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DC's Legends of tomorrow FF

von Raven Rue
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Sci-Fi / P12 / Gen
Kendra Saunders Leonard Snart Mick Rory OC (Own Character) Rip Hunter Sara Lance
24.09.2019
24.09.2019
3
5.335
2
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24.09.2019 2.282
 
Sparta
Winter, 415 v. Chr.

Sieben Sommer lang trug sie ein Geheimnis in ihrem Herzen. Eine Flamme, wärmend und wahr. Niemand sonst konnte sie sehen, aber sie wusste, sie war da. Wenn sie zu ihrer Mutter und ihrem Vater aufblickte, spürte sie es jedes Mal, wie sie heller brannte, und wenn sie ihren kleinen Bruder betrachtete, spürte sie ihre Wärme überall in ihrem Körper. Eines Tages wagte sie, ihrer Mutter davon zu erzählen. ,,Du sprichst von Liebe, Enyo", hatte sie geflüstert. Unruhe blitzte in ihren braunen Augen auf, als fürchtete sie, jemand könnte sie hören. ,,Aber nicht von der Art, wie sie bei Spartanern üblich ist. Spartaner dürfen nur das Land, den Staat und die Götter lieben." Sie hielt Enyos Hände umfasst, und sie musste ihr etwas schwören: ,,Erzähle niemals irgendjemandem von deinem Geheimnis!"
In einer Winternacht, während eines heulenden Sturmes, saßen sie alle zusammen an ihrer Herdstelle, in der ein Feuer tanzte. Der kleine Damocles in Mutters Armen, Enyo selbst zu Füßen ihres Vaters. Vielleicht trugen sie ja alle die gleiche geheime Flamme in ihnen? Der Gedanke zumindest tröstete sie.
Und dann zerschnitt ein Geräusch die Stille in ihrer warmen Zuflucht. Etwas kratzte vernehmlich an der Tür.
Vaters ruhiger, gleichmäßiger Atem verstummte. Ihre Mutter presste den kleinen Damocles an ihre Brust und starrte zur Tür, als könnte nur sie dort einen Dämon im Schatten erkennen.
,,Es ist Zeit, Lycus", ertönte von draußen eine Stimme, die wie knisterndes Pergament klang. Ihr Vater erhob sich und schlang den blutroten Umhang um seinen muskelbepackten Körper. Sein Dichter schwarzer Bart verhüllte jede Regung seines Gesichts.
,,Warte noch einen Augenblick", flehte ihre Mutter ihn an, erhob sich ebenfalls und strich ihm über seine dichten, dunklen Locken.
,,Wozu, Thalia?", entgegnete er knapp und wischte ihre Hand fort. ,,Du weißt, was heute Nacht geschehen muss."
Damit wandte er sich der Tür zu griff nach seinem Speer. Enyo sah, wie die Tür knarrend geöffnet wurde. Der kalte Regen peitschte auf ihren Vater ein, als er hinaustrat. Der Wind jaulte, und hoch über ihnen grollte Donner, als sie ihm, dicht an ihn gedrängt, ins Freie folgten, denn er war ihr Schild.
Und dann sah Enyo sie.

