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Trigonometrie

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
05.01.2020
03.02.2020
9
25.228
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06.01.2020 3.266
 
Geralt fehlten kurz die Worte. Yenn konnte grausam sein, in Taten und Worten. So eine Unterstellung hatte sie jedoch noch nie gebracht. Gut, er reiste oft mit Rittersporn, was aber hauptsächlich daran lag, dass er den Kerl einfach nicht losbekam. Selbst wenn er sich mal heimlich aus dem Staub machte, traf er ihn garantiert Wochen später in einem hinterletzten Loch in Lyria wieder. Es war die Vorhersehung, ganz sicher. Irritiert blicke er zu Yenn, die geheimnisvoll lächelnd zu ihrem Tisch rüber sah. Mit schief gelegtem Kopf, versuchte er sie nonverbal um eine Antwort zu bitten, doch sie lächelte nur weiterhin esoterisch.
„So ein garstiges Weib …“, brummte er verstimmt und packte den Wirt, der gerade an ihrem Tisch vorbei lief am Arm.
„Mehr Wein, sofort!“, befahl er uncharmant. Der Wirt beeilte sich seine Wünsche zu erfüllen. Mit einem Hexer wollte man es sich nicht verscherzen.
„Sie hat nur einen Scherz gemacht, glaube ich. Vielleicht mag sie es, wenn ein Mann errötet?“, raunte Jaskier ihm dunkel zu.
„Yennefer von Vengerberg scherzt bestimmt nicht.“
„Das meint sie also … ernst?“ Aus großen Augen sah Jaskier ihn an. Ein Lachen kitzelte in Geralts Hals. Man konnte seinen Reisebegleiter so schön verunsichern und Yennefer wusste das nicht nur, sie hat es auch ausgenutzt. Der arme Barde.
„Natürlich. Sie unterstellt mir sowieso schon dauernd, wir beide hätten etwas miteinander. Nein … sie sagte: Der Junge ist verliebt in dich, Geralt! Siehst du das denn nicht?“ Mühsam verkniff sich Geralt ein Lächeln. Yennefer wusste, wie sie ihn erheitern konnte. Dass Jaskier ihr Spielball war, war nicht nett aber auch kein Drama. Der Barde mit seiner Überheblichkeit, würde daran schon nicht zerbrechen. Am Ende würde auch Rittersporn es lustig finden und ein Lied darüber singen. Wie immer. Sonst jammerte er ständig, dass er Inspiration für seine Kunst brauchte, nun bekam er sie eben.
„Wa  … was? Junge? Ich soll verliebt in dich sein?“, fuhr der Barde schockiert auf. Der Wein lief aus seinem offenen Mund. Geralt hinderte ihn nicht am Aufstehen. Wie ein Blitz sprang Jaskier zu Yennefers Tisch. Scheinbar hatte er vergessen, dass er Angst vor ihr hatte und seine Füße weh taten. Jaskiers vorwurfsvolle Tirade war bis zu ihrem Tisch zu hören.
Yennefer lächelte nur freundlich und tätschelte Jaskiers Arm.
„Schon gut, es stört mich wirklich nicht, wenn ihr beide ein Bett teilt. Geralt und ich, wir sind nicht verheiratet und haben sowieso gerade Streit. Aber deine Aufregung ist süß, Rittersporn“, hörte Geralt sie sagen. Seine Herzgegend zog sich sehnsüchtig zusammen. Aber das war es nicht allein. Er sah auch Jaskier, direkt neben der wundervollsten Frau, die es gab. Jeder der beiden war auf seine Weise faszinierend und reizvoll. Wenn er Yennefer begehrte, dann irgendwie auch Jaskier. Das Gefühl war ähnlich, wenn es nicht sogar dasselbe war. So gut kannte er sich damit allerdings nicht aus.
Es gab nur einen einzigen Punkt, der Antwort versprach. Yenn und er hatten schon beieinander gelegen, sich berührt und geliebt. Diese Erfahrung hatte er mit Jaskier noch nicht geteilt.
War es heute soweit?
Warum sprachen die beiden überhaupt so lange miteinander? Er könnte lauschen … Nein, besser nicht. Vermutlich würde er doch nur ihre Schmähung hören und Jaskiers Gestammel.
Ach verdammt, dachte er und schärfte nun doch mit Magie sein Gehör, als er sah, wie Yenn dem Barden etwas ins Ohr flüsterte.
„Er liebt es, wenn er dich ganz in seiner Gewalt hat. Überlass dich ihm und habe keine Angst. Du bist bei ihm in sicheren Händen“, flüsterte sie. Hoffentlich hörte Rittersporn nicht ihren neckenden Unterton, denn die Wahrheit war, Yennefer gab gern selbst den Ton an. Bei allem. Geralt hatte gelogen, Yenn scherzte zuweilen doch ganz gern, wenn auch derart trocken, dass er selbst es nicht immer mitbekam.
Jaskier schnappte nach Luft, hatte keine Antwort für die Zauberin und wankte recht verstört zu ihrem Tisch zurück. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen, aß mechanisch weiter und spülte mit viel Wein nach. Der Hexer beobachtete ihn, schwieg aber netterweise eine ganze Weile.

