Druidenmacht (zwischen Adventsspuk und Sündenbekenntnisse zu lesen)
von Dracenia Mayor
Kurzbeschreibung
Im Steinkreis im Innenhof des Legats in Dublin fängt etwas Seltsames an, das schon bald zu einer ausgereiften Zeitanomalie wird. Botschaft und Legate - Himmel und Hölle samt Erde arbeiten Hand in Hand um das Ganze Chaos zu entwirren und wieder in Paris statt in Lutetia zu arbeiten.
GeschichteAllgemein / P18 / Gen
Catherine Corrigan
Derek Rayne
OC (Own Character)
Philip Callahan
08.03.2020
08.03.2020
3
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08.03.2020
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Überrascht sahen alle auf, als Philip in den Salon trat, sich leise räusperte und sagte: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich von Nutzen sein kann, aber...“ Belial drang in die Gedanken des Legatsleiters von Dublin ein und grinste innerlich. „Komm rein, mach die Tür zu und setz dich da neben Astaroth! Und noch was, Priesterchen: Wenn ich etwas anordne in Krisensituationen, was für alle Beteiligten das Beste ist, dann gilt das auch für dich!“ sagte er grimmig. Philip schluckte sichtlich, nickte aber tapfer und ließ sich neben Astaroth auf dem Zweisitzer-Sofa nieder. Sofort griff der gefallene – oder wieder aufgenommene... zumindest jedoch Erzengel der Hölle... liebevoll nach seiner Hand.
In der Küche bereitete Mathilde eilig Tees und Kaffee zu, einen großen Pharisäer für Belial und einen Grog für Astaroth, den das etwas aufmuntern sollte und war gerade auch mit einer großen Kanne Kakao fertig, als begeistert Said-Angelo mit Luciano, Christina-Luciana und Lucas-Lucian in die Küche stürmte. Die Kinder begrüßten die Köchin glücklich. „Mama und Papa und Kat und Julien unterhalten sich mit Onkel Lucifer. Das ist voll komisch bei uns zuhause auf Angel Island, Tante Tilly!“ „Ach, die anderen bekommen das schon wieder hin! Wie ist es, wollen wir nachher neue Kekse backen, alle zusammen?“ fragte die Köchin, was begeistert bejaht wurde. Eilig brachte Mathilde die Getränke und das Gebäck in den Salon.
Metatron berichtete gerade: „Gadreel hatte schon vermutet, dass die Hadurer sich nicht auf Caesars Seite geschlagen haben. Irgendwie ist es jemandem gelungen – aus einer „nachrömischen“ Zeit, so wie wir sie kennen – in die Vergangenheit zu reisen und einflussreiche Kreise, sprich druidische Kreise, zu verständigen was geschehen wird. Wir haben nur einen Großdruiden Namens „Myrddin“ gefunden von dem berichtet wird, er habe über eine unglaubliche Hellsichtigkeit, eine überragend Gabe der Vorhersehung verfügt. Auf sein Geheiß wurden die Anführer der Hadurer erledigt und das Volk sozusagen „eingegliedert“ in den sich bildenden antirömischen Stammeszusammenschluss. Damit hatte Caesar wenig gute Karten und wurde geschlagen. Er wurde auch nie die berühmte politische Figur oder der gefeierte General. In Rom herrscht ein konstitutioneller „Imperator“ unter der Fuchtel eines Senates, der im Moment sehr stark ist, während der Herrscher offenbar eine etwas armselige Gestalt abgibt.“
Derek sah nachdenklich aus. „Myrrdin ist der keltische Name von Merlin. Aber wenn der Hofzauberer von König Arthus wirklich aus der Zukunft kam... muss er lange gelebt haben oder noch sehr jung gewesen sein...“ gab er zu bedenken. Gadreel schüttelte den Kopf. „Nicht zwangsweise. In Britannien gab es ja praktisch keinen römischen Einfluss. Und wenn der „Zeitreisende“ sich mit Absicht „Myrddin“ genannt hat – im Wissen darum, dass man ihm dann – selbst mit dem Wissen um die ursprüngliche Zeitlinie – schwerer auf die Schliche kommt als wenn er sich vorgestellt hätte: Ich bin Max Mustermann...“ „Okay... da hast du wohl recht...“ gab Derek zu. „Aber wie können wir dann feststellen von wann derjenige, der die Zeit verändert hat, aufgebrochen ist?“ fragte Rachel.
„Indem wir das Ganze von hinten angehen – bei diesem mysteriösen Myrddin angefangen...“ murmelte Hagiel. „Wir müssen zurückgehen in der Zeit, immer eng an der Zeitlinie und den Moment abpassen in dem er irgendwo aus einem der Portale tritt und ihn gefangen nehmen bevor er an der Zeit herumpfuschen kann.“ Samyaza seufzte. „Und das kann dauern... wir wissen nur, dass er zwischen 100 und 40 vor aufgetaucht sein muss, aber nicht wirklich wo... er kann auch in England aufgetaucht sein, genauso an irgendeinem anderen Portalort... was heißt: wir müssen sie alle überwachen...“ „Ich will unsere Zeitlinie wieder zurück!“ murmelte Cassandra frustriert.
Ihr Mann griff nach ihrer Hand. „Das wünschen wir uns alle.“ sagte er zärtlich. „Können Sie... nicht einfach nachfragen? Der HERR müsste doch wissen wann genau...“ begann Philip Callaghan, wurde jedoch sanft von Astaroth unterbrochen. „Langsam solltest du begriffen haben, mein Hübscher, dass Vater es uns nie so einfach macht. Ganz im Gegenteil. Wir sollen die Lösung möglichst allein finden, denn er will und darf nicht zu sehr eingreifen.“
„Aber das hieße, dass nur ein Tor betroffen ist und nicht praktisch alle rund um die Erde, oder?“ fragte Derek nachdenklich. „Theoretisch ja – zumindest aber nur wenige. Vermutlich ist der Kerl der sich auf Zeitreise begeben hat nicht immer durch das gleiche Zeitportal gegangen. Ich könnte mir vorstellen, dass er die Möglichkeiten genutzt hat, die dieses Jahrhundert ihm bieten kann, wenn es um das Reisen geht. Mit einem Flugzeug oder dem Zug durch den Kanaltunnel ist man schneller als mit Pferd und Wagen... Ich könnte mir gut vorstellen, dass er beispielsweise in Stonehenge durch das Portal geht, etwas in der Zeit ändert, durch Stonehenge zurück in diese Zeit geht und in paar Stunden später wieder an einem anderen Ort, vielleicht irgendwo in der Bretagne oder sonst wo durch ein anderes Portal geht. Das würde auch erklären wieso er sozusagen zur gleichen Zeit an weit voneinander entfernten Orten aufgetaucht sein soll. Und er soll am Anfang seltsam geredet haben und sich der lateinischen und griechischen Sprache bedient haben, aber nicht des Keltischen.“ antwortete Samyaza.
„Ja, genau – das hat mich auch etwas stutzig gemacht. Im Laufe der Zeit scheint der Typ keltisch jedoch gelernt zu haben.“ meinte Julien nachdenklich. Gadreel nickte bestätigend. „Ja – und er hat sich die Lebensweise der Leute angeeignet.“ „Wäre es vielleicht sinnvoll in der Zeit zurück zu reisen um zu schauen wo es anfängt von euren Erinnerungen abzuweichen? Zugegeben, das könntet nur ihr „Alten“ machen, Julien und ich wären da wenig von Nutzen. Und Dad könnte versuchen das auszuwerten?“ fragte Kat. Belial lächelte. „Das wäre möglich, das wäre auch sinnvoll, aber Vater kann dir das notwendige Wissen auch geben und Julien genauso... das wäre doch kein Problem.“ „Dann lasst uns anfangen! Ich bin bereit!“ meinte Julien entschlossen. Metatron lächelte. „Zeitreisen müssen wir mit Vater abklären. Ich würde vorschlagen, dass Lucifer, Astaroth und ich das tun und dann nochmals besprechen wie wir – mit oder ohne Erlaubnis zur Zeitreise – weiter vorgehen.“ bremste er den Eifer von Kats Freund. „Ich muss nicht unbedingt mit in den Himmel...“ murmelte Astaroth. Belial grinste diabolisch. „Doch, musst du. Und du, Käthchen, kommst auch mit!“ bestimmte der Höllenfürst.
„Wobei... was mir gerade einfällt: Wenn dieser Kerl die Portale zum hin und her reisen nutzt... er kann doch auch sicher etwa beeinflussen in welcher Zeit er rauskommt, oder? Dann könnte er 100 vor Christus das erste Mal etwa aufgetaucht sein, auch schon vorher, und sich nach und nach einen Namen gemacht haben und am Ende wirklich der Merlin der Arthussage sein, oder nicht?“ meldete Philip Callaghan sich etwas schüchtern zu Wort. „Stimmt... daran hatte ich gar nicht gedacht...“ murmelte Derek und sah zu Belial und Metatron. „Ist das möglich zu bestimmen wo man rauskommt?“ „Vermutlich ja... würde auch Sinn machen. Ist ja wenig hilfreich, wenn man im Mittelalter rauskommt und eigentlich in die Antike oder in die heutige Zeit will...“ antwortete Astaroth.
„Lucifer, Astaroth, ich muss mit Katherine und euch beiden reden – dringend!“ erklang es plötzlich. Kat sah ihre beiden Patenonkel überrascht an. „Dann sollten wir den alten Herrn mal nicht warten lassen...“ meinte Belial mit einer Mischung aus Frustration und Belustigung.
Astaroth küsste mit einem sinnlichen Lächeln den zurückzuckenden Philip auf die Lippen, erhob sich mit einem leisen Lachen und flüsterte: „Du gewöhnst dich noch daran, mein Süßer...“ Belial grinste nur, gab jedoch seiner Frau einen zärtlichen Kuss, strich ihr liebevoll über die Wange und dann legte er Kat einen Arm um die Taille. Gleichzeitig mit ihr und Astaroth verschwand er.
Derweil hatte Mathilde in der Küche begonnen mit den Rayne-Zwillingen, Christian, Luciano, Said-Angelo und auch der kleinen Samantha, die Belial ebenfalls hatte nach Norderney holen lassen – gemeinsam mit ihren Eltern Nick und Alexandra, die sich allerdings momentan aus den Untersuchungen heraus hielten – zu backen und als hätten die Inselkinder einen sechsten Sinn, der ihnen verriet, wann im Hansen-Haus die Kinder der Botschafter anwesend waren, hatte eins nach dem anderen an der Küchentür geklopft und war eingelassen worden. So herrschte eine fröhliche, laute Stimmung als Selvaggia und Cassandra mit Metatron in die Küche traten.
"Hallo, wollt ihr auch mit backen?" fragte Tilly fröhlich. Während die beiden Frauen sofort eintraten, verneinte der Erzengel belustigt, was Mathilde und auch die Kinder jedoch nicht gelten lassen wollten. "Sag mal Tilly, wo ist eigentlich Christian?" erkundigte er sich, als er den siebenjährigen Jungen als einzigen der Kinder nicht in der Küche sah. "Christian hatte keine Lust - er meinte, etwas traurig - am liebsten würde er ja etwas mit Lucifer - er sagte allerdings Onkel Lucian - unternehmen, aber das würde ja leider nicht gehen, weil er erstens zu beschäftigt wäre und zweitens hätte ja sein "Papa Philip" etwas dagegen." Metatron sah kurz zu Boden ehe er sich wieder an die Küchenhexe wandte. "Zu erstens: Lucifer ist ja nicht die ganze Zeit beschäftigt. Er hat, beziehungsweise nimmt sich die Zeit einfach, wenn es der Fall erlaubt. Das Hauptproblem ist Philip. Er muss überzeugt werden, dass Lucifer nicht böse ist, sondern nur die Bösen bestraft, die Vater nach ihrem Tod im Himmel nicht haben will. Sowie die sündigen Engel, die Vater verraten haben oder einen seiner Söhne." antwortete Metatron. "Das müsste ihm eigentlich schon klar sein, seit er ihm damals gegen Yaotl geholfen hatte. Lucifer ging es dabei selbst schlecht, weil Philip keine Kraft hatte. Er hätte ihn auch einfach draufgehen lassen können." meinte Cassandra. "Du weißt genau, dass Lucifer so nicht ist, meine Liebste." Sie nickte. "Ich ja, aber der Priester weiß das noch nicht." erwiderte sie. "Wir sollten das schleunigst ändern. Zumindest soweit, dass Lucifer und Philip sich nicht jedes Mal fast anspringen. Lucifers Blick, wenn der Priester da ist sagt alles - wobei er sich immer zusammenreißt und ich kenne Lucifer, das kostet ihn einiges an Beherrschung."
Tilly meldete sich zu Wort. "Das würde sich auch etwas ändern, wenn wir Philip dazu bringen zu akzeptieren, dass er, also Lucifer, Christian sehr mag. Lucifer ist gerne mit dem Jungen zusammen - das habe ich bei deren letzten gemeinsamen Aufenthalt hier auf Norderney gemerkt. Und würde Philip ihm das in einem Gespräch selbst sagen, dann... würde er ihm vielleicht auch ein wenig mehr Respekt entgegen bringen können." Metatron nickte. "Gute Idee Tilly. Ich rede mal mit Derek. Er könnte ihn bestimmt überzeugen." antwortete er und verließ die Küche.
Als er zurück kam in Hagiels Arbeitszimmer, nutzte er die Chance, da sie ohnehin erst warten mussten bis die drei wieder aus dem Himmel zurückkamen. "Derek kann ich dich bitte einen Moment unter vier Augen sprechen?" fragte er freundlich. "Sicher." antwortete der Praeceptor etwas verwundert. Als sie allein waren berichtete er ihm von dem Gespräch in der Küche. "Und du meinst jetzt ich soll dafür sorgen, dass Philip mit Belial spricht?" fragte er nach. "Ja," seufzte Metatron, "Astaroth oder Astarte kann ja nicht, die hatten eh schon Streit wegen der Sache - wie ich von Lucifer erfuhr und ich habe den Eindruck, dass er sich gerade etwas von Christian zurück zieht, um den beiden nicht noch mehr zu schaden. Und es schmerzt ihn, Derek, auch wenn er es sich vor euch nicht anmerken lässt. Er mag den Jungen viel zu gerne. Und meistens ist es Philip, der ihn provoziert. Lucifer ist einfach nur abweisend, weil Philip ihn immer wieder reizt. Du kennst ihn! Er kann auch höflich zu Leuten sein die er nicht mag." Derek nickte nachdenklich. "Ich rede mit ihm." sagte er lustlos. Metatron nickte dankbar und legte ihm eine Hand auf die Schulter um sie wieder zurück ins Arbeitszimmer zu bringen.
Belial und Astaroth fühlten sich sichtlich unwohl als sie im Himmel erschienen. Michael erwartete sie bereits. Er begrüßte Belial und Astaroth mit einem Nicken und Kat mit einer Umarmung. „Du solltest dich öfter zum Training sehn lassen, Micaela!“ sagte er tadelnd. „Ja, aber du weißt doch, Onkel Mike, Schule, dies, das... und obwohl meine Legion schon cool ist und ich auch gut mit allen klar komme... aber... ähm...“ „Schon klar, es ist erst einmal wichtig, dass du dein irdisches Leben genießen kannst – in ein paar Jahren dazu mit Julien... und mich würde nicht wundern, wenn Vater auch bei dir gern Großvater wird, denn wie eine Tochter sieht er dich allemal.“ Kat errötete. „Na ja... so ein, zwei Kinder, gut... aber nicht gleich innerhalb von 3 Jahren vier wie bei Onkel Belial – oder Lucifer – und Tante Selvi.“
Astaroth räusperte sich. „Was will er denn von uns?“ Michael grinste. „Vater?“ „Genau der, also, spuck's aus!“ Der Erzengel seufzte als sein höllisches Gegenüber die Arme vor der Brust verschränkt abwartete. „Das sagt er euch am besten selbst... Aber er braucht eure Hilfe... dringend, für einen unserer Brüder und... seine Schwiegertochter in Spe...“ „Schwiegertochter? Was ist mit Tilly und Selvi oder Cassie nicht okay?“ fragte Astaroth erstaunt. „In Spe, Onkel Asta.... heißt es geht wohl um Catherine...“ murmelte Kat. Michael nickte.
