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Ich will dich nicht verlieren!

Kurzbeschreibung
GeschichteTragödie, Liebesgeschichte / P16 / Gen
OC (Own Character)
21.09.2019
28.09.2020
63
232.841
10
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
1 Review
 
23.09.2019 3.639
 
Es  war zwanzig nach neun am Morgen, als Jasmine sich dazu entschieden hatte aufzustehen und die Vorhänge an den Fenstern des Hotelzimmers zu öffnen. Sehr zum Leidwesen ihres Bruders dem die Sonnenstrahlen dabei direkt ins Gesicht schienen.
Grummelnd drehte dieser sich in die andere Richtung und zog die Decke so weit nach oben, das man nur noch einen kleinen Teil seiner Haare erkennen konnte.
Bei diesem Anblick huschte Jasmine ganz kurz ein Lächeln über das Gesicht. Dieses verflüchtigte sich aber wieder, als sie sich an die gestrige Auseinandersetzung mit ihm, Kate und Viola erinnerte.
Kurz darauf plagte sie auch schon das schlechte Gewissen. Es tat ihr wirklich unglaublich leid, das sie die drei gestern so angeschrien hatte. Normalerweise fuhr Jasmine nicht so leicht aus der Haut und allgemein war sie eigentlich ein eher ruhiger Mensch der es vorzog erst zu denken und dann zu handeln. Doch die Ereignisse des Vortages waren einfach viel zu stressig für ihren Geschmack gewesen. Es waren einfach viel zu viele Eindrücke und Informationen auf einmal gewesen, so das Jasmine bald darauf einfach nur noch überfordert war und sich nicht mehr anders zu helfen wusste als alles was sich in ihr aufgestaut hatte, rauszuschreien.
Doch was hatte das alles schlussendlich gebracht? Genau, gar nichts! Ihre Freundinnen und ihr Bruder wollten mit ihr jetzt bestimmt nichts mehr zu tun haben und hielten sie für egoistisch. Doch einen Vorwurf deswegen konnte sie ihnen nicht wirklich machen, wer weiß, vielleicht hatten sie auch damit recht? Vielleicht war sie egoistisch und wollte es sich selbst nur nicht eingestehen.
Jasmine seufzte. Ihr war klar, egal ob die drei sie nun hassten oder nicht, das sie sich zumindest bei ihnen entschuldigen sollte. Nur hoffte sie, das sie auch bereit waren ihr zu verzeihen.
"Jasmine? Warum bist du schon wach?" brummte Lukas verschlafen.
Die ältere schaute ihn einige Sekunden an, dann  zuckte sie mit den Schultern.
"Ich konnte nicht mehr schlafen."
Ihr Bruder sagte irgendwas unverständliches und richtete sich im Bett auf. Er blinzelte einige male und gähnte dabei auch einmal ausgiebig.
"Wie spät ist es?" wollte er wissen.
Jasmine schaute auf die Uhr.
"Geich halb zehn."
Der schwarzhaarige schaute jetzt ebenfalls auf die Uhr.
"Hmmm, ich schätze mal dann ist es jetzt Zeit aufzustehen, was?"
Die Jugendliche nickte.
Ächzend erhob sich Lukas aus dem Bett und wankte ins kleine Badezimmer um sich für den heutigen Tag ein wenig frisch zu machen.
Während ihr Bruder sich das Gesicht wusch und zur Toilette ging, stand Jasmine am Fenster und sah nach draußen.
Von hier aus hatte sie einen guten Blick auf den Hafen. Man konnte erkennen das auf dem Wasser einige Segelboote und kleinere Schiffe unterwegs waren. Und wenn man die Augen zukniff, konnte man sogar einige Hafenarbeiter erkennen, zwar waren sie wegen der Entfernung ganz klein wie Ameisen, aber sie waren da.
Als sie jedoch die Titanic erblickte, fing ihr Herz plötzlich an viel schneller zu schlagen. Auch verspürte sie mit einem mal den unstillbaren Drang, dort hin zu gehen. Zu ihr. Dieses Gefühl war schlichtweg einfach überwältigend. Es war schwer zu beschreiben, aber es fühlte sich so an, als würde dieses Schiff nach ihr rufen, sie einladen an Bord zu kommen. Ein Gefühl der Wärme breitete sich in ihr aus und sie fühlte sich geborgen und sicher, wie ein Kind in den Armen seiner Mutter. Wie in Trance starrte sie das Schiff an.
