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Missed Opportunities

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P16 / Gen
Ellen Bannenberg Nikolas Heldt
25.03.2020
07.01.2022
4
14.730
12
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Dieses Kapitel
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25.03.2020 1.942
 
Hallo ihr Lieben!
Durch coronabedingte Langeweile schaue ich gerade mal wieder Heldt und da ist mir die Idee zu diesen One-Shots gekommen.
Ich hoffe, ihr habt Freude daran!
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Staffel 6, Folge 3

Heldt und Korthals sitzen mir gegenüber und berichten über den Stand der Ermittlungen gegen den Anabolika-Dealer. Ich sitze auf meiner Seite des Schreibtisches und sehe Nikolas unumwunden an. Unsere Unterhaltung, die wir ein paar Stunden zuvor geführt haben, geht mir nicht aus dem Kopf. Er flirtet mit mir. Und ich mit ihm. Eigentlich nutzen wir jede Gelegenheit, die wir alleine haben.

Nikolas steht in meiner Tür, Grün ist schon raus gestampft.
„Ehm, wie war eigentlich Emilys Theateraufführung? Kam es noch zum grande Kussfinale?“
Ich stutze für einen Moment. War ich eben so offensichtlich? Ich entschließe mich, die sichere Distanz und den Schreibtisch zwischen uns für eine gewagtere Antwort zu nutzen, als ich sie geben würde, stünde er näher bei mir: „Also, ich sag mal so. Nach dem, was ich da gestern Abend gesehen habe, werde ich die beiden auf gar keinen Fall alleine zu Hause lassen!“
„So wild?“
Seine Augen blitzen und er beißt sich leicht auf die Unterlippe.
„Hm“ Nein, eigentlich gar nicht so wild. Wild war eher meine Phantasie angesichts des völlig ereignislosen Kusses. Meine Gedanken waren sofort bei Nikolas. Mit ihm wäre dieser Kuss nicht so unschuldig geblieben. Aber aus mütterlicher Sicht bin ich natürlich froh, dass es auf der Bühne so harmlos war.
„Können Sie mir das vielleicht mal zeigen?“
„Nur in Ihren Träumen, Heldt.“ Und in meinen. Tagsüber. Nachts. Bei Gericht. Zu Hause.
„Da sowieso. Die ganze Zeit!“
Oh Gott. Ellen. Bleib. Auf. Deinem. Stuhl. Sitzen. Bleib. Cool.