Einen Augenblick später standen sie vor dem himmlischen Vater. „Danke, dass ihr gekommen seid, meine Kinder.“ Begrüßte der sie ernst, aber freundlich. „Was ist mit Catherine? Und wieso sagst du Sariel nicht Bescheid. Immerhin ist sie seine... Verlobte, irgendwie...“ entgegnete Belilal statt einer Begrüßung. „Weil es ernst ist, Lucifer und nur ihr drei den nötigen Abstand habt oder die nötige Nähe. Astaroth und du durch eure Jahrhunderte währende Tätigkeit als Verführer und durch die Tatsache, dass Catherine eine weiße Hexe ist und Kat durch die Tatsache, dass sie ein Mensch ist – das ist ihre Nähe und der Abstand: Sie ist in diesem Leben noch sehr jung und ich müsste ihre Seele zurücksenden und dieser das Wissen zurückgeben, was ich allerdings als schwierig sehe... Ich würde sie gern mit dem notwendigen Wissen über die Zeit versehen – und sie kann problemlos meine Tempel betreten – wobei... in dem Mittelalter in das ich euch schicken muss davon nicht viele vorhanden sind, zumindest nicht in Frankreich... oder Gallien...“ Kat runzelte die Stirn. „Wieso werde ich dann gebraucht? Onkel Astaroth und Onkel Lucifer können doch problemlos die Tempel aller heidnischen Götter betreten...“ Belial räusperte sich. „So einfach ist das nicht, Käthchen... irgendwie sind in jeder Gottheit auch Aspekte von Vater. Ich kann einen Loki-Tempel oder einen Baal-Tempel betreten, auch einen Astarte-Tempel – aus naheliegendem Grund... auch Heiligtümer von Sobek, Anubis oder anderer dunkler Gottheiten sind kein Problem... aber Amun-Ra, Odin, Zeus... das alles sind sehr positiv besetzte... Gestalten. Das ist... kompliziert.“
„Okay... aber was ist mit Catherine?“ wollte Kat wissen. „Sie ist in dieser veränderten Zeit als Unterpfand für Kooperation an einen sehr alten Druiden verheiratet worden... und ihr dortiger Ehemann... misshandelt sie und überlegt sogar ob er sie beim nächsten Frühlingsfest verbrennen lässt – als Beltane-Opfer.“ „Sch...öne Bescherung. Und wir sollen sie jetzt da rausholen?“ fragte Kat. Ein Nicken war die Antwort. „Du beherrscht genug Magie, Katherine, schwarze und weiße – um einen Unfall durch Ertrinken vorzutäuschen, notfalls wird Lucifer dir helfen oder Astaroth. Aber du, Katherine, du bist weiblich, du bist menschlich und du kannst somit viel besser mit Catherine reden. Erzähle ihr von Sariel, deinem Seraphimbruder, denn so gesehen ist er das. Berichte ihr von Said-Angelo und von ihrem Patenkind und sage ihr ruhig, wie sehr sie vermisst und geliebt wird. Sie muss freiwillig mitkommen und ich will ihrer Seele die Qualen der vielen Leben ersparen, denn sie hat genug mitmachen müssen. Sie hat ein schönes Leben an Sariels Seite verdient – und er hat sie verdient, meinst du nicht?“ „Wäre es nicht einfacher gewesen sie einfach in unserer Zeit zu belassen?“ murmelte Kat.
„In dieser parallelen Zeitlinie hat sie nie versucht Lucifer zu schaden, Katherine, in dieser Zeitlinie ist sie nie mit der Botschaft, das heißt mit Lucifer, Sariel, Metatron oder irgendwem von euch in Kontakt gekommen.“ „Aber Sariel erinnert sich doch an sie! Wir alle erinnern uns an Catherine!“ widersprach Kat. „Ja, aber nur, weil ihr eigentlich in eurer Zeitlinie weiterexistiert, genauso wie ich das für Norderney ermöglicht habe und für die wenigen Mitarbeiter der Botschaft, die mit euch allen eng zusammenarbeiten, wie Madame Brissac, Señora Fernandez... Selbst du, wenn du jetzt in die Schule kommst, wirst nicht den Religionsunterricht haben, den du gewohnt bist. Erinnere dich doch daran, was Juliel – oder Julien – von der Universität berichtet hat.“ Lautete die sanfte Antwort.
„Nun gut. Lange Rede, kurzer Sinn: wir sollen die Kohlen für dich aus dem Feuer holen und in dieses „Druiden-Mittelalter“ reisen, Catherine überzeugen ihren komischen alten Ehegatten zu verlassen und sonst noch was?“ schnaubte Belial. „Vergiss nicht: mitbringen sollen wir sie auch noch!“ setzte Astaroth ein wenig spöttisch nach. „Gut, ich für meinen Teil mag Catherine inzwischen echt und würde es tun – unter einer Bedingung: Wenn sie wieder in unserer Zeit ist, bekommt sie die Erinnerungen an die Zeitachse die wir kennen und aus der wir sie kennen!“ stellte Kat klar. Der HERR nickte lächelnd. „Das ist machbar, Katherine. Begib dich bitte zu Raziel, er wird dich historisch auf die Reise vorbereiten und danach zu Jeremiel. Er wird dir helfen deine Hellsichtigkeit stärker zu nutzen und die Gabe der Klarträume und Visionen, die ich dir geschenkt habe, während du hier im Himmel gewesen bist, so zu nutzen, dass es dir hilft.“ Kat nickte und wandte sich dem bereits erschienenen Raziel zu, der ihr freundlich eine Hand reichte.
Überrascht fand sie sich im Garten Eden wieder. „Ich dachte, hier kann ich dir am ehesten erklären was in der einen Zeitlinie war und nun ist.“ sagte Raziel lächelnd, öffnete eine Art Fenster zwischen zwei Bäumen und erklärte: „Das ist das Mittelalter über das in den Geschichtsbüchern die du kennst berichtet wird.“ Er ließ sie in Ruhe schauen und währenddessen merkte Kat, wie er irgendwie sein Wissen über die Zeit in ihrem Gehirn hoch lud wie auf eine Festplatte. Ein leises Lachen erklang hinter ihr. „Ein interessanter Vergleich... irgendwie passend... wobei die „Festplatte“ einer so jungen Seraphim wie du es bist, Katherine-Lucia-Merina, noch sehr leer ist.“ Sie errötete. „So, genug. Nun kommen wir zu dem Mittelalter wie es dank der Änderungen ist...“ Das Bild wurde anders, die Gebäude änderten sich. Notre Dame war verschwunden und das mittelalterliche Paris wandelte sich zu einer geordneten, fast römisch anmutenden Stadt, mit Straßen angelegt wie ein Gitter, Häuser aus Backsteinen... Männer in Druidenkutten liefen durch die Straßen. Kat betrachtete das Bild mit widerwilliger Faszination. Vieles war besser, das sah sie sofort: Ein ordentliches, geordnetes Paris, nicht das wild wuchernde des dunklen Mittelalters – und doch wirkte es kalt und irgendwie tot, anders als das zwar ärmlichere, ungeordnetere und irgendwie auch düsterere Bild von vorher, das trotzdem so voller Leben gewesen war. Auch über dieses veränderte Mittelalter bekam sie die notwendigen Informationen vermittelt.
„Ah, hier seid ihr...“ Jeremiel lächelte, als er Katherine begrüßte. „Merina, Metatrons vielgepriesene Patentochter... so lernen wir uns mal kennen.“ Kat räusperte sich: „Katherine-Lucia-Merina – so viel Zeit muss sein!“ entgegnete sie indigniert. Er lachte leise.
Während die drei noch im Himmel waren nutze Derek sofort die Gelegenheit um mit Philip zu reden. "Philip, komm bitte mal mit!" befahl Derek mehr, obwohl er das Wort "bitte" benutzte. Der ehemalige Priester folgte ihm, da er Derek kannte und wusste, dass er sich zu seinem eigenen Wohl nicht nochmal mit ihm anlegen sollte, zumal er den Teufel höchstpersönlich zum besten Freund hatte. "Was gibt es Derek?" wollte er wissen. Derek räusperte sich. "Ich möchte, dass du mit Lucifer redest! Er mag Christian sehr und... er hält sich momentan sehr zurück, wegen dir! Weil er Astaroth und auch Astarte sehr mag. Darunter leiden Christian und er. Dein Sohn sitzt gerade bedrückt in seinem Zimmer, weil, er glaubt sein "Onkel Lucian" geht ihm aus dem Weg. Er weiß genau was zwischen euch läuft und er leidet auch darunter!" "Aber er ist un..."
Derek ließ sich nicht unterbrechen, sondern fuhr fort: "Und sei um Himmels Willen nicht immer so verdammt eifersüchtig, wenn Lucifer und Astarte miteinander flirten oder sich mal ein Küsschen geben. Sie waren immerhin mal sehr eng zusammen und sind immer noch sehr gute Freunde. Sie kennen sich sehr gut. Ich denke sogar manchmal, dass Astarte mehr von Lucifer weiß als wir alle. Aber dennoch - akzeptiere es! Er liebt Selvi - mehr alles andere und er ist ihr treu! Selbst Selvi lächelt mittlerweile, wenn die beiden sich mal etwas näher kommen, da sie ihrem Mann vertraut. Also lerne du das auch! Ebenso solltest du langsam verstehen, dass er dir gegen Yaotl geholfen hat, denn DU hättest dem Aztekenpriester allein nicht lange standgehalten und Lucifer hat einiges auf sich genommen um dir in der Zeit beizustehen! Lerne mit ihm auszukommen und ihn zu akzeptieren! Und wenn Astaroth, Kat und Lucifer wieder kommen, dann rede mit Lucifer! Das ist keine Bitte, Philip! Denn solltest du es nicht machen dann werde ich eingreifen." sagte er schroff, verließ den Raum und gesellte sich wieder zu den anderen. Philip saß noch eine Weile geschockt im Sessel. Ihm wurde ganz Angst und bange. Derek verlangte ernsthaft er sollte mit dem Teufel reden, mit ihm auskommen? Er zitterte am ganzen Körper, da ihm vor dem Gedanken graute. Er hatte Angst vor dem Höllenfürsten.
Derweil standen Kat und Raziel Jeremiel gegenüber. „Ah ja, ich habe von deinem Starrsinn gehört – und von deiner Zuneigung zur anderen Seite...“ meinte der hinzugekommene Jeremiel. Kat schnaubte. „Das wird mir hier zu blöd!“ meinte sie und versetzte Jeremiel einen magischen Hieb. „Entschuldige mich bitte, Raziel, aber mit dem Vollpfosten muss ich mich nicht abgeben. Und meine Vorher-, Nachher- und sonstige Sicht und Vision stärken halte ich für den Auftrag für ziemlich überflüssig, die Meinung des himmlischen Vaters in allen Ehren, aber mit Onkel Lucifer und Onkel Astaroth bin ich mehr als sicher!“ Raziel war sichtlich belustigt, während Jeremiel nach Luft schnappte, als Kat dank ihrer Kräfte verschwand und wieder im großen Saal auftauchte, wo Astaroth und Belial immer noch mit ihrem Vater am diskutieren waren. „Katherine? Du hast dich dem Gespräch und Training mit Jeremiel entzogen!“ bekam sie tadelnd zu hören, was sie leicht zusammenzucken ließ. Sie spürte, wie ihre beiden Paten augenblicklich ihre Gedanken lasen – was von Seiten Astaroths ein wenig aufdringlich schien, doch sie spürte seine Besorgnis, genauso wie die ihres Lieblingspaten Belial. „Ich hätte dem Burschen eine in die Fresse gehauen! Sie nur Merina zu nennen, nur weil ich „Katherine“ gewählt habe und Lucia, den Namen den Lucifer gewählt hat, ebenso zu ignorieren ist dreist, denn immerhin ist Katherine zuerst mal der Name den ihre Mutter gewählt hat!“ verteidigte Astaroth sie sofort. „Es gibt sicher kompetentere Lehrer als einen arroganten Schwätzer wie Jeremiel! Wenn es hier niemanden im Himmel gibt, Vater, dann habe ich adäquate Lösungen in der Hölle parat...“ fügte Belial mit einem belustigten Lächeln zu Astaroth hinzu.
Ein Seufzen war die Antwort. „Lucifer, du weißt genau, dass vielen hier im Himmel deine sehr große... Vertrautheit mit Katherine Sorgen bereitet und Jeremiel sollte dem entgegen wirken.“ „Schick doch Tarot mit uns mit. Als Engel der Zeit wäre er doch eine ideale Wahl.“ schlug Astaroth vor. Ein nachdenklicher Blick traf ihn, dann nickte der himmlische Vater. „Das ist ein interessanter Vorschlag...“
Im nächsten Moment trat ein ernst aussehender Engel hinzu, neigte den Kopf und sagte respektvoll: „Vater, du hast geruht mich zu rufen?“ „Tarot, Astaroth hat den Vorschlag gemacht, dass du auf deine Seraphimschwester Katherine achtest, während sie mit ihm und Lucifer einen familiären Noteinsatz hat... in diesem verdrehten Mittelalter. Jeremiel hat leider zu viel Ressentiments gegen eine neutrale Unterweisung und nachdem ich nachgeforscht habe, verstehe ich Katherine auch.“
Ein einschätzender Blick traf sie. Kat zog ein wenig belustigt eine Augenbraue hoch, was mit einem Grinsen beantwortet wurde. Tarot hielt ihr eine Hand hin. „Das wird sicher spannend, deine Legion hat nur Gutes über dich berichtet. Ich bin Tarot – darf ich Kat sagen oder ist Katherine-Lucia-Merina dir lieber – oder Micaela, wie Fürst Michael dich immer nennt?“ Kat blinzelte ein wenig überrascht, schluckte und antwortete dann: „Nein, Kat ist voll okay...“
„Brecht bitte sofort auf, meine Tochter, meine Söhne. Es eilt und sicher stimmt ihr drei, Lucifer, Astaroth und Katherine, mir zu, dass es Zeit wird, dass Sariel glücklich werden kann wie er es verdient, denn immerhin musste er in der Vergangenheit oft den Tod bringen und... im Mittelalter würde er Catherines Seele holen müssen...“ „Ach du Schande...“ murmelte Astaroth, während Belial fast geschockt wirkte und sich zwang ruhig zu fragen: „Wohnt sie wenigstens an der gleichen Stelle wie vorher?“ „Ich habe mich erkundigt, ... ähm... Fürst Lucifer... Ich kann Euch führen und auch Kat...“ wandte Tarot verlegen ein. Ein freundliches Lächeln war die Antwort und ein: „Lucian – oder Lucifer reicht, das Fürst und so kannst du dir für Sandalephon, Metatron und sonstige „hohen Tiere“ aufheben.“
Sichtlich überrascht lächelte der Engel der Zeit, nickte jedoch und übermittelte die notwendigen Zeit- und Raumkoordinaten an Belial, Astaroth und Kat. Gleich darauf erschienen sie im Schatten eines großen Tempels. „Hier stände normalerweise Notre Dame...“ flüsterte Tarot. „Und da ist Catherine...“ flüsterte Astaroth und zeigte auf eine einfach gekleidete Frau, die von einem Druiden in typischer Kutte hinterhergezerrt wurde. „Und wenn nachher Aelfwith kommt, damit ich sie mit meinem Körper segne, Weib, dann wirst du dich zurückhalten und gefälligst deinen Stolz darüber zeigen, dass du einen großartigen mächtigen und angesehenen Druiden zum Mann hast wie mich!“ Catherine riss sich los. „Ich bin an dich verheiratet worden, weil du mich wolltest, alter Mann, und weil du meine Eltern unter Druck hast setzen können! Ich wäre lieber eine der Jungfrauen im Tempel der Römer geworden, in dem Tempel ihrer Herdfeuergöttin!“ Eine Ohrfeige traf ihr Ziel. „Diesen Ungehorsam wirst du büßen, Frevlerin! An Beltaine wirst du in der Weidenpuppe stecken, wenn du mir noch einmal trotzt!“ Catherine zuckte zwar zusammen, doch sie lachte nur bitter. „Dann hätte ich die ewigen Demütigungen hinter mir!“
Kat spürte, dass ihre beiden Paten an sich halten mussten – genau wie sie selbst – um nicht in ihrer Seraphengestalt den widerlichen alten Druiden – offensichtlich Catherines Ehemann in diesem verdrehten Mittelalter – augenblicklich zu Asche zu verbrennen, denn das hätte auch Catherine ebenso eingeäschert, da sie noch nicht mit Sariel vereint war und so auch nicht dem göttlichen Feuer würde standhalten können.
„Darf ich vorschlagen, dass wir den beiden folgen und... Lord Asta...“ „Astaroth oder Asta reicht ebenfalls – Michael mag auf „Fürst“ oder „General“ Wert legen, ich muss das nicht haben, Kleiner.“ unterbrach Astaroth Tarot belustigt. Wieder war der Engel der Zeit überrascht – sichtlich positiv überrascht, schluckte, und sprach dann weiter: „Astaroth, vielleicht – nur weil dir durch Astarte die weibliche Seite geläufiger ist – würdest du dich in Catherine verwandeln damit Kat Zeit hat mit der richtigen Catherine zu reden und sie zu überzeugen mit uns zu kommen?“ „Also ehrlich gesagt...“ Astaroth lächelte teuflisch, „Ich würde mich in Astarte verwandeln und darauf bestehen, dass er diese Aelfwith für eine wichtige Notfallsegnung beiseite schiebt... und dann wird er merken, dass er garantiert nicht der Segnende ist... Und glaub mir, Tarot, ich bin als Astarte ein echter Hingucker, dem kaum ein Mann widerstehen kann... schon gar kein sterblicher... und diesem kleinen Drecksack werde ich den Schwanz verschrumpeln lassen...“ Um Tarots Lippen zuckte es sichtlich belustigt. „Ich denke, du hast da mehr Erfahrung mit sterblichen Männern, also bist du für die Ablenkung zuständig. Lucifer und Kat – ihr müsstet Catherine nur davon überzeugen, dass sie wagen muss mehr als fünfhundert Jahre zu überspringen um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.“
Kat zog eine Augenbraue hoch. „Mit diesem alten Hurenbock an ihrer Seite – ganz ehrlich, Tarot, was hält sie hier? Sie wird mit Kusshand gehen!“ Belial schüttelte den Kopf. „Catherine ist eine treue Seele, Käthchen, auch wenn sie diesen Kerl hasst, auch wenn sie ihn verachtet, sie ist durch Eide und einen Ehevertrag an ihn gebunden und das hindert sie.“ Kat sah ihren Paten überrascht an. „Aber Onkel Belial, wenn Julien so ein Drecksack wäre, dann würde mich nichts und niemand daran hindern ihn eigenhändig zu kastrieren und ihm das Teil in den Rachen zu schieben oder ähnliches!“ Belial unterdrückte ein Lachen. „Das lass ihn bloß nicht hören, Käthchen! Der arme Junge kriegt ja Angst vor dir! Zumal du eine Seraphim bist und er „nur“ ein Dynameis ist.“ Tarot wirkte fast ungläubig, als er der Unterhaltung schweigend gelauscht hatte. Astaroth klopfte ihm auf die Schulter. „Glaub mir, Julien kann mit Kat umgehen und muss nicht befürchten, dass sie das tut. Der Bursche ist in Ordnung. Komm ruhig mal in der Botschaft vorbei, Tarot und überzeug dich davon.“ Der Engel der Zeit nickte sichtlich irritiert.
