Frostgram hungert
von Ezania
Kurzbeschreibung
Nordend. Eisige Weiten und nichts als Schnee. Und mitten im Herz dieses Kontinents... Eiskrone. Die Zitadelle des Lichkönigs. Arthas führt Krieg gegen Azeroth mit der mächtigen Runenklinge Frostgram an seiner Seite. Was passiert wenn man sich dem Lichkönig in den Weg stellt und Bekannschaft mit dieser verfluchten Waffe macht? (OC, Rechte liegen bei Blizzard und wegen Namensnennung bei Tolkien)
GeschichteAbenteuer, Drama / P16 / Gen
26.08.2019
16.01.2023
16
33.451
5
27.08.2019
3.090
Viel zu früh erwachte ich wieder. Der Schlaf war seit meiner „Verwandlung“ nicht einmal wirklich erholsam gewesen. Immer wieder hörte ich seine Stimme. Immer wieder hatte ich Albträume, die er kontrollierte.
Müde und verschlafen rieb ich mir über die Augen. Es war noch dunkel draußen und ich beschloss weiterzugehen.
Als ich aus der Hütte trat sah ich kurz auf die Leichen hinab und machte mich dann auf den Weg.
Wiedermal stapfte ich durch hohen Schnee und fluchte über den Schmerz in meiner Brust. Der Dolch war tief eingedrungen und es würde dauern bis es heilte. Doch darüber machte ich mir keine Sorgen, denn solange mich keine gesegnete oder heilige Waffe traf, befand ich mich nicht in Lebensgefahr. Auch dieses Mal musste ich ironisch grinsen, ich selbst führte vor nicht allzu langer Zeit eine solche Waffe. Stumpf marschierte ich Richtung Süden auf die noch nicht erkennbare Zitadelle zu. Jeden aufkeimenden Gedanken an irgendwas aus meinem früheren Leben, erstickte ich sogleich mit der spannenden Tätigkeit Schneeflocken zu beobachten. Mein Blick war starr auf den weißen Pfad vor mir gerichtet und wie gebannt sah ich den Flocken beim Fliegen, Landen und Verschmelzen mit dem restlichen Schnee, zu. Diese äußerst aufregende Ablenkung schaffte es erstaunlicherweise nicht lange meine finsteren Gedanken aufzuhalten. Eine Woge an Erinnerungen überkam mich und brachte mich dermaßen aus dem Konzept, das ich stehen blieb.
Bei den Bildern aus meiner Vergangenheit, wusste ich zwar was ich damals gespürt hatte und wie ich mich gefühlt habe, doch aus meiner jetzigen Sicht, konnte ich nichts von dem nachempfinden. Aber trotzdem störte es mich. Diese Erinnerungen lenkten mich ab. Ich hatte eine Aufgabe und die galt es zu erfüllen.
Als es endlich hell war, konnte ich am Horizont tatsächlich die Festung ausmachen. Ich schätze noch ein oder zwei Tagesmärsche, je nachdem was mich aufhalte sollte, würde ich noch brauchen.
Wenn man vom Unglück spricht, schoss es mir durch den Kopf, als ich eine Weile später in der Ferne eine Bewegung ausmachen konnte. Ein Kampftrupp der Horde. Einerseits fragte ich mich wie es sein konnte, dass sie unberührt hier herumreiten, andererseits war es mir egal und ich verspürte den starken Drang sie zu beseitigen.
Ich versteckte mich hinter einer Schneeböe und legte mich flach hin, sodass ich sie gut beobachten konnte. Es war eine gemischte Truppe, bestehend aus Orks, Trauen und Trollen. Auf Wölfen und anderen Reittieren kamen sie mir beständig näher. Ich zählte fix durch und konnte 20 Kämpfer ausmachen. Darunter auch definitiv ein Druide, er war in seiner Reisegestalt, einem Karibu. Plötzlich blieben sie stehen. Einer der Orks stieg ab und beugte sich zu seinem Wolf runter und rief „Er hat etwas gewittert. Wir sind nicht allein“ und schaute suchend die weiße Fläche ab.
„Ach was, wer soll hier draußen denn schon sein? Dein Wolf hat sich bestimmt geirrt“ rief einer der Trolle. „Wir sollten dem Tier vertrauen und hoffen, dass es sich dabei nur um einen dieser Frostwürmer handelt…“ fügte der Taure der neben dem Wolf stand und mit dem Ork einen intensiven Blick austauschte.
Ich war mir nicht sicher, was ich nun tun sollte. Gegen 20 Mann würde es schwierig werden, selbst für mich. Aber wirklich eine Wahl hatte ich ja auch nicht. Der Drang diese Gruppe auszulöschen, wurde größer. Ich schaute sie grimmig an und wartete noch einige Augenblicke ab, in der die Männer anfingen zu diskutieren.
Derweil konzentrierte ich mich auf den Boden, auf dem sie standen. Zuerst dachte ich, es würde nicht passieren und ich hätte versagt, doch dann schossen riesige Eiskristalle aus dem Boden und schlossen die Gruppe ein. Gefolgt von einer Schar Untoter die meinem Willen folgend, sich auf die Meute stürzten. Ich selbst stand auf und lief mit meinem Messer gezogen auf den Ork zu, der noch neben seinem Wolf stand und mich erschrocken ansah.
