Nur ein paar Tage
Kurzbeschreibung
Ein Fall aus Callens Tagen bei der DEA wird nach vielen Jahren plötzlich wieder aktuell. Er reist nach New York und trifft auf die Agentin, mit der er damals schon zusammengearbeitet hat. Monate später treffen sie sich wieder, doch diesmal sind die Vorzeichen ganz anders und sein Team wird wichtiger denn je.
GeschichteDrama, Schmerz/Trost / P16 / Gen
Grisha "G" Callen
Henrietta "Hetty" Lange
OC (Own Character)
Sam Hanna
26.12.2019
12.08.2020
10
9.959
3
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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26.12.2019
1.675
Diese Geschichte ist beim Festplattenaufräumen wieder aufgetaucht, ich dachte, ich sollte sie den Lesern nicht vorenthalten. Sie beginnt in LA und New York, zeitlich etwa zur Mitte der Staffel 7, bevor Sam und Callen nach Russland reisen, um mit Anna Arkady zu befreien.
Callen las die letzte Seite des Sportteils der Morgenzeitung, während seine Kollegen um ihn herum sich kabbelten. Das Thema hatte er nicht mitbekommen, er war von dem Bericht über das Football-Spiel am vergangenen Abend abgelenkt. Er müsste mittlerweile an die äußerst leise Annäherung seiner Chefin gewöhnt sein, trotzdem zuckte er ein wenig zusammen, als vor seinem Schreibtisch ein leises, charakteristisches Räuspern ertönte. Ruhig faltete er die Zeitung zusammen. Die Gespräche seiner Kollegen verstummten.
„Mr. Beale erwartet Sie oben mit einem neuen Fall“, wies sie in die Runde. „Mr. Callen, Sie folgen mir in die Kleiderkammer.“
Er erntete erstaunte Blicke der anderen. „Ein Ausflug?“, fragte er.
„Die Ostküste erwartet Chris Bright.“
„Chris Bright?“, wiederholte er überrascht. „Das ist... zehn Jahre her.“
„Ganz recht. Worauf warten Sie noch?“, fragte seine Chefin den Rest seines Teams, worauf Sam, Kensi und Deeks sich in Bewegung setzten. Callen stand auf und folgte Hetty zur Umkleide. An einer Kleiderstange wartete ein heller Anzug auf ihn.
„Der Stevenson-Fall ist damals mit Stevensons Herzinfarkt gestorben. Chris Bright ist nie wieder in Erscheinung getreten. Warum jetzt?“
„Sein ältester Sohn hat Bright kontaktiert. Offenbar lässt er einige Geschäfte seines Vaters wieder aufleben. Drogenvertrieb für die Finanzierung von Al-Kaida. Sie finden einen Ausdruck der E-Mail in den Unterlagen, die Sie erhalten werden. Chris Bright und seine Frau werden in Kontakt mit Fred Stevenson treten und Informationen sammeln, damit wir ihn gemeinsam mit der DEA aus dem Verkehr ziehen können.“
„Brights Frau? Agent Lance ist mit an Bord?“
„Special Agent Lance ist bereits in New York. Sie arbeitet mittlerweile für den NCIS. Sie bereitet die nötige Ausrüstung vor.“ Callen nahm den Bügel mit dem Anzug und ging wortlos hinter den Vorhang. Erinnerungen an Serena schossen ihm durch den Kopf, als er sich umzog. Der Undercover-Einsatz zehn Jahre zuvor war nach vier Tagen abgebrochen worden, als ihr Ziel einen tödlichen Herzinfarkt erlitten hatte und keine weitere Aktivität mehr feststellbar gewesen war. Serena war zu ihrer DEA-Einheit zurückgekehrt und sie hatten nie wieder miteinander gesprochen. Draußen hörte er Hetty etwas sagen, er bemühte sich, ihr zu folgen. „Ihr Flug geht in neunzig Minuten. Sie werden am Flughafen von einem Fahrer abgeholt, der Sie zu dem Apartment-Haus nach Downtown bringen wird, wo Miss Lance Sie bereits erwartet. Sobald Sie angekommen sind, nehmen Sie Kontakt mit uns auf, dann erfolgt das weitere Briefing. Ihr erster Termin mit Stevenson ist morgen. Noch Fragen, Mr. Callen?“, fragte sie, als er den Vorhang öffnete.
„Darf ich in dem Outfit Business fliegen?“
Statt einer Antwort zog Hetty lediglich eine Augenbraue hoch. Dann wies sie auf eine kleine Reisetasche auf dem Tisch. „Ihr Gepäck. Pass und Ticket sind ebenfalls dort drin. Die ganze Aktion sollte innerhalb weniger Tage abgeschlossen sein. Guten Flug, Mr. Callen.“
Er nahm die Tasche, nickte ihr zu und verließ das Gebäude. Vor der Auffahrt stand Sam, an seinen Wagen gelehnt, die Arme verschränkt. „Kleine Extratour, was?“
„Kannst du mich am Flughafen absetzen?“
„Wo soll die Reise hingehen?“, erkundigte sich sein Partner, während er sich abstieß und um den Wagen ging.
„New York. In ein paar Tagen bin ich wieder da. Halt solange den Laden zusammen, ja?“
„Immer doch.“
Er entschied sich, den gut fünfstündigen Flug für ein Nickerchen zu nutzen, genaue Informationen würde er sowieso erst in New York bekommen, also war es gut, jede Gelegenheit zu nutzen. Hetty hatte ihm, wenn schon nicht Business, zumindest Premium Economy gegönnt, was auch seinem Cover guttat. Die Reisetasche war als Handgepäck durchgegangen, so dass er die Gepäckbänder links liegenließ und direkt den Ausgang ansteuerte. Hinter den Türen erwartete ihn ein Mann im Anzug, der ein Schild mit 'Mr. Bright' hochhielt. „Das bin ich.“
„Wenn Sie mir bitte folgen, Mr. Bright, der Wagen steht direkt am Ausgang.“
Er sah sich aufmerksam um, während sie Richtung Downtown fuhren. Er war lange nicht mehr in New York gewesen und die Stadt veränderte sich schnell.
„So, da wären wir.“ Der Fahrer hatte vor einem Hochhaus in der Franklin Street in Lower Manhattan angehalten. Er stieg aus und hielt ihm die Tür des Mercedes auf. „Angenehmen Aufenthalt, Mr. Bright.“
„Danke.“
Die Tasche in der Hand betrat er das Gebäude. Das Haus war offensichtlich gehobenerer Klasse, die Eingangshalle wurde von einem Concierge-Tresen und einer kleinen Sitzgruppe dominiert.
„Chris Bright“, erklärte er dem Mann hinter dem Empfangstresen.
„Ja, Sir, willkommen. Ihre Frau ist bereits oben. Das hier wurde für Sie abgegeben, ich wollte nicht stören.“ Der Concierge schob einen Polsterumschlag über die Platte. „Die Fahrstühle sind zu Ihrer Rechten.“
„Danke.“
Callen wandte sich ab und öffnete den Umschlag. Ihm entgegen rutschten ein Schlüssel und ein kleiner Zettel mit der Aufschrift '16.02'. Er trat in den Fahrstuhl und drückte den Knopf für die 16.Etage. Wer immer dafür verantwortlich war, aber netterweise ging ihm keine öde Fahrstuhlmusik auf die Nerven, während die Kabine ihn nach oben trug.
Als er die Wohnungstür öffnete, empfingen ihn leise Radiomusik und der Geruch von italienischem Essen. Er schob die Tür zu, stellte die Reisetasche auf dem Sofa ab, legte sein Jackett dazu und folgte dem Geruch. In der Küche stand eine Frau an der Spüle, lange braune Haare zu einem strubbeligen Knoten hochgebunden, die leicht zur Musik aus dem Radio tanzte. Der Tisch war für zwei Personen gedeckt, auf der Anrichte er kannte er zwei Thermoboxen.
„Hallo, Serena.“
Sie wandte sich um und lächelte ihm zu. „Hallo, Callen.“
Verdammt, ihr Lächeln ging ihm durch Mark und Bein. Das würden lange Tage werden. „Es ist lange her, ich weiß. Ich hoffe, du magst immer noch die Nudeln von Papa Luigi. Guten Flug gehabt?“
„Mhm. Seit wann bist du hier?“
„Gestern Abend.“ Sie sah auf die Uhr. „Wir haben eine halbe Stunde, bevor Miss Lange unseren Anruf erwartet.“
Callen ging an die Anrichte und öffnete die Thermoboxen. Den Inhalt der Aluschalen darin füllte er in die bereitstehenden Teller, dann stellte er sie auf den Esstisch und nahm Platz.
Sie aßen schweigend. Schließlich legte er das Besteck weg. „Danke für das Essen. Seit wann bist du beim NCIS?“
„Direkt wie immer. Sechseinhalb Jahre. Das Angebot war besser, als es um eine Verlängerung meines Vertrags ging. Und du?“
„So etwas ähnliches. Hetty sagte, du hättest Ausrüstung und Unterlagen hier.“
„Der Kleiderschrank ist gefüllt, mit Klamotten und Spielzeug. Fred Stevenson erwartet uns um zehn. Er möchte unsere Kontakte in der Finanzbranche nutzen, um seine Drogengelder zu waschen, mit denen am Ende Al-Kaida finanziert wird. Der Mann konsumiert auch, was er vertickt, und er ist ein Weiberheld.“ Er kommentierte ihre Zusammenfassung nicht. Während des Essens hatte sie die Gelegenheit genutzt, ihn sich etwas genauer anzusehen. G. Callen war sportlich durchtrainiert wie eh und je, auch wenn er älter und reifer aussah als bei ihrer letzten Begegnung. Das Agentenleben war auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Im Wohnzimmer klingelte es leise. „Das muss Miss Lange auf der sicheren Leitung sein. Um das Geschirr kümmern wir uns später.“
Fast eine Stunde dauerte die Internetkonferenz mit Los Angeles, Henrietta Lange und ihr Team versorgten sie mit allen Informationen, die sie zu ihrem Ziel hatten. Am Ende des Gesprächs wünschte sie ihnen viel Glück, dann brach die Verbindung ab. Ohne, dass sie darum gebeten hätte, ging Callen in die Küche, sie hörte Geschirrklappern, als er die Teller in die Spülmaschine räumte. Als er wiederkam, hatte er eine Bierflasche und ein Glas Weißwein in der Hand, das er vor ihr abstellte.
„Damit wäre eigentlich alles für morgen vorbereitet. Hast du was zu lesen dabei, oder sollen wir sehen, wie grottenschlecht das Fernsehprogramm heute ist?“
„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bevorzuge nach wie vor Bücher. Falls du dich noch sportlich betätigen willst, im 20.Stock ist ein Fitnessraum, den alle Bewohner nutzen können. Oder hast du mittlerweile herausgefunden, dass Schlafen doch nicht nur verschwendete Zeit ist?“
Sie frotzelten sich noch eine Weile, dann ging Callen trainieren und sie machte es sich mit einem Roman auf dem Sofa gemütlich. Als er schließlich aus der Dusche kam, lag sie schon im Schlafanzug im Bett.
„Der Wecker steht auf sechs Uhr.“
„Okay.“
„Nicht, dass du ihn brauchen würdest.“
Er hatte Shorts und ein T-Shirt angezogen und schlüpfte nun neben ihr ins Bett. Sie sollten ein Ehepaar spielen, also würden sie genau das tun.
Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, war das Bett neben ihr wie erwartet leer. Es klopfte leise an der Tür, dann kam Callen herein, eine Kaffeetasse in der Hand. „Morgen. Eric hat eine Mail geschickt. Stevenson hat unsere Website und unsere Lebensläufe gefilzt. Alles hat standgehalten. Er hat die Kameras rund um das Gebäude gecheckt, es sieht nicht so aus, als würden wir überwacht.“
„Morgen. Danke für den Kaffee. Und die Zusammenfassung.“
„Keine Ursache. Frühstück steht in der Küche. Der Fahrer kommt um halb zehn, du kannst dich in Ruhe fertig machen. Wir werden uns nicht verkabeln, das Risiko ist zu groß. Die Leute von der DEA haben zwei Wanzen in Stevensons Büro angebracht.“
„Warum warten sie dann nicht einfach, bis er sich selbst verrät?“
„Du weißt doch, wie das ist...“
„Mhm.“
Er stellte den Kaffee auf den Nachttisch und verließ das Zimmer.
Sie konnte seinen Blick nicht deuten, als sie eine halbe Stunde später in die Küche kam. Serena hatte ein Kostüm angezogen, die Bluse leger geknöpft, der Rock war eng und gerade noch angemessen lang. Die Schuhe hatte sie in der Hand, mit den High-Heels würde sie sich nicht länger als unbedingt nötig quälen. Kurzerhand band sie sich ein Geschirrtuch um, um sich beim Frühstücken nicht zu bekleckern. Sie aß alleine, Callen war sich umziehen gegangen. Kurz vor halb zehn verließen sie die Wohnung. Ihr entging nicht, dass er sie erneut mit diesem Blick maß. Dann war sein Gesicht wieder ausdruckslos. Der Fahrer brachte sie zu einem Bürokomplex nahe Ground Zero.
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Callen las die letzte Seite des Sportteils der Morgenzeitung, während seine Kollegen um ihn herum sich kabbelten. Das Thema hatte er nicht mitbekommen, er war von dem Bericht über das Football-Spiel am vergangenen Abend abgelenkt. Er müsste mittlerweile an die äußerst leise Annäherung seiner Chefin gewöhnt sein, trotzdem zuckte er ein wenig zusammen, als vor seinem Schreibtisch ein leises, charakteristisches Räuspern ertönte. Ruhig faltete er die Zeitung zusammen. Die Gespräche seiner Kollegen verstummten.
„Mr. Beale erwartet Sie oben mit einem neuen Fall“, wies sie in die Runde. „Mr. Callen, Sie folgen mir in die Kleiderkammer.“
Er erntete erstaunte Blicke der anderen. „Ein Ausflug?“, fragte er.
„Die Ostküste erwartet Chris Bright.“
„Chris Bright?“, wiederholte er überrascht. „Das ist... zehn Jahre her.“
„Ganz recht. Worauf warten Sie noch?“, fragte seine Chefin den Rest seines Teams, worauf Sam, Kensi und Deeks sich in Bewegung setzten. Callen stand auf und folgte Hetty zur Umkleide. An einer Kleiderstange wartete ein heller Anzug auf ihn.
„Der Stevenson-Fall ist damals mit Stevensons Herzinfarkt gestorben. Chris Bright ist nie wieder in Erscheinung getreten. Warum jetzt?“
„Sein ältester Sohn hat Bright kontaktiert. Offenbar lässt er einige Geschäfte seines Vaters wieder aufleben. Drogenvertrieb für die Finanzierung von Al-Kaida. Sie finden einen Ausdruck der E-Mail in den Unterlagen, die Sie erhalten werden. Chris Bright und seine Frau werden in Kontakt mit Fred Stevenson treten und Informationen sammeln, damit wir ihn gemeinsam mit der DEA aus dem Verkehr ziehen können.“
„Brights Frau? Agent Lance ist mit an Bord?“
„Special Agent Lance ist bereits in New York. Sie arbeitet mittlerweile für den NCIS. Sie bereitet die nötige Ausrüstung vor.“ Callen nahm den Bügel mit dem Anzug und ging wortlos hinter den Vorhang. Erinnerungen an Serena schossen ihm durch den Kopf, als er sich umzog. Der Undercover-Einsatz zehn Jahre zuvor war nach vier Tagen abgebrochen worden, als ihr Ziel einen tödlichen Herzinfarkt erlitten hatte und keine weitere Aktivität mehr feststellbar gewesen war. Serena war zu ihrer DEA-Einheit zurückgekehrt und sie hatten nie wieder miteinander gesprochen. Draußen hörte er Hetty etwas sagen, er bemühte sich, ihr zu folgen. „Ihr Flug geht in neunzig Minuten. Sie werden am Flughafen von einem Fahrer abgeholt, der Sie zu dem Apartment-Haus nach Downtown bringen wird, wo Miss Lance Sie bereits erwartet. Sobald Sie angekommen sind, nehmen Sie Kontakt mit uns auf, dann erfolgt das weitere Briefing. Ihr erster Termin mit Stevenson ist morgen. Noch Fragen, Mr. Callen?“, fragte sie, als er den Vorhang öffnete.
„Darf ich in dem Outfit Business fliegen?“
Statt einer Antwort zog Hetty lediglich eine Augenbraue hoch. Dann wies sie auf eine kleine Reisetasche auf dem Tisch. „Ihr Gepäck. Pass und Ticket sind ebenfalls dort drin. Die ganze Aktion sollte innerhalb weniger Tage abgeschlossen sein. Guten Flug, Mr. Callen.“
Er nahm die Tasche, nickte ihr zu und verließ das Gebäude. Vor der Auffahrt stand Sam, an seinen Wagen gelehnt, die Arme verschränkt. „Kleine Extratour, was?“
„Kannst du mich am Flughafen absetzen?“
„Wo soll die Reise hingehen?“, erkundigte sich sein Partner, während er sich abstieß und um den Wagen ging.
„New York. In ein paar Tagen bin ich wieder da. Halt solange den Laden zusammen, ja?“
„Immer doch.“
Er entschied sich, den gut fünfstündigen Flug für ein Nickerchen zu nutzen, genaue Informationen würde er sowieso erst in New York bekommen, also war es gut, jede Gelegenheit zu nutzen. Hetty hatte ihm, wenn schon nicht Business, zumindest Premium Economy gegönnt, was auch seinem Cover guttat. Die Reisetasche war als Handgepäck durchgegangen, so dass er die Gepäckbänder links liegenließ und direkt den Ausgang ansteuerte. Hinter den Türen erwartete ihn ein Mann im Anzug, der ein Schild mit 'Mr. Bright' hochhielt. „Das bin ich.“
„Wenn Sie mir bitte folgen, Mr. Bright, der Wagen steht direkt am Ausgang.“
Er sah sich aufmerksam um, während sie Richtung Downtown fuhren. Er war lange nicht mehr in New York gewesen und die Stadt veränderte sich schnell.
„So, da wären wir.“ Der Fahrer hatte vor einem Hochhaus in der Franklin Street in Lower Manhattan angehalten. Er stieg aus und hielt ihm die Tür des Mercedes auf. „Angenehmen Aufenthalt, Mr. Bright.“
„Danke.“
Die Tasche in der Hand betrat er das Gebäude. Das Haus war offensichtlich gehobenerer Klasse, die Eingangshalle wurde von einem Concierge-Tresen und einer kleinen Sitzgruppe dominiert.
„Chris Bright“, erklärte er dem Mann hinter dem Empfangstresen.
„Ja, Sir, willkommen. Ihre Frau ist bereits oben. Das hier wurde für Sie abgegeben, ich wollte nicht stören.“ Der Concierge schob einen Polsterumschlag über die Platte. „Die Fahrstühle sind zu Ihrer Rechten.“
„Danke.“
Callen wandte sich ab und öffnete den Umschlag. Ihm entgegen rutschten ein Schlüssel und ein kleiner Zettel mit der Aufschrift '16.02'. Er trat in den Fahrstuhl und drückte den Knopf für die 16.Etage. Wer immer dafür verantwortlich war, aber netterweise ging ihm keine öde Fahrstuhlmusik auf die Nerven, während die Kabine ihn nach oben trug.
Als er die Wohnungstür öffnete, empfingen ihn leise Radiomusik und der Geruch von italienischem Essen. Er schob die Tür zu, stellte die Reisetasche auf dem Sofa ab, legte sein Jackett dazu und folgte dem Geruch. In der Küche stand eine Frau an der Spüle, lange braune Haare zu einem strubbeligen Knoten hochgebunden, die leicht zur Musik aus dem Radio tanzte. Der Tisch war für zwei Personen gedeckt, auf der Anrichte er kannte er zwei Thermoboxen.
„Hallo, Serena.“
Sie wandte sich um und lächelte ihm zu. „Hallo, Callen.“
Verdammt, ihr Lächeln ging ihm durch Mark und Bein. Das würden lange Tage werden. „Es ist lange her, ich weiß. Ich hoffe, du magst immer noch die Nudeln von Papa Luigi. Guten Flug gehabt?“
„Mhm. Seit wann bist du hier?“
„Gestern Abend.“ Sie sah auf die Uhr. „Wir haben eine halbe Stunde, bevor Miss Lange unseren Anruf erwartet.“
Callen ging an die Anrichte und öffnete die Thermoboxen. Den Inhalt der Aluschalen darin füllte er in die bereitstehenden Teller, dann stellte er sie auf den Esstisch und nahm Platz.
Sie aßen schweigend. Schließlich legte er das Besteck weg. „Danke für das Essen. Seit wann bist du beim NCIS?“
„Direkt wie immer. Sechseinhalb Jahre. Das Angebot war besser, als es um eine Verlängerung meines Vertrags ging. Und du?“
„So etwas ähnliches. Hetty sagte, du hättest Ausrüstung und Unterlagen hier.“
„Der Kleiderschrank ist gefüllt, mit Klamotten und Spielzeug. Fred Stevenson erwartet uns um zehn. Er möchte unsere Kontakte in der Finanzbranche nutzen, um seine Drogengelder zu waschen, mit denen am Ende Al-Kaida finanziert wird. Der Mann konsumiert auch, was er vertickt, und er ist ein Weiberheld.“ Er kommentierte ihre Zusammenfassung nicht. Während des Essens hatte sie die Gelegenheit genutzt, ihn sich etwas genauer anzusehen. G. Callen war sportlich durchtrainiert wie eh und je, auch wenn er älter und reifer aussah als bei ihrer letzten Begegnung. Das Agentenleben war auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Im Wohnzimmer klingelte es leise. „Das muss Miss Lange auf der sicheren Leitung sein. Um das Geschirr kümmern wir uns später.“
Fast eine Stunde dauerte die Internetkonferenz mit Los Angeles, Henrietta Lange und ihr Team versorgten sie mit allen Informationen, die sie zu ihrem Ziel hatten. Am Ende des Gesprächs wünschte sie ihnen viel Glück, dann brach die Verbindung ab. Ohne, dass sie darum gebeten hätte, ging Callen in die Küche, sie hörte Geschirrklappern, als er die Teller in die Spülmaschine räumte. Als er wiederkam, hatte er eine Bierflasche und ein Glas Weißwein in der Hand, das er vor ihr abstellte.
„Damit wäre eigentlich alles für morgen vorbereitet. Hast du was zu lesen dabei, oder sollen wir sehen, wie grottenschlecht das Fernsehprogramm heute ist?“
„Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bevorzuge nach wie vor Bücher. Falls du dich noch sportlich betätigen willst, im 20.Stock ist ein Fitnessraum, den alle Bewohner nutzen können. Oder hast du mittlerweile herausgefunden, dass Schlafen doch nicht nur verschwendete Zeit ist?“
Sie frotzelten sich noch eine Weile, dann ging Callen trainieren und sie machte es sich mit einem Roman auf dem Sofa gemütlich. Als er schließlich aus der Dusche kam, lag sie schon im Schlafanzug im Bett.
„Der Wecker steht auf sechs Uhr.“
„Okay.“
„Nicht, dass du ihn brauchen würdest.“
Er hatte Shorts und ein T-Shirt angezogen und schlüpfte nun neben ihr ins Bett. Sie sollten ein Ehepaar spielen, also würden sie genau das tun.
Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, war das Bett neben ihr wie erwartet leer. Es klopfte leise an der Tür, dann kam Callen herein, eine Kaffeetasse in der Hand. „Morgen. Eric hat eine Mail geschickt. Stevenson hat unsere Website und unsere Lebensläufe gefilzt. Alles hat standgehalten. Er hat die Kameras rund um das Gebäude gecheckt, es sieht nicht so aus, als würden wir überwacht.“
„Morgen. Danke für den Kaffee. Und die Zusammenfassung.“
„Keine Ursache. Frühstück steht in der Küche. Der Fahrer kommt um halb zehn, du kannst dich in Ruhe fertig machen. Wir werden uns nicht verkabeln, das Risiko ist zu groß. Die Leute von der DEA haben zwei Wanzen in Stevensons Büro angebracht.“
„Warum warten sie dann nicht einfach, bis er sich selbst verrät?“
„Du weißt doch, wie das ist...“
„Mhm.“
Er stellte den Kaffee auf den Nachttisch und verließ das Zimmer.
Sie konnte seinen Blick nicht deuten, als sie eine halbe Stunde später in die Küche kam. Serena hatte ein Kostüm angezogen, die Bluse leger geknöpft, der Rock war eng und gerade noch angemessen lang. Die Schuhe hatte sie in der Hand, mit den High-Heels würde sie sich nicht länger als unbedingt nötig quälen. Kurzerhand band sie sich ein Geschirrtuch um, um sich beim Frühstücken nicht zu bekleckern. Sie aß alleine, Callen war sich umziehen gegangen. Kurz vor halb zehn verließen sie die Wohnung. Ihr entging nicht, dass er sie erneut mit diesem Blick maß. Dann war sein Gesicht wieder ausdruckslos. Der Fahrer brachte sie zu einem Bürokomplex nahe Ground Zero.