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Trigonometrie

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
05.01.2020
03.02.2020
9
25.228
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01.02.2020 2.341
 
„Uuuuuuuuhhhhhh“, machte Jaskier und wandte sich ab. Sein Gesicht sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Geralt hingegen, wandte den Blick nicht ab.
„Darf ich … sie anfassen?“, fragte der Gelbäugige nüchtern.
„Wenn es sein muss“, jammerte Inok Krakaur. Der arme Mann stand mit heruntergelassenen Hosen vor den beiden Männern. Seine Hoden waren auf die zehnfache Größe angeschwollen, waren lila-rot und prall und hingen gefühlt bis zu seinen Knien, wenn sie nicht von einer monströsen Windel gehalten wurden, die Carah ihm gemacht hatte.
Fachkundig tastete Geralt an den Hoden herum, ohne zu lächeln oder den Mund abschätzig zu verziehen. Sein Freund bewunderte und beneidete ihn in jenem Moment aufrichtig. Wie gern würde auch er oft diese Gleichgültigkeit gegenüber seltsamen, besorgniserregenden Dingen haben.
„Hmmm“, machte Geralt wenig aussagekräftig.
„Ist es ein Fluch? Zauberei? Was ist es verdammt?“, herrschte Inok sie an.
„Du musst dich beruhigen, mein Freund“, sagte Rittersporn besänftigend.
„Ich bin nicht dein Freund. Ich will meine eigenen, verdammten Hoden zurück!“, zischte er ihn scharf an. Sein Gesicht war dabei rot wie seine Hoden.
„Es sind deine eigenen Hoden, nur ein wenig angeschwollen“, sagte Geralt kalt.
„Ein wenig? Sie explodieren gleich und das Schlimmste ist, ich bekomme keinen verfluchten Ständer!“, schrie Inok sie aufgebracht an. Geralt sah zu seiner Frau Carah, die an dem Baby herum zupfte und offensichtlich seinem Blick auswich. Das sagte dem Hexer allerdings alles, was er wissen musste. Carah hatte damit zu tun. Ganz sicher.
„Vielleicht solltest du sie kühlen“, sagte er deshalb zum leidenden Gatten.
„Ach was?! Darauf wäre ich nie gekommen. Das ist alles, was du kannst, Hexer? Ratschläge zu erteilen, die einem jedes Kräuterweib geben kann? Ich hoffe, du verlangst dafür keine Entlohnung?“
„Nein. Ich müsste nur ein paar Momente darüber nachdenken und …“
„Gut, tu das. Ich gehe jetzt meine Eier kühlen!“, fauchte Inok und stampfte breitbeinig aus dem Raum. Jaskier entspannte sich wieder und lächelte Carah freundlich an.
„Wie heißt die Kleine denn?“, versuchte der Barde freundlich eine Verbindung herzustellen. Antwort bekam er keine, denn der Hexer zerstörte seine vorsichtige Annäherung.
„Wem hast du den Auftrag gegeben, Weib?“
„Hm? Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst, Hexer“, sagte sie und drehte sich weg.
„Oh doch. Du hast einen Zauberer angeheuert. Wen und was genau hat er gemacht?“
„Ich weiß nicht, wovon …“ Geralt schlug mit der Faust hart auf den Tisch. Das Baby begann zu schreien und die Frau sah ihn bleich und sehr nervös an.
„Geralt … lass mich das machen“, flüsterte Jaskier ihm sanft zu und erstaunlicherweise nickte der Hexer kurz. Er drehte sich zum Fenster und starrte hinaus.
„Der Hexer hat recht. Das hier geht nicht mit rechten Dingen zu. So ein … Zustand ist nur auf Zauberei zurückzuführen. Und da Zauberer nichts umsonst und nichts zufällig machen, liegt der Schluss nah, dass …“
„Ja, schon gut. Es war so. Eine Magierin erschien vor zwei Tagen an meiner Tür und fragte, ob sie was für mich tun könnte. Sie hätte in der Taverne Gerüchte über meinen untreuen Ehemann gehört. Ich habe kein Geld, sagte ich zu ihr, doch sie war recht aufdringlich und wollte unbedingt für Rache sorgen.“
„Ein Rachezauber also. Typisch. Aber etwas ist schief gelaufen. Wer war die Magierin? Hat sie ihren Namen genannt?“, mischte sich Geralt vom Fenster aus ein.
„Nein, hat sie nicht. Aber sie war … sehr hübsch. Schwarzes Haar wie Rabenflügel, veilchenblaue Augen und …“ Der Barde und der Hexer stöhnten beinah synchron auf.
„Ich weiß, wer sie ist. Was hat sie getan?“, kürzte der Hexer das Drama ab.
„Sie wollte etwas Persönliches von meinem Mann und dann hat sie einen Zauber gemurmelt. Die Worte habe ich kaum verstanden und gemerkt habe ich sie mir auch nicht. Dann verschwand sie und am nächsten Tag hatte mein Mann Ochsenhoden. Ich gebe zu, die Schadenfreude ist … köstlich“, flüsterte sie den letzten Satz nur und errötete tief.
„Verstehe.“
„Aber … wir können das nicht so lassen, nicht wahr Geralt?“, sprach Rittersporn ihn an. Der Hexer sah die Frau ausdruckslos an.
„Hmmm.“
„Geralt!?“ Der Barde klang vorwurfsvoll.
„Ich denke drüber nach. Eins noch, werte Frau. Mit was habt ihr die Magierin bezahlt?“ Die arme Frau schwankte und Jaskier sprang herbei, um sie zu stützen. Urplötzlich begann sie zu weinen und Jaskier redete leise auf sie ein. Ratlos sah er zu Geralt, der durch den Raum ging und etwas zu suchen schien. Mit sonderbarem Blick sah er in den Stubenwangen und nahm zwei identische Rasseln heraus. Eine war in rosa, die andere in blau.
„Ein Geschenk der Nachbarin“, stammelte Carah hysterisch. Allerdings hatte der Hexer längst begriffen, was er wissen wollte.
„Du hast ihr den Zwillingsjungen als Bezahlung überlassen“, sprach er frostig die schreckliche Tatsache aus.
„Was?“, schrie Jaskier auf. Die Frau hingegen begann wieder zu heulen.
„Ihr habt recht, Hexer und ich bereue es. Sehr! Bringt mir meinen Robin zurück. Ich flehe euch an! Holt mir mein Kind zurück.“ Still sah Geralt zum Barden und deutete dann mit dem Kopf zur Tür.
„Wir kommen wieder“, sagte er zur greinenden Frau. Sie hatte sich auf einen Stuhl gesetzt, weinte und wiegte sich mit dem Baby im Arm vor und zurück.


„Yennefer? Hat sie jetzt vollkommen den Verstand verloren?“, fragte Jaskier nach und dachte nicht mehr an seine Vorsicht, was das Thema mit „Y“ betraf. Das sollte er auf gleich bereuen, denn mal wieder landete Geralts Faust in seinem Magen. Keuchend krümmte er sich zusammen.
„Nur ich sage, dass sie verrückt ist, verstanden?“
„Ja, Geralt. Entschuldige bitte.“
„Hmmm.“
„Also, wo ist sie und was hat sie mit dem Kind vor? Will sie ein … oh Gott, will sie so ein schreckliches, blutiges Ritual machen, bei denen Babys geopfert werden müssen?“, fragte der Barde hörbar erschüttert.
„Nein.“
„Nein? Aber du weißt es nicht genau … richtig?“ Geralt stand einfach nur da, hatte seine Augen geschlossen und sein Gesicht ein wenig in den Wind gehalten, als würde er schnuppern wie ein Wolf. Und das tat er, denn plötzlich sagte er:
„Sie ist noch nicht allzu weit weg. Ich kann ihren Duft noch ganz schwach riechen. Hier entlang!“ Der Hexer holte Plötze und lief mit ihr dann in Richtung des kleinen Birkenwaldes, der sich gleich hinter dem Haus anschloss.
„Und … was ist mit den Hoden des armen Mannes?“
„So arm ist er nicht. Soweit ich seine Frau verstanden habe, betrügt er sie ständig. Vielleicht hat er das verdient!“
„Aber Geralt …“
„Aber mein niedlicher Freund … vielleicht macht es Yennefer rückgängig, wenn sie in guter Laune ist. Vielleicht lässt sie es aber auch so. Ich persönlich denke, irgendwas ist schief gelaufen und sie wollte den Ehebrecher nur impotent machen. Du weißt schon, es wird nichts hart und bleibt so in der Hose.“
Jaskier errötete unter Geralts stetigen Blick und räusperte sich umständlich.
„Sonst hätte ich nur einen Trank, der abschwellen lässt. Das nimmt vielleicht den Druck, aber die Größe der Hoden wird sich nur minimal ändern und die Impotenz bleibt bestehen.“
„Dann hoffe ich mal, dass Yennefer gute Laune hat.“
„Es ist nicht an uns Mitleid für diesen Taugenichts zu empfinden, Barde“, sagte der Hexer hart und schwieg ab da eine lange Zeit. Sie liefen durch den Wald, überquerten ein Feld und betraten den nächsten Wald. Immer wieder blieb Geralt schnuppernd stehen. Als Rittersporn seine Laute nach vorn nahm und an den Saiten zupfte, fuhr Geralt ihn scharf an.
„Hör auf damit oder willst du, dass sie durch ein Portal verschwindet, weil sie uns kommen hört?“



Yennefer schniefte. Die Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht, ihre Schminke war verschmiert und sie war am Ende. Seit zwei Tagen hatte sie ein Baby und nichts war so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Der Kleine schrie beinah ununterbrochen.

Natürlich, er hatte Hunger, stellte sie nach ein paar Stunden fest. Sie besorgte sich Milch von einer Ziege von einem einsamen Hof. Leider schien Robin die Ziegenmilch nicht gerade zu mögen, denn er spuckte sie immer wieder aus und brüllte noch lauter. Inzwischen hatte sich Yennefer immer weiter in den Wald zurückgezogen, damit niemand das schreiende Baby hörte und nachsehen kommen würde. Noch viel schlimmer war, dass sie sich nicht traute mit dem Baby durch ein Portal zu gehen. Das letzte Mal, als sie so ein unschuldiges Würmchen im Arm hatte, war schlimmes passiert. Als sie nur dran dachte, stieg Panik in ihr hoch. Sie würde nie wieder ein Baby sterben sehen wollen.
Ständig lief sie hin und her, wiegte den Kleinen, sang ihm vor und redete auf ihn ein. Manchmal schlief er tatsächlich für eine Stunde ein. Eine Stunde, die Yennefer völlig erschöpft sitzend an einem Baum verbrachte. Was hatte sie nur getan?
War es das, was sie wollte?
Dann fiel ihr ein, dass der Junge bestimmt in seinem eigenen Kot liegen müsste. Sie wickelte ihn aus und sah sie Bescherung. Mit ein wenig Magie und Wasser vom nahen Bach säuberte sie ihn notdürftig, wobei er wieder schrill schrie. Danach trug sie ihn so lange hin und her, bis sie vor Erschöpfung taumelte. Wieder flößte sie ihm Ziegenmilch ein. Immerhin blieb diesmal ein bisschen in seinem Mund. Verzweifelt und übermüdet, belegte sie den Jungen mit einem Schlafzauber. Hatte nach einer halben Stunde aber ein derart mieses Gewissen, dass sie ihn wieder weckte und weiter durch die Gegend trug. Ihre Arme schmerzten, sie hatte seit Ewigkeiten nichts gegessen oder gar geschlafen. Aber immerhin war das Wetter schön.
Das Schreien des Babys wurde leiser. Vermutlich war es schon entkräftet. Yennefer setzte sich an einen Baum und dachte nach. Sie müsste das Baby wieder zur Mutter zurückbringen. So tief ihr Wunsch auch war, so sehnlichst ihr Verlangen nach Mutterschaft, das hier, war nicht richtig. Unerwartet schlief sie ein.



Geralt sah sie am Baum sitzen. Das Baby hing gefährlich schief auf ihrem Arm und trotzdem hielt er Jaskier zurück, der auf Yennefer zustürzen wollte.
„Lass mich das machen. Sie wird gefährlich sein“, flüsterte er herrisch und stieß Jaskier zurück.
Lautlos ging er zu Yennefer. Sie erwachte, als er ihr das Baby aus dem Arm nahm. Sofort wollte sie ihn angreifen, doch mit einem unfassbaren schnellen Schritt, war Geralt hinter ihr.
„Ich bin es, Yenn“, sagte er sanft und sie stöhnte auf.
„Geralt …“, antwortete sie. Die Erleichterung in ihrer Stimme war überdeutlich.
„Jaskier, komm her!“, befahl der Hexer und drückte dem Barden das wieder schriller greinende Baby in den Arm.“
„Was … soll ich … denn damit?“, rief der Barde entrüstet aus.
„Lauf ein wenig umher und sing ihm von mir aus was vor!“, sagte Geralt, würdigte ihn aber keines Blickes. Rittersporn tat, was der Hexer wollte. Er war noch keine zehn Schritte weit gelaufen, als Yennefer in Geralts Arme fiel und nicht gerade damenhaft heulte. Jaskier verdrehte die Augen und redete dann auf das Baby ein.
„Ich habe … es versaut“, brachte Yennefer nach einer ganzen Weile heraus. Jaskier hörte es, denn er lief im Kreis um die beiden herum, weil er neugierig war und hören wollte, was mit der Magierin los war.


Yennefer war niemals froher Geralt zu sehen.
„Ja, hast du“, war seine trockene Antwort, was eine weitere Heulattacke auslöste. Sie schmiegte sich dabei in seine Arme und wusste, dass nun alles wieder gut werden würde. Hexer halfen den Bedürftigen und sie war das in diesem Augenblick.
„Erzähle mir, was geschehen ist!“, forderte er nach einer Weile sanft. Sie tat es und verschwieg auch nicht, dass sie beim Rachezauber nicht besonders konzentriert gewesen war.
„Inok, der Mann, hat nun Ochsenhoden. Sie hängen bis zu seinen Knie, schmerzen, sind stark geschwollen und riesig.“
„Sieht sehr übel aus!“, rief der Barde zu ihnen herüber.
„Ich würde gern sagen, dass es mir leid tut, aber das tut es nicht. Er hat es verdient“, sagte Yennefer uneinsichtig.
„Vielleicht. Aber das Kind muss zur Mutter zurück. Das siehst du doch ein, oder?“
„Aber Geralt. Es ist mein … Lohn und sie hat es mir beinah aufgedrängt.“
„Es muss zurück, Yenn!“, sagte der Hexer hart. Jaskier erstarrte im Laufen, denn die Atmosphäre auf der sonnigen Lichtung schien sich zu verdichten. Seine Haut begann zu prickeln und er spürte instinktiv Gefahr.
„Ich bringe das Baby zurück!“, sagte Geralt noch einmal, härter. Yennefer hatte sich von ihm gelöst und starrte ihn tödlich an.
„Weshalb?“
„Weil es dich hässlich macht.“ Der Barde riss die Augen auf. Wie konnte Geralt es wagen? Sein Atem stockte und er presste das Baby enger an seinen Körper, um es notfalls beschützen zu können, wenn die beiden Irren aufeinander losgingen. Mit Schrecken erinnerte er sich an das Tavernenzimmer in Grimmering.
„Wirklich?“, fragte Yennefer fassungslos und tastete ihr Gesicht ab.
„Ja. Du solltest dich mal im Spiegel ansehen. Deine Haare sind strähnig und zerzaust, deine Schminke ist verwischt, du hast dunkle Ringe unter den Augen, deine Lippen sind spröde, du hast Mundgeruch und riechst auch sonst nicht besonders fein.“
Yennefers rechte, flache Hand traf Geralts Wange mit einem Klatschen.
„Oh je …“, entfloh es Jaskier, doch der Hexer grinste nur.
„Entschuldige meine Offenheit, Yenn. Jaskier, was sagst du?“, rief er dem Barden zu.
„Nichts! Ich sehe nichts. Ich bin ganz weit weg von euch und kümmere mich um das Baby!“, rief der Barde angsterfüllt zurück.
„Ist das wirklich so?“, fragte Yennefer mit rauer Stimme. Geralt nickte nur und sie umarmte ihn wieder um ein weiteres Mal zu weinen. Stiller diesmal.
„Gut, bring das Baby zur Mutter zurück, Geralt.“
Sie gab sich geschlagen. Es war von vornherein eine verrückte Idee gewesen und sie hatte es gewusst. Geralt sagte einst, sie wäre eine schreckliche Mutter und das war sie auch. So sehr sie sich auch Kinder wünschte, geboren war sie für andere Dinge.
Widerwillig verabschiedete sie sich von dem Säugling. Der Hexer wollte, dass der Barde bei Yennefer blieb. Er wäre bald zurück.
„Was ist mit dem Mann?“, rief Jaskier, als Geralt schon auf Plötze saß und Yennefer ihm das Baby vorsichtig gereicht hatte.
„Was soll mit ihm sein?“
„Na … lassen wir seine Hoden jetzt etwa so?“
„Wir?“, fragte Yennefer ihn neckend. Ihr schien es schon besser zu gehen, jetzt wo Geralt da war, auch wenn sie noch ziemlich übel aussah.
„Ich meine ja nur …“, erwiderte Jaskier und wurde rot.
„Das besprechen wir später. Baut ein Lager auf, wir nächtigen hier“, befahl Geralt und ritt dann los.
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