„Was hat sie gesagt?“, begann er beinah sanft, als Jaskier sich noch immer nicht geäußert hatte.
„Sprich mich nicht drauf an!“, war die einzige und ungewohnt ruppige Antwort.


„Nun, wie wäre es mit einem Liedchen?“, fragte Geralt irgendwann, weil ihm die neue Schweigsamkeit von Rittersporn nun auch nicht passte. Verwundert sah ihn Jaskier an.
„Du willst mich nur aufheitern, Geralt. Falls du denkst, ich lasse mich abschrecken, nein! Wir werden uns das Bett teilen, ob es dir nun passt oder nicht. Du kannst dich natürlich immer noch zu Yennefer ins Zimmer …“
„Auf keinen Fall!“, unterbrach er Jaskier scharf. „Es ist mein Bett und ich benutze es.“
„Gut!“ Stolz hob der Barde das Kinn, putzte sich die Krümmel von der Kleidung und nahm seine Klampfe zur Hand.
„Dann werde ich dich jetzt mit einem kleinen Lied darüber hinweg trösten, dass du dich heute Nacht an meinem vollendeten Körper wärmen darfst, Geralt von Riva!“ Jaskier machte ein paar Stimmübungen, zupfte ein bisschen die Seiten und begann in recht schwermütiger Weise zu singen. Geralt mochte seine Stimme, auch wenn er ihm das sicher nicht sagen würde. Heute aber, drang sie tief ein, wärmte ihn und ja …. sie tröstete ihn. Fast schon freute er sich auf Jaskiers Körper. Allerdings ging sein Blick während des Lieds zu Yenn. Immerhin liebten sie sich mit ihren Blicken. Mehr war wohl im Moment nicht zu erwarten.



„Hexerleben kann so grausam sein. So kalt, so hart und so allein.
Ein Bett zu finden ist so schwer, es zu teilen, noch viel, viel mehr.
Tränenschwer und taub der Leib, da hilft wohl nur Musik und Wein.
Sehnsuchtsvoll das Herz begehrt, ist überfüllt; der Schoß jedoch, ist leer.

Ob Tag, ob Nacht, ob Mann, ob Frau, ob beides oder nichts von allem.
Seel sucht Seel, Herz sucht Herz und man sucht immerzu den Schmerz.
Arme halten, Lippen küssen, süße Worte lassen Lust aufwallen.
Nur leider, am Ende der Nacht hat einer verloren sein Herz.

Ich will es nicht sein.
Nein, ich will es sein.
Der eine Hexer, oder doch der schöne Barde?
Wen juckt’s. Liebe kennt doch keine Gnade.“


