Trigonometrie
von Zeitreisende
Kurzbeschreibung
Geralt, Rittersporn und Yennefer treffen ungeplant im Himmelsloch aufeinander. Die Stimmung ist explosiv, Yennefer ist nachtragend und stolz, Jaskier ist heimlich verliebt und Geralt ist eigentlich nur verwirrt. Zum Glück gibt es eine Bedrohung, die aus dem Weg geräumt werden muss. Und ein bisschen Hilfe schadet schließlich niemals. [Geralt/Jaskier]; [Geralt/Yennefer]
KurzgeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
05.01.2020
03.02.2020
9
25.228
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Dieses Kapitel
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28.01.2020
3.152
Vor zwei Tagen
Traurig sah Yennefer auf die letzte Münze, die neben ihrem fast leeren Weinkrug lag. Es reichte nicht mal mehr für ein üppiges Frühstück. Sie bräuchte ganz dringend ein wenig Geld. Natürlich könnte sie stehlen oder sich mit Magie besorgen, was immer sie wollte, doch das widerstrebte ihr. Wenn sie etwas mit Geralt, dem Weißen Wolf verband, dann dir Einstellung für Münzen etwas tun zu wollen. Deswegen saß sie nun in der schmuddeligen Taverne im Norden von Aedirn und lauschte müßig den Gesprächen der Gäste.
„… wenn es nicht bald regnet, kann ich die Ernte vergessen …“
„Komm schon Süßer, bestell‘ uns den Hammelbraten. Bin ich satt, ficke ich besser …“
„Nein, Mutter, ich ziehe nicht wieder bei dir ein, wenn du auch noch so viel Wein bestellst …“
„… hast du von diesem miesen Inok Krakaur gehört? Der hat seine Alte schon wieder betrogen, obwohl sie wieder schwanger ist. Dabei haben sie schon so viele Plagen. Der lernt es wirklich nie. Irgendwann heuert seine Alte einen Meuchelmörder an und lässt Inok umbringen.“ Unauffällig sah Yennefer in Richtung dieses Gesprächs. Zwei alte Vetteln saßen am Tisch und aßen zusammen an einem gebackenen Hühnchen.
„… ja, er glaubt sich sicher, weil seine Alte so dämlich sein soll. Aber ich habe Carah mal getroffen. So dumm ist sie nicht, nur naiv und gutgläubig, was ihren Mann angeht …“
„Nennt sich Liebe, Edora“, kicherte die andere Vettel.
„Sie sollte sich wirklich mal rächen!“, sagte die eine Frau und Yennefer stand auf. Das roch nach einem kleinen Geschäft. Für Rache-Zauber bezahlten die Leute immer gut. Das Beste war, sie behielten es für sich, weil es peinlich war und so kam ihr niemand auf die Spur. Seit sie einmal erwischt wurde, wie sie Bürgern Zauber verkaufte, war sie vorsichtig geworden. Man wurde schnell erpressbar und hatte Bürgermeister und Haus an der Backe. Himmel, war das öde gewesen. Wenn nicht Geralt aufgetaucht wäre, wäre sie vor Langeweile sicher gestorben.
Gemächlich schlenderte Yennefer mit ihrem Weinkrug zum Tresen. Grimmig sah der Wirt sie an. Yennefer legte die letzte Münze neben den Krug.
„Vollmachen.“
„Ja, M’am.“
„Ich suche übrigens einen gewissen Inok Krakaur“, sagte sie beiläufig.
„Warum?“
„Er schuldet mir Geld. Viel Geld.“ Und auch das war eine Weisheit, die sie schon längst gelernt hatte. Gab es für Menschen die Möglichkeit Schadenfreude oder Mitgefühl zu empfinden, würden sie immer der Schadenfreude den Vorzug geben. Inok war scheinbar nicht besonders beliebt in dieser Stadt, denn den Wirt erklärte ihr ohne zu Zögern den Weg zu Inoks Haus.
Schnell war Yennefer dort und klopfte an. Sie war guter Dinge die betrogene Frau allein anzutreffen. Falls nicht, hatte sie auch dafür ein paar Floskeln parat. Aber es öffnete tatsächlich eine Frau die Tür. Sie war hohlwangig, sah erschöpft aus und hatte auf dem Arm ein quengelndes Baby um die zehn Monate alt.
„Was willst du?“, herrschte sie Yennefer an. „Wenn du zu meinem Mann willst, hast du Pech. Der treibt es sicher gerade mit einem anderen Weib.“
„Deswegen bin ich hier“, erwiderte sie gelassen und drängte die Frau sanft aber bestimmt ins Haus zurück.
„Hey, was soll das?“
„Ich denke, du könntest meine Hilfe gebrauchen. Interesse an einem Zauber?“
„Was bist du? Kommen die Zauberinnen nun schon an die Türen, um ihren Scheiß zu verkaufen?“ Yennefer schluckte und fühlte sich kurz in ihrer Ehre gekränkt. Aber nur kurz. Dann lächelte sie freundlich und sagte:
„Ja, manchmal. Ich habe in der Taverne von deinem Schicksal gehört …“ Sie ging in die Stube des winzigen Hauses. Auf dem Boden saßen drei Kleinkinder im Alter von 2-4 Jahren. Die Frau hatte ein verrotztes Baby auf dem Arm, war sichtbar schwanger und im Stubenwagen lag ein weiteres, schlafendes Kind. Scheinbar waren die Babys Zwillinge, denn sie hatten dasselbe Alter und sahen ähnlich aus.
„Ach, du meinst von meinem untreuen Mann … Jeder weiß davon. Na und? Was soll ich tun?“
„Ich könnte dir einen Zauber verkaufen, der ihn … sagen wir mal impotent macht?“
„Impo … was?“
„Er bekommt keinen mehr hoch, so sehr er es auch versucht. Demzufolge kann er seinen Samen nicht mehr verteilen.“ Die Frau grinste ganz angetan, wurde dann aber mürrisch.
