen lassen, die würden wieder ein paar neue Medikamente ausprobieren die auch nichts bringen und in ein paar Tagen, Wochen, Monaten wären wir dann wieder hier
00:10
Ich wäre so gern mutig genug für einen Versuch, Mama. Für dich. Aber ich werde nie wieder dein kleiner Löwe sein
00:11
Ich kann nicht mehr. Ich will nur noch schlafen und nicht mehr aufwachen müssen, nie mehr. Ich will nur noch dass es vorbei ist... jeder Versuch mich zu retten würde nur bedeuten dass ich mich länger quäle... bitte versteh das
00:13
Wahrscheinlich bin ich schon der letzte Arsch dass ich dir das schreib. Dass du das in allen Einzelheiten lesen müssen wirst. Aber irgendwie... bin ich nervös. Auch wenn ich mir absolut sicher bin, dass es keinen anderen Weg mehr für mich gibt
00:16
verdammt, wieso kann ich nicht ein Mal was richtig machen
00:17
Hab grad meine Jackentaschen gecheckt. Handy, Tidenhubkalender. Keine Schlüssel. Hab nicht vor zurückzukommen
00:18
Letzter Blick auf dich. Für immer. Machs gut, Mama
00:19
Haustür ist zu. Wenn ich jetzt wieder reinwollte, müsste ich klingeln und dich wecken. Ach verdammt, ich bin ein Stück Scheiße dafür dass ich dir das antu
00:27
Deich
00:28
Das Wasser ist verdammt kalt
00:31
Wirst wohl wissen wollen warum
00:42
Da war nie... dieser eine große Knall, Mama. Außer vielleicht als ich realisiert hab was mit mir nicht stimmt. Aber das ist nicht der Grund, warum ich jetzt hier steh und auf die Flut warte. Sondern wie die mich behandelt haben... so viel Dreck, den nur die Seele sieht
00:44
Ich frag mich echt, ob du mich nie gehört hast, wenn ich nachts in mein Kissen geheult hab. Ich hab mich bemüht, leise zu sein, aber irgendwie hätt ich schon gewollt dass du es hörst und kommst, verstehst du?
00:45
Vielleicht hast dus wirklich nicht gehört. Oder vielleicht hast du es gehört und wolltest nichts mir mir zu tun haben, wenn sein Sohn so nen Weichei ist
00:47
Ich hab nie in der Schule geheult. Nie. Aber Abends.. .irgendwann muss man es rauslassen. Oder?
00:50
Erinnerst du dich noch an dieses bunte Hemd, um das ich so gebettelt hab? Du hast nie gefragt, warum ichs einmal angehabt hab und dann nie wieder
00:50
Waren Blutflecken drauf. Die haben mich Schwuchtel genannt und dann hatte ich nen Stein im Gesicht
00:51
Habs ganz hinten in den Schrank gestopft und es nie wieder angeguckt
00:54
Ich frag mich ob ich zu hart zu dir bin... oder zu weich. Ob ich zu viel entschuldige weil du so viel zu tun hattest, so viel für mich getan hast. Du hattest doch nie Zeit groß über so theoretischen Kram nachzudenken... aber manchmal denk ich mir, eigentlich hättest du was merken müssen. Wobei, wer weiß ob das gut gewesen wär
00:58
Mama, ich kann einfach nicht mehr. Vielleicht würde es irgendwann besser, aber.. ich kann nicht mehr bis dahin aushalten
00:59
Wasser ist jetzt schon ziemlich hoch, muss jetzt das Handy hochhalten, weiß nicht wie lang ich das schaff
01:00
sollte mich wohl beeilen
01:01
Ich wünschte ich könnte das so sehen wie du. Wie du immer in die Kirche rennst... diese Hoffnung, dass wenn schon nicht alles gut wird, dann zumidnest richtig, irgendwann. So, wie es sein soll. Gottes Mühlen mahlen langsam aber sicher, hast du immer gesagt
01:03
Tja, vielleicht haben Gottes Mühlen ja bewirkt, dass ich jetzt hier steh. Weil ich halt nicht bin wie es sein soll... sondern falsch. Bist du deinen Fehltritt endlich los
01:04
Ich kann nicht an einen Gott glauben, der mir sagt, dass ich nicht in diese Welt gehöre, dass ich falsch bin. Ich kann nicht auf Gnade hoffen... ich kann nur noch gehen. Kann nur noch hoffen dass es bald vorbei ist
01:05
Ich schaff das einfach nicht in dieser verfickt widerlichen Welt
01:06
Wenn ich in jedem Blick sehe, wie sehr sie sich ekeln vor dem, was ich bin
01:08
Ich würd so gerne bei dir bleiben, Mama. Aber ich habe einfach keine Kraft mehr.. jedes Schwuchtel, jedes Spasti, jedes gestellte Bein hat mir die Kraft geraubt, weiterhin diese Lüge zu leben. Ich kann es nicht mehr. Nicht einmal für dich
01:09
Mir geht das Wasser schon bis ans Kinn. Muss mich beeilen
01:09
Tjaa... dein Sohn hat sich in nen Kerl verguckt. Übelst
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01:09
Jetzt ist es raus, ist egal, ist eh zu spät
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01:10
Vielleicht macht es das für dich leichter... wenn du mich hasst und mich irgendwann vergisst
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01:11
Tschüss Mama. Hab dich lieb
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05:57
Spatz wo bist du?
05:59
Bitte sag dass das nicht wahr ist
05:59
Bitte sag dass dich wer rechtzeitig abgefangen hat und du irgendwo in der Klinik bist. Bittebittebitte
06:07
Mein Kleiner
06:17
WARUM?