Geralt blickte Jaskier fasziniert an. Seine Texte waren nicht immer diskussionswürdig. Dieser gefiel ihm mal ausnahmsweise ziemlich gut. Nein, er berührte ihn, doch das würde er nie im Leben ausdrücken können. Ein Hexer zu sein und mit Vorurteilen umgeben zu sein, war manchmal wahrlich auch ein Glück. Vielleicht war Geralts Ergriffenheit aber auch nur dem verträumten Gesichtsausdruck des Vorträgers geschuldet.
„Das hat mir … gefallen, Rittersporn.“
Sagte er das gerade wirklich? So sah Jaskier ihn auch an: fassungslos. Es machte Geralt so verlegen, dass er zu Yennefer sah. Ihr Tisch war leer und die Zauberin war weg. Er hatte nicht bemerkt, dass sie verschwunden war und das ärgerte ihn gewaltig. War sie auf ihrem Zimmer? Oder war sie abgereist? Oder einfach durch ein Portal verschwunden, wie sie das ganz gern tat?
„Wirklich, Geralt?“, fragte der Barde mit heiserer Stimme nach.
„Ja. Aber es geht nur darum ein Bett zu teilen und nicht … darum sein Herz zu verschenken.“
„Oh.“
„Ja, oh. Wo ist sie hin?“ Ein wenig enttäuscht sah der Barde zu Yenns Tisch und zuckte gleichgültig die Schultern. Dass die Tavernengäste immer noch applaudierten und vorbei kamen, um Münzen in seinen leeren Weinkrug fallen zu lassen, schien Rittersporn nicht zu bemerken. Und das, obwohl er immer so scharf auf Publikum und Applaus war.
„Ich sehe nach, ob sie auf ihrem Zimmer ist. Hier, der Zimmerschlüssel.“, sagte Geralt und schob seinem Begleiter den Schlüssel hin.
„Hmmmm“, machte der Barde nur. Der Hexer, der schon aufgestanden war, beugte sich zu ihm und bohrte seine gelben Augen in seine Augen.
„Was ist? Passt dir der Beifall nicht? Oder passt dir nicht, dass mir deine Lyrik mal ausnahmsweise gefallen hat?“, schnauzte er ihn an. Rittersporn seufzte theatralisch, stützt seinen Kopf auf eine Hand und murmelte:
„Nichts davon und alles, Hexer!“
Geralt murmelte ein sehr leises und beinah nicht zu verstehendes „Fuck!“ und ging dann zur Treppe, die zu den Zimmern der Damen führte. Die plötzliche Melancholie seines Reisebegleiters verstand er gerade überhaupt nicht. Jaskier konnte ja wohl nicht erwarten, dass er Hurra rief, wenn er Yenn haben konnte und stattdessen das Bett mit einem Barden teilen sollte, so gut er auch aussah. Und Jaskier wusste das. Als er die Augen schloss, um seine Sinne nach dem richtigen Zimmer suchen zu lassen, in der er die Präsenz von Yennefer spüren würde, kam ihm in den Sinn, dass Jaskier vielleicht doch nicht so erhaben über Emotionen war, wie er immer vorgab. Bei Jaskier war alles ein Witz, alles wurde ins Lächerliche gezogen, besungen oder schlichtweg ignoriert. Der Rest war Oberflächlichkeit.
Was war, wenn Yenn recht hatte und Rittersporn war verliebt in ihn?
„Fuck!“, rutschte es ihm wieder heraus. Er fand das Zimmer und knallte unumwunden seine Faust dagegen.


„Yenn?“
„Heute nicht, Geralt!“
„Ich bitte dich, öffne die Tür!“
„Nein, ich habe heute kein Bedürfnis nach Streit, dazu war mein Tag zu anstrengend. Ein anderes Mal vielleicht wieder. Nimm mit deinem Begleiter Vorlieb. Du wirst es nicht bereuen.“
„Yenn, was sagst du da nur?“ Schweigen.
„Yenn! Antworte mir!“ Geralt überlegte die Tür einfach zu öffnen, auch wenn er sicher war, dass Yenn sie von ihrer Seite aus mit Magie belegt hatte. Am Ende wollte er sie aber nicht zu etwas nötigen, was sie nicht von sich aus wollte. Tat man das nämlich, entließ Yennefer ihr Chaos unkontrolliert und das konnte wirklich böse Folgen haben.
„Du hast mich gehört. Ich bin immer noch verärgert über deinen kürzlich begangenen Betrug. Allerdings macht es mir nichts aus, wenn du bei Jaskier liegst. Er ist mir allemal lieber, als ein verlaustes Weib. Rittersporn pflegt sich, ist nett und er betet dich an. Sei kein Dummkopf, Geralt!“
„Aber … aber ich liebe ihn doch nicht!“
„Woher willst du das wissen? Wir mussten auch erst beieinander liegen, bevor du das L-Wort nur in den Mund genommen hast.“
„Willst du mich losbekommen, Yenn?“
„Nein, ich will nur, dass es dir heute gut geht, Geralt. Und ich stehe dafür nun mal nicht zur Verfügung.“
Der Hexer schwieg. Mit leisen Zwischentönen konnte er nicht so viel anfangen, auch wenn Jaskiers Begleitung dafür sorgte, dass es immer besser wurde. Etwas an Yennefers Worten bekümmerte ihn, doch er begriff nicht, was es war. Hatte sie Kummer und er spürte ihn? Ihr Wille war klar und fest wie immer. Sie wollte ihn heute nicht in ihrem Bett und wie er sie kannte, würde sich daran rein gar nichts ändern, egal welche Worte er sagte, oder ob er die Taverne bis auf die Grundmauern abfackelte.
„Hmmmm“, brummte er enttäuscht und ging über die Hintertreppe in den Stall, um nach seinem Pferd zu sehen. Plötze ging es gut und er tätschelte sie eine Weile, bis sich das Rauschen seines Bluts beruhigt hatte. Er hörte Rittersporn singen. Zum zweiten Mal gab er dieses gerade getextete, schwermütige Lied von sich. Vielleicht sollte er es einfach geschehen lassen. Die Dinge geschahen doch sowieso wie sie wollten. Trotzdem trieb er sich noch eine Weile im Stall bei Plötze herum.
Jaskier sang schon längst nicht mehr, als er zurück in den Gastraum kam.
Sein Begleiter war weg, sein Tisch schon abgeräumt und die verbliebenen Gäste sahen ihn komisch an und tuschelten.
„Was? Wollt ihr Ärger mit einem Hexer?!“, fuhr er einen Mann an, der ihm an nächsten stand. Der schüttelte hastig den Kopf und verließ den Schankraum.
Wohl oder übel ging Geralt von Riva nun die andere Treppe nach oben, um zu seinem gemieteten Zimmer zu kommen.


Jaskier lag frech im einzigen Bett, was das Zimmer zu bieten hatte und zog es vor so zu tun, als schliefe er. Grimmig sah Geralt ihn an. Das Bett war viel zu eng für sie beide, aber er wäre nicht derjenige, der am Boden schlafen würde, garantiert nicht. Der Wein tat schon längst seine Wirkung. Er hatte ihn schläfrig und gleichgültig gemacht, so wie er es beabsichtigt hatte, seit er erfahren hatte, es gäbe nur ein Bett. Nicht besonders leise zog er sich nun nackt aus. In Tavernen und Hurenhäusern schlief er immer nackt und würde sich nicht von einem Barden in seiner Gewohnheit stören lassen. Jaskier grummelte, als er ihn nicht besonders sanft in Richtung Wand drückte, um sich hinter ihn zu legen. Anschließend zog er die Decke zurecht. Dass auch der Barde hüllenlos schlief, wollte er am liebsten gar nicht wissen und konnte das nur als einen unverfrorenen Affront werten, auf den die Tage eine deftige Strafe für seinen Freund folgen würde.
„Gut, tu nur so, als wenn du schläfst. Das werde ich auch tun. Gute Nacht, Barde!“, sagte Geralt ziemlich laut, bekam aber keine Antwort. Eine Weile lag er noch regungslos auf dem Rücken, dachte über Yenn nach und darüber, ob auf Rittersporn der Spruch „Große Klappe, nichts dahinter“ zutraf und schlief unversehens ein.