Sie erwarteten sie in einem sichelförmigen Halbkreis. Die Priester mit nackter Brust und Kränzen auf der Stirn. Die grau gekleideten Ephoren - Männer, mächtiger selbst als die beiden Könige Spartas - trugen Fackeln, die im Unwetter knisterten und knackten. Das lange, ergraute Haar der ältesten Ephoren peitschte im Wind, sein kahler Schädel glänzte im silbrigen Mondlicht, während er sie mit blutunterlaufenen Augen musterte, die vom Alter langen, eng stehenden Zähne zu einem beunruhigenden Lächeln gebleckt. Er wandte sich ab und winkte ihnen wortlos, ihm zu folgen.
Sie liefen hinter den Männern durch die Straßen von Pitana - ihre Heimat und einer der fünf heiligen Orte Spartas -, und noch bevor sie das Umland erreichten, war Enyo nass bis auf die Haut und spürte, wie sich die Kälte wie eine Schwertklinge bis zu ihren Knochen bohrte.
Die Ephoren und Priester schritten, begleitet von ihrem eintönigen Singsang, der mit dem Heulen des Sturmes wetteiferte, durch die Tiefebene. Ihrem Vater gleich, benutzte Enyo ihren Halbspeer wie einen Wanderstock. Bei jedem Schritt bohrte sich das stumpfe Ende knirschend in den Boden. Allein diese zerbrochene Lanze in der Hand zu halten, ließ sie in seltsamer Weise erschauern, denn jene hatte einst König Leonidas gehört - dem schon lange verblichenen Heldenkönig von Sparta. Jede Seele aus Lakonia verehrte ihre Familie, weil das Blut Leonidas' durch ihre Venen floss. Ihre Mutter stammte von ihm ab, und daher tat sie es auch, ebenso wie Damocles. Sie waren Nachfahren jenes großen Mannes, des Helden von den Heißen Quellen. Doch ihr wahrer Held war ihr Vater.
Er lehrte sie, stark und flink zu sein - so zäh wie jeder spartanischer Knabe. Trotzdem lehrte er sie nie die Geistesstärke, die sie bei all dem brauchen würde, was ihr noch bevorstehen sollte. Doch gab es im gesamten Hellas auch nur einen Lehrer, der dazu in der Lage gewesen wäre?
Sie erklommen einen Pfad, der sich in das grau und drohend vor ihnen aufragende Taygetos-Gebirge hineinwand. Die tiefen Schluchten, die es durchzogen, wirkten wie Narben unter den schneebedeckten Gipfeln. Nichts an ihrer seltsamen Reise schien irgendeinen Sinn zu ergeben. Ihr kam das alles ganz und gar nicht richtig vor. Und so erging es ihr schon, seit Mutter und Vater im Herbst nach Delphi gereist waren, um das Orakel zu befragen. Sie hatten ihr nicht erzählt, was die große Seherin gesagt hatte, doch was immer es auch war, es musste etwas Düsteres gewesen sein. Ihr Vater wirkte seither stets aufs Äußerste angespannt, er war gereizt und distanziert. Ihre Mutter schien an den meisten Tagen abwesend, ihre Augen schimmerten glasig.
Im Moment lief ihre Mutter streckenweise mit geschlossenen Augen, während der Regen in kleinen Bächen über ihre Wangen rann. Sie hielt Damocles fest im Arm, und alle paar Schritte küsste sie das kleine Bündel.
Als sie ihre ängstlichen Blicke bemerkte, schluckte sie und reichte ihr das Baby. ,,Trage deinen Bruder, Enyo", sagte sie.
Sie band den Halbspeer an ihren Gürtel, nahm das Bündel und drückte es an ihre Brust, während sie den jetzt steilen Pfad hinaufstiegen.
Der Donner fand seine Stimme und entlud sich ganz  in der Nähe. Blitze zuckten über den Himmel. Der Regen verwandelte sich in Schnee und Enyo hielt ein Stück von Damocles Decke schützend über ihn, damit sein Gesicht trocken blieb. Seine Haut - parfümiert mit süßem Öl und dem tröstlichen Duft seines Betts aus Distelwolle - berührte warm ihr frierendes Gesicht. Seine schwachen Hände fuhren durch ihr braunes Haar. Er gluckste, und sie gurrte zurück.
Schließlich erreichten sie ein Plateau. Am anderen Ende stand ein von den Wettern abgewetzter Altar aus blau marmoriertem Stein. Eine vor der Witterung geschützte Kerze flackerte neben einem Topf Öl, einem Becken gefüllt mit Wein, der vom Eisregen aufgepeitscht wurde, und einer Platte mit Trauben.
Ihre Mutter, deren ebenso braunes, langes Haar von Regen und Wind zerzaust war, blieb mit einem ersticktem Schluchzen stehen.
,,Thalia, zeige dich nicht zu schwach", fuhr Enyos Vater sie an. Enyo spürte, wie Wut in ihr aufflackerte. ,,Schwach? Wie kannst du mich so nennen? Man braucht Mut, um sich seinen wahren Gefühlen zu stellen, Lycus. Schwache Männer verstecken sich hinter der Maske."