„Netter Gedanke. Leider kann ich dich nicht bezahlen oder siehst du hier etwas, was nach Reichtum aussieht? Mein Mann gibt alles für Huren und Wein aus.“ Leider hatte die arme Frau recht. Hier sah es nicht aus, als wenn sie eine Bezahlung bekommen würde. Dabei war es eine so gute Gelegenheit Rache zu üben. Nur wenige Zauber waren so amüsant wie fiese Rachezauber. Yennefers Blick fiel auf die Kinder. Sie spielten still zusammen. Für Momente sah sie ihnen andächtig dabei zu. Ihren Kinderwunsch hatte sie noch längst nicht aufgegeben. Schließlich war sie eine mächtige Magierin und müsste nur den richtigen Weg finden. Geralt als Partner war natürlich auch nur suboptimal, weil er selbst unfruchtbar gemacht wurde. Aber notfalls würde sie sich seinen besten Freund, den niedlichen Jaskier ausleihen. Träume. Nur Träume.
„Miss?“, sprach die Frau sie an. Es hörte sich nörglig an, als hätte sie es schon mehrmals versucht.
„Ja, tut mir leid, dann habe ich mich wohl geirrt, gute Frau“, sagte sie enttäuscht und wollte zur Tür gehen.
„Jetzt warte doch mal. Ich würde das Angebot … sehr gern annehmen. Vielleicht kann ich in Raten zahlen? Oder wollen sie eins hiervon …“ Die Frau deutete zu ihren Bälgern. Ihr Angebot war nicht ernst gemeint, wusste Yennefer. Aber es war die einmalige Gelegenheit. Ihr war plötzlich ganz schwindlig vor Aufregung. Nein, das war nicht richtig. Aber … es war ein einmaliges Angebot und … nein, tu das nicht, Yenn.
„Das meinst du nicht ernst“, sagte sie zu der Frau, ehe sie ihr gewagtes Angebot doch noch annehmen würde. Die Frau war sichtlich und heillos mit ihren Kindern überfordert und doch könnte sie nicht einfach ein Baby als Bezahlung annehmen. Oder doch?
„Wenn ich es meinem untreuen Gatten heimzahlen kann, meine ich das sehr ernst. Wir haben genug Bälger und ich bin schon wieder schwanger. Er wird gar nicht merken, dass eins fehlt. Solange du dich gut darum kümmerst und es nicht weiterverkaufst oder als Ritualopfer missbrauchst.“ Yennefer legte leicht verwirrt den Kopf schief. Rein auf rationaler Basis, verstand sie die Frau. Das Geld reichte hinten und vorn nicht, sie hatten zu viele Kinder und bekamen noch mehr, während sie sich nach einem Baby sehnte.
„Würdest du dich gut kümmern, Magierin?“, fragte die Frau sie eindringlich. Endlich begriff sie. Der Frau ging es darum, dass ihr Gatte keine weiteren Kinder mehr produzieren konnte.
„Das würde ich, aber …“
„Aber? Suche dir eins der Kinder aus und beeile dich. Nicht, dass Inok zurück kommt, bevor ihm der Schwanz abfällt.“
„Er wird nicht abfallen. Nur nutzlos sein“, erwiderte Yennefer leise und sah in den Stubenwagen. Das Kind, vielleicht ein Junge, wenn sie es am blauen Hemd festmachen wollte, schlief ruhig. Sollte sie das tun? Sollte sie ihrem sehnlichsten Drängen nachgeben? Was würde Geralt dazu sagen? Er würde es scharf verurteilen, dass wusste sie. Aber Geralt war nicht sie, keine Frau. Ein Hexer wusste nichts von dem Bedürfnis Mutter zu sein.
„Ich nehme den hier“, sagte sie schnell, ehe sich die Frau es anders überlegen würde.
„Gut, sein Name ist Robin. Aber nenn ihn von mir aus wie du willst. Zuerst kommen wir aber zum Geschäft!“ Yennefer nickt und nahm sich zusammen. Ihr Herz klopfte laut und schnell in ihren Ohren. War das wahr? Geschah das gerade wirklich oder war es nur ein Traum gewesen? Manchmal hatte sie Träume, von denen sie nicht sicher war, ob sie vielleicht nicht doch gerade zur selben Zeit wirklich geschahen.
„Ich brauche etwas von deinem Mann, Haare, Zehennägel, irgendwas von seinem Körper, ein getragenes Kleidungsstück, so was in der Art.“ Die Frau drückte ihr das inzwischen schlafende Baby auf ihrem Arm in die Hand und kramte sich durchs Haus. Erst war Yennefer wie erstarrt, als sie das Baby im Arm hatte. Es fühlte sich seltsam und befremdlich an. Sie musste an das tote Baby der Königin denken, für die sie einst gearbeitet hatte. Als sie mit ihm durchs Portal lief, starb es. Es war nicht ihre Schuld und doch war es das.
Nach und nach jedoch, fühlte es sich besser an das Baby zu halten, bis es am Ende perfekt war. Die Frau kam zurück und breitete alles auf dem kleinen Tisch aus. Dann scheuchte sie die Kleinkinder aus dem Raum und nahm ihr das Baby aus dem Arm.
Yennefer setzte sich nicht mal, sondern machte diesen Zauber eilig aus dem Handgelenk. Sie wollte schnell hier weg.
„Und er wird seinen Pimmel nie wieder in eine andere Frau stecken können?“
„Nein, in gar keine mehr!“ Die Frau lächelte zufrieden, hatte aber offensichtlich nicht bedacht, dass ihr Gatte nun sie auch nicht mehr beglücken könnte. Ihr sollte das egal sein. Sie hatte über die Risiken aufgeklärt. Einigermaßen. Es konnte immer etwas schief gehen, vor allem, wenn die Magierin abgelenkt war.
Als Yennefer doch letzte Zweifel kamen, nahm die Frau energisch das Baby aus dem Stubenwagen und drückte es ihr in die Hand. Sie warf ihr noch eine Decke über das Baby und Yennefer, ganz überrumpelt, verließ das Haus. Eilig verließ sie den Ort in Richtung Wald, wo sie sich am sichersten wähnte.
Zwei Tage später
„Großer Gott, Geralt, wer tut so was einem Mann an?“
„Eine verärgerte Frau, nehme ich an.“ Geralts Worte waren kalt und so sehr Jaskier auch lauschte, er hörte kein Mitgefühl heraus. Eigenartige Gerüchte hatten sie vom Weg abgebracht und nun waren sie an der nördlichen Grenze von Aedirn.
„So etwas tut doch keine … normale Frau!“ Der Barde lief neben dem Hexer durch den Ort. Plötze lief neben ihrem Herrn und versuchte mit ihrem Schweif die Fliegen wegzuscheuchen.
„Nein, vielleicht keine gewöhnliche Frau. Ich würde sagen, sie hatte Hilfe. Vielleicht von einem Zauberer, einem Druiden oder …“
„Einem Hexer?“
„Sicher nicht!“, zischte Geralt ihn unerwartet an. Jaskier wich ein wenig zurück.
„Schon gut, Weißer Wolf, ich wollte deine Zunft nicht beleidigen.“
„Frauen können in ihrer Rachsucht nicht unbedingt schlimmer als Männer sein, aber hundert Mal einfallsreicher. Das hier, sieht nach einem fehlgeschlagenem Rachezauber aus, der mies ausgeführt wurde.“
„Kannst du dem armen Mann denn helfen? Ich meine … wer möchte schon die Hoden eines Bullen haben? Stell dir mal die Hosen vor, die er tragen muss? Und dann schmerzen sie auch noch … brrrr“. Jaskier, der sichtlich Mitleid mit Inok hatte, schüttelte sich demonstrativ. Geralt sah nur stur geradeaus.
„Wir werden sehen. Es wird schon dunkel und ich würde gern vorher eine Unterkunft haben.“ Die Gerüchte über Inok, dem über Nacht monströse Hoden gewachsen waren, hatten sie im Nachbarort vernommen. Der Hexer meinte auf Jaskiers mehrmaliges Nachfragen, dass es sich nach einer Verzauberung anhörte, doch er müsste es dafür sehen. Ob Yennefer daran schuld ist, hatte der Barde vorsichtig gefragt. Geralts Blick war nicht sonderlich wohlwollend.
„Warum sollte sie so etwas tun?“
„Vielleicht brauchte sie Geld?“
„Hmmm“, hatte Gerald gebrummt und nichts mehr dazu gesagt. Letztlich hatte Geralt sich entschieden, ohne seine Meinung einzuholen. Sie würden einen kleinen Umweg machen, sich die Hoden des Mannes ansehen und sehen, ob etwas getan werden konnte.
„Ich kann ihm ja eine Ballade des Trostes singen, falls nichts mehr zu machen ist …“, hatte Jaskier gutgelaunt vorgeschlagen. Der Hexer war nicht drauf eingegangen. Ihre Beziehung war wie verhext, im wahrsten Sinne des Wortes. In manchen skurrilen Momenten, waren sie sich extrem nah. So wie nach dem Rippchenwettessen, als Geralt sein Leben und Jaskier des Hexers Schwerter gerettet hatte. Aber die meiste Zeit waren sie nur als sporadische Reisegefährten unterwegs. Jaskier plapperte viel und wenn er es nicht tat, sang er. Der Hexer war eher schweigsam und sehr geizig, was Zärtlichkeit anbetraf. Und doch funktionierte es.
Leider waren alle Zimmer sämtlicher Tavernen belegt und die Laune der beiden Männer ging in den Keller.
„Fuck!“, spie Geralt aus, als sie auch in der letzten Taverne eine Absage bekommen hatten.
„Bleibt nur der Stall!“, knurrte Jaskier. Er hatte es nicht ernst gemeint, doch Geralt führte sein Pferd schon dorthin. Komischerweise war immer irgendwo einen Pferdebox für Plötze frei.
„Dann machen wir es uns eben neben dem Pferd gemütlich“, versuchte Jaskier die Lage schön zu reden. Beide waren hungrig und hatten schon ewig nicht mehr in einem komfortablen Bett geschlafen oder sich gar geliebt. Das letzte Mal war in Grimmering gewesen, was jetzt auch schon einige Wochen her war. Seither hatte Geralt ein paar Monster erledigt und der Barde hatte getextet, was das Zeug hielt. Schließlich war es bis zum Bardenwettstreit nicht mehr lange hin. Dem echten, großen Wettstreit, in Schloss Vartburg.
„Fuck!“, knurrte der Hexer erneut, als er Plötze absattelte und säuberte. So oft hintereinander fluchte Geralt sonst nie.
„Was ist los? Fühlst du … etwas, was dich besorgt?“, fragte Jaskier leise, weil er der Meinung war, dass Hexer die Gabe hatten Ungereimtheiten im universellen Gefüge zu erspüren. Vielleicht lag eine unheilvolle Ahnung in der Luft, die der Hexer spürte. Vielleicht hatte er auch nur Sehnsucht nach Yennefer, obwohl er dann eher deprimiert vor sich hinstarrte und weniger fluchte.
„Ja.“
„Ja? Was?“ Manchmal reizte ihn Geralts Wortkargheit so dermaßen, dass er gern auch mal seine Faust gegen die Wand schlagen würde. Wenn es nur nicht weh tun würde und er damit rechnen musste, seine wertvollen Finger zu brechen.
„Verlangen!“ Der Barde blinzelte und wusste nicht, ob er darüber Scherze machen durfte, oder nur verständnisvoll stöhnen sollte.
„Äh … verstehe.“ Der Hexer hatte ihm gesagt, dass er nicht mehr zu Huren ging, seit er Yennefer liebte … und ihn. Genau so hatte er es gesagt.
„Ich liebe Yennefer von Vengerberg … und dich, Jaskier.“ Einfach so, während er am Hinterlauf eines Hasen knabberte. Dem Barden war das Fleisch aus dem Mund gefallen und er hatte volle zehn Minuten geschwiege, bis er das seltsame Liebesgeständnis einigermaßen verdaut hatte.
„Schön“, sagte er schließlich, ebenso einsilbig wie der Hexer. Geralt schien es zu reichen, denn ein seltenes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Damit war scheinbar alles für den Weißhaarigen geklärt, während Jaskier sich seither ständig fragte, ob man tatsächlich zwei Personen zur selben Zeit und mit derselben Intensität lieben konnte oder, ob Geralt gar nicht wusste, was Liebe war und nur etwas gesagt hatte, um ihn zu erfreuen.
„Nach dir, Barde“, fügte Geralt nun unheilvoll an und zeigte in Plötzes Box. Während Jaskier es sich auf dem Boden, an einem Strohballen sitzend gemütlich gemacht hatte, blieb der Hexer an der Tür der Box stehen und sah ihn durchdringend an.
„Verlangen, also. Aber ist das nicht ein Grund … zur Freude?“
„Schon. Für dich … aber ich verstehe nicht, wie ich dich ebenso haben will, wie Yennefer … erkläre es mir, Jaskier!“
„Das … kann ich nicht, Hexer!“
„Hmmm“, grummelte er und wandte sich sichtlich enttäuscht ab.
„Vielleicht sollte man nicht alles hinterfragen?“, gab Jaskier vorsichtig von sich. Er legte seine Laute ab und stand wieder auf. Da Plötze ihn inzwischen gut kannte, konnte er sich gefahrlos an ihr vorbei drängen und stand schließlich neben Geralt, der mit leerem Blick in den Stall sah. Der Stallknecht hatte ihnen gegen einen kleinen Obolus erlaubt in Plötzes Box zu übernachten.
Seine Hand legte sich ein wenig schüchtern auf Geralts knackiges Hinterteil. Wie immer, bewunderte er dessen gestählten Körper. Er fühlte sich inspiriert und erregt.
„Wer hat erschaffen, des Mannes Körper stark, des Ruhmes voll?
Wer hat die Macht, zu lenken wohin das liebe Leben gehen soll?“, dichtete er mit unvollendetem Singsang, während er seine Hand mit zunehmender Lust über Geralts harten Körper streichen ließ.
Der Hexer wandte sich ihm zu, behielt aber seine Hände bei sich, während er ihm lauschte. Jaskier mochte diesen Moment, in dem er deutlich sah, dass Geralt nicht nur seine Worte, Lieder und Balladen gefielen, sondern auch er selbst als Mann. Nicht, dass etwa ein Lächeln seine Lippen umspielt hätte oder seine gelben Augen tiefer geworden wären. Es war eher ein Gefühl, was des Hexers Gestalt ausströmte, was Jaskier verzauberte, wie Geralts Berührungen, die immer angenehm kribbelten und Euphorie hinterließen.
„Das ist bei allen Hexerberührungen so“, hatte Geralt ihm mal gesagt.
„Das macht es nicht schlechter …“, war seine Erwiderung gewesen.
„Deine Augen …“, begann Geralt nun ungewohnt mit tiefer Stimme.
„Ja?“ Jaskier hatte aufgehört zu dichten. Seine Finger glitten über Geralts Mitte, die schon ein wenig hüglig war. Wie immer, wenn er des Hexers Lust entdeckte, war das für ihn bizarr und unverständlich.
„… sind sehr schön“, vollendete Geralt das Kompliment, dass sich eher wie ein „Fuck! Aus dem Weg!“, angehört hatte. Aber ihn brachte es zum Schmunzeln.
„Danke. Deine Beule in der Hose ist auch …“ Geralts Lippen lagen auf seinen, bevor er den Satz beendet hatte. Plötze schnaubte empört und stampfte ein paarmal mit den Beinen auf. Aber die beiden Männer ließen sich davon nicht beeindrucken. Eilig und unter schwerem Keuchen, streiften sie sich ihre Beinkleider nach unten. Nackt wollte sich im Stall niemand machen. Heute war Geralt in einer ungewöhnlichen Stimmung. Seine Hände strichen unaufhörlich über seinen Unterleib, über seinen Hintern, seine Oberschenkel, über sein Geschlecht. Seine Finger glitten in alle Hautfalten, umschlossen seine Hoden, um sie überraschend gefühlvoll zu kneten. Dabei entfloh Jaskier nicht nur ein dunkles Stöhnen, sondern viele. Geralts Hand umschloss auch seine Erektion mit sicherem Griff und rieb ein paarmal darüber, während er an seiner Unterlippe knabberte.
Wie von Geisterhand wurde seine Hand dabei glitschig und veranlasste Jaskier wider Willen zu einem tiefen Stöhnen. Natürlich wusste er, dass Geralt Magie dazu benutzte, ebenso, dass des Hexers erregenden Berührungen auf seinem magischen Wesen basierten. Das machte alles nicht weniger erotisch. Im Gegenteil. Geralt schaffte es immer wieder, dass der Barde sich ihm ohne eine explizite Aufforderung anbot.
Behutsam und langsam drang er in ihn ein. Der Barde stöhnte unterdrückt, hatte sein Gesicht in seiner Armbeuge und stand mit weit geöffneten Lenden vor seinem Freund. Plötze würde zu einem Fuchs werden, wenn sie kapieren würde, was neben ihr in der Box geschah. So aber mampfte sie stoisch Heu und schien zufrieden nicht allein hier nächtigen zu müssen.
Heute stand Geralt allerdings außergewöhnlich schnell auf der Spitze der Klippe. Er hatte ihn mit einem Arm fest gegen sich gedrückt und war damit so tief in ihm, dass Jaskier nur noch keuchte. Ein wenig aus Schmerz, viel aus Lust. Geralts Höhepunkt war wie immer recht still. Als er sich ihm entzogen hatte, drehte er den Barden mit einer gezielten Bewegung zu sich herum. Ohne sich zu erklären, ging er vor ihm auf die Knie, nahm dessen Männlichkeit in den Mund und brachte ihn mit wenigen Bewegungen ebenfalls zu Höhepunkt.
„Das … hättest du nicht … tun müssen“, japste Jaskier anschließend noch ganz außer Atem.
Der Hexer antwortete nicht, sondern legte sich in eine Ecke der Box. Da stopfte er sich eine der Satteltaschen unter den Kopf und schloss die Augen.
Nicht sonderlich irritiert über die Schweigsamkeit des Hexers, tat es der Barde ihm gleich. Er legte sich hinter ihn, legte Geralt den Arm um den Leib und wunderte sich noch kurz, dass sein Freund nicht protestierte.
Dann schlief er friedlich ein, während Plötze über sie wachte.
Während zur selben Zeit Yennefer an einem anderen Ort fast den Verstand verlor.
Traurig sah Yennefer auf die letzte Münze, die neben ihrem fast leeren Weinkrug lag. Es reichte nicht mal mehr für ein üppiges Frühstück. Sie bräuchte ganz dringend ein wenig Geld. Natürlich könnte sie stehlen oder sich mit Magie besorgen, was immer sie wollte, doch das widerstrebte ihr. Wenn sie etwas mit Geralt, dem Weißen Wolf verband, dann dir Einstellung für Münzen etwas tun zu wollen. Deswegen saß sie nun in der schmuddeligen Taverne im Norden von Aedirn und lauschte müßig den Gesprächen der Gäste.
„… wenn es nicht bald regnet, kann ich die Ernte vergessen …“
„Komm schon Süßer, bestell‘ uns den Hammelbraten. Bin ich satt, ficke ich besser …“
„Nein, Mutter, ich ziehe nicht wieder bei dir ein, wenn du auch noch so viel Wein bestellst …“
„… hast du von diesem miesen Inok Krakaur gehört? Der hat seine Alte schon wieder betrogen, obwohl sie wieder schwanger ist. Dabei haben sie schon so viele Plagen. Der lernt es wirklich nie. Irgendwann heuert seine Alte einen Meuchelmörder an und lässt Inok umbringen.“ Unauffällig sah Yennefer in Richtung dieses Gesprächs. Zwei alte Vetteln saßen am Tisch und aßen zusammen an einem gebackenen Hühnchen.
„… ja, er glaubt sich sicher, weil seine Alte so dämlich sein soll. Aber ich habe Carah mal getroffen. So dumm ist sie nicht, nur naiv und gutgläubig, was ihren Mann angeht …“
„Nennt sich Liebe, Edora“, kicherte die andere Vettel.
„Sie sollte sich wirklich mal rächen!“, sagte die eine Frau und Yennefer stand auf. Das roch nach einem kleinen Geschäft. Für Rache-Zauber bezahlten die Leute immer gut. Das Beste war, sie behielten es für sich, weil es peinlich war und so kam ihr niemand auf die Spur. Seit sie einmal erwischt wurde, wie sie Bürgern Zauber verkaufte, war sie vorsichtig geworden. Man wurde schnell erpressbar und hatte Bürgermeister und Haus an der Backe. Himmel, war das öde gewesen. Wenn nicht Geralt aufgetaucht wäre, wäre sie vor Langeweile sicher gestorben.
Gemächlich schlenderte Yennefer mit ihrem Weinkrug zum Tresen. Grimmig sah der Wirt sie an. Yennefer legte die letzte Münze neben den Krug.
„Vollmachen.“
„Ja, M’am.“
„Ich suche übrigens einen gewissen Inok Krakaur“, sagte sie beiläufig.
„Warum?“
„Er schuldet mir Geld. Viel Geld.“ Und auch das war eine Weisheit, die sie schon längst gelernt hatte. Gab es für Menschen die Möglichkeit Schadenfreude oder Mitgefühl zu empfinden, würden sie immer der Schadenfreude den Vorzug geben. Inok war scheinbar nicht besonders beliebt in dieser Stadt, denn den Wirt erklärte ihr ohne zu Zögern den Weg zu Inoks Haus.
Schnell war Yennefer dort und klopfte an. Sie war guter Dinge die betrogene Frau allein anzutreffen. Falls nicht, hatte sie auch dafür ein paar Floskeln parat. Aber es öffnete tatsächlich eine Frau die Tür. Sie war hohlwangig, sah erschöpft aus und hatte auf dem Arm ein quengelndes Baby um die zehn Monate alt.
„Was willst du?“, herrschte sie Yennefer an. „Wenn du zu meinem Mann willst, hast du Pech. Der treibt es sicher gerade mit einem anderen Weib.“
„Deswegen bin ich hier“, erwiderte sie gelassen und drängte die Frau sanft aber bestimmt ins Haus zurück.
„Hey, was soll das?“
„Ich denke, du könntest meine Hilfe gebrauchen. Interesse an einem Zauber?“
„Was bist du? Kommen die Zauberinnen nun schon an die Türen, um ihren Scheiß zu verkaufen?“ Yennefer schluckte und fühlte sich kurz in ihrer Ehre gekränkt. Aber nur kurz. Dann lächelte sie freundlich und sagte:
„Ja, manchmal. Ich habe in der Taverne von deinem Schicksal gehört …“ Sie ging in die Stube des winzigen Hauses. Auf dem Boden saßen drei Kleinkinder im Alter von 2-4 Jahren. Die Frau hatte ein verrotztes Baby auf dem Arm, war sichtbar schwanger und im Stubenwagen lag ein weiteres, schlafendes Kind. Scheinbar waren die Babys Zwillinge, denn sie hatten dasselbe Alter und sahen ähnlich aus.
„Ach, du meinst von meinem untreuen Mann … Jeder weiß davon. Na und? Was soll ich tun?“
„Ich könnte dir einen Zauber verkaufen, der ihn … sagen wir mal impotent macht?“
„Impo … was?“
„Er bekommt keinen mehr hoch, so sehr er es auch versucht. Demzufolge kann er seinen Samen nicht mehr verteilen.“ Die Frau grinste ganz angetan, wurde dann aber mürrisch.
„Netter Gedanke. Leider kann ich dich nicht bezahlen oder siehst du hier etwas, was nach Reichtum aussieht? Mein Mann gibt alles für Huren und Wein aus.“ Leider hatte die arme Frau recht. Hier sah es nicht aus, als wenn sie eine Bezahlung bekommen würde. Dabei war es eine so gute Gelegenheit Rache zu üben. Nur wenige Zauber waren so amüsant wie fiese Rachezauber. Yennefers Blick fiel auf die Kinder. Sie spielten still zusammen. Für Momente sah sie ihnen andächtig dabei zu. Ihren Kinderwunsch hatte sie noch längst nicht aufgegeben. Schließlich war sie eine mächtige Magierin und müsste nur den richtigen Weg finden. Geralt als Partner war natürlich auch nur suboptimal, weil er selbst unfruchtbar gemacht wurde. Aber notfalls würde sie sich seinen besten Freund, den niedlichen Jaskier ausleihen. Träume. Nur Träume.
„Miss?“, sprach die Frau sie an. Es hörte sich nörglig an, als hätte sie es schon mehrmals versucht.
„Ja, tut mir leid, dann habe ich mich wohl geirrt, gute Frau“, sagte sie enttäuscht und wollte zur Tür gehen.
„Jetzt warte doch mal. Ich würde das Angebot … sehr gern annehmen. Vielleicht kann ich in Raten zahlen? Oder wollen sie eins hiervon …“ Die Frau deutete zu ihren Bälgern. Ihr Angebot war nicht ernst gemeint, wusste Yennefer. Aber es war die einmalige Gelegenheit. Ihr war plötzlich ganz schwindlig vor Aufregung. Nein, das war nicht richtig. Aber … es war ein einmaliges Angebot und … nein, tu das nicht, Yenn.
„Das meinst du nicht ernst“, sagte sie zu der Frau, ehe sie ihr gewagtes Angebot doch noch annehmen würde. Die Frau war sichtlich und heillos mit ihren Kindern überfordert und doch könnte sie nicht einfach ein Baby als Bezahlung annehmen. Oder doch?
„Wenn ich es meinem untreuen Gatten heimzahlen kann, meine ich das sehr ernst. Wir haben genug Bälger und ich bin schon wieder schwanger. Er wird gar nicht merken, dass eins fehlt. Solange du dich gut darum kümmerst und es nicht weiterverkaufst oder als Ritualopfer missbrauchst.“ Yennefer legte leicht verwirrt den Kopf schief. Rein auf rationaler Basis, verstand sie die Frau. Das Geld reichte hinten und vorn nicht, sie hatten zu viele Kinder und bekamen noch mehr, während sie sich nach einem Baby sehnte.
„Würdest du dich gut kümmern, Magierin?“, fragte die Frau sie eindringlich. Endlich begriff sie. Der Frau ging es darum, dass ihr Gatte keine weiteren Kinder mehr produzieren konnte.
„Das würde ich, aber …“
„Aber? Suche dir eins der Kinder aus und beeile dich. Nicht, dass Inok zurück kommt, bevor ihm der Schwanz abfällt.“
„Er wird nicht abfallen. Nur nutzlos sein“, erwiderte Yennefer leise und sah in den Stubenwagen. Das Kind, vielleicht ein Junge, wenn sie es am blauen Hemd festmachen wollte, schlief ruhig. Sollte sie das tun? Sollte sie ihrem sehnlichsten Drängen nachgeben? Was würde Geralt dazu sagen? Er würde es scharf verurteilen, dass wusste sie. Aber Geralt war nicht sie, keine Frau. Ein Hexer wusste nichts von dem Bedürfnis Mutter zu sein.
„Ich nehme den hier“, sagte sie schnell, ehe sich die Frau es anders überlegen würde.
„Gut, sein Name ist Robin. Aber nenn ihn von mir aus wie du willst. Zuerst kommen wir aber zum Geschäft!“ Yennefer nickt und nahm sich zusammen. Ihr Herz klopfte laut und schnell in ihren Ohren. War das wahr? Geschah das gerade wirklich oder war es nur ein Traum gewesen? Manchmal hatte sie Träume, von denen sie nicht sicher war, ob sie vielleicht nicht doch gerade zur selben Zeit wirklich geschahen.
„Ich brauche etwas von deinem Mann, Haare, Zehennägel, irgendwas von seinem Körper, ein getragenes Kleidungsstück, so was in der Art.“ Die Frau drückte ihr das inzwischen schlafende Baby auf ihrem Arm in die Hand und kramte sich durchs Haus. Erst war Yennefer wie erstarrt, als sie das Baby im Arm hatte. Es fühlte sich seltsam und befremdlich an. Sie musste an das tote Baby der Königin denken, für die sie einst gearbeitet hatte. Als sie mit ihm durchs Portal lief, starb es. Es war nicht ihre Schuld und doch war es das.
Nach und nach jedoch, fühlte es sich besser an das Baby zu halten, bis es am Ende perfekt war. Die Frau kam zurück und breitete alles auf dem kleinen Tisch aus. Dann scheuchte sie die Kleinkinder aus dem Raum und nahm ihr das Baby aus dem Arm.
Yennefer setzte sich nicht mal, sondern machte diesen Zauber eilig aus dem Handgelenk. Sie wollte schnell hier weg.
„Und er wird seinen Pimmel nie wieder in eine andere Frau stecken können?“
„Nein, in gar keine mehr!“ Die Frau lächelte zufrieden, hatte aber offensichtlich nicht bedacht, dass ihr Gatte nun sie auch nicht mehr beglücken könnte. Ihr sollte das egal sein. Sie hatte über die Risiken aufgeklärt. Einigermaßen. Es konnte immer etwas schief gehen, vor allem, wenn die Magierin abgelenkt war.
Als Yennefer doch letzte Zweifel kamen, nahm die Frau energisch das Baby aus dem Stubenwagen und drückte es ihr in die Hand. Sie warf ihr noch eine Decke über das Baby und Yennefer, ganz überrumpelt, verließ das Haus. Eilig verließ sie den Ort in Richtung Wald, wo sie sich am sichersten wähnte.
Zwei Tage später
„Großer Gott, Geralt, wer tut so was einem Mann an?“
„Eine verärgerte Frau, nehme ich an.“ Geralts Worte waren kalt und so sehr Jaskier auch lauschte, er hörte kein Mitgefühl heraus. Eigenartige Gerüchte hatten sie vom Weg abgebracht und nun waren sie an der nördlichen Grenze von Aedirn.
„So etwas tut doch keine … normale Frau!“ Der Barde lief neben dem Hexer durch den Ort. Plötze lief neben ihrem Herrn und versuchte mit ihrem Schweif die Fliegen wegzuscheuchen.
„Nein, vielleicht keine gewöhnliche Frau. Ich würde sagen, sie hatte Hilfe. Vielleicht von einem Zauberer, einem Druiden oder …“
„Einem Hexer?“
„Sicher nicht!“, zischte Geralt ihn unerwartet an. Jaskier wich ein wenig zurück.
„Schon gut, Weißer Wolf, ich wollte deine Zunft nicht beleidigen.“
„Frauen können in ihrer Rachsucht nicht unbedingt schlimmer als Männer sein, aber hundert Mal einfallsreicher. Das hier, sieht nach einem fehlgeschlagenem Rachezauber aus, der mies ausgeführt wurde.“
„Kannst du dem armen Mann denn helfen? Ich meine … wer möchte schon die Hoden eines Bullen haben? Stell dir mal die Hosen vor, die er tragen muss? Und dann schmerzen sie auch noch … brrrr“. Jaskier, der sichtlich Mitleid mit Inok hatte, schüttelte sich demonstrativ. Geralt sah nur stur geradeaus.
„Wir werden sehen. Es wird schon dunkel und ich würde gern vorher eine Unterkunft haben.“ Die Gerüchte über Inok, dem über Nacht monströse Hoden gewachsen waren, hatten sie im Nachbarort vernommen. Der Hexer meinte auf Jaskiers mehrmaliges Nachfragen, dass es sich nach einer Verzauberung anhörte, doch er müsste es dafür sehen. Ob Yennefer daran schuld ist, hatte der Barde vorsichtig gefragt. Geralts Blick war nicht sonderlich wohlwollend.
„Warum sollte sie so etwas tun?“
„Vielleicht brauchte sie Geld?“
„Hmmm“, hatte Gerald gebrummt und nichts mehr dazu gesagt. Letztlich hatte Geralt sich entschieden, ohne seine Meinung einzuholen. Sie würden einen kleinen Umweg machen, sich die Hoden des Mannes ansehen und sehen, ob etwas getan werden konnte.
„Ich kann ihm ja eine Ballade des Trostes singen, falls nichts mehr zu machen ist …“, hatte Jaskier gutgelaunt vorgeschlagen. Der Hexer war nicht drauf eingegangen. Ihre Beziehung war wie verhext, im wahrsten Sinne des Wortes. In manchen skurrilen Momenten, waren sie sich extrem nah. So wie nach dem Rippchenwettessen, als Geralt sein Leben und Jaskier des Hexers Schwerter gerettet hatte. Aber die meiste Zeit waren sie nur als sporadische Reisegefährten unterwegs. Jaskier plapperte viel und wenn er es nicht tat, sang er. Der Hexer war eher schweigsam und sehr geizig, was Zärtlichkeit anbetraf. Und doch funktionierte es.
Leider waren alle Zimmer sämtlicher Tavernen belegt und die Laune der beiden Männer ging in den Keller.
„Fuck!“, spie Geralt aus, als sie auch in der letzten Taverne eine Absage bekommen hatten.
„Bleibt nur der Stall!“, knurrte Jaskier. Er hatte es nicht ernst gemeint, doch Geralt führte sein Pferd schon dorthin. Komischerweise war immer irgendwo einen Pferdebox für Plötze frei.
„Dann machen wir es uns eben neben dem Pferd gemütlich“, versuchte Jaskier die Lage schön zu reden. Beide waren hungrig und hatten schon ewig nicht mehr in einem komfortablen Bett geschlafen oder sich gar geliebt. Das letzte Mal war in Grimmering gewesen, was jetzt auch schon einige Wochen her war. Seither hatte Geralt ein paar Monster erledigt und der Barde hatte getextet, was das Zeug hielt. Schließlich war es bis zum Bardenwettstreit nicht mehr lange hin. Dem echten, großen Wettstreit, in Schloss Vartburg.
„Fuck!“, knurrte der Hexer erneut, als er Plötze absattelte und säuberte. So oft hintereinander fluchte Geralt sonst nie.
„Was ist los? Fühlst du … etwas, was dich besorgt?“, fragte Jaskier leise, weil er der Meinung war, dass Hexer die Gabe hatten Ungereimtheiten im universellen Gefüge zu erspüren. Vielleicht lag eine unheilvolle Ahnung in der Luft, die der Hexer spürte. Vielleicht hatte er auch nur Sehnsucht nach Yennefer, obwohl er dann eher deprimiert vor sich hinstarrte und weniger fluchte.
„Ja.“
„Ja? Was?“ Manchmal reizte ihn Geralts Wortkargheit so dermaßen, dass er gern auch mal seine Faust gegen die Wand schlagen würde. Wenn es nur nicht weh tun würde und er damit rechnen musste, seine wertvollen Finger zu brechen.
„Verlangen!“ Der Barde blinzelte und wusste nicht, ob er darüber Scherze machen durfte, oder nur verständnisvoll stöhnen sollte.
„Äh … verstehe.“ Der Hexer hatte ihm gesagt, dass er nicht mehr zu Huren ging, seit er Yennefer liebte … und ihn. Genau so hatte er es gesagt.
„Ich liebe Yennefer von Vengerberg … und dich, Jaskier.“ Einfach so, während er am Hinterlauf eines Hasen knabberte. Dem Barden war das Fleisch aus dem Mund gefallen und er hatte volle zehn Minuten geschwiege, bis er das seltsame Liebesgeständnis einigermaßen verdaut hatte.
„Schön“, sagte er schließlich, ebenso einsilbig wie der Hexer. Geralt schien es zu reichen, denn ein seltenes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Damit war scheinbar alles für den Weißhaarigen geklärt, während Jaskier sich seither ständig fragte, ob man tatsächlich zwei Personen zur selben Zeit und mit derselben Intensität lieben konnte oder, ob Geralt gar nicht wusste, was Liebe war und nur etwas gesagt hatte, um ihn zu erfreuen.
„Nach dir, Barde“, fügte Geralt nun unheilvoll an und zeigte in Plötzes Box. Während Jaskier es sich auf dem Boden, an einem Strohballen sitzend gemütlich gemacht hatte, blieb der Hexer an der Tür der Box stehen und sah ihn durchdringend an.
„Verlangen, also. Aber ist das nicht ein Grund … zur Freude?“
„Schon. Für dich … aber ich verstehe nicht, wie ich dich ebenso haben will, wie Yennefer … erkläre es mir, Jaskier!“
„Das … kann ich nicht, Hexer!“
„Hmmm“, grummelte er und wandte sich sichtlich enttäuscht ab.
„Vielleicht sollte man nicht alles hinterfragen?“, gab Jaskier vorsichtig von sich. Er legte seine Laute ab und stand wieder auf. Da Plötze ihn inzwischen gut kannte, konnte er sich gefahrlos an ihr vorbei drängen und stand schließlich neben Geralt, der mit leerem Blick in den Stall sah. Der Stallknecht hatte ihnen gegen einen kleinen Obolus erlaubt in Plötzes Box zu übernachten.
Seine Hand legte sich ein wenig schüchtern auf Geralts knackiges Hinterteil. Wie immer, bewunderte er dessen gestählten Körper. Er fühlte sich inspiriert und erregt.
„Wer hat erschaffen, des Mannes Körper stark, des Ruhmes voll?
Wer hat die Macht, zu lenken wohin das liebe Leben gehen soll?“, dichtete er mit unvollendetem Singsang, während er seine Hand mit zunehmender Lust über Geralts harten Körper streichen ließ.
Der Hexer wandte sich ihm zu, behielt aber seine Hände bei sich, während er ihm lauschte. Jaskier mochte diesen Moment, in dem er deutlich sah, dass Geralt nicht nur seine Worte, Lieder und Balladen gefielen, sondern auch er selbst als Mann. Nicht, dass etwa ein Lächeln seine Lippen umspielt hätte oder seine gelben Augen tiefer geworden wären. Es war eher ein Gefühl, was des Hexers Gestalt ausströmte, was Jaskier verzauberte, wie Geralts Berührungen, die immer angenehm kribbelten und Euphorie hinterließen.
„Das ist bei allen Hexerberührungen so“, hatte Geralt ihm mal gesagt.
„Das macht es nicht schlechter …“, war seine Erwiderung gewesen.
„Deine Augen …“, begann Geralt nun ungewohnt mit tiefer Stimme.
„Ja?“ Jaskier hatte aufgehört zu dichten. Seine Finger glitten über Geralts Mitte, die schon ein wenig hüglig war. Wie immer, wenn er des Hexers Lust entdeckte, war das für ihn bizarr und unverständlich.
„… sind sehr schön“, vollendete Geralt das Kompliment, dass sich eher wie ein „Fuck! Aus dem Weg!“, angehört hatte. Aber ihn brachte es zum Schmunzeln.
„Danke. Deine Beule in der Hose ist auch …“ Geralts Lippen lagen auf seinen, bevor er den Satz beendet hatte. Plötze schnaubte empört und stampfte ein paarmal mit den Beinen auf. Aber die beiden Männer ließen sich davon nicht beeindrucken. Eilig und unter schwerem Keuchen, streiften sie sich ihre Beinkleider nach unten. Nackt wollte sich im Stall niemand machen. Heute war Geralt in einer ungewöhnlichen Stimmung. Seine Hände strichen unaufhörlich über seinen Unterleib, über seinen Hintern, seine Oberschenkel, über sein Geschlecht. Seine Finger glitten in alle Hautfalten, umschlossen seine Hoden, um sie überraschend gefühlvoll zu kneten. Dabei entfloh Jaskier nicht nur ein dunkles Stöhnen, sondern viele. Geralts Hand umschloss auch seine Erektion mit sicherem Griff und rieb ein paarmal darüber, während er an seiner Unterlippe knabberte.
Wie von Geisterhand wurde seine Hand dabei glitschig und veranlasste Jaskier wider Willen zu einem tiefen Stöhnen. Natürlich wusste er, dass Geralt Magie dazu benutzte, ebenso, dass des Hexers erregenden Berührungen auf seinem magischen Wesen basierten. Das machte alles nicht weniger erotisch. Im Gegenteil. Geralt schaffte es immer wieder, dass der Barde sich ihm ohne eine explizite Aufforderung anbot.
Behutsam und langsam drang er in ihn ein. Der Barde stöhnte unterdrückt, hatte sein Gesicht in seiner Armbeuge und stand mit weit geöffneten Lenden vor seinem Freund. Plötze würde zu einem Fuchs werden, wenn sie kapieren würde, was neben ihr in der Box geschah. So aber mampfte sie stoisch Heu und schien zufrieden nicht allein hier nächtigen zu müssen.
Heute stand Geralt allerdings außergewöhnlich schnell auf der Spitze der Klippe. Er hatte ihn mit einem Arm fest gegen sich gedrückt und war damit so tief in ihm, dass Jaskier nur noch keuchte. Ein wenig aus Schmerz, viel aus Lust. Geralts Höhepunkt war wie immer recht still. Als er sich ihm entzogen hatte, drehte er den Barden mit einer gezielten Bewegung zu sich herum. Ohne sich zu erklären, ging er vor ihm auf die Knie, nahm dessen Männlichkeit in den Mund und brachte ihn mit wenigen Bewegungen ebenfalls zu Höhepunkt.
„Das … hättest du nicht … tun müssen“, japste Jaskier anschließend noch ganz außer Atem.
Der Hexer antwortete nicht, sondern legte sich in eine Ecke der Box. Da stopfte er sich eine der Satteltaschen unter den Kopf und schloss die Augen.
Nicht sonderlich irritiert über die Schweigsamkeit des Hexers, tat es der Barde ihm gleich. Er legte sich hinter ihn, legte Geralt den Arm um den Leib und wunderte sich noch kurz, dass sein Freund nicht protestierte.
Dann schlief er friedlich ein, während Plötze über sie wachte.
Während zur selben Zeit Yennefer an einem anderen Ort fast den Verstand verlor.