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Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Kurzbeschreibung
GeschichteLiebesgeschichte / P16 / Gen
VFL Wolfsburg
23.02.2020
02.07.2020
16
24.478
10
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01.03.2020 1.606
 
POV Alex

Ich lief durch die Wohnung, kontrollierte nochmal alle Fenster und Steckdosen. Mein Koffer stand bereits im Flur. Gestern hatte ich fast den ganzen Tag geschlafen. Anna und ich hatten es dann doch ein bisschen übertrieben. Ich schnappte mir meine Handtasche, Rucksack und den Koffer und verfrachtete sie im Auto. Dann lief ich wieder nach oben, schloss meine Wohnungstür ab und trug den Kasten Bier und Wasser ins Auto und machte mich auf den Weg zu Anna. Lena würde dort auch schon warten. Almuth würde Jana und Sara mitnehmen. Ich wollte gerade aus meinem Auto steigen als die beiden schon aus dem Haus traten. Anna winkte wild und verstaute dann ihren Koffer und einen weiteren Kasten Wasser im Kofferraum. Lena verfrachtete ihren auf die Rückbank ebenso eine Kühlbox und setzte sich hinter mich.
„Na fit?“, fragte ich grinsend.
„Es ist mitten in der Nacht. Wie soll man da fit sein? Ich werde gleich weiterschlafen.“
„Entschuldigung, dass ich nicht erst am Abend ankommen möchte. Hat sich Almuth gemeldet?“, fragte ich und fuhr los.
„Ja vor 10 Minuten wollte sie die anderen holen. Also ungefähr wie wir.“
Während der Fahrt unterhielten wir uns. Genauer gesagt Anna und ich. Lena redete immer noch nicht mit mir. Aber ich würde mir den Urlaub nicht vermiesen lassen. Ich freute mich richtig darauf. Und Lena würde ich eben auch ignorieren. Sie hatte damit angefangen. Das konnte ich auch. Ich konnte auch ohne sie, redete ich mir zumindest ein.
Wir redeten über das erreichte Double. Die neue Saison. Alles war offen. Es würde sich so vieles ändern. Nicht nur bei uns im Verein. Auch bei den anderen wurde rotiert. Neue Trainer, wichtige Spielerinnen verließen die Klubs, beendeten die Karriere. Das konnte noch interessant werden.


POV Lena

Ich tippte auf meinem Handy rum. Anna und Alex unterhielten sich. Natürlich hätte ich mich beteiligen können, aber das würde bedeuten, dass ich wieder mit Alex reden müsste. Und das wollte ich zumindest auf der Fahrt vermeiden. Sie musste sich immerhin auf die Straße konzentrieren und ich hatte das ungute Gefühl, dass so ein Gespräch im Streit enden würde. Und die Fahrt sollte 9 Stunden dauern, ohne Pause. Allerdings konnte ich sie auch nicht ewig ignorieren. Aber ihr einfach meine Gefühle gestehen konnte ich auch nicht. Verflixte Zwickmühle. Ich tippte eine Nachricht an meinen Bruder. Ich wusste, dass er Nachtschicht hatte
-Das war eine dumme Idee. Der Urlaub wird in einer Katastrophe enden. Wie soll ich die Woche nur überstehen?- Ich musste nicht lange auf eine Antwort warten
-Jetzt reiß dich mal zusammen. Ich finde zwar nicht gut, wie du dich ihr gegenüber verhältst, aber du hast es geschafft die letzten Jahre in ihrer Nähe zu sein. Sogar mit ihr in einem Zimmer zu schlafen. Dann wirst du es wohl auch schaffen eine Woche unter einem Dach mit ihr zu sein.-
-Es war etwas anderes als sie in einer Beziehung war. Da hat sie mir gezeigt, dass sie mich nicht braucht, sondern im Moment glücklich ist. Auch wenn es natürlich nicht mit Absicht war. Sie weiß ja nichts von meinen Gefühlen.-
-Lenchen. Was hast du zu verlieren? Du gehst ihr doch schon aus dem Weg. Wenn sie dich tatsächlich wegstoßen sollte, was ich übrigens nicht glaube, dann gehst du ihr doch sowieso auch aus dem Weg, oder irre ich mich da?-
-Wahrscheinlich hast du Recht. Man Arne, das ist wirklich schwer für mich.-
-Denke darüber nach was dir wichtiger ist. Deine Gefühle zu verheimlichen oder die Freundschaft zu Alex. Wenn du sie weiterhin so behandelst wirst du sie nämlich verlieren. Und das lässt sich nicht so einfach reparieren. Und jetzt genieße endlich deinen Urlaub, ich muss weiterarbeiten. Hab dich lieb.-
Er hatte ja Recht. Doch konnte ich noch mit ihr befreundet sein und meine Gefühle verstecken?
-Danke. Hab dich auch lieb.-
Ich lehnte mich gegen das Fenster und schloss die Augen. Ein paar Stunden konnte ich ja schlafen. Das war Alex gegenüber etwas unfair, aber sie hatte angeboten zu fahren. Was eventuell auch daran lag, dass sie das größte Auto von uns hatte.