Korthals sagt irgendwas und unterbricht damit Nikolas‘ und meinen Moment. Ich fertige ihn mit einer kurzen Antwort ab, nur kurz kommt mir der Gedanke, dass er, im Gegensatz zu Nikolas und mir, hier seinen Job tut.
Nikolas sieht mich wieder an, schelmisch, auffordernd und sorglos. Kann Korthals nicht einfach gehen? Ich möchte ihm wirklich nicht seine Unschuld rauben, aber ich weiß nicht, wie lange meine Phantasien über Nikolas noch Phantasien bleiben.
Zumal er ja jetzt Single ist. Endlich. Dieses Intermezzo mit Julia Tietz vor einigen Monaten hat wirklich nicht zu meiner Laune beigetragen. Wie sie sich überall eingemischt hat, in unsere Fälle, meine Arbeit, Nikolas‘ Leben...
Korthals und Nikolas stehen beide auf und wenden sich zum Gehen. Habe ich die Besprechung beendet? Anscheinend. Korthals geht schnellen Schrittes aus dem Raum und murmelt währenddessen, welche Ansätze er als nächstes verfolgen will.
Und Nikolas? Der lässt sich Zeit. Geht in aller Ruhe in Richtung Tür, die jetzt hinter Korthals ins Schloss fällt.
„Heldt?“, rufe ich, der Unterton fragend.
„Hm?“ Er dreht sich wieder zu mir um und macht ein paar Schritte auf mich zu. Ich stehe mittlerweile neben meinem Schreibtisch und brauche jetzt natürlich einen Grund, warum ich ihn zurück gerufen habe. Und das ist gar nicht mal so einfach. Sage ich jetzt etwas völlig fallbezogenes, dann bringe ich unseren Flirt ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen. Kollegiale Zusammenarbeit, Professionalität und Fallorientierung. Flirte ich allerdings jetzt mit ihm weiter, nachdem Korthals den Raum verlassen hat und die Situation klar vorbei ist, dann überschreite ich unsere Grenze, gehe in unseren Sicherheitsabstand. Und nicht mal Gott weiß, was dann passiert.
Und es ist gar nicht mal so leicht, diesen doppeldeutigen Unterton beizubehalten, wenn nicht mehrere Meter zwischen Nikolas und mir liegen oder mindestens eine weitere Person im Raum ist. Mein erster Impuls ist, den sicheren Weg zu gehen. Eine flapsige Aussage wie: „Legen Sie sich nicht mit dem Anabolika-Dealer an, der hat im Zweifelsfall die größeren Muskeln“ wäre ein klares Signal, nicht mehr als ein üblicher Kommentar, sehr leicht als Sorge der Vorgesetzten zu interpretieren.
„Frau Bannenberg?“, fragt Nikolas nach, als ich nicht weiter spreche. Sein offizieller Tonfall verrät mir, dass er auch nicht genau weiß, was das hier sein soll. Er bleibt sprachlich auf Distanz, steht räumlich allerdings zu nah bei mir, als das man es noch als berufliche Unterredung bezeichnen könnte. Ich habe mal Dr. Holle gefragt, woher sie so früh wusste, dass da etwas zwischen Nikolas und mir ist. Zugegebenermaßen nach ein paar Wein auf der Weihnachtsfeier, ansonsten hätte ich vermutlich die Courage nicht gehabt. Ihre Antwort war ernüchternd. „Sie stehen fast immer im persönlichen Bereich des Anderen, egal ob Sie wütend sind, etwas anschauen, sich unterhalten. Und für zwei Personen, die andere gerne auf Abstand halten, ist das schon sehr bemerkenswert“
„Was...“, setze ich an und unterbreche mich selbst. Was will ich denn jetzt fragen? Und Herrgott, ich muss mich wirklich mal am Riemen reißen. Es ist ja nun wirklich nicht so, als wäre das hier mein erster Kuss oder Sex.
Er steht inakzeptabel nah vor mir. Eine Armlänge maximal. Nicht hilfreich, wenn man, wie ich, gerade sehr lebendige Erinnerungen an Sex mit Nikolas Heldt hat. Diese Nacht, als Stefan gestorben ist, ich war völlig auf Autopilot, habe mich um Emmi gekümmert, getan, was getan werden musste, war völlig taub. Bis ich ihn gesehen habe, er mich in den Arm genommen hat, mich festgehalten hat. Absolut ohne jede sexuelle Absicht, er war einfach nur da. Bis ich ihn geküsst habe. Mir fehlt ein passenderer Vergleich, aber es hat sich angefühlt, wie nach einem kalten Wintertag in die Wohnung zu kommen, die tauben Finger fangen erst an zu kribbeln und dann breitet sich Wärme im ganzen Körper aus. Und dieser Mann weiß ganz genau, was er dafür tun muss. Seine Hände...
„Ellen?“ Eben diese Hände sind jetzt auf meinen Schultern, sein Verwirrung ist evident, ich muss ein seltsames Bild abgeben, wie ich da vor ihm stehe, schweigend und seltsam entrückt in die Ferne sehe.
„Was sind denn das für Träume, die Sie da von mir haben?“, frage ich. Ein ganzer Satz, kohärent formuliert und verbalisiert.
Ich sehe, wie bei ihm der Groschen fällt. Nein, ich bin in keiner Situation, in der ich seine Hilfe brauche, keine Gefahr oder sonst was. Nikolas weiß genau, welchen Effekt er auf mich hat, im besten Fall, weil ich diesen Effekt auch auf ihn habe und lächelt mich an. Ein volles, ehrliches, aber auch überraschtes Lächeln.
„Wollen Sie das wirklich wissen?“
Gibt er mir da gerade die Chance, noch in Würde den Rückzug anzutreten, oder will er mich damit necken, hören, wie ich ihn darum bitte?
„Naja, wenn Sie das schon so angeteasert haben“ Ich gebe mich nonchalant und versuche, die verlorene Oberhand zurück zu gewinnen.  
Ich sehe, wie Heldt kurz schluckt, sich im Bruchteil einer Sekunde sammelt und bin froh, nicht die Einzige zu sein, die Mühe hat, die Fassung zu wahren. Er senkt seinen Kopf und sein Mund ist genau neben meinem rechten Ohr, ich spüre seinen warmen Atem, der mich kitzelt und lasse automatisch meinen Kopf zur anderen Seite fallen, exponiere meinen Hals.