Schweigend folgten sie dem Ehepaar bis zu einem ansehnlichen Haus in das der Druide Catherine fast hineinstieß. Kat spürte, wie Belial wütend die Hände zu Fäusten ballte und sah, dass Astaroths Augen sich verärgert zu Schlitzen verengten in denen es rot und gefährlich glomm. Zu Anfang mochte Belial wenig Sympathie für Catherine Dubois gehegt haben, doch inzwischen hatte die Frau, die als Sariels Haushälterin angefangen und ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten als mittelalterliche Wehmutter, als Hebamme mit Sariels Hilfe auf den Stand des 21. Jahrhunderts gebracht hatte und großartige Arbeit in der Gynäkologie der Gemelli-Klinik leistete, geschätzt und geachtet vom Leiter der Abteilung, Dr. Rocalli und inzwischen auch von praktisch allen in der Botschaft im Boulevard Hausmann 13 – seinen Respekt und auch ein wenig Zuneigung, geschwisterliche Zuneigung, errungen.
„Klärt ihr drei das bitte... ich möchte sicherstellen, dass ich Zugriff auf diese verkommene Seele kriege...“ murmelte er finster lächelnd und verschwand. Astaroth grinste. „Wunderbar... das wird Spaß machen sich mit Samyaza Spielchen für dieses Schwein auszudenken...“, dann wurde er mit einem Blinzeln zu Astarte, zwinkerte Kat belustigt zu und wandte sich an Tarot: „Und, mein Süßer, meinst du ich schaffe es Catherines Ehemann zu einer „Sondersegnung“ zu überreden die er als wichtiger erachtet als die von dieser Aelfwith?“ Tarot starrte die wunderschöne Frau sprachlos an, konnte nur nicken. Astarte lächelte. „Du bist niedlich, Tarot, wenn ich nicht in Philip... also ich könnte fast schwach werden...“ flüsterte sie sinnlich in sein Ohr, hauchte einen Kuss auf seine Wange und ging mit wiegendem Schritt zur Haustür wo sie klopfte.
„Bei Vater – ich wusste nicht, dass... dass er... sie... so.... so...“ stotterte Tarot leise. „Wunderschön ist?“ fragte Kat belustigt. Tarot nickte verlegen. „Leider ist das und ihr oder sein wirklich toller Charakter an einen Idioten namens Philip Callaghan verschwendet.“ meinte Kat abfällig. „Ach Kat, er wird irgendwas an sich haben. Vater wird bestimmt seine Gründe... ich meine... ach ich denke, irgendwelche Qualitäten wird auch Philip Callaghan haben...“
Bevor Kat antworten konnte, öffnete sich die Tür. „Willkommen, Sie müssen Aelfwith sein, der große Druide wartet...“ hörten sie Catherine matt sagen. „Nein, ich bin Astarte, ich... oh, es ist so wichtig, dass ich mit dem großen Druiden rede. Ich brauche eine Segnung von ihm. Mein Gemahl ist nicht in der Lage mich zur Mutter zu machen und ich habe gehört, der große Druide Albix ist ein Meister der Empfängnissegnung!“ rief Astarte und schauspielerte dabei so gekonnt, dass selbst Kat, die als Seraphim und Frau wesentlich weniger empfänglich für ihr Reize war, fast Mitleid mit ihr hatte. Mit sichtlicher Begeisterung kam der Druide an die Tür und maß die schöne Göttin mit schmatzenden Lippen. „Aber natürlich, die Dame... kommen Sie nur...“ sagte er schmeichelnd, schob Catherine beiseite und zischte ihr zu: „Halte Aelfwith hin!“ während er Astarte ins Haus geleitete. „Was für ein Schmierlappen...“ murmelte Kat und Tarot nickte. In diesem Augenblick kam eine Frau – nicht mal halb so schön wie Astarte, aber mit gefälligem Äußeren auf das Haus zu. „Das dürfte diese Aelfwith sein, kannst du sie ablenken, damit ich mit Catherine reden kann?“
Tarot zuckte zusammen, nickte jedoch tapfer. „Das kriege ich sicher hin...“ flüsterte er. Kat lächelte ihm aufmunternd zu und ging zum Haus. Sie klopfte. Catherine öffnete. „Willkommen Dame Aelf...“ „Katherine...“ unterbrach Kat sie freundlich. „Und ich bin hier, weil ich mit Ihnen reden möchte. Aelfwith wird sich ein wenig... verspäten.“ Irritiert ließ sie Kat ein.
„Ich wüsste nicht, was es mit mir zu reden gäbe...“ „Catherine, wundere dich bitte nicht, dass ich deinen Namen kenne und dich einfach so anrede, aber du bist die Vorfahrin meines zukünftigen Ehemannes. Woher ich das weiß wäre jetzt sehr langwierig. Aber ich bin geschickt worden – gemeinsam mit anderen – um dich zu holen, Catherine, in eine Zeit in der du geliebt wirst, von einem ganz besonderen Mann und seinem kleinen Sohn. Der Mann heißt Sariel – oder Sandro-Ariel Bragi und sein Sohn, der dich wie eine Mutter liebt, Said-Angelo. Sariel ist ein Engel, ein Seraphim, in dessen Hände der Schöpfer aller Dinge Leben in Form von Heilung, aber auch den Tod gelegt hat. Ihr zwei ergänzt euch. Es gibt eine parallele Zeitlinie in der ihr euch begegnet seid und Sariel leidet ohne dich, genau wie Said-Angelo. Hier bist du in Gefahr, einer Gefahr, der du nicht ausgesetzt sein musst oder solltest. Ich darf dich mit in diese wunderbare Zukunft nehmen, Catherine, ohne Umwege, und du würdest sanft in die Zeitlinie hineingleiten, Sariel und Said sofort wiedererkennen und...“ „Ich... das würde ich nicht... ich meine... ich habe Treue geschworen und...“ Kat unterbrach sie mit einem Schnauben. „Wem? Diesem alten Bock, der sich gerade mit Astarte auseinandersetzt?“ fragte sie ätzend. Catherine nickte.
„Tante Asta?!“ rief Kat laut, hörte im nächsten Moment ein Stöhnen von einem Mann und ein belustigtes: „Ja, Patenkind?“ von Astarte. „Du kannst ihm sein Gemächt einäschern, vielleicht überzeugt Catherine das von unseren redlichen Absichten!“ rief Kat. Astartes glockenhelles Lachen erklang. „Ich liebe deine Denkweise, Kat!“ und im nächsten Moment rezitierte die schöne Göttin eine alte babylonische Formel und der Druide kreischte gepeinigt auf.
Die Tür wurde aufgerissen und der alte Mann wankte nackt und leichenblass aus dem Schlafraum. Vor ihren Augen rieselten seine Sexualorgane wie aus Asche zu Boden. „Hexe, du hast mich verflucht!“ schrie er und wankte vor der Göttin zurück, die mit sardonischem Lächeln, komplett bekleidet, anmutig zu Kat und Catherine trat. „Ich bin nur das Werkzeug einer vorläufigen Strafe für deine Anmaßung, Albix! Mein Herr und Gebieter Lucifer wird gnadenloser sein als ich! Und mein Vater, der Schöpfer aller Dinge, wird dich ohne zu zögern in seine Hand geben, denn du bist der Peiniger der Seele seiner zukünftigen geliebten Schwiegertochter Catherine.“ klärte Astarte den wimmernden Druiden schonungslos auf. Sie wandte sich sehr ernst an Catherine: „Du bist als seine Frau an ihn gebunden – solange er ein Mann ist... das ist er nun offensichtlich nicht mehr. Unfähig seiner Verpflichtung nachzukommen und für Nachwuchs mit dir zu sorgen ist er für dich nutzlos. Überlege und wäge ab, Catherine und dann entscheide weise ob du bei diesem Wrack bleiben oder wahres Glück und wahre Liebe finden willst.“ „Aber ich erinnere mich nicht an diesen Sariel oder an Said-Angelo...“ sagte die Frau hilflos. Kat lächelte aufmunternd. „Du wirst die zwei erkennen, sobald du sie siehst, versprochen.“
„Wage es nicht! Du gehörst mir!“ fauchte Albix der Druide. Catherine erhob sich und trat zu ihm. „Ich wurde an einen Mann verkauft, aber das, was ich sehe ist kein Mann sondern ein Eunuch. Ich wurde an jemanden verkauft, der meine Eltern einschüchtern konnte indem er ihnen drohte meinen Bruder an Samhain opfern zu lassen um mich zu bekommen und meine kleine Schwester für Fruchtbarkeitsrituale beanspruchte, bevor ihr Mann sie zu sich holen durfte, doch ich werde dem Rat der Druiden sagen, jetzt gleich, dass ich bei einem Mann geblieben wäre in der Hoffnung irgendwann Familie zu haben, nicht nur den einen Sohn der bei deinen entfernten Verwandten zum Druiden erzogen wird und den ich vor drei Jahren zum letzten Mal sah!“
Es klopfte. „Albix?“ rief eine Stimme. „Gaulix, der Oberste Druide von Lutetia...“ flüsterte Catherine sichtlich eingeschüchtert. Astarte grinste, trat zur Tür und öffnete sie. „Willkommen im Haus des Eunuchen Albix...“ flötete sie dem plötzlich sprachlosen Oberdruiden entgegen und zog ihn in das Zimmer. Der Blick des Mannes fiel sofort auf den einstigen „Mann“ im Hause. „Diese Hexe hat mich verflucht!“ wimmerte Albix. „Wie ist es, Oberster Druide: Ist eine Frau noch an einen Eunuchen gebunden oder ist sie frei, wenn ein Druide kein Mann mehr ist?“ fragte Astarte belustigt und doch sehr ernst. „Sie ist frei – denn ihr Mann bringt keinen Nutzen mehr...“ murmelte Gaulix sichtlich eingeschüchtert von Astartes Schönheit und der Anschuldigung, dass sie für die neue Daseinsform von Albix verantwortlich war.
„Dann... dann gehe ich...“ flüsterte Catherine hörbar erleichtert. „Dann komm, Schwägerin.“ sagte Astarte sanft und wurde vor den ungläubigen Blicken der sterblichen Anwesenden zu Astaroth. „Aber... ich... meine Sachen... ich...“ „Es ist alles für dich vorhanden, Catherine.“ beruhigte Kat sie und bat über die Verbindung die sie mit den Seraphim teilte Astaroth Tarot Bescheid zu geben, dass er Aelfwith gehen lassen sollte und informierte Belial über den Erfolg.
Sie legten einen Arm um Catherine, traten mit ihr aus dem Haus und kehrten gemeinsam mit Tarot in ihre Zeit zurück. „Ich habe mir erlaubt gleich Norderney als Zielort zu wählen...“ murmelte Tarot verlegen. „Gut gemacht, Kleiner.“ sagte Astaroth, legte freundschaftlich einen Arm um seine Schultern und zog ihn ins Hansen-Haus. Catherine stand zuerst irritiert in der großen Küche des Hauses, doch dann erinnerte sie sich plötzlich als Said-Angelo glücklich „Mama! Du bist wieder da!“ rufend auf sie zulief und auch die Rayne–Kinder jubelnd ihre „Zia Catherine“ begrüßten. Selvaggia, Mathilde und Cassandra schlossen sie in die Arme. „Mein Mann kommt gleich mit Sariel. Der hat sich schon Sorgen um dich gemacht und beim himmlischen Vater um Hilfe gebeten.“ erklärte die Frau des höllischen Botschafters lächelnd.
Astaroth und Kat wurden ebenso fröhlich begrüßt und mussten – gemeinsam mit Tarot, der sofort akzeptiert wurde und mit Astaroth und Kat vom gemeinsam erlebten „Abenteuer“ erzählen sollte – gleich die frisch gebackenen Kekse probieren.
Lucifer tauchte in Sariels Anwesen in Rom auf in das der Erzengel sich zurückgezogen hatte, nachdem er seinen Sohn auf Norderney abgeliefert hatte. Der Höllenfürst stellte traurig fest, dass sein himmlischer Bruder wie ein Häufchen Elend auf dem Sofa saß und traurig vor sich hinstarrte. Sariel blickte kurz auf, als er ihn bemerkte.
"Sariel! Schluss mit Trübsal blasen! Du wirst sehnsüchtig auf Norderney erwartet!" "Von wem? Said weiß, dass ich morgen komme und..." Belial lachte. "Ein Glück, dass ich Catherine zur Begrüßung nicht hier her gebracht habe, so sieht sie wenigstens nicht wie elend du aussiehst." Sariel sprang auf ihn zu. "Catherine? Hast du sie geholt?" fragte er aufgeregt. Belial nickte. "Kat und Astarte haben sie geholt. Komm mit, sie wartet auf Norderney. Ihr solltet auch dort wohnen, da ist die Zeit noch sicher." antwortete sein ältester Bruder ruhig und sorgte mit einer kurzen Handbewegung dafür, dass Sariel nicht mehr so blass und vernachlässigt aussah. Der Erzengel hatte sich aus Sorge und Sehnsucht nach der Frau die er liebte sehr gehen lassen. Zufrieden mit dem Aussehen seines irdischen "Schwagers" versetze er sich mit ihm in die Küche des Hansen-Hauses auf Norderney. Einen Augenblick starrte Sariel Catherine an, dann zog er sie zärtlich an sich.
Sariel umarmte seine Haushälterin und Ersatzmama für seinen Sohn und drückte sie ganz fest. "Ich liebe dich, Catherine! Ich... willst du endlich meine Frau werden? Ich möchte gerne mein Leben mit dir verbringen und... bitte sag ja." sprudelte das Geständnis aus ihm heraus. Catherine war so überrascht, dass sie erst gar nichts sagen konnte. Belial der mittlerweile seine eigene Frau im Arm hielt, stieß sie sanft mit der Hand an, um sie wieder aus ihren Gedanken zu holen. "Jetzt sag schon ja! Den Segen Vaters habt ihr. Und... es hat bestimmt keiner hier etwas dagegen, du gehörst irgendwie schon längst zur Familie." sagte er sanft und ermutigend." Sie lächelte und küsste Sariel leidenschaftlich. "Ja, ich will deine Frau werden." antwortete sie schließlich. Said-Angelo jubelte. "Endlich! Papa heiratet Mama...!" rief er. "Darf ich das Ringkissen tragen? Oder Mamas Schleppe am Brautkleid?" fragte er begeistert. Sariel und Catherine lächelten. "Ich weiß etwas viel besseres, mein Schatz. Du darfst mich durch die Kirche zu deinem Papa begleiten." flüsterte die glückliche Braut. "Oh jaaaa!" antwortete Said-Angelo hörbar begeistert.
Belial lächelte und gab seiner Frau ebenfalls einen leidenschaftlichen Kuss. "Ich muss leider noch einmal weg, ich muss noch jemanden in die Hölle schicken. Samyaza wird sich dann erst mal um ihn kümmern." flüsterte er in ihren Gedanken. "Ihren Ehemann, in dieser verschobenen Zeit?" Belial nickte, drückte seine Frau fest aber liebevoll und verschwand abermals.
Der Druidenpriester zuckte zusammen als der Höllenfürst in seinem Haus auftauchte. "Wer seid ihr? Verlasst sofort mein Haus! Ohne Genehmigung habt ihr..." mit einer Handbewegung brachte Belial ihn zum Schweigen. "Ich habe jedes Recht! Gestatten, dass ich mich vorstelle: Lucifer, der Vertreter der absoluten Finsternis. Der Teufel höchstpersönlich! Ich bin hier um dich mitzunehmen. Du wirst für den Rest deines Lebens in der Hölle schmoren. Vielleicht ein wenig gefoltert, mein treuester Diener, Freund und Stellvertreter in der Hölle freut sich schon auf dich." Entsetzt sah der Mann den gutaussehenden gefallenen Engel an. "Was? Warum, ... ich..." "Catherine! Wer Frauen so behandelt, der hat es nicht besser verdient." Belial packte ihn unsanft am Kragen und verschwand mit ihm um kurz darauf in der Hölle wieder aufzutauchen. Panisch sah der Druide sich um. "Wo bin ich? Das ist doch nicht ernsthaft die Hölle" Belial grinste diabolisch. "Was sonst?" "Na endlich! Ich habe dich kleines mieses Früchtchen schon erwartet! Lucifer du gestattest, dass ich ihn im Verlies an die Folterkette hänge?" wurden sie von einem eiskalt lächelnden Samyaza begrüßt. Das Lächeln des Höllenfürsten wurde noch teuflischer. "Aber sicher doch. Quäle ihn ein wenig und treib ein paar Spielchen mit ihm und sei nicht zimperlich, du weißt was er unserer Freundin Catherine angetan hat. Samyaza nickte und schlug den Neuzugang in der Hölle wütend zu Boden.
Lucifer verabschiedete sich wieder von Samyaza und tauchte in seinem Schlafzimmer auf Norderney wieder auf um sich unter der Dusche von dem Schwefelgeruch zu befreien. Anschließend begab er sich nach unten, wo die Frauen bereits den Tisch gedeckt hatte um die frisch gebackenen Kekse zu genießen und um Catherines und Sariels Wiedersehen und Verlobung zu feiern. Belial warf einen kurzen Blick auf Astarte und Philip, die Arm in Arm da standen und sich zärtlich küssten.
