Wettlauf gegen die Zeit
von BonnieScofield
Kurzbeschreibung
Jack und Rose retten bei ihrer Flucht aus der Titanic die kleine Cora. Zusammen mit der 6-jährigen müssen sie das Deck des sinkenden Ozeandampfers erreichen, um noch eines der letzten Rettungsboote zu bekommen. Werden sie es schaffen oder jämmerlich im kalten Ozean erfrieren?
KurzgeschichteTragödie, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Caledon Hockley
Jack Dawson
Rose DeWitt Bukater
29.03.2020
29.03.2020
1
10.474
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Ein Wettlauf gegen die Zeit [♥]
https://www.youtube.com/watch?v=iobBze4KJr0&t=1s
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Autor: Bonnie Scofield
Rating/Pairing: ab 12 Jahren / Jack Dawson & Rose DeWitt Bukater
Kategorie: Tragödie, Drama, Romanze, Schmerz/Trost
Inhalt: Jack und Rose retten bei ihrer Flucht aus der Titanic die kleine Cora. Zusammen mit der 6-jährigen müssen sie das Deck des sinkenden Ozeandampfers erreichen, um noch eines der letzten Rettungsboote zu bekommen. Werden sie es schaffen oder jämmerlich im kalten Ozean erfrieren?
Kursiv geschriebenes sind Gedanken der jeweiligen Person und evtl. Rückblenden.
Disclaimer: Wie üblich gehört mir außer der Idee zur Story nichts.
Diese Fanfiktion wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen.
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Mannschaftsunterkünfte.
Ich atmete erleichtert aus, als ich das Schild aus Messing oben am Türrahmen entdeckte. Es war schwer gewesen, Mr. Andrews Wegbeschreibung zu folgen, die mich zu Jack führen sollte. Die letzten Minuten waren schier endlos gewesen. Die Angst, Jack nie wieder zu sehen, schnürte mir die Luft ab. Insbesondere da ich an seiner Unschuld gezweifelt und ihm in dem Glauben gelassen hatte, dass ich ihm nicht vertraute. Ich wollte das nicht! Ich wollte nicht mehr ohne ihn sein. Ich konnte es nicht. Er war es gewesen, der mich gerettet hatte. Vor Cal...und dem Leben mit ihm. Was wäre aus mir geworden...ohne Jack?
Ohne Jack wäre ich bereits nicht mehr am Leben. Er hatte meinem Leben einen Sinn gegeben. Er hatte mich gezwungen weiterzugehen und nicht aufzugeben, egal was kommt. Er hatte mich davor bewahrt, in die Tiefen des Ozeans zu stürzen, als ich mein Leben beenden wollte. Aufgeben wollte zu leben und zu hoffen. Zu hoffen, auf ein besseres Leben.
Leben konnte man die Zeit vor Jack nicht nennen. Es war ein Gefängnis gewesen. Meine Mutter hatte mich dazu gezwungen, Cals Antrag anzunehmen, ihn zu heiraten… Einen arroganten und reichen Mann. Reich war das einzige Wort, welchem meine Mutter Bedeutung geschenkt hatte. Es war ihr egal, ob ich glücklich war oder nicht.
Ihr ging es nur darum, nicht wie Jack zu „enden“.
Kein „nutzloses“ Leben zu führen, wie sie es beschrieben hatte. Weiterhin in Reichtum zu leben, ohne Existenzängste. So als hätte uns mein Vater nie verlassen. Und Cal war der Schlüssel dazu. Für sie! Doch nicht für mich.
Ich wollte wie Jack sein!
Er hatte mir von Paris erzählt und von allen anderen Städten, die er gesehen hatte. Ich bewunderte ihn heimlich dafür. Ich hatte gelacht, als er mir von Achterbahnfahrten und dem Reiten am Strand erzählte. Ich hatte mich in den Gedanken verliebt, ein Leben wie er zu führen…
„Wir trinken Bier. Wir fahren mit der Achterbahn bis uns schlecht wird. Wir mieten uns ein paar Pferde am Strand und reiten durch die Brandung.
Sie müssen dann wie ein richtiger Cowboy reiten. Vergessen sie diesen Damensattel.“
„Sie meinen ein Bein auf jeder Seite?“
„Ja“
Unwillkürlich musste ich lächeln. Ja, vor Jack hatte ich all diese Dinge nicht gekannt. Es gehörte sich für eine Frau nicht, überhaupt an solche Sachen zu denken. Ich hatte das Gefühl, mein Leben noch vor mir zu haben. Meine Eltern waren immer nur darauf aus gewesen, einen perfekten Ehemann für mich zu finden und nachdem mein Vater uns einen riesigen Schuldenberg hinterlassen hatte und verschwunden war, war es Mutters Aufgabe gewesen, das Ruder zu übernehmen. Und sie hatte schnell gehandelt...
Kein halbes Jahr später und Caledon Hockley war aufgetaucht. Einen Monat nach unserem Treffen war unsere Verlobung bekanntgegeben worden…und das Leben meiner Mutter war wieder in Ordnung.
Meines dagegen war zerstört worden...Und es hatte lange gedauert, bis ich endlich gerettet wurde. Von Jack...
„Zeigen Sie mir das?“
„Klar. Wenn Sie wollen“
„Sie bringen mir bei wie ein Mann zu reiten…“
„…und wie ein Mann Tabak zu kauen…“
„Und wie ein Mann zu spucken“
„Haben sie das auf der höheren Töchterschule denn nicht gelernt?“
„Nein“
„Komm, ich zeig es Ihnen“
Meine Gedanken rissen ab und ich konzentrierte mich wieder auf die Gegenwart. „Jack!“ rief ich nun und kämpfte mich durch das eiskalte Wasser, welches mir bereits bis zu den Knien ging. „Jack!” Außer dem Ächzen und Stöhnen des Schiffes war es ruhig. Kein Mensch befand sich in den Gängen. Es war wie ausgestorben.
Die gespenstische Szene erinnerte mich nur zu gut daran, dass ich mich beeilen musste. Die Titanic würde untergehen. Das unsinkbare Schiff würde in wenigen Stunden auf dem Grund des Atlantiks liegen. Doch ohne Jack! Ich musste ihn retten!
„JACK!“, schrie ich wieder und watete weiter durch das eiskalte Wasser. „JACK!“ Meine Kehle brannte. Meine Zehnen spürte ich schon nicht mehr.
„Rose!“
Sofort drehte ich mich um. Das Licht im Korridor flackerte.
„Jack!“
Neu gewonnene Hoffnung flammte in mir auf. Ich lauschte.
„Rose! Rose! Ich bin hier!“ Jacks Stimme drang durch eine der Türen, an denen ich bereits schon vorbei gelaufen war. Es folgte ein lautes Schlagen von Metall auf Eisen. So schnell es mir das knie hohe Wasser erlaubte, folgte ich dem Geräusch und dem Rufen, bis ich vor einer der weißen Kabinentüren stand und sie aufriss.
Jack kniete auf einem der herumschwimmenden Schreibtische, wohl um dem kalten Wasser zu entkommen. Seine Hände waren in Handschellen gelegt, welche am Rohr neben dem Bullauge befestigt worden waren.
Der Hass gegen Cal und Lovejoy war nun unbeschreiblich groß. Ich musste zugeben, an Jacks Unschuld gezweifelt zu haben, doch spätestens jetzt war die Situation für mich eindeutig. Ich vertraute ihm.
„Jack! Jack! Es tut mir so leid, es tut mir so leid!“
Ohne das Chaos von herumschwimmenden Stühlen, Tischen und Dokumenten zu beachten, bahnte ich mir einen Weg zu Jack und nahm sein Gesicht zwischen meine Hände. Verzweifelt presste ich meine Lippen auf seine und sah ihn unter verweinten Augen an. „Lovejoy hat mir das untergejubelt“, erklärte er außer Atem und meinte damit das Herz des Ozeans, welches in seiner Jackentasche gefunden worden war. Eine Diamantenkette, 56 Karat und unglaublich wertvoll.
Ich nickte hektisch, während ich ihn noch einmal küsste. „Ich weiß, ich weiß!“ Jack löste sich von mir und sah mich an. „Du musst die Schlüssel finden, Rose! Schau mal in dem Schrank nach“
Er zeigte zu einem Wandschrank auf der anderen Seite des Raumes. „Es muss ein Silberner sein!“
Ich gehorchte und riss den Schrank auf. Mein Blick glitt über die Schlüsselreihen und ich schüttelte verzweifelt den Kopf.
„Die hier sind alle aus Messing!“
„Schau mal im Schreibtisch nach“, schlug Jack vor und ich watete zu dem Möbelstück, riss die Schublade unsanft heraus. Jacks Stimme ließ mich aufblicken. „Woher wusstest du, dass ich es nicht war?“, fragte er und sah mich an. „Ich wusste es einfach“, antwortete ich sofort und lächelte. Er erwiderte es, und ich verlor mich in seinen Augen.
„Such weiter!“, forderte er mich dann auf und ich erwachte aus meiner Starre. „Nichts!“, rief ich wenige Sekunden später panisch. „Hier ist kein Schlüssel!“
„Rose.“ Jack rief mich zu sich und ich lief zu ihm zurück. „Versuch irgendwo Hilfe zu bekommen. Wir werden das schaffen“
Ich nickte abwesend, zweifelte an seinen Worten. Unsere Situation wirkte aussichtslos. „Ich werde gleich zurückkommen. Halte durch“
Ein letzter Kuss und ich verschwand aus dem Raum. Sein „Ich werde auf dich warten“, hörte ich nicht mehr.
Die Gänge waren menschenleer, nichts hatte sich verändert. Wo sollte ich hier bitte Hilfe herbekommen?
