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Frostgram hungert

von Ezania
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
26.08.2019
16.01.2023
16
33.451
5
Alle Kapitel
4 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
28.11.2019 1.755
 
Kapitel 8




Wieder zurück im Lager angekommen, musterte mich Leoric kritisch und beäugte das Blut auf meiner Rüstung. „So sieht es also aus, wenn du Informationen beschaffst?“ fragte der Dreanei. Ich zuckte nur mit den Schultern und übergab ihm das Buch mit einem vielsagenden Blick. „Was soll ich damit?“„Dort sind alle Pläne, Berichte und Befehle der Wachen und Schurken drin. Das wird uns helfen mehr oder weniger unentdeckt hier durchzukommen.“ Der Todesritter blätterte durch die Seiten und blieb an einer haften, seine leuchtenden Augen huschten über das Pergament und er hob die Augenbrauen. So ging das eine Seite nach der anderen und ich wand meinen Blick ab, um in der Ferne nach meinen Kameraden Ausschau zu halten. Die Blutelfe blieb erstaunlich stumm, resigniert starrte sie auf den Boden. „Wo bleiben die zwei… wir sollten hier keine Wurzeln schlagen“ kam es ungeduldig von mir. Der Dreanei zuckte mit den Schultern, ohne den Blick zu heben. „Wenn wir Glück haben sind sie geschnappt worden… würde es uns leichter machen.“ Er grinste.Ich verdrehte lediglich die Augen und gab ihm die Info sie zu suchen. Dann marschierte ich in die Dunkelheit.

(Sicht Wechsel – Allgemein)

Cain und Enola wanderten an der rauen, felsigen Küste entlang und grummelten über ihre Situation.„Was bin ich froh, wenn wir endlich in Acherus angekommen sind…“ kam es von der Nachtelfe. Cain schloss sich mit einem stummen „hm“ ihrer Meinung an. Die Patrouille diente in erster Linie der Ablenkung aber auch der Sicherheit. Denn das letzte was sie wollten, war ein unnötiger Kampf oder gar entdeckt zu werden. Die Kunde würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten und ehe sie sich versahen, würde ganz Silbermond von ihrer Anwesenheit wissen und sie jagen wie ein wildes Tier.

„Eigentlich mochte ich das Meer. Als Kind war es immer ein Wunsch zur See zu fahren“, murmelte Cain mit einem abwesenden Blick auf das schäumende Wasser gerichtet. „Jetzt werd nicht sentimental“, ermahnte Enola ihn. Er seufzte nur und sah sie eindringlich an: “Als ob du all deine Vergangenheit und dein früheres Leben komplett zurückgelassen hast…“  Sie brach den Blick und beschleunigte ihren Gang. „Also. Halt mir keine Moralpredigt.“, murrte der Mensch, der schnell wieder aufgeholt hatte. „Es bringt doch nichts“, sagte sie sanfter als zuvor, „dieses Leben liegt hinter uns, was bringt es noch sich daran zu erinnern. Nur um von Trauer und Verzweiflung gepackt zu realisieren das dies alles für immer unerreichbar ist“. Ein Schwung von Trauer schwang in ihrer Stimme mit. Cain hörte ihr zu und lies sie weiterreden. „Vor dem hier“, sie deutete auf ihren Körper, „war ich auch jemand mit Wünschen und Träumen. Ich habe mich immer danach gesehnt eines Tages ein schönes Haus im Wald zu besitzen, bei meinem Volk, mit meiner Familie. Doch Arthas hatte andere Pläne…“ sie brach ab und ihr Gesicht verfinsterte sich.

Der Mensch legte tröstend eine Hand auf ihre Schulter, woraufhin sie ihn freundlich anlächelte. „Ihr habt Familie?“ fragte er dann geradeheraus. Jedoch schüttelte sie den Kopf. „Nein leider nicht. Es kam nie dazu. Vorher kam der Krieg über das Land. Viele meiner Freunde und Verwandten gaben ihr Leben, um zu schützen was ihnen wichtig war.“ Der Mann nickte nur und hakte nicht weiter nach. „Und ihr? Wie sah euer Leben vorher aus?“ fragte die Nachtelfe plötzlich neugierig. „Hm na ja nicht sehr viel anders. Der Krieg nahm mir alles. Meine Frau, meine Söhne und mein Land. Ich war so verbittert und niedergeschlagen das ich nur noch aus Rache kämpfte, woraufhin mich das Licht verließ.“

