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Kämpfe für dein Glück

von Fresa
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P12 / Het
Andrea Herrera Jack Gibson Maya Bishop Robert Sullivan
11.09.2019
01.05.2020
9
9.403
3
Alle Kapitel
22 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
05.11.2019 1.229
 
Danke für die Reviews.

Viel Spaß beim Lesen.

-6-

Gefährlich

Robert hatte sich fest vorgenommen mit Andy zu reden und ihr endlich alles zu erklären. Sie musste endlich die Wahrheit erfahren. Er konnte nur hoffen, dass er Andy nicht verloren hatte. Wie hatte er nur so dumm sein können? Es war dem Schock über die plötzlich aufkommende Taubheit seines Beines geschuldet gewesen. Dennoch hatte er falsch reagiert. Doch darüber nach zu denken, war zu müßig, denn ändern konnte Robert es ja nicht mehr.

Er war heute früher zum Dienst erschienen, weil er es zuhause nicht mehr ausgehalten hatte. Am liebsten wäre er mitten in der Nacht zu Andy gefahren, um mit ihr zu reden. Was natürlich vollkommener Irrsinn gewesen wäre.

Er saß, wie auf heißen Kohlen und wartete darauf, dass Andy endlich kam. Wieso musste sie sich ausgerechnet heute so viel Zeit lassen? Um sich abzulenken stürzte sich Robert in die Arbeit und bekam so gar nicht mit, wie Andy gemeinsam mit Maya und Jake die Wache betrat.

„Und was willst du machen?“, wollte Maya wissen, als sie sich umzogen. Das hatte sie ihre beste Freundin eigentlich schon früher fragen wollen, doch dann war Jake dazwischen gekommen. Sie drückte ihrem Freund einen flüchtigen Kuss auf den Mund und gab ihm zu verstehen, dass sie alleine mit Andy reden wollte. Jake nickte verstehenden ließ die beiden Freundinnen alleine.

„Ihm vertrauen, wenn ich endlich eine Antwort bekommen möchte. Auch wenn es mir nicht gerade leicht fällt. Ich bin immer noch verletzt und enttäuscht, aber an meinen Gefühlen hat sich nichts geändert. Ich weiß, dass du das nicht verstehst und anders handeln würdest, aber ich kann nicht anders.“

„Ich weiß … doch ich verstehe es. Nur bin ich mir nicht sicher, ob Sullivan dein Vertrauen verdient noch hat“, erwiderte Maya. Andy konnte es ihr nicht einmal verübeln.

„Ich kann nicht anders.“

Maya zog ihre beste Freundin in eine kurze Umarmung, dann ging sie in die Küche, um sich einen Kaffee zu gönnen. Das komplette Team war bis auf Sullivan da.

Andy hatte ihren Kaffee zur Hälfte ausgetrunken, als Robert die Küche betrat. Ihre Blicke trafen sich und wieder lag Sehnsucht in seinem Blick.

„Herrera, können …“ Weiter kam er nicht, da der Alarm losging.




Verkehrsunfall mit vier Fahrzeugen



Schon rannte das Team in Halle, zog sich an, sprang in die Fahrzeuge und fuhren los. Die Gegenwart von Robert machte Andy nervös. Wieso musste er auch bei ihnen mitfahren? Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, ebenso den von Maya. Jetzt war nicht die richtige Zeit und der richtige Ort sich damit zu befassen. Jetzt musste sie sich auf ihren Job und die möglichen Opfer konzentrieren.

Robert wies seinen Leute ihren Aufgaben zu, bevor er sich gemeinsam mit Andy – natürlich hatte er sich gemeinsam mit Andy eingeteilt – zu dem roten Dodge Challenger, der etwas abseits von den drei anderen Fahrzeugen stand, augenscheinlich war er gegen eine Mauer geprallt, hatte sich gedreht  und frontal gegen die Mauer gekracht, begab.

Während Andy sich ein Bild von der Verletzten machte, begutachtete Robert den Wagen.

„Fahrerin bewusstlos und schwacher Plus, eine Fraktur im rechten Arm. Wir müssen sie schnellstmöglich aus dem Auto befreien, Im Moment ist sie zwar stabil, doch mögliche innere Verletzungen sind nicht ausgeschlossen“, fasste sie zusammen. Robert nickte und machte sich sogleich an der Tür zu schaffen. Glücklicherweise ließ sich die Tür gut öffnen.

„Lass uns die Fahrerin rausholen. Wir müssen uns beeilen. Es läuft Benzin aus.“

Andy nickte und sie machten sich daran die Frau, die mittlerweile wieder bei Bewusstsein war,  aus ihrem zerstörten Wagen zu befreien.

Sie hatten die Fahrerin ohne Probleme befreit und wollte sich aus der Gefahrenzone retten, doch plötzlich stoppte Robert. Verdammt. Wieso gerade jetzt?

„Wir müssen weg. Der Wagen fliegt uns jeden Moment um die Ohren.“ Andys Stimme klang trotz der nahenden Gefahr ruhig, doch in ihrem Inneren sah es ganz anders aus. Angst. Sie hatte Todesangst, doch sie verdrängte sie und schob sie ganz weit weg.

„Ich kann nicht … mein Bein …“, seine Stimme brach weg.

„Was ist mit deinem Bein?“

„Es ist taub, verdammt. Geht ohne mich.“

Andy brauchte einen Moment bis sie die Worte realisiert hatte. „Nein, ich lasse dich nicht zurück. Beiß die gefällig die Zähne zusammen.“

Robert riss sich zusammen und ignorierte die Taubheit. Keine Sekunde zu früh waren sie aus der Gefahrenzone gewesen.



+++



Kaum nachdem sie wieder auf der Wache waren, stürmte Andy in Roberts Büro. Er hatte schon damit gerechnet, dass sie eine Erklärung von ihm fordern würde und er hatte ja eh mit ihr reden wollen.

„Was war das eben? Was ist mit deinem Bein? Du sagtest etwas von Taubheit in deinem Bein?“, stürmte sie schon mit Frage auf ihn ein. „Ich hatte eine Scheißangst um dich.“

„Seit einiger Zeit verspüre ich immer mal wieder eine vorübergehende Taubheit in meinem linken Bein, wo ich die Verletzung hatte“, erklärte er ihr. Es dauerte einige Augenblicke bis Andy verstand. Der sorgenvolle Gesichtsausdruck weichte einem ärgerlichen.

„Deshalb hast du mich also abgewiesen, weil dein Bein taub war!“ Andy konnte es nicht glauben.

„Ja.“

„Verdammt Robert.“ Sie schlug ihm gegen die Brust. „Wieso hast du mir nichts gesagt?“

„Ich hatte Angst, dass du mich dann nicht mehr willst.“

Jetzt wurde Andy richtig ärgerlich. „Hältst du mich für so oberflächlich?“ Robert legte ihr eine Hand an die Wange, kurz war sie davor die Hand wegzuschlagen, doch dann ließ sie ihn gewähren.

„Natürlich nicht. Ich weiß auch nicht, ich war irgendwie total überfordert in der Situation. Es tut mir leid, Andy.“

Das glaubte sie ihm sogar, dennoch hatte er sie verletzt und scheinbar vertraute er ihr nicht.

Robert schien ihre Gedanken erraten zu haben. „Ich vertraue dir, aber du bist die erste Frau seit Claires Tod, die mir etwas bedeutet, da habe ich es wohl mit der Angst zu tun bekommen und nicht mit dir geredet, sondern dich weggeschickt. Natürlich war das ein Fehler.“

„Ein großer Fehler. Wenn dein Bein während des Einsatzes heute nicht taub geworden wäre, hättest du mir dann nie davon erzählt? Wolltest du deshalb das ich dir vertraue und warte bis du es mir erklärst.“ Der Schmerz und die Wut waren wieder allgegenwertig.

„Ja, ich hatte gestern noch einen Termin bei meinem Freund, einem bekannten Sportmediziner und ich wollte mit dir reden, doch dann ist der Einsatz dazwischen gekommen.“

„Ich nehme an, dass du alleine zu dem Termin gegangen bist.“ Nur mit Mühe und Not gelang es Andy ihre Wut unter Kontrolle zu halten.

„Ja …“

„Ich hätte dich begleiten und für dich da sein können. Du hättest das nicht alleine mit dir ausmachen müssen. Wie soll ich dir vertrauen können, wenn du mir scheinbar nicht vertraust?“ Andy konnte ihre Enttäuschung nicht mehr verbergen.

Robert hatte ihr auch seine andere Hand an die Wange gelegt. „Doch ich vertraue dir und du kannst mir vertrauen.“

„Ich würde es gerne, aber im Moment kann ich das nicht. Gib mir etwas Zeit“, bat Andy.

„Okay, ich gebe dir so viel Zeit, wie du brauchst.“

Einige Augenblicke sahen sie sich noch in die Augen, dann löste sie sich von ihm und verließ sein Büro. Ihr Herz wollte etwas anderes, als ihr Verstand, aber sie brauchte jetzt erst einmal Abstand, so viel wie eben möglich war, wenn man zusammen arbeitete. Eine Träne rann ihre Wange hinab, Andy wischte sie weg und unterdrückte die restlichen Tränen, sie wollte jetzt nicht weinen. Nicht hier und nicht jetzt.



***
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