„Das ist einer dieser Lakaien des Lichkönigs! Tötet ihn“ rief er sogleich und hieb mit seiner riesigen Axt nach mir. Ich lies mich auf meine Knie fallen und rutschte auf dem gefrorenen Boden unter seiner Axt durch und stach ihm meine Klinge ins Bein. Er schrie grimmig auf und hieb erneut nach mir, ich kugelte mich zur Seite und stand auf, nur um dann den Tauren als zusätzlichen Gegner vor mir zu haben. Ich wich den Waffen so gut es ging aus, ohne selbst einen Treffer zu landen, was mich allmählich wütend machte. Aus dieser Wut hinaus machte ich einen Satz nach vorn und stürzte mich auf den Tauren ohne Rücksicht auf den Ork zu nehmen und der Gefahr, der ich mich aussetzte.
Wild drosch ich auf den Tauren ein der Mühe hatte, seine großen Arme rechtzeitig zubewegen, um meine flinken Hiebe zu blocken. Es war geradezu lächerlich wie ich mit meinem Messer ein Schwert dieser Größe umgehen sollte. Derweil hatte sich der Ork hinter mich gestellt. Gerade als ich den Tauren am Arm getroffen hatte und der Ork zu einem tödlichen Schlag ausgeholt hatte, drehte ich mich halb um und streckte meinen linken Arm nach dem Grünen aus. Der Strahl traf ihn unerwartet und ich hatte es noch rechtzeitig geschafft den Schlag soweit abzubremsen, sodass er mich nur an der Schulter streifte. Die wabernden Strahlen hielten den Ork in Schacht und machten ihn bewegungsunfähig. Mit einer schnellen Bewegung riss ich meinen Schwertarm nach hinten und strach dem erstarrten Ork die Klinge in den Hals, nur um mich dann wieder dem Tauren zuzuwenden, der von Eiskristallen ebenfalls an Ort und Stelle gehalten wurde.
Ich merkte wie die Macht, die ich nutze an meinen Kräften zerrte. Schnaufend gab ich auch dem Tauren den tödlichen Schlag und sah mich um. Meine untoten Diener hatten bis eben gute Arbeit geleistet. Doch mit meiner schwindenden Kraft, wurden auch sie schwächer. Ich musste das schnell beenden. Mit einem tiefen Atemzug richtete ich meinen Blick auf den Boden und dann wieder auf meine Gegner. Grüner Dampf stieg aus den Untoten und das Eis brach unter meinen Füßen. Die verbliebenen Streiter fingen an zu husten und zu straucheln. Meine Seuche hatte schnell Wirkung gezeigt, hatte mich aber auch eine Menge Kraft gekostet. Gerade als ich dachte die Überhand gewonnen zu haben, sah ich wie der Druide anfing seine Verbündeten zu heilen.
Ich rannte die Distanz zu ihm und wurde plötzlich abrupt gestoppt als sich starke Wurzeln um meine Beine geschlungen hatten. Vor Zorn bebend sah ich dem Druiden in die Augen. Der Troll sah entschlossen zurück und fing an Zaubersprüche zu murmeln. Ich stach und schlug auf die Ranken ein, um mich zu befreien, als mich der Zauber traf. Die Wurzeln wurden gesprengt und ich wurde von einer starken Wucht nach hinten geschleudert. Benommen lag ich einige Meter entfernt auf dem Boden und blickte in den grauen Himmeln. So schnell es mir mein Körper erlaubte, erhob ich mich wieder und rannte auf den Troll zu. Meine Ghule hatten die anderen soweit im Griff, dass ich nicht fürchten musste, noch einen Hinterhalt zu erleben. Bevor der Druide einen weiteren Zauber sprechen konnte, hatte ich meine Hand nach ihm ausgestreckt und etwas gemurmelt, worauf hin er sich schmerzhaft den Kopf hielt und keinen weiteren Zauber zu Stande brachte. Das war ihm, seiner Reaktion zu urteilen, noch nie passiert. Er sah mich mit vor Schreck geweiteten Augen an und wollte gerade weglaufen, als ihn mein lilaner Strahl traf und ich ihn zu mir zurück riss, direkt in meine Klinge. Verachtend schob ich ihn von mir weg und kümmerte mich um die anderen Kämpfer. Einige waren von meinen Dienern bereits getötet worden, andere waren an der Seuche gestorben. Der klägliche Rest würde mir jetzt auch keine Probleme bereiten.
Als auch der letzte Krieger endlich den eisigen Boden erreichte sah ich in einiger Entfernung einen Reiter. So ein Feigling, dachte ich. Einfach zu fliehen, als sich dem Kampf zu stellen. Wie schwach, stellte ich fest.
Doch das kümmerte mich nicht weiter, da ich 1. Noch eine Mission hatte und 2. Der Meinung war, er würde meine Seuche und die Kälte hier nicht lange allein überleben. Wie unrecht ich doch hatte. Nach diesem eigentlich unnötigen Kampf war ich mehr geschafft, als erwartet. Ich sah an mir herunter und auf die Wunden, die ich mir während des Kampfes zugezogen hatte. Äußerst lästig, aber wohl oder übel nicht vermeidbar. Unbekümmert ging ich weiter, nachdem meine Untoten wieder im Boden verschwunden waren.
Stunde um Stunde wanderte ich durch den Schnee und die Festung am Horizont kam immer näher. Die Unterbrechung hatte mich einiges an Zeit und vor allem an Kraft gekostet. Ich würde es definitiv nicht mehr an diesem Tag schaffen, die Zitadelle zu erreichen. Nun stand ich vor der Wahl, würde ich die Nacht hindurch weiterlaufen oder mir wie letzte Nacht einen Platz zum Ausruhen suchen.
