Der unschuldig Schuldige
von Bibi77
Kurzbeschreibung
Schüsse am Rand des Wienerwalds, ein zweiter Tatort ohne Leiche und eine vermeintliche „Wurstsemmel-Vergiftung“ – vor diesen Herausforderungen stehen Rex, Moser und die Kollegen Stockinger und Höllerer in ihrem neuen Fall. Die Zeit drängt, denn der Haupt-Tatverdächtige ist nicht nur spurlos verschwunden, sondern auch selbst in großer Gefahr…
GeschichteKrimi / P12 / Gen
Dr. Leo Graf
Ernst "Stocki" Stockinger
Peter Höllerer
Rex
Richard "Richie" Moser
03.10.2019
27.02.2020
16
29.165
8
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03.10.2019
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Noch schienen keine Sterne über dem Schwarzenbergpark. Die Sonne jedoch war längst versunken. Schwarz ragten die Baumwipfel des angrenzenden Wienerwalds in den schmalen Streifen rötlichen Horizonts, der zunehmend vom Mitternachtsblau des Abendhimmels verdunkelt wurde. Richtung Osten zeichnete sich die Silhouette der Großstadt mit ihren Millionen von Lichtern ab.
Eines dieser Lichter gehörte zu einer Altbauwohnung in der Marokkanergasse, die sich Kriminalpolizist Richard Moser mit seinem Schäferhund teilte. Rex lag auf dem Parkettfußboden und beobachtete die halb geöffnete Badezimmertür, hinter der sein zweibeiniger Mitbewohner kläglich würgende Geräusche von sich gab.
Schon seit dem späten Nachmittag kämpfte Moser mit einem rebellierenden Magen und ließ sich die Wurstsemmeln vom Mittag noch einmal durch den Kopf gehen. Längst hatte er auch einen Verdacht, warum er seit dem Feierabend fast pausenlos die Kloschüssel umarmen musste.
„Teufel, du!“, raunte er seinen Hund an, als er irgendwann an ihm vorbei in Richtung Schlafzimmer wankte.
Mit fragendem Blick neigte Rex den Kopf.
„Ja, du bist schuld!“, maulte Moser. „Was musst du immer die Semmeln vor‘m Stockinger überall in den Schubladen verstecken… und dann vergisst du sie und irgendwann verdirbt sich jemand den Magen daran.“
Rex bellte protestierend. Hätte er gekonnt, hätte er Moser bestimmt darauf hingewiesen, dass nicht nur die Wurstsemmeln schuld sein konnten, sondern sich da vielleicht auch der unstrukturierte Lebensstil der letzten Monate mit zuviel Stress und Rotwein und zu wenig Schlaf rächte. Doch weil Rex nun einmal nicht reden konnte und eine kritische Selbstreflexion nicht gerade zu Mosers Stärken zählte, blieb der Hund der Haupttatverdächtige.
„Könnt’st ja wenigstens so tun, als hätt’st du ein schlechtes Gewissen!“, forderte Moser. Dann schlich er missmutig weiter und brach schließlich über dem Bett zusammen, als hätte man ihn soeben von hinten erschossen.
‚Gott sei Dank hab‘ ich morgen amal frei!‘, dachte er, während er darauf wartete, dass das Zimmer um ihn herum aufhören würde sich zu drehen und er endlich einschlafen konnte…
Irgendwo in einer großen Eiche im Schwarzenbergpark sang derweil eine einsame Amsel ihre Melodie. Ansonsten war es vollkommen still geworden. Die breiten verschlungenen Wege des englischen Landschaftsgartens waren menschenleer – fast menschenleer, denn über eine Anhöhe näherte sich plötzlich eine hagere, schwarz gekleidete Person. Ihr weißes Hemd leuchtete schon von Weitem, als sie die beiden imposanten Obelisken rechts und links des asphaltierten Weges passierte.
Der junge Mann schien es eilig zu haben. Nervös sah er sich immer wieder um. Einmal blieb er stehen und fixierte für längere Zeit einen unbekannten Punkt hinter sich; dann ging er wieder ein paar Schritte, stoppte erneut, schien nachzudenken und zog dann eine Schachtel Zigaretten aus einer Tasche der roten Lederjacke hervor. Wieder zögerte er und warf einen Blick über seine Schulter, dann steckte er sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Das Feuerzeug wollte erst nicht so recht, doch dann glimmte ein rötlicher Punkt wie ein Glühwürmchen in der Dämmerung auf. Der junge Mann hustete, zog erneut und stolperte weiter den Asphaltweg entlang, bis er schließlich auf der anderen Seite der Anhöhe wieder verschwand.
Noch eine Weile sang die Amsel in ihrer Eiche, ein kühler Wind strich leise durch die Kronen der knorrigen Bäume.
Dann hallten plötzlich kurz nacheinander mehrere Schüsse durch die Anlage.
In der Ferne schrie ein Wasservogel auf. Fast zeitgleich fiel noch ein Schuss…
Die Amsel war verstummt; alles war still. Am Himmel über dem Schwarzenbergpark leuchteten die Sterne…
Eines dieser Lichter gehörte zu einer Altbauwohnung in der Marokkanergasse, die sich Kriminalpolizist Richard Moser mit seinem Schäferhund teilte. Rex lag auf dem Parkettfußboden und beobachtete die halb geöffnete Badezimmertür, hinter der sein zweibeiniger Mitbewohner kläglich würgende Geräusche von sich gab.
Schon seit dem späten Nachmittag kämpfte Moser mit einem rebellierenden Magen und ließ sich die Wurstsemmeln vom Mittag noch einmal durch den Kopf gehen. Längst hatte er auch einen Verdacht, warum er seit dem Feierabend fast pausenlos die Kloschüssel umarmen musste.
„Teufel, du!“, raunte er seinen Hund an, als er irgendwann an ihm vorbei in Richtung Schlafzimmer wankte.
Mit fragendem Blick neigte Rex den Kopf.
„Ja, du bist schuld!“, maulte Moser. „Was musst du immer die Semmeln vor‘m Stockinger überall in den Schubladen verstecken… und dann vergisst du sie und irgendwann verdirbt sich jemand den Magen daran.“
Rex bellte protestierend. Hätte er gekonnt, hätte er Moser bestimmt darauf hingewiesen, dass nicht nur die Wurstsemmeln schuld sein konnten, sondern sich da vielleicht auch der unstrukturierte Lebensstil der letzten Monate mit zuviel Stress und Rotwein und zu wenig Schlaf rächte. Doch weil Rex nun einmal nicht reden konnte und eine kritische Selbstreflexion nicht gerade zu Mosers Stärken zählte, blieb der Hund der Haupttatverdächtige.
„Könnt’st ja wenigstens so tun, als hätt’st du ein schlechtes Gewissen!“, forderte Moser. Dann schlich er missmutig weiter und brach schließlich über dem Bett zusammen, als hätte man ihn soeben von hinten erschossen.
‚Gott sei Dank hab‘ ich morgen amal frei!‘, dachte er, während er darauf wartete, dass das Zimmer um ihn herum aufhören würde sich zu drehen und er endlich einschlafen konnte…
Irgendwo in einer großen Eiche im Schwarzenbergpark sang derweil eine einsame Amsel ihre Melodie. Ansonsten war es vollkommen still geworden. Die breiten verschlungenen Wege des englischen Landschaftsgartens waren menschenleer – fast menschenleer, denn über eine Anhöhe näherte sich plötzlich eine hagere, schwarz gekleidete Person. Ihr weißes Hemd leuchtete schon von Weitem, als sie die beiden imposanten Obelisken rechts und links des asphaltierten Weges passierte.
Der junge Mann schien es eilig zu haben. Nervös sah er sich immer wieder um. Einmal blieb er stehen und fixierte für längere Zeit einen unbekannten Punkt hinter sich; dann ging er wieder ein paar Schritte, stoppte erneut, schien nachzudenken und zog dann eine Schachtel Zigaretten aus einer Tasche der roten Lederjacke hervor. Wieder zögerte er und warf einen Blick über seine Schulter, dann steckte er sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Das Feuerzeug wollte erst nicht so recht, doch dann glimmte ein rötlicher Punkt wie ein Glühwürmchen in der Dämmerung auf. Der junge Mann hustete, zog erneut und stolperte weiter den Asphaltweg entlang, bis er schließlich auf der anderen Seite der Anhöhe wieder verschwand.
Noch eine Weile sang die Amsel in ihrer Eiche, ein kühler Wind strich leise durch die Kronen der knorrigen Bäume.
Dann hallten plötzlich kurz nacheinander mehrere Schüsse durch die Anlage.
In der Ferne schrie ein Wasservogel auf. Fast zeitgleich fiel noch ein Schuss…
Die Amsel war verstummt; alles war still. Am Himmel über dem Schwarzenbergpark leuchteten die Sterne…