Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Versailles ~ last hope

von Monchevy
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Gen
31.12.2019
31.12.2019
4
5.592
 
Alle Kapitel
noch keine Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
 
31.12.2019 1.558
 
 ~ Jehanne Desmartes ~

Wie gewohnt stand sie am frühen Morgen in seiner prachtvollen möbelierten Kammer und starrte aus den Bogenfenstern, während sie darauf wartete bis er aufstand.

Sie blickte sich um und genoss den Anblick des glanzvollen Türrahmens, der mit goldenen Ornamenten versehen war und sich im Licht brach.

Die Wandbezüge waren in einem feinen Beige gehalten und zierten nicht weniger oder mehr feine Ornamente.
Natürlich musste überall der Reichtum zu sehen sein, denn sonst könnte man den mächtigen König Louis amüsiert belächeln und sich selbst als wohlhabender betrachten.
Also fehlte ebenso wenig nicht das teure Gemälde an der Decke, die einen Abschnitt aus der griechischen Geschichte offenbarte.

Um welche Götter es sich handelte wusste sie nicht, aber sie wünschte sie täte es. Ohne Reichtum keine Macht, wie man so schön sagt.

Schon gleich spannte sich ihr Körper an, als sie ein Gähnen vernahm. Phillipe erwachte aus seinem Dämmerschlaf und flüsterte etwas zu seinem neben ihn liegenden Besucher.

Dessen goldene Haare waren ein stechender Kontrast zu Phillipe, der im Gegensatz zu ihm pechschwarze hatte und wie der Mond in der Nacht wirkte. Sein Bruder Louis IXV hingegen, was auch immer er gerade im Moment tat, war trotz der selben Haarfarbe wie Phillipe die Sonne von Versailles. Jede Frau begehrte nach seiner Nähe.

,, Wein. ", erklang Phillip's Stimme.
Sie huschte wild umher und schaute nach, wo sie doch sogleich das Tablett hatte stehen lassen.

Als seine neue Dienerin zu fungieren empfand sie seltsamerweise als überfordernd. Erleichtert erblickte sie ihr Ziel, es stand direkt auf dem Tisch vor ihr, neben all den erloschenen Kerzenleuchtern und Silberbesteck.

Sie nahm es mit etwas unsicheren Händen und ging zu ihren Herrn ans Bett, wo er das Weinglas, ohne sie anzusehen nahm.
Unsicher darüber, ob sie stehen bleiben sollte oder nicht, geriet sie leicht in Panik und schaute zu wie er es hoffentlich leer trinken würde.

Jedoch trank er nicht sondern ließ sich von seinem Liebhaber den Chevalier de Lorraine die Haare aus dem Gesicht streichen.
Sie war so unsichtbar für die beiden, dass es ihr langweilig wurde hier zu stehen.

Doch nach weiteren Augenblicken schnellten die eiskaltenblauen Augen zu ihr empor.
Seine Lippen waren reglos, ohne Gefühle, während der Chevalier lächelnd ihn mit seinen Augen auszusaugen schien.
Jedoch wandte der Kopf seines Liebhabers gleichbalds zu der Richtung in der Phillipe schaute.

,, Was stehst du so reglos dar? Als Statue nutzt du mir nichts."

Unbehagen stieg in ihr auf. Geniert sah sie sich um, doch wusste sie nicht nach was. Also schaute sie wieder zu ihrem Herrn.

,, Gott! Wo hat man denn dich ausgegraben? Beschäftige dich mit etwas anderem.", beschwerte er sich bei ihr.

Anstatt in Scham zu fallen, wurde sie aber wütend über die Art, wie er mit ihr umging.
Der Chevalier lachte amüsiert.

,, Vielleicht mag mein König ein Bad für mich einlassen."

Phillipe lächelte leicht verträumt und wandte sich von ihr ab.

Sie nutze die Chance und eilte in das Zimmer am andere Ende des Raumes.
Dort fand sie die bereits vorhandenen Eimer mit heißem Wasser, das sie zuvor mit anderen Dienern geholt hatte. Mit der Absicht sich von den nervigen zwei ablenken zu lassen, goss sie nach und nach das Wasser in die Porzelanwanne, die in der Mitte des Raumes stand.

Als sie fertig war wollte sie nur ungern das Badezimmer verlassen, aber ihr Herr brauchte sie nun mal.
Phillipe saß am Bettrand mit dem leeren Weinglas in der Hand und schaute ins Nichts.

Der Chevalier hingegen lag hinter ihm ausgespreizt wie eine Katze.
Unsicher, was sie tun sollte, starrte sie zu Boden und folgte den Linien des roten Teppiches.

,, Wir könnten hier bleiben. ", schlug sein Liebhaber vor.

,, Der Maskenball... ", setzte Phillipe an.

,, Zu dem Ihr nur Eures Bruders wegen geht. Lasst Ihr Euch gerne befehligen?"
Phillipe sagte nichts.

Der Chevalier rührte sich und schlang seine Arme um Phillipe.
,, Wollen wir heute nicht lieber König und Diener zusammen spielen?"

Sie blickte auf und begegnete fluchtartig Phillipe's Blick.
Vielleicht aber hatte sie es sich nur eingebildet.

,, Ich muss am Hofe anwesend sein, sonst schadet es meinen Bruder. Garderobe. "

Damit ließ er sich vom Bett gleiten und ging in Richtung Spiegel, der in der Ecke des Raumes stand. Seine langen Haare glänzten geschmeidig im Licht der Sonne. Sie eilte geschwind mit der Kleidung herbei.

Sein Oberkörper war unbekleidet, weswegen sie seine Narben und Muskeln so genau sehen konnte wie der Chevalier es tat.

Obwohl alle Frauen nur Louis bewunderten, war sie mehr vom geheimnisvollen Phillipe fasziniert. Wie schafft sein Liebhaber nur diese eiskalte Fassade, die er jeden Tag aufsetzt zu durchdringen?

In den Gedanken verloren war sie überrascht, dass sie ihm schon die Spitzenbluse übergezogen hatte. Sie verhalf ihm beim Anziehen seines viktorianischen schwarzen Mantels und der Stiefel, auf die er so großen Wert lag.

Er war um einiges größer als sie, wodurch sie beim Anlegen des Spitzenschals Probleme hatte. Würde sie noch länger brauchen, könnte er wütend werden.
Sie war ihm so nahe, dass sie den Duft von Flieder und Büchern wahrnahm, in dem sich sich gerne verloren hätte.

,, Fort mit Euch, das sieht ja schrecklich aus. Überlasst das mir!", forderte der Chevalier auf und stoß sie unsanft zur Seite, weil er so besessen von seinem Schönling war.

Sie zog sich zurück und betrachtete die beiden im Spiegelbild. Unterdessen spielte sie an ihrer Halskette rum. Schließlich als die beiden aufbrechen wollten, hob Phillipe eine Hand, das für sie hieß, sich anderen Aufgaben zu widmen.

Der Dutf nach frischem Brot und Ziegenkäse stieg in ihr in die Nase, als sie die Küche mit den Eimern betrat.
Da der Chevalier doch kein Bad nahm, hatte sie das ganze kalte Wasser raus schöpfen müssen.

,, Lass mich das abnehmen, Schätzchen. Noel weg vom Käse!", schrie sie erschrocken und schlug seine Finger weg.

,, Verzeiht.", meinte er und schnappte sich den Rest ehe sich Emillia umgedreht hatte.

Sie war eine, kräftige Frau, die wie eine Mutter für die Mägde und Dienern war.
Noel blickte empor und erschrak.

,, Jehanne... Hallo... Schöner Morgen? Wie ist Philippe so?", fragte er zögerlich und blickte sie verängstlich an.