„Hallo? Ich brauche Hilfe! Bitte! Ist hier irgendjemand?“
Meine Stimme hallte durch die Korridore, ich rannte weiter. Meine Schritte wurden schneller, als ich die Gänge erreicht hatte, die noch nicht vom Wasser überflutet waren. Das Kleid klebte an meinem Körper, es war schwer darin überhaupt richtig laufen zu können. „Ist hier irgendjemand? Ich brauche Hilfe!“
Ununterbrochen rief ich diese Worte, niemand antwortete.
Plötzlich öffnete sich eine der Kabinentüren und ein Mann, vielleicht Anfang 30, kam mit mehreren Schwimmwesten heraus. Er trug eine Uniform. Also jemand von der Schiffsmannschaft. Seine Augen weiteten sich, als er mich sah. „Miss, sie sollten nicht mehr hier unten sein. Kommen sie schon!“ Er griff meinen Arm und zog mich Richtung Treppe.
„Bitte helfen Sie mir. Da unten ist noch jemand und der braucht Ihre Hilfe. Bitte helfen sie uns!“
Ich zog und versuchte mich gegen seinen Griff zu wehren, aber es half nichts. Er schwafelte nur etwas von „Alles wird wieder gut werden. Regen sie sich nicht auf“
Verzweifelt versuchte ich wiederum meinen Arm zu befreien. „Sie laufen in die falsche Richtung! Unten bei den Mannschaftsunterkünften ist noch jemand und der braucht unsere Hilfe!“
Er reagierte nicht und zog mich stur weiter. Es reichte! Als er mich gerade um die nächste Ecke zur Treppe ziehen wollte, traf ihn meine Hand so hart ins Gesicht, dass er mich losließ und gegen die Wand stolperte. Blut tropfte aus seiner Nase. Durch die Wucht meines Schlags hielt er endlich den Mund, starrte mich nur an. „Fahren Sie zur Hölle!“ Das waren seine letzten Worte, bevor er sich umdrehte und verschwand.
Ich zitterte, lehnte mich gegen die Wand und schloss die Augen. Das Licht begann zu flimmern, es wurde dunkel. Die Schreie der Passagiere waren gedämpft. Das Ächzen des Schiffes war umso lauter. Einen Moment hielt ich inne und ließ meine Augen geschlossen.
Was, wenn es Jack nicht schaffen wird? Was, wenn ich bei dem Versuch ihn zu retten, versagen werde?
Das Licht ging in dem Moment wieder an, als ich die Augen öffnete. Mein Blick fiel auf die Axt gegenüber von mir an der Wand, von einem Sicherheitskasten aus Glas umgeben. Ohne Nachzudenken griff ich nach dem danebenhängenden Wasserschlauch und schlug die Scheibe ein. Das war meine letzte Chance.
Sofort ergriff ich die Waffe und rannte zurück zu den Mannschaftsunterkünften. Das Wasser war höher als noch vor ein paar Minuten.
Es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Keiner von uns wusste wie lang sich das Schiff noch über Wasser halten konnte.
Ich zitterte als ich prustend eine Treppenstufe nach der anderen nach unten in das eiskalte Ozeanwasser hinabstieg. Es war kaum zum Aushalten. Die dünne Jacke meines Kleides hinderte mich daran, schnell voranzukommen, sodass ich beschloss, sie abzulegen. „Scheiße“, zitterte ich, als mein Körper nun vollständig unter Wasser war. Ich konnte nicht mehr stehen, so hoch war das Wasser schon. Mit der Axt in der linken Hand hangelte ich mich mit der rechten an den Wasserrohren den Gang entlang, bis der Wasserstand endlich wieder soweit abgesunken war, dass ich stehen konnte.
Es war ein Kinderspiel Jacks Raum wieder zu finden. Das Wasser sank immer weiter ab, was ich erleichtert feststellte. Bei Jacks Kabine angekommen, reichte es mir bis zum Bauch. Ich stieß die Türe auf…
Jack erwartete mich bereits mit einem erleichterten Ausdruck auf seinem Gesicht. „Wird es hiermit gehen?“, fragte ich und hob die Axt in die Höhe. „Das werden wir sehen“, antwortete er.
Bevor er mich aber die Fesseln durchschlagen ließ, schien ihm etwas einzufallen. „Mach erst ein paar Probeschläge dort am Schrank“, sagte er und nickte zu dem großen Wandschrank hin, der gerade noch so schwer war, nicht vom Wasser mitgerissen zu werden. Ich nickte und rammte die Axt mit voller Kraft in das Holz. „Ok, und jetzt versuche die gleiche Stelle ein zweites Mal zu treffen“, leitete mich Jack an. Ich nickte und schlug mit aller Kraft ein weiteres Mal zu. Meine Hände zitterten. Die Axt versenkte sich im Holz, aber eine Armesbreite entfernt von meinem ersten Schlag.
Ich schluckte, mein Herz pochte wie wild. Einen Moment sagte niemand etwas. Ich hörte wie Jack tief Luft holte.
„Ok, das sollte als Übung reichen. Komm her“ Er zog an den Handschellen und platzierte seine Hände auf dem Rohr so weit auseinander, wie es möglich war. Die gespannte Kette wartete darauf, von mir durchtrennt zu werden. Ich nahm einen tiefen Atemzug und wollte gerade zuschlagen, als mich Jacks Stimme wieder innehalten ließ.
„Warte. Greife die Axt etwas weiter, sodass du mehr Kontrolle über den Schlag hast“
Ich nickte zitternd und machte, was er sagte. Bebend stand ich vor ihm, die Augen voller Angst auf die Handschellen gerichtet. Ich könnte ihn verletzen, wenn ich jetzt nicht traf. Ich könnte…“Rose!“ Ich blickte wieder auf. „Ich vertraue dir“
Seine weiche Stimme beruhigte mich ein wenig.
Jack schloss die Augen und spannte die Kette zwischen seinen gefesselten Händen noch mehr an. Eine Aufforderung für mich, nicht länger zu warten. Ich schlug zu. Hart. Ein Klirren folgte. Ich öffnete die Augen, die ich vor Angst geschlossen hatte und erstarrte. Es war nicht der Anblick, den ich erwartet hatte. In meinem Kopf waren bereits Bilder von Jack aufgetaucht, wie ihm eine Gliedmaße fehlte, weil ich einen Fehlschlag gelandet hatte. Doch Jack war unverletzt. Ungläubig starrte er auf seine Hände, die endlich voneinander gelöst waren. „Rose!“, rief er freudig und strahlte mich an. „Du hast es geschafft“ Ich lächelte erleichtert.
„Komm!“ Er ergriff meine Hand und watete mit mir zur Tür. Während meiner Befreiungsaktion war das Wasser wiederum angestiegen. Wir mussten hier raus!
„Scheiße ist das kalt“, fluchte Jack, ich sagte nichts. Es war unmöglich den Weg, den ich gekommen war, zu nehmen. Das Wasser war einfach zu hoch. „Wir müssen einen anderen Ausgang suchen“, sagte Jack und lief mit mir in die entgegengesetzte Richtung. „Hier!“, rief ich und entdeckte eine weitere Treppe, die nach oben führte. „Hier entlang!“
So schnell es ging, stiegen wir die Treppenstufen hinauf und hatten wieder trockenen Boden unter den Füßen. Jack bemerkte wie sehr ich zitterte und schlang mir seine Jacke um die Schultern. Er ergriff wieder meine Hand und wir rannten. Ich zwang meine Beine sich zu bewegen, das kalte Wasser hatte sie taub werden lassen.
Ich seufzte erleichtert auf, als wir die Treppe zum Deck erreicht hatten. Die Stille war verschwunden, überall liefen schreiende Menschen herum, die sich vor dem Wasser zu retten versuchten. Jack ließ mir keine Sekunde, mich zu erholen. Er schleifte mich schon weiter, zu den Booten. „Eine Frau“, schrie er. Die Männer, die um die Boote herumstanden, machten Platz.
„Ich geh nicht ohne dich!“, beharrte ich, als einer der Offiziere mich dazu bewegen wollte, ins Boot zu steigen. „Du musst, Rose. Ich muss mein eigenes Boot bekommen“
Ich schüttelte verzweifelt den Kopf.
„Steig in das Boot, Rose“
Doch nicht Jack war derjenige, der den Satz sagte. Energisch und bestimmt. Cal. Ich sah hasserfüllt auf.
„Auf der anderen Seite der Titanic sind noch andere Boote und ich habe eine Abmachung. Wir werden das Schiff unbeschadet verlassen. Wir Beide.“ Sein Blick glitt zu Jack und wieder zu mir. Jack nickte. „Siehst du. Ich werde mein eigenes Boot bekommen. Bitte geh“ Cal lächelte ein wenig. Doch es war kein freundliches Lächeln. Ich konnte Spott darin erkennen.
„Wie siehst du denn aus?“, sagte er und strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht.
Ich drehte mich weg.
„Hier, nimm die“ Er gab mir sein schwarzes Jackett und warf die dunkle, löchrige Jacke von Jack auf den Boden. Jack zog mich weg. „Geh!“, sagte er bestimmt und küsste mich, bevor ich von einem der Offiziere ins Boot gehoben wurde. Ich weigerte mich nicht, obwohl ich am liebsten aus Protest um mich geschlagen hätte. Ich durfte dieses Schiff nicht ohne ihn verlassen! Mein Blick lag auf Jack, während die Männer das Boot zu Wasser ließen. Cal beugte sich zu Jack und sagte etwas, doch ich konnte es nicht verstehen. In Jacks Gesicht blitze Erkenntnis und Traurigkeit auf, doch sofort versuchte er sich zu beherrschen, um mir wahrscheinlich keine Angst zu machen. Er sah mich an, ich sah ihn an. Es war so, als wären wir allein. Die Schreie der Passagiere konnte ich plötzlich nicht mehr hören, während ich Jack in die Augen blickte. Meinem Retter,
meiner großen Liebe.
Die Realität holte mich ein und ich sprang auf. Jacks und Cals Rufen ignorierte ich. Unser Boot hatte gerade die zweite Etage der Titanic erreicht, als ich aus dem Rettungsboot sprang. Meine Arme umklammerten das Holz des Schiffes, zwei Passagiere an Bord bewahrten mich vor dem Fall ins Wasser und zogen mich zurück ins Schiff.
Ich rannte. Schnell. Schneller.
Ich schubste die entgegenkommenden Passagiere weg, stolperte, hörte aber nicht auf zu rennen. Endlich erblickte ich Jack, der mir an der Haupttreppe entgegenkam. „Ich konnte nicht gehen. Nicht ohne dich“, schluchzte ich. Er umarmte mich stürmisch, küsste mich und hob mich hoch. „Du bist so dumm Rose“ Er küsste mich wieder. „So dumm! Warum hast du das getan? Warum?“ Die Tränen rannen mir über das Gesicht, während ich mich von ihm küssen ließ.
„Wenn du springst, spring ich auch, richtig?“
Seine Hände umfassten mein Gesicht. „Richtig“, stimmte er mir überwältigt zu und zog mich wieder in seine Arme. Ich war zuhause.
Unser Glücksmoment wurde je zerstört, als Jack mich zur Seite riss und ein Schuss ertönte. Ich sah erschrocken auf. Cal. Jack zog mich mit. Es fehlte nicht viel und ich wäre gefallen. Ein weiterer Schuss ertönte. Wir rannten die Treppen hinunter. Jetzt. Eine Statue ging neben uns scheppernd zu Boden, als ein weiterer Schuss abgefeuert wurde. Jack zog mich weiter, ich versuchte ihm zu folgen und stolperte. Ich schrie als eine Kugel Millimeter entfernt neben uns die Treppe traf. Ich achtete nicht darauf wohin Jack mich zog. Meine Beine bewegten sich wie von selbst und schienen auch nicht müde zu werden. Immer weiter rannten wir... immer tiefer in das Herz des Schiffes hinein. Dorthin wo wir vor wenigen Minuten noch versucht hatten, nach oben zu gelangen. Das Wasser im untersten Stock der Titanic bremste uns. Es knallte. Direkt neben mir. Ich schrie wieder.
Jack zog mich weiter. Im Speisesaal der dritten Klasse war das Wasser erst knöcheltief. Wir stürmten zur Tür. Abgeschlossen. Jack rüttelte verzweifelt an der Türklinke und warf sich gegen das Holz. Vergeblich. Er schien eine neue Idee zu haben und zog mich zurück. Im Schutz eines Tisches beobachteten wir den Eingang, keine Sekunde zu früh. Lovejoy kam in den Raum gestürzt. Ich wusste nicht, warum er Cal half, uns zu töten. Wahrscheinlich hatte er ihm viel Geld geboten. Schließlich war es auch er gewesen, der mich vor einigen Tagen beschattet hatte, um Cal Auskunft zu geben, wo ich mich immer zu bestimmten Zeitpunkten befand. Er war es bestimmt auch gewesen, der Jack den Diamanten in die Tasche gesteckt hatte, um ihn loszuwerden.
Jack und ich kauerten hinter einem der Esstische. Ich wagte es kaum zu atmen. Jack drückte meine Hand und ließ sie schließlich los. Er deutete mir mit Blicken, hier zu bleiben. Leise, so leise wie es das Wasser erlaubte, watete er geduckt davon. Ich bekam Panik. Wo wollte er hin? Er konnte mich doch nicht alleine lassen!
Lovejoy hatte inzwischen bemerkt, dass wir hier sein mussten, da die Tür ja abgesperrt war. Er drehte sich blitzschnell um und taxierte den Raum. Das Licht flimmerte wieder, das Schiff knarzte. Die Tische waren noch gedeckt, Die grünen Stühle waren umgefallen. „Ich weiß, dass ihr hier seid“, sagte Lovejoy mit überraschend ruhiger Stimme. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich euch finden werde“
Ich presste mich fest an die Stühle, die mir Schutz gaben und sah mich verzweifelt nach Jack um. Mein Atem ging schwer. Das Wasser stieg weiter an. Ich konnte sehen wie die Tische im unteren Teil des Raumes bereits vom Wasser in Bewegung gesetzt wurden. Meine Hand rutschte vom Stuhl, an dem ich mich festgekrallt hatte und klatschte ins Wasser. Lovejoy fuhr herum und hielt inne. Ich schloss die Augen und betete, dass er mich nicht gehört hatte. Das Geräusch von Schritten im Wasser kam näher. Ich presste mich an den Stuhl, den Wunsch, mit ihm verschmelzen zu können. Lovejoy trat vor mich. Ich sah ängstlich auf. „Ich habe nach Ihnen gesucht, Miss“
Ein kleines, böses Lächeln umspielte seine Lippen und im nächsten Moment war Jack hinter ihm aufgetaucht und rammte seinen Kopf in die Scheibe eines Fensters. Ein Schuss ertönte. Ich duckte mich. Jack hatte den Mann mit seinen Armen umschlossen, während Lovejoy versuchte sich zu befreien. Die zwei Männer rollten über einen Tisch und fielen ins Wasser, rangen miteinander. „Jack!“, schrie ich ängstlich und rappelte mich auf. Lovejoy schleuderte ihn von sich, Jack viel rückwärts und landete im Wasser. Er rappelte sich sofort wieder auf, während der ehemalige Polizist auf ihn zukam. Er wirkte fast lässig, und entspannt. Er sah Jack nicht als Gegner an, was mir noch mehr Angst machte. Was, wenn Jack bei dem Versuch mich zu retten, sterben würde? Ich wusste nicht was ich tun sollte. Mein Körper war wie erstarrt, ich schaute auf Jack, der den Mann jetzt angriff. Er rammte Lovejoy gegen eine der Säulen, sein Kopf traf hart auf das Holz.
Dann ergriff er ihn am Kragen und schlug ihn gleich noch einmal dagegen. Sein Gesicht fiel zur Seite, blutüberströmt. „Das war für das, was Sie uns angetan haben“ Um seine Worte noch zu unterstreichen, rammte er Lovejoy die Faust in den Bauch, sodass dieser zu Boden ging. Ich rannte zu Jack, der meine Hand nahm. „Lass uns gehen“, sagte er nur und lief mit mir zu einer anderen Tür, die nur einige Meter entfernt war. Sie war verschlossen. Ich sah kurz zurück zu Lovejoy, der im Wasser kniete und seinen Bauch hielt. Jack ließ meine Hand los und rannte auf die Tür zu. Ich verbarg mein Gesicht in meinen Händen.
Mit einem Schrei ließ er sich gegen die Tür fallen und brach sie überraschender Weise sogar auf. Ich stürmte auf ihn zu. „Komm Jack!“
Sofort packte ich seinen Arm, um ihn weiterzuziehen.
„Komm!“, schrie ich dann, als Lovejoy sich überraschenderweise aufrichtete und die Pistole auf uns beide richtete. Bevor er uns treffen konnte, zog ich Jack um die nächste Ecke. Die Kugel versenkte sich nur wenige Zentimeter von uns entfernt in der verzierten Eichenholz Wand.
Eine der weißen Treppen tauchte vor uns auf, doch ehe ich hinaufsteigen konnte, wurde ich von Jack zurückgezogen. Er nahm wieder meine Hand und zog mich zu der anliegenden Treppe, die nach unten führte. „Komm schon!“, drängelte er und presste sich mit mir gegen die Wand. Wir lauschten. Schritte. Jedoch Schritte, die die Treppe emporstiegen. Ich atmete erleichtert auf. Wir hatten es geschafft.
Jack griff nach meiner Hand und zog mich weiter, ohne mir eine Sekunde Ruhe zu gönnen. Bevor ich etwas sagen konnte, fiel mir ein, wie egoistisch ich war. Er versuchte mich zu retten, unsere beiden Leben zu retten. Wie konnte ich jetzt an eine Pause denken, wenn wir doch kurz vor dem sicheren Tod standen? Wir rannten um die nächste Ecke und fanden einen weiteren Korridor vor. Fast hätte ich erschöpft aufgestöhnt. Ich fühle mich, als würden wir in einem Labyrinth gefangen sein. Mir fiel auf, dass ich in diesem Teil des Schiffes nie gewesen war. Ich wusste nicht wo wir uns befanden, geschweige denn wie wir hier rauskommen sollten. Es wäre zu gefährlich, umzukehren, da Lovejoy oder auch Cal uns entgegenkommen könnten, also mussten wir einen anderen Ausgang finden. Gerade als wir auf eine Treppe zueilen wollten, die nach oben führte, ließ mich eine Kinderstimme innehalten und zurückblicken. Auch Jack blieb stehen. Ein kleines Mädchen, die den Kopf gesenkt hatte und das Gesicht in den Händen vergraben hatte, stand am anderen Ende des Korridors und weinte ununterbrochen. Zu ihrer rechten quollen Unmengen von Wasser durch die Ritzen einer verschlossenen Tür, die sich nicht mehr lange halten würde. Brach sie, würde hier alles überflutet werden. „Wir müssen sie mitnehmen!“, sagte ich entschlossen und Jack nickte. „Komm“ Jack rannte mit mir auf das Mädchen zu und erstarrte. „Cora?!“
Jetzt erkannte auch ich sie. Cora war das kleine Mädchen gewesen, welches mit Jack auf der Party getanzt hatte. Warum war sie nicht in einem Boot? Wo waren ihre Eltern? „Onkel Jack“, erkannte die Kleine nun auch Jack und ließ sich von ihm hochheben. Ihr Weinen verstummte augenblicklich und sie klammerte sich an seiner Brust, verbarg den Kopf in seinem Shirt. „Wir bringen dich hier raus“, sagte Jack mit fester, entschlossener Stimme. Er warf einen Blick zu der weißen Tür, die kurz davor war, durchzubrechen. „Wir müssen uns beeilen“
Mit diesen Worten legte er seine Arme fest um das Mädchen und rannte mit mir zurück zur Treppe. „Wir können nicht zurück, Jack. Lovejoy oder Cal könnten auf uns warten! Sie werden dich töten!“
„Wir haben aber nicht genügend Zeit, um einen weiteren Ausgang zu finden, Rose“ Ich sah ihn flehend an. „Vertrau mir einfach“
Endlich nickte er. Mit schnellen und bestimmten Schritten liefen wir den langen Korridor entlang. Die Treppe, die wir vorhin entdeckt hatten, und auf die wir jetzt wiederum zueilten, endete mit einer verschlossenen Gittertür.