Als sich die Badezimmertür öffnete und Lukas heraustrat, war dieses Gefühl jedoch schlagartig wieder verschwunden.
Etwas verwirrt schaute sich Jasmine um. Was war das gerade gewesen?
"Hey Schwesterherz alles klar bei dir?"
"Oh ähm, ja klar." sagte sie und wirkte komplett abwesend.
Lukas zog eine Braue nach oben.
"Ist wirklich alles klar bei dir?" hakte er nochmal nach.
Jasmine wich seinem Blick aus und wechselte das Thema.
"Lass uns gucken ob Viola und Kate schon wach sind!"
Der schwarzhaarige wollte noch etwas sagen, doch da war seine Schwester schon aus dem Zimmer gegangen.
Ein wenig skeptisch ging er zum Fenster und schaute raus. Er konnte nichts ungewöhnliches erkennen, doch als er die Titanic erblickte, seufzte er. Das war es also gewesen, was seine Schwester so durcheinander gebracht hatte.
Er tat die Hände in die Hosentaschen und seufzte noch einmal. Er wusste das dieses Schiff nichts als Ärger bedeutete, aber was wenn Jasmine doch recht hatte? Er starrte das Schiff, welches ruhig im Wasser lag, noch einige Augenblicke unverwandt an, ehe er sich abwandte um seiner Schwester zu folgen. Doch beim verlassen der Zimmers beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl. Irgendwas sagte ihm, das dieses Ungeheuer aus Eisen viel mehr mit ihnen zu tun hatte, als sich bis dato auch nur einer von ihnen vorstellen konnte.
Schnell schüttelte er diesen Gedanken wie eine lästige Fliege ab. Jetzt fing er auch noch an, sowas albernes zu denken.




Während des gesamten Frühstücks sagte niemand auch nur ein Wort.
Jasmine aß nicht einmal etwas. Sie saß einfach nur da und starrte schweigend auf ihren leeren Teller.
Viola, Kate und Lukas warfen sich abwechselnd besorgte Blicke zu.
Noch nie hatten sie ihre Freundin so bedrückt gesehen. Klar, sie alle fühlten sich wegen gestern miserabel, allen voran Viola, aber der Anblick den die Gruppenälteste ihnen bot war fast schon deprimierend.
Kate bemerkte Violas Anspannung. Sie hatte ihr Frühstück kaum angefasst und man konnte deutlich sehen, das sich in ihren Augen die Schuld widerspiegelte.
Vorsichtig stieß die blondhaarige Viola an. Als von ihr keine Reaktion kam, stieß sie sie nochmals an, diesmal etwas fester.
Ihre Blicke trafen sich.
Kate nickte wortlos mit dem Kopf in Richtung Jasmine und schaute dabei vielsagend drein.
Die braunhaarige wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.
Tief in ihrem inneren wusste Viola, das sie Jasmine gegebenüber nicht fair gewesen war, aber manchmal musste man eben jemanden verletzen um ihn zu beschützen. Das versuchte sie sich zumindest einzureden.
Lukas, welcher die unangenehme Stille nicht länger ertragen konnte fing an einfach drauf los zu sprechen.
"Soo, heute holen wir uns also neue Klamotten, richtig?"
Kate war erleichtert, endlich war es nicht mehr so still am Tisch.
"Ja, wir können ja nicht ewig in diesen Sachen hier rumlaufen." meinte sie und lächelte ein wenig.
Lukas nickte. "Stimmt. Wisst ihr denn schon was ihr euch holen wollt?"
Kate zuckte mit den Schultern.
"Was trägt man 1912 denn so?"
Unauffällig ließ Lukas den Blick durch den Raum schweifen und studierte die Outfits einiger Hotelgäste die ebenfalls frühstückten.
Als er sich wieder an Kate wandte zog er eine Grimasse.
"Allem Anschein nach nur Kleider und Anzüge."
Die Augen der blondhaarigen begannen zu leuchten.
"Find ich gut, ich mag Kleider."
"Du bist ja auch ein Mädchen. Mädchen mögen Kleider." stellte Lukas knapp fest.
Kate zog ihre Augenbrauen hoch.
"Ach ja? Und was ist mit Jasmine? Sie ist auch ein Mädchen und sie hasst Kleider."
Lukas verdrehte die Augen.
"Meine Schwester zählt nicht."
Selbige hörte dem Gespräch nur sekundär zu. Es freute sie ja, das Kate und Lukas ein Thema gefunden hatten über das sie sich unterhalten konnten, doch ihrer Meinung nach gab es viel wichtigeres über das man reden sollte als über Klamotten.
Jasmine schaute auf. Sie bemerkte, das Viola ihren Kopf von den anderen weggedreht hatte und nachdenklich aus dem Fenster sah.
Jasmine folgte dem Blick der braunhaarigen. Das Fenster gab den Blick auf einige größere und kleinere Gebäude frei. Jasmine nahm an, das es sich dabei um Lagerhallen handelte. Hinter diesen lag auch der Hafen von Southampton, doch von ihrem Sitzplatz aus konnte man leider nicht viel von ihm sehen.
Jasmine betrachtete ihre Freundin eingehend. Worüber sie wohl gerade nachdachte?
"Viola?"
Die angesprochene wandte sich Jasmine zu. "Ja?"
Nervös kaute sie sich auf der Unterlippe rum. Sie musste es sagen, jetzt oder nie.
"Ich...ich...oh man Viola es tut mir so leid das ich euch gestern so angeschrien habe. Das war wirklich unglaublich dumm von mir!" platzte es schließlich aus ihr heraus.
Die jüngere der beiden schaute Jasmine mit verräterisch glitzernden Augen an.
Auch ihr tat es leid das sie Jasmine gegenüber so gemein gewesen war.
"Mir tut es auch total leid. Ich hab das wirklich nicht so gemeint!"
Eine kleine Träne rann Jasmines Wange herunter.
"Wieder beste Freunde?"
"Wieder beste Feunde!"
"Hey ihr beiden!"
Beide Mädchen schreckten auf.
"Was?" sagten sie gleichzeitig und starrten Lukas und Kate völlig irritiert an.
"Erstens, auch uns beiden tut es leid das wir dich gestern so verletzt haben. Zweitens, nehmen wir deine Entschuldigung an und drittens wollen wir jetzt los. Oder habt ihr etwa geglaubt wir lassen euch einfach hier sitzen und das gesamte Hotel zusammen heulen?"
"Tun wir nicht?"
Bei Lukas' Kommentar musste Jasmine  schmunzeln und auch Violas Mundwinkel verzogen sich nach oben.
Kate hatte recht, was sie jetzt unbedingt brauchten war ein wenig Ablenkung. Und Shopping war dafür wie gemacht.




Kurze Zeit später, verließ die Vierergruppe auch schon das Hotel.
"Und wohin jetzt?" fragte Kate.
Lukas überlegt kurz.
"Wie wäre es wenn wir da lang gehen würden?" schlug er vor und zeigte nach links.
Kate nickte.
"Ok, wenn du links sagst, dann gehen wir lieber nach rechts."
"Hey!" sagte Lukas und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das war gemein!"
Viola und Kate verdrehten die Augen.
"Beruhig dich mal, du kannst ja nichts dafür einen Orientierungssinn wie eine Kartoffelschale zu haben" neckte die blonde den jüngeren.
"Pah!" machte Lukas und wandte sich an seine ältere Schwester.
"Hey Schwesterherz, sag den beiden mal sie sollen mich nicht ständig mobben!"
Doch Jasmine rollte mit den Augen.
"Du bist doch schon 16 Lukas, du kannst dich doch schon ganz gut selber verteidigen! "
"Danke für deine Unterstützung." sagte der schwarzhaarige gespielt beleidigt und fuhr sich einmal durch die Haare.
"Immer wieder gerne allerliebstes Brüderchen"
Lukas tat so als müsste er würgen.
"Iiiih, Zuneigung."
Lachend machten sich die Jugendlichen in die Richtung auf, in die Kate gezeigt hatte.
Die Blicke der vier wanderten immer zu von links nach rechts. So an sich gab es hier nicht allzu viel zu sehen außer kleine, von Pflanzen und Moos bewachsene und mit Möwendreck verschmutzte Holzhäuser und Blechhütten.
Lukas schaute nach oben. Er musterte die Möwen, die dort ihre Kreise zogen, beunruhigt.
"Hoffentlich kackt mir von den Viechern keiner auf den Kopf!"
Für diese Aussage erntete er ein spöttisches Lachen von Viola.
"Auf nicht aber in wäre doch mal was. Dann hättest du da drin schonmal mehr, als nur heiße Luft."
