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No more bets - Zwischen den Zeilen 3

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Gen
16.03.2020
21.09.2023
89
205.803
29
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Dieses Kapitel
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18.09.2023 1.974
 
Samu

Mit geschlossenen Augen und beiden Händen an die Fliesen der großräumigen, offenen Dusche gepresst, ließ ich nun schon eine ganze Weile das heiße Wasser über meinen Körper laufen. Vor meinem inneren Augen blitzten immer wieder kleine Flashbacks von diesem grandiosen Konzert auf. Wir hatten als Band so viel Spaß auf der Bühne. Und nicht nur dort, auch hinter der Bühne verstanden wir uns super. Ich war so unendlich froh und dankbar, dass wir es geschafft hatten, uns wieder zusammenzuraufen. Ich hätte es nicht ertragen, wenn ich meine Freunde und damit meine Band verloren hätte. Und diese Tour schweißte uns noch mal ein bisschen mehr zusammen. Kaum zu glauben, dass wir schon die Hälfte hinter uns hatten. In eineinhalb Wochen würden wir in Berlin schon unsere letzte Show haben. Obwohl mich der Gedanke ein wenig wehmütig stimmte, freute ich mich doch auch jetzt schon auf die Zeit danach. Denn dann würde ich mit Sarah nach Hause fliegen und ein ganz neuer Abschnitt würde auf uns warten.
Während ich so völlig versunken vor mich hin träumte, legten sich plötzlich zwei Hände von hinten auf meine Brust und ein nackter Körper schmiegte sich an meinen, während zeitgleich eine mir nur zu bekannte Stimme sagte: „Wartest du schon lange?“
Erschrocken zuckte ich zusammen und fuhr herum.
„Nadja, sag mal spinnst du jetzt völlig?“, brüllte ich sie an und schob sie von mir weg.
Ihre roten Haare hochgesteckt, stand sie splitterfasernackt vor mir und starrte mich ihrerseits erschrocken an.
„Wieso denn? Du wolltest doch, dass ich dir nachkomme“, blaffte sie in ihrer unvergleichlichen Art zurück.
Was bitte lief den hier jetzt plötzlich für ein schräger Film ab?
„Äh, nein!?!!“, wütend drehte ich das Wasser zu und fischte mein Handtuch vom Haken neben der Badezimmertür, „Wie kommst du auf so einen Scheiß?“
Statt mir, wickelte ich ihr das Handtuch um, packte sie am Oberarm und schob sie durch die offene Tür in meine Garderobe.
Ihre Klamotten lagen mitten im Raum auf dem Fußboden.
„Zieh dich bitte sofort wieder an!“
„Man, was soll das denn?“, zappelte sie herum, riss sich los und wirbelte herum, „Ich versteh dich nicht, eben gerade hast du mir da drüben eindeutig zu verstehen gegeben, dass ich dir hinterher kommen soll.“
Sie zeigte auf die Wand zu ihrer linken, wo sich ein paar Wände weiter in dieser Richtung der Aufenthaltsraum befand.
„Das habe ich ganz sicher nicht getan!“, ich wandte mich ab, um mir aus meinem Spind meine bereitgelegte frische Unterhose zu holen. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was sie meinte.
„Du hast mich angegrinst und mir zu gezwinkert. Das war ja wohl eindeutig“, beharrte Nadja weiter darauf, ich hätte sie in irgendeiner Weise mit meinem Verhalten hierher gelockt. Und für was denn? Für ein Schäferstündchen? Drehte sie jetzt völlig durch?
„Ich würde sagen, das hast du dir eindeutig eingebildet“, eilig schlüpfte ich in meine Boxershorts und drehte mich dann wieder zu ihr um.
„Ganz sicher?“, fragte sie provokant, ließ das Handtuch zu Boden fallen und entblößte erneut ihren nackten Körper.
„Komm jetzt lass den Scheiß und zieh dich an“, verlangte ich mit Nachdruck.
Doch es schien sie gar nicht zu interessieren, was ich wollte, oder in dem Fall eher, was ich auf keinen Fall wollte.
„Bist du dir ganz sicher?“, wiederholte sie sehr lasziv ihre Frage und kam langsam auf mich zu.
„Es reicht!“, brüllte ich sie an und sie blieb erschrocken stehen.
Schnell schnappte ich mir ihre Klamotten vom Boden und drückte sie ihr gegen die Brust. Reflexartig hob sie ihre Hände und hielt sie fest.
„Jetzt gehst du echt zu weit. Zieh dich an!!“
Mit einem Gemisch aus Trotz und Wut funkelte sie mich an, ging ohne ihren Blick von mir abzuwenden zum Sofa und ließ ihre Sachen demonstrativ auf die Sitzfläche fallen, vermutlich nur, um mir nochmal ihre Reize zu zeigen.
„Und wieso war dann deine Tür nicht abgeschlossen, he?“, hektisch fummelte sie zwischen ihren Sachen herum.
„Was?“, ich warf die Arme in die Luft, „Meine Tür ist nie abgeschlossen und ich konnte ja nicht ahnen, dass du hier so etwas abziehst.“
Oder hätte ich das ahnen müssen?
Gestresst blies ich die Backen auf und stieß anschließend lange die Luft aus meinem Körper. Vollkommen angepisst von dieser Situation rieb ich mir zusätzlich die Stirn und drehte mich einmal im Kreis. Ein Gespräch mit Nadja hatte ich mir eindeutig anders vorgestellt. Aber bitte, dann eben hier und jetzt.
„Ich bin doch nicht blöd, du hast gezwinkert“, brabbelte sie wütend vor sich hin, während sie sich glücklicherweise endlich ihren Slip anzog, „Vielleicht entscheidest du dich mal, was du willst.“
„Ich habe mich entschieden und weiß, was ich will“, ich wollte ihr nicht beim anziehen zusehen, also drehte ich mich um und sprach zur Wand, „und falls ich dir falsche Signale gesendet haben sollte, tut mir das echt leid. Das war nicht meine Absicht und falls du noch Gefühle für mich haben solltest…“
Plötzlich stand sie schon wieder hinter mir und legte ihre Hände auf meine Schulterblätter.
„Ich kann halt einfach nicht aufhören, an Sex mit dir zu denken. Ist das denn so schlimm?“
Ich schloss die Augen und versuchte ruhig zu bleiben, als sie sich wieder an mich schmiegte. Langsam drehte ich mich zu ihr um und trat einen Schritt zurück. Unweigerlich schielte ich an ihr herunter und nahm einigermaßen erleichtert wahr, dass sie zumindest schon mal wieder Slip und BH trug.
„Wir haben Schluss gemacht, einvernehmlich“, erinnerte ich sie, „Es ist vorbei!“
„DU hast Schluss gemacht.“
„Aber du warst fein damit??!“, ich war verwirrt und kräuselte meine Stirn.
„Ich wollte auch keine feste Beziehung, das stimmt. Aber ich dachte wir hätten uns weiterhin ganz ungezwungen ab und an mal treffen können um zu…du weißt schon.“
Sie versuchte ihre Hände auf meine nackte Brust zu legen, doch ich packte sie an den Handgelenken und hielt sie davon ab.
„Aber du wusstest doch, dass ich wieder mit Sarah zusammen sein wollte.“
Ihre braunen Rehaugen starrten mich unschuldig an.
„Und wenn schon“, sie entzog sich meinem Griff und streckte ihre Hände nun nach meinem Gesicht aus, „Das müsste uns doch nicht davon abhalten, ein wenig Spaß miteinander zu haben.“
Reflexartig lehnte ich mich zurück, so dass sie ins Leere fasste.
„Hör endlich auf damit“, erhob ich meine Stimme nun doch wieder, machte einen großen Schritt zur Couch, um mir Nadjas Shirt zu schnappen und drückte es ihr in die Hände, „Ich werde es dir jetzt nur noch einmal in aller Deutlichkeit sagen: Ich will keinen Sex mehr mit dir! Zieh dich jetzt bitte endlich weiter an.“
Und wieder war da dieses trotzige Funkeln in Nadjas Augen. Es passte ihr ganz und gar nicht, dass sie nicht bekam, was sie wollte. Aber das war mir egal. Sie musste es endlich kapieren.
„Ich liebe Sarah“, fuhr ich daher fort, „sie ist die Frau mit der ich Sex haben will, verstanden?“
Zu ihrem bösen Blick kamen jetzt auch noch flatternde Nasenflügel hinzu. In ihr schien es zu brodeln. Aber auch das beeindruckte mich nicht im Geringsten. Ich ließ sie stehen, ging zu meinem Spind und zog mir mein Shirt über, bevor ich mir auch meine Jeanshose schnappte und zügig hineinschlüpfte. Ich wollte nur noch weg, raus aus dieser Situation.
„Na schön“, blaffte sie schließlich bockig, woraufhin ich mich kurz zu ihr umdrehte und sah, dass sie sich auch endlich wieder komplett anzog, „aber dann komm auch nicht angekrochen, wenn du dann demnächst keinen Sex mehr von ihr bekommst.“
„Was soll das jetzt wieder bedeuten?“, inzwischen war ich nur noch genervt von ihr und von diesem ganzen Theater, dass sie mit mir veranstaltete. Mit einem wütenden Ruck zog ich meinen Gürtel fest, machte ihn zu und steckte mir anschließend mein Handy und meine Geldbörse in die Gesäßtaschen.
Mit einem lauten Knall ließ ich meine Sporttasche vor dem Spind auf den Boden fallen und schnallte mir meine Armbanduhr um. Bevor ich meine Schuhe anzog, schaute ich wieder zu Nadja rüber. Sie hielt sich an der Sofalehne fest und streifte sich mit der anderen Hand ihre Stöckelschuhe über ihre Füße. Immer noch wartete ich auf ihre Antwort, während ich runter auf mein linkes Knie ging und mir den Turnschuh an meinem rechten Fuß zuband. Anschließend tat ich dasselbe auf der anderen Seite. Im Augenwinkel sah ich, wie Nadja langsam auf mich zu gewackelt kam.
„Naja“, hob sie ihre Hände in die Luft, „Wenn sie dann bald nicht mehr kann oder nicht mehr will, weil der Bauch nervt und sie sich kaum noch rühren kann, dann brauchst du auch nicht zu mir kommen und um Trost betteln.“
Als ich mich wieder aufrichtete, stand sie direkt vor mir. Sie schielte mit leicht geöffnetem Mund zu mir hinauf und hoffte vermutlich, dass ich es mir direkt anders überlegen würde.
Provokant streckte ich ihr meinen Kopf auch ein wenig entgegen und öffnete meinen Mund ebenfalls ein Stück.
Siegessicher schloss Nadja ihre Augen und erwartete scheinbar jeden Augenblick meine Lippen zu spüren. Stattdessen flüsterte ich: „Das wird nicht passieren!“
Schockiert riss sie ihre Augen wieder auf und presste wütend ihre Lippen zusammen.
„Darauf würde ich nicht wetten“, zischte sie.
„Nochmal zum Mitschreiben“, und wieder schob ich sie ein Stück von mir weg, schaute sie aber eindringlich an, „ich liebe Sarah wie verrückt und wir bekommen ein Baby. Ich würde sie niemals hintergehen.“
Nadja verdrehte die Augen.
„Und noch was, ob du es mir glaubst oder nicht, aber Sex ist für mich nicht alles im Leben. Ich freu mich wie verrückt auf dieses Kind, da ist doch vollkommen unwichtig, wenn mal ein paar Wochen lang im Bett nichts läuft.“
Sie belächelte, was ich sagte, so als würde sie mir kein Wort glauben.
„Was soll dieses Grinsen?“
„Bist du dir eigentlich ganz sicher, dass dieses Kind auch wirklich von dir ist?“, nachdenklich verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„What?“, ich fasste nicht, was ich da hörte.
„Ist doch schon komisch, dass sie ganz plötzlich von dir schwanger ist, als du wieder Kontakt zu ihr aufnimmst, oder?“
„Jetzt machst du dich echt lächerlich“, schüttelte ich fassungslos den Kopf.
„Wieso hat sie dir denn nicht schon viel früher gesagt, dass sie schwanger ist, wenn’s doch deins ist? Für mich klingt das eher so, als hätte ihr das gerade gut in den Kram gepasst, dass du zu ihr zurück wolltest.“
„Das reicht jetzt wirklich“, brüllte ich, „Du redest Bullshit und du musst jetzt nicht gemein werden, nur weil du nicht von mir kriegst, was du willst.“
„Ich sage nur, was ich denke“, hob sie unschuldig ihre Schultern an.
„Weißt du was“, schroff packte ich sie an ihren Oberarmen und sie erschrak, „ich habe keinen Bock mehr auf diese Scheiße. Wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt und weiter hier so eine Show abziehst, dann schwöre ich, schmeiß ich dich raus! Dann sitzt du schneller im Flieger nach Hause, als du gucken kannst.“
„Das machst du nicht“, echte Panik machte sich auf ihrem Gesicht breit.
„Lass es nicht drauf ankommen“, fauchte ich ihr entschlossen entgegen und sie schluckte. Jetzt war sie eindeutig zu weit gegangen und ich wollte mir das nicht länger bieten lassen. Ich ließ sie los und schnappte mir meine Tasche.
„Ich wollte doch nur…“, ich schnellte erneut auf sie zu und fuhr ihr über den Mund.
„Nicht ein Wort mehr!“, knurrte ich durch die Zähne und sie schluckte sichtlich eingeschüchtert, „Halt endlich deine Klappe.“
Ein Augenblick lang fixierte ich sie noch scharf, bevor ich mich schließlich endgültig von ihr abwandte und zur Tür ging. Ich hatte die Klinke schon fast in der Hand, als ich doch noch einmal ihre Stimme hörte und noch mal stehen blieb.
„Samu?“, sie klang plötzlich ganz kleinlaut.
Ich drehte mich nicht um, sondern schaute nur über meine Schulter zurück.
„Hm?“
„Es tut mir leid!“, sagte sie und ich atmete tief durch.
Wortlos nickte ich und ging.
So schnell ich konnte verließ ich die Halle und fuhr ins Hotel.
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