Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

[Daft Punk] Music Sounds Better With You

von papirossy
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Eric Chedeville Gildas Loaëc Guy-Manuel de Homem-Christo Pedro Winter / Busy P Thomas Bangalter
15.03.2020
05.04.2020
6
9.144
2
Alle Kapitel
noch keine Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
 
 
15.03.2020 2.060
 
Das frisch gegründete Daft Trax Unternehmen befindet sich in der Rue Durantin in Montmartre. Pedro stattet das kleine 6-Quadratmeter-Zimmer mit einem Schreibtisch, einem Turntable und einem Wandkalender aus. Zwar gibt es noch ein Fax-Gerät, aber das befindet sich inzwischen in der illustren Gesellschaft eines Computers, auf dem Pedro seine ersten E-Mails verschickt. Anweisung von Thomas: Alle Anfragen mit „Nein“ beantworten.

In einem Hinterzimmer hockt Gildas zwischen Plattenboxen und kümmert sich um den Vertrieb.

„Kommst du auf ein paar Bier zu uns?“, fragt er Pedro, der zwischen seinen drei Telefonen hängt wie die Sekretärin von den Ghostbusters und aussieht, als hätte er es dringend nötig. Erschöpft wischt er sich übers Gesicht und schaut aus dem Fenster, so als fragte er sich, wann eigentlich die Sonne untergegangen ist.

„Klar, wieso nicht.“

Sie nehmen die Metro nach Sèvres-Babylone und schleppen ein paar Biere in Pastiktüten von Monoprix durch die nasskalte Nacht in den dritten Stock eines schicken Pariser Altbaugebäudes.

Pedro staunt nicht schlecht. Es gibt hohe Decken, unverschämt viel Stuck, teures Parkett und eine karge Einrichtung. Hier und da stehen noch Kisten herum. Die Möbel wirken zusammengewürfelt.  Einzig das Plattenregal zeugt hier von erlesenem Geschmack. Dazu gibt es ein Mid-Century-Sideboard mit einem Plattenspieler und einen sündhaft teuren Eames-Sessel. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass jeder Plattensammler einen haben muss. Ansonsten hängen viele Kabel herum.

Serge und Thomas hocken im Schneidersitz vor dem Fernseher und singen Rock the Casbah auf der Karaoke-Maschine. Flüchtig winken sie Pedro zu. Guy-Man nimmt ihnen die Tüten ab und bringt sie in die Küche.

„Sag mal, wo ist denn Nadia?“, erkundigt sich Pedro beschämt.

„Sie und Thomas haben Schluss gemacht“, sagt Guy-Man tonlos und räumt Bierflaschen in den Kühlschrank.

„Ah, verstehe“, sagt Pedro und versucht sich nicht allzu sehr zu freuen.

Bei diesen Partys weiß man nie, was passiert. Manchmal klingen sie bei schläfrigen Gesprächen über Lieblingsmusik aus und manchmal eskalieren sie. Irgendjemand verschwindet für gewöhnlich in Gildas' Zimmer, um Sex zu haben, der dann gegen die verschlossene Tür wummert und schreit, bis alles sich krümmt vor Lachen.

„Warum treiben sie es nie in deinem Zimmer, Guy-Man!“

„Na ist doch klar, weil jeder weiß, dass bei Guy-Man später selbst noch was geht.“

„Was soll denn das heißen?“, will Gildas wissen. Und dann schnappt sich irgendwer seine Jacke und verkündet: „So, wir gehen jetzt alle in den Palace!“

Pedro beginnt also erst mal vorsichtig mit einem Bier.



*



„Sag mal, Thomas“, wagt Pedro später einen Versuch.

Gildas an der Karaokemaschine schmettert eine flotte Solo-Nummer aufs Parkett. („With the lights out, it’s less dangerousss…“)

„Wäre es okay, wenn ich es bei Nadia versuche?“

Thomas schluckt sein Bier herunter und denkt nach.

„Ja, ich denke schon. Damit würdest du mir sogar einen Gefallen tun.“

„Was, wieso das denn?“

„Naja, irgendwie kommt sie nicht so richtig von mir los.“

„Ah.“

Gildas schräger Gesang. („…here we are now, entertainers…“)

Guy-Man hängt auf dem Sofa und wirkt unbeteiligt, während Cédric interessiert Platten aus dem Regal zieht. („Ist das etwa eine Originalpressung?“)

„Wieso habt ihr euch überhaupt getrennt?“, will Pedro jetzt wissen und nimmt einen langen Schluck von seinem Bier, um einen auf lässig zu tun.

„Ach, es hat halt nicht mehr so gepasst.“

„Verstehe.“

„Ich habe gerade einfach gar nicht so den Sinn für eine Beziehung. Es steht so viel an. Und die Tour hat uns ganz schön geschlaucht“

„Ja, kann ich verstehen.“



*



Die Party nimmt ihren Lauf.

Thomas, der einfach nichts verträgt, schleppt sich zum Sofa und legt sich mit seinem Kopf in Guys Schoß.

„Hmmm, gemütlich“, nuschelt Thomas und Guy wirkt angespannt. Die Jungs machen sich lustig.

„Thomas, du Spinner, du verträgst einfach nichts.“

„Wie viel hatte er denn?“, will Cédric wissen und Pedro zuckt mit den Schultern.

„Keine Ahnung, fünf Bier vielleicht?“

Sie ziehen sich auf den Balkon zurück, um zu rauchen, und kommen eine ganze Weile nicht wieder. Guy starrt auf Thomas runter, der die Augen geschlossen hält und zufrieden lächelt.

„Du hast kräftige Oberschenkel.“

„Ist das so?“

Guy muss erstmal einen Schluck von seinem Bier nehmen, um das Ganze irgendwie auf die Reihe zu kriegen.

„Wie viel hast du denn getrunken?“

„Weiß nicht. Nicht so viel.“ Thomas klingt hackedicht.

„Haha, wer’s glaubt.“

Guys Hand fällt in weiche Locken und er wundert sich selbst darüber, wie gut es ihm gefällt. Thomas liegt nur da und lächelt das beseelte Lächeln eines Betrunkenen.

„Vielleicht solltest du etwas Wasser trinken?“, schlägt Guy verlegen vor und streichelt weiche Haare. Es ist aufregend. Ein bisschen zu aufregend. Wasserstoffblonde Locken kringeln sich um seine Finger.

Gelächter vom Balkon.

Guy fühlt sich ertappt, aber er ist bereits süchtig.

Sie sind betrunken.

Was soll’s.

Auf dem Plattenteller dreht sich eine Velvet Underground Platte und Nicos ätherische Stimme sorgt für eine surreale Stimmung.

„Da gehört wohl jemand ins Bett“, kommentiert Gildas, als die Balkon-Truppe zurück ins Wohnzimmer schlurft.

„Ich werd heut auch nicht alt, ich geh nach Hause“, kündigt Pedro an und Cédric und Serge schließen sich an. Guy winkt ihnen vom Sofa aus zu und raucht – sich seinem Schicksal ergebend – über Thomas‘ lockigen Kopf hinweg eine Gauloises.

„Ich schwör dir, wenn du jetzt auch noch anfängst zu schnarchen…“

Guy spürt ein Ruckeln. Thomas kichert und dann muss auch Guy lächeln und legt seine Hand zurück in die weichen Haare.

Einmal hätten Thomas, Nadia und er fast einen Dreier gehabt. Es war eine ganz ähnliche Situation wie diese. Thomas lag mit seinem lockigen Kopf in Nadias Schoß und sie hat angefangen Guys lange Haare zu streicheln. Irgendwann haben sie und Thomas sich einen langen Zungenkuss gegeben, Nadia hat sich an seinem Schritt gerieben und dann hat sie ihn rausgeholt und in den Mund genommen.

Guy saß wie erstarrt neben ihnen und hat sich an seinem Bier festgehalten. Sie schienen ihn völlig vergessen zu haben. Irgendwann grätschte sie dann wieder über seinem Schoß, hat ihren Jeansrock hochgekrempelt, ihren Slip bei Seite geschoben und ihn in sich eingeführt. Guy konnte nicht wegschauen. Für Nadia schien es völlig normal, da auf Thomas so hoch und runter zu hüpfen, während er neben ihnen saß und sie anstarrte. Und Thomas war so scharf, dass ihm schon alles egal war. Seine Augenlider hingen auf Halbmast, während seine Hände ihre Brüste kneteten und seine Lippen nach ihren Lippen lechzten und sein Glied hin und wieder zuckend zwischen ihren Schenkeln hervorsprang. Guy konnte nur hilflos seine Hand in seinen Schoß drücken, um das schmerzhafte Pochen da etwas zu lindern. Bier schwappte in seiner Flasche, als er einen Verlegenheitsschluck nach dem anderen nahm.

„Guy, na los, nur zusehen ist nicht“, hat Nadia irgendwann gesäuselt. Ihr sinnliches Lächeln blitzte durch lange dunkle Haare hervor und sie war so charismatisch dabei, dass Guy ihr fast nicht widerstehen konnte. Gott, er hätte sie durchficken können. Aber bei der Vorstellung Thomas zu berühren überkam ihn die blanke Panik und er ist unter irgendeinem peinlichen Vorwand („Ich hab vergessen--ich muss Gildas‘ Katze füttern.“) aus der Wohnung gestolpert.


In der Küche klirren jetzt ein paar Gläser. Gildas fängt schonmal an aufzuräumen und Guy ruckelt Thomas sanft aus dem Schlaf. „Hey, willst du hier schlafen? Du kannst das Sofa haben.“

„Hmm.“ Thomas verschränkt die Arme und macht es sich noch bequemer.

„Los, na komm. Ich muss mal schiffen.“ Gequält windet sich Guy unter Thomas hervor und schlurft auf die Toilette.

Gildas wäscht bereits ab und Guy macht sich fertig fürs Bett. In Schlafshirt und Unterwäsche sieht er noch einmal nach Thomas und legt eine Decke um ihn.

„Süß, wie er so da liegt“, kommentiert Gildas, der auch ganz offiziell auf Männer steht.

„Verliebt?“, fragt Guy, um Gildas aufzuziehen.

„Wer ist nicht in Thomas verliebt!“

Auch wieder wahr.

„Hey, ich kann euch hören“, nuschelt Thomas in das Sofakissen.

Die Jungs lachen.

„Nagut, ich geh ins Bett“, grunzt Guy und geht in sein Zimmer, wo er ein bisschen kifft und in seiner Unterhose wühlt.

Es ist normal, am Ende einer Tour in ein Loch zu fallen. Aber ist es auch normal, nicht mehr alleine schlafen zu wollen?

Das nächtliche Getuschel, die langen Blicke, sein Atem neben ihm, wenn er schläft.

Sie haben sich viele Doppelzimmer geteilt, die so klein waren, dass die Einzelbetten teilweise zusammen geschoben waren. Am Ende der Tour hat sich Guy daran gewöhnt und will es gar nicht mehr anders.

Thomas anscheinend auch nicht.

„Hey.“

Erschrocken zieht Guy die Hand aus seiner Unterhose.

„Hey.“

Er setzt sich auf und starrt die lange Gestalt in der Tür an.

„Kann ich bei dir schlafen? Das Sofa ist so unbequem.“

„Oh. Ja. Sicher.“

Guy rückt etwas zur Seite und Thomas klettert zu ihm ins Bett.

„Kann ich zu dir unter die Decke?“

„Sicher.“

Er und Guy unter einer Decke. Es ist fast zu intim. Und dann ist da dieser Blick. Irgendetwas passiert hier gleich.

(Wer ist nicht in Thomas verliebt…)

Thomas‘ Augen leuchten in der monddurchfluteten Nacht und er ist sehr entschlossen, sehr vorsichtig und sehr verführerisch, als er näher an Guy rückt und ihm ein letztes Mal in die Augen sieht, bevor er ihn küsst.

Etwas steif unter Thomas‘ Berührungen, küsst Guy ihn überfordert zurück.

„Ist das okay?“, fragt Thomas und verzweifelter als er gedacht hätte nickt Guy mit dem Kopf und schickt ein kehliges „Ja“ hinterher.