Zitternd trat Philip Callaghan nach dem Essen auf die Strandterrasse hinaus, wo der Höllenfürst mit einer großen Kaffeetasse in der Hand auf einem der Stühle saß und gedankenverloren auf das Meer starrte, wie er es schon so oft gemacht hatte, wenn er sich zum Nachdenken hierher zurückgezogen hatte, als dieses Anwesen noch in seinem Besitz war. Was Callaghan nicht wusste, dass er heute schon ziemlich viel von dem sehr starken Pharisäer getrunken hatte. Er nahm einen weiteren Schluck und seufzte genervt. "Was willst du denn hier Priesterchen? Ich denke nach über einige Dinge, die ich für mich selbst klären möchte und ich kann ziemlich ungehalten werden, wenn man mich dabei stört!" fuhr er ihn unfreundlich an. "Ich also eigentlich... ich ... wollte mit Ihnen reden. Ich... es..." Der Höllenfürst unterbrach ihn. "Halt den Mund! Nicht so! Ich kann das Gestottere nicht ab, also hör auf damit sonst kannst du gleich wieder verschwinden!" fauchte er gereizt. Philip zuckte erschrocken zusammen und starrte völlig verängstigt vor sich hin. Belial grinste innerlich vor Belustigung, dass der Mann so große Angst vor ihm zu haben schien. "Also jetzt mal ernsthaft Priesterchen - was glaubst du mache ich mit dir, dass du dich so zu Tode fürchtest?" lachte er.
Philip starrte ihn entsetzt an. "Ich... ich weiß nicht. Sie sind der Höllenfürst und..." Belial unterbrach ihn. "Und du begreifst einfach nicht, dass ich nicht böse bin! Ich bestrafe die bösen Menschen, die Vater im Himmel nicht haben will - oder Engel die er verstößt, weil sie ihn oder einen seiner Söhne zu denen auch ich noch immer zähle - verraten haben. Dir sollte klar sein, dass ich kein Monster bin, sondern lediglich ein Engel der vor Jahrhunderten Mist gebaut hat, in dem er sich gegen Gott gestellt hat. Einzelheiten brauchst du nicht wissen. Lass dir das mal durch den Kopf gehen bevor du anfängst mit deiner ausgedachten Rede." unterbrach er ihn barsch. "Ich bin es so leid mich ständig erklären zu müssen, weil alle Menschen mich für böse halten." fuhr er etwas leiser fort und trank, abermals einen großen Schluck seines Pharisäers.
Philip schluckte, da er merkte, dass der Höllenfürst etwas betrunken war und offensichtlich nicht gerade die beste Laune hatte. Er warf einen Blick auf Derek, dessen Blick kein Kneifen zuließ. "Ich wollte mich für mein Benehmen Ihnen gegenüber entschuldigen und..." Belial riss die Augen auf. Hatte er sich verhört? "Bitte was willst du? Ist das dein Ernst?" fragte er ungläubig. Philip nickte. "Derek sagte, dass Sie Christian sehr mögen und... ihm nie etwas antun würden. Mein Sohn mag Sie ebenfalls und... ich gestatte Ihnen den Umgang mit ihm. Ich werde auch versuchen mich zusammenzureißen... Ihnen gegenüber. Vor allem tut es mir leid, dass ich einfach aufgelegt habe, was Sie sehr verärgert hat wie es scheint." Philip war etwas erstaunt über den Gesichtsausdruck des Höllenfürsten und sein Verhalten. Er wirkte plötzlich so menschlich und unsicher.
"Ich glaub ich hab’ mich grad verhört. Aber gut diese Worte verdienen Respekt..." er atmete einmal tief ein, nahm einen weiteren Schuck seines Pharisäers und fuhr fort. " Entschuldigung akzeptiert. Zeit mit Christian verbringe ich gerne - das hätte ich mir auch so nicht nehmen lassen. Allerdings gibt es ein paar Dinge die für dich zu beachten wären. Du wirst niemals wieder auflegen, wenn ich am Telefon bin, noch wirst du mir Christian vorenthalten, weil es dir vielleicht grad nicht in den Kram passt, zudem möchte ich, dass du meine enge Freundschaft zu Astarte akzeptierst. Ich war ewig mit Astarte zusammen, die Zeit ist für euch gar nicht mehr nachvollziehbar. Sie kennt mich vermutlich besser als jeder andere hier und in der Hölle und umgekehrt verhält es sich genauso. Sie bedeutet mir nach wie vor sehr viel und ein freundschaftliches Küsschen oder ein kleiner Flirt muss drin sein - von beiden Seiten aus. Es gibt bei euch Menschen ein Sprichwort: Appetit holen kann man sich überall, aber gegessen wird daheim. Das respektiert selbst Selvi. Vertrauen ist alles Priesterchen! Du musst noch viel lernen was das angeht. Männer sind einfach so, sexy Frauen ziehen ihre Blicke an. Und Astarte ist verdammt sexy, das dürfte dir selbst klar sein."
Philip nickte. "Aber..." Der Höllenfürst verdrehte die Augen. "...ich kann es einfach nicht sehen, wenn andere Männer meiner... Freundin nachschauen oder zu nahe kommen." Jetzt lachte der Fürst der Hölle spöttisch. "Dann musst du dir eine hässliche Frau suchen! Akzeptiere also meine Bedingungen, die ich gestellt habe und wir können zum größten Teil zumindest miteinander auskommen, da sich unsere Wege in Zukunft nicht nur wegen Christian kreuzen werden, sondern auch der Arbeit in der Botschaft wegen. Botschaft und Legat, sei es San Francisco oder Dublin, werden immer irgendwie miteinander verbunden sein. Die ein oder andere Auseinandersetzung wird sich wohl kaum vermeiden lassen. Freunde werden wir wohl auch nie - aber wir können miteinander klar kommen, das würde uns beiden einiges erleichtern. Und jetzt geh wieder rein, berichte Derek, dass du mit mir geredet hast und lass mir noch eine Weile meine Ruhe!" sagte er ungewollt barsch.
Das ließ sich Philip nicht zweimal sagen und ging wieder rein. Derek nickte zufrieden und riet ihm sich an die Regeln zu halten und beschrieb kurz den Charakter seines brüderlichen Freundes ein wenig, dass er sehr nett und zuvorkommend sein konnte aber auch hart und eben sehr leicht reizbar. Philip beherzigte das und ging wieder zu Astarte, die er liebevoll in den Arm nahm und ihre einen Kuss gab.
Es war gegen Abend. Metatron hatte alle am Fall beteiligten in das Arbeitszimmer von Hagiel gerufen. Belial sah zu Tarot, der still in der Ecke saß und der Besprechung lauschte. „Ähm... du musst nicht dabei sein... Nicht, dass wir deine Hilfe nicht zu schätzen wüssten, aber müsstest du nicht wieder oben auf deinem Wölkchen die Harfe zupfen?“ Tarot zuckte zusammen. „Ich... also ich zupfe nicht, Lucifer, also Harfe... und bisher bin ich von unser aller Vater nicht zurückbeordert worden... und eigentlich fühle ich mich so recht wohl hier mit euch allen. Ihr habt mich herzlich in eure Mitte aufgenommen und... ich hab mich nicht unwillkommen gefühlt... Wenn ich lieber gehen soll, dann... dann gehe ich, aber...“ „Das wollte ich damit nicht sagen!“ unterbrach Belial ihn freundlich aber bestimmt. „Es geht nur darum, dass ich vermeiden möchte, dass du Ärger kriegst vom „Alten Herrn“... falls er dich wieder unter seinen Fittichen zu sehen wünscht...“
Tarot lächelte verlegen. „Bisher hat er mich nicht zurückgerufen...“ Astaroth grinste. „Du gefällst mir langsam, Kleiner...“ sagte er belustigt. Belials Blick ging zu Philip, der angestrengt aus dem Fenster schaute, als Astaroth mit dem Engel der Zeit harmlos flirtete. Innerlich seufzend drang er in die Gedanken des Legatsleiters ein und las dort den Schmerz darüber. „Philip? Sei nicht so ein Weichei! Astarte ist Astaroth und Astaroth ist Astarte, das solltest du langsam begriffen haben und Astarte ist und bleibt nun einmal die babylonische Liebesgöttin und als solche flirtet sie gern und somit auch er. An seiner oder ihrer Liebe zu dir – die mir nach wie vor unbegreiflich ist, denn für einen beispiellosen Trottel halte ich dich immer noch, bis du es schaffst mich wirklich eines besseren zu belehren, ändert das nicht das Geringste!“
Philip zuckte zusammen als hätte Belial ihn geschlagen. Sofort legte Astaroth seinem Gefährten eine Hand auf den Arm und funkelte den Höllenfürsten ärgerlich an. „Lass es gut sein, Lucifer!“ fauchte er. Philip räusperte sich. „Nein, Scha...tz es ist alles in Ordnung, wirklich... ich... muss mich irgendwann nur daran gewöhnen, dass ich halt nicht die Stärke habe mich gegen seine Gedanken zu wehren... aber er... er hatte eben wohl gerade recht...“ Philip spürte wie Astaroth sanft selbst nachforschte und leise seufzte. „Warum zweifelst du immer wieder an meinen Gefühlen für dich, mein Hübscher?“ Philip errötete. „Verzeih, aber... das ist für mich sehr schwierig, gerade dann, wenn du... du nicht Astarte bist...“ Astaroth zog ihn in seine Arme. „Dabei bin ich mit dir in dieser Gestalt genauso glücklich und liebe dich genauso wie in der Gestalt von Astarte. Und wenn du ehrlich bist zu dir selbst, mein Süßer, dann musst du dir eingestehen, dass du unsere gemeinsamen Stunden auch genießt – egal in welcher Gestalt ich gerade bin...“
Metatron und Belial grinsten einander unbemerkt an und auch Hagiel und Sariel versteckten ihre Belustigung über Philips Verlegenheit und unbegründete Scham. „Sehr schön, Asta, wenn du jetzt mit dem Liebesgesäusel fertig bist, können wir ja weiter beraten wie wir vorgehen...“ schnauzte Belial ungewohnt barsch. Astaroth grinste nonchalant. „Aber klar doch, Chefchen...“ worauf der Höllenfürst mit einem finsteren Blick reagierte, aber sonst schwieg.
Metatron erhob sich und begann: „Gut, Gadreels Vermutung war ja, dass der erste Eingriff in die Zeit um 100 vor Christus stattfand und...“ „93“ murmelte Tarot ihn unterbrechend. Überrascht sahen alle zum Engel der Zeit. „Wie bitte?“ fragte Hagiel. „93 – 15. März 93...“ präzisierte Tarot mit einem Schulterzucken.
Sprachlos starrten die anwesenden Engel und Derek und Philip ihn an. „Das weißt du einfach mal so?“ fragte der Praeceptor überrascht. „Ja, schau, Derek, ich bin der Engel der Zeit und habe den Überblick über die Zeitlinien... und wenn ich mit dieser Information helfen kann, wieso nicht? Ich meine... es ist mir nicht untersagt worden und ich glaube nicht, dass ich nur mitgeschickt wurde um Mademoiselle Catherine zu retten und in diese Zeitlinie zurückzuführen. Ich würde vielleicht so vermessen sein wollen und behaupten, dass Vater sehr wohl bewusst ist, was ich weiß und er mich darum noch nicht zurückgerufen hat. Wir Engel sind Übermittler seines Willens und verhelfen seinem Willen zum Werden. Er greift sehr selten direkt ein, das solltest du mitbekommen haben, aber er versagt ebenso selten Hilfe, wenn sie benötigt wird. Er hat Sariels Bitte zur Kenntnis genommen, wusste aber, dass Sariel eben nicht genug emotionalen Abstand hat um so... drastisch zu handeln wie Astaroth in Gestalt Astartes und ebenso war ihm bewusst, dass Sariel zwar jetzt die Nähe zu Menschen gewöhnt ist, aber im Mittelalter – egal in welcher Zeitlinie – ein Seraph ist, der einen sehr gezügelten Willen und somit auch eher wenig Gefühle hat und vielleicht nicht einmal gewusst hätte – mit einem Mal – wieso er Catherine mit in das Heute nehmen will... Genauso hat unser Vater ja auch Lucifers Angst Rechnung getragen Rachel und dich und eure Kinder eines Tages als Familie zu verlieren und hat dem mit Früchten vom Baum des Lebens entgegen gewirkt. Ihr werdet bis zum Tag des jüngsten Gerichtes leben und frei entscheiden können wohin ihr geht. Vater liebt euch, denn ihr habt ihm seinen Sohn wieder näher gebracht und für den wiederum seid ihr Familie. Euch stehen Himmel und Hölle offen und die Hölle würde für euch sicher nicht die Hölle sein, die sie für die übelsten Sünder ist...“
Hagiel lachte leise. „Sicher nicht... Wahrscheinlicher ist, dass Vater und Lucifer sich auf eine Familienlösung einigen...“ Tarot lächelte. „Vermutlich, aber das wird sich am Ende der Zeit zeigen.“
Gadreel räusperte sich. „Gibt es zum 15. März 93 auch zufällig einen Ort?“ fragte er. „Zufällig... ja... ich denke... Bruniquel-Tropfsteinhöhle... nahe Bordeaux... Das sind bis Paris zwar fast 600 km aber... wenn ihn jemand mitgenommen hat auf einem Wagen oder so und ansonsten ist er gut im Wandern gewesen... eine Woche... beim nächsten Mal hatte er was zum Tauschen für ein Pferd und war entsprechend schneller unterwegs. Er stellt es unter, geht durch den Steinkreis und taucht am 30. März in Stonehenge auf...“ erzählte Tarot wie beiläufig.
Ungläubig starrte Gadreel von einem zum anderen. „Chef, hättet ihr den himmlischen Chorknaben nicht früher an Land ziehen können?“ fragte er. Belial antwortete daraufhin nicht, sondern wechselte einen Blick mit Derek, Metatron und Hagiel. „Ich würde vorschlagen... Gadreel: Du begibst dich ins Jahr 93 vor Christus – zum 15. März und wartest da was geschieht... Wer immer da in der Nähe von Bordeaux aus dem Steinkreis in der Tropfsteinhöhle kommt: Schleif ihn her! Juliel: du bist am 30. März 93 vor Christus...“ „Nein, er kann nicht, Lucifer, denn seine Seele ist zu dieser Zeit die eines Sterblichen. Es muss ein Engel sein – ein erschaffener Engel, kein Nachberufener!“ widersprach Tarot Belial unterbrechend. „Ich mache das!“ sagte Astaroth entschlossen. Belial nickte ihm zu. „Gut, dann wirst du, Asta, am 30. März Stonehenge übernehmen. Auch für dich gilt: Wenn Gadreel ihn nicht erwischt, dann tu du es!“
Mit einem Nicken verschwanden beide – Gadreel und Astaroth.
„Ich bin gespannt, wen sie erwischen... oder kannst du dazu auch was sagen, Tarot?“ fragte Belial. Der Zeitengel schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß nur was geschieht, Lucifer nicht durch wen es geschieht. Ich kann nur übersehen, aus welcher Zeit heraus etwas passiert, nicht jedoch wer verantwortlich ist.“ sagte er. „Das ist jetzt auch nicht mehr so wichtig. Du hast uns auf jeden Fall sehr geholfen, Tarot.“ meinte Hagiel sichtlich erleichtert. „Dann... würde ich jetzt zurück in den Himmel... ich meine... ihr braucht mich ja nicht mehr und...“ „Tarot du kannst ruhig bleiben. Du bist angenehm und hilfsbereit – und auch ein wenig... mutig... das finde nicht nur ich gut, denke ich.“ unterbrach Kat ihn lächelnd. „Stimmt. Und Tilly würde sich sicher auch freuen, wenn du noch bleibst. Sie hat gern viel Besucher um sich.“ sagte Hagiel lachend. „Und irgendwie gehörst du jetzt zu uns... zum Boulevard-Haussmann-Kreis, sozusagen...“ Überrascht starrte Tarot in die Runde. „Ich brauche einen starken Kaffee. Und ich denke, die Kinder können es gar nicht erwarten uns mit Keksen vollzustopfen.“ meinte Belial und grinste als er Tarot mit sich in die Küche nahm. Die anderen folgten. Sariel erschien mit Catherine und Derek. Seine Verlobte hatte die ganze Zeit geschwiegen. Sie war immer noch sprachlos vor Glück, dass sie endlich wieder bei ihrem geliebten zukünftigen Ehemann und ihrem kleinen Sohn sein konnte und sich sogar der Höllenfürst bemüht hatte, sie wieder zurückzuholen.
Hagiel umarmte seine Mathilde. „Schatz, haben wir noch ein Gästezimmer für Tarot frei?“ fragte er zärtlich. Die Köchin lächelte „Jederzeit, wann immer er auf Norderney Urlaub machen will. Das weißt du doch, mein Liebling.“ antwortete sie lächelnd. Sie wandte sich dem Zeitengel zu. „Und das meine ich so. Es gab andere Engel, die mit keinem klar gekommen sind. Entweder haben sie Angst vor Fürst Lucifer gehabt – oder ja... vor Lucifer, dass ich Fürst sage, das will er ja nicht. Oder noch schlimmer, wie dieser Graphiel, der sogar versucht hat Cassandra und Selvaggia zu ermorden – und Rachel fast noch dazu! Und du bist ein Bruder meines Mannes und ich freue mich immer, wenn ich jemand Neues aus der Familie kennen lerne. Vor allem, wenn sie so sympathisch und ruhig und bescheiden daherkommen, nicht jammern, intrigieren oder feige sind.“
Die Kinder der Botschafter und ihrer Angehörigen freuten sich. „Dann bist du ein Onkel von mir?“ fragte Luciano Tarot interessiert. Der sah verlegen zu Belial. Der Höllenfürst lachte leise. „Ja, mein Großer, Tarot ist einer von meinen himmlischen Brüdern. Er ist zwar kein Seraphim wie dein Onkel Metatron, oder dein Onkel Astaroth oder ich, aber er ist ein Engel.“ „Prima, dann kenne ich jetzt noch einen Onkel von mir. Nicht nur Onkel Sandalephon, Onkel Camael, Raphael, Gabriel, Michael, Kerubiel, Satanael, Samyaza...“ „Stopp,. Luciano! Wie ich das einschätze, sitzen wir morgen früh noch hier, wenn du jetzt alle aufzählst.“ Unterbrach Metatron ihn lachend. Luciano überlegte kurz, grinste und antwortete: „Ja, wahrscheinlich hast du recht.“ Er zog Christina-Luciana zu Tarot. „Das ist meine Freundin und irgendwie Cousine. Ich werde sie später mal heiraten.“ Sagte er ernst.
In der Küche bereitete Mathilde eilig Tees und Kaffee zu, einen großen Pharisäer für Belial und einen Grog für Astaroth, den das etwas aufmuntern sollte und war gerade auch mit einer großen Kanne Kakao fertig, als begeistert Said-Angelo mit Luciano, Christina-Luciana und Lucas-Lucian in die Küche stürmte. Die Kinder begrüßten die Köchin glücklich. „Mama und Papa und Kat und Julien unterhalten sich mit Onkel Lucifer. Das ist voll komisch bei uns zuhause auf Angel Island, Tante Tilly!“ „Ach, die anderen bekommen das schon wieder hin! Wie ist es, wollen wir nachher neue Kekse backen, alle zusammen?“ fragte die Köchin, was begeistert bejaht wurde. Eilig brachte Mathilde die Getränke und das Gebäck in den Salon.
Metatron berichtete gerade: „Gadreel hatte schon vermutet, dass die Hadurer sich nicht auf Caesars Seite geschlagen haben. Irgendwie ist es jemandem gelungen – aus einer „nachrömischen“ Zeit, so wie wir sie kennen – in die Vergangenheit zu reisen und einflussreiche Kreise, sprich druidische Kreise, zu verständigen was geschehen wird. Wir haben nur einen Großdruiden Namens „Myrddin“ gefunden von dem berichtet wird, er habe über eine unglaubliche Hellsichtigkeit, eine überragend Gabe der Vorhersehung verfügt. Auf sein Geheiß wurden die Anführer der Hadurer erledigt und das Volk sozusagen „eingegliedert“ in den sich bildenden antirömischen Stammeszusammenschluss. Damit hatte Caesar wenig gute Karten und wurde geschlagen. Er wurde auch nie die berühmte politische Figur oder der gefeierte General. In Rom herrscht ein konstitutioneller „Imperator“ unter der Fuchtel eines Senates, der im Moment sehr stark ist, während der Herrscher offenbar eine etwas armselige Gestalt abgibt.“
Derek sah nachdenklich aus. „Myrrdin ist der keltische Name von Merlin. Aber wenn der Hofzauberer von König Arthus wirklich aus der Zukunft kam... muss er lange gelebt haben oder noch sehr jung gewesen sein...“ gab er zu bedenken. Gadreel schüttelte den Kopf. „Nicht zwangsweise. In Britannien gab es ja praktisch keinen römischen Einfluss. Und wenn der „Zeitreisende“ sich mit Absicht „Myrddin“ genannt hat – im Wissen darum, dass man ihm dann – selbst mit dem Wissen um die ursprüngliche Zeitlinie – schwerer auf die Schliche kommt als wenn er sich vorgestellt hätte: Ich bin Max Mustermann...“ „Okay... da hast du wohl recht...“ gab Derek zu. „Aber wie können wir dann feststellen von wann derjenige, der die Zeit verändert hat, aufgebrochen ist?“ fragte Rachel.
„Indem wir das Ganze von hinten angehen – bei diesem mysteriösen Myrddin angefangen...“ murmelte Hagiel. „Wir müssen zurückgehen in der Zeit, immer eng an der Zeitlinie und den Moment abpassen in dem er irgendwo aus einem der Portale tritt und ihn gefangen nehmen bevor er an der Zeit herumpfuschen kann.“ Samyaza seufzte. „Und das kann dauern... wir wissen nur, dass er zwischen 100 und 40 vor aufgetaucht sein muss, aber nicht wirklich wo... er kann auch in England aufgetaucht sein, genauso an irgendeinem anderen Portalort... was heißt: wir müssen sie alle überwachen...“ „Ich will unsere Zeitlinie wieder zurück!“ murmelte Cassandra frustriert.
Ihr Mann griff nach ihrer Hand. „Das wünschen wir uns alle.“ sagte er zärtlich. „Können Sie... nicht einfach nachfragen? Der HERR müsste doch wissen wann genau...“ begann Philip Callaghan, wurde jedoch sanft von Astaroth unterbrochen. „Langsam solltest du begriffen haben, mein Hübscher, dass Vater es uns nie so einfach macht. Ganz im Gegenteil. Wir sollen die Lösung möglichst allein finden, denn er will und darf nicht zu sehr eingreifen.“
„Aber das hieße, dass nur ein Tor betroffen ist und nicht praktisch alle rund um die Erde, oder?“ fragte Derek nachdenklich. „Theoretisch ja – zumindest aber nur wenige. Vermutlich ist der Kerl der sich auf Zeitreise begeben hat nicht immer durch das gleiche Zeitportal gegangen. Ich könnte mir vorstellen, dass er die Möglichkeiten genutzt hat, die dieses Jahrhundert ihm bieten kann, wenn es um das Reisen geht. Mit einem Flugzeug oder dem Zug durch den Kanaltunnel ist man schneller als mit Pferd und Wagen... Ich könnte mir gut vorstellen, dass er beispielsweise in Stonehenge durch das Portal geht, etwas in der Zeit ändert, durch Stonehenge zurück in diese Zeit geht und in paar Stunden später wieder an einem anderen Ort, vielleicht irgendwo in der Bretagne oder sonst wo durch ein anderes Portal geht. Das würde auch erklären wieso er sozusagen zur gleichen Zeit an weit voneinander entfernten Orten aufgetaucht sein soll. Und er soll am Anfang seltsam geredet haben und sich der lateinischen und griechischen Sprache bedient haben, aber nicht des Keltischen.“ antwortete Samyaza.
„Ja, genau – das hat mich auch etwas stutzig gemacht. Im Laufe der Zeit scheint der Typ keltisch jedoch gelernt zu haben.“ meinte Julien nachdenklich. Gadreel nickte bestätigend. „Ja – und er hat sich die Lebensweise der Leute angeeignet.“ „Wäre es vielleicht sinnvoll in der Zeit zurück zu reisen um zu schauen wo es anfängt von euren Erinnerungen abzuweichen? Zugegeben, das könntet nur ihr „Alten“ machen, Julien und ich wären da wenig von Nutzen. Und Dad könnte versuchen das auszuwerten?“ fragte Kat. Belial lächelte. „Das wäre möglich, das wäre auch sinnvoll, aber Vater kann dir das notwendige Wissen auch geben und Julien genauso... das wäre doch kein Problem.“ „Dann lasst uns anfangen! Ich bin bereit!“ meinte Julien entschlossen. Metatron lächelte. „Zeitreisen müssen wir mit Vater abklären. Ich würde vorschlagen, dass Lucifer, Astaroth und ich das tun und dann nochmals besprechen wie wir – mit oder ohne Erlaubnis zur Zeitreise – weiter vorgehen.“ bremste er den Eifer von Kats Freund. „Ich muss nicht unbedingt mit in den Himmel...“ murmelte Astaroth. Belial grinste diabolisch. „Doch, musst du. Und du, Käthchen, kommst auch mit!“ bestimmte der Höllenfürst.
„Wobei... was mir gerade einfällt: Wenn dieser Kerl die Portale zum hin und her reisen nutzt... er kann doch auch sicher etwa beeinflussen in welcher Zeit er rauskommt, oder? Dann könnte er 100 vor Christus das erste Mal etwa aufgetaucht sein, auch schon vorher, und sich nach und nach einen Namen gemacht haben und am Ende wirklich der Merlin der Arthussage sein, oder nicht?“ meldete Philip Callaghan sich etwas schüchtern zu Wort. „Stimmt... daran hatte ich gar nicht gedacht...“ murmelte Derek und sah zu Belial und Metatron. „Ist das möglich zu bestimmen wo man rauskommt?“ „Vermutlich ja... würde auch Sinn machen. Ist ja wenig hilfreich, wenn man im Mittelalter rauskommt und eigentlich in die Antike oder in die heutige Zeit will...“ antwortete Astaroth.
„Lucifer, Astaroth, ich muss mit Katherine und euch beiden reden – dringend!“ erklang es plötzlich. Kat sah ihre beiden Patenonkel überrascht an. „Dann sollten wir den alten Herrn mal nicht warten lassen...“ meinte Belial mit einer Mischung aus Frustration und Belustigung.
Astaroth küsste mit einem sinnlichen Lächeln den zurückzuckenden Philip auf die Lippen, erhob sich mit einem leisen Lachen und flüsterte: „Du gewöhnst dich noch daran, mein Süßer...“ Belial grinste nur, gab jedoch seiner Frau einen zärtlichen Kuss, strich ihr liebevoll über die Wange und dann legte er Kat einen Arm um die Taille. Gleichzeitig mit ihr und Astaroth verschwand er.
Derweil hatte Mathilde in der Küche begonnen mit den Rayne-Zwillingen, Christian, Luciano, Said-Angelo und auch der kleinen Samantha, die Belial ebenfalls hatte nach Norderney holen lassen – gemeinsam mit ihren Eltern Nick und Alexandra, die sich allerdings momentan aus den Untersuchungen heraus hielten – zu backen und als hätten die Inselkinder einen sechsten Sinn, der ihnen verriet, wann im Hansen-Haus die Kinder der Botschafter anwesend waren, hatte eins nach dem anderen an der Küchentür geklopft und war eingelassen worden. So herrschte eine fröhliche, laute Stimmung als Selvaggia und Cassandra mit Metatron in die Küche traten.
"Hallo, wollt ihr auch mit backen?" fragte Tilly fröhlich. Während die beiden Frauen sofort eintraten, verneinte der Erzengel belustigt, was Mathilde und auch die Kinder jedoch nicht gelten lassen wollten. "Sag mal Tilly, wo ist eigentlich Christian?" erkundigte er sich, als er den siebenjährigen Jungen als einzigen der Kinder nicht in der Küche sah. "Christian hatte keine Lust - er meinte, etwas traurig - am liebsten würde er ja etwas mit Lucifer - er sagte allerdings Onkel Lucian - unternehmen, aber das würde ja leider nicht gehen, weil er erstens zu beschäftigt wäre und zweitens hätte ja sein "Papa Philip" etwas dagegen." Metatron sah kurz zu Boden ehe er sich wieder an die Küchenhexe wandte. "Zu erstens: Lucifer ist ja nicht die ganze Zeit beschäftigt. Er hat, beziehungsweise nimmt sich die Zeit einfach, wenn es der Fall erlaubt. Das Hauptproblem ist Philip. Er muss überzeugt werden, dass Lucifer nicht böse ist, sondern nur die Bösen bestraft, die Vater nach ihrem Tod im Himmel nicht haben will. Sowie die sündigen Engel, die Vater verraten haben oder einen seiner Söhne." antwortete Metatron. "Das müsste ihm eigentlich schon klar sein, seit er ihm damals gegen Yaotl geholfen hatte. Lucifer ging es dabei selbst schlecht, weil Philip keine Kraft hatte. Er hätte ihn auch einfach draufgehen lassen können." meinte Cassandra. "Du weißt genau, dass Lucifer so nicht ist, meine Liebste." Sie nickte. "Ich ja, aber der Priester weiß das noch nicht." erwiderte sie. "Wir sollten das schleunigst ändern. Zumindest soweit, dass Lucifer und Philip sich nicht jedes Mal fast anspringen. Lucifers Blick, wenn der Priester da ist sagt alles - wobei er sich immer zusammenreißt und ich kenne Lucifer, das kostet ihn einiges an Beherrschung."
Tilly meldete sich zu Wort. "Das würde sich auch etwas ändern, wenn wir Philip dazu bringen zu akzeptieren, dass er, also Lucifer, Christian sehr mag. Lucifer ist gerne mit dem Jungen zusammen - das habe ich bei deren letzten gemeinsamen Aufenthalt hier auf Norderney gemerkt. Und würde Philip ihm das in einem Gespräch selbst sagen, dann... würde er ihm vielleicht auch ein wenig mehr Respekt entgegen bringen können." Metatron nickte. "Gute Idee Tilly. Ich rede mal mit Derek. Er könnte ihn bestimmt überzeugen." antwortete er und verließ die Küche.
Als er zurück kam in Hagiels Arbeitszimmer, nutzte er die Chance, da sie ohnehin erst warten mussten bis die drei wieder aus dem Himmel zurückkamen. "Derek kann ich dich bitte einen Moment unter vier Augen sprechen?" fragte er freundlich. "Sicher." antwortete der Praeceptor etwas verwundert. Als sie allein waren berichtete er ihm von dem Gespräch in der Küche. "Und du meinst jetzt ich soll dafür sorgen, dass Philip mit Belial spricht?" fragte er nach. "Ja," seufzte Metatron, "Astaroth oder Astarte kann ja nicht, die hatten eh schon Streit wegen der Sache - wie ich von Lucifer erfuhr und ich habe den Eindruck, dass er sich gerade etwas von Christian zurück zieht, um den beiden nicht noch mehr zu schaden. Und es schmerzt ihn, Derek, auch wenn er es sich vor euch nicht anmerken lässt. Er mag den Jungen viel zu gerne. Und meistens ist es Philip, der ihn provoziert. Lucifer ist einfach nur abweisend, weil Philip ihn immer wieder reizt. Du kennst ihn! Er kann auch höflich zu Leuten sein die er nicht mag." Derek nickte nachdenklich. "Ich rede mit ihm." sagte er lustlos. Metatron nickte dankbar und legte ihm eine Hand auf die Schulter um sie wieder zurück ins Arbeitszimmer zu bringen.
Belial und Astaroth fühlten sich sichtlich unwohl als sie im Himmel erschienen. Michael erwartete sie bereits. Er begrüßte Belial und Astaroth mit einem Nicken und Kat mit einer Umarmung. „Du solltest dich öfter zum Training sehn lassen, Micaela!“ sagte er tadelnd. „Ja, aber du weißt doch, Onkel Mike, Schule, dies, das... und obwohl meine Legion schon cool ist und ich auch gut mit allen klar komme... aber... ähm...“ „Schon klar, es ist erst einmal wichtig, dass du dein irdisches Leben genießen kannst – in ein paar Jahren dazu mit Julien... und mich würde nicht wundern, wenn Vater auch bei dir gern Großvater wird, denn wie eine Tochter sieht er dich allemal.“ Kat errötete. „Na ja... so ein, zwei Kinder, gut... aber nicht gleich innerhalb von 3 Jahren vier wie bei Onkel Belial – oder Lucifer – und Tante Selvi.“
Astaroth räusperte sich. „Was will er denn von uns?“ Michael grinste. „Vater?“ „Genau der, also, spuck's aus!“ Der Erzengel seufzte als sein höllisches Gegenüber die Arme vor der Brust verschränkt abwartete. „Das sagt er euch am besten selbst... Aber er braucht eure Hilfe... dringend, für einen unserer Brüder und... seine Schwiegertochter in Spe...“ „Schwiegertochter? Was ist mit Tilly und Selvi oder Cassie nicht okay?“ fragte Astaroth erstaunt. „In Spe, Onkel Asta.... heißt es geht wohl um Catherine...“ murmelte Kat. Michael nickte.
Einen Augenblick später standen sie vor dem himmlischen Vater. „Danke, dass ihr gekommen seid, meine Kinder.“ Begrüßte der sie ernst, aber freundlich. „Was ist mit Catherine? Und wieso sagst du Sariel nicht Bescheid. Immerhin ist sie seine... Verlobte, irgendwie...“ entgegnete Belilal statt einer Begrüßung. „Weil es ernst ist, Lucifer und nur ihr drei den nötigen Abstand habt oder die nötige Nähe. Astaroth und du durch eure Jahrhunderte währende Tätigkeit als Verführer und durch die Tatsache, dass Catherine eine weiße Hexe ist und Kat durch die Tatsache, dass sie ein Mensch ist – das ist ihre Nähe und der Abstand: Sie ist in diesem Leben noch sehr jung und ich müsste ihre Seele zurücksenden und dieser das Wissen zurückgeben, was ich allerdings als schwierig sehe... Ich würde sie gern mit dem notwendigen Wissen über die Zeit versehen – und sie kann problemlos meine Tempel betreten – wobei... in dem Mittelalter in das ich euch schicken muss davon nicht viele vorhanden sind, zumindest nicht in Frankreich... oder Gallien...“ Kat runzelte die Stirn. „Wieso werde ich dann gebraucht? Onkel Astaroth und Onkel Lucifer können doch problemlos die Tempel aller heidnischen Götter betreten...“ Belial räusperte sich. „So einfach ist das nicht, Käthchen... irgendwie sind in jeder Gottheit auch Aspekte von Vater. Ich kann einen Loki-Tempel oder einen Baal-Tempel betreten, auch einen Astarte-Tempel – aus naheliegendem Grund... auch Heiligtümer von Sobek, Anubis oder anderer dunkler Gottheiten sind kein Problem... aber Amun-Ra, Odin, Zeus... das alles sind sehr positiv besetzte... Gestalten. Das ist... kompliziert.“
„Okay... aber was ist mit Catherine?“ wollte Kat wissen. „Sie ist in dieser veränderten Zeit als Unterpfand für Kooperation an einen sehr alten Druiden verheiratet worden... und ihr dortiger Ehemann... misshandelt sie und überlegt sogar ob er sie beim nächsten Frühlingsfest verbrennen lässt – als Beltane-Opfer.“ „Sch...öne Bescherung. Und wir sollen sie jetzt da rausholen?“ fragte Kat. Ein Nicken war die Antwort. „Du beherrscht genug Magie, Katherine, schwarze und weiße – um einen Unfall durch Ertrinken vorzutäuschen, notfalls wird Lucifer dir helfen oder Astaroth. Aber du, Katherine, du bist weiblich, du bist menschlich und du kannst somit viel besser mit Catherine reden. Erzähle ihr von Sariel, deinem Seraphimbruder, denn so gesehen ist er das. Berichte ihr von Said-Angelo und von ihrem Patenkind und sage ihr ruhig, wie sehr sie vermisst und geliebt wird. Sie muss freiwillig mitkommen und ich will ihrer Seele die Qualen der vielen Leben ersparen, denn sie hat genug mitmachen müssen. Sie hat ein schönes Leben an Sariels Seite verdient – und er hat sie verdient, meinst du nicht?“ „Wäre es nicht einfacher gewesen sie einfach in unserer Zeit zu belassen?“ murmelte Kat.
„In dieser parallelen Zeitlinie hat sie nie versucht Lucifer zu schaden, Katherine, in dieser Zeitlinie ist sie nie mit der Botschaft, das heißt mit Lucifer, Sariel, Metatron oder irgendwem von euch in Kontakt gekommen.“ „Aber Sariel erinnert sich doch an sie! Wir alle erinnern uns an Catherine!“ widersprach Kat. „Ja, aber nur, weil ihr eigentlich in eurer Zeitlinie weiterexistiert, genauso wie ich das für Norderney ermöglicht habe und für die wenigen Mitarbeiter der Botschaft, die mit euch allen eng zusammenarbeiten, wie Madame Brissac, Señora Fernandez... Selbst du, wenn du jetzt in die Schule kommst, wirst nicht den Religionsunterricht haben, den du gewohnt bist. Erinnere dich doch daran, was Juliel – oder Julien – von der Universität berichtet hat.“ Lautete die sanfte Antwort.
„Nun gut. Lange Rede, kurzer Sinn: wir sollen die Kohlen für dich aus dem Feuer holen und in dieses „Druiden-Mittelalter“ reisen, Catherine überzeugen ihren komischen alten Ehegatten zu verlassen und sonst noch was?“ schnaubte Belial. „Vergiss nicht: mitbringen sollen wir sie auch noch!“ setzte Astaroth ein wenig spöttisch nach. „Gut, ich für meinen Teil mag Catherine inzwischen echt und würde es tun – unter einer Bedingung: Wenn sie wieder in unserer Zeit ist, bekommt sie die Erinnerungen an die Zeitachse die wir kennen und aus der wir sie kennen!“ stellte Kat klar. Der HERR nickte lächelnd. „Das ist machbar, Katherine. Begib dich bitte zu Raziel, er wird dich historisch auf die Reise vorbereiten und danach zu Jeremiel. Er wird dir helfen deine Hellsichtigkeit stärker zu nutzen und die Gabe der Klarträume und Visionen, die ich dir geschenkt habe, während du hier im Himmel gewesen bist, so zu nutzen, dass es dir hilft.“ Kat nickte und wandte sich dem bereits erschienenen Raziel zu, der ihr freundlich eine Hand reichte.
Überrascht fand sie sich im Garten Eden wieder. „Ich dachte, hier kann ich dir am ehesten erklären was in der einen Zeitlinie war und nun ist.“ sagte Raziel lächelnd, öffnete eine Art Fenster zwischen zwei Bäumen und erklärte: „Das ist das Mittelalter über das in den Geschichtsbüchern die du kennst berichtet wird.“ Er ließ sie in Ruhe schauen und währenddessen merkte Kat, wie er irgendwie sein Wissen über die Zeit in ihrem Gehirn hoch lud wie auf eine Festplatte. Ein leises Lachen erklang hinter ihr. „Ein interessanter Vergleich... irgendwie passend... wobei die „Festplatte“ einer so jungen Seraphim wie du es bist, Katherine-Lucia-Merina, noch sehr leer ist.“ Sie errötete. „So, genug. Nun kommen wir zu dem Mittelalter wie es dank der Änderungen ist...“ Das Bild wurde anders, die Gebäude änderten sich. Notre Dame war verschwunden und das mittelalterliche Paris wandelte sich zu einer geordneten, fast römisch anmutenden Stadt, mit Straßen angelegt wie ein Gitter, Häuser aus Backsteinen... Männer in Druidenkutten liefen durch die Straßen. Kat betrachtete das Bild mit widerwilliger Faszination. Vieles war besser, das sah sie sofort: Ein ordentliches, geordnetes Paris, nicht das wild wuchernde des dunklen Mittelalters – und doch wirkte es kalt und irgendwie tot, anders als das zwar ärmlichere, ungeordnetere und irgendwie auch düsterere Bild von vorher, das trotzdem so voller Leben gewesen war. Auch über dieses veränderte Mittelalter bekam sie die notwendigen Informationen vermittelt.
„Ah, hier seid ihr...“ Jeremiel lächelte, als er Katherine begrüßte. „Merina, Metatrons vielgepriesene Patentochter... so lernen wir uns mal kennen.“ Kat räusperte sich: „Katherine-Lucia-Merina – so viel Zeit muss sein!“ entgegnete sie indigniert. Er lachte leise.
Während die drei noch im Himmel waren nutze Derek sofort die Gelegenheit um mit Philip zu reden. "Philip, komm bitte mal mit!" befahl Derek mehr, obwohl er das Wort "bitte" benutzte. Der ehemalige Priester folgte ihm, da er Derek kannte und wusste, dass er sich zu seinem eigenen Wohl nicht nochmal mit ihm anlegen sollte, zumal er den Teufel höchstpersönlich zum besten Freund hatte. "Was gibt es Derek?" wollte er wissen. Derek räusperte sich. "Ich möchte, dass du mit Lucifer redest! Er mag Christian sehr und... er hält sich momentan sehr zurück, wegen dir! Weil er Astaroth und auch Astarte sehr mag. Darunter leiden Christian und er. Dein Sohn sitzt gerade bedrückt in seinem Zimmer, weil, er glaubt sein "Onkel Lucian" geht ihm aus dem Weg. Er weiß genau was zwischen euch läuft und er leidet auch darunter!" "Aber er ist un..."
Derek ließ sich nicht unterbrechen, sondern fuhr fort: "Und sei um Himmels Willen nicht immer so verdammt eifersüchtig, wenn Lucifer und Astarte miteinander flirten oder sich mal ein Küsschen geben. Sie waren immerhin mal sehr eng zusammen und sind immer noch sehr gute Freunde. Sie kennen sich sehr gut. Ich denke sogar manchmal, dass Astarte mehr von Lucifer weiß als wir alle. Aber dennoch - akzeptiere es! Er liebt Selvi - mehr alles andere und er ist ihr treu! Selbst Selvi lächelt mittlerweile, wenn die beiden sich mal etwas näher kommen, da sie ihrem Mann vertraut. Also lerne du das auch! Ebenso solltest du langsam verstehen, dass er dir gegen Yaotl geholfen hat, denn DU hättest dem Aztekenpriester allein nicht lange standgehalten und Lucifer hat einiges auf sich genommen um dir in der Zeit beizustehen! Lerne mit ihm auszukommen und ihn zu akzeptieren! Und wenn Astaroth, Kat und Lucifer wieder kommen, dann rede mit Lucifer! Das ist keine Bitte, Philip! Denn solltest du es nicht machen dann werde ich eingreifen." sagte er schroff, verließ den Raum und gesellte sich wieder zu den anderen. Philip saß noch eine Weile geschockt im Sessel. Ihm wurde ganz Angst und bange. Derek verlangte ernsthaft er sollte mit dem Teufel reden, mit ihm auskommen? Er zitterte am ganzen Körper, da ihm vor dem Gedanken graute. Er hatte Angst vor dem Höllenfürsten.
Derweil standen Kat und Raziel Jeremiel gegenüber. „Ah ja, ich habe von deinem Starrsinn gehört – und von deiner Zuneigung zur anderen Seite...“ meinte der hinzugekommene Jeremiel. Kat schnaubte. „Das wird mir hier zu blöd!“ meinte sie und versetzte Jeremiel einen magischen Hieb. „Entschuldige mich bitte, Raziel, aber mit dem Vollpfosten muss ich mich nicht abgeben. Und meine Vorher-, Nachher- und sonstige Sicht und Vision stärken halte ich für den Auftrag für ziemlich überflüssig, die Meinung des himmlischen Vaters in allen Ehren, aber mit Onkel Lucifer und Onkel Astaroth bin ich mehr als sicher!“ Raziel war sichtlich belustigt, während Jeremiel nach Luft schnappte, als Kat dank ihrer Kräfte verschwand und wieder im großen Saal auftauchte, wo Astaroth und Belial immer noch mit ihrem Vater am diskutieren waren. „Katherine? Du hast dich dem Gespräch und Training mit Jeremiel entzogen!“ bekam sie tadelnd zu hören, was sie leicht zusammenzucken ließ. Sie spürte, wie ihre beiden Paten augenblicklich ihre Gedanken lasen – was von Seiten Astaroths ein wenig aufdringlich schien, doch sie spürte seine Besorgnis, genauso wie die ihres Lieblingspaten Belial. „Ich hätte dem Burschen eine in die Fresse gehauen! Sie nur Merina zu nennen, nur weil ich „Katherine“ gewählt habe und Lucia, den Namen den Lucifer gewählt hat, ebenso zu ignorieren ist dreist, denn immerhin ist Katherine zuerst mal der Name den ihre Mutter gewählt hat!“ verteidigte Astaroth sie sofort. „Es gibt sicher kompetentere Lehrer als einen arroganten Schwätzer wie Jeremiel! Wenn es hier niemanden im Himmel gibt, Vater, dann habe ich adäquate Lösungen in der Hölle parat...“ fügte Belial mit einem belustigten Lächeln zu Astaroth hinzu.
Ein Seufzen war die Antwort. „Lucifer, du weißt genau, dass vielen hier im Himmel deine sehr große... Vertrautheit mit Katherine Sorgen bereitet und Jeremiel sollte dem entgegen wirken.“ „Schick doch Tarot mit uns mit. Als Engel der Zeit wäre er doch eine ideale Wahl.“ schlug Astaroth vor. Ein nachdenklicher Blick traf ihn, dann nickte der himmlische Vater. „Das ist ein interessanter Vorschlag...“
Im nächsten Moment trat ein ernst aussehender Engel hinzu, neigte den Kopf und sagte respektvoll: „Vater, du hast geruht mich zu rufen?“ „Tarot, Astaroth hat den Vorschlag gemacht, dass du auf deine Seraphimschwester Katherine achtest, während sie mit ihm und Lucifer einen familiären Noteinsatz hat... in diesem verdrehten Mittelalter. Jeremiel hat leider zu viel Ressentiments gegen eine neutrale Unterweisung und nachdem ich nachgeforscht habe, verstehe ich Katherine auch.“
Ein einschätzender Blick traf sie. Kat zog ein wenig belustigt eine Augenbraue hoch, was mit einem Grinsen beantwortet wurde. Tarot hielt ihr eine Hand hin. „Das wird sicher spannend, deine Legion hat nur Gutes über dich berichtet. Ich bin Tarot – darf ich Kat sagen oder ist Katherine-Lucia-Merina dir lieber – oder Micaela, wie Fürst Michael dich immer nennt?“ Kat blinzelte ein wenig überrascht, schluckte und antwortete dann: „Nein, Kat ist voll okay...“
„Brecht bitte sofort auf, meine Tochter, meine Söhne. Es eilt und sicher stimmt ihr drei, Lucifer, Astaroth und Katherine, mir zu, dass es Zeit wird, dass Sariel glücklich werden kann wie er es verdient, denn immerhin musste er in der Vergangenheit oft den Tod bringen und... im Mittelalter würde er Catherines Seele holen müssen...“ „Ach du Schande...“ murmelte Astaroth, während Belial fast geschockt wirkte und sich zwang ruhig zu fragen: „Wohnt sie wenigstens an der gleichen Stelle wie vorher?“ „Ich habe mich erkundigt, ... ähm... Fürst Lucifer... Ich kann Euch führen und auch Kat...“ wandte Tarot verlegen ein. Ein freundliches Lächeln war die Antwort und ein: „Lucian – oder Lucifer reicht, das Fürst und so kannst du dir für Sandalephon, Metatron und sonstige „hohen Tiere“ aufheben.“
Sichtlich überrascht lächelte der Engel der Zeit, nickte jedoch und übermittelte die notwendigen Zeit- und Raumkoordinaten an Belial, Astaroth und Kat. Gleich darauf erschienen sie im Schatten eines großen Tempels. „Hier stände normalerweise Notre Dame...“ flüsterte Tarot. „Und da ist Catherine...“ flüsterte Astaroth und zeigte auf eine einfach gekleidete Frau, die von einem Druiden in typischer Kutte hinterhergezerrt wurde. „Und wenn nachher Aelfwith kommt, damit ich sie mit meinem Körper segne, Weib, dann wirst du dich zurückhalten und gefälligst deinen Stolz darüber zeigen, dass du einen großartigen mächtigen und angesehenen Druiden zum Mann hast wie mich!“ Catherine riss sich los. „Ich bin an dich verheiratet worden, weil du mich wolltest, alter Mann, und weil du meine Eltern unter Druck hast setzen können! Ich wäre lieber eine der Jungfrauen im Tempel der Römer geworden, in dem Tempel ihrer Herdfeuergöttin!“ Eine Ohrfeige traf ihr Ziel. „Diesen Ungehorsam wirst du büßen, Frevlerin! An Beltaine wirst du in der Weidenpuppe stecken, wenn du mir noch einmal trotzt!“ Catherine zuckte zwar zusammen, doch sie lachte nur bitter. „Dann hätte ich die ewigen Demütigungen hinter mir!“
Kat spürte, dass ihre beiden Paten an sich halten mussten – genau wie sie selbst – um nicht in ihrer Seraphengestalt den widerlichen alten Druiden – offensichtlich Catherines Ehemann in diesem verdrehten Mittelalter – augenblicklich zu Asche zu verbrennen, denn das hätte auch Catherine ebenso eingeäschert, da sie noch nicht mit Sariel vereint war und so auch nicht dem göttlichen Feuer würde standhalten können.
„Darf ich vorschlagen, dass wir den beiden folgen und... Lord Asta...“ „Astaroth oder Asta reicht ebenfalls – Michael mag auf „Fürst“ oder „General“ Wert legen, ich muss das nicht haben, Kleiner.“ unterbrach Astaroth Tarot belustigt. Wieder war der Engel der Zeit überrascht – sichtlich positiv überrascht, schluckte, und sprach dann weiter: „Astaroth, vielleicht – nur weil dir durch Astarte die weibliche Seite geläufiger ist – würdest du dich in Catherine verwandeln damit Kat Zeit hat mit der richtigen Catherine zu reden und sie zu überzeugen mit uns zu kommen?“ „Also ehrlich gesagt...“ Astaroth lächelte teuflisch, „Ich würde mich in Astarte verwandeln und darauf bestehen, dass er diese Aelfwith für eine wichtige Notfallsegnung beiseite schiebt... und dann wird er merken, dass er garantiert nicht der Segnende ist... Und glaub mir, Tarot, ich bin als Astarte ein echter Hingucker, dem kaum ein Mann widerstehen kann... schon gar kein sterblicher... und diesem kleinen Drecksack werde ich den Schwanz verschrumpeln lassen...“ Um Tarots Lippen zuckte es sichtlich belustigt. „Ich denke, du hast da mehr Erfahrung mit sterblichen Männern, also bist du für die Ablenkung zuständig. Lucifer und Kat – ihr müsstet Catherine nur davon überzeugen, dass sie wagen muss mehr als fünfhundert Jahre zu überspringen um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen.“
Kat zog eine Augenbraue hoch. „Mit diesem alten Hurenbock an ihrer Seite – ganz ehrlich, Tarot, was hält sie hier? Sie wird mit Kusshand gehen!“ Belial schüttelte den Kopf. „Catherine ist eine treue Seele, Käthchen, auch wenn sie diesen Kerl hasst, auch wenn sie ihn verachtet, sie ist durch Eide und einen Ehevertrag an ihn gebunden und das hindert sie.“ Kat sah ihren Paten überrascht an. „Aber Onkel Belial, wenn Julien so ein Drecksack wäre, dann würde mich nichts und niemand daran hindern ihn eigenhändig zu kastrieren und ihm das Teil in den Rachen zu schieben oder ähnliches!“ Belial unterdrückte ein Lachen. „Das lass ihn bloß nicht hören, Käthchen! Der arme Junge kriegt ja Angst vor dir! Zumal du eine Seraphim bist und er „nur“ ein Dynameis ist.“ Tarot wirkte fast ungläubig, als er der Unterhaltung schweigend gelauscht hatte. Astaroth klopfte ihm auf die Schulter. „Glaub mir, Julien kann mit Kat umgehen und muss nicht befürchten, dass sie das tut. Der Bursche ist in Ordnung. Komm ruhig mal in der Botschaft vorbei, Tarot und überzeug dich davon.“ Der Engel der Zeit nickte sichtlich irritiert.