Leider war sein Schlaf so flach, dass er bei der ersten Bewegung, die Jaskier tat, erwachte. Der Mond schien ins Fenster, draußen kläfften mindestens zwei Hunde und Geralt schärfte kurz seine Hexensinne, um herauszufinden, ob Gefahr drohte. Es war still und blieb es auch. Weil er seine überaus scharfen Sinne aber einmal aktiviert hatte, gingen sie auf Wanderschaft.
Er hörte Jaskiers Blut rauschen, sein Herz klopfen und seinen Atem, als würde er ihm direkt ins Ohr atmen. Der Barde war wach. Mehr als wach, wenn er Rückschlüsse anhand seines erhöhten Pulsschlages ziehen wollen würde.
„Was ist?“, fragte er in die Dunkelheit, bekam aber keine Antwort. Hatte der Barde auch das Bellen der Hunde gehört und hatte nun Angst?
„Rede mit mir, wenn du schon mal wach bist!“, knurrte er in seinen Nacken.
„Ich bin nicht wach, ich schlafe!“
„Nein, du redest, also bist du wach. Was hat dich geweckt? Das Hundegebell? Keine Sorge, ich bin ja da.“
„Du nervst gewaltig, Hexer. Besonders bei Nacht. Schlaf einfach weiter.“
„Kann ich jetzt nicht mehr, ich bin jetzt wach.“ Er war wirklich wach. Seine Sinne hatten sich gegen ihn verbündet und schickten ihm die geballte Ladung Jaskier. Dessen Geruch, sein Atem, die Wärme seiner Haut und seine Stimme machten ihn ganz konfus. Es fehlte nur noch der Geschmack und die Berührung und sein Chaos würde dem Yennefers ziemlich nahe kommen, auch wenn seine Magie ganz anders funktionierte.
„Stimmt es? Du bist verliebt in mich?“
„Himmelsloch, Geralt! Man glaubt einem dämlichen Weib doch nichts. Ich dachte, das wüsstest du?“
„Nennst du Yennefer noch einmal dämliches Weib, wirst du meine Wut zu spüren bekommen, Jaskier!“ Schweigen.
„Verliebt. Was mag das schon bedeuten? Am Ende läuft es auf das Eine und auch das Andere hinaus“, nuschelte Rittersporn undeutlich.
„Verstehe ich nicht. Machst du ein Lied daraus?“
„Ich meinte den Sex und den Tod. Dazwischen gibt es nicht viel mehr, Hexer.“
„Yennefer spricht von Liebe …“ Jaskier schnaubte verächtlich.
„Dieses Wort benutzen Frauen mit Vorliebe, wenn sie Männer geißeln wollen. Glaub ruhig dran, Geralt.“
Geralt ärgerte sich, dass Jaskier ihn so von oben herab behandelte. Ja, er hatte keine Erfahrung in Gefühlsdingen, aber das war ja nun nicht seine verdammte Schuld.
„Weißt du, ich denke, du bist verliebt in mich und willst mich nur auf die falsche Fährte locken.“ Er drehte sich provokativ um und lag damit eng an Jaskiers Rückseite. Seine Hand legte sich auf den festen Oberschenkel des Poeten und dann genoss er dessen schockiertes Schweigen.
„Geralt, was tust du da?“, fragte der Barde nach einer Ewigkeit kratzig.
„Dich lieben, wenn du mich lässt“, erwiderte Geralt rau, direkt in sein Ohr.
„A … aber, Yenn ist … so nah und …“
„Sie will mich nicht.“
„Und … ich bin dein Trostpreis?“
„So ist es nicht. Ich verspüre Liebe und bin geneigt sie dir heute zu schenken.“
„Du … verspürst Liebe?“
„So ist es. Denkst du nicht, es ist ein universelles Gefühl? Du hast es heute in deinem Lied selbst besungen.“
„Ja, das habe …. ich wohl …“, flüsterte Jaskier belegt, als die Hand des Hexers weiter über sein Bein strich und sich dabei langsam aber stetig nach vorn schob.
„Mache nur kein Lied daraus. Versprich es mir!“
„Aber Geralt, ich bin ein Poet und …“ Geralts Hand umfasste Jaskiers angeschwollene Lust und der quittierte es mit einem erschrockenen Aufstöhnen.
„Versprich es!“
„Ich … verspreche es. Auch nicht, wenn ich die Namen …. ändere?“
„Auch dann nicht.“
„Na gut …“