Rückblickend weiß ich nicht mehr was mich damals dazu gebracht hat die Nacht hindurch weiterzulaufen, aber ich war wohl zu verbittert über meine Lage und die Tatsache das ich mich habe provozieren lassen, um noch mal einen Unterschlupf zu suchen. Mein Körper lies mich spüren, dass es ein Fehler war diesen Kampf stattfinden zu lassen. Mit zusammengebissenen Zähnen stapfte ich weiter und weiter. Irgendwann, als es anfing zu dämmern erreichte ich endlich die Festung. Hoch und dunkel ragte sie in den Himmel.
Als ich den Innenhof betrat, kam mir Nazgrim auch schon entgegen, als hätte er mich erwartet. Er sah mich grinsend an und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter. „Na endlich, auch mal da. Wie wars da draußen in der ewigen Kälte? Ich verdrehte lediglich meine Augen und wir gingen gemeinsam rein. Er musterte mich von der Seite und zog eine Augenbraue nach oben.
„War wohl nicht so pralle, wie?“
„Ich hab‘s doch geschafft.“
„Geht’s dir denn gut? Siehst ziemlich fertig aus.“ Stellte der Ork misstrauisch fest.
Ich wank ab und wollte nur meine Ruhe. Doch das würde erstmal nichts werden…Denn Marogh kam uns entgegen und gab uns zu verstehen, dass wir ihm folgen sollten. Gesagt, getan und so standen wir nicht viel später vor der großen Halle in der Arthas auf seinem Thron saß. Ich betrat den Raum, dicht gefolgt von meinen Begleitern und trat vor den Lichkönig, der nicht allein war. Drei andere Ritter standen ebenfalls in dem Raum. Es waren genau die gleichen, die auch den Grubenkampf überstanden haben. Leoric drehte sich zu mir um und nickte mir zu und ich stellte mich neben ihn. Nazgrim und Marogh blieben im Hintergrund.
Der Lichkönig stand auf und kam quälend langsam die paar Treppenstufen zu seinem Thron herunter und stellte sich vor uns. „Nun, ihr habt euch als würdig erwiesen. Würdig genug, um mir nun vollends zu dienen. Eure Ausbildung ist hiermit fast abgeschlossen.“ Sprach er und ging vor uns auf und ab. „Eure letzte Prüfung wird die Prägung eurer Runenwaffe sein und auch der erste Kampf mit dieser. Dafür werdet ihr nach Acheruns, der schwarzen Festung geschickt.“.
Zum scharlachroten Kreuzzug also, schoss es mir durch den Kopf. „Die Bevölkerung dort hat sich mir zu lange widersetzt. Ihr werdet dem ein Ende setzten. Sobald mit eurer Runenklinge das erste Blut vergossen wurde, seid ihr fertig.“ Beendete Arthas seinen Monolog. Wir nickten und zogen uns zugleich zurück.
Als wir wieder auf dem Gang standen, verstreuten sich die anderen recht schnell und Marogh forderte mich mit einem einfachen „Komm.“ dazu auf, ihm zu folgen. Er ging vor und wir gingen in sein „Labor“. Er suchte ein Buch heraus und drückte es mir in die Hand.
„Hier, da sind alle Runen drin, die du so brauchen könntest. Kombiniere sie gut und deine Runenklinge wird stärker als eine heilige Waffe.“ Murmelte er und suchte nach weiteren Büchern. Ich schlug jenes in meinen Händen auf und überflog die Überschriften und netten Bildchen, die zu jeder Rune gemalt wurden. „Rune des gefallenen Kreuzfahrers…. Rune des schneidenden Eises...“. Als Marogh wieder auf mich zukam, drückte er mir ein weiteres Exemplar in die Hand mit der Beschreibung, dass es ebenfalls nützlich sein könnte, nur um sicher zu gehen. Ich klemmte mir die Bücher unter den Arm und wollte eigentlich gehen. „Wars das?“ fragte ich und zeigte mit dem Daumen über meine Schulter hinweg zur Tür. Der Mensch schaute mich prüfend an und antwortete „Was den Lesestoff angeht ja, aber willst du verbluten?“ Er zeigte auf meine Verletzungen und ich stöhnte genervt. Auch in meinem früheren Leben war ich nicht sonderlich achtsam und war der Meinung das heilt schon. Als ich auch eben diesen Gedanken ausgesprochen hatte, kam der Todesritter kopfschüttelnd auf mich zu und meinte „Ja das stimmt, aber unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis. Du wirst in den nächsten Tagen ausrücken und da brauchst du deine Kraft und kannst es dir nicht leisten nur halb bei der Sache zu sein, sonst wars das für dich.“
Ich verdrehte meine Augen, musste aber zugeben das er recht hatte. Mir war die ganze Zeit irgendwie schwindelig und wirklich gut gings mir auch nicht. „Na schön“ murmelte ich geschlagen und musste zusehen wie Marogh zufrieden grinste. Ich äffte ihn nach und er grinste nur noch mehr. „Du wirst es nicht glauben, aber ich hatte einen Schüler vor dir, der genauso war. Ziemlich stur und nicht belehrbar“.
Ich zog eine Augenbraue hoch, arrogant wie Blufelfen nun mal sind dachte ich laut „Einen wie mich, gibt’s nicht.“„Oh doch, sein Name war Koltira Todesweber und er war von deinem Volk.“ Ich musste grinsen, das erklärt es dann vielleicht. Neugierig fragte ich „Und was ist aus ihm geworden?“ und setzte mich auf einen Stuhl und legte die Bücher auf den Tisch ab. „Er hat alle Prüfungen gemeistert, ist ein echter Todesritter geworden und nach Acherus zurückgekehrt, um die Bedrohung der Paladine in Schacht zu halten. Damals hat der Lichkönig allerhand Neulinge dorthin geschickt. Die sind noch frisch und voller Energie, hatte er damals gesagt… ist gar nicht so lange her. Vielleicht ein halbes Jahr?“ erzählte der Mensch gedankenversunken.
