[Daft Punk] Big City Nights
von papirossy
Kurzbeschreibung
Über die Anfänge von Daft Punk und Großstadtnächte in Paris, New York und Berlin.
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Guy-Manuel de Homem-Christo
Pedro Winter / Busy P
Thomas Bangalter
19.01.2020
15.02.2020
5
12.926
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19.01.2020
684
Paris 1995
Guy kam vierzig Minuten zu spät. Zur Feier des Tages hat er sich sein bestes Fred-Perry-Shirt angezogen und die langen Haare frisch gewaschen. Seine Armbänder klimpern, so still ist es hier bei Thomas.
„Wo sind deine Eltern?“
„Habe ich fort geschickt.“
„Magst du was trinken?“
Man muss Thomas schon so gut kennen wie Guy, um ihm seine Nervosität anzusehen. Die Schultern wirken angespannt und sein sonst so charmantes Lächeln beinahe etwas manisch, als er Wasser aus dem Hahn in das Glas laufen lässt.
„Hier.“
Guy trinkt.
„Hast du überhaupt geschlafen?“
„Nicht wirklich. Ich habe mir das Tape noch mal angehört und bin bald wahnsinnig geworden. Ich hätte dich beinahe angerufen.“
„Es ist gut, Thomas.“
Stille. Zweifel. Das Schellen der Türklingel.
„Das sind sie.“
Thomas öffnet drei wichtigen Leuten von Virgin die Tür. Er erkennt Maya und Emmanuel. Höher geht es kaum.
„Sollen wir die Schuhe ausziehen?“, fragt Emmanuel, als er seinen Blick durch die gediegene Altbauwohnung schweifen lässt. Hohe Decken, Fischgrätenparkett, Stuck und im Wohnzimmer gibt es sogar einen Kamin.
Guy steht mit seinem Glas im Türrahmen der Küche und starrt peinlich berührt auf seine Socken, während Emmanuel, Maya und der andere aus ihren Schuhen klettern.
„Wollen Sie was trinken?“
Mit Gläsern bewaffnet geht es in Thomas’ ehemaliges Kinderzimmer. Wo früher Transformers, Lego und die Atari-Konsole waren, tummelt sich jetzt allerhand Equipment – und davon auch nur die Basics wie die Minimoog Voyager und das Roland-Keyboard. Einzig das Lost Boys Poster und ein paar typische Romane wie 1984 und A Clockwork Orange sowie eine stolze Videokassettensammlung mit Kultklassikern wie Der Tag, an dem die Erde still stand, Eraserhead und Das Phantom im Paradies erinnern an die Jugendträume, die hier einst geträumt wurden.
Die drei Virgin-Leute nehmen auf Thomas’ Bettkante Platz und Thomas hockt sich vor seinen Ghettoblaster.
„Bereit?“
„Kann losgehen, Thomas!“, sagt eine freundliche Stimme hinter ihm.
Thomas drückt auf Play und zieht sich Fingernägel-kauend in eine Nische zurück.
Nach kurzem Rauschen pumpt der Ghettoblaster Unterwasser-artige Bässe in den Raum. Ein Gefühl wie in einem Schwimmbad.
Nervöser Blick zu den Virgin-Leuten. Sie nicken konzentriert mit den Köpfen. Erleichterung.
Guy starrt schläfrig vor sich hin und streicht seine dunklen Haare arrogant nach hinten.
Emmanuel bewegt jetzt Kopf und Beine im Takt und schlägt mit seinen flachen Händen auf seinen Aktenkoffer.
Zwischen den Tracks gibt es keine Atempause. Aus Daftendirekt wird WDPK 83.7 FM und daraus dann Revolution 909, bevor es dann mit Da Funk und Around the World so richtig los geht und Rollin’ & Scratchin’ seinen Zuhörern schließlich alles abverlangt und sie in einen tranceartigen Zustand versetzt, der sie durch Stücke wie Teachers und Oh Yeah gleiten lässt wie durch Butter.
„Es gefällt uns.“
„Ja.“
„Einfach jeder Song ist ein Hit!“
„Ja, am besten hat mir“, Emmanuel schaut auf die Trackliste, „Da Funk und Around the World gefallen. Da sehe ich sofort Hit-Potenzial.“
„Rollin’ & Scratchin’ und Teachers dagegen sind roh und wild, ich mag das. Das hebt euch ab von diesen ganzen Leuten, die nur versuchen Kraftwerk zu kopieren.“
Thomas und Guy werfen sich einen alarmierten Blick zu. Es ist noch nicht so lange her, da hat Thomas seine Kopfhörer in die Ecke gefeuert und geklagt: „Das klingt doch alles nur wie eine billige Kraftwerk-Kopie!“
Mit ihrem ersten Rave auf dem Dach des Centre Pompidou dann der Sinneswandel. Thomas kauerte noch in derselben Nacht über Papas Plattenkiste, zog ein Album von Barry White hervor und fing an zu samplen. Unwissend, dass diese nächtlichen Experimente kurze Zeit später im wahrsten Sinne des Wortes um die Welt gehen sollten.
„Warum Homework?“, fragt Emmanuel noch einmal nach eingängiger Betrachtung des Kassettencovers nach.
Meistens arbeitet Thomas die Nacht durch, bis er sich irgendwann im Morgengrauen völlig erschöpft zu Guy-Man ins Bett legt, um noch ein paar Stunden zu schlafen.
„Warum nicht?“, sagt Thomas an einem Nietnagel kauend, „wir haben das Album hier bei mir in meinem Kinderzimmer gemacht. Wie zwei Jungs, die ihre Hausaufgaben machen. Damit wollen wir ein Zeichen setzen.“ Die typische Arroganz Anfangzwanzigjähriger, die das ganze Leben noch vor sich haben.
Guy kam vierzig Minuten zu spät. Zur Feier des Tages hat er sich sein bestes Fred-Perry-Shirt angezogen und die langen Haare frisch gewaschen. Seine Armbänder klimpern, so still ist es hier bei Thomas.
„Wo sind deine Eltern?“
„Habe ich fort geschickt.“
„Magst du was trinken?“
Man muss Thomas schon so gut kennen wie Guy, um ihm seine Nervosität anzusehen. Die Schultern wirken angespannt und sein sonst so charmantes Lächeln beinahe etwas manisch, als er Wasser aus dem Hahn in das Glas laufen lässt.
„Hier.“
Guy trinkt.
„Hast du überhaupt geschlafen?“
„Nicht wirklich. Ich habe mir das Tape noch mal angehört und bin bald wahnsinnig geworden. Ich hätte dich beinahe angerufen.“
„Es ist gut, Thomas.“
Stille. Zweifel. Das Schellen der Türklingel.
„Das sind sie.“
Thomas öffnet drei wichtigen Leuten von Virgin die Tür. Er erkennt Maya und Emmanuel. Höher geht es kaum.
„Sollen wir die Schuhe ausziehen?“, fragt Emmanuel, als er seinen Blick durch die gediegene Altbauwohnung schweifen lässt. Hohe Decken, Fischgrätenparkett, Stuck und im Wohnzimmer gibt es sogar einen Kamin.
Guy steht mit seinem Glas im Türrahmen der Küche und starrt peinlich berührt auf seine Socken, während Emmanuel, Maya und der andere aus ihren Schuhen klettern.
„Wollen Sie was trinken?“
Mit Gläsern bewaffnet geht es in Thomas’ ehemaliges Kinderzimmer. Wo früher Transformers, Lego und die Atari-Konsole waren, tummelt sich jetzt allerhand Equipment – und davon auch nur die Basics wie die Minimoog Voyager und das Roland-Keyboard. Einzig das Lost Boys Poster und ein paar typische Romane wie 1984 und A Clockwork Orange sowie eine stolze Videokassettensammlung mit Kultklassikern wie Der Tag, an dem die Erde still stand, Eraserhead und Das Phantom im Paradies erinnern an die Jugendträume, die hier einst geträumt wurden.
Die drei Virgin-Leute nehmen auf Thomas’ Bettkante Platz und Thomas hockt sich vor seinen Ghettoblaster.
„Bereit?“
„Kann losgehen, Thomas!“, sagt eine freundliche Stimme hinter ihm.
Thomas drückt auf Play und zieht sich Fingernägel-kauend in eine Nische zurück.
Nach kurzem Rauschen pumpt der Ghettoblaster Unterwasser-artige Bässe in den Raum. Ein Gefühl wie in einem Schwimmbad.
Nervöser Blick zu den Virgin-Leuten. Sie nicken konzentriert mit den Köpfen. Erleichterung.
Guy starrt schläfrig vor sich hin und streicht seine dunklen Haare arrogant nach hinten.
Emmanuel bewegt jetzt Kopf und Beine im Takt und schlägt mit seinen flachen Händen auf seinen Aktenkoffer.
Zwischen den Tracks gibt es keine Atempause. Aus Daftendirekt wird WDPK 83.7 FM und daraus dann Revolution 909, bevor es dann mit Da Funk und Around the World so richtig los geht und Rollin’ & Scratchin’ seinen Zuhörern schließlich alles abverlangt und sie in einen tranceartigen Zustand versetzt, der sie durch Stücke wie Teachers und Oh Yeah gleiten lässt wie durch Butter.
„Es gefällt uns.“
„Ja.“
„Einfach jeder Song ist ein Hit!“
„Ja, am besten hat mir“, Emmanuel schaut auf die Trackliste, „Da Funk und Around the World gefallen. Da sehe ich sofort Hit-Potenzial.“
„Rollin’ & Scratchin’ und Teachers dagegen sind roh und wild, ich mag das. Das hebt euch ab von diesen ganzen Leuten, die nur versuchen Kraftwerk zu kopieren.“
Thomas und Guy werfen sich einen alarmierten Blick zu. Es ist noch nicht so lange her, da hat Thomas seine Kopfhörer in die Ecke gefeuert und geklagt: „Das klingt doch alles nur wie eine billige Kraftwerk-Kopie!“
Mit ihrem ersten Rave auf dem Dach des Centre Pompidou dann der Sinneswandel. Thomas kauerte noch in derselben Nacht über Papas Plattenkiste, zog ein Album von Barry White hervor und fing an zu samplen. Unwissend, dass diese nächtlichen Experimente kurze Zeit später im wahrsten Sinne des Wortes um die Welt gehen sollten.
„Warum Homework?“, fragt Emmanuel noch einmal nach eingängiger Betrachtung des Kassettencovers nach.
Meistens arbeitet Thomas die Nacht durch, bis er sich irgendwann im Morgengrauen völlig erschöpft zu Guy-Man ins Bett legt, um noch ein paar Stunden zu schlafen.
„Warum nicht?“, sagt Thomas an einem Nietnagel kauend, „wir haben das Album hier bei mir in meinem Kinderzimmer gemacht. Wie zwei Jungs, die ihre Hausaufgaben machen. Damit wollen wir ein Zeichen setzen.“ Die typische Arroganz Anfangzwanzigjähriger, die das ganze Leben noch vor sich haben.