Das Erbe der schwarzen Magier I - Die Königsmörderin
von Lady Sonea
Kurzbeschreibung
Zehn Jahre nach dem zweiten Sachakanischen Krieg florieren die Beziehungen zwischen Kyralia und Sachaka und die einstigen Feindseligkeiten sind nur noch eine vage Erinnerung. Als Sonea bei einem Ausflug in die Stadt von einem sachakanischen Magier angegriffen wird, findet ihr beschauliches Leben jedoch ein jähes Ende und schon bald sehen sie und Akkarin sich mit einer Krise konfrontiert, gegenüber der dröge Gildenversammlungen und rebellische Kinder ein vergnüglicher Zeitvertreib scheinen. Es gibt nur einen, der die Situation zwischen Kyralia und Sachaka entspannen kann – Auslandsadministrator Dannyl. Doch bis dieser von seiner Mission in Lonmar zurückkehrt, müssen Gilde und Verräter das Problem selbst in die Hand nehmen. Und währenddessen ahnt niemand, wer im Hintergrund die Fäden zieht …
GeschichteDrama, Fantasy / P18 / Mix
Ceryni
Hoher Lord Akkarin
Lord Dannyl
Lord Rothen
Regin
Sonea
06.08.2019
21.12.2021
61
800.932
65
Alle Kapitel
273 Reviews
273 Reviews
Dieses Kapitel
5 Reviews
5 Reviews
06.08.2019
867
Prolog
Die trübe Laterne, die leise quietschend an einer Eisenkette von der Decke des fensterlosen Raumes baumelte, tauchte das Gesicht des auf dem Stuhl gefesselten Mannes in groteske Schatten. Angesichts der anwesenden Personen kam Riko das Licht nicht richtig vor. Das war einmal anders gewesen. Doch lebenslange Gewohnheiten konnten sich ändern, wenn man mit einem Mal die entsprechenden Möglichkeiten hatte.
Dieses Mal verzichtete er jedoch auf seine Privilegien. Manchmal war das besser.
„Es wäre besser für dich, wenn du kooperierst.“ Der Meister griff in den Schopf des Gefangenen und riss seinen Kopf zurück. Mit einem leisen Zischen beugte er sich dicht über sein Opfer. „Oder ich werde machen, dass du es bereust.“
Der Gefangene wand sich in seinen Fesseln. Das, was von dem entstellten Gesicht des Meisters unter der Kapuze zu sehen war, musste ihm Todesangst einjagen. Viele hielten den Meister für ein Monster, aber Riko wusste es besser. Auf seiner Flucht hatte sein Meister nur knapp einen Kampf überlebt und die Entstellung war eine ständige Erinnerung daran – ein Versprechen. Jetzt half sie ihm, Angst und Schrecken zu verbreiten und den Gehorsam seiner Helfer einzufordern.
„Ich sagte doch, es tut mir leid.“ Die Stimme des Gefangenen war dünn, nahezu weinerlich, sein geweitetes rechtes Auge quoll regelrecht über vor Panik. Blut sickerte aus seiner gebrochenen Nase, das andere Auge war blau und zugeschwollen, wo die Faust von Rikos Meister ihn getroffen hatte. Sein Zustand strafte die Tatsache, dass er mit dreiundzwanzig Jahren einer der besten Schläger in dieser heruntergekommenen Stadt war, Lügen. „Ich squimpe nicht. Bitte, bestraf mich nicht! Ich tue alles, was du willst!“
Angewidert gab Rikos Meister ihm einen Stoß. „Und doch kommst nur du in Frage, um die Informationen verbreitet zu haben.“
„Ich hab’ nix weitererzählt! Viel … vielleicht war es Darrin. Er redet viel beim Bol.“
„Darrin“, sagte der Meister gefährlich leise, „hat nichts damit zu tun. Ich habe ihn überprüft.“ Die Spitze seines Messers strich nahezu zärtlich über die entblößte Brust des Gefangenen, wo sein Hemd aufgerissen war. „Außer dir kann es niemand gewesen sein. Und wenn du deinen Betrug nicht gestehst, werde ich jede einzelne Erinnerung aus dir herausholen.“
„Vielleicht habe ich unabsichtlich was gesagt.“ Der Gefangene begann zu faseln. „Aber ich hätte dich niemals verraten! Wirklich, Meister! Ich schwöre!“
Rikos Meister trat hinter den Stuhl. Bedächtig steckte er das Messer in seinen Gürtel. Dann senkten sich seine Hände auf die Schläfen des Gefangenen.
„Das lässt sich herausfinden.“
Der Gefangene kämpfte gegen seine Fesseln an.
„Halt still!“, knurrte Rikos Meister.
Der Gefangene kämpfte weiter.
Ein Muskel zuckte in der vernarbten Wange des Meisters. Der Gefangene stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, der Riko bis ins Mark fuhr, dann wurde er gefügig.
Eine gefühlte Ewigkeit verging, in der Riko zusah, wie sein Meister den Gefangenen verhörte. Der Mann war erschlafft, Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn. Obwohl Riko am eigenen Leib erfahren hatte, wie sich das anfühlte, konnte er kein Mitleid empfinden. Wer sich gegen den Meister erhob und diesen und alles, wofür er stand, in Gefahr brachte, musste bestraft werden. Es mochte hart und grausam sein, aber so funktionierte diese Welt.
Schließlich ließ der Meister wieder von seinem Opfer ab. Der Gefangene wimmerte leise vor sich hin.
„Du weißt, was mit Verrätern passiert?“, fragte Rikos Meister ruhig.
Das nicht zugeschwollene Auge weitete sich. Dann presste der Gefangene die Lider zusammen und eine Träne quoll daraus hervor, als er kaum merklich nickte.
Rikos Meister nickte wie zu sich selbst. Er wandte sich um. „Riko, bring es zu Ende. Sorge dafür, dass er nicht gefunden wird. Und dann kümmere du dich darum, dass sein Verrat nicht die Runde macht.“ Er berührte Rikos Schläfe und sandte ihm die Bilder einiger Männer und wo Riko sie finden konnte. „Wenn du das erledigt hast, wirst du diesen Ort aufsuchen“, fuhr Rikos Meister fort und sandte ihm eine weitere Information. Ein dreistöckiges, solide gebautes Gebäude und eine Idee von Hitze und stinkenden Leibern. „Wenn seine Unachtsamkeit zu etwas gut war, dann zu dem hier. Achte darauf, dass du keine Aufmerksamkeit auf dich ziehst. Sollte sich dir die Gelegenheit bieten, so nutze sie. Möglicherweise ist es unsere beste Chance auf Erfolg.“
Riko verspürte einen jähen Kitzel von Aufregung. Bis jetzt hatte er für seinen Meister nur kleinere Aufträge erledigt. Dass sein neuer Auftrag die Chance bot, den Auftrag seines Meisters zu erledigen, brachte seinen Puls dazu, sich zu beschleunigen.
„Ich werde dich nicht enttäuschen, Meister“, erwiderte er und neigte respektvoll den Kopf.
Ein dünnes Lächeln huschte über das entstellte Gesicht seines Meisters. „Und solltest du es wider Erwarten doch tun, so wird eine Bestrafung nicht mehr nötig sein.“
Riko erschauderte. Er wusste, was das bedeutete. Insgeheim war er jedoch sicher, dass es nicht dazu kommen würde. Niemand würde jetzt noch damit rechnen.
Sein Meister nickte anerkennend. Dann wies er auf den Gefangenen. „Doch bevor du dich amüsieren gehst, erledige erst das.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er den Raum.
Mit einem tiefen Atemzug verbannte Riko all seine Emotionen aus seinem Geist. Dann zog er sein Messer und trat vor den Gefangenen.
***
Eigentlich wollte ich Kapitel 1 erst nächste Woche hochladen, doch nach all der Wartezeit erschien mir der Prolog ein wenig zu kurz zum Anteasern, also könnt ihr gleich weiterlesen ;)