*



Gildas staunt nicht schlecht, als er Thomas am nächsten Morgen in Unterhose und T-Shirt in seiner Küche hat. Die Wohnzimmertür stand an diesem Morgen noch offen, die Tagesdecke floss wie ein blauer Wasserfall vom Sofa und von Thomas war weit und breit keine Spur. Stattdessen albernes Gekicher aus Guys Zimmer.

„Morgen.“

Lang und schlaksig steht er jetzt in der Küchentür und reibt sich den lockigen Hinterkopf.

„Morgen.“

„Kann ich?“

Thomas zeigt auf die Kaffeekanne.

„Nur zu.“

Er nimmt sich eine verblichene Garfield-Tasse aus dem Schrank und gießt sich brühheißen Kaffee ein.

„Zucker ist in der Dose da.“

Thomas nimmt einen Schluck, stellt die Tasse ab und geht aus der Küche. Als er wiederkommt, ist er fertig angezogen und trinkt noch etwas von seinem Kaffee.

„Nagut, ich muss los, die Moog abholen.“

„Ah, hat er sie repariert bekommen?“

„Ja, sieht ganz so. Werde ich gleich erfahren.“

In Florenz kurz vor Ende der Tour ist die Roland von der Laderampe gefallen. Ein Drama.

„Sehr gut, brauchst du irgendwie Hilfe?“

„Geht schon.“ Thomas stellt die Tasse ab. „Wir sehen uns nachher im Büro?“

„Sicher.“

Thomas geht. Guy-Man kommt. Mit gewohnt trübem Gemüt pflanzt er sich in Unterwäsche auf den Stuhl und steckt sich eine Frühstückszigarette an.

„Willst du mir vielleicht irgendwas sagen?“

„Was denn sagen?“

Aus Guy ist nichts herauszubekommen. Hat keinen Zweck ihn zu löchern. Gildas erzählt es später also Pedro im Büro.

„Willst du mal was wissen?“

„Na immer doch.“

„Heute Morgen kam Thomas in Unterwäsche aus Guy-Mans Zimmer.“

„Ist nicht wahr.“ Pedro scheint immerhin milde amüsiert. „Moment. Denkst du da läuft was?“

„Weiß nicht, es wäre nicht das Verrückteste“, gibt Gildas zu bedenken.

Pedro starrt einen Moment vor sich hin.

„Ja, da bahnt sich schon länger etwas an. Verdammt.“

„Verdammt?“

„Weiß nicht, ob das so gut fürs Geschäft ist. Stell dir vor das wird kompliziert zwischen ihnen. Die sollen bloß vorsichtig sein. Es läuft gerade richtig gut.“

„Mach dir mal keine Gedanken. Die waren einfach nur betrunken.“



*



Komische Stimmung, als Guy und Thomas später im Büro sind. Und mit komisch ist erschreckend normal gemeint. Gildas beobachtet sie interessiert, als sie mit Pedro über Zahlen reden. Guy sitzt rauchend an dem kleinen Bistrotisch. Thomas sieht durch die Reports, die das Faxgerät ausgespuckt hat.

„Habt ihr irgendwelche weiteren Gigs geplant? Die Nachfrage ist groß. Und es rentiert sich.“

„Nein, gerade nicht.“

„Wie sieht es aus mit dem Chambéry Festival? Ihr könntet Ski fahren.“

„Ist eine Option“, wirft Guy vom Tisch aus ein.

„Für Festivals sind wir offen“, sagt Thomas.

„Der Sender ARTE hat bereits für ein Interview angefragt“, sagt Pedro. „Wir müssen uns sowieso überlegen, wie wir mit der Presse umgehen wollen. Ihr steht immer mehr in der Öffentlichkeit. Wenn ihr nicht aufpasst, wird euch bald jeder auf der Straße erkennen.“

„Ja, wir müssen uns was überlegen. Erstmal keine Tour. Kannst du das an Virgin weitergeben?“

Thomas erkundigt sich bei Gildas noch nach den Umsatzzahlen für Roulé und dann gehen sie.

„Wie ein Paar“, kommentiert Gildas gedankenvoll und Pedro will davon nichts wissen.

„Und wenn schon.“




--------------------------------
Velvet Underground - Femme Fatale: https://www.youtube.com/watch?v=svYqI1PvcpM
Review schreiben
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast