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Liebe macht dumm

von Darya
Kurzbeschreibung
GeschichteHumor, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Caesar A. Zeppeli Joseph Joestar
13.01.2020
14.03.2020
10
35.152
2
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13.01.2020 3.442
 
Bei der letzten Treppenstufe spürte Caesar den Schweiß seine Stirn herunterlaufen. Einen Moment lang lehnte er sich gegen eine Wand und schloss die Augen. Es war schon peinlich. Dieses Gebäude war das einzige auf dem Campus, in dem kein Aufzug installiert war. Er kam schon zehn Minuten zur Vorlesung zu spät, weil er mit den Krücken noch nicht so schnell laufen konnte. Außerdem hatte er jede Hilfe von den Studenten abgelehnt, die ihm hoch helfen wollten. Das Resultat war, dass er ziemlich schwitzte und ihn die Studenten komisch anstarrten.

Leise versuchte er die Tür zum Hörsaal zu öffnen, aber eine Krücke fiel ihm aus der Hand. Ernüchtert biss sich Caesar auf die Lippe. Der gesamte Hörsaal blickte zu ihm. Und selbst der Professor sah verwirrt von seiner Präsentation weg. Hektisch griff Caesar nach seiner Krücke.

„Entschuldigung, ich wollte nicht stören.“

Am liebsten würde er sich unter der Erde vergraben. Der Tag schien schrecklich zu starten und wenn er ehrlich zu sich selbst war, glaubte er nicht, dass es sich bessern würde. Sein Rucksack, der nur an einer Schulter hing, kippte zur Seite und er kam aus dem Gleichgewicht. Frustriert stöhnte er.

Da fing ihn plötzlich etwas auf. Eine Hand hatte seinen Arm umfasst und bewahrte ihn davor zu fallen. Caesar blickte auf und starrte in zwei klare grüne Augen. Der Mann lächelte ihn an und richtete ihn auf. Für einen Moment rührte sich Caesar nicht, starrte nur diesen braunhaarigen Typen an. Bis er bemerkte, dass es in dem Hörsaal komplett still war.

„Ich helfe dir zu deinem Platz. Neben mir ist noch frei, da kannst du dich hinsetzen.“

Caesar nickte nur. Ihm schien die Stimme verloren gegangen zu sein. Die ganze Situation machte ihn nur unsicherer und er ließ es einfach zu, wie der Junge seine Tasche abnahm und ihn zu dem leeren Platz neben ihn führte. Caesar setzte sich und seufzte erleichtert, als er endlich wieder sitzen durfte.

„Jetzt, wo das geklärt ist, können wir ja weiter machen.“

Der Professor drehte sich wieder zur seiner Präsentation und man hörte die anderen Studenten kichern. Caesar machte sich daran, seinen Notizblock herauszukramen und blickte versucht-konzentriert zum Professor.

„Hey.“

Der Junge neben ihm stumpte ihn leicht an und streckte ihm seine Hand aus. Er trug fingerlose Handschuhe. Caesar fragte sich kurz, ob er ein Biker war, als er ihm ebenso seine Hand reichte.

„Joseph. Du kannst mich Jojo nennen. Wie heißt du?“

Wieder hatte er dieses Lächeln auf den Lippen. Kurz räusperte Caesar sich.

„Ich heiße Caesar.“

Nach der kurzen Vorstellung drehte er sich wieder zur Vorlesung. Jetzt wusste er, wie er hieß. Dieser Joseph war ihm schon früher aufgefallen. Immer hatte er ein Lächeln auf den Lippen. Caesar hatte noch keine Freunde hier gefunden. Er hatte es noch nie einfach gehabt, welche zu finden. Aber um diesen Joseph schienen sich die Leute zu scharren. Noch nie hatte er ihn alleine über den Campus laufen gesehen. Caesar blickte kurz zu seinem Sitznachbarn. Sein Kopf war auf seiner Hand gelehnt und er blickte abwesend auf sein Notebook. Vielleicht lag es an dieser warmen, offenen Aura, die ihn umfing, dachte er zu sich selbst.

Neugierig blickte er auf sein Notebook. Vielleicht hatte er etwas aufgeschrieben, als Caesar noch nicht da war. Seine Augen blitzten zu dem Display, als er enttäuscht wurde. Statt einem Textdokument hatte Joseph einen Online-Manga offen.

„Wieso sitzt du hier, wenn du gar nicht aufpasst?“, flüsterte Caesar.

Jojo blickte fragend zu ihm. Dann grinste er wieder.

„Du passt doch auch nicht auf.“

Caesar blickte ertappt von ihm weg und zwang sich, sich wieder auf die Vorlesung zu konzentrieren. Als sie vorbei war, packte er seine Sachen zusammen und wollte sich seine Tasche anziehen. Da umfasste Joseph erneut seinen Arm.

„Warte einen Moment. Ich helfe dir deine Sachen zu tragen.“

Caesar nickte und ließ sich helfen. Auch wenn er Hilfe so ungerne annahm, überredete ihn dieses warme Lächeln von Joseph. Sie liefen über den Campus, hin und wieder wurde Joseph von jemanden erkannt und er begrüßte alle mit einem schnellen Spruch und einem selbstbewussten Lächeln. Caesar wollte diesen Jungen so schnell wie er konnte wieder loswerden. Er bekam eindeutig zu viel Aufmerksamkeit.

„Wie hast du das eigentlich angestellt?“

Jojos aufgeweckte Augen strahlten ihn an. Caesar musste wegblicken, aber konnte nicht anders als ehrlich zu antworten.

„Bin unglücklich beim Training gestürzt.“

„Du bist Sportler?“

„Ja, ich habe eine Übung gemacht. Jetzt muss ich Monate warten, um wieder Taekwondo machen zu dürfen.“

„Meine Mutter ist Taekwondo-Lehrerin. Hab das deswegen auch eine Weile lang gemacht.“

Weshalb er wohl auch so muskulös ist. Caesar konnte sich nicht entsinnen, jemals so einen großen und muskulösen Mann getroffen zu haben.

„Und wieso jetzt nicht mehr?“

Jojo kratzte sich am Hinterkopf.

„Hab keine Lust mehr darauf gehabt.“

„Weil du lieber Mangas liest?“

Der grünäugige lachte und schüttelte den Kopf.

„Hab schon immer gerne Comics und Mangas gelesen.“

Sie liefen schweigend weiter. Caesar kramte in seiner Hosentasche nach einer Zigarette. Bevor er überhaupt nach seinem Feuerzeug greifen konnte, hielt ihm Joseph schon seins vor die Nase. Dann steckte er sich selbst ebenso eine an.

„Woher kommst du?“

Caesar runzelte die Stirn. Dann fiel ihm wieder sein Akzent ein.

„Italien. Aus Rom. Und du?“

Joseph zog an seiner Zigarette und blies den bläulichen Rauch in die Luft. Er trug eine Lederjacke und ein enges, dunkles Shirt. Hätte er noch einen Motorradhelm in der Armbeuge, würde sich Caesars Vermutung bestätigen, dass er ein Motorrad fuhr.

„Ich bin vor zwei Jahren aus England hier hergezogen.“

„Wegen dem Studium?“

Joseph schüttelte den Kopf.

„Nein, wegen meiner Familie.“

Der braunhaarige blickte auf und lächelte ihn dann an.

„So, wir sind da. Nur noch in den Aufzug steigen.“

Caesar schnippte seine Zigarette zu Boden und wartete, bis Joseph seine fertig rauchte. Ein Stiefel landete auf dem Zigarettenstummel und Jojo grinste ihn an.

„Jetzt hab ich eine Nacht mit dir frei.“

Caesars Augen wurden groß und er starrte ihn verwirrt an. Dann fing Jojo an zu lachen. Er klopfte ihm auf die Schulter und warf seine Zigarette ebenso zu Boden.

„War nur ein Witz, entspann dich.“

Caesar zwang sich ein Lächeln auf, auch wenn er den Witz nicht verstand. Sie stiegen in den Aufzug und fuhren ohne weitere Worte nach oben. Als sie oben ankamen, brachte Joseph ihn noch zu seinem Platz und verabschiedete sich mit einem warmen Lächeln. Erst als er aus der Tür verschwand, fiel Caesar ein, dass er sich nicht bedankt hatte.

-

Sein kleines Studentenzimmer glänzte wieder und er ließ sich erschöpft auf seine Matratze fallen. Der Tag war anstrengend gewesen und er wollte sich noch ein wenig zurücklehnen, bevor er an seinen Hausaufgaben arbeiten würde. Er kramte seinen alten Laptop hervor und klickte sich durch YouTube. Nach einer Weile nickte er ein, nur um von einem Skype-Anruf geweckt zu werden. Caesar rieb sich über die Augen, dann nahm er den Anruf an.

„Mark, hast du nichts zu tun?“

Sein bester Freund lächelte ihn durch den Display an und schüttelte den Kopf.

„Wieso? Wir haben schon Abend.“

Caesar runzelte die Stirn und blickte nach draußen. Die Sonne stand noch hoch im Himmel. Dann schlug er sich an die Stirn.

„Zeitverschiebung.“

Er hörte Mark lachen.

„Deutschland ist weit entfernt von dir.“

Caesar funkelte ihn mit seinen Augen an.

„Du hast mich mit deinem Anruf gerade geweckt, ich bin noch verschlafen.“

„Miau!“, ahmte Mark ihn grinsend nach, während er mit der rechten Hand eine Kralle formte.

Caesar atmete tief ein und nickte dann.

„Sorry, bin im Moment leicht reizbar.“

„Merke ich.“, stichelte Mark ihn.

Caesar verdrehte die Augen.

„Wieso bist du so genervt?“, fragte Mark jetzt ernst.

„Der Tag war beschissen. In dem Gebäude, in dem ich die Vorlesung hatte, war kein Aufzug installiert und ich musste mich die ganzen Treppen hoch schleppen. Dann ist mir die Krücke noch im Hörsaal aus der Hand gefallen und jemand anderes musste sie mir aufheben.“

„Und seitdem ist dein Tag gelaufen?“

Caesar nickte und rieb sich an der Schläfe. Gleich würde er eine Kopfschmerztablette nehmen, wenn es nicht besser wurde.

„Ja. Aber es ist nicht nur das.“

„Was ist denn noch passiert?“, fragte Mark und lehnte seinen Kopf auf seine Hand, während er ihn aufmerksam anblickte.

„Nichts. Es ist nur ... ich habe immer noch keine Freunde in Amerika gefunden.“

„Aber ich kenne dich doch nur als Weiberheld.“

„Das ist nicht das Gleiche.“, seufzte Caesar.

„Die Signorinas treffe ich nur ein paar Mal. Und außerdem kann ich im Moment auf kein Date gehen.“

„Wieso nicht?“

„Weil ich ein Krüppel bin. Was soll eine Signorina mit mir anfangen, wenn mein Bein gebrochen ist?“

Mark hob die Hand zum Kinn und nickte.

„Du hast Recht. Jetzt bist du komplett unbrauchbar für ein One-Night-Stand.“, sagte Mark amüsiert.

Caesar stand auf und holte sich ein Glas Wasser und eine Schmerztablette.

„Ja und ich habe einfach nichts zu tun.“

„Wieso gehst du nicht auf eine Party, um ein paar Leute kennenzulernen? Es gibt doch immer Campus-Partys.“

„Ich überlege es mir.“

Nachdem er aufgelegt hatte, öffnete er die Hochschulseite. Es fanden tatsächlich einige Partys statt. Diesen Freitag war schon eine. Also wartete er nervös die Zeit bis zum Freitag ab, bis er sich für die Party fertig machte. Er blickte eine Weile noch in den Spiegel, dann ging er aus der Tür. Schon lange war er nicht mehr auf einer Party gewesen. Und normalerweise war er kurz danach mit einem Mädchen zu ihr verschwunden. Diesmal ging er alleine hin.

Er holte sich einen Drink und stellte sich an die Bar. Die Musik war dröhnend laut und der DJ spielte bekannte Lieder der Neunziger, die er noch mixte. Caesar trank seinen Drink aus und bestellte sich einen neuen. Es wurde immer voller und Caesar fühlte sich immer einsamer. Also ging er in den Raucherbereich und rauchte eine nach der anderen. Bis er merkte, wie betrunken er schon war. Er wollte sich auf seine Krücken stellen, doch seine Beine wackelten wie Pudding. Also setzte er sich schnell wieder, sodass es niemand bemerkte. Genervt seufzte er. Jetzt musste er hier warten, bis er wieder nüchtern war.

„Hey, Caesar war es, oder?“

Der Blonde blickte von seinem Drink auf und starrte direkt in grüne Augen. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Es war wieder dieser Jojo und Caesar fühlte sich plötzlich so, als würde es in seiner Brust brennen. Nervös rutschte er auf dem Hocker und kratzte sich am Kinn.

„Wie geht's dir?“

Caesar sah ihm dabei zu, wie er sich auf den Hocker vor ihm setzte und sich eine Zigarette drehte.

„Ähm, gut.“, log er mit kratziger Stimme.

Josephs Nase und Wangen waren ein wenig rosa. Anscheinend war er auch ein bisschen betrunken. Aber Caesar sah schon ziemlich verschwommen, also konnte er sich nicht ganz auf seine Wahrnehmung verlassen. Joseph schnappte sich sein Feuerzeug und zündete sich seine selbst gedrehte an.

„Mit wem bist du hier?“

Caesar lachte nervös und zuckte mit den Schultern.

„Die sind schon weg.“

Josephs Augen wurden groß.

„Die haben dich hier einfach so sitzen lassen?“

Caesar wollte nicken, aber seine Betrunkenheit hielt ihn davon ab.

„Was mache ich dir vor.“, murmelte er.

Jojo beugte sich ein wenig zu ihm vor.

„Ich bin alleine hier. Mir war langweilig und ich hatte gedacht hier Freunde zu finden. Aber stattdessen sitze ich hier betrunken im Raucherbereich fest, weil ich mir nicht zutraue auf meinen Krücken zu laufen.“

Jojo beugte sich noch weiter zu ihm vor und zog die Augenbrauen konzentriert zusammen. Caesar spürte die Wärme, die von ihm ausging und schluckte nervös. Er roch nach Aftershave und ein wenig nach Schweiß. Der Geruch stieg ihm bis zum Kopf und Caesar wandte sein Gesicht unmerklich von ihm ab.

„Jetzt sehe ich es. Du bist ziemlich betrunken.“

Lachend beugte er sich wieder zurück und zog entspannt an seiner Zigarette. Für einen Moment beobachteten seine Augen ihn nachdenklich. Caesar runzelte die Stirn. Fiel ihm nicht auf, wie armselig Caesar war? Niemand ging alleine auf eine Party, dachte er zu sich selbst.

„Mach dir keinen Kopf darüber. Ich bringe dich schon nach Hause.“

„Du musst nicht ...“

Josephs Hand legte sich auf seine und sanft lächelte er ihn an.

„Kein Ding. Ich lasse dich nicht hängen. Dann habe ich ein schlechtes Gewissen.“

Mit einem Grinsen sagte er ihm, dass er sich davor noch von seinen Freunden verabschieden würde und dann verschwand er. Es dauerte noch eine Weile, bis er wieder zurückkam. Er half ihm auf und führte ihn durch den Club. Als sie draußen ankamen, atmete Caesar auf. Diese Clubs waren immer so überfüllt und jedes Mal hatte Caesar das Gefühl, in der dicken Luft nicht richtig atmen zu können.

„Die Nacht ist schön. Nachts wirkt die Stadt so ruhig.“

Jojo blickte in den Himmel, an dem ein paar Sterne zu sehen waren. Caesar sah zu dem Jungen, der verträumt in die Sterne blickte. Seine Züge waren ganz weich. Dennoch hatte er einen breiten Kiefer. Er spürte, wie Joseph ihn ein wenig an sich drückte und dann sah er lächelnd zu ihm.

„Was hältst du davon, wenn ich dich auf dem Rücken trage?“

Caesar war zu betrunken, um groß darüber nachzudenken, also willigte er ein.

Während sie durch die Straße torkelten, schien Jojo ihn mit Leichtigkeit tragen zu können. Nach ein paar Minuten hob er grinsend den Kopf zu ihm.

„Wir beide sind wie Yoda und Luke.“

Der Blonde verdrehte die Augen und musste lachen.

„Star Wars? Du bist wirklich ein Nerd.“

Den braunhaarigen schien die Bemerkung nicht zu stören, denn er lachte ebenso. Nach einer Weile fing er aber doch an zu schwitzen. Jojo schleppte ihn bis zur einer kleinen Parkbank und setzte Caesar darauf ab. Dann setzte er sich neben ihn.

„Puh, wie lange ist es denn noch zu dir?“

Caesar kratzte sich am Hinterkopf.

„Es tut mir leid, dass ich dir wieder solche Umstände bereite.“

Jojo lachte und schüttelte den Kopf.

„Ach, nein, machst du nicht. War ja meine eigene Entscheidung.“

„Ich hätte auch einfach ein Taxi nehmen können.“

Jojo blickte ihn plötzlich ganz tief an. Caesar hörte sein Herz wieder klopfen und er starrte zurück. Alles um die grünen Augen war ganz verschwommen. Er musste sich genau auf Jojos Worte konzentrieren.

„Du siehst genervt aus.“, stellte Jojo fest.

„Bin ich nicht!“, kam etwas zu aufgebracht aus ihm heraus.

Er hörte Jojo lachen. Caesar wurde rot und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Warum war ihm alles so unangenehm vor ihm? Er hatte das Gefühl, wenn Jojo sah, wie nervös er bei ihm wurde, würde er sich über ihn lustig machen. Jojo klopfte ihm wieder auf die Schulter.

„Du verhältst dich wie ein kleines Mädchen.“

Caesar funkelte ihn mit seinen Augen an. Jojos Augen wurden erst groß, dann grinste er schelmisch.

„Hör auf zu grinsen.“, schnappte Caesar.

„Wie viel hast du überhaupt getrunken?“

„Genug, um dich ertragen zu können.“

Jojo lachte lauter und Caesar musste jetzt ebenso lächeln. Dann lehnte er sich zurück.

„Willst du wissen, warum ich alleine auf der Party war?“

Er verschränkte die Arme und blickte Jojo ernst an. Joseph grinste immer noch, aber seine Augen glänzten neugierig.

„Ich bin jetzt schon im zweiten Semester und ich habe hier immer noch keine Freunde gefunden.“

Der Alkohol lockerte seine Zunge. Morgen würde er es bereuen und sich unter seiner Decke vergraben. Aber im Moment wollte er einfach alles aussprechen, was ihn jeden Tag so belastete.

„Deswegen dachte ich, ich gehe auf eine Party, um jemanden kennenzulernen. Aber stattdessen habe ich mich nur betrunken.“

Caesar blickte in die grünen Augen, die ein wenig traurig aussahen.

„Du hast gar keine Freunde hier?“

Der Blonde schüttelte den Kopf.

„Nein. Der einzige Freund, den ich je hatte, wohnt in Deutschland.“

„Wieso traust du dich denn nicht, jemanden anzusprechen?“

Unwissend zuckte er mit den Schultern. Jojos aufmerksamer Blick machte ihn ein wenig nervös. Dennoch konnte er nicht von ihm weg sehen.

„Ich habe es oft versucht. Aber irgendwie treffe ich niemanden, mit dem ich mich verstehe.“

„Gar keinen?“

Caesar nickte ernst.

„Mark hat gesagt, ich wirke abgehoben. Weil ich mich ständig mit Frauen treffe, wirke ich wie ein falscher Playboy.“

„Bist du das?“

Caesar schmunzelte.

„Vielleicht. Aber im Moment läuft bei mir nichts. Daher habe ich mich so alleine gefühlt.“

Joseph drehte sich wieder eine und zündete sie an. Dann blickte er auf die Straße.

„Bei mir ist es genau andersrum. Ich habe gar keine Probleme Freunde zu finden. Aber mit Frauen habe ich gar keinen Erfolg.“

Caesar blickte schmunzelnd zu ihm. Joseph war eindeutig attraktiv. Er war muskulös, hatte ein süßes Gesicht und wirklich schöne Augen. Es lag an etwas anderem.

„Kann ich mir vorstellen.“

Die Zigarette löste sich von Josephs Lippen und er blickte ihn mit kugelrunden Augen an.

„Wirklich?!“

Ein Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Blonden.

„Du bist kindisch, liest während Vorlesungen Mangas, deine Haare sind ungekämmt und anstatt ein Mädchen auf der Party zu verführen, schleppst du einen betrunkenen Typen nach Hause, mit dem du zuvor erst einmal gesprochen hast.“

Mit großen Augen lachte Jojo und räusperte sich.

„Okay, alles klar. Du bist nicht auf den Mund gefallen.“

Kurz schluckte er und blickte auf seine Zigarette.

„Aber du hast Recht. Ich weiß einfach nicht, wie ich ein Mädchen ansprechen soll. Auch wenn mich ein Mädchen anlächelt, sage ich etwas Dummes zu ihr und sie wendet sich wieder von mir ab.“

„Was sagst du denn dann?“, fragte Caesar belustigt.

Joseph kratzte sich am Hinterkopf und wurde ein wenig rosa auf den Wangen.

„Ach ... ich fange an sie mit etwas voll zureden, was sie gar nicht interessiert, weil ich so nervös werde. Oder ich stammel vor mich hin, wie hübsch ich sie finde und sie wird ein wenig eingeschüchtert.“

Hinter seiner Hand fing Caesar an zu lachen. Mit rotem Gesicht starrte Jojo ihn an.

„Hey, ich habe auch nicht über dich gelacht!“

Caesar zuckte mit den Schultern.

„Habe nie gesagt, dass ich es nicht tun würde.“

Joseph verzog seine Lippen zu einem Schmollen und Caesar konnte nicht anders, als ihm durch die Haare zu strubbeln. Die grünen Augen blitzten ihn amüsiert an, auch wenn seine Wangen noch sehr rot waren. Caesars Herz fing an zu klopfen, denn er sah so ziemlich niedlich aus.

„Weißt du, ich glaube, ich habe eine Idee.“, murmelte Joseph, nachdem er Caesar eine Zigarette gedreht hatte.

„Ja, welche denn?“

Joseph stand auf und zündete Caesars Zigarette an. Dann hob er selbstbewusst die Hände in die Höhe seiner Brust, als er sprach.

„Ich helfe dir, Freunde zu finden. Und du hilfst mir dafür eine Freundin zu finden.“

Caesar zögerte einen Moment. Dann nickte er überrascht.

„Das ... das klingt gut.“

„Ja, ich weiß.“, grinste Jojo selbstsicher.

„Und wie sollen wir das machen?“

Er hob seine Hand nachdenklich zu seinem Kinn und blickte unfokussiert in Caesars Augen.

„Ich würde sagen, wir machen beide eine Liste von fünf Dingen, die wir dann gemeinsam erarbeiten.“

Zustimmend nickte Caesar. Joseph holte sein Handy hervor und blickte ihn lächelnd an.

„Gib mir deine Nummer.“

Caesars Augen rissen kurz auf. Dann griff er hektisch in seine Hosentasche. Klar, so etwas machte man, wenn man mit jemandem Kontakt halten wollte. Seine Hände zitterten, als er seine Nummer heraussuchte. Er war zu betrunken, um sich noch daran zu erinnern, wie die Zahlenreihenfolge war. Langsam diktierte er sie und Jojo wählte seine Nummer.

„Jetzt hast du meine.“

Er blickte in den Himmel.

„Es dämmert schon. Lass mich dich jetzt nach Hause bringen.“

Er ging auf ihn zu, wollte ihm aufhelfen, aber Caesar winkte ab.

„Ich denke, ich kann wieder laufen.“

Seine aufgeweckten Augen sahen ihm dabei zu, wie er sich aufraffte. Dann liefen sie entspannt den restlichen Weg zu ihm. Es war irgendwie komisch. Innerlich breitete sich eine Wärme in Caesars Brust aus. Ihm war klar, dass sie sich erst kurz kannten. Aber es fühlte sich schön an, mit ihm in der Morgendämmerung durch die Stadt zu spazieren. Die Vögel laut zwitschern zu hören. Das Rosa der Wolken zu bewundern, die von der langsam dämmernden Sonne beleuchtet wurden. Die Straßen fast wie leergefegt zu sehen.

An seiner Tür angekommen, kramte Caesar nervös seinen Schlüssel hervor. Joseph wartete, bis seine Tür geöffnet war. Dann drehte sich der Blonde wieder zu ihm.

„Ähm, weißt du, ich habe etwas vergessen dir zu sagen.“

Er konnte ihm nicht in die Augen blicken, sie machten ihn innerlich butterweich.

„Danke. Du hast mir schon das erste Mal so sehr geholfen und ich habe total vergessen dir zu danken. Ich weiß gar nicht, wie ich das wettmachen kann.“

Eine starke Hand legte sich auf seine Schulter. Überrascht blickte Caesar in das warm lächelnde Gesicht.

„Es ist schon okay. Ich bin froh dir helfen zu können.“

Caesars Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln und er verabschiedete sich schnell, bis er in seinem Zimmer verschwand.
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