Sie war wie die, die Jack zusammen mit Fabrizio, Tommy und einigen anderen Männer mit einer Bank gerammt hatten, als die Offiziere uns unten festgehalten hatten um zu verhindern, dass wir nach oben an Deck kamen. Doch jetzt hatten wir keine Bank und auch nicht die Kraft von 4-6 ausgewachsenen Männern, um die Tür ein weiteres Mal ohne Schlüssel öffnen zu können. Jack fluchte und sah mich an. Cora hatte sich an seine Schulter geschmiegt, ihre Arme waren um seinen Hals geschlungen. Sie sah mich mit großen Augen an. Ich gab mir nicht die Mühe zu lächeln. Ohne etwas zu sagen, rannte ich die wenigen Treppenstufen wieder nach unten. Jack folgte mir. Ich fuhr herum, als sich das nun immer lauter werdende Knarren der hölzernen Flügeltür, aus der immer mehr Meerwasser durch die Ritzen quoll, in das bereits erwartete aber dennoch in diesem Moment überraschend, laute Knirschen und Krachen von berstenden Holz und das darauf folgende tosende Rauschen von eiskalter Gischt verwandelte. Die Türflügel wurden aus ihren Angeln gerissen und die nun endlich freigewordenen Wassermassen, die von der Tür nun nicht mehr aufgehalten wurden, bauten sich vor uns auf, bereit alles und jeden zu verschlingen, der sich ihnen in den Weg stellte. Panisch rannte ich zusammen mit Jack den Korridor entlang und bog um die nächste Ecke. Das Wasser erreichte uns, bevor wir einen Ausgang nach oben finden konnten und riss uns mit. Einige Sekunden lang wurden wir von den eiskalten Wassermassen fortgetrieben, bis unsere Reise abrupt endete. Mit einem Krachen wurde ich gegen ein Türgitter geschleudert, was natürlich nicht nachgab. Ich wartete darauf Schmerz zu empfinden, doch das kalte Wasser übertrumpfte diesen sogar, wofür ich für eine Sekunde sogar dankbar war. „Jack!“, rief ich panisch nach ihm, als das Wasser weiter anstieg. Ich bemerkte wie er neben mir verzweifelt versuchte die kleine Cora über Wasser zu halten. „Du musst ganz tief Luft holen, wenn ich es dir sage, hast du verstanden?“, redete der auf das kleine Mädchen ein, was hustend mit dem Kopf nickte und bereits zitterte wie Espenlaub. Warum musste das verdammte Personal der White Star Line auch nur alle Gitter verschließen? Wollten sie die restlichen Menschen hier unten ertrinken lassen?!
Jack warf mir einen kurzen Blick zu und rüttelte dann an dem Gitter. Ich blickte zurück und bemerkte die Treppe, an der wir gerade vorbeigerauscht waren. Wir mussten zurück. Vielleicht hatten wir dort mehr Glück. Doch gegen den Strom des Wassers anschwimmen? Versuchen mussten wir es. Die Alternative wäre es hier jämmerlich zu ertrinken. Jack hatte anscheinend die gleiche Idee. Das Wasser schwappte über meinen Kopf hinweg und ich kam prustend wieder an die Oberfläche. Ich klammerte mich an die Rohre, die an der Decke des Ganges angebracht waren und hörte Jack nach Luft schnappen. Er tauchte neben mir auf, Cora im Arm. „Die Treppe, Rose“ Ich nickte. „Cora. Jetzt!“, befahl Jack und das kleine Mädchen blies ihre Backen auf, um so viel Luft wie möglich in sich aufzunehmen. Wir tauchten unter den Leitungen hindurch. Ich kam prustend zurück an die Oberfläche. Uns blieb jetzt kaum mehr Platz, um Luft zu holen. In wenigen Sekunden würde der komplette Gang unter Wasser stehen.
Panisch blickte ich mich um. Von Jack war nichts zu sehen. „Jack!“, schrie ich gegen den tosenden Lärm des Wassers. „Jack!“
„Rose!! Seine Stimme kam von weiter vorne. Er war anscheinend schon an der Treppe angelangt. Bevor das Wasser mich nun ganz verschlang, sog ich das letzte bisschen Luft was ich bekommen konnte in meine Lungen auf und zog mich unter einer weiteren Leitung hindurch, gegen den Wasserstrom ankämpfend.
„Rose!“, hörte ich wieder Jacks Stimme, leise jedoch, da ich mich noch immer unter Wasser befand. Ich merkte wie ich am Arm gegriffen wurde. Meine Lungen schrien verzweifelt nach Sauerstoff und mir wurde leicht schwindelig. Hände umfassten meine Taille und ich schnappte nach Luft, als ich endlich wieder an die Wasseroberfläche kam. Mein Atem ging hektisch und für einen Moment dachte ich, es endlich geschafft zu haben.
Doch mit einem kurzen Blick zur pitschnassen Cora, die zitternd mit ihren kleinen Fingern die vor uns liegenden Gitterstäbe der verschlossene Gittertür umfasste, verpuffte die Hoffnung in Sekundenschnelle. Jack half mir aus dem Wasser und schlug gegen die Eisenstäbe. Ich hievte den schweren, mit Wasser aufgesaugten Stoff meines Kleides aus dem eisigen Meerwasser und nahm die letzte Treppenstufe nach oben. Das Wasser begann bereits schon wieder anzusteigen. Ich nahm die zitternde Cora auf meinen Arm und beobachtete Jack wie er immer und immer wieder gegen das Eisen schlug und verzweifelt an den Stäben rüttelte. Ich merkte wie das kleine Mädchen sich weinend an mich schmiegte und den Kopf auf meine Schulter legte. Ich strich mit der Hand über ihren Kopf und Rücken und streichelte ihr nasses braunes Haar. Die Tränen rannen mir über das Gesicht, als ich über unser Schicksal nachdachte. Wir würden ertrinken. Diesmal würden wir es nicht schaffen dem Tod zu entkommen. Niemand befand sich mehr in diesem Teil des Schiffes. Niemand war hier, um uns zu helfen. Das Wasser stieg weiter an und erreichte bereits meine Knie. Auch Jack schien das immer schnellere Ansteigen des Wassers zu bemerken, denn sein Schreien und Rufen wurde noch energischer und das Rütteln des verschlossenen Gitters aggressiver. Ich schloss die Augen und barg den Kopf an Coras Rücken, zog sie fest an mich.
„Sir!“, schrie Jack jetzt und ich öffnete sofort die Augen. „Helfen sie uns, Sir! Bitte! Helfen Sie uns!“ Jack rüttelte an dem Gitter und schaute dem vorbeieilenden jungen Mann verzweifelt hinterher. Als er die Treppenstufen zum A-Deck hinaufsteigen wollte, hielt er dennoch inne und verharrte einen Moment. „Verdammt!“, hörte ich ihn fluchen und beobachtete wie er sich zu uns umdrehte und einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche kramte. Ich holte erleichtert Luft und strahlte über die neu gewonnene Hoffnung, die sich in Form von plötzlicher Wärme in meinem unterkühlten Körper ausbreitete. Hektisch probierte der Mann den ersten Schlüssel aus, doch der passte nicht. Der nächste ebenfalls nicht. Der Mann wurde immer nervöser und beim dritten Versuch schaffte er es vor lauter Zittern nicht einmal mehr das Schlüsselloch zu finden. Das Wasser stieg auf Bauchhöhe an und als der Mann den Schlüsselbund versehentlich fallen ließ, schüttelte er entschlossen den Kopf und wandte sich an Jack. „Es tut mir leid“, presste er hervor, drehte sich um und rannte ohne zurückzublicken die Treppen hinauf. „Nein“, rief Jack verzweifelt, „Warten Sie!“
Doch der Mann war bereits verschwunden und die Hoffnung verpuffte so schnell wie sie gekommen war. Wir warfen uns kurz einen hilflosen Blick zu. Dann beobachtete ich, wie Jack die Luft anhielt und zu Boden tauchte. Zuerst fragte ich mich, was sein Plan war, bis er wiederauftauchte, den Schlüsselbund in der rechten Hand. Mir fiel ein Stein vom Herzen.
„Beeil dich Jack!“, drängte ich ihn und bemerkte ängstlich, dass das Wasser bereits meine Brust erreicht hatte. Ich schaute Jack ungeduldig zu, wie er mit den Schlüsseln hantierte, doch auch er schaffte es nicht das Gitter zu öffnen. Ich klammerte mich an die Gitterstäbe und versuchte Cora über Wasser zu halten, damit sie Luft bekam. Das eiskalte Wasser erreichte mein Kinn, doch ich hatte nicht einmal Kraft mehr zu frieren. Ich konzentrierte mich einzig und allein darauf, dass Cora so gut wie möglich mit ihrem Kopf über Wasser blieb. Ich hustete, als ich Wasser schluckte. Der Wasserspiegel stieg unaufhaltsam an. In weniger als einer Minute würden wir ertrinken. Jack tauchte ein weiteres Mal ab und als mehr als 15 Sekunden vergangen waren, fürchtete ich, dass er nicht wiederauftauchen würde. In der nächsten Sekunde gaben die Stäbe plötzlich nach und Jack kam prustend an die Oberfläche. „Du hast es geschafft!“, rief ich und konnte mein Glück kaum fassen. „Rose! Komm!“ Ich merkte wie Jack mir das Mädchen aus den Armen nahm und sich an mich wandte. Ich klammerte mich mit meinen freigewordenen Händen an den Leitungsrohren fest. „Wir haben es gleich geschafft!“, rief er und schaute mir in die Augen. „Hinter den Leitungen werden wir die Treppe vorfinden. Schaffst du das, Rose?“ ich nickte und holte tief Luft. Ich hörte noch Jacks „Jetzt“ von vorhin, was wohl auch Cora zu verstehen gab, ein letztes Mal die Luft anzuhalten. Ich tauchte unter und zog mich unter den Rohren hindurch. Keine Sekunde zu früh. Der Korridor war jetzt vollständig vom Wasser eingenommen worden. Ich spürte die Treppenstufen unter meinen Füßen und zog mich am Geländer hinauf. In der nächsten Sekunde war auch schon Jack neben mir und nahm meine Hand. Zusammen schleppten wir uns nach oben und hatten endlich wieder Boden unter unseren Füßen. Mein Hals brannte. Ich konnte Cora husten hören. Sie weinte. Jack redete beruhigend auf sie ein, während wir keine Zeit verloren und weiter rannten. Wir hatten es tatsächlich nach oben geschafft.
Als wir den Speisesaal der ersten Klasse erreichten, konnte ich Mr. Andrews am Kamin stehen sehen und verlangsamte meine Schritte. Jack zog mich weiter, doch als wir den Mann erreichten, blieb ich stehen. „Rose! Warum sind Sie in keinem der Boote?!“, rief Mr. Andrews überrascht. Sorgenfalten erschienen auf seiner Stirn, als er mich sah. Ein Glas Brandy stand auf dem Kaminsims was jetzt durch die Steigung des sinkenden Schiffes zu Boden fiel und zerbrach. Jack griff nach meinem Arm. „Rose! Wir müssen weiter!“ Ich beachtete ihn nicht und umarmte den Schiffsarchitekten. Er drückte mich eine Sekunde an sich und gab mich dann wieder frei. „Nehmen Sie die“, sagte er zu mir und überreichte mir seine Rettungsweste. „Versuchen sie denn nicht, sich zu retten?“, fragte ich überrascht und blickte in traurige, erschöpfte Augen. Der Ausdruck sagte mir, dass er aufgehört hatte zu kämpfen. Er schüttelte den Kopf. „Nein, liebe Rose. Ich habe dieses Schiff erschaffen, also werde ich auch mit ihr untergehen.“
Er blickte zu Jack und der kleinen Cora und versuchte zu lächeln. „Passen Sie auf die Beiden auf“, sagte er und blickte zu Jack hinunter, der Cora die angebotene Weste anlegte. Er erhob sich und nickte. „Ich verspreche es.“
Jack blickte mir in die Augen und griff nach meiner Hand. „Ich wünsche Ihnen alles Glück der Welt“, rief Thomas Andrews noch, als Jack mich mitzog. Ich blickte zurück und begriff, dass ich ihn nie wiedersehen würde.
Endlich hatten wir das Deck erreicht. Überall rannten panische Menschen umher, Männer, Frauen und Kinder. „Gibt es noch Rettungsbote?“, fragte Jack an einen Offizier gewandt, der gerade versuchte sämtliche Passagiere zu beruhigen. Erfolglos.
„Leider nein, Sir“, sagte dieser und schüttelte den Kopf. „Das letzte Boot wurde vor einigen Minuten zu Wasser gelassen“ Ich schloss die Augen. Keine Rettungsbote. All die Anstrengungen waren umsonst gewesen. Wir waren verloren.
„Was machen wir jetzt?“, wandte ich mich an Jack und sah ihn mit großen Augen an. Er überreichte mir Cora und beugte sich zu einer schwimmenden Leiche hinunter, die mit dem Kopf im Wasser an der Oberfläche trieb. Anscheinend war der Mann von einem Mast getroffen worden, denn sein Schädel war kaum mehr zu erkennen. Hirnmasse und Blut schwamm neben ihm auf der Wasseroberfläche. Ich drückte Cora an mich und hinderte sie so daran, den toten Mann ansehen zu müssen. Wenn sie diese Nacht überleben sollte, würde sie so oder so unter Schock stehen, doch sie musste nicht auch noch so etwas mit ansehen. Ich beobachtete wie Jack den Mann aus der Rettungsweste befreite und ihn schließlich wieder ins Wasser gleiten ließ. Mit der Weste im Arm kam er zu mir zurück. Er übernahm Cora und reichte mir die Rettungsweste. „Hier, Zieh die an.“ Ich schlüpfte hinein und griff nach Jacks Hand, die er mir hinhielt.
„Wir müssen zum Heck und so lange wie möglich an Bord bleiben!“
Es dauerte eine geraume Zeit bis wir endlich unser Ziel erreichten. Die meisten Menschen hatten wohl dieselbe Idee wie wir gehabt, denn sie strömten alle auf das Heck zu. Nach oben, so weit wie möglich vom kalten Ozeanwasser entfernt. Neben mir sprach ein Pfarrer das Vater Unser und Menschen baten vor ihm auf den Knien um die Vergebung ihrer Sünden. Ein Baby weinte in den Armen seiner Mutter, während rechts von mir ein älterer Herr Alkohol in sich hineinkippte. Jack zog mich immer noch hinter sich her. Er ließ meine Hand nicht los. Orientierungslos stolperte ich umher und merkte wie das Schiff immer steiler dem Himmel und den Sternen entgegenragte. Jack umfasste das Geländer, als wir endlich das Heck erreicht hatten und zog mich endlich in seine Arme. Er drückte einen Kuss auf mein Haar und ich blickte zu ihm und Cora hinauf. Verzweifelt presste ich mich an seine Brust und sog seinen Geruch ein.
„Hier haben wir uns kennengelernt, Jack!“, stieß ich hervor und schaute ihm wieder in die Augen. Er nickte, versuchte zu lächeln und drückte mir einen weiteren Kuss auf das Haar. „Der schönste Moment meines Lebens“, flüsterte er in mein Ohr und ich schloss die Augen. Es war jetzt beinahe unmöglich sich festzuhalten. Meine Finger krallten sich um die Reling und ich beobachtete mit schreckgeweiteten Augen wie schreiende Menschen über das Deck des Schiffes in den eiskalten Ozean rutschten. Manche sprangen sogar über Bord. Jeder war auf sich alleine gestellt und kämpfte ums Überleben. Urplötzlich erloschen die Lichter des Schiffes und einige Menschen schrien vor Entsetzen auf. Dann war es für einige Sekunden beinahe totenstill. Die Ruhe vor dem Sturm.Jeder wartete auf das was kommen würde. Jeder erwartete das Schlimmste und das ließ nicht lange auf sich warten.
Leute schrien vor Panik auf, als wir zusehen mussten, wie das Luxusschiff zerbrach. Zuerst waren nur ein lautes Krachen und das Geräusch von berstendem Holz zu hören. Ich krallte mich verzweifelt an die Eisenstäbe, kalte Tränen rollten meine Wange herunter, während ich merkte wie Cora neben mir anfing zu weinen. Ich blickte auf zu Jack, der Cora zu beruhigen und sich gleichzeitig festzuhalten versuchte. Ich wusste, dass er meinen Blick spürte, doch er sah mich nicht an. Im nächsten Moment schrie ich kurz vor Überraschung und Entsetzen auf, als ein Ruck durch das Schiff ging und der Luxusdampfer schließlich endgültig in zwei Hälften brach. Das Heck fiel wieder in die Waagrechte zurück. Als mir bewusst wurde, dass ich beinahe den Halt verloren hätte, konnte ich mich nicht mehr halten. Verzweifelt blickte ich zu Jack hinauf, der ebenfalls geschockt zu sein schien. Ich fing laut an zu weinen.
Für einige Sekunden konnte man meinen, dass der Spuk vorbei war… Das Schiff schwankte nur ein wenig, von berstendem Holz war nichts mehr zu hören. Etwas wie Hoffnung kam in mir hoch, doch Jack wusste es anscheinend besser. Er küsste mir kurz das von Eiskristallen besetzte Haar, übergab mir Cora und ich beobachtete wie er ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche zog und damit begann das Seil von der Fahnenstange zu lösen. Ich wunderte mich was er da tat, fragte aber nicht nach. Als er das Seil in seinen Händen hielt band er das eine Ende an seiner Gürtelschlaufe fest, während er das andere um Cora wickelte. Kaum hatte er es geschafft ging ein weiterer Ruck durch das Schiff. Es begann sich nun wieder aufzustellen- nur schneller diesmal. „Wir müssen hier weg!“, schrie Jack gegen das Geschrei der panischen Menschen an. „Steig über die Reling, Rose!“, rief er und ich folgte seinen Worten.
Vorsichtig schwang ich meine Beine über das Geländer und hielt mich fest. Jack hievte Cora zu mir hinauf, der ich erklärte, sich an den Stäben festzuhalten. Einige Sekunden später war mein Freund wieder an unserer Seite. Ich starrte nach unten und beobachtete die Szene mit wachsendem Entsetzen. Menschen verloren den Halt und stürzten in den Ozean. Das Schiff stand jetzt beinahe im rechten Winkel zum Wasser. Es richtete sich immer weiter auf, bis es plötzlich stoppte. Eine Frau direkt unter mir versuchte sich verzweifelt festzuhalten, bis sie schließlich mit einem Schrei in die Tiefe stürzte. Ich schloss die Augen. Wenn Jack nicht so schnell gehandelt hätte, wären wir jetzt wie sie verloren gewesen. Er rettete mir immer wieder das Leben.
Wenn wir das überlebten, würde ich überall mit ihm hingehen. Das schwor ich mir. Nie hatte jemand in meinem Leben das für mich getan, was Jack in den wenigen Stunden, die wir zusammen waren, getan hatte.
Noch nicht einmal Cora versuchte ich mehr vor all dem zu beschützen. Es war egal wohin man blickte. Überall sah man Leid und den Tod hunderter, unschuldiger Menschen, die in diesen Sekunden ihr Leben verloren. “Was passiert hier?!“, fragte ich Jack panisch.
Das Schiff setzte sich wieder in Bewegung. Die Wellen verschlangen den Luxusdampfer, das Ende war nah „Es ist soweit“, rief Jack und versuchte das Geschrei der panischen Passagiere zu übertönen. „Wenn das Schiff gesunken ist wird uns der Sog nach unten ziehen. Lass nicht meine Hand los, Rose! Versuch so schnell wie möglich nach oben zu schwimmen. Hörst du?“ Ich nickte nur ängstlich, was Jack sofort bemerkte. „Du schaffst das“, ermutigte er mich und wandte sich dann an Cora, die noch immer geschockt in die Tiefe starrte und mit ihren kleinen Fingern die Eisenstäbe umklammerte. „Cora“, sagte Jack ernst und brachte sie dazu, ihn anzusehen. „Dir wird nichts passieren. Wir passen auf dich auf“, versprach er ihr und zeigte auf das Seil zwischen ihnen. „Siehst du. So können wir uns nicht verlieren. Du musst ein allerletztes Mal so tief du kannst Luft holen, wenn ich es dir sage!“ Mit verweinten Augen blickte ihn das kleine Mädchen an. „Aber ich kann nicht mehr!“, rief sie verzweifelt aus, doch Jack schüttelte nur den Kopf. „Klar kannst du!“, widersprach er ihr und griff nach ihrer Hand.
„Ein allerletztes Mal, okay? Du bist so ein tapferes Mädchen.“ Zögernd biss sich die Kleine auf die Lippen und nickte schließlich noch immer bibbernd vor Kälte. Ein kleines Lächeln huschte über Jacks Lippen, doch es verschwand als ihm bewusst wurde wie schnell das Schiff tatsächlich sank. „Oh Gott, oh Gott“, rief ich vor Panik aus und merkte nur am Rande wie Jack meine Hand umfasste und mit der anderen Cora. Ich konnte meinen Blick nicht von dem immer näherkommenden, schwarzen Ozean lösen, ich war wie versteinert. Jacks Ruf war es, der mich in die Gegenwart zurückholte.
„Jetzt!“
Ich holte tief Luft und schloss gleichzeitig die Augen. In der nächsten Sekunde umschloss mich wieder das eiskalte Wasser. Es war wie immer ein Schock. Die Kälte fuhr wie ein Blitz durch meinen Körper. Meine Glieder waren noch immer taub, weigerten sich zu bewegen, doch der Überlebensinstinkt war größer. Jack hatte Recht gehabt. Ich merkte wie wir in die Tiefe gezogen wurden, ich strampelte mit den Beinen, doch es half alles nichts.
Jetzt riss ich die Augen wieder auf, die Kälte reizte, doch ich zwang mich dazu, sie offen zu halten. Verzweifelt versuchte ich etwas zu erkennen… alles war schwarz. Ich wusste nicht einmal wo oben und unten war. Allein Jack war die einzige Orientierung. Ich klammerte mich an seine Hand und trat um mich. Bereits jetzt verlangten meine Lungen nach Sauerstoff, den sie nicht bekamen.
Während die eine Hand Jack umklammerte, suchte die andere etwas, um sich festzuhalten. Vergeblich. Urplötzlich ergriffen mich wieder die unmenschlichen Kräfte des Wassers und rissen mich hinunter in die Tiefe, trennten mich von Jack.
Ich hätte geschrien, wenn ich gekonnt hätte. Doch meinen Lungen fehlte der Sauerstoff. Es wurde wieder schummrig vor meinen Augen, doch dann verlieh Jacks Stimme in meinem Kopf mir neue Kräfte.
„Rose. Schwimm nach oben. Gib nicht auf!! Du wirst nicht sterben! Nicht heute Nacht! Kämpf verdammt!“
Es war mir im Moment egal, ob seine Stimme echt oder Einbildung war. Sie gaben mir Hoffnung und bündelten meine letzten Kräfte.
Dann endlich. Ich schnappte nach Luft. Fast schmerzhaft drang der langersehnte, frische Sauerstoff in meine Lungen, Freudentränen traten in meine Augen, welche aber beinahe auf meinen eisigen Wagen gefroren. Ich zitterte. Vor Kälte aber auch vor Erleichterung. Schluchzend paddelte ich im eiskalten Ozean, um mich herum überall Menschen, die um ihr Leben schwammen. Frauen, die schrien, und Kinder die weinten. Es war schwer die Situation zu begreifen. Alles fühlte sich an wie ein böser Traum und weniger wie die Wirklichkeit. „Rose!“, hörte ich urplötzlich eine Stimme zwischen dem Lärm und dem Geschrei der gefühlt tausend anderen Menschen. „ROSE!“
„Jack!“, hustete ich und paddelte im Wasser umher und suchte mit meinen Augen in dem Menschenmeer nach der einzigen Person, die für mich im Moment von Bedeutung war. „JACK!“
Plötzlich, ich sah es nicht kommen, wurde ich wieder mit dem Gesicht ins Wasser gedrückt. Verzweifelt schlug ich mit meinen Händen um mich, jemand hielt sich an mir fest, ließ mich nicht mehr zu Luft kommen. Meine Kräfte reichten nicht um mich zu befreien, und es kam mir der Gedanke, dass das jetzt das Ende war. Meine Lungen schrien verzweifelt nach Luft. Ich erschlaffte, schaffte es nicht mehr mich zu wehren, doch im nächsten Moment war es wieder vorbei. So schnell wie der Angreifer gekommen war, verschwand er auch wieder. Prustend tauchte ich aus dem Wasser auf und schnappte nach Luft. Ich sah wie Jack dem Typen, der mich als Stütze verwendet hatte, ins Gesicht schlug, woraufhin dieser das Bewusstsein verlor.
Dann griff Jack nach meiner Hand, im anderen Arm hielt er zu meiner Erleichterung noch immer Cora. „Rose! Du musst schwimmen, hörst du mich? Schwimm!“, rief er gegen das anhaltende Geschrei der vielen Menschen an, die wie wir orientierungslos im Wasser um ihr Überleben kämpften. Und ich schwamm. Ich kämpfte wie schon seit Stunden weiter ums Überleben. Doch unsere Chancen standen schlecht. Vielleicht hatten wir eine Stunde. Eher weniger. In der eisigen Kälte würden wir nicht lange überleben. Mit jeder Minute kam der Tod näher, doch anstatt aufzugeben, zwang mich Jack wie schon so oft, weiter zu kämpfen, weiter zu schwimmen und dem Schicksal nicht nachzugeben.
„Es ist so kalt“, zitterte ich, doch Jack zog mich nur am Kragen meiner Schwimmweste weiter, während er in der anderen Hand Cora hielt. „Schwimm weiter!“, schrie er nur gegen den Lärm an und ich gehorchte.
Wenige Minuten später sah ich eine massive Tür im Licht des Mondes auf dem Ozean treiben. „Da!“, rief ich und machte Jack darauf aufmerksam. Wir hatten uns ein wenig von den anderen herumpaddelnden Menschen im Wasser entfernt, die Schreie waren von Minute zu Minute weniger geworden. Als wir das massive Holz der Tür erreichten, hievte Jack die kleine Cora hinauf und half mir ebenfalls darauf zu klettern.
Ich zitterte wie Espenlaub. Die Nacht war klar. Die Luft kalt. Die Temperatur des Wassers schätzte ich auf einige Grad unter dem Nullpunkt, wir würden nicht überleben, wenn nicht in den nächsten Minuten Hilfe käme. Die rettenden Rettungsbote trieben Meter weiter wie kleine Papierschiffchen im Mondlicht auf dem Ozean. Sie waren dennoch zu weit um hinzuschwimmen. Wir waren so nah dran gerettet zu werden.
Ich verstand nicht warum sie nicht zurückkamen, um uns zu retten. Sie ließen uns jämmerlich erfrieren.
Jack stützte sich auf dem Rahmen der massiven Tür auf und hievte sich hinauf. Ich zog ihn am Arm, um ihn in seinem Vorhaben zu unterstützen, doch das Treibgut begann zu kippen. Cora quietschte kurz auf, bevor Jack sein Tun unterbrach, damit sie und ich nicht wieder Kontakt mit dem kalten Wasser haben mussten.
In seinen Augen erkannte ich das blanke Entsetzen über die schier aussichtslose Situation. Dann wurden seine Züge weicher, so als würde er es akzeptieren. Den unvermeidbaren Tod. Ich wurde panisch und griff nach Jacks Hand. Sie war eiskalt, genauso wie meine. Er bemerkte meinen Blick und setzte ein gezwungenes Lächeln auf.
Langsam legte er seine Arme auf dem morschen Holz ab und nahm meine Hände zwischen seine. Er platzierte einen Kuss darauf, doch als er schließlich sprach, war er kaum fähig, ein ganzes Wort herauszubringen, ohne vor Kälte am ganzen Körper zu beben.
„Ro-se, d-d-du musst dich bewegen.“ Er begann damit seine Hände an meinen zu reiben, um die Wärme in meinen Körper zurückzubringen, doch seine ruckartigen Bewegungen schmerzten einfach nur.
Ich hielt ihn fest und für einen Moment blickten wir uns einfach nur in die Augen. „Jack-du musst, d-du…“, ich schluckte und langsam, quälend langsam erreichte die Erkenntnis, den Teil meines Gehirns, der endlich realisierte, dass wir sterben würden. Die eisige Kälte des Wassers hatte selbst meine Fähigkeit des Denkens eingeschränkt.
Wir hatten so hart gekämpft, doch am Ende war alles umsonst gewesen. Wir waren an dem Punkt angelangt, an dem wir nicht mehr gegen das Universum ankämpfen konnten. Es war unser Schicksal an dem heutigen Tag hier im eiskalten Ozean zu erfrieren.
„Ich li-liebe dich, Jack“, fuhr ich fort und hielt weiterhin seine Hände fest.
„Hey, lass das sein. Fang nicht an, dich zu verabschieden. Noch nicht, hast du mich verstanden?““
Mein Kinn ruhte auf seinem Arm, während Cora sich mindestens genauso bibbernd an meine Seite kuschelte. Jack hielt mit seiner freien Hand die Hand des Mädchens.
„Mir ist so kalt“, zitterte ich und schloss die Augen. Jede noch so kleine Faser meines Körpers schmerzte. Es kam mir alles so sinnlos vor. Wir würden sterben.
„Hör zu, Rose“, begann Jack und zwang mich, ihm in die Augen zu blicken, Er platzierte einen weiteren Kuss auf meine Handfläche. „Du wirst gerettet. Du wirst weiterleben. Du wirst später ein Haufen Babys kriegen. Du wirst sie aufwachsen sehen und, u-und du wirst als alte, als alte Frau, friedlich in deinem Bett sterben. Nicht hier, ni-nicht heute Nacht. Nicht so, hast du mich verstanden?“
Ich schloss wieder meine Augen. Seine Worte rissen ein Loch in mein Herz. Alles war taub, ein einziger Eisklumpen und ich fragte mich warum mein Herz noch nicht aufgehört hatte zu schlagen.
Ich wusste nicht wie lange wir bereits im Wasser waren. Aber eindeutig zu lang.
Jack wollte, dass ich überlebte, weitermachte und mich dem Leben stellte. Doch er hatte nicht von sich gesprochen. Immer und immer wieder hatte er ‚du‘ gesagt.
DU wirst gerettet
DU wirst weiterleben
Mit keinem Wort hatte er sich erwähnt. In meinem Inneren tobte ein Sturm.
NEIN! NEIN! NEIN!
Doch ich hatte keine Möglichkeit, darauf zu reagieren. Ihn anzuschreien und ihm klar zumachen, dass ich ohne ihn nicht konnte. Ich war einfach zu schwach.
„Ich spüre meinen Körper nicht mehr“, flüsterte ich stattdessen und meine Zähne klapperten unaufhaltsam in der Stille der Nacht. Neben unserem Zittern und Bibbern war nur noch wenig zu hören. Die Schreie wurden leiser, schwacher. Gespenstige Stille herrschte plötzlich über dem mondbeschienenen Ozean und ich wusste, was das bedeutete. Die Menschen starben. Von Minute zu Minute wurden es mehr. Das wunderschöne Glitzern des Mondes auf der ruhigen Wasseroberfläche ließ kaum erahnen, dass hier vor wenigen Minuten noch eine schreckliche Katastrophe passiert war.
„Diese Fahrkarte zu gewinnen war das Beste, das Allerbeste was mir je passiert ist“, fuhr Jack fort und ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder ihm zu, „Sie hat mich zu dir gebracht. Und dafür bin ich sehr dankbar, Rose. Sehr dankbar…“ Er richtete sich ein Stück auf, sodass unsere Köpfe auf einer Höhe waren. Ich spürte seinen eisigen Atem auf meinem Gesicht.
„Du, du musst mir diese Ehre erweisen…du musst mir versprechen, dass du überleben wirst. Dass du nicht aufgeben wirst, ganz gleich was passiert. Ganz gleich wie hoffnungslos es ist. Versprich es mir, Rose. Und vergiss dieses Versprechen niemals“
„Ich verspreche es“, flüsterte ich ohne lange zu überlegen.
Meine Stimme brach. Hätte ich noch Kraft gehabt, wäre ich in Tränen ausgebrochen, doch selbst dafür fehlte mir die Kraft. Eine einzelne Träne rollte mir über die Wange, welche von Jacks Fingerkuppe aufgefangen wurde, als er über meine Wange strich.
„Vergiss es nie!“, ermahnte er mich und ich nickte leicht, soweit es die Schmerzen in meinem Nacken zuließen.
„Ich werde es nie vergessen, Jack. Ich werde es nie vergessen“
Jack blickte hinüber zu Cora, die die Augen geschlossen und sich an meine Seite gekuschelt hatte.
Jack platzierte auch einen Kuss auf ihrem Handrücken, woraufhin die Kleine die Augen öffnete.
„Du musst mir einen Gefallen tun, Cora. Machst du das für mich?“
Er wartete, bis sie ihn unter ihren dunklen Augen ansah und nickte. „Du passt auf Rose auf, hast du verstanden Cora? Du musst dafür sorgen, dass sie keine Dummheiten macht. Sorge dafür, dass sie ihr Versprechen hält“ Cora nickte wieder, enthusiastischer diesmal und ich lächelte leicht, während ich immer noch auf Jacks Arm ruhte.
Ich spürte seine Lippen auf meinem vereisten Haar und schloss erschöpft die Augen.
Irgendwann, ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, drehte mich auf den Rücken in Richtung der Sterne, während meine eine Hand immer noch mit der von Jack verwoben war. Im anderen Arm hielt ich Cora. Das Mädchen war immer noch an meine Seite gekuschelt, doch sie zitterte unaufhörlich. Sie hatte die Augen geschlossen. Ich blickte in Richtung Himmel, und begann das Lied zu summen, welches ich zusammen mit Jack nach der Party der dritten Klasse auf Deck gesungen hatte. Das Funkeln der Sterne, welche augenblicklich Erinnerungen an diesen Abend auslösten, beruhigten mich.
“…Come Josephine in my flying machine
Going up she goes
Up she goes…”
In der nächsten Sekunde bemerkte ich eine Sternschnuppe über den Himmel huschen und ich dachte an Jacks Worte von diesem Abend. „Jedes Mal, wenn du eine Sternschnuppe siehst, bedeutet das, dass gerade eine Seele in den Himmel kommt.“
Ich wurde je aus meinen Gedanken gerissen, als ich urplötzlich Rufe vernahm.
Sie wurden immer lauter und lauter.
Benommen drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der ich die Stimmen vermutete und wurde in der nächsten Sekunde von einem Suchscheinwerfer geblendet. Meine vereisten Haare knirschten bei der Bewegung. Ich fühlte mich wie benommen. Ich war so müde.
„Ist hier noch irgendjemand am Leben? Kann mich irgendjemand hören?“ Die Stimmen der Schiffsbesatzung, die in einem der Rettungsbote augenscheinlich nach Überlebenden suchte, drangen nur langsam zu mir durch. Es war mehr ein Raunen in meinen Ohren, als verständliche Worte.
„Jack“, sagte ich den Namen meines Retters. Meine Stimme war dünn, kaum mehr als ein Flüstern. Er reagierte nicht. „Jack“, rief ich jetzt, meine Stimme gewann an Stärke, und ich bewegte unsere noch immer verschlungenen Hände. Cora neben mir stöhnte leicht auf, als ich mich aus der Umarmung befreite und mich auf den Bauch drehte, um nach Jack zu sehen. Er rührte sich nicht.
Seine Augen waren geschlossen.
Er schien zu schlafen. „Jack“, versuchte ich ihn zu wecken und schüttelte seinen Arm erneut, energischer nun. Erst jetzt merkte ich, dass seine Haut kälter und härter war, als zuvor. Sein Gesicht war vereist. Er war wunderschön, doch er wirkte mehr wie eine Statue, als ein lebendiger Mensch. Als er immer noch nicht reagierte, bekam ich es mit der Angst zu tun. „Jack, wach auf! Da ist ein Boot, Jack. Du musst aufwachen!“ Ich rüttelte kräftiger an seinem Arm, berührte sein Gesicht, doch es folgte immer noch keine Reaktion. „Jack!“
Cora begann sich neben mir zu rühren. „Rose, das Boot dreht. Es fährt weg.“ Ihre Stimme klag brüchig.
Ich wusste, dass sie Recht hatte, als das Scheinwerferlicht suchend weiter über die Wasseroberfläche glitt und das Boot mit der rufenden Besatzung abdrehte. Wir wurden wieder in Dunkelheit getaucht.
„Jack“, versuchte ich ein letztes Mal und meinen Lippen entfuhr ein Schluchzen. Nein, er durfte nicht tot sein! Er konnte mich doch hier nicht alleine lassen. Was sollte ich denn tun, ohne ihn?
Ich hatte keine Kraft mehr. Meine Hand lag auf seiner, bevor ich meinen Kopf leicht drehte und dem Rettungsboot hinterherblickte, welches sich immer weiter von uns entfernte.
Es war vorbei. Jack war tot und ich fühlte mich noch schwächer und leerer als zuvor.
Die Erkenntnis über sein Ableben brach mein tief gefrorenes Herz in tausende von Teilchen, welche nie wieder zusammengesetzt werden konnten. Was hatte das Leben jetzt noch für einen Sinn?
Ergeben bettete ich meinen Kopf auf Jacks eis gefrorenen Arm und zog Cora wieder eng an meine Brust. Selbst das Zittern hatte das kleine Mädchen eingestellt. Sowohl sie als auch ich hatten selbst dafür keine Kraft mehr. Ich drückte meine Lippen gegen ihren vereisten Lockenkopf und schloss die Augen.
Einige Sekunden nachdem ich die Augen geschlossen hatte, packte mich plötzlich neuer Lebenswille und wir wurde bewusst, dass ich nicht einfach aufgeben konnte. Ich hatte es Jack versprochen.
„Komm zurück!“, krächzte ich dem Rettungsboot hinterher, doch meine Stimme war nicht laut genug, um gehört zu werden. „Komm zurück!“, probierte ich ein weiteres Mal, doch nichts passierte. Das Rettungsboot drehte nicht, sondern entfernte sich nur immer weiter von uns. „Komm zurück! Komm zurück!“
Ich musste auf uns aufmerksam machen, jetzt. Sonst würden wir beide tatsächlich in der eisigen See des Atlantiks erfrieren. Jack hätte das nicht gewollt.
Ich blickte wieder zu Jack und schluchzte. Ihn loszulassen war schwerer, als jede Entscheidung, die ich in meinem Leben bisher getroffen hatte. Doch ich musste mein Wort halten und ihm seinen Wunsch erfüllen. Der Wunsch, dass wir diese Nacht überlebten.
Ich griff nach seiner Hand und es erforderte einiges an Kraft seinen eisigen Griff um mein Handgelenk zu lösen. Schlussendlich schaffte ich es und platzierte einen Kuss auf seiner Haut, bevor ich seine tote Gestalt ins Wasser gleiten ließ.
„Ich werde es nie vergessen. Ich verspreche es“, versicherte ich ihm mit einem Flüstern und ließ ihn schweren Herzens los.
Sein toter Körper versank in der schwarzen See und ich blickte ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war.
Ein weiteres Schluchzen ertönte aus meiner Kehle und einzelne Tränen, welche sich heiß auf meiner unterkühlten Haut anfühlten, rollten meine Wange herunter.
„Cora?“, rüttelte ich das Mädchen an ihren Schultern wach, welche sich nur kurz regte und schließlich erschöpft die Augen öffnete.
„Halt dich fest“, befahl ich ihr mit bestimmter Stimme. Wir wurde klar, dass ich nicht mehr viel Zeit haben würde, bevor das Rettungsboot endgültig außer Hörweite war. Und damit wäre unser Schicksal besiegelt.
Mein Blick glitt zu einem Mann mittleren Alters, welcher sich an einen Klappstuhl geklammert hatte. Auch er war bereits tot, allerdings steckte zwischen seinen Lippen eine Trillerpfeife und ich wusste, dass das unsere letzte Chance war, gerettet zu werden.
Vorsichtig, damit Cora nicht hinunterfiel, glitt ich zurück ins eisige Wasser, doch ich spürte kaum einen Unterschied, so unterkühlt war ich bereits. Es kostete mich unglaublich viel Kraft die paar Meter hinüber zu dem Mann zu schwimmen, meine Rettungsweste sorgte dafür, dass ich nicht unterging.
Zittrig streckte ich meine Hand nach der Trillerpfeife aus, steckte sie zwischen meine Lippen und stieß einen langanhaltenden, zittrigen Pfiff aus. Immer und immer wieder. Und das Rettungsboot… es drehte.
…
Die Carpathia traf schließlich um kurz nach 4 Uhr am Unglücksort ein und holte die 712 Überlebenden an Bord. An Bord saß ich zusammen mit Cora in einer Decke gehüllt auf dem Deck des Schiffes, während wir mit heißen Getränken versorgt wurden.
Ich erblickte plötzlich Cal, dessen Blick suchend durch die Reihen der Überlebenden der dritten Klasse glitt. Ich versteckte mich in meiner Decke, während ich Cora schützend zu mir zog. Ich wollte nicht von ihm entdeckt werden.
Das war das letzte Mal, dass ich Cal Hockley in meinem Leben gesehen hatte.
…
New York begrüßte uns mit einem kräftigen Regenschauer. Meine Haare klebten mir im Gesicht, doch das machte nichts, während ich hinauf zur Freiheitsstatue blickte. Mit einem Arm hielt ich Cora fest, welche sich an mein Bein klammerte.
Es war Jacks und mein Plan gewesen, zusammen nach New York zu gehen und neu anzufangen. Jetzt war ich hier, doch ohne ihn. Ich war so in meinen Gedanken versunken und gleichzeitig noch so traumatisiert, dass ich den Schiffsoffizier erst wahrnahm, als er neben mir stand. Er hielt einen Regenschirm und eine Liste in der Hand und fragte nach unseren Namen.
Langsam drehte ich meinen Kopf und blickte ihm ins Gesicht. „Dawson. Rose und Cora Dawson“, erwiderte ich ohne nachzudenken. Ich bekam nicht mehr mit, wie sich der Offizier bedankte und weiterlief. Mein Blick glitt wieder hinauf zu der Freiheitsstatue, bevor ich meine Hand, welche nicht auf Coras Schulter lag in der Tasche meines Mantels vergrub.
Ich spürte etwas Kaltes, schweres unter meinen Fingern und zog es heraus, Und was ich dort in den Händen hielt war das Herz des Ozeans.
…
Wie es Jack vorhergesagt hatte, starb ich im Alter von 100 Jahren in meinem eigenen Bett. Und es war dieselbe Nacht, in der ich zu Jack zurückkehrte.
Mein Weg führte mich zu der Stelle, an der die Titanic 1912 zusammen mit Jack und 1.494 Menschen gesunken war. Hinunter auf den schwarzen Meeresgrund, wo das Schiff seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Ich schritt leichtfüßig die Gänge entlang, die in neuer Schönheit erstrahlten. Grelles Sonnenlicht schien durch die großen Fenster. Es war alles so, wie ich es in Erinnerung hatte.
Ich bog um eine Ecke in Richtung des großen, prunkvollen Treppenhauses, wo mir bereits die doppelte Flügeltür von einem Besatzungsmitglied im Anzug aufgehalten wurde.
Im Herzstück der Titanic erwarteten mich bereits lächelnd die bei der Tragödie verstorbenen Besatzungsmitglieder und Passagiere des Traumschiffes. Sie nickten mir zu, grüßten. Tommy und Fabrizio strahlten mich von der Seite aus an.
Ich schritt weiter den Weg entlang bis ich am Fuß der Treppe zu Mr. Andrews hinaufblickte, der mich ebenfalls anlächelte.
Dann sah ich ihn. Jack. Er stand mit dem Rücken zu mir vor der aufwendig geschnitzten Uhr unter der Glaskuppel. Er trug ein dunkles Hemd und seine Trägerhose, welche ich so sehr an ihm liebte. Im nächsten Moment drehte er sich zu mir um und streckte mir seine Hand entgegen. Er war so wunderschön.
Er hatte auf mich gewartet. Und ich hatte mein Versprechen gehalten. Ich hatte wieder geheiratet und eine Tochter bekommen. Cora hatte ich wie mein eigenes Kind aufgezogen, hatte meinen beiden Töchtern dabei zugesehen, wie sie selbst zu Erwachsenen wurden. Ich war wieder glücklich geworden. Und jetzt nach stolzen 100 Jahren konnte ich mich von dieser Welt verabschieden und zu Jack zurückkehren.
Voller Vorfreude ergriff ich seine Hand, unsere Finger sofort fest umschlungen. Dann standen wir uns endlich gegenüber. Wir grinsten uns an, bis sich Jack zu mir hinunter beugte und unser Wiedersehen mit einem leidenschaftlichen Kuss besiegelte. Ich war endlich daheim.
Ende
Ich finde den Film perfekt, so wie er ist. Deshalb habe ich kein anderes Ende gewählt.
Die Kurzgeschichte diente ursprünglich als Übung, um spannend schreiben zu lernen;)
Sie ist ein REUPLOAD, da ich sie vor einigen Jahren schon einmal hochgeladen, aber abgebrochen hatte.
Ich hoffe es hat euch gefallen und ich würde mich sehr über Feedback freuen.
Ergänzungen zum Disclaimer:
Die Idee von 'Titanic' gehört mir natürlich nicht. Die Szenen entsprechen denen des Films.
Auch die ergänzten Szenen entsprechen den 'Deleted-Scenes' des Films, grundsätzlich habe ich die Szenen wortgetreu übernommen! Somit stammen von mir lediglich Rose' Gedanken und die Ausschmückungen, sowie die Ergänzungen der Storyline durch Cora, als dritte Protagonistin.
R.I.P. the 1.495 people who had died in that night and the 712 people who had lost their beloved ones.
You will never be forgotten.
You will never be forgotten.