Doc zur Stelle
von tvfanever11
Kurzbeschreibung
Die WM ist vorbei und ausgerechnet bei Finalspiel gegen die USA musste ich mich verletzen. Das bedeutet Reha, Aufbautraining, Schweiß und viel Geduld. Gut wenn man eine süße Ärztin an seiner Seite hat, die aber auch mit einer dunklen Geschichte nach Wolfsburg kommt. Das denkt sich Svenja wenn sie ihr neues Abenteuer in Wolfsburg startet. Natürlich wird es viele Stolpersteine geben, die das Leben nicht leichter macht. Svenja/ ??
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P16 / FemSlash
Die deutsche Nationalmannschaft
OC (Own Character)
VFL Wolfsburg
19.11.2019
15.03.2020
16
55.937
18
Alle Kapitel
20 Reviews
20 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
1 Review
07.12.2019
4.628
Hallo an alle. Es geht endlich weiter. Habt einen schönen 2. Advent.
LG Franzi
Kapitel 4
Anna
Anstatt der Schwester kam eine andere Ärztin herein. „Dr. Sander.“ „Ich geleite dich nach unten. Emma schien gerade etwas aufgebracht.“ Sie grinste uns alle an. „Die kann ruhig weg bleiben.“ „Was hat sie gesagt, denn egal was, es wird nicht stimmen.“ „Sie und Franzi wären zusammen.“ Jetzt musste sie aufladen. „Vielleicht in Emma ihren Träumen.“ „Sie meinte sie wäre der Grund, warum Franzi vorgestern zu spät kam.“ „Das glaube ich weniger, aber zusammen sind beide nicht.“ „Das ist gut.“ Feli half Svenja in den Rollstuhl. „Solltet ihr nicht zum Training.“ Mein Blick ging zur Uhr. „Mist, stimmt. Komm Feli.“ „Ok, wir sehe uns. Ich kann dich auch gerne morgen Abholen.“ „Danke dir.“ Svenja umarmte uns kurz und wir traten aus dem Behandlungszimmer. „Ist hier eigentlich immer soviel los.“ „Meistens. Jeden Tag eine neue Überraschung.“ Im Fahrstuhl trennten sich unsere Wege und wir fuhren zum Trainingsplatz.
Franzi
Nach dem anstrengenden Training saß ich im Büro und arbeitete einige Sachen durch, als es an meiner Tür klopfte. „Ja?“ „Darf ich.“ Ariane trat ein. „Ja, klar. Ich bin nur gerade noch an einigen Sachen für das Trainingslager dran.“ „Ah, darf ich sie sehen.“ „Ist eben nur noch nicht so sicher.“ Sie lehnte sich seitlich über mich und sah sich alles an. „Das sieht doch super aus.“ „Mhm.“ Ich rutschte etwas weg und stand auf. „Die Mädels waren gut heute.“ Ich hob meine Tasche auf die Behandlungsliege und füllte sie neu auf. „Stimmt, auch wenn dich immer noch keiner eingeholt hat. Wir sollten unbedingt mal zusammen trainieren.“ „Warum nicht.“ Ich lehnte mich an die Liege und sah sie an. „Lust noch etwas essen zugehen.“ „Normalerweise gerne, aber heute kann ich leider nicht.“ „Oh schade“ Etwas enttäuscht sah sie nach unten. „Kann ich dich etwas fragen, du bist ja schon eine Weile im Verein.“ „Was denn?“ Neugierig sah sie mich an. „Wie ist das hier in der Vereinspolitik mit Spielern und Trainern.“ „Meinst du Beziehungen. Irgendwen im Blick.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber nur mal so oder Spieler mit Spieler. Bei der Nationalmannschaft der USA gab es da keine bestimmten Regeln.“ „Also offiziell ist es eigentlich nicht gerne gesehen wenn Trainer, Physiotherapeuten oder Ärzte etwas mit Spielern haben, aber es ist nicht verboten. Solange man seine Leistungen im Verein nicht schmälert.“ Verstehend nickte ich. „Gut zu wissen. Nicht dass ich eine Beziehung suche, damit habe ich vor langer Zeit abgeschlossen, aber mal interessant zu wissen.“ „Warum willst du keine Beziehungen mehr.“ Ich sah seufzend nach unten. „Das ist kompliziert.“ Ari setzte sich in meinen Stuhl. „Dann erzählen sie mal, Frau Doktor.“ Lachend setzte ich mich auf die Liege. „Was du nicht weißt, aber ich war mal verlobt.“ „Oh.“ Überrascht sah sie mich an. „Ja, Nicole und ich haben uns beim Studium kennengelernt in Harvard. Sie kam auch aus Deutschland, genau gesagt aus Erfurt, am Anfang könnten wir uns eigentlich überhaupt nicht leiden. Wir wollten beide Klassenbeste werden und erst ein gemeinsames Projekt hat uns näher kommen lassen. Sie liebte Fußball, ich dagegen war eigentlich mehr für den Handball, aber durch sie würde ich eigentlich erst so richtig Fußballfan. Nach dem Studium reisten wir drei Jahre und ich machte ihr den Heiratsantrag in London auf den London Eye. Sie liebte London, aber ich wollte nach Deutschland zurück. Nach langem hin und her zogen wir nach München.“ „Was ist passiert?“ Traurig schaukelte ich mit den Beinen nach vorne und hinten. „Sie war mit Lilly, ihrer Schwester, in Berlin um ein Brautkleid zu kaufen. Auf den Weg nachhause übersah ein LKW eine rote Ampel und raste direkt in das Auto. Beide waren sofort Tod. Als ich wenige Stunden später eintraf war sie weg und ich alleine.“ „Oh, nein.“ „Ja, seit dem habe ich mir geschworen, nie wieder eine Person so nah an mich heran zu lassen.“ Ari stand auf und setzte sich neben mich. „Das ist schrecklich, aber denkst du nicht Nicole hätte gewollt, dass du für immer alleine bleiben sollst.“ „Ich denke sie würde meine Entscheidung verstehen.“ Nickend legte sie einen Arm um mich. „Ok, ich kann dich voll und ganz verstehen. So etwas ist wirklich schwer, aber ohne Liebe zu leben ist auch kein Leben.“ „Nur wie könnte ich jemand neuen lieben, wenn mein Herz schon besetzt ist.“ „In deinem Herzen ist Platz für mehr als nur eine Person, du musst nur nach dieser suchen.“ „Danke, Ari.“ Sie nickte lächelnd und strich mir über die Schulter. „Und jetzt komm, es ist spät und es ist keine Uhrzeit mehr, hier noch länger zu bleiben.“ Lachend zog sie mich hoch und ich suchte meine Sachen zusammen und verließ mit ihr das Trainingszentrum.
Am nächsten Morgen sah ich mir gerade die Bilder von Svenja an, als mein Vater in mein Büro kam. „Morgen, Dr. Lindberg.“ „Morgen.“ Ich sah nicht auf, sondern hielt mein Blick auf die Bilder. „Wir müssen über das hier reden.“ Er hielt meine Kündigung in der Hand. „Was gibt es da zu reden.“ „Du weißt ganz genau, dass du nur beim VfL Teamarzt sein darfst, wenn du bei einem Krankenhaus arbeitest, wo du die Spieler behandeln kannst.“ „Ich weiß, deswegen Wechsel ich ins Friedrich Ebert Krankenhaus. Dr. Fink war sehr glücklich über meine Anfrage.“ Mein Vater sah mich wütend an. „Du kannst nicht zu Andreas gehen, er ist der Feind.“ „Ist er nicht. Er ist ebenfalls ein Kollege, wie du oder jeder andere Arzt.“ „Was willst du?“ Ich rollte etwas von meinem Schreibtisch weg und hob eine Augenbraue. „Was bietest du mir den an.“ Er knurrte und innerlich musste ich gerade lachen. Wusste ich, dass mein Vater es sich nicht leisten kann, mich hier zu verlieren. „Das ist Erpressung.“ „Nein, dass nennt man Verhandlung.“ „Ok, du bekommst den Chefposten der Orthopädie und etwas mehr Geld.“ „Das reicht mir nicht.“ „Ist das so, was möchtest du denn noch.“ „Das du mein Leben in Ruhe lässt. Keine Enterbung, keine Vorwürfe über meine Sexualität, keine Partnerwahlen mehr. Du lässt mich mein Leben leben, wie ich das möchte und respektierst meine Meinung.“ „Noch etwas.“ Innerlich brodelte ich gerade, aber äußerlich zeigte ich es nicht meinen Vater. „Das beinhaltet auch meine Datewahl zu deiner Hochzeit und dem Ball.“ Er knirschte etwas mit den Zähnen nickte aber. „Gut, dann kannst du die Kündigung zerreißen.“ Er nickte und verließ Griesgrämig mein Büro. „Gutes Gespräch.“ Ich nickte und lehnte mich grinsend zurück. Kopfschüttelnd stand ich auf und lief mit den Bildern rüber in Svenja ihr Zimmer. „Guten Morgen, Frau Huth.“ Lächelnd sah ich zum Bett vor mir, aber dieses war leer. Ein autsch, war aus dem Bad zu hören und ich ging sofort hinein. Dabei fiel mir eine halbnackte Svenja in die Arme. „Oh, Wow. Dir auch einen guten Morgen.“ „Franzi.“ Erschrocken sah Svenja auf und ich lächelte nur. Meine Arme Schlangen sich noch etwas mehr um Sie und ich stelle sie wieder auf, dabei lehnte ihre Brust an meiner. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber als ich ins Zimmer kam, hab ich dein Fluchen gehört.“ Ich sah ihr in die Augen und musste kurz Stocken. Waren die schon immer so blau. Meine Hand strich über ihren Rücken und erzeugten eine Gänsehaut. „Ich wollte nur meine Hose anziehen und hab dabei das Gleichgewicht verloren. Danke fürs auffangen.“ „Immer.“ Ich wusste nicht, was mit mir los war, aber mein Herz beschleunigte gerade und es wird mir ganz heiß. Keine Ahnung wie lange wir hier standen, aber sie konnte sich zuerst lösen. „Ähm, gibst du mir eine Minute.“ Erst jetzt kam ich wieder aus meiner Nebellandschaft. „Oh, natürlich.“ Schnell trat ich aus dem Badezimmer und lehnte mich an die Wand dahinter. Ich legte meine Hand auf mein Herz und spürte das rasen. „Was war das?“ Immer noch geflasht schüttelte ich den Kopf und trat ich zu Svenja ihrer Akte und gab die neusten Ergebnisse ein. Dabei wanderten meine Gedanken zu Svenja ihren Körper und wie gut es sich angefühlt hat, sie in den Armen zu haben. „Ok, jetzt bin ich bereit.“ „Mhm.“ Ich sah auf und nickte dann. „Gut, ich wollte dir nur deine Bilder zeigen. Alles sieht sehr gut aus und ich kann dich mit bestem Gewissen entlassen.“ „Das ist gut.“ Svenja nickte und setzte sich aufs Bett. „War sonst gestern alles gut.“ „Ja.“ An Svenja ihrem Ton erkannte ich, dass sie nicht ganz die Wahrheit sagte. „Was war?“ „Nichts.“ Sie sah nach unten und ich setzte mich neben sie aufs Bett. „Ich glaube dir nicht.“ Sie sah zögerlich auf. „Emma meinte, du und sie habt die Nacht zusammenverbracht und das wäre der Grund, warum du verschlafen hast.“ „Warte sie hat was.“ Wütend stand ich auf und drehte mich zu ihr um. „Na warte.“ Ich wollte schon gehen. „Warte, stimmt es.“ Traurig sah Svenja mich an und ich seufzte, was sie nicken ließ. „Ich verstehe.“ „Weißt du noch als ich bei dir war. Dieser dumme Notfall. Das war Emma. Sie lockte mich in ein leeres Behandlungszimmer.“ „Du musst es mir nicht sagen.“ „Eigentlich nicht, aber irgendwie schon. Nach unserem Sommerfest hat Mel mich so betrunken gemacht, dass ich mit Emma geschlafen hat, seid dem will sie mehr und ich war an dem Abend so frustriert von meinem Vater, da er mir diese Hochzeit vorgehalten hat, dass ich mich darauf eingelassen habe. Wir waren uns aber einig das es eine einmalige Sache war, ich will nichts von ihr und das weiß sie.“ „Sie meinte ihr seid zusammen.“ Jetzt lachte ich auf. „Niemals. Emma ist gerade mal 20, also viel zu jung für mich und außerdem ist sie nicht mein Typ.“ In dem Moment kam ausgerechnet sie herein. „Oh, hallo. Dr. Lindberg ich…“ „Wie kannst du? Läufst du jetzt im Krankenhaus herum und streust Gerüchte über uns. Zwischen uns gibt es nichts und das weißt du auch.“ Wütend lief ich auf sie zu und drängte sie so gegen die Tür. „Ist ok. Entschuldige.“ Leicht verängstigt sah sie mich an. „Du wechselst die Station mit sofortiger Wirkung.“ „Das kannst du nicht. Nur der Chef der Station kann das.“ Jetzt grinste ich sie an. „Weißt du gerade war mein Vater in meinem Büro und hat mich dazu ernannt.“ Ihr klappte der Mund auf und sie nickte geschlagen. „Gut, ich werde mit Dr. Bennet sprechen.“ Sie ging geschlagen und ich strich mir durchs Haar. „Ok, dass war hart.“ „Nein, das war nötig. Gerade jetzt als Chef der Station kann ich mir solche Gerüchte nicht leisten.“ „Wie kommt es?“ Ich zuckte die Schultern. „Ich hatte ihn meine Kündigung auf den Tisch gelegt und etwas gepokert. Der Deal ist, ich bin Chef der Station und er hält sich aus meinem Leben raus, also keine Vorwürfe über meine Partnerwahl oder sonstige Entscheidungen.“ „Das war schlau.“ „Eigentlich wollte ich wirklich weg, aber eine Klausel im Vertrag des VfL ist dass ich in einem Krankenhaus hier in Wolfsburg angestellt sein muss, wegen der Behandlung.“ „Klingt logisch und Wolfsburg hat nur das Krankenhaus hier.“ „Nicht ganz, es gibt noch ein ganz kleines, aber der Chefarzt ist der Erzfeind meines Vaters.“ „Ich verstehe.“ „Ok, auf jedenfall schreibe ich dir deine Entlassungspapiere und du darfst in etwa einer Stunde gehen. Training ist heute 16:30 Uhr wenn auch die anderen Training haben. Wir werden dann oben in den Fitnessraum gehen. Ralf hat dem schon zugestimmt. Während noch nicht alle Spieler da sind, reichten wenn Ari und Britta unten mit helfen.“ „Dann kann ich ja mit Anna fahren.“ Ich nickte und sah auf mein Telefon, was gerade vibrierte. Mel. „Müssen Reden. Dein Büro.“ Ich schickte einen Daumen nach oben. „Gut, ich muss weiter. Wir sehen uns.“ „Bis später.“ Ich lächelte sie an und lief dann zuerst vor die Tür, bevor ich schnell raustrat. Svenja musste derweil etwas Lachen. Mist, dass war peinlich. Über mich ärgern lief ich in mein Büro und erschrak etwas, da Mel schon in meinem Stuhl saß. „Du hast mich erschreckt.“ „Chef der Station.“ Sie schaute mich wütend an. „Die Idee meines Vaters, nach meinem Kündigungsschreiben.“ „Nichts gegen dich, aber sollte das nicht jemand sein, der nicht auf mehreren Hochzeiten tanzt.“ „Du wolltest die Stelle.“ „Natürlich wollte ich die Stelle und du weißt das.“ Sie verschränkte ihre Arme und sah mich an. „Und als erstes schmeißt du Emma von der Station.“ „Emma, weiß warum sie gehen muss. Ich kündige sie ja nicht, sondern versetze sie zu Dr. Bennet. Sie liebt die Kinderstation eh mehr, als hier zu sein.“ „Trotzdem. Was war jetzt schon wieder.“ „Ihre Art, Gerüchte über sie und mich herauszutragen musste aufhören.“ „Also hast du mit ihr erneut geschlafen.“ „Ja, na und? Ich war frustriert von meinem Vater und sie hat versucht mich zu verführen. Hinterher gesehen würde ich es zurücknehmen.“ Mel schüttelte den Kopf. „Was hast du noch alles durchgeboxt.“ „Er hält sich aus meinem Leben komplett raus.“ „Du weißt selbst, dass er das nicht macht. Warum hast du die Kündigung nicht einfach durchgezogen.“ „Wirklich jetzt.“ Wütend sah ich sie an. „Ja, dir ist das Krankenhaus doch total egal. Du bist ein Wandergeist.“ „Wirklich na wenn du so über mich denkst, dann weiß ich ja Bescheid.“ Ich verließ mein Büro und lief in Richtung Büro meines Vaters. „Was willst du?“ Er kam gerade von der anderen Seite mir entgegen. „Ich muss mit dir reden.“ „Gut, ich auch mit dir. Du bist noch keine zwei Stunden Chef und schon schmeißt du jemanden aus deiner Station.“ „Ich hatte triftige Gründe dafür, aber um den Stationswechsel geht es nicht.“ „Um was dann.“ „Gib Dr. Sander die Stationsleitung.“ „Warum das.“ „Weil ich das Amt zwar möchte, aber mit meiner Arbeit beim VfL kann ich diese Position nicht voll ausüben.“ „Ach wirklich.“ Er grinste mich hämisch an. „Du hast es eh noch nicht offiziell verkündet, also bitte.“ „Du weißt dann sind alle Forderungen nichtig, die du getroffen hast.“ Ich zuckte die Schultern. „Als ob du dich daran gehalten hättest.“ Damit verließ ich sein Büro und ging nach unten in die Notaufnahme. Nach einigen Patienten später, hatte ich mich auch soweit wieder runtergefahren, dass ich zu Herrn Grunwald ins Zimmer trat. „Dr. Lindberg, wie geht es heute?“ „Etwas hektisch, was macht das Bein.“ „Es schmerzt schon weniger. Machen wir jetzt unsere Therapie.“ „Wenn Sie möchten. Sonst hätte ich einen Ausflug in den Garten vorgeschlagen.“ „Gute Idee. Erst der Ausflug, dann die Therapie.“ Lächelnd half ich dem älteren Mann in seinen
Rollstuhl. „Dann schleichen wir uns mal raus.“ An der Tür angekommen sahen wir beide erst nach links und dann nach rechts, bevor er winkte. „Freie Bahn.“ Leise lachend fuhr ich ihn zum Fahrstuhl. Einmal im Garten angekommen, fuhr ich langsam mit ihm eine Runde im Garten. „So, was liegt dir auf dem Herzen.“ „Vor ihnen kann man aber auch nichts verstecken.“ „Ach Kindchen, wenn du meine Frau kennengelernt hättest. Sie konnte das einem immer schon an der Nasenspitze ansehen. Mit den Jahren färbt das ab.“ „Ja, schade sie reden immer so liebevoll von ihr. Es wäre eine Ehre gewesen sie zu treffen.“ Lächelnd hielt ich an unserer Bank und setzte mich. „Wieder dein Vater.“ „Auch.“ Ich erzählte ihn von meinem Deal und dann meinem Streit mit Mel und wie ich den Deal abgeblasen habe. Danach war er für einige Minuten ruhig. „Ich finde ja, was dein Vater macht ist idiotisch und selbstsüchtig. Was Dr. Sander aber angeht ist es unfair dich so zu drängen den Posten abzugeben. Natürlich hast du durch deine Position beim VfL einen schweren Stand, aber es wäre durchaus möglich gewesen und als Freundin hätte sie dich unterstützen sollen. Nichts desto trotz hast du dein Amt freiwillig wieder abgegeben und damit auch deine andere Forderung über den Haufen werfen lassen.“ „Er hätte sich eh nicht daran gehalten.“ „Wahrscheinlich, aber mit deiner Kapitulation hast du ihm natürlich gezeigt dass er es mit dir machen kann. Franzi er kann dir dein Leben nicht immer verbauen.“ „Ich weiß, aber solange ich in keiner Beziehung bin, kann er es auch nicht.“ „Aha, endlich gibt du es zu.“ „Was?“ Er sah mich ernst an. „Er ist der Grund warum du nach Nicole keine Beziehung mehr hattest, nicht weil du nicht mehr lieben willst. Du hast Angst das er sie dir kaputt macht.“ Niedergeschlagen sah ich nach unten. „Jetzt wo Mum nicht mehr da ist, wird ihn niemand mehr aufhalten.“ „Denkst du das. Lass ihn einfach komplett außen vor. Er muss davon nichts wissen. Lebe dein Leben so wie du das möchtest und wenn es dir wirklich ernst ist dann Kämpfe dafür.“ Ich nickte und sah auf. „Und jetzt erzählst du mir wem dein Herz gehört.“ Verwirrt sah ich ihn an. „Du denkst an Beziehungen, dass hast du vor einer Woche noch nicht.“ Mein Gedanke wandert kurz zu dem Moment mit Svenja im Badezimmer. „Aha, da ist der Funke.“ „Sie ist eine Patientin, aber ich glaube nicht, dass es etwas wird.“ „Wenn du schon so an die Sache herangehst, dann wird das auch nichts.“ „Es gab da eben diesen Moment. Mein Herz hat angefangen mit rasen und mir wurde ganz warm. Dieses Gefühl war so überwältigend, dass ich nicht wusste ob es gut oder schlecht ist.“ „Du magst sie und machst dir Sorgen.“ Ich nickte. „Kann ich sie treffen.“ „Sie wird schon nachhause sein.“ „Ach hast du ihre Entlassungspapiere bei dem ganzen durcheinander schon unterschrieben.“ Er grinste mich an. „Ähm, nein habe ich nicht.“ „Na siehste, dann fahren wir jetzt hoch und ich lerne die junge Dame kennen.“ „Sie kennen Sie. Svenja spielt für Deutschland.“ „Ah, Frau Huth dann will ich sie auf jedenfall treffen.“ Lachend stand ich auf und fuhr ihn hoch. Auf der Station trennten sich unsere Wege. Ich ging zur Schwesternstation und er in Svenja ihr Zimmer.
Svenja
Ich wartete jetzt schon fast 2 Stunden und immer noch hätte ich keine Entlassungspapiere. Es war echt langweilig hier zu warten. Ein klopfen ließ mich hochsehen. Na endlich. Zu meiner Überraschung kam ein älterer Mann im Rollstuhl herein. „Darf ich.“ „Ähm, ja klar.“ „Entschuldigen Sie das ich so herein Platze. Dr. Lindberg unterschreibt gerade ihre Entlassungspapiere. Ich hab sie etwas abgehalten. Mein Name ist Walter Grunwald.“ Ah, der Fußballfan. „Freut mich sie kennenzulernen.“ „Und mich erst.“ Lächelnd nahm ich seine Hand und sah auf sein Bein. „Was ist ihnen passiert?“ „Ich bin beim Fahrradfahren über eine Wurzel gefahren und habe mir das Bein gebrochen. Dr. Lindberg hat mich wieder zusammengeflickt.“ Verstehend nickte ich. „Bei Ihnen auch alles gut.“ „Ja, Franzi hat tolle Arbeit geleistet.“ „Das macht sie immer.“ Ich schmunzelte. „Weswegen ich eigentlich da bin, ich wollte mich bedanken für das Trikot.“ „Gar kein Problem. Wenn Sie wollen kann ich es mit zum nächsten Treffen nehmen und alle anderen unterschreiben lassen.“ „Wirklich.“ Er sah mich strahlend an. „Natürlich. Franzi meinte sie wären ein großer Fan.“ Er lachte auf. „Meine Frau war große Fußballbegeisterte. Sie hat selbst mal gespielt.“ „Wirklich, haben sie sich so kennengelernt.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich mochte zu dem Zeitpunkt kein Fußball ob Frauen oder Männer. Im Krieg haben wir manchmal gespielt wenn wir nicht gerade im Einsatz waren, aber sonst konnte ich dem nichts abgewinnen.“ Neugierig nickte ich, als Franzi ins Zimmer kam. „Es tut mir so leid. Hier deine Papiere. Ich hab es eben total vergessen, nach dem Mel mit mir sprechen wollte.“ Sie gab mir entschuldigen die Papiere in die Hand. „Ist ok.“ „Franzi, warum fährst du Frau Huth nicht nachhause.“ „Aber wir wollten doch gerade mit ihrer Therapie anfangen.“ „Ach was, die kann warten. Ich kann auch mit Ella trainieren.“ „Herr Grunewald, ich kann nicht einfach gehen.“ „Du machst einfach Mittagspause. Ihr könnt doch gleich noch was Essen gehen. Du machst nie Pause und wann hast du das letzte Mal gegessen.“ „Gestern Abend, aber…“ „Nichts aber, na los.“ Er winkte und ich musste grinsen. Franzi sah mich hilflos an. „Schau mich nicht an, ich hätte wirklich Hunger.“ „Ok, gut. Aber wehe sie trainieren nicht ordentlich mit.“ „Ich doch nicht.“ Er grinste und fuhr aus dem Zimmer. „Ok, gut wollen wir dann.“ „Du musst nicht, wenn du nicht willst.“ „Nein er hat Recht. Ich mache nie Pause.“ Sie gab mir meine Krücken und nahm meine Tasche. „Ich hoffe du hast Hunger, denn wir fahren in mein Lieblingsrestaurant.“ „Da ich noch nicht so in Wolfsburg rumgekommen bin, bin ich gespannt.“ „Sehr gut.“
In Franzi ihrem Auto ging es nur 10 Minuten vom Krankenhaus entfernt in ein kleines Viertel was vom äußeren gesehen nicht so toll aussah. „Du willst mich aber nicht in einer dieser Gassen töten oder?“ „Du wirst es gleich sehen.“ Sie grinste mich an und ich bemerkte das sie etwas anders war, als sonst. Dieser Moment im Bad ist auch an mir nicht vorbei gegangen. Ich musste mich wirklich sehr zurückhalten, sie nicht zu küssen. Zum ersten Mal kommt es mir so vor, als könnte ich wirklich eine Chance bei ihr haben. „Wir sind da.“ Unsicher sah ich auf, aber wurde von einem wirklich schönen kleinen Restaurant überrascht. „Wie?“ „Es ist nicht immer alles so, wie man denkt.“ Sie stieg aus und lief einmal um das Auto herum. „My Lady.“ Grinsend half sie mir aus dem Auto und ich genoss ihre Hände auf meinen Hüften. „Bereit.“ Sie sah mich aus ihren grünen Augen an und ich nickte. „Ja, wegen mir.“ „Sehr gut. Vera wird sich freuen das ich mal wieder komme.“ Zusammen liefen wir zu dem kleinen Restaurant und noch mehr überrascht war ich, als ich ins Innere trat. Überall standen kleine Sitzgruppen, so dass du wirklich für dich alleine saßt. „Franzi, oh ist das schön.“ Eine ältere Dame kam lächelnd zu ihr und umarmte sie. „Hallo Vera.“ „Schön das du mich mal wieder Besuchen kommst und dann auch noch mit Begleitung. Ich wusste du hältst nicht ewig mit deiner Strategie Liebe ist Schwäche durch. Das ist so toll.“ Vor Freude klatschte sie in die Arme und umarmte mich. „Danke mein Kind. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.“ „Wir…“ „Hast du denn ein schönes Plätzchen für uns.“ „Immer, für meine Lieblingsnichte habe ich hier jederzeit Platz.“ Schon fast Sprunghaft zeigte sie uns unseren Tisch und verschwand dann kurz. „Deine Tante?“ „Ja, sie war die Schwester meiner Mum.“ Verstehend nickte ich. „Und sie glaubt wir sind zusammen.“ „Ich werde ihr später sagen, dass es nicht so ist. Lassen wir sie etwas im Glücksmoment treiben. Seid dem Tod von Ma, geht es ihr nicht so gut.“ Ich nickte und musste innerlich grinsen. In unserer Sitzgruppe setzte ich mich etwas näher an Franzi, als Vera mit den Speisekarten kam. „So das ist für euch, was möchtet ihr Trinken.“ Vera und Franzi sahen mich fragend an. „Ähm, ein Wasser.“ „Ok.“ Sie ging und ich sah verwirrt zu Franzi. „Und du?“ „Sie kennt meine Bestellung. Ich nehme hier immer dasselbe.“ Verstehend nickte ich. Natürlich, wie dumm von mir. „Ok, was kannst du mir empfehlen.“ Franzi rückte noch näher und legte ihren Arm um mich. „Kommt darauf an was du essen möchtest. Magst du lieber Fisch, Fleisch oder Vegetarisch.“ „Fisch heute nicht unbedingt, aber Fleisch geht immer.“ Sie lachte leise an mein Ohr und ich bekam eine Gänsehaut. „Gut, dann nimmst du das was ich nehme.“ „Und das ist?“ Fragend sah ich in ihr grinsendes Gesicht, welches nur Zentimeter von meinem entfernt ist. „Habt ihr schon was gefunden.“ Vera kam mit unseren Getränken zurück. Vor Franzi stellte sie eine Apfelschorle. „Zweimal mein Lieblingsessen.“ Vera verdrehte die Augen. „Du weißt schon dass ich das Gericht nur für dich auf der Karte lasse.“ Sie zuckte die Schultern. „Es ist das Beste.“ Sie ging und ich studierte die Karte weiter. Was könnte sie bestellt haben. Ochsenbäckchen, Geschnetzelte, Leber, Burger, Grillteller oder Schnitzel. „Was essen wir denn?“ „Was würdest du dir Wünschen.“ „Solange es nicht die Leber ist.“ In ihren Augen sah ich kurz ein zögern. „Oder doch. Ich esse es.“ „Keine Sorge, es ist keine Leber.“ Sie grinste mich breit an. „Für eine Sekunde hattest du mich.“ Ihre Finger strichen über meine Schulter und ich lehnte mich an Sie. „Dir wird es schmecken.“ „Kommst du oft hier her.“ „In letzter Zeit weniger, früher kam ich gerne zu Besuch, wenn ich meine Eltern besucht habe. Vera ist die Zwillingsschwester meiner Mum, weshalb es für mich am Anfang schwer war, hier her zu kommen.“ Verstehend nickte ich und sah zur Theke. Sie hatte kleine Ähnlichkeiten mit Franzi. Das blonde Haar und die grünen Augen. „Die Ähnlichkeit ist da.“ „Ja, auch wenn ich leider etwas mehr nach meinem Vater komme.“ „Und das hier gehört deiner Tante.“ „Ja, es ist im Familienbesitz seit 80 Jahren. Onkel Roland hat es vor vier Jahren komplett neu renoviert.“ „Also kommt deine Familie von hier.“ „Ja, meine Mum ist hier in Wolfsburg aufgewachsen und nach ihrem Studium mit meinem Vater nach Erfurt gezogen, wo ich geboren wurde.“ „Wie ist das für dich, jetzt an einem Ort zu leben. Immerhin bist etwas herum gekommen.“ „Eigentlich kommt es mir nicht so vor. Ja ich habe mehr Umzüge mitgemacht, als andere aber mir macht es nichts aus an einem Ort zu bleiben. Es langweilt mich jetzt nicht.“ Sie sah mich an und ich rückte noch etwas näher. So spürte ich ihren Atem leicht auf meinem Gesicht. „Oh, entschuldige.“ Vera kam mit unseren beiden Tellern und stellte sie vor uns. Wir lösten uns und drehten uns ertappt zu unseren Tellern. „Ihr seid süß zusammen. So verliebt.“ Grinsend verschwand sie wieder und ich spürte wie ich rot anlief. Hoffentlich denkt Franzi jetzt nichts Falsches von mir. „Lass es dir schmecken.“ „Du dir auch.“ Ich sah auf meinen Teller und fand einen sehr leckeren Burger vor mir. „Kommt da die Wehmut nach dem Amerikanischen Essen mit dir durch.“ „Nein, die könnten den Burger nie so lecker machen wie Vera.“ Nickend fing ich an mit essen.
Franzi
Nervös wartete ich bis Svenja den ersten Bissen genommen hat. Hoffentlich schmeckt er ihr. „Mhm, sehr lecker.“ Sie grinste mich an und auch ich fing an mit Essen. Wir redeten nicht wirklich, dafür waren wir beide einfach zu hungrig. Erst als Vera an unseren Tisch kam, sahen wir beide von unserem Teller auf „Schmeckt es euch.“ „Sehr gut. Ich hab noch nie so einen guten Burger gegessen.“ Meine Tante strahlte uns regelrecht an, über das Kompliment. „Danke, ich bin froh dass es euch schmeckt. Wie lange seit ihr schon zusammen.“ Ich wollte gerade mit der Wahrheit rausrücken als Svenja schneller war. „Wir lassen es langsam angehen. Noch kennen wir uns noch nicht lange genug.“ Meine Tante lächelte. „Langsam.“ Kopfschüttelnd ging sie wieder und ließ uns beide alleine. Mein Blick ging zur Uhr. Eigentlich war meine Mittagspause schon um, weshalb wir leider langsam gehen mussten. „Ist es ok wenn ich bezahle und wir dann fahren. Ich würde ungern noch mehr Stress heute verursachen.“ „Oh, ja aber ich kann mein Essen auch selber bezahlen.“ Sie drehte sich zu ihrer Tasche, als ich meine Hand auf ihre legte. „Lass mal, vielleicht beim nächsten Mal.“ Ich zwinkerte ihr zu und stand dann auf. Am Tresen bezahlte ich und hielt ihr dann die Tür auf. Die Fahrt zu ihr ging mir etwas zu schnell vorbei, aber ich musste wirklich ins Krankenhaus zurück. In ihrer Straße angekommen half ich ihr aus dem Auto und trug ihre Tasche hinter ihr her. „Danke fürs nachhause fahren.“ „Kein Problem, es war schön.“ Sie drehte sich zu mir um und ich sah ihr in die Augen. Dieses blau war wirklich zum versinken. „Bis später.“ „Ja, 16:30 Uhr.“ Ich nickte und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Die Tür ging hinter uns auf und ich sah Anna grinsend an der Tür stehen. „Da ist sie ja. Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dann hätte ich dich abgeholt.“ „Alles gut, ich hab es gerne gemacht. Bis heute Nachmittag.“ Ich stellte Svenja ihre Tasche in den Flur und winkte beiden zu. „Ja. Bis später.“ An meinem Auto angekommen, atmete ich kurz durch, bevor ich Einstieg und zurück ins Krankenhaus fuhr. Was ist wenn ich mich in sie verliebe?
LG Franzi
Kapitel 4
Anna
Anstatt der Schwester kam eine andere Ärztin herein. „Dr. Sander.“ „Ich geleite dich nach unten. Emma schien gerade etwas aufgebracht.“ Sie grinste uns alle an. „Die kann ruhig weg bleiben.“ „Was hat sie gesagt, denn egal was, es wird nicht stimmen.“ „Sie und Franzi wären zusammen.“ Jetzt musste sie aufladen. „Vielleicht in Emma ihren Träumen.“ „Sie meinte sie wäre der Grund, warum Franzi vorgestern zu spät kam.“ „Das glaube ich weniger, aber zusammen sind beide nicht.“ „Das ist gut.“ Feli half Svenja in den Rollstuhl. „Solltet ihr nicht zum Training.“ Mein Blick ging zur Uhr. „Mist, stimmt. Komm Feli.“ „Ok, wir sehe uns. Ich kann dich auch gerne morgen Abholen.“ „Danke dir.“ Svenja umarmte uns kurz und wir traten aus dem Behandlungszimmer. „Ist hier eigentlich immer soviel los.“ „Meistens. Jeden Tag eine neue Überraschung.“ Im Fahrstuhl trennten sich unsere Wege und wir fuhren zum Trainingsplatz.
Franzi
Nach dem anstrengenden Training saß ich im Büro und arbeitete einige Sachen durch, als es an meiner Tür klopfte. „Ja?“ „Darf ich.“ Ariane trat ein. „Ja, klar. Ich bin nur gerade noch an einigen Sachen für das Trainingslager dran.“ „Ah, darf ich sie sehen.“ „Ist eben nur noch nicht so sicher.“ Sie lehnte sich seitlich über mich und sah sich alles an. „Das sieht doch super aus.“ „Mhm.“ Ich rutschte etwas weg und stand auf. „Die Mädels waren gut heute.“ Ich hob meine Tasche auf die Behandlungsliege und füllte sie neu auf. „Stimmt, auch wenn dich immer noch keiner eingeholt hat. Wir sollten unbedingt mal zusammen trainieren.“ „Warum nicht.“ Ich lehnte mich an die Liege und sah sie an. „Lust noch etwas essen zugehen.“ „Normalerweise gerne, aber heute kann ich leider nicht.“ „Oh schade“ Etwas enttäuscht sah sie nach unten. „Kann ich dich etwas fragen, du bist ja schon eine Weile im Verein.“ „Was denn?“ Neugierig sah sie mich an. „Wie ist das hier in der Vereinspolitik mit Spielern und Trainern.“ „Meinst du Beziehungen. Irgendwen im Blick.“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber nur mal so oder Spieler mit Spieler. Bei der Nationalmannschaft der USA gab es da keine bestimmten Regeln.“ „Also offiziell ist es eigentlich nicht gerne gesehen wenn Trainer, Physiotherapeuten oder Ärzte etwas mit Spielern haben, aber es ist nicht verboten. Solange man seine Leistungen im Verein nicht schmälert.“ Verstehend nickte ich. „Gut zu wissen. Nicht dass ich eine Beziehung suche, damit habe ich vor langer Zeit abgeschlossen, aber mal interessant zu wissen.“ „Warum willst du keine Beziehungen mehr.“ Ich sah seufzend nach unten. „Das ist kompliziert.“ Ari setzte sich in meinen Stuhl. „Dann erzählen sie mal, Frau Doktor.“ Lachend setzte ich mich auf die Liege. „Was du nicht weißt, aber ich war mal verlobt.“ „Oh.“ Überrascht sah sie mich an. „Ja, Nicole und ich haben uns beim Studium kennengelernt in Harvard. Sie kam auch aus Deutschland, genau gesagt aus Erfurt, am Anfang könnten wir uns eigentlich überhaupt nicht leiden. Wir wollten beide Klassenbeste werden und erst ein gemeinsames Projekt hat uns näher kommen lassen. Sie liebte Fußball, ich dagegen war eigentlich mehr für den Handball, aber durch sie würde ich eigentlich erst so richtig Fußballfan. Nach dem Studium reisten wir drei Jahre und ich machte ihr den Heiratsantrag in London auf den London Eye. Sie liebte London, aber ich wollte nach Deutschland zurück. Nach langem hin und her zogen wir nach München.“ „Was ist passiert?“ Traurig schaukelte ich mit den Beinen nach vorne und hinten. „Sie war mit Lilly, ihrer Schwester, in Berlin um ein Brautkleid zu kaufen. Auf den Weg nachhause übersah ein LKW eine rote Ampel und raste direkt in das Auto. Beide waren sofort Tod. Als ich wenige Stunden später eintraf war sie weg und ich alleine.“ „Oh, nein.“ „Ja, seit dem habe ich mir geschworen, nie wieder eine Person so nah an mich heran zu lassen.“ Ari stand auf und setzte sich neben mich. „Das ist schrecklich, aber denkst du nicht Nicole hätte gewollt, dass du für immer alleine bleiben sollst.“ „Ich denke sie würde meine Entscheidung verstehen.“ Nickend legte sie einen Arm um mich. „Ok, ich kann dich voll und ganz verstehen. So etwas ist wirklich schwer, aber ohne Liebe zu leben ist auch kein Leben.“ „Nur wie könnte ich jemand neuen lieben, wenn mein Herz schon besetzt ist.“ „In deinem Herzen ist Platz für mehr als nur eine Person, du musst nur nach dieser suchen.“ „Danke, Ari.“ Sie nickte lächelnd und strich mir über die Schulter. „Und jetzt komm, es ist spät und es ist keine Uhrzeit mehr, hier noch länger zu bleiben.“ Lachend zog sie mich hoch und ich suchte meine Sachen zusammen und verließ mit ihr das Trainingszentrum.
Am nächsten Morgen sah ich mir gerade die Bilder von Svenja an, als mein Vater in mein Büro kam. „Morgen, Dr. Lindberg.“ „Morgen.“ Ich sah nicht auf, sondern hielt mein Blick auf die Bilder. „Wir müssen über das hier reden.“ Er hielt meine Kündigung in der Hand. „Was gibt es da zu reden.“ „Du weißt ganz genau, dass du nur beim VfL Teamarzt sein darfst, wenn du bei einem Krankenhaus arbeitest, wo du die Spieler behandeln kannst.“ „Ich weiß, deswegen Wechsel ich ins Friedrich Ebert Krankenhaus. Dr. Fink war sehr glücklich über meine Anfrage.“ Mein Vater sah mich wütend an. „Du kannst nicht zu Andreas gehen, er ist der Feind.“ „Ist er nicht. Er ist ebenfalls ein Kollege, wie du oder jeder andere Arzt.“ „Was willst du?“ Ich rollte etwas von meinem Schreibtisch weg und hob eine Augenbraue. „Was bietest du mir den an.“ Er knurrte und innerlich musste ich gerade lachen. Wusste ich, dass mein Vater es sich nicht leisten kann, mich hier zu verlieren. „Das ist Erpressung.“ „Nein, dass nennt man Verhandlung.“ „Ok, du bekommst den Chefposten der Orthopädie und etwas mehr Geld.“ „Das reicht mir nicht.“ „Ist das so, was möchtest du denn noch.“ „Das du mein Leben in Ruhe lässt. Keine Enterbung, keine Vorwürfe über meine Sexualität, keine Partnerwahlen mehr. Du lässt mich mein Leben leben, wie ich das möchte und respektierst meine Meinung.“ „Noch etwas.“ Innerlich brodelte ich gerade, aber äußerlich zeigte ich es nicht meinen Vater. „Das beinhaltet auch meine Datewahl zu deiner Hochzeit und dem Ball.“ Er knirschte etwas mit den Zähnen nickte aber. „Gut, dann kannst du die Kündigung zerreißen.“ Er nickte und verließ Griesgrämig mein Büro. „Gutes Gespräch.“ Ich nickte und lehnte mich grinsend zurück. Kopfschüttelnd stand ich auf und lief mit den Bildern rüber in Svenja ihr Zimmer. „Guten Morgen, Frau Huth.“ Lächelnd sah ich zum Bett vor mir, aber dieses war leer. Ein autsch, war aus dem Bad zu hören und ich ging sofort hinein. Dabei fiel mir eine halbnackte Svenja in die Arme. „Oh, Wow. Dir auch einen guten Morgen.“ „Franzi.“ Erschrocken sah Svenja auf und ich lächelte nur. Meine Arme Schlangen sich noch etwas mehr um Sie und ich stelle sie wieder auf, dabei lehnte ihre Brust an meiner. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber als ich ins Zimmer kam, hab ich dein Fluchen gehört.“ Ich sah ihr in die Augen und musste kurz Stocken. Waren die schon immer so blau. Meine Hand strich über ihren Rücken und erzeugten eine Gänsehaut. „Ich wollte nur meine Hose anziehen und hab dabei das Gleichgewicht verloren. Danke fürs auffangen.“ „Immer.“ Ich wusste nicht, was mit mir los war, aber mein Herz beschleunigte gerade und es wird mir ganz heiß. Keine Ahnung wie lange wir hier standen, aber sie konnte sich zuerst lösen. „Ähm, gibst du mir eine Minute.“ Erst jetzt kam ich wieder aus meiner Nebellandschaft. „Oh, natürlich.“ Schnell trat ich aus dem Badezimmer und lehnte mich an die Wand dahinter. Ich legte meine Hand auf mein Herz und spürte das rasen. „Was war das?“ Immer noch geflasht schüttelte ich den Kopf und trat ich zu Svenja ihrer Akte und gab die neusten Ergebnisse ein. Dabei wanderten meine Gedanken zu Svenja ihren Körper und wie gut es sich angefühlt hat, sie in den Armen zu haben. „Ok, jetzt bin ich bereit.“ „Mhm.“ Ich sah auf und nickte dann. „Gut, ich wollte dir nur deine Bilder zeigen. Alles sieht sehr gut aus und ich kann dich mit bestem Gewissen entlassen.“ „Das ist gut.“ Svenja nickte und setzte sich aufs Bett. „War sonst gestern alles gut.“ „Ja.“ An Svenja ihrem Ton erkannte ich, dass sie nicht ganz die Wahrheit sagte. „Was war?“ „Nichts.“ Sie sah nach unten und ich setzte mich neben sie aufs Bett. „Ich glaube dir nicht.“ Sie sah zögerlich auf. „Emma meinte, du und sie habt die Nacht zusammenverbracht und das wäre der Grund, warum du verschlafen hast.“ „Warte sie hat was.“ Wütend stand ich auf und drehte mich zu ihr um. „Na warte.“ Ich wollte schon gehen. „Warte, stimmt es.“ Traurig sah Svenja mich an und ich seufzte, was sie nicken ließ. „Ich verstehe.“ „Weißt du noch als ich bei dir war. Dieser dumme Notfall. Das war Emma. Sie lockte mich in ein leeres Behandlungszimmer.“ „Du musst es mir nicht sagen.“ „Eigentlich nicht, aber irgendwie schon. Nach unserem Sommerfest hat Mel mich so betrunken gemacht, dass ich mit Emma geschlafen hat, seid dem will sie mehr und ich war an dem Abend so frustriert von meinem Vater, da er mir diese Hochzeit vorgehalten hat, dass ich mich darauf eingelassen habe. Wir waren uns aber einig das es eine einmalige Sache war, ich will nichts von ihr und das weiß sie.“ „Sie meinte ihr seid zusammen.“ Jetzt lachte ich auf. „Niemals. Emma ist gerade mal 20, also viel zu jung für mich und außerdem ist sie nicht mein Typ.“ In dem Moment kam ausgerechnet sie herein. „Oh, hallo. Dr. Lindberg ich…“ „Wie kannst du? Läufst du jetzt im Krankenhaus herum und streust Gerüchte über uns. Zwischen uns gibt es nichts und das weißt du auch.“ Wütend lief ich auf sie zu und drängte sie so gegen die Tür. „Ist ok. Entschuldige.“ Leicht verängstigt sah sie mich an. „Du wechselst die Station mit sofortiger Wirkung.“ „Das kannst du nicht. Nur der Chef der Station kann das.“ Jetzt grinste ich sie an. „Weißt du gerade war mein Vater in meinem Büro und hat mich dazu ernannt.“ Ihr klappte der Mund auf und sie nickte geschlagen. „Gut, ich werde mit Dr. Bennet sprechen.“ Sie ging geschlagen und ich strich mir durchs Haar. „Ok, dass war hart.“ „Nein, das war nötig. Gerade jetzt als Chef der Station kann ich mir solche Gerüchte nicht leisten.“ „Wie kommt es?“ Ich zuckte die Schultern. „Ich hatte ihn meine Kündigung auf den Tisch gelegt und etwas gepokert. Der Deal ist, ich bin Chef der Station und er hält sich aus meinem Leben raus, also keine Vorwürfe über meine Partnerwahl oder sonstige Entscheidungen.“ „Das war schlau.“ „Eigentlich wollte ich wirklich weg, aber eine Klausel im Vertrag des VfL ist dass ich in einem Krankenhaus hier in Wolfsburg angestellt sein muss, wegen der Behandlung.“ „Klingt logisch und Wolfsburg hat nur das Krankenhaus hier.“ „Nicht ganz, es gibt noch ein ganz kleines, aber der Chefarzt ist der Erzfeind meines Vaters.“ „Ich verstehe.“ „Ok, auf jedenfall schreibe ich dir deine Entlassungspapiere und du darfst in etwa einer Stunde gehen. Training ist heute 16:30 Uhr wenn auch die anderen Training haben. Wir werden dann oben in den Fitnessraum gehen. Ralf hat dem schon zugestimmt. Während noch nicht alle Spieler da sind, reichten wenn Ari und Britta unten mit helfen.“ „Dann kann ich ja mit Anna fahren.“ Ich nickte und sah auf mein Telefon, was gerade vibrierte. Mel. „Müssen Reden. Dein Büro.“ Ich schickte einen Daumen nach oben. „Gut, ich muss weiter. Wir sehen uns.“ „Bis später.“ Ich lächelte sie an und lief dann zuerst vor die Tür, bevor ich schnell raustrat. Svenja musste derweil etwas Lachen. Mist, dass war peinlich. Über mich ärgern lief ich in mein Büro und erschrak etwas, da Mel schon in meinem Stuhl saß. „Du hast mich erschreckt.“ „Chef der Station.“ Sie schaute mich wütend an. „Die Idee meines Vaters, nach meinem Kündigungsschreiben.“ „Nichts gegen dich, aber sollte das nicht jemand sein, der nicht auf mehreren Hochzeiten tanzt.“ „Du wolltest die Stelle.“ „Natürlich wollte ich die Stelle und du weißt das.“ Sie verschränkte ihre Arme und sah mich an. „Und als erstes schmeißt du Emma von der Station.“ „Emma, weiß warum sie gehen muss. Ich kündige sie ja nicht, sondern versetze sie zu Dr. Bennet. Sie liebt die Kinderstation eh mehr, als hier zu sein.“ „Trotzdem. Was war jetzt schon wieder.“ „Ihre Art, Gerüchte über sie und mich herauszutragen musste aufhören.“ „Also hast du mit ihr erneut geschlafen.“ „Ja, na und? Ich war frustriert von meinem Vater und sie hat versucht mich zu verführen. Hinterher gesehen würde ich es zurücknehmen.“ Mel schüttelte den Kopf. „Was hast du noch alles durchgeboxt.“ „Er hält sich aus meinem Leben komplett raus.“ „Du weißt selbst, dass er das nicht macht. Warum hast du die Kündigung nicht einfach durchgezogen.“ „Wirklich jetzt.“ Wütend sah ich sie an. „Ja, dir ist das Krankenhaus doch total egal. Du bist ein Wandergeist.“ „Wirklich na wenn du so über mich denkst, dann weiß ich ja Bescheid.“ Ich verließ mein Büro und lief in Richtung Büro meines Vaters. „Was willst du?“ Er kam gerade von der anderen Seite mir entgegen. „Ich muss mit dir reden.“ „Gut, ich auch mit dir. Du bist noch keine zwei Stunden Chef und schon schmeißt du jemanden aus deiner Station.“ „Ich hatte triftige Gründe dafür, aber um den Stationswechsel geht es nicht.“ „Um was dann.“ „Gib Dr. Sander die Stationsleitung.“ „Warum das.“ „Weil ich das Amt zwar möchte, aber mit meiner Arbeit beim VfL kann ich diese Position nicht voll ausüben.“ „Ach wirklich.“ Er grinste mich hämisch an. „Du hast es eh noch nicht offiziell verkündet, also bitte.“ „Du weißt dann sind alle Forderungen nichtig, die du getroffen hast.“ Ich zuckte die Schultern. „Als ob du dich daran gehalten hättest.“ Damit verließ ich sein Büro und ging nach unten in die Notaufnahme. Nach einigen Patienten später, hatte ich mich auch soweit wieder runtergefahren, dass ich zu Herrn Grunwald ins Zimmer trat. „Dr. Lindberg, wie geht es heute?“ „Etwas hektisch, was macht das Bein.“ „Es schmerzt schon weniger. Machen wir jetzt unsere Therapie.“ „Wenn Sie möchten. Sonst hätte ich einen Ausflug in den Garten vorgeschlagen.“ „Gute Idee. Erst der Ausflug, dann die Therapie.“ Lächelnd half ich dem älteren Mann in seinen
Rollstuhl. „Dann schleichen wir uns mal raus.“ An der Tür angekommen sahen wir beide erst nach links und dann nach rechts, bevor er winkte. „Freie Bahn.“ Leise lachend fuhr ich ihn zum Fahrstuhl. Einmal im Garten angekommen, fuhr ich langsam mit ihm eine Runde im Garten. „So, was liegt dir auf dem Herzen.“ „Vor ihnen kann man aber auch nichts verstecken.“ „Ach Kindchen, wenn du meine Frau kennengelernt hättest. Sie konnte das einem immer schon an der Nasenspitze ansehen. Mit den Jahren färbt das ab.“ „Ja, schade sie reden immer so liebevoll von ihr. Es wäre eine Ehre gewesen sie zu treffen.“ Lächelnd hielt ich an unserer Bank und setzte mich. „Wieder dein Vater.“ „Auch.“ Ich erzählte ihn von meinem Deal und dann meinem Streit mit Mel und wie ich den Deal abgeblasen habe. Danach war er für einige Minuten ruhig. „Ich finde ja, was dein Vater macht ist idiotisch und selbstsüchtig. Was Dr. Sander aber angeht ist es unfair dich so zu drängen den Posten abzugeben. Natürlich hast du durch deine Position beim VfL einen schweren Stand, aber es wäre durchaus möglich gewesen und als Freundin hätte sie dich unterstützen sollen. Nichts desto trotz hast du dein Amt freiwillig wieder abgegeben und damit auch deine andere Forderung über den Haufen werfen lassen.“ „Er hätte sich eh nicht daran gehalten.“ „Wahrscheinlich, aber mit deiner Kapitulation hast du ihm natürlich gezeigt dass er es mit dir machen kann. Franzi er kann dir dein Leben nicht immer verbauen.“ „Ich weiß, aber solange ich in keiner Beziehung bin, kann er es auch nicht.“ „Aha, endlich gibt du es zu.“ „Was?“ Er sah mich ernst an. „Er ist der Grund warum du nach Nicole keine Beziehung mehr hattest, nicht weil du nicht mehr lieben willst. Du hast Angst das er sie dir kaputt macht.“ Niedergeschlagen sah ich nach unten. „Jetzt wo Mum nicht mehr da ist, wird ihn niemand mehr aufhalten.“ „Denkst du das. Lass ihn einfach komplett außen vor. Er muss davon nichts wissen. Lebe dein Leben so wie du das möchtest und wenn es dir wirklich ernst ist dann Kämpfe dafür.“ Ich nickte und sah auf. „Und jetzt erzählst du mir wem dein Herz gehört.“ Verwirrt sah ich ihn an. „Du denkst an Beziehungen, dass hast du vor einer Woche noch nicht.“ Mein Gedanke wandert kurz zu dem Moment mit Svenja im Badezimmer. „Aha, da ist der Funke.“ „Sie ist eine Patientin, aber ich glaube nicht, dass es etwas wird.“ „Wenn du schon so an die Sache herangehst, dann wird das auch nichts.“ „Es gab da eben diesen Moment. Mein Herz hat angefangen mit rasen und mir wurde ganz warm. Dieses Gefühl war so überwältigend, dass ich nicht wusste ob es gut oder schlecht ist.“ „Du magst sie und machst dir Sorgen.“ Ich nickte. „Kann ich sie treffen.“ „Sie wird schon nachhause sein.“ „Ach hast du ihre Entlassungspapiere bei dem ganzen durcheinander schon unterschrieben.“ Er grinste mich an. „Ähm, nein habe ich nicht.“ „Na siehste, dann fahren wir jetzt hoch und ich lerne die junge Dame kennen.“ „Sie kennen Sie. Svenja spielt für Deutschland.“ „Ah, Frau Huth dann will ich sie auf jedenfall treffen.“ Lachend stand ich auf und fuhr ihn hoch. Auf der Station trennten sich unsere Wege. Ich ging zur Schwesternstation und er in Svenja ihr Zimmer.
Svenja
Ich wartete jetzt schon fast 2 Stunden und immer noch hätte ich keine Entlassungspapiere. Es war echt langweilig hier zu warten. Ein klopfen ließ mich hochsehen. Na endlich. Zu meiner Überraschung kam ein älterer Mann im Rollstuhl herein. „Darf ich.“ „Ähm, ja klar.“ „Entschuldigen Sie das ich so herein Platze. Dr. Lindberg unterschreibt gerade ihre Entlassungspapiere. Ich hab sie etwas abgehalten. Mein Name ist Walter Grunwald.“ Ah, der Fußballfan. „Freut mich sie kennenzulernen.“ „Und mich erst.“ Lächelnd nahm ich seine Hand und sah auf sein Bein. „Was ist ihnen passiert?“ „Ich bin beim Fahrradfahren über eine Wurzel gefahren und habe mir das Bein gebrochen. Dr. Lindberg hat mich wieder zusammengeflickt.“ Verstehend nickte ich. „Bei Ihnen auch alles gut.“ „Ja, Franzi hat tolle Arbeit geleistet.“ „Das macht sie immer.“ Ich schmunzelte. „Weswegen ich eigentlich da bin, ich wollte mich bedanken für das Trikot.“ „Gar kein Problem. Wenn Sie wollen kann ich es mit zum nächsten Treffen nehmen und alle anderen unterschreiben lassen.“ „Wirklich.“ Er sah mich strahlend an. „Natürlich. Franzi meinte sie wären ein großer Fan.“ Er lachte auf. „Meine Frau war große Fußballbegeisterte. Sie hat selbst mal gespielt.“ „Wirklich, haben sie sich so kennengelernt.“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich mochte zu dem Zeitpunkt kein Fußball ob Frauen oder Männer. Im Krieg haben wir manchmal gespielt wenn wir nicht gerade im Einsatz waren, aber sonst konnte ich dem nichts abgewinnen.“ Neugierig nickte ich, als Franzi ins Zimmer kam. „Es tut mir so leid. Hier deine Papiere. Ich hab es eben total vergessen, nach dem Mel mit mir sprechen wollte.“ Sie gab mir entschuldigen die Papiere in die Hand. „Ist ok.“ „Franzi, warum fährst du Frau Huth nicht nachhause.“ „Aber wir wollten doch gerade mit ihrer Therapie anfangen.“ „Ach was, die kann warten. Ich kann auch mit Ella trainieren.“ „Herr Grunewald, ich kann nicht einfach gehen.“ „Du machst einfach Mittagspause. Ihr könnt doch gleich noch was Essen gehen. Du machst nie Pause und wann hast du das letzte Mal gegessen.“ „Gestern Abend, aber…“ „Nichts aber, na los.“ Er winkte und ich musste grinsen. Franzi sah mich hilflos an. „Schau mich nicht an, ich hätte wirklich Hunger.“ „Ok, gut. Aber wehe sie trainieren nicht ordentlich mit.“ „Ich doch nicht.“ Er grinste und fuhr aus dem Zimmer. „Ok, gut wollen wir dann.“ „Du musst nicht, wenn du nicht willst.“ „Nein er hat Recht. Ich mache nie Pause.“ Sie gab mir meine Krücken und nahm meine Tasche. „Ich hoffe du hast Hunger, denn wir fahren in mein Lieblingsrestaurant.“ „Da ich noch nicht so in Wolfsburg rumgekommen bin, bin ich gespannt.“ „Sehr gut.“
In Franzi ihrem Auto ging es nur 10 Minuten vom Krankenhaus entfernt in ein kleines Viertel was vom äußeren gesehen nicht so toll aussah. „Du willst mich aber nicht in einer dieser Gassen töten oder?“ „Du wirst es gleich sehen.“ Sie grinste mich an und ich bemerkte das sie etwas anders war, als sonst. Dieser Moment im Bad ist auch an mir nicht vorbei gegangen. Ich musste mich wirklich sehr zurückhalten, sie nicht zu küssen. Zum ersten Mal kommt es mir so vor, als könnte ich wirklich eine Chance bei ihr haben. „Wir sind da.“ Unsicher sah ich auf, aber wurde von einem wirklich schönen kleinen Restaurant überrascht. „Wie?“ „Es ist nicht immer alles so, wie man denkt.“ Sie stieg aus und lief einmal um das Auto herum. „My Lady.“ Grinsend half sie mir aus dem Auto und ich genoss ihre Hände auf meinen Hüften. „Bereit.“ Sie sah mich aus ihren grünen Augen an und ich nickte. „Ja, wegen mir.“ „Sehr gut. Vera wird sich freuen das ich mal wieder komme.“ Zusammen liefen wir zu dem kleinen Restaurant und noch mehr überrascht war ich, als ich ins Innere trat. Überall standen kleine Sitzgruppen, so dass du wirklich für dich alleine saßt. „Franzi, oh ist das schön.“ Eine ältere Dame kam lächelnd zu ihr und umarmte sie. „Hallo Vera.“ „Schön das du mich mal wieder Besuchen kommst und dann auch noch mit Begleitung. Ich wusste du hältst nicht ewig mit deiner Strategie Liebe ist Schwäche durch. Das ist so toll.“ Vor Freude klatschte sie in die Arme und umarmte mich. „Danke mein Kind. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.“ „Wir…“ „Hast du denn ein schönes Plätzchen für uns.“ „Immer, für meine Lieblingsnichte habe ich hier jederzeit Platz.“ Schon fast Sprunghaft zeigte sie uns unseren Tisch und verschwand dann kurz. „Deine Tante?“ „Ja, sie war die Schwester meiner Mum.“ Verstehend nickte ich. „Und sie glaubt wir sind zusammen.“ „Ich werde ihr später sagen, dass es nicht so ist. Lassen wir sie etwas im Glücksmoment treiben. Seid dem Tod von Ma, geht es ihr nicht so gut.“ Ich nickte und musste innerlich grinsen. In unserer Sitzgruppe setzte ich mich etwas näher an Franzi, als Vera mit den Speisekarten kam. „So das ist für euch, was möchtet ihr Trinken.“ Vera und Franzi sahen mich fragend an. „Ähm, ein Wasser.“ „Ok.“ Sie ging und ich sah verwirrt zu Franzi. „Und du?“ „Sie kennt meine Bestellung. Ich nehme hier immer dasselbe.“ Verstehend nickte ich. Natürlich, wie dumm von mir. „Ok, was kannst du mir empfehlen.“ Franzi rückte noch näher und legte ihren Arm um mich. „Kommt darauf an was du essen möchtest. Magst du lieber Fisch, Fleisch oder Vegetarisch.“ „Fisch heute nicht unbedingt, aber Fleisch geht immer.“ Sie lachte leise an mein Ohr und ich bekam eine Gänsehaut. „Gut, dann nimmst du das was ich nehme.“ „Und das ist?“ Fragend sah ich in ihr grinsendes Gesicht, welches nur Zentimeter von meinem entfernt ist. „Habt ihr schon was gefunden.“ Vera kam mit unseren Getränken zurück. Vor Franzi stellte sie eine Apfelschorle. „Zweimal mein Lieblingsessen.“ Vera verdrehte die Augen. „Du weißt schon dass ich das Gericht nur für dich auf der Karte lasse.“ Sie zuckte die Schultern. „Es ist das Beste.“ Sie ging und ich studierte die Karte weiter. Was könnte sie bestellt haben. Ochsenbäckchen, Geschnetzelte, Leber, Burger, Grillteller oder Schnitzel. „Was essen wir denn?“ „Was würdest du dir Wünschen.“ „Solange es nicht die Leber ist.“ In ihren Augen sah ich kurz ein zögern. „Oder doch. Ich esse es.“ „Keine Sorge, es ist keine Leber.“ Sie grinste mich breit an. „Für eine Sekunde hattest du mich.“ Ihre Finger strichen über meine Schulter und ich lehnte mich an Sie. „Dir wird es schmecken.“ „Kommst du oft hier her.“ „In letzter Zeit weniger, früher kam ich gerne zu Besuch, wenn ich meine Eltern besucht habe. Vera ist die Zwillingsschwester meiner Mum, weshalb es für mich am Anfang schwer war, hier her zu kommen.“ Verstehend nickte ich und sah zur Theke. Sie hatte kleine Ähnlichkeiten mit Franzi. Das blonde Haar und die grünen Augen. „Die Ähnlichkeit ist da.“ „Ja, auch wenn ich leider etwas mehr nach meinem Vater komme.“ „Und das hier gehört deiner Tante.“ „Ja, es ist im Familienbesitz seit 80 Jahren. Onkel Roland hat es vor vier Jahren komplett neu renoviert.“ „Also kommt deine Familie von hier.“ „Ja, meine Mum ist hier in Wolfsburg aufgewachsen und nach ihrem Studium mit meinem Vater nach Erfurt gezogen, wo ich geboren wurde.“ „Wie ist das für dich, jetzt an einem Ort zu leben. Immerhin bist etwas herum gekommen.“ „Eigentlich kommt es mir nicht so vor. Ja ich habe mehr Umzüge mitgemacht, als andere aber mir macht es nichts aus an einem Ort zu bleiben. Es langweilt mich jetzt nicht.“ Sie sah mich an und ich rückte noch etwas näher. So spürte ich ihren Atem leicht auf meinem Gesicht. „Oh, entschuldige.“ Vera kam mit unseren beiden Tellern und stellte sie vor uns. Wir lösten uns und drehten uns ertappt zu unseren Tellern. „Ihr seid süß zusammen. So verliebt.“ Grinsend verschwand sie wieder und ich spürte wie ich rot anlief. Hoffentlich denkt Franzi jetzt nichts Falsches von mir. „Lass es dir schmecken.“ „Du dir auch.“ Ich sah auf meinen Teller und fand einen sehr leckeren Burger vor mir. „Kommt da die Wehmut nach dem Amerikanischen Essen mit dir durch.“ „Nein, die könnten den Burger nie so lecker machen wie Vera.“ Nickend fing ich an mit essen.
Franzi
Nervös wartete ich bis Svenja den ersten Bissen genommen hat. Hoffentlich schmeckt er ihr. „Mhm, sehr lecker.“ Sie grinste mich an und auch ich fing an mit Essen. Wir redeten nicht wirklich, dafür waren wir beide einfach zu hungrig. Erst als Vera an unseren Tisch kam, sahen wir beide von unserem Teller auf „Schmeckt es euch.“ „Sehr gut. Ich hab noch nie so einen guten Burger gegessen.“ Meine Tante strahlte uns regelrecht an, über das Kompliment. „Danke, ich bin froh dass es euch schmeckt. Wie lange seit ihr schon zusammen.“ Ich wollte gerade mit der Wahrheit rausrücken als Svenja schneller war. „Wir lassen es langsam angehen. Noch kennen wir uns noch nicht lange genug.“ Meine Tante lächelte. „Langsam.“ Kopfschüttelnd ging sie wieder und ließ uns beide alleine. Mein Blick ging zur Uhr. Eigentlich war meine Mittagspause schon um, weshalb wir leider langsam gehen mussten. „Ist es ok wenn ich bezahle und wir dann fahren. Ich würde ungern noch mehr Stress heute verursachen.“ „Oh, ja aber ich kann mein Essen auch selber bezahlen.“ Sie drehte sich zu ihrer Tasche, als ich meine Hand auf ihre legte. „Lass mal, vielleicht beim nächsten Mal.“ Ich zwinkerte ihr zu und stand dann auf. Am Tresen bezahlte ich und hielt ihr dann die Tür auf. Die Fahrt zu ihr ging mir etwas zu schnell vorbei, aber ich musste wirklich ins Krankenhaus zurück. In ihrer Straße angekommen half ich ihr aus dem Auto und trug ihre Tasche hinter ihr her. „Danke fürs nachhause fahren.“ „Kein Problem, es war schön.“ Sie drehte sich zu mir um und ich sah ihr in die Augen. Dieses blau war wirklich zum versinken. „Bis später.“ „Ja, 16:30 Uhr.“ Ich nickte und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Die Tür ging hinter uns auf und ich sah Anna grinsend an der Tür stehen. „Da ist sie ja. Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dann hätte ich dich abgeholt.“ „Alles gut, ich hab es gerne gemacht. Bis heute Nachmittag.“ Ich stellte Svenja ihre Tasche in den Flur und winkte beiden zu. „Ja. Bis später.“ An meinem Auto angekommen, atmete ich kurz durch, bevor ich Einstieg und zurück ins Krankenhaus fuhr. Was ist wenn ich mich in sie verliebe?