Enola legte die Stirn in Falten und sah ihn besorgt an. „Das tut mir leid“. Der Mensch nickte und fuhr fort, „Na ja das gute an meinem jetzigen Zustand ist, dass es einfacher wird… das zu vergessen und der Schmerz lässt nach.“ Er zwang sich zu lächeln. „Und außerdem habe ich wenigstens gute Gesellschaft“. Enola musste kichern und räusperte sich anschließend. „Das Kompliment weiß ich zu schätzen.“

Die beiden gingen noch ein Stück, ehe sie umdrehten. Sie waren weiter gegangen als erwartet und wollte nicht Gefahr laufen, sich zu verirren. Schnell wechselte das Thema ihrer Unterhaltung wieder zu ihrer Mission und den Problemen, denen sie sich stellen mussten. „Und was machen wir eigentlich mit der Blutelfe? Ob sie mittlerweile etwas verraten hat?“, teilte Enola ihre Gedanken laut.„Ich hoffe sie wird nicht zu einem Problem und das wir sie schnell loswerden…“ grummelte Cain. So ging es noch eine Zeit lang weiter ehe sie Geräusche von Schritten vor sich hörten, aber niemanden in der Dunkelheit ausmachen konnte. Einen Blick austauschend, blieben die beiden Todesritter stehen und zogen beinahe geräuschlos ihre Waffen und versteckten sich hinter einem mittelgroßen Felsen. Die Schritte wurden lauter und kamen folglich näher. Ein paar undeutliche Gesten wurden ausgetauscht, gefolgt von verwirrten Blicken und einem Augenverdrehen des Menschen. Im nächsten Moment gab Cain dann ein deutliches Signal und sie sprangen aus ihrem Versteck, dem Fremden entgegen.

„Beim zerstörten Sonnenbrunnen!!! Habt ihr noch alle Manakristalle in der Tasche?“ fauchte Melkor entsetzt, der es gerade noch rechtzeitig geschafft hatte auszuweichen. „Ach du bists, was schleichst du dich auch so an“, rief Enola noch von der Überraschung gepackt. „Was heißt hier schleichen, ich bin ganz normal gegangen. Ihr habt euch doch hinter dem Felsen versteckt!“ grummelte Melkor. „Wo er recht hat…“ mischte sich Cain ein und erntete einen bösen Blick seiner Begleiterin. „Immerhin seid ihr nicht entdeckt worden…Ich habe euch gesucht und nun ja auch gefunden. Wir sollten langsam aufbrechen.“ Erklärte Melkor.„Hat die Elfe was gesagt?“ wollte der Mensch neugierig wissen. „Nein. Aber ich habe alle Informationen, die wir brauchen.“„Woher?“ fragte Enola skeptisch und hob eine Augenbraue. „Ich bin zu ihrer Basis gegangen und habe… mir genommen was ich brauchte.“ Nähere Ausführungen schienen nicht nötig zu sein, denn die beiden nickten und steckten ihre Waffen wieder weg. Dann traten sie gemeinsam den Rückweg an.  

„Ja gut aber wird das nicht genauso auffallen wie der Tod der Spionin?“ wollte nun Cain wissen. Melkor seufzte „Nein. Sie wurde von dort ausgeschickt, ihr „Verschwinden“ würde auffallen. Dann würden die Wachen dort sofort Suchtrupps ausschicken und Silbermond benachrichtigen. Was jetzt viel langsamer passiert, da der Turm…leer und unbesetzt ist, ist auch keiner da der jemanden warnen kann. Also wenn wir auffliegen, dann erst morgen oder übermorgen. Das gibt uns genügend Zeit von hier zu verschwinden. Was wir auch schleunigst tun sollten.“ Erklärte er.Die beiden nickten. „Aber das heißt im Klartext wir können die Elfe töten?“ hakte der Mensch nochmal nach, als wäre er gierig darauf. Melkor sah ihn prüfend an und antwortete „Ja. Wir brauchen sie nicht mehr. Das Buch was ich mitgenommen habe, führt alle Pläne, die für uns relevant sind.“ „Hervorragend, dann sollten wir keine Zeit verlieren“, stieß Enola hervor und beschleunigte ihren Gang erneut.

Im Lager angekommen erhob sich Leoric direkt „Na auch mal endlich da.“ Ein stummes Raunen ging durch die Reihe. „Ich habe in der Zeit, in der die Herrschaften spazieren waren, mal dieses Buch hier studiert. Es scheint so, dass wir kaum ungesehen durch den Wald kommen. Überall Patrouillen, besonders im Osten und zur Hauptstadt hin. Der einzige Weg, der halbwegs passierbar wäre, ist hier“ er zeigte auf eine kleine Karte auf der undeutlich Gebirge, Wälder und Siedlungen einzeichnet waren.Cain starrte stirnrunzelnd auf das Papier und versuchte zu entziffern was der Dreanei meinte.„Wo hast du denn die Karte her? Die hat ihre besten Zeiten aber längst hinter sich“ murrte der Mensch, woraufhin sich die anderen ein Grinsen verkneifen mussten.

Leoric sah ihn entgeistert hat. „Was ist dein Problem Cain, die ist wunderbar!! Schau, hier sind wir und da müssen wir hin. Die Todesschneise ist zwar nicht eingezeichnet, aber die Route sollten wir nehmen.“ Während er sprach, wanderte sein Finger über die Karte auf der wirklich nichts zu erkennen war. Es hätte genauso gut die Karte von Tanaris oder dem Wald von Elwynn sein können. Trotz dessen nickten seine Zuhörer, als hätten sie genau verstanden was gemeint war. „Wie dem auch sei“ begann Melkor, “umso eher wir aufbrechen, desto besser.“ „Gerne. Aber wir haben noch ein Problem zu entsorgen“ wisperte Enola und deutete unscheinbar auf die Blutelfe, die genau zugehört hatte und nun interessiert mit den Ohren zuckte.

Sie tauschten einen vielsagenden Blick aus. „Also wer will?“ kam es kalt von dem Menschen. „Kommt schon wir haben keine Zeit zu verlieren, das sollte uns nun wirklich nicht aufhalten.“ Enola verdrehte kurz die Augen: “Okay Jungs“. Sie zückte schneller als die anderen schauen konnten einen Dolch und ging zielstrebig auf die Frau zu, die sie aus hasserfüllten Augen anstarrte. Keinerlei Angst lag ihn ihrem Blick. Enola blickte auf sie hinab. Erst war ein Hauch von Schuld auf ihrem Gesicht zu sehen, doch dann lächelte sie ironisch. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Wie ist es so weit gekommen?Dann stach sie das Messer schnell und schmerzlos in das Herz der Elfe, die sie bis zu ihrem letzten Atemzug nicht aus den Augen lies. Melkor wand seinen Blick nicht ab. Er konnte nicht. Es schmerzte ihn eine seines Volkes so sterben zu sehen, kampflos, ohne Grund. Die Nachtelfe steckte ihren Dolch zurück und sah auf den Körper hinab. Das Blut verteilte sich im Sand und versickerte dahin. „Wir sollten ihren Körper verbrennen. Er sollte nicht gefunden werden.“ Kommentierte Melkor knapp und sah zu dem Feuer, dass das Lager erleuchtete. Der Dreanei fühlte sich wohl angesprochen und legte die restlichen Holzscheite auf das Feuer damit es größer wurde.

Die Todesritter sahen dabei zu wie die Flammen höherschlugen, die Hitze so stark zunahm, dass man kaum drei Schritte nah heran gehen konnte und der Körper in der Mitte allmählich zu Asche wurde. In den kalten blauen Augen spiegelte sich das warme lodernde Inferno. Ein flackerndes Rot, Orange und Gelb. Die Farben Silbermonds. Die Farben der Sin’dorei. Melkor durchströmte einer Erinnerung vom Immersangwald und von der prächtigen Stadt Silbermond. Wie wunderschön der Wald gewesen war, wie beeindruckt er von der mächtigen Baukunst war und daran wie alle das durch die Geißel zerstört wurde. Ein ewiger Schandfleck durchzog die einst so schöne und farbenfrohe Heimat seines Volkes. Die Todesschneise.

„So. Lasst uns aufbrechen.“ Unterbrach Cain die Stille. Das Feuer hatte die Blutelfe soweit verzehrt, dass man sie so schnell nicht wiedererkennen würde. Stumm packten sie ihre Sachen zusammen und riefen die Frostwyrms zu sich. Die mächtigen untoten Drachen erhoben sich und der Strand wurde langsam klein unter ihnen.

Sie flogen die ganze Nacht hindurch und hatten beim Sonnenaufgang endlich auch die Geisterlande hinter sich gelassen. Die östlichen Pestländer lagen nun vor ihnen und damit auch Acherus.
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