Schweigend folgten sie dem Ehepaar bis zu einem ansehnlichen Haus in das der Druide Catherine fast hineinstieß. Kat spürte, wie Belial wütend die Hände zu Fäusten ballte und sah, dass Astaroths Augen sich verärgert zu Schlitzen verengten in denen es rot und gefährlich glomm. Zu Anfang mochte Belial wenig Sympathie für Catherine Dubois gehegt haben, doch inzwischen hatte die Frau, die als Sariels Haushälterin angefangen und ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten als mittelalterliche Wehmutter, als Hebamme mit Sariels Hilfe auf den Stand des 21. Jahrhunderts gebracht hatte und großartige Arbeit in der Gynäkologie der Gemelli-Klinik leistete, geschätzt und geachtet vom Leiter der Abteilung, Dr. Rocalli und inzwischen auch von praktisch allen in der Botschaft im Boulevard Hausmann 13 – seinen Respekt und auch ein wenig Zuneigung, geschwisterliche Zuneigung, errungen.
„Klärt ihr drei das bitte... ich möchte sicherstellen, dass ich Zugriff auf diese verkommene Seele kriege...“ murmelte er finster lächelnd und verschwand. Astaroth grinste. „Wunderbar... das wird Spaß machen sich mit Samyaza Spielchen für dieses Schwein auszudenken...“, dann wurde er mit einem Blinzeln zu Astarte, zwinkerte Kat belustigt zu und wandte sich an Tarot: „Und, mein Süßer, meinst du ich schaffe es Catherines Ehemann zu einer „Sondersegnung“ zu überreden die er als wichtiger erachtet als die von dieser Aelfwith?“ Tarot starrte die wunderschöne Frau sprachlos an, konnte nur nicken. Astarte lächelte. „Du bist niedlich, Tarot, wenn ich nicht in Philip... also ich könnte fast schwach werden...“ flüsterte sie sinnlich in sein Ohr, hauchte einen Kuss auf seine Wange und ging mit wiegendem Schritt zur Haustür wo sie klopfte.
„Bei Vater – ich wusste nicht, dass... dass er... sie... so.... so...“ stotterte Tarot leise. „Wunderschön ist?“ fragte Kat belustigt. Tarot nickte verlegen. „Leider ist das und ihr oder sein wirklich toller Charakter an einen Idioten namens Philip Callaghan verschwendet.“ meinte Kat abfällig. „Ach Kat, er wird irgendwas an sich haben. Vater wird bestimmt seine Gründe... ich meine... ach ich denke, irgendwelche Qualitäten wird auch Philip Callaghan haben...“
Bevor Kat antworten konnte, öffnete sich die Tür. „Willkommen, Sie müssen Aelfwith sein, der große Druide wartet...“ hörten sie Catherine matt sagen. „Nein, ich bin Astarte, ich... oh, es ist so wichtig, dass ich mit dem großen Druiden rede. Ich brauche eine Segnung von ihm. Mein Gemahl ist nicht in der Lage mich zur Mutter zu machen und ich habe gehört, der große Druide Albix ist ein Meister der Empfängnissegnung!“ rief Astarte und schauspielerte dabei so gekonnt, dass selbst Kat, die als Seraphim und Frau wesentlich weniger empfänglich für ihr Reize war, fast Mitleid mit ihr hatte. Mit sichtlicher Begeisterung kam der Druide an die Tür und maß die schöne Göttin mit schmatzenden Lippen. „Aber natürlich, die Dame... kommen Sie nur...“ sagte er schmeichelnd, schob Catherine beiseite und zischte ihr zu: „Halte Aelfwith hin!“ während er Astarte ins Haus geleitete. „Was für ein Schmierlappen...“ murmelte Kat und Tarot nickte. In diesem Augenblick kam eine Frau – nicht mal halb so schön wie Astarte, aber mit gefälligem Äußeren auf das Haus zu. „Das dürfte diese Aelfwith sein, kannst du sie ablenken, damit ich mit Catherine reden kann?“
Tarot zuckte zusammen, nickte jedoch tapfer. „Das kriege ich sicher hin...“ flüsterte er. Kat lächelte ihm aufmunternd zu und ging zum Haus. Sie klopfte. Catherine öffnete. „Willkommen Dame Aelf...“ „Katherine...“ unterbrach Kat sie freundlich. „Und ich bin hier, weil ich mit Ihnen reden möchte. Aelfwith wird sich ein wenig... verspäten.“ Irritiert ließ sie Kat ein.
„Ich wüsste nicht, was es mit mir zu reden gäbe...“ „Catherine, wundere dich bitte nicht, dass ich deinen Namen kenne und dich einfach so anrede, aber du bist die Vorfahrin meines zukünftigen Ehemannes. Woher ich das weiß wäre jetzt sehr langwierig. Aber ich bin geschickt worden – gemeinsam mit anderen – um dich zu holen, Catherine, in eine Zeit in der du geliebt wirst, von einem ganz besonderen Mann und seinem kleinen Sohn. Der Mann heißt Sariel – oder Sandro-Ariel Bragi und sein Sohn, der dich wie eine Mutter liebt, Said-Angelo. Sariel ist ein Engel, ein Seraphim, in dessen Hände der Schöpfer aller Dinge Leben in Form von Heilung, aber auch den Tod gelegt hat. Ihr zwei ergänzt euch. Es gibt eine parallele Zeitlinie in der ihr euch begegnet seid und Sariel leidet ohne dich, genau wie Said-Angelo. Hier bist du in Gefahr, einer Gefahr, der du nicht ausgesetzt sein musst oder solltest. Ich darf dich mit in diese wunderbare Zukunft nehmen, Catherine, ohne Umwege, und du würdest sanft in die Zeitlinie hineingleiten, Sariel und Said sofort wiedererkennen und...“ „Ich... das würde ich nicht... ich meine... ich habe Treue geschworen und...“ Kat unterbrach sie mit einem Schnauben. „Wem? Diesem alten Bock, der sich gerade mit Astarte auseinandersetzt?“ fragte sie ätzend. Catherine nickte.
„Tante Asta?!“ rief Kat laut, hörte im nächsten Moment ein Stöhnen von einem Mann und ein belustigtes: „Ja, Patenkind?“ von Astarte. „Du kannst ihm sein Gemächt einäschern, vielleicht überzeugt Catherine das von unseren redlichen Absichten!“ rief Kat. Astartes glockenhelles Lachen erklang. „Ich liebe deine Denkweise, Kat!“ und im nächsten Moment rezitierte die schöne Göttin eine alte babylonische Formel und der Druide kreischte gepeinigt auf.
Die Tür wurde aufgerissen und der alte Mann wankte nackt und leichenblass aus dem Schlafraum. Vor ihren Augen rieselten seine Sexualorgane wie aus Asche zu Boden. „Hexe, du hast mich verflucht!“ schrie er und wankte vor der Göttin zurück, die mit sardonischem Lächeln, komplett bekleidet, anmutig zu Kat und Catherine trat. „Ich bin nur das Werkzeug einer vorläufigen Strafe für deine Anmaßung, Albix! Mein Herr und Gebieter Lucifer wird gnadenloser sein als ich! Und mein Vater, der Schöpfer aller Dinge, wird dich ohne zu zögern in seine Hand geben, denn du bist der Peiniger der Seele seiner zukünftigen geliebten Schwiegertochter Catherine.“ klärte Astarte den wimmernden Druiden schonungslos auf. Sie wandte sich sehr ernst an Catherine: „Du bist als seine Frau an ihn gebunden – solange er ein Mann ist... das ist er nun offensichtlich nicht mehr. Unfähig seiner Verpflichtung nachzukommen und für Nachwuchs mit dir zu sorgen ist er für dich nutzlos. Überlege und wäge ab, Catherine und dann entscheide weise ob du bei diesem Wrack bleiben oder wahres Glück und wahre Liebe finden willst.“ „Aber ich erinnere mich nicht an diesen Sariel oder an Said-Angelo...“ sagte die Frau hilflos. Kat lächelte aufmunternd. „Du wirst die zwei erkennen, sobald du sie siehst, versprochen.“
„Wage es nicht! Du gehörst mir!“ fauchte Albix der Druide. Catherine erhob sich und trat zu ihm. „Ich wurde an einen Mann verkauft, aber das, was ich sehe ist kein Mann sondern ein Eunuch. Ich wurde an jemanden verkauft, der meine Eltern einschüchtern konnte indem er ihnen drohte meinen Bruder an Samhain opfern zu lassen um mich zu bekommen und meine kleine Schwester für Fruchtbarkeitsrituale beanspruchte, bevor ihr Mann sie zu sich holen durfte, doch ich werde dem Rat der Druiden sagen, jetzt gleich, dass ich bei einem Mann geblieben wäre in der Hoffnung irgendwann Familie zu haben, nicht nur den einen Sohn der bei deinen entfernten Verwandten zum Druiden erzogen wird und den ich vor drei Jahren zum letzten Mal sah!“
Es klopfte. „Albix?“ rief eine Stimme. „Gaulix, der Oberste Druide von Lutetia...“ flüsterte Catherine sichtlich eingeschüchtert. Astarte grinste, trat zur Tür und öffnete sie. „Willkommen im Haus des Eunuchen Albix...“ flötete sie dem plötzlich sprachlosen Oberdruiden entgegen und zog ihn in das Zimmer. Der Blick des Mannes fiel sofort auf den einstigen „Mann“ im Hause. „Diese Hexe hat mich verflucht!“ wimmerte Albix. „Wie ist es, Oberster Druide: Ist eine Frau noch an einen Eunuchen gebunden oder ist sie frei, wenn ein Druide kein Mann mehr ist?“ fragte Astarte belustigt und doch sehr ernst. „Sie ist frei – denn ihr Mann bringt keinen Nutzen mehr...“ murmelte Gaulix sichtlich eingeschüchtert von Astartes Schönheit und der Anschuldigung, dass sie für die neue Daseinsform von Albix verantwortlich war.
„Dann... dann gehe ich...“ flüsterte Catherine hörbar erleichtert. „Dann komm, Schwägerin.“ sagte Astarte sanft und wurde vor den ungläubigen Blicken der sterblichen Anwesenden zu Astaroth. „Aber... ich... meine Sachen... ich...“ „Es ist alles für dich vorhanden, Catherine.“ beruhigte Kat sie und bat über die Verbindung die sie mit den Seraphim teilte Astaroth Tarot Bescheid zu geben, dass er Aelfwith gehen lassen sollte und informierte Belial über den Erfolg.
Sie legten einen Arm um Catherine, traten mit ihr aus dem Haus und kehrten gemeinsam mit Tarot in ihre Zeit zurück. „Ich habe mir erlaubt gleich Norderney als Zielort zu wählen...“ murmelte Tarot verlegen. „Gut gemacht, Kleiner.“ sagte Astaroth, legte freundschaftlich einen Arm um seine Schultern und zog ihn ins Hansen-Haus. Catherine stand zuerst irritiert in der großen Küche des Hauses, doch dann erinnerte sie sich plötzlich als Said-Angelo glücklich „Mama! Du bist wieder da!“ rufend auf sie zulief und auch die Rayne–Kinder jubelnd ihre „Zia Catherine“ begrüßten. Selvaggia, Mathilde und Cassandra schlossen sie in die Arme. „Mein Mann kommt gleich mit Sariel. Der hat sich schon Sorgen um dich gemacht und beim himmlischen Vater um Hilfe gebeten.“ erklärte die Frau des höllischen Botschafters lächelnd.
Astaroth und Kat wurden ebenso fröhlich begrüßt und mussten – gemeinsam mit Tarot, der sofort akzeptiert wurde und mit Astaroth und Kat vom gemeinsam erlebten „Abenteuer“ erzählen sollte – gleich die frisch gebackenen Kekse probieren.
Lucifer tauchte in Sariels Anwesen in Rom auf in das der Erzengel sich zurückgezogen hatte, nachdem er seinen Sohn auf Norderney abgeliefert hatte. Der Höllenfürst stellte traurig fest, dass sein himmlischer Bruder wie ein Häufchen Elend auf dem Sofa saß und traurig vor sich hinstarrte. Sariel blickte kurz auf, als er ihn bemerkte.
"Sariel! Schluss mit Trübsal blasen! Du wirst sehnsüchtig auf Norderney erwartet!" "Von wem? Said weiß, dass ich morgen komme und..." Belial lachte. "Ein Glück, dass ich Catherine zur Begrüßung nicht hier her gebracht habe, so sieht sie wenigstens nicht wie elend du aussiehst." Sariel sprang auf ihn zu. "Catherine? Hast du sie geholt?" fragte er aufgeregt. Belial nickte. "Kat und Astarte haben sie geholt. Komm mit, sie wartet auf Norderney. Ihr solltet auch dort wohnen, da ist die Zeit noch sicher." antwortete sein ältester Bruder ruhig und sorgte mit einer kurzen Handbewegung dafür, dass Sariel nicht mehr so blass und vernachlässigt aussah. Der Erzengel hatte sich aus Sorge und Sehnsucht nach der Frau die er liebte sehr gehen lassen. Zufrieden mit dem Aussehen seines irdischen "Schwagers" versetze er sich mit ihm in die Küche des Hansen-Hauses auf Norderney. Einen Augenblick starrte Sariel Catherine an, dann zog er sie zärtlich an sich.
Sariel umarmte seine Haushälterin und Ersatzmama für seinen Sohn und drückte sie ganz fest. "Ich liebe dich, Catherine! Ich... willst du endlich meine Frau werden? Ich möchte gerne mein Leben mit dir verbringen und... bitte sag ja." sprudelte das Geständnis aus ihm heraus. Catherine war so überrascht, dass sie erst gar nichts sagen konnte. Belial der mittlerweile seine eigene Frau im Arm hielt, stieß sie sanft mit der Hand an, um sie wieder aus ihren Gedanken zu holen. "Jetzt sag schon ja! Den Segen Vaters habt ihr. Und... es hat bestimmt keiner hier etwas dagegen, du gehörst irgendwie schon längst zur Familie." sagte er sanft und ermutigend." Sie lächelte und küsste Sariel leidenschaftlich. "Ja, ich will deine Frau werden." antwortete sie schließlich. Said-Angelo jubelte. "Endlich! Papa heiratet Mama...!" rief er. "Darf ich das Ringkissen tragen? Oder Mamas Schleppe am Brautkleid?" fragte er begeistert. Sariel und Catherine lächelten. "Ich weiß etwas viel besseres, mein Schatz. Du darfst mich durch die Kirche zu deinem Papa begleiten." flüsterte die glückliche Braut. "Oh jaaaa!" antwortete Said-Angelo hörbar begeistert.
Belial lächelte und gab seiner Frau ebenfalls einen leidenschaftlichen Kuss. "Ich muss leider noch einmal weg, ich muss noch jemanden in die Hölle schicken. Samyaza wird sich dann erst mal um ihn kümmern." flüsterte er in ihren Gedanken. "Ihren Ehemann, in dieser verschobenen Zeit?" Belial nickte, drückte seine Frau fest aber liebevoll und verschwand abermals.
Der Druidenpriester zuckte zusammen als der Höllenfürst in seinem Haus auftauchte. "Wer seid ihr? Verlasst sofort mein Haus! Ohne Genehmigung habt ihr..." mit einer Handbewegung brachte Belial ihn zum Schweigen. "Ich habe jedes Recht! Gestatten, dass ich mich vorstelle: Lucifer, der Vertreter der absoluten Finsternis. Der Teufel höchstpersönlich! Ich bin hier um dich mitzunehmen. Du wirst für den Rest deines Lebens in der Hölle schmoren. Vielleicht ein wenig gefoltert, mein treuester Diener, Freund und Stellvertreter in der Hölle freut sich schon auf dich." Entsetzt sah der Mann den gutaussehenden gefallenen Engel an. "Was? Warum, ... ich..." "Catherine! Wer Frauen so behandelt, der hat es nicht besser verdient." Belial packte ihn unsanft am Kragen und verschwand mit ihm um kurz darauf in der Hölle wieder aufzutauchen. Panisch sah der Druide sich um. "Wo bin ich? Das ist doch nicht ernsthaft die Hölle" Belial grinste diabolisch. "Was sonst?" "Na endlich! Ich habe dich kleines mieses Früchtchen schon erwartet! Lucifer du gestattest, dass ich ihn im Verlies an die Folterkette hänge?" wurden sie von einem eiskalt lächelnden Samyaza begrüßt. Das Lächeln des Höllenfürsten wurde noch teuflischer. "Aber sicher doch. Quäle ihn ein wenig und treib ein paar Spielchen mit ihm und sei nicht zimperlich, du weißt was er unserer Freundin Catherine angetan hat. Samyaza nickte und schlug den Neuzugang in der Hölle wütend zu Boden.
Lucifer verabschiedete sich wieder von Samyaza und tauchte in seinem Schlafzimmer auf Norderney wieder auf um sich unter der Dusche von dem Schwefelgeruch zu befreien. Anschließend begab er sich nach unten, wo die Frauen bereits den Tisch gedeckt hatte um die frisch gebackenen Kekse zu genießen und um Catherines und Sariels Wiedersehen und Verlobung zu feiern. Belial warf einen kurzen Blick auf Astarte und Philip, die Arm in Arm da standen und sich zärtlich küssten.
Zitternd trat Philip Callaghan nach dem Essen auf die Strandterrasse hinaus, wo der Höllenfürst mit einer großen Kaffeetasse in der Hand auf einem der Stühle saß und gedankenverloren auf das Meer starrte, wie er es schon so oft gemacht hatte, wenn er sich zum Nachdenken hierher zurückgezogen hatte, als dieses Anwesen noch in seinem Besitz war. Was Callaghan nicht wusste, dass er heute schon ziemlich viel von dem sehr starken Pharisäer getrunken hatte. Er nahm einen weiteren Schluck und seufzte genervt. "Was willst du denn hier Priesterchen? Ich denke nach über einige Dinge, die ich für mich selbst klären möchte und ich kann ziemlich ungehalten werden, wenn man mich dabei stört!" fuhr er ihn unfreundlich an. "Ich also eigentlich... ich ... wollte mit Ihnen reden. Ich... es..." Der Höllenfürst unterbrach ihn. "Halt den Mund! Nicht so! Ich kann das Gestottere nicht ab, also hör auf damit sonst kannst du gleich wieder verschwinden!" fauchte er gereizt. Philip zuckte erschrocken zusammen und starrte völlig verängstigt vor sich hin. Belial grinste innerlich vor Belustigung, dass der Mann so große Angst vor ihm zu haben schien. "Also jetzt mal ernsthaft Priesterchen - was glaubst du mache ich mit dir, dass du dich so zu Tode fürchtest?" lachte er.