"Wie lustig." war alles was er dazu sagte.
"Leute reißt euch mal ein bisschen mehr zusammen. So wie ihr redet, zieht ihr nur noch mehr die Aufmerksamkeit der Leute auf uns." erinnerte Jasmine die beiden.
Doch besonders viel schien hier auch nicht los zu sein, da ihnen nur vereinzelt mal ein paar Leute entgegen kamen. Die Männer trugen normale helle Hemden und beigefarbene Hosen mit Trägern, während die Frauen teilweise geflickte Kleider an hatten. Das waren definitiv keine Leute aus der ersten Klasse, doch das tat nichts zur Sache. Denn obwohl sie nicht zu der gehobenen Klasse gehörten, war ihr Kleidungsstil normal in diesem Jahrhundert. Ganz im Gegenteil zu dem was Jasmine und die anderen trugen. Jeans, Hoodies und Sneakers waren jetzt nicht wirklich der letzte Schrei hier.
Die vier Jugendlichen begrüßten die Leute an denen sie vorbeikamen zwar höflich, aber die missbilligenden und entsetzten Blicke die sie ihnen trotzdem zuwarfen, waren mehr als nur unangenehm. Irgendwie fühlten sie sich dadurch von den anderen Leuten verurteilt, obwohl sie nichts schlimmes getan hatten. Es war wirklich ein sehr unschönes Gefühl so von oben herab angeschaut zu werden.
Ein weiterer guter Grund, weshalb sie dringend zeitgemäße Kleidung brauchten.
Je mehr sie sich dem Herzen der Hafenstadt näherten, desto weniger Wohnhäuser gab es. Statt der kleinen Häuschen, gab es bald darauf nur noch große Gebäude mit großen und kleinen Schaufenstern.
"Siehst du? Wie gut das wir nach rechts gegangen sind!" sagte Kate triumphierend.
Lukas grummelte unverständlich vor sich hin.
Jasmine war sich aber sicher, sowas wie "Besserwisser" verstanden zu haben.
Wie es für eine Stadt üblich war, tummelten sich hier aller Hand Leute aus allen Schichten.
Die feinen Herren und Damen der ersten Klasse, mit ihren edlen und eleganten Garderoben aus Seide und anderen hochwertigen Stoffen. Ihren teuren Parfüms und noch teureren Schmuckstücken.
Die Mittelklasse, die, obwohl sie nicht einmal ansatzweise so wohlhabend waren wie die in der ersten Klasse, sich auch ansehnliche Kleider und Anzüge leisten konnten.
Und schlussendlich war da noch die dritte Klasse. Arme Leute, die sich gerade so durch das Leben schlagen konnten, mit fast nichts, außer ihrer Kleidung die sie am Leib trugen.
"Der helle Wahnsinn!" staunte Lukas als sie durch die vollen Straßen liefen.
"Ja!" stimmte Kate ihm zu. Noch nie hatte sie so viele verschieden gekleidete Leute gesehen. Es war fast, wie auf einem Kostümfest. Doch auch die Geschäfte hatten es ihr angetan, da sie in jedes an dem sie vorbeikamen hineinschaute. Und dann, ohne Vorwarnung hielt sie an. Gerade noch rechtzeitig konnten Jasmine, Viola und Lukas anhalten.
"Woah, schaut euch das Kleid da mal an!" sagte sie und zeigte auf ein weinfarbenes mit Perlen verziertes Abendkleid.
"Wie wäre es, wenn du uns beim nächsten mal vorwarnen würdest, bevor du einfach so stehen bleibst?" sagte Lukas schnippisch.
"Oh sorry."
Lukas schüttelte den Kopf und betrachtete das Kleid.
"DAS findest du toll?" fragte er und hoffte inständig, das er auf das falsche Kleid zeigte.
Diese Hoffnung wurde jedoch jäh niedergeschmettert, als er Kates bestätigendes Nicken sah.
Als er dann auch noch den Preis genauer in Betracht nahm schaute er die ältere ungläubig an.
"400 Pfund? Sag mal bist du auf einem Baum eingeschlafen und dann runtergefallen?"
Jetzt meldete sich Viola zu Wort.
"Du weißt doch, das sie zweimal vom Wickeltisch gefallen ist."
Kate schaute die ältere mit einem Blick an der 'ist das jetzt dein ernst?' zu sagen schien.
Daraufhin grinste sie die jüngere nur an.
Auch Jasmine begutachtete das Kleid, doch wirklich gefallen wollte es ihr auch nicht. Das lag zum einen daran, das sie  Kleider generell nicht sonderlich mochte und zum anderen, das sie, laut Aussage ihrer Freundinnen, wie ein Assi rumlief und und nicht offen für neues war. Nicht unbedingt die charmanteste Art einem zu sagen, das ihnen ihre Klamottenwahl nicht gefiel, aber sie konnte damit leben. Denn wer austeilte, muss bekanntlich ja auch einstecken können.
"Das ist jetzt nicht böse gemeint Kate, aber findest du nicht das dieses Kleid ein bisschen...zu teuer ist?"
"Ach quatsch, wir haben noch mega viel Geld übrig! Wir sind quasi reich!" sofort schlug sie sich die Hand vor den Mund.
Das und die entsetzten Blicke von Lukas und Viola machten Jasmine misstrauisch.
"Sagt mal, wie viel genau habt ihr eigentlich für die Tickets bekommen?"
"Oh ähm, viel. Sehr viel sogar!" sagte Kate hastig und versuchte dabei möglichst überzeugend zu klingen. Nicht sonderlich überraschend war die Tatsache, das dieser Versuch gründlich in die Hose gegangen war.
Als sie dann die anderen beiden genauer betrachtete fiel ihr auf, das sie irgendwie schuldbewusst und ertappt drein blickten.
"Habt ihr mir etwa was verheimlicht?" Jasmines Stimme war zwar ruhig als sie das sagte, aber ihr Unterton verriet das sie sofort eine Erklärung haben wollte.
"Viola, ich glaube wir sollten es ihr sagen."
"Mir was sagen?"
Der Blick der braunhaarigen ruhte jetzt vollständig auf Viola. Sie konnte sehen das sie mit sich rang.
"Viola, was ist los? Was habt ihr mir verheimlicht?"
Die angesprochene schaute hilfesuchend zu Lukas, doch dieser hatte den selben entschlossenen Blick wie Kate.
Schließlich gab sich Viola geschlagen. Sie seufzte. "Also gut. Kommt mit, wir besprechen das woanders!"
"Eine gute Idee, einige der Leute stehen hier nämlich schon und beobachten uns, wie Tiere in einem Zoo!" brummte Lukas halblaut.
Wortlos folgten die drei Viola, welche sie durch die engen Gassen der Stadt führte. Als sie sich sicher war, weit genug außer Hörweite der Leute zu sein, wandte sich das Mädchen an ihre immernoch verwirrt dreinguckende Freundin.
"Jasmine...wir waren gestern nicht ganz ehrlich zu dir gewesen." gab sie dann ohne Umschweife schuldbewusst zu.
"Wie genau definierst du 'nicht ganz ehrlich'?" verlangte sie zu wissen und schaute zwischen den dreien hin und her.
Das würde jetzt ein Schock für sie werden, aber was sollte man machen? Das Kind war jetzt nunmal in den Brunnen gefallen, da konnte man jetzt auch genauso gut reinen Wein einschenken.
"Weißt du, die Sache ist so..." Viola suchte nach den passenden Worten.
"...das Geld mit dem wir das Hotel bezahlt haben...das kam nicht von den Tickets." führte Kate den Satz zuende.
Jasmine meinte sich verhört zu haben.
"Was? Aber wie?"
Entsetzt keuchte sie auf.
"Habt ihr das Geld etwa geklaut?"
Jetzt waren es die anderen die aufkeuchten.
"Nein! Nein, wir haben es nicht geklaut!"
Jasmines Verwirrung wuchs mit jeder Sekunde mehr und mehr.
"Und woher habt ihr es dann?"
"Das klingt jetzt zwar als wäre es gelogen, aber wir haben es gefunden."
"Gefunden?"
"Ja, gefunden."
Mit ernster Miene kramte Viola eine Brieftasche hervor und zeigte Jasmine diese. Wortlos nahm sie das Objekt in die Hand und begutachtete es. Kein Name, kein Ausweis, keine Karten. Nichts. Nur Geld. Eine ganze Menge Geld sogar.
"Wo habt ihr das gefunden?" fragte sie ohne aufzuschauen.
"In einer Gasse hier in der Nähe."
Jasmine schwieg einige Minuten und schaute abwechselnd zwischen der Brieftasche und ihren drei Freunden hin und her. Ihr fehlten die Worte.
Erst ließen sie sie im Glauben, das sie die Tickets verkauft hatten und jetzt wollten sie ihr allen ernstes weiß machen, das sie eine Geldbörse mit hunderten, wenn nicht sogar Tausenden von Pfund einfach so auf dem Boden gefunden hatten?
"Ihr verarscht mich doch!" blaffte Jasmine.
Alle drei schüttelten heftig mit den Köpfen.
"Nein, wir verscheißern dich echt nicht! Wir haben das Portemonnaie wirklich gefunden! Das war gestern, kurz nachdem du weggegangen warst, ich schwöre es dir sogar bei meiner XBox!" sagte Lukas und schaute seine Schwester mit großen Augen flehend an. Die Gesichter von Kate und Viola hatten den selben flehenden Ausdruck.
Sie sagten wirklich die Wahrheit.
Jasmine lehnte sich gegen die Wand. Das musste sie jetzt erstmal sacken lassen.
"Wir fanden es am Anfang auch total merkwürdig. Wir haben sogar geguckt wem das Portemonnaie gehört und wollten es bei der Polizei abgeben, aber..." Viola zögerte kurz.
"...aber als wir keine Hinweise darauf gefunden hatten wem das hier gehörte, haben wir beschlossen das Geld einfach zu behalten. Du weißt doch, wir haben eine Unterkunft und Essen dringend gebraucht. Da kam dieses Portemonnaie doch wie gerufen. Und außerdem, könnte es doch auch sein, das wir es finden sollten! Wie bei den Tickets!"
Jasmine fuhr zusammen. Die Tickets!
"Viola, was habt ihr mit den Tickets gemacht?"
Die braunhaarige schaute sie verdattert an.
"Was wohl? Die liegen im Safe auf unseren Zimmern."
Eine Welle der Erleichterung erfasste Jasmine. Es war also noch nicht zu spät, Gott sei Dank. Trotz aller Freude über diese guten Nachrichten verwirrte sie eine Sache.
"Viola, ich dachte ihr wolltet die Tickets los werden?"
"Mmmh, ja schon..."
"Aber?" Jasmine wollte sich zwar noch nicht zu früh freuen, aber einen kleinen Hoffnungsschimmer ließ sie dennoch zu.
"Weißt du, Kate, Lukas und ich haben über die ganze Sache nochmal nachgedacht. Es ist wirklich ein komischer Zufall, das wir im Jahre 1912 landen, Tickets für die Titanic einfach so in unseren Hosentaschen liegen haben und dann auch noch eine riesige Geldbörse einfach so auf dem Boden finden. Auch das was du gestern noch gesagt hattest, hat uns alle ziemlich beschäftigt. Und die Tatsache das es dir wirklich so wichtig ist, da an Bord zu gehen, hat uns dazu gebracht nochmal neu zu entscheiden."
Jasmine hielt diese plötzliche Spannung die ihren Körper eingenommen hatte, nicht mehr lange aus. Wollte Viola ihr etwa wirklich genau das sagen was sie vermutete?
Sie warf Lukas und Kate schnelle Blicke zu. In ihren Augen konnte sie die selbe Entschlossenheit erkennen, wie in Violas'.
"Jasmine du hattest doch gesagt, das wir beste Freunde sind, oder?"
Da Jasmine nicht reden konnte, nickte sie bloß.
Lukas trat vor.
"Und du weißt das beste Freunde und Geschwister durch dick und dünn gehen und jeder noch so großen Scheiße zusammen entgegentreten, richtig?"
Die ältere hatte das Gefühl jeden Moment zu platzen.
"Dann ist es also beschlossen! Du, Viola, Lukas und ich, wir vier werden zusammen auf der Titanic fahren!"





Hallöchen ihr lieben Leserinnen und Leser, ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen und ich hoffe, das ich den ein oder anderen dabei auch zum Schmunzeln bringen konnte. Ich hatte jedenfalls viel Freude beim schreiben von dem hier.
Und wenn ihr euch jetzt langsam fragt, wann es denn endlich mal an Bord der Titanic geht, den kann ich beruhigen. Im nächste Kapitel geht es endlich los. (Wurde ja auch mal Zeit x.x)
Dann verabschiede ich mich jetzt auch an der Stelle und wünsche euch noch einen schönen Tag.
Bis zum nächsten Kapitel eure SunshineOak.
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