„Und jetzt, schweig!“, befahl Geralt. Sein eigener Atem hetzte inzwischen und das verstand er nicht ganz. Er hätte nie damit gerechnet, dass ihn die Lust so überwältigte, wie sonst bei Yenn. Sein Körper presste sich wie von selbst an Jaskiers warme Rückseite und das machte ihn hart und verlangend. Die fremde, männliche Haut unter seinen Händen fühlte sich anders an, als wenn er Yennefer berührte. Tatsächlich verspürte er den Hauch von Furcht, weil es so fremdartig war.
Jaskier, der bis dahin steif wie ein Brett vor ihm lag, schien sich allmählich zu entspannen. Ein paarmal machte der Barde zarte Unterleibsbewegungen, so, dass sich eine Erektion von selbst in seine hohle Hand schob und sich sein Hinterteil gegen seine angeschwollene Männlichkeit drückte.
Yennefers subtile Anwesenheit irgendwo im Gebäude, ihre Zurückweisung und gleichzeitig liebevolle Aufforderung an ihn, selbst für Zufriedenheit zu sorgen, erregte ihn sehr. Geralt drängte sich fordernd zwischen Jaskiers Lenden und ließ dann mit Magie ein magisches Öl zwischen seinen Fingern entstehen. Damit berührte er behutsam die Stelle zwischen Jaskiers Pobacken, was dem anderen Mann ein dumpfes Stöhnen entlockte. Geralt ließ seinen Finger eindringen und erfreute sich an dem tiefer gehenden Stöhnen des Barden. Jaskier wollte das hier, das war eindeutig. Wie konnte er nur so blind sein, das zu übersehen? Und warum sah es Yennefer, die Rittersporn kaum kannte? Seine eigene Erregung stieg mit Jaskiers leisem, angespanntem Keuchen, als er ihn weitete.
Abrupt drehte er ihn ganz auf den Bauch und schob sich zwischen seine geöffneten Beine. In ihn zu dringen, war einfach, im selben Maße überwältigend. Sofort und gleich beim ersten Eindringen, schob sich Geralt so tief es ging in den anderen Mann. Anschließend legte er sich auf ihn, packte seine Handgelenke mit eisenhartem Griff und hielt ihn fest, während er sich intensiv auf ihm bewegte. Der Barde stöhnte, sagte aber kein Wort, was Geralt wiederum gut gefiel. Yennefer war nicht mehr in seinen Gedanken, wohl aber in seinem Herzen. Die einzigen, vagen Gedanken, die Geralt hatte, als er immer wieder langsam und tief in Jaskier vordrang, waren: Du gehörst mir!
Des Barden Keuchen wurde tiefer und er stöhnte hin und wieder. Es klang, als hätte er einen Alptraum. Geralt konnte sich nicht mehr stoppen. Als Jaskier nur noch stöhnte, dabei sein Gesicht in das Kopfkissen gedreht hatte und ihm begehrlich seinen Unterleib entgegen schob, verlor er die Kontrolle und ergoss sich unter einem tiefen Brummen in den anderen Mann.
Yenn hatte recht gehabt, wie immer. Es war unglaublich gewesen. Noch lange, lag er auf dem Barden, bis der irgendwann recht atemlos flüsterte:
„Ja, danke der Nachfrage, ich bin auch gekommen, Geralt.“
Da endlich rutschte er von ihm zur Seite. Jaskier lag ihm zugewandt und der Drang ihn zu küssen, überwältigte den Hexer. Das war ihm noch nie passiert. Yennefer küsste er vorher, nicht anschließend. Jaskier war auch dementsprechend überrascht, ließ sich aber nicht lange bitte und küsste ihn seinerseits. So kurz und intensiv ihr Zusammenliegen war, so viel länger und zärtlicher waren ihre Küsse. Ihre Lippen konnten scheinbar nicht genug voneinander bekommen. Jaskiers Hand strich dabei über seine Haare, sein Gesicht und seinen Körper, während Geralt den anderen Körper sehr fest an sich presste.
Das Beste war, der Barde schwieg. Unvermittelt schlief Geralt von Riva ein und sah so nicht mehr des Barden glückliches Lächeln. Der legte seinen Kopf auf Geralts kräftige Brust und schlief sichtlich zufrieden ein.
Was an sich schön sein könnte, wenn der Morgen nicht eine fiese Überraschung bereit halten würde.
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