Wir wissen beide, dass es eher Sekunden als Minuten sind, bis wir uns küssen werden, aber genießen beide dieses Geplänkel, dieses Vorspiel viel zu sehr, um irgendwas zu überstürzen.
„Mein Lieblingstraum von Ihnen...wir stehen in Ihrem Büro, alleine, nach Feierabend. Sie ärgern sich über eine Aktion von mir, Sie sind wütend und lassen es raus, dienstrechtliche Konsequenzen und so...“
Während er spricht verharren seine Lippen über meinem Ohr, aber berühren meine Haut nicht. Seine Hände bleiben auf meinen Schultern, er fasst mich absichtlich nur dort an, er weiß, genau, dass mich das Gefühl seiner Hände auf meinem Körper wahnsinnig macht.
„Da war ja das Theaterstück meiner Tochter wirklich spannender“, werfe ich ein. Ein Versuch, ihn aus der Reserve zu locken. Er trifft hier wissentlich oder unwissentlich den Nagel auf den Kopf. Wie oft habe ich mir vorgestellt, ihn in solchen Situationen einfach zu küssen, meistens aus einer Mischung aus Erleichterung, dass alles gut gegangen ist und Wut über diese unnötige Diskussion heraus.
„Dabei kommen Sie mir näher, bis wir fast Fußspitze an Fußspitze stehen, ihr Puls ist erhöht, ihre Atmung kommt schneller, Sie greifen in Ihre Haare, streichen Sie aus dem Gesicht, Ihre Frisur löst sich auf und dann sagen Sie: ‚Ach zur Hölle mit den Regeln‘ und...“
„Daran merkt man, reines Wunschdenken, Ihr Traum“, bemerke ich spitz und öffne die Augen. Ich hatte meine Augen geschlossen? Stand ich gerade mehrere Sekunden vor Heldt, absolut untätig, die Augen geschlossen, alle meine Sinne nur auf seinen Mund, seine Stimme und seine Hände konzentriert? Möglich.
„Achja?“
Seine Hände wandern meine Schulterblätter entlang auf meinen Rücken, nur seine Fingerspitzen berühren mich und ich spüre ihn überdeutlich durch mein sommerliches T-Shirt.
„Ja. Ich würde dir eine viel längere Standpauke halten und dir dabei sicher nicht so nah kommen. Ein Tisch zwischen uns ist da meistens sehr hilfreich“
Nikolas sieht mich triumphierend an. Ich habe gerade praktisch zugegeben, dass ich während unserer Auseinandersetzungen über ihn phantasiere.
Unsere Augen treffen sich und ich sehe neben seinem üblichen Schalk auch Zweifel und ein wahnsinniges Verlangen in ihnen. Wenn wir jetzt hier weiter machen, dann können wir uns nicht mehr einreden, es sei dienstlich gewesen, wie bei der Paartherapie, oder in einem emotionalen Ausnahmezustand. Das ist dann gewollt. Absichtlich herbeigeführt. Geradezu mit Vorsatz. Wir nicken uns beide fast unmerklich zu, ja, das ist, was ich will.
Und ich kann beim besten Willen nicht sagen, wer wen zuerst geküsst hat. Aber plötzlich ist meine eine Hand an seinem Hinterkopf, meine andere auf seinem Hinten und seine Lippen auf meinen. Es fühlt sich fantastisch an. Seine Hände wandern über meinen Körper, er weiß genau, wo er mich anfassen muss, um meine Knie noch weicher werden zu lassen und schiebt mich gegen die Wand meines Büros.
Unser Kuss wird tiefer, man könnte fast glauben, wir hätten da was aus den vergangenen Jahren aufzuholen. Ich versuche, ihn noch näher zu mir zu ziehen, noch mehr von ihm zu spüren und Nikolas drängt sich mir entgegen. Dieser Kuss war nie zurückhaltend und vorsichtig, aber es reicht trotzdem nicht mehr. Meine Hände wandern unter Nikolas‘ T-Shirt, berühren seine weich Haut, gleiten über seine Brust und seinen Bauch. Ist er muskulöser geworden? Dünner? Ich versuche, jeden Zentimeter seines Oberkörpers zu berühren und zu memorieren. Zwischen uns fällt kein Wort, nicht mal, als wir kurz voneinander lassen, um Luft zu holen. Ich schlinge mein linkes Bein um seine Hüfte, meine High Heels gleichen unseren Größenunterschied annähernd aus und Nikolas hebt mich vollständig hoch, jetzt bin ich ein paar Zentimeter höher als er, eine ungewohnte Perspektive. Mein Zopf ist lange passé und Nikolas streicht mir die Haare aus dem Gesicht zurück die herunterfallen, wenn ich meinen Kopf neige, um ihn zu küssen. Seine Lippen verlassen meine und mir entweicht ein kleiner, frustrierter Laut. Ich muss nicht die Augen öffnen um zu wissen, dass er grinst. Sein Bart streicht an meinem Kiefer entlang und hinterlässt ein Kribbeln auf meiner Haut. Meine Fingernägel kratzen leicht über seine Kopfhaut während meine Finger haltsuchend durch seine Haare gleiten.
„Ellen!“, bringt er hervor und seine Lippen sind wieder auf meinen, verlangender als zuvor und der Kuss geht mir durch und durch. „Nikolas“ Ich beschließe, mich zu revanchieren, küsse sanft seinen Hals und massiere weiter seine Kopfhaut, mache eine mentale Notiz, mir war nicht bewusst, wie intensiv er darauf reagiert. Seine Knie geben ein wenig nach und ich löse meine Beine von seinen Hüften, stehe wieder selbstständig.
„Jaja, Mama“, höre ich die belustigte Stimme meiner Teenie-Tochter.
Nikolas und ich drehen gleichzeitig unseren Kopf in ihre Richtung und schauen sie entgeistert an. Wie ist sie unbemerkt in mein Büro gekommen? Wie lange steht sie schon da?
„Wie war das gestern noch? Man soll sich zurückhalten mit Küssen in der Öffentlichkeit?“
Anscheinend bin ich gerade in flagranti von meiner eigenen Tochter erwischt worden, wie ich mit Nikolas in meinem Büro rummache.
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