POV Alex

Wir waren bereits ein paar Stunden unterwegs. Anna war neben mir eingeschlafen und auch Lena schien zu schlafen. Der Verkehr war ruhig. Noch ein Grund wieso ich nachts fahren wollte. Plötzlich klingelte mein Handy.
„Hey Kess. Was ist los?“
„Wieso muss was sein? Kann ich nicht einfach so mit dir reden wollen?“
„Doch. Aber jetzt ist es 6 Uhr morgens. Du rufst nicht einfach so an, wenn normale Menschen schlafen. Du bist doch der Langschläfer.“
„Erwischt. Ich hatte gehofft, wir könnten reden. Schlafen die anderen beiden?“
„Ja die alten Schlafmützen. Schon seit 1 Stunde. War wohl doch zu früh.“, lachte ich
„Okay Maus dann reden wir jetzt mal. Du musst etwas unternehmen.“ Ihr Ernst? Wollte sie wirklich jetzt darüber reden.
„Kess bitte. Nicht schon wieder. Mein Standpunkt wird sich nicht ändern. Ich werde nicht auf sie zugehen.“
„Das verlange ich ja auch gar nicht mehr. Aber dein Vorhaben ist auch nicht der richtige Weg. Hast du mit Stephan schon gesprochen?“, fragte Kess vorsichtig
„Nein, noch nicht. Ich sage es ihnen nach dem Urlaub.“
„Ich kann dich verstehen. Wirklich. Aber den Verein zu verlassen löst nicht euer Problem. Und um ihr ganz aus dem Weg zu gehen, wird es wohl nicht reichen Wolfsburg zu verlassen. Ihr werdet euch trotzdem begegnen.“
„Nicht wenn ich ins Ausland gehe.“, grummelte ich
„Bitte was? Poppi, du tust was?“
„Kess, bitte. Sei froh, dass ich nicht ganz aufhöre. Darüber habe ich nämlich auch nachgedacht.“
„Moment. Was meinst du mit ihnen? Poppi es ist eine Sache den Verein zu wechseln und das Land. Aber nicht auch die Natio. Lass nicht zu, dass Lena deine Karriere zerstört.“
„Du verlässt die Natio?“, fragte Anna gähnend
„Guten Morgen Schlafmütze. Kess können wir ein anderes Mal weiter reden?“
„Klar Süße. Melde dich bitte, wenn ihr angekommen seid.“ Und damit legte sie auf. Ich spürte Annas Blick neben mir.
„Poppi…“, begann Anna
„Nein. Wir reden jetzt nicht darüber. Das ist meine Entscheidung. Wenn ich Wolfsburg und die Natio verlassen möchte, habt ihr da nicht mitzureden. Bedanke dich bei Lena. Sie ist bereits dabei unsere Freundschaft zu zerstören, da soll sie nicht auch noch mein Leben zerstören. Und je weiter ich von ihr weg bin, desto besser.“, sagte ich laut. Ich fuhr auf einen Rastplatz. Ich stellte den Motor ab, stieg aus und knallte die Tür hinter mir zu. Auch Anna stieg aus. Doch bevor sie etwas sagen konnte, lief ich vom Auto weg.


POV Lena

Ich sah wie Alex von uns weg ging. Ich stieg aus und blickte zu Anna. Sie hing am Handy. Vermutlich rief sie die anderen an um zu sagen wo wir waren. Vielleicht waren sie ja hinter uns und konnten hierher kommen. Doch eigentlich wollte ich das nicht. Dann müssten wir ihnen eine Erklärung geben wieso Alex so drauf war. Und das wollte ich nicht. Sie sollten nicht wissen was für ein Monster ich war. Wozu ich sie gebracht hatte. Ich blickte Anna entschuldigend an.
„Bring das in Ordnung Lena. Ich weiß, dass du wach warst. Du hast alles mitbekommen. Ich weiß doch, dass du nicht im Auto schlafen kannst.“
„Was soll ich denn machen? Denkst du wirklich, dass sie ins Ausland geht?“, fragte ich vorsichtig
„Ich weiß es nicht. Zutrauen würde ich es ihr. Lena, sie ist wirklich verletzt. Rede endlich mit ihr.“, sagte Anna. Ich wollte ihr gerade antworten, als die anderen neben uns hielten.
„Was ist los?“, fragte Almuth und blickte in Richtung Alex.
„Beine vertreten.“, log ich sofort
„Ganz so blöd bin ich nicht. Alex läuft da hinten hin und her und ist am Handy. Aber gut, ist ja deine Sache.“, murrte Almuth und lehnte sich an ihr Auto.
„Das können wir auch später noch klären, Almuth. Das bringt hier und jetzt auch nichts. Lass Poppi mal. Und ganz ehrlich. Mal kurz die Beine vertreten tut mir tatsächlich auch ganz gut.“
„Wenn wir schon mal Pause machen, gehe ich mal kurz austreten.“, mischte sich Jana mit ein und ging Richtung Toiletten. Almuth blickte mich an und folgte ihr dann. Na ganz toll. Jetzt war die nächste sauer.
„Nimm es nicht so ernst. Almuth kriegt sich schon wieder ein. Du weißt was die beiden verbindet. Sie hat nur Angst, dass Poppi Wolfsburg verlässt. Ist ja nicht das erste Mal das sie darüber nachdenkt.“
„Was?“, fragten Anna und ich im Chor
„Ähm naja. Als das mit Patrick anfing. Ihr wisst schon, die ständige Streiterei zwischen ihnen. Da wollte sie einfach nur weg von hier. Einen Neuanfang starten.“
„Wieso hat sie das nie gesagt?“, fragte ich perplex.
„Lena. Wann denn? Du hast da schon angefangen ihr aus dem Weg zu gehen. Wieso hätte sie sich dir anvertrauen sollen? Was hätte das geändert? Hättest du ihr da gesagt, was du für sie empfindest? Hättest du ihr überhaupt zugehört?“
„Nein, vermutlich nicht.“, gab ich zu. Die Situation hatten wir ja jetzt und ich weigerte mich immer noch es ihr zu sagen. Auch wenn ich das jetzt nicht zu Sara sagte.
Die nächsten zehn Minuten standen wir herum und warteten, dass Alex wieder zu uns kam. Mittlerweile waren auch Almuth und Jana zurück. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam auch endlich unsere Fahrerin.
„Alles in Ordnung?“, fragte Anna vorsichtig.
„Nein. Lasst uns  weiterfahren, damit wir endlich ankommen. Ihr könnt ja weiterschlafen.“, sagte sie in einem Ton, der keine Widerrede zuließ. Wir nickten und stiegen wieder ein. Ich hatte kaum Zeit mich anzuschnallen und meine Kopfhörer aufzusetzen, da fuhr sie schon los. Na das konnte ein Urlaub werden. Und ich war natürlich Schuld. Die restliche Fahrt verbrachten wir größtenteils schweigend. Wir hielten nur mal kurz zum Tanken. Ansonsten fuhr Poppi durch.
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