Philip starrte ihn entsetzt an. "Ich... ich weiß nicht. Sie sind der Höllenfürst und..." Belial unterbrach ihn. "Und du begreifst einfach nicht, dass ich nicht böse bin! Ich bestrafe die bösen Menschen, die Vater im Himmel nicht haben will - oder Engel die er verstößt, weil sie ihn oder einen seiner Söhne zu denen auch ich noch immer zähle - verraten haben. Dir sollte klar sein, dass ich kein Monster bin, sondern lediglich ein Engel der vor Jahrhunderten Mist gebaut hat, in dem er sich gegen Gott gestellt hat. Einzelheiten brauchst du nicht wissen. Lass dir das mal durch den Kopf gehen bevor du anfängst mit deiner ausgedachten Rede." unterbrach er ihn barsch. "Ich bin es so leid mich ständig erklären zu müssen, weil alle Menschen mich für böse halten." fuhr er etwas leiser fort und trank, abermals einen großen Schluck seines Pharisäers.
Philip schluckte, da er merkte, dass der Höllenfürst etwas betrunken war und offensichtlich nicht gerade die beste Laune hatte. Er warf einen Blick auf Derek, dessen Blick kein Kneifen zuließ. "Ich wollte mich für mein Benehmen Ihnen gegenüber entschuldigen und..." Belial riss die Augen auf. Hatte er sich verhört? "Bitte was willst du? Ist das dein Ernst?" fragte er ungläubig. Philip nickte. "Derek sagte, dass Sie Christian sehr mögen und... ihm nie etwas antun würden. Mein Sohn mag Sie ebenfalls und... ich gestatte Ihnen den Umgang mit ihm. Ich werde auch versuchen mich zusammenzureißen... Ihnen gegenüber. Vor allem tut es mir leid, dass ich einfach aufgelegt habe, was Sie sehr verärgert hat wie es scheint." Philip war etwas erstaunt über den Gesichtsausdruck des Höllenfürsten und sein Verhalten. Er wirkte plötzlich so menschlich und unsicher.
"Ich glaub ich hab’ mich grad verhört. Aber gut diese Worte verdienen Respekt..." er atmete einmal tief ein, nahm einen weiteren Schuck seines Pharisäers und fuhr fort. " Entschuldigung akzeptiert. Zeit mit Christian verbringe ich gerne - das hätte ich mir auch so nicht nehmen lassen. Allerdings gibt es ein paar Dinge die für dich zu beachten wären. Du wirst niemals wieder auflegen, wenn ich am Telefon bin, noch wirst du mir Christian vorenthalten, weil es dir vielleicht grad nicht in den Kram passt, zudem möchte ich, dass du meine enge Freundschaft zu Astarte akzeptierst. Ich war ewig mit Astarte zusammen, die Zeit ist für euch gar nicht mehr nachvollziehbar. Sie kennt mich vermutlich besser als jeder andere hier und in der Hölle und umgekehrt verhält es sich genauso. Sie bedeutet mir nach wie vor sehr viel und ein freundschaftliches Küsschen oder ein kleiner Flirt muss drin sein - von beiden Seiten aus. Es gibt bei euch Menschen ein Sprichwort: Appetit holen kann man sich überall, aber gegessen wird daheim. Das respektiert selbst Selvi. Vertrauen ist alles Priesterchen! Du musst noch viel lernen was das angeht. Männer sind einfach so, sexy Frauen ziehen ihre Blicke an. Und Astarte ist verdammt sexy, das dürfte dir selbst klar sein."
Philip nickte. "Aber..." Der Höllenfürst verdrehte die Augen. "...ich kann es einfach nicht sehen, wenn andere Männer meiner... Freundin nachschauen oder zu nahe kommen." Jetzt lachte der Fürst der Hölle spöttisch. "Dann musst du dir eine hässliche Frau suchen! Akzeptiere also meine Bedingungen, die ich gestellt habe und wir können zum größten Teil zumindest miteinander auskommen, da sich unsere Wege in Zukunft nicht nur wegen Christian kreuzen werden, sondern auch der Arbeit in der Botschaft wegen. Botschaft und Legat, sei es San Francisco oder Dublin, werden immer irgendwie miteinander verbunden sein. Die ein oder andere Auseinandersetzung wird sich wohl kaum vermeiden lassen. Freunde werden wir wohl auch nie - aber wir können miteinander klar kommen, das würde uns beiden einiges erleichtern. Und jetzt geh wieder rein, berichte Derek, dass du mit mir geredet hast und lass mir noch eine Weile meine Ruhe!" sagte er ungewollt barsch.
Das ließ sich Philip nicht zweimal sagen und ging wieder rein. Derek nickte zufrieden und riet ihm sich an die Regeln zu halten und beschrieb kurz den Charakter seines brüderlichen Freundes ein wenig, dass er sehr nett und zuvorkommend sein konnte aber auch hart und eben sehr leicht reizbar. Philip beherzigte das und ging wieder zu Astarte, die er liebevoll in den Arm nahm und ihre einen Kuss gab.
Es war gegen Abend. Metatron hatte alle am Fall beteiligten in das Arbeitszimmer von Hagiel gerufen. Belial sah zu Tarot, der still in der Ecke saß und der Besprechung lauschte. „Ähm... du musst nicht dabei sein... Nicht, dass wir deine Hilfe nicht zu schätzen wüssten, aber müsstest du nicht wieder oben auf deinem Wölkchen die Harfe zupfen?“ Tarot zuckte zusammen. „Ich... also ich zupfe nicht, Lucifer, also Harfe... und bisher bin ich von unser aller Vater nicht zurückbeordert worden... und eigentlich fühle ich mich so recht wohl hier mit euch allen. Ihr habt mich herzlich in eure Mitte aufgenommen und... ich hab mich nicht unwillkommen gefühlt... Wenn ich lieber gehen soll, dann... dann gehe ich, aber...“ „Das wollte ich damit nicht sagen!“ unterbrach Belial ihn freundlich aber bestimmt. „Es geht nur darum, dass ich vermeiden möchte, dass du Ärger kriegst vom „Alten Herrn“... falls er dich wieder unter seinen Fittichen zu sehen wünscht...“
Tarot lächelte verlegen. „Bisher hat er mich nicht zurückgerufen...“ Astaroth grinste. „Du gefällst mir langsam, Kleiner...“ sagte er belustigt. Belials Blick ging zu Philip, der angestrengt aus dem Fenster schaute, als Astaroth mit dem Engel der Zeit harmlos flirtete. Innerlich seufzend drang er in die Gedanken des Legatsleiters ein und las dort den Schmerz darüber. „Philip? Sei nicht so ein Weichei! Astarte ist Astaroth und Astaroth ist Astarte, das solltest du langsam begriffen haben und Astarte ist und bleibt nun einmal die babylonische Liebesgöttin und als solche flirtet sie gern und somit auch er. An seiner oder ihrer Liebe zu dir – die mir nach wie vor unbegreiflich ist, denn für einen beispiellosen Trottel halte ich dich immer noch, bis du es schaffst mich wirklich eines besseren zu belehren, ändert das nicht das Geringste!“
Philip zuckte zusammen als hätte Belial ihn geschlagen. Sofort legte Astaroth seinem Gefährten eine Hand auf den Arm und funkelte den Höllenfürsten ärgerlich an. „Lass es gut sein, Lucifer!“ fauchte er. Philip räusperte sich. „Nein, Scha...tz es ist alles in Ordnung, wirklich... ich... muss mich irgendwann nur daran gewöhnen, dass ich halt nicht die Stärke habe mich gegen seine Gedanken zu wehren... aber er... er hatte eben wohl gerade recht...“ Philip spürte wie Astaroth sanft selbst nachforschte und leise seufzte. „Warum zweifelst du immer wieder an meinen Gefühlen für dich, mein Hübscher?“ Philip errötete. „Verzeih, aber... das ist für mich sehr schwierig, gerade dann, wenn du... du nicht Astarte bist...“ Astaroth zog ihn in seine Arme. „Dabei bin ich mit dir in dieser Gestalt genauso glücklich und liebe dich genauso wie in der Gestalt von Astarte. Und wenn du ehrlich bist zu dir selbst, mein Süßer, dann musst du dir eingestehen, dass du unsere gemeinsamen Stunden auch genießt – egal in welcher Gestalt ich gerade bin...“
Metatron und Belial grinsten einander unbemerkt an und auch Hagiel und Sariel versteckten ihre Belustigung über Philips Verlegenheit und unbegründete Scham. „Sehr schön, Asta, wenn du jetzt mit dem Liebesgesäusel fertig bist, können wir ja weiter beraten wie wir vorgehen...“ schnauzte Belial ungewohnt barsch. Astaroth grinste nonchalant. „Aber klar doch, Chefchen...“ worauf der Höllenfürst mit einem finsteren Blick reagierte, aber sonst schwieg.
Metatron erhob sich und begann: „Gut, Gadreels Vermutung war ja, dass der erste Eingriff in die Zeit um 100 vor Christus stattfand und...“ „93“ murmelte Tarot ihn unterbrechend. Überrascht sahen alle zum Engel der Zeit. „Wie bitte?“ fragte Hagiel. „93 – 15. März 93...“ präzisierte Tarot mit einem Schulterzucken.
Sprachlos starrten die anwesenden Engel und Derek und Philip ihn an. „Das weißt du einfach mal so?“ fragte der Praeceptor überrascht. „Ja, schau, Derek, ich bin der Engel der Zeit und habe den Überblick über die Zeitlinien... und wenn ich mit dieser Information helfen kann, wieso nicht? Ich meine... es ist mir nicht untersagt worden und ich glaube nicht, dass ich nur mitgeschickt wurde um Mademoiselle Catherine zu retten und in diese Zeitlinie zurückzuführen. Ich würde vielleicht so vermessen sein wollen und behaupten, dass Vater sehr wohl bewusst ist, was ich weiß und er mich darum noch nicht zurückgerufen hat. Wir Engel sind Übermittler seines Willens und verhelfen seinem Willen zum Werden. Er greift sehr selten direkt ein, das solltest du mitbekommen haben, aber er versagt ebenso selten Hilfe, wenn sie benötigt wird. Er hat Sariels Bitte zur Kenntnis genommen, wusste aber, dass Sariel eben nicht genug emotionalen Abstand hat um so... drastisch zu handeln wie Astaroth in Gestalt Astartes und ebenso war ihm bewusst, dass Sariel zwar jetzt die Nähe zu Menschen gewöhnt ist, aber im Mittelalter – egal in welcher Zeitlinie – ein Seraph ist, der einen sehr gezügelten Willen und somit auch eher wenig Gefühle hat und vielleicht nicht einmal gewusst hätte – mit einem Mal – wieso er Catherine mit in das Heute nehmen will... Genauso hat unser Vater ja auch Lucifers Angst Rechnung getragen Rachel und dich und eure Kinder eines Tages als Familie zu verlieren und hat dem mit Früchten vom Baum des Lebens entgegen gewirkt. Ihr werdet bis zum Tag des jüngsten Gerichtes leben und frei entscheiden können wohin ihr geht. Vater liebt euch, denn ihr habt ihm seinen Sohn wieder näher gebracht und für den wiederum seid ihr Familie. Euch stehen Himmel und Hölle offen und die Hölle würde für euch sicher nicht die Hölle sein, die sie für die übelsten Sünder ist...“
Hagiel lachte leise. „Sicher nicht... Wahrscheinlicher ist, dass Vater und Lucifer sich auf eine Familienlösung einigen...“ Tarot lächelte. „Vermutlich, aber das wird sich am Ende der Zeit zeigen.“
Gadreel räusperte sich. „Gibt es zum 15. März 93 auch zufällig einen Ort?“ fragte er. „Zufällig... ja... ich denke... Bruniquel-Tropfsteinhöhle... nahe Bordeaux... Das sind bis Paris zwar fast 600 km aber... wenn ihn jemand mitgenommen hat auf einem Wagen oder so und ansonsten ist er gut im Wandern gewesen... eine Woche... beim nächsten Mal hatte er was zum Tauschen für ein Pferd und war entsprechend schneller unterwegs. Er stellt es unter, geht durch den Steinkreis und taucht am 30. März in Stonehenge auf...“ erzählte Tarot wie beiläufig.
Ungläubig starrte Gadreel von einem zum anderen. „Chef, hättet ihr den himmlischen Chorknaben nicht früher an Land ziehen können?“ fragte er. Belial antwortete daraufhin nicht, sondern wechselte einen Blick mit Derek, Metatron und Hagiel. „Ich würde vorschlagen... Gadreel: Du begibst dich ins Jahr 93 vor Christus – zum 15. März und wartest da was geschieht... Wer immer da in der Nähe von Bordeaux aus dem Steinkreis in der Tropfsteinhöhle kommt: Schleif ihn her! Juliel: du bist am 30. März 93 vor Christus...“ „Nein, er kann nicht, Lucifer, denn seine Seele ist zu dieser Zeit die eines Sterblichen. Es muss ein Engel sein – ein erschaffener Engel, kein Nachberufener!“ widersprach Tarot Belial unterbrechend. „Ich mache das!“ sagte Astaroth entschlossen. Belial nickte ihm zu. „Gut, dann wirst du, Asta, am 30. März Stonehenge übernehmen. Auch für dich gilt: Wenn Gadreel ihn nicht erwischt, dann tu du es!“
Mit einem Nicken verschwanden beide – Gadreel und Astaroth.
„Ich bin gespannt, wen sie erwischen... oder kannst du dazu auch was sagen, Tarot?“ fragte Belial. Der Zeitengel schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß nur was geschieht, Lucifer nicht durch wen es geschieht. Ich kann nur übersehen, aus welcher Zeit heraus etwas passiert, nicht jedoch wer verantwortlich ist.“ sagte er. „Das ist jetzt auch nicht mehr so wichtig. Du hast uns auf jeden Fall sehr geholfen, Tarot.“ meinte Hagiel sichtlich erleichtert. „Dann... würde ich jetzt zurück in den Himmel... ich meine... ihr braucht mich ja nicht mehr und...“ „Tarot du kannst ruhig bleiben. Du bist angenehm und hilfsbereit – und auch ein wenig... mutig... das finde nicht nur ich gut, denke ich.“ unterbrach Kat ihn lächelnd. „Stimmt. Und Tilly würde sich sicher auch freuen, wenn du noch bleibst. Sie hat gern viel Besucher um sich.“ sagte Hagiel lachend. „Und irgendwie gehörst du jetzt zu uns... zum Boulevard-Haussmann-Kreis, sozusagen...“ Überrascht starrte Tarot in die Runde. „Ich brauche einen starken Kaffee. Und ich denke, die Kinder können es gar nicht erwarten uns mit Keksen vollzustopfen.“ meinte Belial und grinste als er Tarot mit sich in die Küche nahm. Die anderen folgten. Sariel erschien mit Catherine und Derek. Seine Verlobte hatte die ganze Zeit geschwiegen. Sie war immer noch sprachlos vor Glück, dass sie endlich wieder bei ihrem geliebten zukünftigen Ehemann und ihrem kleinen Sohn sein konnte und sich sogar der Höllenfürst bemüht hatte, sie wieder zurückzuholen.
Hagiel umarmte seine Mathilde. „Schatz, haben wir noch ein Gästezimmer für Tarot frei?“ fragte er zärtlich. Die Köchin lächelte „Jederzeit, wann immer er auf Norderney Urlaub machen will. Das weißt du doch, mein Liebling.“ antwortete sie lächelnd. Sie wandte sich dem Zeitengel zu. „Und das meine ich so. Es gab andere Engel, die mit keinem klar gekommen sind. Entweder haben sie Angst vor Fürst Lucifer gehabt – oder ja... vor Lucifer, dass ich Fürst sage, das will er ja nicht. Oder noch schlimmer, wie dieser Graphiel, der sogar versucht hat Cassandra und Selvaggia zu ermorden – und Rachel fast noch dazu! Und du bist ein Bruder meines Mannes und ich freue mich immer, wenn ich jemand Neues aus der Familie kennen lerne. Vor allem, wenn sie so sympathisch und ruhig und bescheiden daherkommen, nicht jammern, intrigieren oder feige sind.“
Die Kinder der Botschafter und ihrer Angehörigen freuten sich. „Dann bist du ein Onkel von mir?“ fragte Luciano Tarot interessiert. Der sah verlegen zu Belial. Der Höllenfürst lachte leise. „Ja, mein Großer, Tarot ist einer von meinen himmlischen Brüdern. Er ist zwar kein Seraphim wie dein Onkel Metatron, oder dein Onkel Astaroth oder ich, aber er ist ein Engel.“ „Prima, dann kenne ich jetzt noch einen Onkel von mir. Nicht nur Onkel Sandalephon, Onkel Camael, Raphael, Gabriel, Michael, Kerubiel, Satanael, Samyaza...“ „Stopp,. Luciano! Wie ich das einschätze, sitzen wir morgen früh noch hier, wenn du jetzt alle aufzählst.“ Unterbrach Metatron ihn lachend. Luciano überlegte kurz, grinste und antwortete: „Ja, wahrscheinlich hast du recht.“ Er zog Christina-Luciana zu Tarot. „Das ist meine Freundin und irgendwie Cousine. Ich werde sie später mal heiraten.“ Sagte er ernst.
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