,, Normal. ", entgegnete sie.

,, Wollt Ihr vielleicht -", er stieg über die am Boden liegenden schmutzigen Töpfe hinweg und stolperte. Das Stück Käse, das er in der Hand hatte, flog direkt gegen Jehanne's Stirn.

Er bemerkte das allerdings nicht, raffte sich auf und erstrahlte am ganzen Gesicht.
Sein Lächeln war jedoch unheimlich, tiefgründig und geheimnisvoll. Die Augen waren auf ihre Brust gerichtet, obwohl ihr Kleid keinen Ausschnitt hatte.

,, Wollt Ihr vielleicht mit mir heute Zeit verbringen?", fragte er, während er sich ihr näherte. Noel stank nach Fisch und Schweiß, sodass Jehanne den Kopf neigte und weg sah.

,, Nein, Noel. Heute hat die Dienerschaft genug zu erledigen. ", sagte sie als Ausrede.

,, Was habt Ihr gesagt? Ich kann Euch kaum verstehen beim Radau der Küche!", schrie er und Spucke fiel ihr ins Gesicht.
Ihr wurde unwohl und Angst betäubte ihr ganzen Körper.

,, Nein. ", antwortete sie ihm noch einmal.

,, Jehanne!"
Emillia kam dazwischen mit einem gewaltigen Silbertablet voller Essen.

,, Trag dies bitte doch zu Louis"

Erleichtert über die Rettung nahm sie das Tablett und blieb am Ausgang der Küche ruckartig stehen.

,, Zu Louis?", fragte sie verwirrt.

,, Louis XIV, unseren König. Von welchem Louis sprechen wir sonst? Genieße dein Glück!"

                                 ~
Jehanne nahm das Silbertablett voller Essen entgegen und begab sich auf den Weg zu Louis Gemächern. Dabei durchquerte sie viele Räume und begegnete jeden vorbeikommenden Diener mit einem verschmitzten Lächeln.

Als Sie vor der großen Eingangstür zu Louis Gemach stand, schnappte sie nach Luft und fing an in Panik zu zerfallen. Sie riss sich zusammen klopfte an und vernahm ein "Herein!".

Zwei Diener öffneten die Tür und sie schritt vorsichtig hinein. Das Gemach von Dem König war bei weiten das schönste und prächtigste von allen Gemächern, die sie je zu sehen vermochte. In der Mitte saß König Louis an einem langen Tisch und blickte zu Jehanne.

Der Blick wanderte von Gesicht bis zu den Füßen und dann pendelten sich seine Augen darauf ein ihr in die Augen zu schauen. Ihr durchlief es kalt, aber lief dann zu König Louis und stellte das Tablett vor ihn auf den Tisch.

,, Lassen Sie es sich schmecken Mein König."

Sie machte einen Knicks und schaute ihm tief in die Augen. Er erwiderte den Blick und setzte an:,, Wie heißen Sie? Mir ist noch nie eine so schöne Dienerin, wie sie begegnet."

Überrascht schaute sie ihn an, er vernahm dies wohl und entgegnete:,, Verzeiht, ich wollte euch nicht überrumpeln. Ihr könnt gehen."

,, Ich heiße Jehanne .... Sie sind der König, Sie müssen sich für nichts entschuldigen, ich verzeih, dass ich so lange nicht antwortete. Ich war nur überrascht."

In ihr stieg das Gefühl von Scham hoch. Er hatte doch befohlen, sie solle gehen, warum bewegen sich die Beine dann nur nicht?

Der König lächelte aufrichtig und sagte:,, Bringen sie mir bitte auch das nächste Mahl. Ich möchte sie gerne noch einmal sehen."

Daraufhin drehte Sie sich um und flüchtete schnell zur Tür. Im Rücken spürte sie den Blick von König Louis und sie bemerkte wie ihr Herz einen Aussetzer machte.
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast