Wo wir begraben liegen
von Tschuh
Kurzbeschreibung
Oktober 2001: In den umliegenden Wäldern der amerikanischen Kleinstadt Holden Creek werden mehrere brutal zerstochene Leichen ohne Augen aufgefunden. Die Anwohner sind zunehmend verängstigt und die Polizei tappt im Dunkeln, doch dann schaltet sich plötzlich der Meisterdetektiv L in die Ermittlungen ein. Er schickt ein Team aus drei herausragenden FBI-Agenten nach Holden Creek, die die Mordserie genauer unter die Lupe nehmen sollen. Doch sie bleiben nicht lang allein ... || Content Warnings: Diskussion von psychischen Störungen, Charaktertod und relativ intensive Gewaltdarstellung. Wünscheäußern und Miträtseln erwünscht!
MitmachgeschichteMystery, Thriller / P18 / Mix
Beyond Birthday
L
Naomi Misora
OC (Own Character)
15.11.2019
15.09.2023
40
227.196
13
Alle Kapitel
58 Reviews
58 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
2 Reviews
15.03.2021
4.854
AN: So, Freunde, hier hätten wir nun auch das erste WWBL-Kapitel, das ich tatsächlich aufgrund seiner Länge aufteilen musste. 8D Deswegen sind sowohl das hier, als auch das folgende ein bisschen kürzer, aber immerhin bedeutet das, dass nächsten Monat auf jeden Fall wieder eins kommt! Juchu. (Übrigens ist heute vor einem Jahr das erste Kapitel rausgekommen! Juchu².)
Wir haben es hier mal wieder mit einem Laber-und-Erklär-Kapitel zu tun, die zu schreiben mir aus irgendeinem Grund immer extrem viel Spaß machen, auch wenn ich jedes Mal die Befürchtung habe, dass man als Leser schnell genug von ihnen hat. ^^; Es gibt in dieser Story nun mal ziemlich viele Nebencharaktere und Kleinigkeiten, die man im Hinterkopf behalten muss, vor allen Dingen auch als Autor, und da ist es schon eine kleine Stütze für mich, wenn die Charaktere mir ein bisschen Arbeit abnehmen und das Wichtigste für mich zusammenfassen. :^D
Aus diesem Grund hab ich mir auch mal die Freiheit genommen, ein paar kurze Nebencharakterinfos in Steckbriefform direkt in die Erzählung einzubauen. Ich bin ja mal richtig clever, wow!
But wait, there’s more: für euer tapferes Aushalten meiner Launen ist hier eine Karte von Holden Creek! Nutzt sie weise. 8D (Disclaimer: Der Maßstab ist hier natürlich NICHT korrekt, das Ganze soll einfach nur eine kleine Übersicht sein, wo sich was ungefähr befindet. Es gibt auch deutlich mehr Häuser in dieser Stadt, aber nicht einmal die hier aufgeführten Orte werden innerhalb der Story alle besucht oder allzu wichtig werden. Ein paar Namen dürften euch bisher auch noch nicht bekannt vorkommen, aber keine Sorge, das kommt alles noch!)
Zum Schluss möchte ich noch kurz etwas zur neuen Pairing-Kennzeichnung speziell für diese Geschichte sagen: ich habe ja am Anfang schon erwähnt, dass ich das Endgame-Ship erst einmal offenlassen werde (ja, es steht schon fest) und hatte deswegen ursprünglich auch kein Slash-Rating angegeben. Ich möchte einfach ein bisschen gucken, wen ihr euch im Laufe der Zeit so zusammen vorstellen könntet und ob ich die Interaktionen zwischen den Charakteren auch entsprechend glaubwürdig und sympathisch rüberbringen kann. :3c
So, jetzt aber genug der langen Worte … ich wollte damit sowieso nur für das kurze Kapitel kompensieren. 8D Viel Spaß mit den alten Labertaschen!
Um die Ergebnisse ihrer Recherchen vorläufig zusammenzutragen, trafen sich die Ermittler am frühen Nachmittag ein weiteres Mal im Wayside Inn, genauer gesagt in Sams Zimmer, nachdem sie zuvor mehr oder weniger einstimmig beschlossen hatten, dieses für die kommenden Wochen als Büro zu nutzen. Die Auswertung ihrer Notizen, sowie das anschließende Sortieren der von L, Chief Morrison und Officer Shepherd erhaltenen Akten nahm den gesamten Resttag in Anspruch, weshalb zu diesem Zweck auch eine Fallwand eingerichtet wurde – schließlich war es bei Angelegenheiten wie diesen von äußerster Wichtigkeit, dass man sämtliche Indizien und Schlüsselfiguren auf einmal im Blick hatte.
Da man für so ein Vorhaben allerdings ein wenig Platz benötigte, musste zunächst einmal das Mobiliar aus dem Weg geschafft werden. Und nachdem Megan den Kleiderschrank in einem plötzlichen Anflug von Tatendrang ein paarmal von einer Seite des Raumes zur anderen geschoben hatte, machten sie und Sam sich auch schon daran, die nun freigewordene Fläche mit allen möglichen Zetteln, Fotos und meterweise Kreppband zu verzieren, von dem Sam glücklicherweise stets eine Rolle in seinem Handgepäck mitführte. Man konnte schließlich nie wissen, wann sich so etwas einmal als nützlich erweisen würde. Richard stand währenddessen bloß mit gerunzelter Stirn daneben und wies seine Kollegen hin und wieder vorsichtig darauf hin, Misses Atkins’ Tapete nicht allzu sehr zu beschädigen, auch wenn er damit nur mäßigen Erfolg zu haben schien.
An dieser Wand befand sich unter anderem auch eine Auflistung aller bisher befragten oder anderweitig in die Ermittlungen involvierter Personen.
Nathan Gilbert (OPFER #1)
– Alter: 33 Jahre
– Beruf: Kellner/Barkeeper in Tim’s Pub
– Sonstiges: Verschwand in der Nacht des 12.08. nach der Arbeit auf dem Weg nachhause, wurde am Mittag des 13.08. tot in der Nähe des Friedhofes aufgefunden. Eng befreundet mit den Griffiths!
Dana Marlene Griffith (OPFER #2)
– Alter: 24 Jahre
– Beruf: Grundschullehrerin (Mathe + Geschichte)
– Sonstiges: Verschwand am Nachmittag des 27.09. nach der Arbeit auf dem Weg nachhause, wurde am Nachmittag des 28.09. tot hinter der Schule (ihrem Arbeitsplatz!) im Wald aufgefunden. Verheiratet mit C. Griffith, eng befreundet mit N. Gilbert + L. Weaver (Kolleginnen!)
Dr. Harrison Munroe (OPFER #3)
– Alter: 45 Jahre
– Beruf: Kardiologie-Chefarzt Uniklinik Pinefield
– Sonstiges: Verschwand am Abend(?) des 15.10. (entführt??), wurde am Morgen des 16.10. tot in der Nähe seines Hauses aufgefunden (Reifenspuren hinterm Haus?? Auto bzw. Reifenprofil auf jeden Fall überprüfen lassen!!) Keine bekannte Verbindung zu den Griffiths(?), befreundet mit Dr. Fowler.
Martha Atkins
– Alter: 72 Jahre
– Beruf: Pensionsbesitzerin (Wayside Inn)
– Sonstiges: Lecker Hühnereintopf :D
Craig Griffith
– Alter: 29 Jahre
– Beruf: Barbesitzer (Tim’s Pub)
– Sonstiges: Ehemann von D. Griffith, eng befreundet mit N. Gilbert + L. Weaver. Keine Beziehung zu Dr. Munroe?? Alibis schwach oder nicht vorhanden, kürzlicher Suizidversuch (Trauer?? Schuldgefühle?? Affäre mit Weaver??!!) DEFINITIV weiter beobachten!!!
Lucy Weaver
– Alter: 30 Jahre
– Beruf: Grundschullehrerin (Musik + Religion!!!)
– Sonstiges: Eng befreundet mit den Griffiths, fand Munroes Leiche + C. Griffith nach Suizidversuch (Mögliche Affäre?? Mord aus Rache/Eifersucht??) Auch hier weiter beobachten!!!
Dr. Phyllis Fowler
– Alter: 56 Jahre
– Beruf: Ärztin (einzige) Praxis Holden Creek
– Sonstiges: Befreundet mit Dr. Munroe, medizinische Ausbildung/Präzision + Zugang zu Thiopental!! (Eifersucht? Beruflicher Neid?) Keine bekannte Verbindung zu Gilbert oder den Griffiths … (Trotzdem beobachten!!)
Adelaide Beckett
– Alter: 42 Jahre
– Beruf: Apothekerin
– Sonstiges: Befreundet mit Dr. Fowler, (angeblich) lose Beziehung zu Dr. Munroe + Uniklinik, ebenfalls Zugang zu Thiopental. Keine bekannte Verbindung zu Gilbert oder den Griffiths (Eventuell Komplizin o.ä. von Dr. Fowler?? Motiv Geld? Erpressung?)
Father Thomas Cameron
– Alter: 33 Jahre
– Beruf: Pastor Gemeinde Holden Creek
– Sonstiges: Keine bekannten Verbindungen zu den Opfern, wirkt weder konservativ, noch fanatisch(?), bisher kooperativ, aber starker Bezug zur Religion?? (Tipp Grabbeigaben + Dreifaltigkeit …)
Glenn Townsend
– Alter: ???
– Beruf: Schriftsteller???
– Sonstiges: Fand Gilberts Leiche, lebt zurückgezogen, typisch ›auffällig unauffällig‹, keine bekannten Verbindungen zu den Opfern(?), DRINGEND VERNEHMEN!!!
Megan verengte die Augen zu Schlitzen und richtete ihre Lesebrille, während sie ebenso energisch wie konzentriert auf der Kappe ihres Filzstiftes herumkaute und sich Townsends unfertigen Steckbrief zum zehnten Mal durchlas. Sam, der es sich inzwischen am Fußende seines Bettes gemütlich gemacht hatte, hielt es für außerordentlich faszinierend, wie seine Kollegin es schaffte, die arkanen Hieroglyphen, aus denen sich ihre Handschrift zusammensetzte, so mühelos zu entziffern, doch vermutlich hatte sie auf diesem Gebiet auch jahrelange Erfahrung. Dass sie sich freiwillig dafür gemeldet hatte, die Resultate ihrer Befragungen schriftlich zusammenzufassen, mochte auf den ersten Blick zwar eine hilfsbereite Geste gewesen sein, doch mittlerweile bereute er es eher, die Sache nicht stattdessen Agent Williams überlassen zu haben.
»Der Name Townsend hängt mir langsam wirklich zum Hals raus«, knurrte Megan mit zusammengebissenen Zähnen, ohne den Zettel dabei aus den Augen zu lassen. »Das ist ja fast schon ein bisschen zu offensichtlich! Also, ganz ehrlich, wenn der Typ nicht wenigstens eine klitzekleine Leiche in seinem Keller versteckt hat, dann fress ich ’nen Besen!«
Sam musste sich auf die Unterlippe beißen, um ihr keinen guten Appetit zu wünschen, doch glücklicherweise fuhr seine Partnerin rasch fort.
»Er meinte vorhin, er sei erst vor einem knappen Dreivierteljahr hierhergezogen. Das müsste ungefähr Anfang dieses, Ende letzten Jahres gewesen sein. Und der erste Mord hat im August stattgefunden. Wenn Sie mich fragen, dann ist das mehr als genug Zeit, um jemanden kennen- beziehungsweise hassenzulernen …« Ein frustriertes Stöhnen entkam ihrer Kehle und so langsam begann die beunruhigende Nähe zwischen Megans Marker und ihrer Zunge Sam tatsächlich ein wenig nervös zu machen. »So oft, wie der Name inzwischen schon gefallen ist, grenzt es echt an ein Wunder, dass sich Morrison und seine Leute den Kerl noch nicht zur Brust genommen haben. Ich meine, wie unfähig sind die denn eigentlich?!«
Ganz automatisch glitt Sams Blick herüber zu Williams, doch auch dieser schien nicht mehr als ein müdes Schulterzucken für Megan übrig zu haben. Ganz unrecht hatte sie mit ihrem Gezeter ja nicht – selbst wenn man das mit Sicherheit auch etwas taktvoller hätte formulieren können.
»Und selbst wenn es nicht so wäre«, versuchte Sam die Diskussion zumindest ansatzweise wieder in eine produktive Richtung zu lenken. »Hätte man ihn ja wenigstens hinsichtlich des Leichenfundes befragen können. Wie steht es denn eigentlich mit den anderen beiden Zeugen, Williams?« Ein hoffentlich ebenso aufforderndes, wie ermutigendes Lächeln trat auf seine Lippen, als er sich ein weiteres Mal an seinen Kollegen wandte. »Glauben Sie, es gibt diesbezüglich noch Untersuchungsbedarf? Sie haben doch gerade die Papiere in der Hand …«
Der Angesprochene nickte und ließ seinen Blick kurz über besagte Papiere schweifen. »Munroes Leiche wurde wie gesagt von Lucy Weaver gefunden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich heute bereits alles gehört habe, was es im Bezug auf dieses Thema zu berichten gibt. Das zweite Opfer ist unseren Akten zufolge von einer gewissen Carol Hart entdeckt worden. Ich glaube nicht, dass wir der Dame bisher schon begegnet sind, aber ein Gespräch mit ihr wäre sicherlich eine Überlegung wert.«
»Apropos Lucy Weaver«, schaltete sich nun auch Megan wieder in den Dialog mit ein. »Meinten Sie vorhin nicht, die hätte einen Ehemann? Wieso statten wir dem nicht mal einen Besuch ab, vielleicht kann der uns ja etwas mehr über ihre Beziehung zu den Griffiths verraten.«
Sam schüttelte den Kopf und raschelte vielsagend mit der Zettelsammlung in seiner Hand, welche unter anderem auch die bereits von der Polizei aufgenommenen Zeugenberichte enthielt. »Das dürfte sich momentan wohl etwas schwierig gestalten. Mister Weaver arbeitet als Fischer und ist zurzeit in der Nähe der Beringsee unterwegs. Seit Anfang Juli, um genau zu sein. Zumindest schließt ihn das auch als Täter aus …«
»Na, das trifft sich ja ganz wunderbar.« Megan rümpfte die Nase und ließ nun auch endlich – sehr zu Sams Erleichterung – von ihrem Marker ab, welcher daraufhin in ihrer Brusttasche verschwand. »Die alleingelassene Ehefrau und der trauernde Witwer … ein Märchen so alt wie die Menschheit selbst.«
»An Ihrer Stelle würde ich da nicht gleich voreilige Schlüsse ziehen«, merkte Richard betont beiläufig, aber dennoch mit unüberhörbar mahnendem Unterton an. Megan verdrehte in einer derart melodramatischen Art und Weise die Augen, dass ihre Lider geradezu flatterten. Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt ging das schon wieder los …
»Im Ernst, Williams? Das haben Sie doch vorhin selber gesagt!«
»Ich habe gesagt, dass wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, uns aber nicht gleich darauf versteifen sollten.«
»Ach, Sie wollen mich doch verarschen!« Sie schnaubte genervt auf. »Sagen Sie mal, wollen Sie jetzt wirklich für den Rest dieser Ermittlungen Ihr angeknackstes Ego betrauern oder haben Sie vor, sich irgendwann auch noch mal zusammenzureißen und zur Abwechslung mal so was wie einen Fortschritt zu erzielen?«
Einen kurzen Moment lang sah es tatsächlich so aus, als würde Richard dieses Mal endgültig der Kragen platzen, doch dann seufzte er stattdessen bloß und rieb sich müde den Nasenrücken zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Wer austeilt, muss auch einstecken können, Agent Newman.« Bevor Megan jedoch etwas Schlagfertiges darauf erwidern und Richard im Zuge dessen doch noch seine Beherrschung verlieren konnte, kam er glücklicherweise zum Thema zurück. »Ich für meinen Teil finde es jedenfalls ausgesprochen bewundernswert, dass Mister Griffith sich allem Anschein nach so schnell von seiner Alkoholvergiftung erholt hat und sogar schon wieder arbeitet. Obwohl ›bewundernswert‹ vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist … eine Person, die erst kürzlich versucht hat, sich das Leben zu nehmen, sollte man in einem solchen Fall wahrscheinlich eher bemitleiden. Vermutlich hätte er sich stattdessen lieber eine Auszeit nehmen sollen …«
»Es gibt durchaus Menschen, denen die Arbeit dabei hilft, sich von ihren Sorgen abzulenken«, gab Sam mit gerunzelter Stirn zu bedenken, während seine Finger wie automatisch zum Kragen seines Hemdes emporwanderten und mit dem obersten Knopf herumzuspielen begannen. »Kopf und Hände zu beschäftigen ist in den meisten Fällen eine deutlich angenehmere Alternative, als untätig zuhause herumzusitzen und mit seinen Gedanken allein zu sein, vor allen Dingen nach einem derart traumatischen Erlebnis.«
Weder Richard, noch Megan schienen darauf irgendetwas zu erwidern zu haben, doch die unerwartete Betroffenheit, die Sam nun in ihren Blicken zu erkennen glaubte, ließ einen dicken Kloß in seinem Hals entstehen, den herunterzuschlucken ihm um einiges mehr abverlangte, als er sich derzeit eingestehen wollte. Es vergingen noch ein paar nahezu endlos scheinende Sekunden, bevor er sich letztendlich dazu durchringen konnte, seinen verdammten Hemdknopf in Ruhe zu lassen, ein weiteres Blatt Papier aus dem Stapel zu fischen, und die Stille mit einem heiseren Räuspern zu durchbrechen.
»Es gibt eine Sache, die mich nach wie vor nicht loslässt«, fuhr er unbeirrt fort und strich gedankenverloren mit dem Daumen am Rande des Dokuments entlang. »Wenn wir weiterhin an unserer Theorie festhalten wollen, dass Doktor Munroe am Abend des fünfzehnten Oktobers aus seinem Haus verschleppt wurde, dann muss es auch eine Erklärung dafür geben, dass sowohl der Mantel, als auch der Hut und die Schuhe, in denen man seine Leiche gefunden hat, an der Garderobe gefehlt haben.« Er schlug die Beine übereinander und wippte unruhig mit dem Fuß auf und ab. »Was ist, wenn er seinem Mörder am Ende doch freiwillig gefolgt ist oder von ihm in eine Falle gelockt wurde? Wer weiß, vielleicht haben wir den Doktor auch völlig falsch eingeschätzt und sein Putztrieb war doch ausgeprägter, als wir dachten … aber dafür kommt mir diese Vorgehensweise einfach ein klein wenig zu bekannt vor. Irgendjemand hat hier eindeutig versucht, seine Spuren zu verwischen, aber was ist mit dem Rest?« Sam biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich angestrengt mit der freien Hand durch die Haare. Je länger er über die ganze Sache nachdachte, desto weniger Sinn schien sie zu ergeben. Und dass die Blicke seiner Kollegen ihn dabei so aufmerksam verfolgten, half ihm in diesem Moment leider auch nicht weiter.
»Welchen Grund könnte der Täter gehabt haben, um sich überhaupt an Munroes Kleiderhaken zu bedienen? Wozu der ganze Aufwand? Irgendetwas übersehen wir zurzeit noch … in dieser Gleichung fehlt eindeutig eine Variable, ich muss nur noch herausfinden, welche das ist …«
»Und wissen Sie, was mich nicht loslässt?«, meldete sich jetzt auch Megan wieder zu Wort. Die Bewegung, mit der sie ihm im selben Moment die Akte vor die Füße warf, war um einiges schwungvoller, als nötig gewesen wäre, sodass er gar nicht anders konnte, als ihr einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen. So fahrlässig ging ja nicht einmal er mit seinen Arbeitsmaterialien um. »Dass Nathan Gilbert im Gegensatz zu den anderen beiden Opfern überhaupt nicht an einer Überdosis Schlafmittel gestorben ist, sondern an Blutverlust.«
Sam blinzelte irritiert. »Wie bitte?«
»Schauen Sie doch selber nach!« Sichtbar ungeduldig stieß sie das Dossier mit der Fußspitze an, als wäre es ein Tierkadaver, den sie am Straßenrand gefunden hatte, machte ansonsten jedoch keinerlei Anstalten, es aufzuheben, weshalb Sam dies wohl oder übel selbst übernehmen musste. Wieso war ihnen das bisher noch nicht aufgefallen? Beziehungsweise wieso hatte Officer Shepherd es heute Morgen nicht für nötig gehalten, sie von dieser durchaus nicht unerheblichen Tatsache in Kenntnis zu setzen? »Zusätzlich dazu sind bei ihm auch noch beide Augen intakt gewesen. Wie’s aussieht, hat der Killer erst mit der Zeit Gefallen daran gefunden, die Dinger als Cocktailbeilage zu servieren oder was auch immer er damit anstellt …«
»Stimmt das wirklich?« Auch Richard hatte inzwischen neben ihm Platz genommen, um sich mit eigenen Augen von dieser Neuigkeit zu überzeugen, während Megan bloß die Arme vor der Brust verschränkte und irgendetwas vor sich hin knurrte, was sich verdächtig nach »Nee, das hab ich mir gerade ausgedacht!« anhörte.
»Tatsächlich. Hier steht’s schwarz auf weiß.«
»Hab ich doch gesagt!«
»Vielleicht hat er bei seinem ersten Mord einen Fehler bei der Dosierung gemacht«, überlegte Richard, während er sich nachdenklich mit den Fingerknöcheln übers Kinn rieb. »Gilbert verlor laut Obduktionsbericht zwar das Bewusstsein, ist aber letztendlich doch seinen Verletzungen erlegen. Also hat er wenigstens nichts mehr davon mitbekommen …«
»Das ist sehr gut möglich«, pflichtete Sam ihm bei. »Es ist in der Tat nicht ungewöhnlich, dass sich die Technik eines Serienmörders im Laufe der Zeit verbessert, je mehr Erfahrungen er sammelt. Da spielt es auch keine Rolle, wie sadistisch man ist oder wie wenig Empathie man empfindet, eine solche Situation setzt jeden unter Stress. Selbst einem Profi kann da mal ein Fehler unterlaufen. Töten will schließlich auch gelernt sein.« Er sah von den Dokumenten auf und bedachte seine Partner mit einem vielsagenden Blick. »Das erklärt aber noch immer nicht, was es mit den Augen auf sich hat …«
»Ich habe vor ein paar Jahren mal an einem Fall gearbeitet, bei dem der Täter seinen Opfern ebenfalls die Augen entfernt und diese als Trophäen in einem Ausstellkasten aufbewahrt hat«, erinnerte Richard sich stirnrunzelnd, während Megan bei der bloßen Vorstellung das Gesicht verzog. »Das war so ziemlich am Anfang meiner beruflichen Laufbahn und ich weiß noch genau, dass sich einer meiner Kollegen übergeben musste, nachdem wir den Kerl festgenommen und sein Versteck durchsucht hatten. Damals ist aber auch das Opferprofil um einiges klarer gewesen. Er war nur an blauäugigen Frauen unter dreißig interessiert.«
Diesmal bedurfte es keiner weiteren Aufforderung, damit die Gruppe erneut ihre Akten zur Hand nahm, um sicherheitshalber auch dieses Detail zu überprüfen, doch leider wurde relativ schnell ersichtlich, dass sie sich die Zeit auch hätten sparen können. Alle drei Opfer hatten unterschiedliche Augenfarben besessen, und außerdem war Sam sich aufgrund der fehlenden Sorgfalt bei der Entfernung der Überreste noch immer ziemlich sicher, dass es dem Mörder nicht um die Augen selbst ging. Vielleicht gab es ja auch noch einen ganz anderen, viel praktischeren Grund, wieso er sich nach dem Mord an Gilbert dazu entschlossen hatte, sie einzudrücken …
»Das war wohl nix«, sah irgendwann auch Megan ein und machte es sich auf dem Boden zwischen lose herumliegenden Zetteln und abgerissenen Kreppbandstreifen bequem, das Kinn mit einem tiefen Seufzen auf ihrem Handballen abstützend. »Aber sagen Sie doch mal, Dunstan! Sie sind doch Profiler, oder etwa nicht? Wie wär’s, wenn Sie mit den bisher vorhandenen Informationen einfach mal ein bisschen drauflosprofilen? Die eine oder andere wüste Behauptung werden Sie sich doch mit Sicherheit schon aus den Rippen leiern können. Lassen Sie mich raten: er will mit seiner Mutter ins Bett!«
»Ich fürchte, zu diesem Verdacht im Speziellen kann ich derzeit noch keine Aussage treffen, aber …« Sam konnte deutlich spüren, wie seine Mundwinkel zu zucken begannen, während auch das altbekannte Kribbeln sich wieder in seinen Fingerspitzen bemerkbar machte. »Ich kann Ihnen natürlich gerne schon mal eine kleine Kostprobe meiner Expertise anbieten, allerdings sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass sämtliche Schlussfolgerungen aufgrund der aktuell unzureichenden Beweislage stetiger Veränderung unterliegen, so lange-« Er brach ab, schüttelte den Kopf, und beschloss kurzerhand, seinen Worten stattdessen lieber Taten folgen zu lassen. Sams Kollegen schien seine Vorfreude jedoch nicht entgangen zu sein, denn Williams hatte sich bereits zurückgelehnt, als erwartete er einen längeren Monolog – eine Befürchtung, die in Anbetracht der Umstände gar nicht mal so unbegründet war –, und auch auf Newmans Lippen hatte sich ein Grinsen geschlichen, welches diesmal jedoch einen erstaunlich wenig gehässigen Eindruck machte.
»Also gut, dann wollen wir mal.« Er räusperte sich noch einmal, um künstlich Spannung zu erzeugen. »Der Täter ist auf alle Fälle religiös motiviert, ich denke, das sollte sich inzwischen von selbst verstehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er beruflich mit alten, kranken oder anderweitig pflegebedürftigen Menschen zu tun hat oder zu tun hatte. Für einen medizinischen Hintergrund sprechen vor allen Dingen die auffällig präzisen Schnitte, die er seinen Opfern unter anderem zugefügt hat, sowie der Zugang zu Thiopental. Erstere Vermutung stützt sich außerdem auf die bereits von Officer Shepherd erwähnte Verwendung von Kieferbandagen zur Verhinderung der Muskelerschlaffung nach Eintritt der Totenstarre. Ich würde im Übrigen auch vorschlagen, dass wir uns in den kommenden paar Tagen mal ein wenig an der Uniklinik umhören. Es könnte mit Sicherheit nicht schaden, bei dieser Gelegenheit auch Doktor Munroes berufliches Umfeld etwas näher unter die Lupe zu nehmen … aber ich schweife ab.« Sam faltete die Hände in seinem Schoß und lächelte besonnen in die Runde. »Persönliche Gefühle spielen hier zweifellos eine tragende Rolle, denn die Verletzungen der Opfer weisen klar auf lang gehegte Wut oder Rachegelüste hin, was wiederum bedeutet, dass es sich nicht um eine zufällige Auswahl handeln kann. Aufgrund dessen und auch hinsichtlich des Gewaltaspektes bin ich mir relativ sicher, dass es sich bei dem Täter um einen weißen Mann im Alter zwischen … sagen wir fünfundzwanzig und fünfundvierzig Jahren handelt. Auffällig und auch ein wenig ungewöhnlich für diese demografische Gruppe ist jedoch, dass er seine Opfer weitestgehend schmerzlos durch das Einflößen von Drogen tötet – oder es zumindest versucht, wie Gilberts Beispiel gezeigt hat – und sie erst anschließend verstümmelt. Eine sadistische Motivation ist daher eher unwahrscheinlich. Des Weiteren zeigt der Täter Anzeichen von Reue, die man unter anderem an der Art und Weise erkennen kann, wie er die Leichen herrichtet und platziert. Auch die christlich-religiöse Symbolik würde dazu passen.«
Er machte eine kurze Pause, die auf der einen Seite der Dramaturgie und auf der anderen zum Verschnaufen dienen sollte. Megan zog anerkennend die Augenbrauen nach oben und auch Richard sah bei weitem nicht so gelangweilt aus, wie er den Anschein zu erwecken versuchte. Selbstverständlich! Schließlich befand Sam sich gerade genau in seinem Element. Er wusste mit seinem Können nicht nur zu beeindrucken, sondern auch zu unterhalten.
»Vom Körperbau her muss der Mörder sowohl kräftig, als auch geschickt genug sein, um seine Opfer schnell und sauber von A nach B transportieren zu können, ohne dabei irgendwelche sichtbaren Spuren zu hinterlassen. Eventuell hat er sogar einen Komplizen, auch wenn es momentan eher danach aussieht, als würde er allein arbeiten. Eine größere Gruppe von Tätern wäre bei einem Vorgehensschema wie diesem auch eher unüblich. Was den Charakter betrifft, können wir davon ausgehen, dass er ein ordentlicher, gewissenhafter und vor allen Dingen vorausschauender Mensch ist. Das Fehlen von Fingerabdrücken oder sonstigen Gewebespuren an den Leichen und deren Fundorten deutet außerdem darauf hin, dass er Handschuhe trägt. Tatsächlich ist es so, dass die meisten potenziellen Serienmörder gar nicht erst dazu kommen, mit ihren Taten in Serie zu gehen, da sie aufgrund ihrer unsauberen Arbeit bereits im Vorfeld gefasst werden, aber auch das ist Ihnen mit Sicherheit geläufig. Insgesamt wirkt die Vorgehensweise unseres Täters eher geplant als triebhaft, was einen sexuell motivierten Hintergrund ebenfalls unwahrscheinlich macht, allerdings würde ich die Möglichkeit auch nicht vollkommen ausschließen. Mir sind im Laufe meiner Karriere durchaus schon die einen oder anderen … speziellen sexuellen Vorlieben untergekommen, daher habe ich mir angewöhnt, in dieser Hinsicht grundsätzlich mit dem Schlimmsten zu rechnen.«
»Glauben Sie etwa, der Typ ist nekrophil oder so etwas in der Art?« Megan zog eine zerknitterte Grimasse und wenn Sam sich nicht irrte, dann war ihr Gesicht in den vergangenen paar Minuten tatsächlich um die eine oder andere Nuance blasser geworden. »Ich meine, das würde zumindest die scheinbare Zusammenhanglosigkeit der ganzen Geschichte erklären …«
»Da kann ich Sie beruhigen, Agent Newman, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass genau das nicht der Fall ist.« Ein ebenso schiefes, wie gnädiges Lächeln legte sich auf Sams Lippen. »Ansonsten hätte man mit Sicherheit entsprechende … Spuren auf den Opfern gefunden. Außerdem sind die Genitalregionen in allen drei Fällen gänzlich unberührt geblieben, genauso wie die Brust von Misses Griffith, was ebenfalls gegen einen triebhaften oder gar nekrophilen Täter spricht. Wenn ich dann jetzt bitte fortfahren dürfte?«
Seine Kollegin zuckte bloß mit den Schultern und wickelte betont desinteressiert eine Haarsträhne um ihren Finger, was ihn in seinem Redefluss jedoch nur noch weiter beflügelte.
»Also, wie bereits erwähnt ist es sehr wahrscheinlich, dass er seine Opfer gekannt hat, beziehungsweise andersherum, da es keinerlei Hinweise darauf gibt, dass sie sich gegen ihren Peiniger gewehrt haben. Unter den Fingernägeln wurden weder fremde Blut-, noch Hautreste gefunden, weshalb es gut möglich ist, dass er sie schon im Vorfeld betäubt hat. Dazu würde auch unsere Entführungstheorie bezüglich Doktor Munroe passen. Der Täter besitzt aller Voraussicht nach ein großes Auto und wirkt im Alltag vermutlich eher unscheinbar, sodass man ihn auf den ersten Blick nicht als Bedrohung wahrnehmen würde. Ja, und das war’s fürs Erste auch schon, fürchte ich.«
Der Profiler war kurz davor, einfach aufzustehen und seinen Vortrag mit einer tiefen Verbeugung zu beenden, konnte sich jedoch im letzten Moment zurückhalten, was Megan allerdings nicht davon abhielt, ihm überschwänglichen Beifall zu klatschen. Sam musste schmunzeln, auch wenn er sich bewusst war, dass jegliches Lob aus dem Mund dieser Frau zunächst einmal mit Vorsicht zu genießen war.
»Special Agent Dunstan, ich bin hin und weg!«, unterstrich sie ihre Begeisterung noch einmal mit besonderem Nachdruck in der Stimme. »Ich muss gestehen, der fehlende Ödipuskomplex hat mich ein bisschen enttäuscht, aber dafür können Sie ja nichts.« Sie zwinkerte gönnerisch. »Das ist doch schon mal ein guter Anfang! Jetzt müssen wir nur noch jemanden finden, auf den diese Beschreibung passt. Weiß, männlich, wütend, dicke Karre … und natürlich nicht nekrophil. Wenn es nur danach ginge, dann könnte mir der Mörder heute theoretisch schon fünfmal über den Weg gelaufen sein. Und außerdem klingt das verdächtig nach meinem Schwager.«
»Das erklärt nur leider noch immer nicht, wie und warum er seine Opfer auswählt«, murmelte Richard und fixierte dabei weiterhin den Stapel Papier, der vor ihm auf dem Fußboden lag. »Selbst wenn wir uns darauf einigen können, dass es ein gemeinsamer Bekannter gewesen sein muss, grenzt das die Suche an dieser Stelle nicht unbedingt ein.«
»Was ist, wenn es dem Typen in Wahrheit nur um eines der Opfer ging und die anderen beiden lediglich zur Ablenkung gedient haben oder ihm irgendwie bei seinem Vorhaben in die Quere gekommen sind?«, mutmaßte Megan weiter.
»Möglich wäre das mit Sicherheit, die Frage ist bloß, wer in diesem Fall das Hauptziel war. Aber warum sollte er sich dann bei allen drei Opfern die Mühe machen, sie so sorgfältig herzurichten, obwohl er genau weiß, dass man ihm auf den Fersen ist? Ich glaube nicht, dass ein reines Ablenkungsmanöver den immensen Aufwand rechtfertigen würde, den der Täter hier jedes Mal betreibt.«
»Na ja, wenigstens konnten wir heute schon mal ein paar Verdächtige zusammentragen.« Megan stand auf und streckte genüsslich die Arme über dem Kopf aus, bevor sie einen kurzen Blick in Richtung der Fallwand warf. »Oder zumindest drei, vier Leute, die wir in Zukunft noch mal etwas näher durchleuchten könnten. Viel ist das nicht, aber immer noch besser als gar nichts.«
»Das ist die richtige Einstellung, Agent Newman!«, war Sam gerade dabei, ihren Tatendrang zu loben, als neben ihm plötzlich ein tiefes Grollen ertönte und sämtliche Gespräche augenblicklich verstummen ließ. Sofort wandten Megan und er sich zur Quelle des Geräusches um, wo Richard mit zusammengekniffenen Augenbrauen auf dem Bett saß und prompt mit einem Räuspern von dem verräterischen Rumoren abzulenken versuchte. Megans Oberlippe zuckte einen Moment lang gefährlich auf, bevor sie mit einem Mal in schallendes Gelächter ausbrach.
»Hat da etwa jemand ein kleines Hüngerchen?«
»Es ist schon ziemlich spät«, verteidigte der Angesprochene sich hastig und fuhr sich ein paarmal über die Oberschenkel, was die zarte Röte, die sich nun auf seinen Wangen auszubreiten begann, jedoch nicht im Geringsten zu kaschieren vermochte. »Und wir haben alle noch nichts gegessen. Bitte entschuldigen Sie, ich … ich denke, wir haben für heute wirklich genug getan.«
»Wieso lassen wir den Abend nicht einfach in Tim’s Pub ausklingen, statt Misses Atkins zu so später Stunde noch durch die Gegend zu scheuchen?«, schlug zur Überraschung aller Megan vor, nachdem sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte. »Wissen Sie was? Ich geb einen aus! Und welcher Ort wäre besser dazu geeignet, den Freitagabend zu genießen, als eine muffige, alte Kneipe irgendwo in der Mitte von Nirgendwo?«
»Also, ich finde, das klingt gar nicht so schlecht«, musste auch Sam zugeben und bedachte seinen Kollegen mit einem erwartungsvollen Blick. Vielleicht würde ihnen so ein gemeinsamer Pubbesuch tatsächlich ganz gut tun. »Wir müssen ja auch nicht allzu lange bleiben. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, warum wir hier sind.«
Richard runzelte jedoch bloß mit skeptischer Miene die Stirn. »Ich weiß nicht recht, ob das so eine gute Idee ist … wollen Sie Mister Griffith nach dem Gespräch heute wirklich noch ein zweites Mal behelligen?«
»Ach was, wir sind doch zahlende Kundschaft! Er muss sich ja nicht mit uns unterhalten, wenn ihm nicht danach ist, und außerdem hat er mit Sicherheit auch noch andere Leute zu bedienen, es ist schließlich Wochenende. So ist das nun mal auf dem Land, da kann man sich nicht einfach so aus dem Weg gehen, wenn man ein Problem mit jemandem hat – vor allen Dingen dann nicht, wenn einem die einzige halbwegs vernünftige Wirtschaft im Ort gehört. Und wie Dunstan bereits sagte, müssen wir ja auch nicht die ganze Nacht die Korken knallen lassen. Kommen Sie, Williams, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul!«
»Also gut.« Richard seufzte und stand ebenfalls auf. »Dann will ich mal nicht so sein. Sie gehen voraus, Newman.«
Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf ihre Züge. »Aber mit Vergnügen!«
Wir haben es hier mal wieder mit einem Laber-und-Erklär-Kapitel zu tun, die zu schreiben mir aus irgendeinem Grund immer extrem viel Spaß machen, auch wenn ich jedes Mal die Befürchtung habe, dass man als Leser schnell genug von ihnen hat. ^^; Es gibt in dieser Story nun mal ziemlich viele Nebencharaktere und Kleinigkeiten, die man im Hinterkopf behalten muss, vor allen Dingen auch als Autor, und da ist es schon eine kleine Stütze für mich, wenn die Charaktere mir ein bisschen Arbeit abnehmen und das Wichtigste für mich zusammenfassen. :^D
Aus diesem Grund hab ich mir auch mal die Freiheit genommen, ein paar kurze Nebencharakterinfos in Steckbriefform direkt in die Erzählung einzubauen. Ich bin ja mal richtig clever, wow!
But wait, there’s more: für euer tapferes Aushalten meiner Launen ist hier eine Karte von Holden Creek! Nutzt sie weise. 8D (Disclaimer: Der Maßstab ist hier natürlich NICHT korrekt, das Ganze soll einfach nur eine kleine Übersicht sein, wo sich was ungefähr befindet. Es gibt auch deutlich mehr Häuser in dieser Stadt, aber nicht einmal die hier aufgeführten Orte werden innerhalb der Story alle besucht oder allzu wichtig werden. Ein paar Namen dürften euch bisher auch noch nicht bekannt vorkommen, aber keine Sorge, das kommt alles noch!)
Zum Schluss möchte ich noch kurz etwas zur neuen Pairing-Kennzeichnung speziell für diese Geschichte sagen: ich habe ja am Anfang schon erwähnt, dass ich das Endgame-Ship erst einmal offenlassen werde (ja, es steht schon fest) und hatte deswegen ursprünglich auch kein Slash-Rating angegeben. Ich möchte einfach ein bisschen gucken, wen ihr euch im Laufe der Zeit so zusammen vorstellen könntet und ob ich die Interaktionen zwischen den Charakteren auch entsprechend glaubwürdig und sympathisch rüberbringen kann. :3c
So, jetzt aber genug der langen Worte … ich wollte damit sowieso nur für das kurze Kapitel kompensieren. 8D Viel Spaß mit den alten Labertaschen!
▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
k a p i t e l 8
ROTER FADEN
ROTER FADEN
Um die Ergebnisse ihrer Recherchen vorläufig zusammenzutragen, trafen sich die Ermittler am frühen Nachmittag ein weiteres Mal im Wayside Inn, genauer gesagt in Sams Zimmer, nachdem sie zuvor mehr oder weniger einstimmig beschlossen hatten, dieses für die kommenden Wochen als Büro zu nutzen. Die Auswertung ihrer Notizen, sowie das anschließende Sortieren der von L, Chief Morrison und Officer Shepherd erhaltenen Akten nahm den gesamten Resttag in Anspruch, weshalb zu diesem Zweck auch eine Fallwand eingerichtet wurde – schließlich war es bei Angelegenheiten wie diesen von äußerster Wichtigkeit, dass man sämtliche Indizien und Schlüsselfiguren auf einmal im Blick hatte.
Da man für so ein Vorhaben allerdings ein wenig Platz benötigte, musste zunächst einmal das Mobiliar aus dem Weg geschafft werden. Und nachdem Megan den Kleiderschrank in einem plötzlichen Anflug von Tatendrang ein paarmal von einer Seite des Raumes zur anderen geschoben hatte, machten sie und Sam sich auch schon daran, die nun freigewordene Fläche mit allen möglichen Zetteln, Fotos und meterweise Kreppband zu verzieren, von dem Sam glücklicherweise stets eine Rolle in seinem Handgepäck mitführte. Man konnte schließlich nie wissen, wann sich so etwas einmal als nützlich erweisen würde. Richard stand währenddessen bloß mit gerunzelter Stirn daneben und wies seine Kollegen hin und wieder vorsichtig darauf hin, Misses Atkins’ Tapete nicht allzu sehr zu beschädigen, auch wenn er damit nur mäßigen Erfolg zu haben schien.
An dieser Wand befand sich unter anderem auch eine Auflistung aller bisher befragten oder anderweitig in die Ermittlungen involvierter Personen.
Nathan Gilbert (OPFER #1)
– Alter: 33 Jahre
– Beruf: Kellner/Barkeeper in Tim’s Pub
– Sonstiges: Verschwand in der Nacht des 12.08. nach der Arbeit auf dem Weg nachhause, wurde am Mittag des 13.08. tot in der Nähe des Friedhofes aufgefunden. Eng befreundet mit den Griffiths!
Dana Marlene Griffith (OPFER #2)
– Alter: 24 Jahre
– Beruf: Grundschullehrerin (Mathe + Geschichte)
– Sonstiges: Verschwand am Nachmittag des 27.09. nach der Arbeit auf dem Weg nachhause, wurde am Nachmittag des 28.09. tot hinter der Schule (ihrem Arbeitsplatz!) im Wald aufgefunden. Verheiratet mit C. Griffith, eng befreundet mit N. Gilbert + L. Weaver (Kolleginnen!)
Dr. Harrison Munroe (OPFER #3)
– Alter: 45 Jahre
– Beruf: Kardiologie-Chefarzt Uniklinik Pinefield
– Sonstiges: Verschwand am Abend(?) des 15.10. (entführt??), wurde am Morgen des 16.10. tot in der Nähe seines Hauses aufgefunden (Reifenspuren hinterm Haus?? Auto bzw. Reifenprofil auf jeden Fall überprüfen lassen!!) Keine bekannte Verbindung zu den Griffiths(?), befreundet mit Dr. Fowler.
Martha Atkins
– Alter: 72 Jahre
– Beruf: Pensionsbesitzerin (Wayside Inn)
– Sonstiges: Lecker Hühnereintopf :D
Craig Griffith
– Alter: 29 Jahre
– Beruf: Barbesitzer (Tim’s Pub)
– Sonstiges: Ehemann von D. Griffith, eng befreundet mit N. Gilbert + L. Weaver. Keine Beziehung zu Dr. Munroe?? Alibis schwach oder nicht vorhanden, kürzlicher Suizidversuch (Trauer?? Schuldgefühle?? Affäre mit Weaver??!!) DEFINITIV weiter beobachten!!!
Lucy Weaver
– Alter: 30 Jahre
– Beruf: Grundschullehrerin (Musik + Religion!!!)
– Sonstiges: Eng befreundet mit den Griffiths, fand Munroes Leiche + C. Griffith nach Suizidversuch (Mögliche Affäre?? Mord aus Rache/Eifersucht??) Auch hier weiter beobachten!!!
Dr. Phyllis Fowler
– Alter: 56 Jahre
– Beruf: Ärztin (einzige) Praxis Holden Creek
– Sonstiges: Befreundet mit Dr. Munroe, medizinische Ausbildung/Präzision + Zugang zu Thiopental!! (Eifersucht? Beruflicher Neid?) Keine bekannte Verbindung zu Gilbert oder den Griffiths … (Trotzdem beobachten!!)
Adelaide Beckett
– Alter: 42 Jahre
– Beruf: Apothekerin
– Sonstiges: Befreundet mit Dr. Fowler, (angeblich) lose Beziehung zu Dr. Munroe + Uniklinik, ebenfalls Zugang zu Thiopental. Keine bekannte Verbindung zu Gilbert oder den Griffiths (Eventuell Komplizin o.ä. von Dr. Fowler?? Motiv Geld? Erpressung?)
Father Thomas Cameron
– Alter: 33 Jahre
– Beruf: Pastor Gemeinde Holden Creek
– Sonstiges: Keine bekannten Verbindungen zu den Opfern, wirkt weder konservativ, noch fanatisch(?), bisher kooperativ, aber starker Bezug zur Religion?? (Tipp Grabbeigaben + Dreifaltigkeit …)
Glenn Townsend
– Alter: ???
– Beruf: Schriftsteller???
– Sonstiges: Fand Gilberts Leiche, lebt zurückgezogen, typisch ›auffällig unauffällig‹, keine bekannten Verbindungen zu den Opfern(?), DRINGEND VERNEHMEN!!!
Megan verengte die Augen zu Schlitzen und richtete ihre Lesebrille, während sie ebenso energisch wie konzentriert auf der Kappe ihres Filzstiftes herumkaute und sich Townsends unfertigen Steckbrief zum zehnten Mal durchlas. Sam, der es sich inzwischen am Fußende seines Bettes gemütlich gemacht hatte, hielt es für außerordentlich faszinierend, wie seine Kollegin es schaffte, die arkanen Hieroglyphen, aus denen sich ihre Handschrift zusammensetzte, so mühelos zu entziffern, doch vermutlich hatte sie auf diesem Gebiet auch jahrelange Erfahrung. Dass sie sich freiwillig dafür gemeldet hatte, die Resultate ihrer Befragungen schriftlich zusammenzufassen, mochte auf den ersten Blick zwar eine hilfsbereite Geste gewesen sein, doch mittlerweile bereute er es eher, die Sache nicht stattdessen Agent Williams überlassen zu haben.
»Der Name Townsend hängt mir langsam wirklich zum Hals raus«, knurrte Megan mit zusammengebissenen Zähnen, ohne den Zettel dabei aus den Augen zu lassen. »Das ist ja fast schon ein bisschen zu offensichtlich! Also, ganz ehrlich, wenn der Typ nicht wenigstens eine klitzekleine Leiche in seinem Keller versteckt hat, dann fress ich ’nen Besen!«
Sam musste sich auf die Unterlippe beißen, um ihr keinen guten Appetit zu wünschen, doch glücklicherweise fuhr seine Partnerin rasch fort.
»Er meinte vorhin, er sei erst vor einem knappen Dreivierteljahr hierhergezogen. Das müsste ungefähr Anfang dieses, Ende letzten Jahres gewesen sein. Und der erste Mord hat im August stattgefunden. Wenn Sie mich fragen, dann ist das mehr als genug Zeit, um jemanden kennen- beziehungsweise hassenzulernen …« Ein frustriertes Stöhnen entkam ihrer Kehle und so langsam begann die beunruhigende Nähe zwischen Megans Marker und ihrer Zunge Sam tatsächlich ein wenig nervös zu machen. »So oft, wie der Name inzwischen schon gefallen ist, grenzt es echt an ein Wunder, dass sich Morrison und seine Leute den Kerl noch nicht zur Brust genommen haben. Ich meine, wie unfähig sind die denn eigentlich?!«
Ganz automatisch glitt Sams Blick herüber zu Williams, doch auch dieser schien nicht mehr als ein müdes Schulterzucken für Megan übrig zu haben. Ganz unrecht hatte sie mit ihrem Gezeter ja nicht – selbst wenn man das mit Sicherheit auch etwas taktvoller hätte formulieren können.
»Und selbst wenn es nicht so wäre«, versuchte Sam die Diskussion zumindest ansatzweise wieder in eine produktive Richtung zu lenken. »Hätte man ihn ja wenigstens hinsichtlich des Leichenfundes befragen können. Wie steht es denn eigentlich mit den anderen beiden Zeugen, Williams?« Ein hoffentlich ebenso aufforderndes, wie ermutigendes Lächeln trat auf seine Lippen, als er sich ein weiteres Mal an seinen Kollegen wandte. »Glauben Sie, es gibt diesbezüglich noch Untersuchungsbedarf? Sie haben doch gerade die Papiere in der Hand …«
Der Angesprochene nickte und ließ seinen Blick kurz über besagte Papiere schweifen. »Munroes Leiche wurde wie gesagt von Lucy Weaver gefunden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich heute bereits alles gehört habe, was es im Bezug auf dieses Thema zu berichten gibt. Das zweite Opfer ist unseren Akten zufolge von einer gewissen Carol Hart entdeckt worden. Ich glaube nicht, dass wir der Dame bisher schon begegnet sind, aber ein Gespräch mit ihr wäre sicherlich eine Überlegung wert.«
»Apropos Lucy Weaver«, schaltete sich nun auch Megan wieder in den Dialog mit ein. »Meinten Sie vorhin nicht, die hätte einen Ehemann? Wieso statten wir dem nicht mal einen Besuch ab, vielleicht kann der uns ja etwas mehr über ihre Beziehung zu den Griffiths verraten.«
Sam schüttelte den Kopf und raschelte vielsagend mit der Zettelsammlung in seiner Hand, welche unter anderem auch die bereits von der Polizei aufgenommenen Zeugenberichte enthielt. »Das dürfte sich momentan wohl etwas schwierig gestalten. Mister Weaver arbeitet als Fischer und ist zurzeit in der Nähe der Beringsee unterwegs. Seit Anfang Juli, um genau zu sein. Zumindest schließt ihn das auch als Täter aus …«
»Na, das trifft sich ja ganz wunderbar.« Megan rümpfte die Nase und ließ nun auch endlich – sehr zu Sams Erleichterung – von ihrem Marker ab, welcher daraufhin in ihrer Brusttasche verschwand. »Die alleingelassene Ehefrau und der trauernde Witwer … ein Märchen so alt wie die Menschheit selbst.«
»An Ihrer Stelle würde ich da nicht gleich voreilige Schlüsse ziehen«, merkte Richard betont beiläufig, aber dennoch mit unüberhörbar mahnendem Unterton an. Megan verdrehte in einer derart melodramatischen Art und Weise die Augen, dass ihre Lider geradezu flatterten. Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt ging das schon wieder los …
»Im Ernst, Williams? Das haben Sie doch vorhin selber gesagt!«
»Ich habe gesagt, dass wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, uns aber nicht gleich darauf versteifen sollten.«
»Ach, Sie wollen mich doch verarschen!« Sie schnaubte genervt auf. »Sagen Sie mal, wollen Sie jetzt wirklich für den Rest dieser Ermittlungen Ihr angeknackstes Ego betrauern oder haben Sie vor, sich irgendwann auch noch mal zusammenzureißen und zur Abwechslung mal so was wie einen Fortschritt zu erzielen?«
Einen kurzen Moment lang sah es tatsächlich so aus, als würde Richard dieses Mal endgültig der Kragen platzen, doch dann seufzte er stattdessen bloß und rieb sich müde den Nasenrücken zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Wer austeilt, muss auch einstecken können, Agent Newman.« Bevor Megan jedoch etwas Schlagfertiges darauf erwidern und Richard im Zuge dessen doch noch seine Beherrschung verlieren konnte, kam er glücklicherweise zum Thema zurück. »Ich für meinen Teil finde es jedenfalls ausgesprochen bewundernswert, dass Mister Griffith sich allem Anschein nach so schnell von seiner Alkoholvergiftung erholt hat und sogar schon wieder arbeitet. Obwohl ›bewundernswert‹ vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist … eine Person, die erst kürzlich versucht hat, sich das Leben zu nehmen, sollte man in einem solchen Fall wahrscheinlich eher bemitleiden. Vermutlich hätte er sich stattdessen lieber eine Auszeit nehmen sollen …«
»Es gibt durchaus Menschen, denen die Arbeit dabei hilft, sich von ihren Sorgen abzulenken«, gab Sam mit gerunzelter Stirn zu bedenken, während seine Finger wie automatisch zum Kragen seines Hemdes emporwanderten und mit dem obersten Knopf herumzuspielen begannen. »Kopf und Hände zu beschäftigen ist in den meisten Fällen eine deutlich angenehmere Alternative, als untätig zuhause herumzusitzen und mit seinen Gedanken allein zu sein, vor allen Dingen nach einem derart traumatischen Erlebnis.«
Weder Richard, noch Megan schienen darauf irgendetwas zu erwidern zu haben, doch die unerwartete Betroffenheit, die Sam nun in ihren Blicken zu erkennen glaubte, ließ einen dicken Kloß in seinem Hals entstehen, den herunterzuschlucken ihm um einiges mehr abverlangte, als er sich derzeit eingestehen wollte. Es vergingen noch ein paar nahezu endlos scheinende Sekunden, bevor er sich letztendlich dazu durchringen konnte, seinen verdammten Hemdknopf in Ruhe zu lassen, ein weiteres Blatt Papier aus dem Stapel zu fischen, und die Stille mit einem heiseren Räuspern zu durchbrechen.
»Es gibt eine Sache, die mich nach wie vor nicht loslässt«, fuhr er unbeirrt fort und strich gedankenverloren mit dem Daumen am Rande des Dokuments entlang. »Wenn wir weiterhin an unserer Theorie festhalten wollen, dass Doktor Munroe am Abend des fünfzehnten Oktobers aus seinem Haus verschleppt wurde, dann muss es auch eine Erklärung dafür geben, dass sowohl der Mantel, als auch der Hut und die Schuhe, in denen man seine Leiche gefunden hat, an der Garderobe gefehlt haben.« Er schlug die Beine übereinander und wippte unruhig mit dem Fuß auf und ab. »Was ist, wenn er seinem Mörder am Ende doch freiwillig gefolgt ist oder von ihm in eine Falle gelockt wurde? Wer weiß, vielleicht haben wir den Doktor auch völlig falsch eingeschätzt und sein Putztrieb war doch ausgeprägter, als wir dachten … aber dafür kommt mir diese Vorgehensweise einfach ein klein wenig zu bekannt vor. Irgendjemand hat hier eindeutig versucht, seine Spuren zu verwischen, aber was ist mit dem Rest?« Sam biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich angestrengt mit der freien Hand durch die Haare. Je länger er über die ganze Sache nachdachte, desto weniger Sinn schien sie zu ergeben. Und dass die Blicke seiner Kollegen ihn dabei so aufmerksam verfolgten, half ihm in diesem Moment leider auch nicht weiter.
»Welchen Grund könnte der Täter gehabt haben, um sich überhaupt an Munroes Kleiderhaken zu bedienen? Wozu der ganze Aufwand? Irgendetwas übersehen wir zurzeit noch … in dieser Gleichung fehlt eindeutig eine Variable, ich muss nur noch herausfinden, welche das ist …«
»Und wissen Sie, was mich nicht loslässt?«, meldete sich jetzt auch Megan wieder zu Wort. Die Bewegung, mit der sie ihm im selben Moment die Akte vor die Füße warf, war um einiges schwungvoller, als nötig gewesen wäre, sodass er gar nicht anders konnte, als ihr einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen. So fahrlässig ging ja nicht einmal er mit seinen Arbeitsmaterialien um. »Dass Nathan Gilbert im Gegensatz zu den anderen beiden Opfern überhaupt nicht an einer Überdosis Schlafmittel gestorben ist, sondern an Blutverlust.«
Sam blinzelte irritiert. »Wie bitte?«
»Schauen Sie doch selber nach!« Sichtbar ungeduldig stieß sie das Dossier mit der Fußspitze an, als wäre es ein Tierkadaver, den sie am Straßenrand gefunden hatte, machte ansonsten jedoch keinerlei Anstalten, es aufzuheben, weshalb Sam dies wohl oder übel selbst übernehmen musste. Wieso war ihnen das bisher noch nicht aufgefallen? Beziehungsweise wieso hatte Officer Shepherd es heute Morgen nicht für nötig gehalten, sie von dieser durchaus nicht unerheblichen Tatsache in Kenntnis zu setzen? »Zusätzlich dazu sind bei ihm auch noch beide Augen intakt gewesen. Wie’s aussieht, hat der Killer erst mit der Zeit Gefallen daran gefunden, die Dinger als Cocktailbeilage zu servieren oder was auch immer er damit anstellt …«
»Stimmt das wirklich?« Auch Richard hatte inzwischen neben ihm Platz genommen, um sich mit eigenen Augen von dieser Neuigkeit zu überzeugen, während Megan bloß die Arme vor der Brust verschränkte und irgendetwas vor sich hin knurrte, was sich verdächtig nach »Nee, das hab ich mir gerade ausgedacht!« anhörte.
»Tatsächlich. Hier steht’s schwarz auf weiß.«
»Hab ich doch gesagt!«
»Vielleicht hat er bei seinem ersten Mord einen Fehler bei der Dosierung gemacht«, überlegte Richard, während er sich nachdenklich mit den Fingerknöcheln übers Kinn rieb. »Gilbert verlor laut Obduktionsbericht zwar das Bewusstsein, ist aber letztendlich doch seinen Verletzungen erlegen. Also hat er wenigstens nichts mehr davon mitbekommen …«
»Das ist sehr gut möglich«, pflichtete Sam ihm bei. »Es ist in der Tat nicht ungewöhnlich, dass sich die Technik eines Serienmörders im Laufe der Zeit verbessert, je mehr Erfahrungen er sammelt. Da spielt es auch keine Rolle, wie sadistisch man ist oder wie wenig Empathie man empfindet, eine solche Situation setzt jeden unter Stress. Selbst einem Profi kann da mal ein Fehler unterlaufen. Töten will schließlich auch gelernt sein.« Er sah von den Dokumenten auf und bedachte seine Partner mit einem vielsagenden Blick. »Das erklärt aber noch immer nicht, was es mit den Augen auf sich hat …«
»Ich habe vor ein paar Jahren mal an einem Fall gearbeitet, bei dem der Täter seinen Opfern ebenfalls die Augen entfernt und diese als Trophäen in einem Ausstellkasten aufbewahrt hat«, erinnerte Richard sich stirnrunzelnd, während Megan bei der bloßen Vorstellung das Gesicht verzog. »Das war so ziemlich am Anfang meiner beruflichen Laufbahn und ich weiß noch genau, dass sich einer meiner Kollegen übergeben musste, nachdem wir den Kerl festgenommen und sein Versteck durchsucht hatten. Damals ist aber auch das Opferprofil um einiges klarer gewesen. Er war nur an blauäugigen Frauen unter dreißig interessiert.«
Diesmal bedurfte es keiner weiteren Aufforderung, damit die Gruppe erneut ihre Akten zur Hand nahm, um sicherheitshalber auch dieses Detail zu überprüfen, doch leider wurde relativ schnell ersichtlich, dass sie sich die Zeit auch hätten sparen können. Alle drei Opfer hatten unterschiedliche Augenfarben besessen, und außerdem war Sam sich aufgrund der fehlenden Sorgfalt bei der Entfernung der Überreste noch immer ziemlich sicher, dass es dem Mörder nicht um die Augen selbst ging. Vielleicht gab es ja auch noch einen ganz anderen, viel praktischeren Grund, wieso er sich nach dem Mord an Gilbert dazu entschlossen hatte, sie einzudrücken …
»Das war wohl nix«, sah irgendwann auch Megan ein und machte es sich auf dem Boden zwischen lose herumliegenden Zetteln und abgerissenen Kreppbandstreifen bequem, das Kinn mit einem tiefen Seufzen auf ihrem Handballen abstützend. »Aber sagen Sie doch mal, Dunstan! Sie sind doch Profiler, oder etwa nicht? Wie wär’s, wenn Sie mit den bisher vorhandenen Informationen einfach mal ein bisschen drauflosprofilen? Die eine oder andere wüste Behauptung werden Sie sich doch mit Sicherheit schon aus den Rippen leiern können. Lassen Sie mich raten: er will mit seiner Mutter ins Bett!«
»Ich fürchte, zu diesem Verdacht im Speziellen kann ich derzeit noch keine Aussage treffen, aber …« Sam konnte deutlich spüren, wie seine Mundwinkel zu zucken begannen, während auch das altbekannte Kribbeln sich wieder in seinen Fingerspitzen bemerkbar machte. »Ich kann Ihnen natürlich gerne schon mal eine kleine Kostprobe meiner Expertise anbieten, allerdings sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass sämtliche Schlussfolgerungen aufgrund der aktuell unzureichenden Beweislage stetiger Veränderung unterliegen, so lange-« Er brach ab, schüttelte den Kopf, und beschloss kurzerhand, seinen Worten stattdessen lieber Taten folgen zu lassen. Sams Kollegen schien seine Vorfreude jedoch nicht entgangen zu sein, denn Williams hatte sich bereits zurückgelehnt, als erwartete er einen längeren Monolog – eine Befürchtung, die in Anbetracht der Umstände gar nicht mal so unbegründet war –, und auch auf Newmans Lippen hatte sich ein Grinsen geschlichen, welches diesmal jedoch einen erstaunlich wenig gehässigen Eindruck machte.
»Also gut, dann wollen wir mal.« Er räusperte sich noch einmal, um künstlich Spannung zu erzeugen. »Der Täter ist auf alle Fälle religiös motiviert, ich denke, das sollte sich inzwischen von selbst verstehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er beruflich mit alten, kranken oder anderweitig pflegebedürftigen Menschen zu tun hat oder zu tun hatte. Für einen medizinischen Hintergrund sprechen vor allen Dingen die auffällig präzisen Schnitte, die er seinen Opfern unter anderem zugefügt hat, sowie der Zugang zu Thiopental. Erstere Vermutung stützt sich außerdem auf die bereits von Officer Shepherd erwähnte Verwendung von Kieferbandagen zur Verhinderung der Muskelerschlaffung nach Eintritt der Totenstarre. Ich würde im Übrigen auch vorschlagen, dass wir uns in den kommenden paar Tagen mal ein wenig an der Uniklinik umhören. Es könnte mit Sicherheit nicht schaden, bei dieser Gelegenheit auch Doktor Munroes berufliches Umfeld etwas näher unter die Lupe zu nehmen … aber ich schweife ab.« Sam faltete die Hände in seinem Schoß und lächelte besonnen in die Runde. »Persönliche Gefühle spielen hier zweifellos eine tragende Rolle, denn die Verletzungen der Opfer weisen klar auf lang gehegte Wut oder Rachegelüste hin, was wiederum bedeutet, dass es sich nicht um eine zufällige Auswahl handeln kann. Aufgrund dessen und auch hinsichtlich des Gewaltaspektes bin ich mir relativ sicher, dass es sich bei dem Täter um einen weißen Mann im Alter zwischen … sagen wir fünfundzwanzig und fünfundvierzig Jahren handelt. Auffällig und auch ein wenig ungewöhnlich für diese demografische Gruppe ist jedoch, dass er seine Opfer weitestgehend schmerzlos durch das Einflößen von Drogen tötet – oder es zumindest versucht, wie Gilberts Beispiel gezeigt hat – und sie erst anschließend verstümmelt. Eine sadistische Motivation ist daher eher unwahrscheinlich. Des Weiteren zeigt der Täter Anzeichen von Reue, die man unter anderem an der Art und Weise erkennen kann, wie er die Leichen herrichtet und platziert. Auch die christlich-religiöse Symbolik würde dazu passen.«
Er machte eine kurze Pause, die auf der einen Seite der Dramaturgie und auf der anderen zum Verschnaufen dienen sollte. Megan zog anerkennend die Augenbrauen nach oben und auch Richard sah bei weitem nicht so gelangweilt aus, wie er den Anschein zu erwecken versuchte. Selbstverständlich! Schließlich befand Sam sich gerade genau in seinem Element. Er wusste mit seinem Können nicht nur zu beeindrucken, sondern auch zu unterhalten.
»Vom Körperbau her muss der Mörder sowohl kräftig, als auch geschickt genug sein, um seine Opfer schnell und sauber von A nach B transportieren zu können, ohne dabei irgendwelche sichtbaren Spuren zu hinterlassen. Eventuell hat er sogar einen Komplizen, auch wenn es momentan eher danach aussieht, als würde er allein arbeiten. Eine größere Gruppe von Tätern wäre bei einem Vorgehensschema wie diesem auch eher unüblich. Was den Charakter betrifft, können wir davon ausgehen, dass er ein ordentlicher, gewissenhafter und vor allen Dingen vorausschauender Mensch ist. Das Fehlen von Fingerabdrücken oder sonstigen Gewebespuren an den Leichen und deren Fundorten deutet außerdem darauf hin, dass er Handschuhe trägt. Tatsächlich ist es so, dass die meisten potenziellen Serienmörder gar nicht erst dazu kommen, mit ihren Taten in Serie zu gehen, da sie aufgrund ihrer unsauberen Arbeit bereits im Vorfeld gefasst werden, aber auch das ist Ihnen mit Sicherheit geläufig. Insgesamt wirkt die Vorgehensweise unseres Täters eher geplant als triebhaft, was einen sexuell motivierten Hintergrund ebenfalls unwahrscheinlich macht, allerdings würde ich die Möglichkeit auch nicht vollkommen ausschließen. Mir sind im Laufe meiner Karriere durchaus schon die einen oder anderen … speziellen sexuellen Vorlieben untergekommen, daher habe ich mir angewöhnt, in dieser Hinsicht grundsätzlich mit dem Schlimmsten zu rechnen.«
»Glauben Sie etwa, der Typ ist nekrophil oder so etwas in der Art?« Megan zog eine zerknitterte Grimasse und wenn Sam sich nicht irrte, dann war ihr Gesicht in den vergangenen paar Minuten tatsächlich um die eine oder andere Nuance blasser geworden. »Ich meine, das würde zumindest die scheinbare Zusammenhanglosigkeit der ganzen Geschichte erklären …«
»Da kann ich Sie beruhigen, Agent Newman, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass genau das nicht der Fall ist.« Ein ebenso schiefes, wie gnädiges Lächeln legte sich auf Sams Lippen. »Ansonsten hätte man mit Sicherheit entsprechende … Spuren auf den Opfern gefunden. Außerdem sind die Genitalregionen in allen drei Fällen gänzlich unberührt geblieben, genauso wie die Brust von Misses Griffith, was ebenfalls gegen einen triebhaften oder gar nekrophilen Täter spricht. Wenn ich dann jetzt bitte fortfahren dürfte?«
Seine Kollegin zuckte bloß mit den Schultern und wickelte betont desinteressiert eine Haarsträhne um ihren Finger, was ihn in seinem Redefluss jedoch nur noch weiter beflügelte.
»Also, wie bereits erwähnt ist es sehr wahrscheinlich, dass er seine Opfer gekannt hat, beziehungsweise andersherum, da es keinerlei Hinweise darauf gibt, dass sie sich gegen ihren Peiniger gewehrt haben. Unter den Fingernägeln wurden weder fremde Blut-, noch Hautreste gefunden, weshalb es gut möglich ist, dass er sie schon im Vorfeld betäubt hat. Dazu würde auch unsere Entführungstheorie bezüglich Doktor Munroe passen. Der Täter besitzt aller Voraussicht nach ein großes Auto und wirkt im Alltag vermutlich eher unscheinbar, sodass man ihn auf den ersten Blick nicht als Bedrohung wahrnehmen würde. Ja, und das war’s fürs Erste auch schon, fürchte ich.«
Der Profiler war kurz davor, einfach aufzustehen und seinen Vortrag mit einer tiefen Verbeugung zu beenden, konnte sich jedoch im letzten Moment zurückhalten, was Megan allerdings nicht davon abhielt, ihm überschwänglichen Beifall zu klatschen. Sam musste schmunzeln, auch wenn er sich bewusst war, dass jegliches Lob aus dem Mund dieser Frau zunächst einmal mit Vorsicht zu genießen war.
»Special Agent Dunstan, ich bin hin und weg!«, unterstrich sie ihre Begeisterung noch einmal mit besonderem Nachdruck in der Stimme. »Ich muss gestehen, der fehlende Ödipuskomplex hat mich ein bisschen enttäuscht, aber dafür können Sie ja nichts.« Sie zwinkerte gönnerisch. »Das ist doch schon mal ein guter Anfang! Jetzt müssen wir nur noch jemanden finden, auf den diese Beschreibung passt. Weiß, männlich, wütend, dicke Karre … und natürlich nicht nekrophil. Wenn es nur danach ginge, dann könnte mir der Mörder heute theoretisch schon fünfmal über den Weg gelaufen sein. Und außerdem klingt das verdächtig nach meinem Schwager.«
»Das erklärt nur leider noch immer nicht, wie und warum er seine Opfer auswählt«, murmelte Richard und fixierte dabei weiterhin den Stapel Papier, der vor ihm auf dem Fußboden lag. »Selbst wenn wir uns darauf einigen können, dass es ein gemeinsamer Bekannter gewesen sein muss, grenzt das die Suche an dieser Stelle nicht unbedingt ein.«
»Was ist, wenn es dem Typen in Wahrheit nur um eines der Opfer ging und die anderen beiden lediglich zur Ablenkung gedient haben oder ihm irgendwie bei seinem Vorhaben in die Quere gekommen sind?«, mutmaßte Megan weiter.
»Möglich wäre das mit Sicherheit, die Frage ist bloß, wer in diesem Fall das Hauptziel war. Aber warum sollte er sich dann bei allen drei Opfern die Mühe machen, sie so sorgfältig herzurichten, obwohl er genau weiß, dass man ihm auf den Fersen ist? Ich glaube nicht, dass ein reines Ablenkungsmanöver den immensen Aufwand rechtfertigen würde, den der Täter hier jedes Mal betreibt.«
»Na ja, wenigstens konnten wir heute schon mal ein paar Verdächtige zusammentragen.« Megan stand auf und streckte genüsslich die Arme über dem Kopf aus, bevor sie einen kurzen Blick in Richtung der Fallwand warf. »Oder zumindest drei, vier Leute, die wir in Zukunft noch mal etwas näher durchleuchten könnten. Viel ist das nicht, aber immer noch besser als gar nichts.«
»Das ist die richtige Einstellung, Agent Newman!«, war Sam gerade dabei, ihren Tatendrang zu loben, als neben ihm plötzlich ein tiefes Grollen ertönte und sämtliche Gespräche augenblicklich verstummen ließ. Sofort wandten Megan und er sich zur Quelle des Geräusches um, wo Richard mit zusammengekniffenen Augenbrauen auf dem Bett saß und prompt mit einem Räuspern von dem verräterischen Rumoren abzulenken versuchte. Megans Oberlippe zuckte einen Moment lang gefährlich auf, bevor sie mit einem Mal in schallendes Gelächter ausbrach.
»Hat da etwa jemand ein kleines Hüngerchen?«
»Es ist schon ziemlich spät«, verteidigte der Angesprochene sich hastig und fuhr sich ein paarmal über die Oberschenkel, was die zarte Röte, die sich nun auf seinen Wangen auszubreiten begann, jedoch nicht im Geringsten zu kaschieren vermochte. »Und wir haben alle noch nichts gegessen. Bitte entschuldigen Sie, ich … ich denke, wir haben für heute wirklich genug getan.«
»Wieso lassen wir den Abend nicht einfach in Tim’s Pub ausklingen, statt Misses Atkins zu so später Stunde noch durch die Gegend zu scheuchen?«, schlug zur Überraschung aller Megan vor, nachdem sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte. »Wissen Sie was? Ich geb einen aus! Und welcher Ort wäre besser dazu geeignet, den Freitagabend zu genießen, als eine muffige, alte Kneipe irgendwo in der Mitte von Nirgendwo?«
»Also, ich finde, das klingt gar nicht so schlecht«, musste auch Sam zugeben und bedachte seinen Kollegen mit einem erwartungsvollen Blick. Vielleicht würde ihnen so ein gemeinsamer Pubbesuch tatsächlich ganz gut tun. »Wir müssen ja auch nicht allzu lange bleiben. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, warum wir hier sind.«
Richard runzelte jedoch bloß mit skeptischer Miene die Stirn. »Ich weiß nicht recht, ob das so eine gute Idee ist … wollen Sie Mister Griffith nach dem Gespräch heute wirklich noch ein zweites Mal behelligen?«
»Ach was, wir sind doch zahlende Kundschaft! Er muss sich ja nicht mit uns unterhalten, wenn ihm nicht danach ist, und außerdem hat er mit Sicherheit auch noch andere Leute zu bedienen, es ist schließlich Wochenende. So ist das nun mal auf dem Land, da kann man sich nicht einfach so aus dem Weg gehen, wenn man ein Problem mit jemandem hat – vor allen Dingen dann nicht, wenn einem die einzige halbwegs vernünftige Wirtschaft im Ort gehört. Und wie Dunstan bereits sagte, müssen wir ja auch nicht die ganze Nacht die Korken knallen lassen. Kommen Sie, Williams, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul!«
»Also gut.« Richard seufzte und stand ebenfalls auf. »Dann will ich mal nicht so sein. Sie gehen voraus, Newman.«
Ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf ihre Züge. »Aber mit Vergnügen!«
♫ beck · saw lightning