,,Das ist nicht die Art der Spartiaten", zischte ihr Vater mit zusammengebissenen Zähnen zurück.
,,Sammelt euch vor dem Altar", sagte einer von den Priestern, während ihm der Eisregen über den knöchernen Brustkorb lief. Enyo interessierte sich nicht für den uralten Altar und auch nicht den Rand des Plateaus und den nachtschwarzen Abgrund, der dahinter lauerte - eine Senke der Schatten, die in das Innerste des Gebirges abfiel.
,,Jetzt das Kind", sagte der älteste Ephor. Sein Haarkranz tänzele im Wind, seine Augen wirkten wie glühende Kohlen. Er streckte seine knochigen Hände nach ihr aus und nun verstand sie.
Ein dunkler Mantel der Erkenntnis legte sich um ihre Schultern. ,,Gib mir den Knaben", beharrte er.
Ihre Gaumen brannte vor Angst, alle Feuchtigkeit war mit einem Herzschlag aus ihrem Mund verschwunden. ,,Mutter, Vater?", wandte sie sich wimmernd an beide.
Ihre Mutter trat einen Schritt zu ihrem Vater und legte flehend eine Hand auf seine breite Schulter. Aber er stand nur da, unbeweglich; wie aus Stein gehauen.
,,Das Orakel hat gesprochen", wehklagten die Priester wie aus einem Mund. ,,Sparta wird fallen ... wenn der Knabe nicht an seiner statt fällt."
Wie ein scharfer Speer durchfuhr Enyo blankes Entsetzten. Fest umklammerte sie den kleinen Damocles und wich einen Schritt zurück. Ihr kleiner Bruder war gesund und stark - es war nicht gerecht, ihn zu dem Schicksal zu verdammen, das schwachen oder missbildeten spartanischen Neugeborenen widerfuhr. War es das, was das Orakel ihren Eltern auf ihrer Reise bestimmt hatte? Wer berechtigte es dazu, Damocles dem Untergang zu weihen? Warum spuckte ihr Vater nicht auf einen solch grausigen Auftrag und zog seinen Speer gegen diese erbärmlichen alten Männer? Stattdessen stieß er ihre Mutter lediglich beiseite, sodass sie wie ein Bündel Lumpen zu Boden fiel.
,,Nein ... nein!", weinte Enyos Mutter, währenddessen zwei Priester sie nach hinten zerrten. ,,Lycus, bitte, tu etwas!"
Ihr Vater starrte ungerührt in die Ferne.
Einer der Priester trat von hinten an sie heran und griff nach ihren Schultern. Ein zweiter riss ihr Damocles von der Brust und übergab das kleine Bündel dem ältesten Ephor, der ihren Bruder wie einen Schatz an sich drückte. ,,Mächtiger Apollo, Wahrheitsverkünder. Athena Poliachos, Große Beschützerin. Blickt auf uns herab, während wir uns demütig eurem Willen beugen, dankbar für eure Weisheit. Und jetzt ... wird der Knabe sterben."
Er hob Damocles über seinen Kopf und trat am Altar vorbei an den Rand des Abgrunds.
Mit einem heiseren Schrei, der Enyo das Herz zerriss, fiel ihre Mutter auf die Knie.
Als der Ephor sich spannte, um ihren Bruder in den Tod zu schleudern, zuckte ein Blitz über den Himmel, gefolgt von einem krachenden Donner. Es fühlte sich an, als hätte der Blitz sie getroffen. Eine Welle von unglaublicher Energie und die Wut auf diese schreckliche Ungerechtigkeit durchrasten Enyo. Sie schrie aus vollem Hals und entwand sich dem Griff des Priesters. Aus dem Stand sprang sie vor, verzweifelt, außer sich, die Arme nach ihrem
Bruder gestreckt.
Die Zeit blieb stehen.
Enyo fing den Blick des kleinen Damocles auf und er den ihren. Hätte sie diesen Moment in Bernstein verewigen können, um für immer darin zu leben, hätte sie es getan, sie beide im Leben miteinander verbunden. Und während dieses Wimpernschlags hatte sie immer noch die Hoffnung, ihn auffangen zu können, seinen Sturz zu verhindern. Bis sie aus dem Tritt geriet, stolperte, mit der Schulter die widerliche Flanke des alten Ephoren rammte, hörte, wie viele der Männer scharf die Luft einsogen, sah, wie der Ephor um Halt ruderte, sah, wie er fiel, über den Rand des Plateaus ... mit Damocles.
Die beiden stürzten in die Dunkelheit, und der Schrei des Ephoren verklang wie das Kreischen eines Dämons.
Und dann ... Stille.
Am Rande des Abgrunds fiel sie auf die Knie, zitternd, indes sich hinter ihr ein wütender Chor von wüsten Beschimpfungen erhob.
,,Mörderin!"
,,Sie hat den Ephoren getötet!"
Sie starrte hinunter in den Abgrund, fassungslos.
Der Eisregen peitschte ihr ins Gesicht.