„So so, dann begegne ich ihm ja vielleicht“ war meine schlichte Antwort. „Wenn du das tust, sag ihm er soll seinen faulen Blutelfenarsch hier hin zurückbringen und seinem Mentor mal dafür danken, dass er überhaupt solange überlebt hat.“ Ich musste darüber grinsen und antworte „Mach ich“. „Sehr schön und nun geh dich umziehen und komm wieder, damit wir dich wieder ganz kriegen“. Ich nickte und folgte dem Befehl, nahm meine Bücher und ging zurück zu meiner Kammer. Wann hatten wir eigentlich Nazgrim verloren?, fragte ich mich plötzlich, tat es aber mit einem Schulterzucken ab. In meiner Kammer angekommen, legte ich mein Messer, meine Rüstung und auch die Bücher ab. Mein Hemd war nass und klebrig von meinem Blut. Ich lugte drunter und schaute mir skeptisch meine Wunden an. Es hatten sich welche entzündet und waren eitrig. Na großartig, dachte ich, es hätte ja wenigstens einen Vorteil haben können untot zu sein.
Grimmig stapfte ich zurück zu meinem Mentor, der wie immer die Nase in einem Buch hatte. Als er die Tür hörte und kurz aufsah, sagte er ganz enthusiastisch „Übrigens, wenn du mal eine Val´kyr erschaffen willst, habe ich hier das perfekte Rezept! Alles was man braucht kriegt man hier in Nordend, ist das nicht praktisch?“ Ich sah ihn stirnrunzelnd an. „Wann soll ich denn bitte vorhaben eine Val´Kyr zu erwecken?“ fragte ich völlig verwirrt. „Na ja man weiß ja nie“ murmelte er und legte das Buch weg. Ich wunderte mich weiter über diesen Mann und sah ihm dabei zu wie er verschiedene Zutaten hervorholte. „Du möchtest das doch nicht jetzt ausprobieren, oder?“ schoss es aus mir raus. Er sah mich ertappt an „Nein natürlich nicht, aber ich hab schon einiges hier, ich könnte quasi morgen loslegen…“ er war total fasziniert von der Idee.
„Meinst du Arthas braucht noch eine?“ er suchte weiter in seinen Regalen nach irgendwelchen Fläschchen und Döschen. „Woher soll ich das denn wissen? So eng sind wir noch nicht und beim letzten Kaffeekränzchen hat er es nicht erwähnt, tut mir leid. Wenn ich ihn das nächste Mal sehe frage ich ihn“ scherzte ich ironisch. „Haha sehr witzig Melkor. Ich bin gerade dabei etwas völlig Neues zu entdecken und du nimmst das nicht ernst.“
„Val´Kyren sind aber nicht neu“ konterte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust, wobei ich an meine Verletzungen erinnert wurde. „Ja ja ich weiß, aber sie auf diese Art zu erschaffen ist neu.“ Er stöberte weiter. Langsam packte mich die Ungeduld und ich räusperte mich „Also meinetwegen kannst du den ganzen Tag eine Val´kyr nach der anderen basteln, aber ich bin jetzt extra nochmal zurückgekommen, also was ist?“
„Oh ja richtig. Ganz vergessen…“ nuschelte er in seinen Schnurrbart und drehte sich zu mir um. Zufrieden nickte ich und kam die restlichen Meter auf ihn zu. Er deutete auf einen Stuhl und ich setzte mich, zog mein Hemd aus und er begutachtete sogleich die Wunden. Hin und wieder verzog er das Gesicht oder runzelte die Stirn eher er dann mit einer bläulichen Flüssigkeit ankam, die wiederum ich skeptisch ansah. „Keine Sorge das ist nicht giftig. Eher das Gegenteil“ Er tauchte ein Stück Stoff hinein und tupfe die offenen Stellen damit ein, was fruchtbar brannte. Ich biss die Zähne zusammen und konnte meinen Gegenüber grinsen sehen. „Was ist denn alles auf deiner Reise passiert?“ fragte er plötzlich nach und mir schossen die Erinnerungen durch den Kopf. Kühl gab ich dann einen Bericht der Ereignisse. „Der Kampftrupp… du sagtest, einer von ihnen ist entkommen.Bist du sicher, dass er sterben wird oder schon tot ist?“
„Ziemlich sicher, wieso?“ fragte ich irritiert.„Nun es ist so“ fuhr er fort und fing an meine Wunden zu verbinden. „Dass dieser Kampftrupp, wahrscheinlich der Aufklärung diente und wenn einer von ihnen überlebt hat, wird er ganz sicher ins Lager zurückkehren und alles bis ins kleinste Detail berichten.“
„Und das ist so schlimm, weil…?“ lies ich meinen Satz offenstehen. „Weil unser Feind dann weiß wozu einer unserer Todesritter im Stande ist. Und das wiederum ist nicht gut, weil es ihnen Zeit gibt sich einen Weg zu überlegen, wie sie uns bekämpfen.“Ich nickte stumm und zog mein dreckiges Hemd wieder an und stand auf. „Wenn du Glück hast, ist er tatsächlich in der endlosen Kälte gestorben, doch wenn nicht könnte das Probleme geben.“
Ich ging und dachte noch lange über das Gesagte nach. Wie es der Zufall wollte, kamen mir Nazgrim und Leoric entgegen, die beiden plauderten und bemerkten wohl meinen gedankenversunkenen Zustand. „Was wurmt dich, Melkor?“ fragte Leoric gerade heraus. Ich erzählte knapp von meiner Unterhaltung mit Marogh und dessen Sorge. Auch Nazgrim furchte die Augenbrauen, sprach aber dann „Das könnte zwar übel enden, aber mach dir mal keine Sorgen. Ich schicke ein paar Gargoyls los, die finden ihn und töten ihn, falls er noch lebt.“
Müde und verschlafen rieb ich mir über die Augen. Es war noch dunkel draußen und ich beschloss weiterzugehen.
Als ich aus der Hütte trat sah ich kurz auf die Leichen hinab und machte mich dann auf den Weg.
Wiedermal stapfte ich durch hohen Schnee und fluchte über den Schmerz in meiner Brust. Der Dolch war tief eingedrungen und es würde dauern bis es heilte. Doch darüber machte ich mir keine Sorgen, denn solange mich keine gesegnete oder heilige Waffe traf, befand ich mich nicht in Lebensgefahr. Auch dieses Mal musste ich ironisch grinsen, ich selbst führte vor nicht allzu langer Zeit eine solche Waffe. Stumpf marschierte ich Richtung Süden auf die noch nicht erkennbare Zitadelle zu. Jeden aufkeimenden Gedanken an irgendwas aus meinem früheren Leben, erstickte ich sogleich mit der spannenden Tätigkeit Schneeflocken zu beobachten. Mein Blick war starr auf den weißen Pfad vor mir gerichtet und wie gebannt sah ich den Flocken beim Fliegen, Landen und Verschmelzen mit dem restlichen Schnee, zu. Diese äußerst aufregende Ablenkung schaffte es erstaunlicherweise nicht lange meine finsteren Gedanken aufzuhalten. Eine Woge an Erinnerungen überkam mich und brachte mich dermaßen aus dem Konzept, das ich stehen blieb.
Bei den Bildern aus meiner Vergangenheit, wusste ich zwar was ich damals gespürt hatte und wie ich mich gefühlt habe, doch aus meiner jetzigen Sicht, konnte ich nichts von dem nachempfinden. Aber trotzdem störte es mich. Diese Erinnerungen lenkten mich ab. Ich hatte eine Aufgabe und die galt es zu erfüllen.
Als es endlich hell war, konnte ich am Horizont tatsächlich die Festung ausmachen. Ich schätze noch ein oder zwei Tagesmärsche, je nachdem was mich aufhalte sollte, würde ich noch brauchen.
Wenn man vom Unglück spricht, schoss es mir durch den Kopf, als ich eine Weile später in der Ferne eine Bewegung ausmachen konnte. Ein Kampftrupp der Horde. Einerseits fragte ich mich wie es sein konnte, dass sie unberührt hier herumreiten, andererseits war es mir egal und ich verspürte den starken Drang sie zu beseitigen.
Ich versteckte mich hinter einer Schneeböe und legte mich flach hin, sodass ich sie gut beobachten konnte. Es war eine gemischte Truppe, bestehend aus Orks, Trauen und Trollen. Auf Wölfen und anderen Reittieren kamen sie mir beständig näher. Ich zählte fix durch und konnte 20 Kämpfer ausmachen. Darunter auch definitiv ein Druide, er war in seiner Reisegestalt, einem Karibu. Plötzlich blieben sie stehen. Einer der Orks stieg ab und beugte sich zu seinem Wolf runter und rief „Er hat etwas gewittert. Wir sind nicht allein“ und schaute suchend die weiße Fläche ab.
„Ach was, wer soll hier draußen denn schon sein? Dein Wolf hat sich bestimmt geirrt“ rief einer der Trolle. „Wir sollten dem Tier vertrauen und hoffen, dass es sich dabei nur um einen dieser Frostwürmer handelt…“ fügte der Taure der neben dem Wolf stand und mit dem Ork einen intensiven Blick austauschte.
Ich war mir nicht sicher, was ich nun tun sollte. Gegen 20 Mann würde es schwierig werden, selbst für mich. Aber wirklich eine Wahl hatte ich ja auch nicht. Der Drang diese Gruppe auszulöschen, wurde größer. Ich schaute sie grimmig an und wartete noch einige Augenblicke ab, in der die Männer anfingen zu diskutieren.
Derweil konzentrierte ich mich auf den Boden, auf dem sie standen. Zuerst dachte ich, es würde nicht passieren und ich hätte versagt, doch dann schossen riesige Eiskristalle aus dem Boden und schlossen die Gruppe ein. Gefolgt von einer Schar Untoter die meinem Willen folgend, sich auf die Meute stürzten. Ich selbst stand auf und lief mit meinem Messer gezogen auf den Ork zu, der noch neben seinem Wolf stand und mich erschrocken ansah.
„Das ist einer dieser Lakaien des Lichkönigs! Tötet ihn“ rief er sogleich und hieb mit seiner riesigen Axt nach mir. Ich lies mich auf meine Knie fallen und rutschte auf dem gefrorenen Boden unter seiner Axt durch und stach ihm meine Klinge ins Bein. Er schrie grimmig auf und hieb erneut nach mir, ich kugelte mich zur Seite und stand auf, nur um dann den Tauren als zusätzlichen Gegner vor mir zu haben. Ich wich den Waffen so gut es ging aus, ohne selbst einen Treffer zu landen, was mich allmählich wütend machte. Aus dieser Wut hinaus machte ich einen Satz nach vorn und stürzte mich auf den Tauren ohne Rücksicht auf den Ork zu nehmen und der Gefahr, der ich mich aussetzte.
Wild drosch ich auf den Tauren ein der Mühe hatte, seine großen Arme rechtzeitig zubewegen, um meine flinken Hiebe zu blocken. Es war geradezu lächerlich wie ich mit meinem Messer ein Schwert dieser Größe umgehen sollte. Derweil hatte sich der Ork hinter mich gestellt. Gerade als ich den Tauren am Arm getroffen hatte und der Ork zu einem tödlichen Schlag ausgeholt hatte, drehte ich mich halb um und streckte meinen linken Arm nach dem Grünen aus. Der Strahl traf ihn unerwartet und ich hatte es noch rechtzeitig geschafft den Schlag soweit abzubremsen, sodass er mich nur an der Schulter streifte. Die wabernden Strahlen hielten den Ork in Schacht und machten ihn bewegungsunfähig. Mit einer schnellen Bewegung riss ich meinen Schwertarm nach hinten und strach dem erstarrten Ork die Klinge in den Hals, nur um mich dann wieder dem Tauren zuzuwenden, der von Eiskristallen ebenfalls an Ort und Stelle gehalten wurde.
Ich merkte wie die Macht, die ich nutze an meinen Kräften zerrte. Schnaufend gab ich auch dem Tauren den tödlichen Schlag und sah mich um. Meine untoten Diener hatten bis eben gute Arbeit geleistet. Doch mit meiner schwindenden Kraft, wurden auch sie schwächer. Ich musste das schnell beenden. Mit einem tiefen Atemzug richtete ich meinen Blick auf den Boden und dann wieder auf meine Gegner. Grüner Dampf stieg aus den Untoten und das Eis brach unter meinen Füßen. Die verbliebenen Streiter fingen an zu husten und zu straucheln. Meine Seuche hatte schnell Wirkung gezeigt, hatte mich aber auch eine Menge Kraft gekostet. Gerade als ich dachte die Überhand gewonnen zu haben, sah ich wie der Druide anfing seine Verbündeten zu heilen.
Ich rannte die Distanz zu ihm und wurde plötzlich abrupt gestoppt als sich starke Wurzeln um meine Beine geschlungen hatten. Vor Zorn bebend sah ich dem Druiden in die Augen. Der Troll sah entschlossen zurück und fing an Zaubersprüche zu murmeln. Ich stach und schlug auf die Ranken ein, um mich zu befreien, als mich der Zauber traf. Die Wurzeln wurden gesprengt und ich wurde von einer starken Wucht nach hinten geschleudert. Benommen lag ich einige Meter entfernt auf dem Boden und blickte in den grauen Himmeln. So schnell es mir mein Körper erlaubte, erhob ich mich wieder und rannte auf den Troll zu. Meine Ghule hatten die anderen soweit im Griff, dass ich nicht fürchten musste, noch einen Hinterhalt zu erleben. Bevor der Druide einen weiteren Zauber sprechen konnte, hatte ich meine Hand nach ihm ausgestreckt und etwas gemurmelt, worauf hin er sich schmerzhaft den Kopf hielt und keinen weiteren Zauber zu Stande brachte. Das war ihm, seiner Reaktion zu urteilen, noch nie passiert. Er sah mich mit vor Schreck geweiteten Augen an und wollte gerade weglaufen, als ihn mein lilaner Strahl traf und ich ihn zu mir zurück riss, direkt in meine Klinge. Verachtend schob ich ihn von mir weg und kümmerte mich um die anderen Kämpfer. Einige waren von meinen Dienern bereits getötet worden, andere waren an der Seuche gestorben. Der klägliche Rest würde mir jetzt auch keine Probleme bereiten.
Als auch der letzte Krieger endlich den eisigen Boden erreichte sah ich in einiger Entfernung einen Reiter. So ein Feigling, dachte ich. Einfach zu fliehen, als sich dem Kampf zu stellen. Wie schwach, stellte ich fest.
Doch das kümmerte mich nicht weiter, da ich 1. Noch eine Mission hatte und 2. Der Meinung war, er würde meine Seuche und die Kälte hier nicht lange allein überleben. Wie unrecht ich doch hatte. Nach diesem eigentlich unnötigen Kampf war ich mehr geschafft, als erwartet. Ich sah an mir herunter und auf die Wunden, die ich mir während des Kampfes zugezogen hatte. Äußerst lästig, aber wohl oder übel nicht vermeidbar. Unbekümmert ging ich weiter, nachdem meine Untoten wieder im Boden verschwunden waren.
Stunde um Stunde wanderte ich durch den Schnee und die Festung am Horizont kam immer näher. Die Unterbrechung hatte mich einiges an Zeit und vor allem an Kraft gekostet. Ich würde es definitiv nicht mehr an diesem Tag schaffen, die Zitadelle zu erreichen. Nun stand ich vor der Wahl, würde ich die Nacht hindurch weiterlaufen oder mir wie letzte Nacht einen Platz zum Ausruhen suchen.
Rückblickend weiß ich nicht mehr was mich damals dazu gebracht hat die Nacht hindurch weiterzulaufen, aber ich war wohl zu verbittert über meine Lage und die Tatsache das ich mich habe provozieren lassen, um noch mal einen Unterschlupf zu suchen. Mein Körper lies mich spüren, dass es ein Fehler war diesen Kampf stattfinden zu lassen. Mit zusammengebissenen Zähnen stapfte ich weiter und weiter. Irgendwann, als es anfing zu dämmern erreichte ich endlich die Festung. Hoch und dunkel ragte sie in den Himmel.
Als ich den Innenhof betrat, kam mir Nazgrim auch schon entgegen, als hätte er mich erwartet. Er sah mich grinsend an und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter. „Na endlich, auch mal da. Wie wars da draußen in der ewigen Kälte? Ich verdrehte lediglich meine Augen und wir gingen gemeinsam rein. Er musterte mich von der Seite und zog eine Augenbraue nach oben.
„War wohl nicht so pralle, wie?“
„Ich hab‘s doch geschafft.“
„Geht’s dir denn gut? Siehst ziemlich fertig aus.“ Stellte der Ork misstrauisch fest.
Ich wank ab und wollte nur meine Ruhe. Doch das würde erstmal nichts werden…Denn Marogh kam uns entgegen und gab uns zu verstehen, dass wir ihm folgen sollten. Gesagt, getan und so standen wir nicht viel später vor der großen Halle in der Arthas auf seinem Thron saß. Ich betrat den Raum, dicht gefolgt von meinen Begleitern und trat vor den Lichkönig, der nicht allein war. Drei andere Ritter standen ebenfalls in dem Raum. Es waren genau die gleichen, die auch den Grubenkampf überstanden haben. Leoric drehte sich zu mir um und nickte mir zu und ich stellte mich neben ihn. Nazgrim und Marogh blieben im Hintergrund.
Der Lichkönig stand auf und kam quälend langsam die paar Treppenstufen zu seinem Thron herunter und stellte sich vor uns. „Nun, ihr habt euch als würdig erwiesen. Würdig genug, um mir nun vollends zu dienen. Eure Ausbildung ist hiermit fast abgeschlossen.“ Sprach er und ging vor uns auf und ab. „Eure letzte Prüfung wird die Prägung eurer Runenwaffe sein und auch der erste Kampf mit dieser. Dafür werdet ihr nach Acheruns, der schwarzen Festung geschickt.“.
Zum scharlachroten Kreuzzug also, schoss es mir durch den Kopf. „Die Bevölkerung dort hat sich mir zu lange widersetzt. Ihr werdet dem ein Ende setzten. Sobald mit eurer Runenklinge das erste Blut vergossen wurde, seid ihr fertig.“ Beendete Arthas seinen Monolog. Wir nickten und zogen uns zugleich zurück.
Als wir wieder auf dem Gang standen, verstreuten sich die anderen recht schnell und Marogh forderte mich mit einem einfachen „Komm.“ dazu auf, ihm zu folgen. Er ging vor und wir gingen in sein „Labor“. Er suchte ein Buch heraus und drückte es mir in die Hand.
„Hier, da sind alle Runen drin, die du so brauchen könntest. Kombiniere sie gut und deine Runenklinge wird stärker als eine heilige Waffe.“ Murmelte er und suchte nach weiteren Büchern. Ich schlug jenes in meinen Händen auf und überflog die Überschriften und netten Bildchen, die zu jeder Rune gemalt wurden. „Rune des gefallenen Kreuzfahrers…. Rune des schneidenden Eises...“. Als Marogh wieder auf mich zukam, drückte er mir ein weiteres Exemplar in die Hand mit der Beschreibung, dass es ebenfalls nützlich sein könnte, nur um sicher zu gehen. Ich klemmte mir die Bücher unter den Arm und wollte eigentlich gehen. „Wars das?“ fragte ich und zeigte mit dem Daumen über meine Schulter hinweg zur Tür. Der Mensch schaute mich prüfend an und antwortete „Was den Lesestoff angeht ja, aber willst du verbluten?“ Er zeigte auf meine Verletzungen und ich stöhnte genervt. Auch in meinem früheren Leben war ich nicht sonderlich achtsam und war der Meinung das heilt schon. Als ich auch eben diesen Gedanken ausgesprochen hatte, kam der Todesritter kopfschüttelnd auf mich zu und meinte „Ja das stimmt, aber unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis. Du wirst in den nächsten Tagen ausrücken und da brauchst du deine Kraft und kannst es dir nicht leisten nur halb bei der Sache zu sein, sonst wars das für dich.“
Ich verdrehte meine Augen, musste aber zugeben das er recht hatte. Mir war die ganze Zeit irgendwie schwindelig und wirklich gut gings mir auch nicht. „Na schön“ murmelte ich geschlagen und musste zusehen wie Marogh zufrieden grinste. Ich äffte ihn nach und er grinste nur noch mehr. „Du wirst es nicht glauben, aber ich hatte einen Schüler vor dir, der genauso war. Ziemlich stur und nicht belehrbar“.
Ich zog eine Augenbraue hoch, arrogant wie Blufelfen nun mal sind dachte ich laut „Einen wie mich, gibt’s nicht.“„Oh doch, sein Name war Koltira Todesweber und er war von deinem Volk.“ Ich musste grinsen, das erklärt es dann vielleicht. Neugierig fragte ich „Und was ist aus ihm geworden?“ und setzte mich auf einen Stuhl und legte die Bücher auf den Tisch ab. „Er hat alle Prüfungen gemeistert, ist ein echter Todesritter geworden und nach Acherus zurückgekehrt, um die Bedrohung der Paladine in Schacht zu halten. Damals hat der Lichkönig allerhand Neulinge dorthin geschickt. Die sind noch frisch und voller Energie, hatte er damals gesagt… ist gar nicht so lange her. Vielleicht ein halbes Jahr?“ erzählte der Mensch gedankenversunken.
„So so, dann begegne ich ihm ja vielleicht“ war meine schlichte Antwort. „Wenn du das tust, sag ihm er soll seinen faulen Blutelfenarsch hier hin zurückbringen und seinem Mentor mal dafür danken, dass er überhaupt solange überlebt hat.“ Ich musste darüber grinsen und antworte „Mach ich“. „Sehr schön und nun geh dich umziehen und komm wieder, damit wir dich wieder ganz kriegen“. Ich nickte und folgte dem Befehl, nahm meine Bücher und ging zurück zu meiner Kammer. Wann hatten wir eigentlich Nazgrim verloren?, fragte ich mich plötzlich, tat es aber mit einem Schulterzucken ab. In meiner Kammer angekommen, legte ich mein Messer, meine Rüstung und auch die Bücher ab. Mein Hemd war nass und klebrig von meinem Blut. Ich lugte drunter und schaute mir skeptisch meine Wunden an. Es hatten sich welche entzündet und waren eitrig. Na großartig, dachte ich, es hätte ja wenigstens einen Vorteil haben können untot zu sein.
Grimmig stapfte ich zurück zu meinem Mentor, der wie immer die Nase in einem Buch hatte. Als er die Tür hörte und kurz aufsah, sagte er ganz enthusiastisch „Übrigens, wenn du mal eine Val´kyr erschaffen willst, habe ich hier das perfekte Rezept! Alles was man braucht kriegt man hier in Nordend, ist das nicht praktisch?“ Ich sah ihn stirnrunzelnd an. „Wann soll ich denn bitte vorhaben eine Val´Kyr zu erwecken?“ fragte ich völlig verwirrt. „Na ja man weiß ja nie“ murmelte er und legte das Buch weg. Ich wunderte mich weiter über diesen Mann und sah ihm dabei zu wie er verschiedene Zutaten hervorholte. „Du möchtest das doch nicht jetzt ausprobieren, oder?“ schoss es aus mir raus. Er sah mich ertappt an „Nein natürlich nicht, aber ich hab schon einiges hier, ich könnte quasi morgen loslegen…“ er war total fasziniert von der Idee.
„Meinst du Arthas braucht noch eine?“ er suchte weiter in seinen Regalen nach irgendwelchen Fläschchen und Döschen. „Woher soll ich das denn wissen? So eng sind wir noch nicht und beim letzten Kaffeekränzchen hat er es nicht erwähnt, tut mir leid. Wenn ich ihn das nächste Mal sehe frage ich ihn“ scherzte ich ironisch. „Haha sehr witzig Melkor. Ich bin gerade dabei etwas völlig Neues zu entdecken und du nimmst das nicht ernst.“
„Val´Kyren sind aber nicht neu“ konterte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust, wobei ich an meine Verletzungen erinnert wurde. „Ja ja ich weiß, aber sie auf diese Art zu erschaffen ist neu.“ Er stöberte weiter. Langsam packte mich die Ungeduld und ich räusperte mich „Also meinetwegen kannst du den ganzen Tag eine Val´kyr nach der anderen basteln, aber ich bin jetzt extra nochmal zurückgekommen, also was ist?“
„Oh ja richtig. Ganz vergessen…“ nuschelte er in seinen Schnurrbart und drehte sich zu mir um. Zufrieden nickte ich und kam die restlichen Meter auf ihn zu. Er deutete auf einen Stuhl und ich setzte mich, zog mein Hemd aus und er begutachtete sogleich die Wunden. Hin und wieder verzog er das Gesicht oder runzelte die Stirn eher er dann mit einer bläulichen Flüssigkeit ankam, die wiederum ich skeptisch ansah. „Keine Sorge das ist nicht giftig. Eher das Gegenteil“ Er tauchte ein Stück Stoff hinein und tupfe die offenen Stellen damit ein, was fruchtbar brannte. Ich biss die Zähne zusammen und konnte meinen Gegenüber grinsen sehen. „Was ist denn alles auf deiner Reise passiert?“ fragte er plötzlich nach und mir schossen die Erinnerungen durch den Kopf. Kühl gab ich dann einen Bericht der Ereignisse. „Der Kampftrupp… du sagtest, einer von ihnen ist entkommen.Bist du sicher, dass er sterben wird oder schon tot ist?“
„Ziemlich sicher, wieso?“ fragte ich irritiert.„Nun es ist so“ fuhr er fort und fing an meine Wunden zu verbinden. „Dass dieser Kampftrupp, wahrscheinlich der Aufklärung diente und wenn einer von ihnen überlebt hat, wird er ganz sicher ins Lager zurückkehren und alles bis ins kleinste Detail berichten.“
„Und das ist so schlimm, weil…?“ lies ich meinen Satz offenstehen. „Weil unser Feind dann weiß wozu einer unserer Todesritter im Stande ist. Und das wiederum ist nicht gut, weil es ihnen Zeit gibt sich einen Weg zu überlegen, wie sie uns bekämpfen.“Ich nickte stumm und zog mein dreckiges Hemd wieder an und stand auf. „Wenn du Glück hast, ist er tatsächlich in der endlosen Kälte gestorben, doch wenn nicht könnte das Probleme geben.“
Ich ging und dachte noch lange über das Gesagte nach. Wie es der Zufall wollte, kamen mir Nazgrim und Leoric entgegen, die beiden plauderten und bemerkten wohl meinen gedankenversunkenen Zustand. „Was wurmt dich, Melkor?“ fragte Leoric gerade heraus. Ich erzählte knapp von meiner Unterhaltung mit Marogh und dessen Sorge. Auch Nazgrim furchte die Augenbrauen, sprach aber dann „Das könnte zwar übel enden, aber mach dir mal keine Sorgen. Ich schicke ein paar Gargoyls los, die finden ihn und töten ihn, falls er noch lebt.“