Vorbemerkung: Vermutlich ist das hier nicht das beste Kapitel. Es folgt zumindest keinem strikten roten Faden mit dem Weg zu einer Pointe, sondern ist eher eine kleine Momentaufnahme. Ich wollte einfach am Ende des Jahres nochmal zu einer kleinen Weihnachtsfeier im Keller vorbeischauen und das hier ist das Beste, was dabei herausgekommen ist – nur als kleine Vorwarnung ;)




Katla sah zufrieden auf den lautstarken Trubel, welcher im Keller herrschte. Es war laut, ausgelassen und einfach eine herrliche Stimmung. Eine riesige Tischreihe war in der Mitte aufgebaut, voll mit leckerem Essen, vielen Getränken und sogar die Lampen waren zum heutigen Tag mal komplett aufgedreht – kurz: Es war Weihnachtsfeier! Viele waren gekommen, unter anderem alle Zeichnerinnen, wobei dass eigentlich klar war, die konnten ja gar nicht aus dem Keller raus und irgendwo anders sein, aber auch einige Bekannte aus der Welt von oben waren anwesend. Zu diesem besonderen Anlass hatte sich Katla sogar, Hiro zur Liebe, breitschlagen lassen und einen dreitägigen Waffenstillstand mit Manfred zugestimmt, so dass dieser nun ebenfalls an der Feier teilnehmen konnte. Allerdings hatte Katla es sich nicht nehmen lassen, ihm einen Stuhl neben Kängugei zuzuteilen. Vielleicht hatte sie ja Glück und etwas von dessen selbstmörderischen Art färbte auf Manfred ab. Und den Drachenfeuerlöscher hatte sie auch in Manfreds Nähe platziert. Sie wollte es zwar nicht herauf beschwören, aber vielleicht kam es ja zu irgendeinem „unglücklichen“ Zwischenfall, für den am Ende niemand etwas konnte.

„So, ich denke wir kommen langsam zum Highlight des Abends“, meinte Spooky neben ihr, erhob sich vom Ende der Tafel und schlug mit einer Gabel ans Glas. „Meine lieben Zeichnerinnen und Salamis, Drachen, Gäste und Geister, wir kommen nun zum Höhepunkt! Der Geschenkeübergabe, die aus unserer Wichtellotterie resultiert!“

Katla rieb sich erwartungsvoll die Hände. Die Wichtellotterie war ihre Idee gewesen. Da im Keller immer noch sehr wenig Kekse ankamen, waren auch nicht wirklich viele zur Ausgabe für Weihnachtsgeschenke vorhanden, also hatte sie vorgeschlagen, alle Kekse, welche dafür erübrigt werden konnten, in einen gemeinsamen Topf zu werfen und anschließend alle Namen in eine Trommel. Aus dieser sollte dann ein Name gezogen werden und für diese Person sollte dann von allen Keksen ein Geschenk besorgt werden. Da geben sowieso seliger als nehmen war, war dies eine ausgezeichnete Idee fand sie. Und wie es der Schicksal so wollte, hatte sie bei der Auslosung ausgerechnet ihren eigenen Namen gezogen. So ein Zufall aber auch! Zunächst hatte es noch einiges Getuschel über Schiebung und Manipulation gegeben, aber nach ein paar Tagen in Begleitung mit der Schimmelsalami an der Leine waren alle überzeugt davon gewesen, dass wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen war.

Eldeen und Iasanara kamen stellvertretend für alle Zeichnerinnen zum Tischkopf und überreichten Katla ein großes, in Geschenkpapier eingewickeltes Paket. Voller Vorfreude warteten alle, dass diese es auspackte. Katla zog allerdings zuerst die Karte hervor, welche am Geschenk baumelte. Für die beste Drachenhalterin des Kellers war auf dieser zu lesen. Katla bekam ganz feuchte Augen vor Rührung, öffnete sie und sah dass wohl alle unterschrieben hatten, nachdem ihr ungefähr drei Dutzend Mal ein i.A. Hiro entgegenblitzte.

Glücklich nickte sie zu Hiro hinüber, die aber die Hände leicht nach oben hob. „Das war ich nicht, ich war mehr oder weniger die Chefverantwortliche für das Geschenk und hatte damit schon genug zu tun. Die Unterschriften auf der Karte habe ich an W4rriorC4t geoutsourt.“

„Oh ja“, bestätigte W4rriorC4t unglücklich und rieb sich die immer noch schmerzende Hand.

„Das Geschenk!“, rief Azuri ungeduldig.

Katla rieb sich feierlich die Hände und begann dann langsam das Papier zu öffnen.

„Es ist etwas grünes“, verriet Iasanara.

„Etwas zum abreagieren“, ergänzte Eria.

„Und keine Schokolade“, schloss Eldeen.

Katla kam mit dem vorsichtigen öffnen nicht weiter, also zerriss sie dass Papier einfach. Als sie sah, was vor ihr lag, schlug sie sich vor Freude die Hand vor den Mund. „Oh mein Gott! Ist das … ist das … ein Manfred-Boxsack?“ Sie sah auf den Boxsack, der vor ihr lag und eins zu eins wie ein großer Manfred aussah.

„Jup“, nickte Hiro. „Manfred musste dafür ziemlich lange Modell stehen.“

„Oh ja“, quakte Manfred und verdrehte die Augen.

„Wisst ihr was?“, sagte Katla gerührt und sah in die Runde. „Scheiß auf die Regeln, nächstes Jahr gibt es auf der Weihnachtsfeier auch Alkohol für alle!“

„Als wenn es den nicht heute auch schon geben würde“, meinte Erzkeks Raphael VI. leise, verwandelte mit einer Handbewegung sein Glas Milch in Eierpunsch und wandte sich dann wieder an seine beiden Sitznachbarn Raphael II. und Raphael DCCCLIX., die sich angeregt unterhalten und die Geschenkeübergabe nur am Rande verfolgt hatten. „Also wo waren wir?“

„Wie wir die Kirche der Erzkekse zur neuen Weltreligion erheben“, erinnerte Raphael DCCCLIX.

„Ach ja richtig.“

„Als erstes brauchen wir einen Propheten“, meinte Raphael II.. „Am besten einen von einem jungfräulichen Keks geborenen Keks.“

„Kekse werden aber nicht geboren“, warf Raphael DCCCLIX. ein.

„Das wäre ja dann das Wunder, welches die anderen Religionen aussticht“, versuchte Raphael II. zu erklären. „Von einem jungfräulichen Menschen geborener Mensch? Pfirlepfanz. Ein von einem jungfräulichen Keks geborener Keks? Da kann niemand mithalten.“

„Und wir warten vermutlich ewig auf dieses Wunder“, meinte Raphael der VI.. „Wie wäre es mit etwas ein wenig einfacherem? Ein von einem jungfräulichem Keks gebackener Keks zum Beispiel?“

„Und was soll daran dann besonders sein?“, wollte Raphael II. wissen.

„Was wir an Wunder nicht rausholen, machen wir einfach durch PR wett“, überlegte Raphael DCCCLIX. und kratzte sich an einem Zacken. „Wir suchen uns einfach einen jungfäulichen Keks, der einfach wunderschön, lieblich und perfekt ist und dann läuft das Ganze schon.“

Die drei Erzkekse sahen sich an. Dann wanderte ihr Blick zu Keksy Sue, die einige Plätze weiter gerade auf den Tisch sprang und ein paar Dehnübungen machte. Dann sahen sie sich wieder gegenseitig an. Raphael VI. stand auf. „Ich geh schon rüber und frag mal.“

In diesem Moment räusperte sich Keksy und sah in die Runde: „Ich glaube, es wird Zeit, euch allen etwas zurück zu geben. Und wie könnte ich es besser, als euch mit meiner glockengleichen Stimme ein weihnachtliches Lied zu singen, von dem man noch in Generationen reden wird? Ich will in meiner grenzenlosen Bescheidenheit nicht mehr sagen, denn im Grunde bin ich auch nur ein einfacher Keks wie ihr alle hier. Okay, ich beginne. Das hier ist Süßer die Glocken nie klingen in der Helene-Fischer-Version. Hmhm. Ahhh!“ Keksy räusperte sich kurz und stieß dann einen letzten Schrei aus, da Biene hinter sie getreten und mit einem Haps verschlungen hatte. Die Zeichnerinnen klatschten und grölten.

Raphael VI. setzte sich wieder. „Okay, soviel dazu. Wie ist der nächste Plan?“

Krümelmonster bekam ganz große Augen, lief lila an und wollte sich auf Biene stürzen, wurde aber auf halben Weg vom Manfred-Boxsack gestoppt, der ihm mitten ins Gesicht flog. „Wehe!“, rief Katla.

„Oh fein!“, rief Horst begeistert und stürzte sich in das chaotische Handgemenge, welches gerade ausbrach und an dem jeder mehr oder weniger irgendwie beteiligt war. So endete die Keller-Weihnachtsfeier 2019 auf die gute alte traditionelle gallische Art.