Star City, 2016


Das Wasser lief ihr in Rinnsalen über die Wangen. Ihre Kleidung klebte an ihrer Haut. Die Luft brannte in ihren Lungen. Ihr Körper sehnte sich allmählich nach einer Pause.
Sie lief bereits seit sechs Stunden durchgehend, hatte beobachten können, wie die Morgensonne den Platz den kühlen Mondes einnahm - wobei es nun keinen Unterschied mehr machte, welche Tageszeit es war: Es war durch die dunkle Wolkendecke, die jegliches Licht abschirmte, beinah so finster wie in einer Winternacht. In einer Winternacht, ohne Sterne, ohne Mond, ohne das angenehme Gefühl der Geborgenheit, die man im Schutz der nächtlichen Dunkelheit wahrnahm. ,,Hey, Ms Phoenix!" Sophias Kopf schnellte in die Richtung des mehr als nur dämlichen Rick Rodriguez, der wie durch Zufall jeden Morgen jedes Wochentages zum Sportplatz ging und seine Runden drehte und der von ihr nie mehr als den Nachnahmen erfahren hatte. Selbst durch den Regen und den hunderten Metern Entfernung, die sie trennten, konnte Sophia sich das schleimige Grinsen in seinem zugegeben hübschen Gesicht vorstellen. Sie verdrehte die Augen, ehe sie ihr Tempo beschleunigte. Um sich auch nicht weiter mit Rick Rodriguez herumschlagen zu müssen, und sich keine Ausreden gegen ein gemeinsames Essen ausdenken zu müssen, verließ sie die Laufbahn nach der Runde, schnappte sich ihre Flasche Wasser und zog sich ihren dunkelroten Hoodie über. ,,Warte, Phoenix!", hörte sie den dunkelhaarigen Schwachkopf ihr noch nachrufen. ,,Sie hören heute schon so früh auf?" Ihr entfuhr ein genervtes Knurren, dann blickte sie über die Schulter, nur um festzustellen, dass Rick plötzlich an Geschwindigkeit gewonnen hatte, sich dennoch auf zweihundert Metern Entfernung befand. ,,Ja, heute ist nicht mein Tag!", rief sie ihm knapp entgegen. Doch er ließ sich nicht so leicht abwimmeln. ,,Ich habe Ihre Uhr!" Oh verdammt, dachte sie sich, als er eine Armbanduhr hochhielt. Sophia schob ihren Ärmel hoch und stellte fest, dass die ihre fehlte. Also wartete sie, bis Rick bei ihr ankam und ihr ihre Uhr reichte, und machte dann kehrt. Oder zumindest hatte sie das vor, würde Rick sie nicht am Arm festhalten. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, umfasste sie selbst seinen ausgestreckten Arm, schlang ihren Arm um seinen Oberkörper, drehte sich mit ihrem Rücken zu Rick und schmiss ihn über die Schulter. Rick entfuhr ein Ächzen. ,,Au ... das tat weh." ,,Sry ...", entgegnete sie mit einem gleichgültigen Unterton, ehe sie ihn auf die Beine zog, ,,war Reflex." Rick versuchte den Dreck mit seinen Händen von seiner Kleidung zu wischen, musterte sie mit einem skeptischen Blick. ,,Ich werde Sie jedenfalls nie wieder ohne Vorwarnung anfassen ..." ,,Wäre auch besser für Sie", meinte sie und wollte abermals den Sportplatz verlassen. Nur ließ dieser verdammte Kerl einfach nicht locker und fragte: ,,Eigentlich hatte ich gehofft, dass wir uns mal sehen...?" Sophia zog daraufhin die Brauen hoch. ,,Wir sehen uns jeden Morgen." ,,Nicht so ...", seufzte Rick, ,,Ich würde gerne mit Ihnen etwas essen wollen." ,,Das ist ja schön für sie, aber ich möchte nicht mit Ihnen essen." Sophia warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. ,,Und so leid es mir tut - oder auch nicht - muss ich nun gehen." Damit ließ sie einen verdutzten Rick Rodriguez stehen und verließ endlich den Sportplatz.
Gerade, als sie um die Ecke bog, blendete sie ein grelles, weißes Licht ihre Augen. Das letzte, was sie wahrnahm, war eine männliche Stimme mit unverkennbarem, britischen Akzent.

,,Träumen Sie was schönes, Ms. Phoenix."


Freue mich auf Kommentare :)

Best regards,
Raven Rue
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