Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Mein schönster Traum

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Enoch O'Connor Horace Somnusson
21.02.2020
10.04.2020
2
3.198
1
Alle Kapitel
2 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
 
21.02.2020 1.309
 
Hallo, liebe Fanfiktionschreiber/innen und -leser/innen! Willkommen zu 'Mein schönster Traum'!

Für diejenigen, denen der Titel bekannt vorkommt, ich habe das erste Kapitel dieser Geschichte schon mal raufgeladen, habe aber Fanfiktion aus den Augen verloren und nun beschlossen, einen frischen Start hinzulegen, der weiter kommt als nur ein Kapitel.

Als Erfrischung und/oder als Einstieg, worum geht's hier? Nachdem ich "Die Stadt der besonderen Kinder" zu Ende gelesen habe, bin ich auf das kleine, aber feine Pairing von Enorace (Enoch/Horace) gestoßen. Wegen ihres Altersunterschiedes im Film konnte das nicht passieren, doch diese Geschichte gibt uns eine weitere Möglichkeit für Enorace.

"Mein schönster Traum" wird (diesmal) in zwei Kapiteln veröffentlicht werden. Wenn ihr wollt, würde ich mich wirklich sehr über Kommentare und/oder Empfehlungen freuen. Und nun *Trommelwirbel* willkommen bei Kapitel 1!

×_×_×_×_×_×_×_×_×

Horace lag in seinem Bett und träumte. Oder besser gesagt, er hatte wieder einen fürchterlichen Verlauf der Zukunft vor Augen. Sein Herz schlug so schnell in seiner Brust, dass es sich wie ein galoppierendes Pferd anfühlte. Jeder Muskel war angespannt. Seine weizenblonden Haare klebten ihm vor Schweiß an seiner blassen Stirn, seine Kehle war wie ausgetrocknet, was jeden seiner Atemzüge pfeifend erklingen ließ. Der junge Syndrigast stöhnte vor Entsetzen, während beängstigende Bilder vor seinen blauen Augen aufblitzten.

Alles in ihm sehnte sich danach, endlich aufzuwachen, die Stränge zu durchtrennen, die ihn an die Traumwelt banden, doch er war noch immer ein Gefangener seiner Gedanken. Dann war es endlich vorbei... Mit einem erstickten Aufschrei fuhr Horace hoch wie eine Rakete, halb in seinen schweißnassen Decken verheddert. Minutenlang saß der Junge einfach nur aufrecht in seinem Bett, zitternd und heftig atmend. Endlich beruhigte sich sein Herzschlag so weit, dass er nicht mehr das Gefühl hatte, dass es irgendwo in seiner Kehle schlug und ihn zu ersticken versuchte.

Als die Hysterie endlich nachgelassen hatte, erfüllte ihn stille Verzweiflung. Die Tränen, die allzu schwer an seinen Wimpern hingen, lösten sich von seinen Augen, erst eine nach der anderen, dann liefen sie ihm wie winzige Bäche die Wangen hinunter. Horace versuchte vergebens, sie wegzublinzeln, während seine Arme sein "Glückskissen" umschlossen, in der Hoffnung, es würde ihn beruhigen. Ein Kloß wuchs in seinem Hals, als er merkte, dass sein treuer Talisman zum ersten Mal nicht funktionieren wollte.

Seine Unterlippe fing an zu beben und sein Herz schlug wieder schneller. Wimmernde Geräusche brachen aus ihm heraus und er hielt sich schnell eine Hand vor den Mund, damit er die jüngeren Kinder nicht von ihrem nötigen Schlaf aufschreckte. Er war kurz davor loszuweinen, so viel war klar. Nach seiner Episode war er völlig verstört und angstvoll. Schon der Gedanke daran, allein im Dunkeln zu bleiben, während ihn in jedem Moment eine weitere Attacke übermannen konnte, war aufreibend genug, dass dem sensiblen Jungen schwindlig vor Angst wurde. Nein, er benötigte  Gesellschaft. Aber wessen?

Die Kleinen wecken und ihren friedvollen Schlaf stören? Definitiv nicht. Sie würden nur beunruhigt und verängstigt sein, das Gegenteil von dem, was er jetzt gerade brauchte. Vielleicht Emma oder Olive? Horace dachte einen Augenblick darüber nach, während er den Ärmel seines Nachtgewands mit Tränen befleckte, doch er entschied sich dagegen. Den Schönheitsschlaf einer Dame unterbrechen? Seine Mutter hätte ihm Sakrileg vorgeworfen. Beide Mädchen waren empfindsam und konnten gut zuhören, doch auch sie brauchen ihre Ruhe.

Miss Peregrine? Sie hatte deutlich gesagt, dass er sie jederzeit aufsuchen konnte, ob bei Tag oder Nacht, wenn ihm etwas auf dem Herzen lag. Sein Herz stimmte sofort dafür, zu seiner Ymbryne zu gehen, doch wieder hielt ihn sein Verstand zurück. Zu seinen düsteren Gefühlen kam nun noch Schuld hinzu. Sie tat schon so viel für ihn... Sie gab ihm dreimal am Tag gut zu essen, hatte ihn aus Respekt vor seinen Attacken von schweren Arbeiten entbunden, vergewisserte sich stets, dass er glücklich war. Ein keiner Schluchzer schüttelte ihn. Nein, er konnte sie nicht mit solch banalen Problemen belästigen, wenn sie ihre ganze Kraft brauchte, um sicherzugehen, dass ihre Kinder den nächsten Morgen erlebten.

Horaces Verzweiflung wuchs stetig. War es so schwer, jemanden zu finden, der ihn in seinem Leid unterstützte? Nicht die Kinder, nicht die älteren Mädchen, nicht einmal Miss Peregrine selbst konnte ihm helfen! Die Zwillinge konnten sich nicht kommunizieren und Millard würde ihm nicht glauben. Doch das ließ ihn nur noch mit...

"Enoch?...", flüsterte er halb in die Dunkelheit, halb zu sich selbst. Ausgerechnet Enoch O'Connor? Ja, Horace wusste genau, dass der Totenbeschwörer ungewöhnliche Schlafgewohnheiten hatte und er sicher noch zu so später Stunde an seinen gruseligen Geschöpfen arbeiten würde. Ein Bild von ihm erschien vor Horaces innerem Auge. Blasse glatte Haut, im Kontrast zu seinen rabenschwarzen, immer strikt zurückgekämmten Haaren. Der Mund fast immer zu einem finsteren Ausdruck verzogen. Die schokoladenbraunen Augen, die wenige Wärme, die sie besaßen, ertränkt von den Schatten unter ihnen, die mit den Schatten in seinem Herzen rivalisierten...

Konnte er es wirklich wagen, Enoch zu fragen, ob er ihm mit seinen Albträumen helfen konnte? Jedes Mal, wenn er mit dem älteren Jungen zusammen war, wurde er entweder vollkommen ignoriert oder er schmiss ihm giftige Worte an den Kopf, wenn er besonders schlechter Laune war. Zugegeben, heute hatte er sich gut benommen, aber würde er Horace die Zuflucht gewähren, die er brauchte? Esa war nicht so, als würde er die Jüngeren verachten - Miss Peregrine hätte ihn sonst schon längst aus der Zeitschleife geworfen -, er half ihnen sogar manchmal, doch wirklich zu versuchen, seine Ängste zu lindern?

Bevor er richtig wahrgenommen hatte, was er tat, hatte Horace schon seine Beine aus dem Bett geschwungen. Enoch war seine einzige Chance und wenigstens zu versuchen, an seine Tür zu klopfen, war besser als alleine im Dunkeln zu sitzen und sich vor Angst und Einsamkeit die Seele aus dem Leib zu weinen. Für eine Minute schwankte er, doch bald hatte er wieder festen Stand und trat aus seinem Zimmer auf den dunklen Korridor hinaus.

Normalerweise hätte er beim Anblick der Verfassung seiner Kleider und Haare einen Schreikrampf bekommen, doch heute Nacht war es ihm vollkommen egal, dass seine feinen, seidenen Pyjamas befleckt und knitterig waren und seine blonde Mähne, die sonst immer so sorgfältig gepflegt war, in alle Richtungen abstand. Alles, was er jetzt brauchte, war ein sicherer Hafen...

Der Teppich verschluckte jedes Geräusch, das seine nackten Füße verursacht hätten, als er den Gang entlangjoggte, der zu der Treppe führte, die den ersten und zweiten Stock miteinander verband, wo sich die Schlafsäle befanden. Wie er seinen besonderen Bruder kannte, würde Enoch wahrscheinlich in seinem Arbeitszimmer in der Nähe der Küche zu finden sein. Horace kreischte leise auf, als sein Fuß beinahe auf der ersten Treppenstufe ausrutschte, doch er fing sich gerade noch rechtzeitig. Nervös blickte er umher, doch niemand schien aufgewacht zu sein.

Endlich stand er am Fuß der Treppe, ohne sich das Genick in der Dunkelheit gebrochen zu haben. Die Küche war einige Meter weiter links, er konnte den Mond auf den weißen Fließen schimmern sehen. Zitternd, als seine Füße von dem Teppich auf den kalten Boden wechselten, ging er langsam an ihr vorbei, wieder in die Schatten hinein. Da war der Vorratsraum, das Badezimmer für den ersten Stock... dann war er da. Horace stand vor der hölzernen Tür zu Enochs "Sanktorium", wie der Nekromant es nannte. Plötzlich überwältigten ihn wieder die Verzweiflung und die Angst; Emotionen, die er während seinem kurzen Gang durch das Haus hatte unterdrücken können. Blind vor Tränen hob er seine Faust und klopfte.

                         ENDE 1. KAPITEL

So, das wär's für heute, meine Lieben! Das zweite Kapitel ist schon geschrieben, weshalb ich es sicher morgen raufladen werde. Ich hoffe, ihr lasst ein paar schöne Kommis und Empfehlungen da, das würde mich unglaublich freuen.

Küsschen und Kuchen,
Eure Yuna
Review schreiben
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast