Eine Liebe in vier Akten
von Pingulina
Kurzbeschreibung
„Du solltest dir eine Frage stellen. Bist du glücklich mit ihm oder wärst du es gerne?“ Eine Frage, die Jimin seine Beziehung und die letzten Jahre überdenken lässt und deren Folgen nicht aufwühlender hätten sein können. [Jimin x Jungkook; Jimin x???; Taehyung x ???]
GeschichteDrama, Freundschaft / P18 / MaleSlash
Jimin
Jungkook
Kim Seokjin
Suga
V
15.07.2019
28.06.2021
103
265.184
46
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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10.05.2021
2.753
Vierter Akt - Achte Szene: Entspannung und seine Folgen
Die Sonne stand hoch am Himmel, trieb die Menschen nach draußen und Taehyung sah ihnen unzufrieden von drinnen zu. Stand pflichtbewusst hinter dem Tresen, schenkte Kaffee aus, verkaufte Kuchen zum Mitnehmen und wünschte den meisten Kunden heimlich die Pest an den Hals. Er hatte miese Laune, schrecklich miese. Was auch an Seokjin und dem schlaksigen Kerl liegen konnte, mit dem er heute Morgen am Café vorbeigekommen war, als wollte er, dass Taehyung sie sah. Er kannte den Kerl vom Sehen. Wusste, dass er ein Kommilitone von Seokjin war und ihm viel zu oft, viel zu anhimmelnde Blicke zugeworfen hatte. Dass ihm Seokjin auch noch den Arm um die Schultern legen musste hatte schlussendlich dafür gesorgt, dass jeder Kunde einen 'netten' Wunsch mit auf den Weg bekam.
Etwas spielte auch hinein, dass Yoongi mal wieder keine Zeit hatte, sich sicher einen schönen Tag machte und ihn allein zurück ließ. Wenigstens konnte er sich auf seinen Notnagel verlassen. Namjoon hatte direkt geantwortet, ihm seine Adresse gesendet und eingeladen den restlichen Tag verstreichen zu lassen. Taehyung hatte offen gelassen, ob er das Angebot annehmen würde, nur für den Fall, dass sich doch noch etwas Besseres ergeben sollte.
Kaum war seine Schicht um, war er auch schon in der Umkleide, stopfte seine Sachen in den Spind und verließ das Café, ehe noch jemand auf die Idee kommen konnte ihn erneut zu bitten die Schicht zu tauschen und heute länger zu bleiben. Das war nun wirklich keine gute Idee, außer sein Chef legte Wert darauf, dass er wirklich noch anfing den Kunden in den Kaffee zu spucken und nicht nur darüber nachdachte.
Der laue Wind begrüßte ihn, versuchte auch ihn in den Park zu locken, nur hatte er keinen Grund dorthin zu gehen. Sich allein zwischen all die Grüppchen zu legen war ihm zu dumm und außerdem wurde er erwartet. Sein Handy klingelte immer wieder, verkündete Namjoons ungeduldige Nachfragen wann er auftauchen würde. Taehyung antwortete einfach nicht, las nur die kurze Vorschau der Nachricht, damit Namjoon nicht sah, dass er sie las und die wachsende Ungeduld, die aus den Worten sprach, besserte Laune mit jedem Klingeln.
Er musste eine ganze Weile durch die Stadt laufen, bis er vor einem schlichten Backsteinhaus mit reichlich Briefkästen neben der Tür ankam. Die Beschriftung der Klingeln war im besten Fall interessant geraten, einige verblasste Schilder wirkten gedruckt, andere händisch geschrieben, manche waren leer, bei anderen mit Edding direkt auf das Schutzglas geschmiert. Er besah sich das Sammelsurium kurz und drückte dann, ohne klingeln, gegen die Tür. Wie Namjoon geschrieben hatte klappte sie ohne Widerstand auf und beim Hineingehen konnte Taehyung sehen, dass sie irgendwann einmal aufgebrochen worden sein musste. Die Spure am Schloss waren schon alt, verwitterten langsam, zu stören schien das hier niemanden.
Der Flur, in den er trat, wirkte zwar sauber aber nicht einladend. Die Farbe an den Wänden war vergilbt und bröckelte an den Kanten ab, auch die Tapete im Treppenhaus hatte ihre beste Zeit hinter sich und wellte sich an manchen Stellen. Im dritten Stock verließ er das Treppenhaus und suchte nach der richtigen Tür, keine hatte einen Namen und so musste er doch Namjoon anschreiben und warten bis sich eine der Türen öffnete. Es dauerte, Namjoon musste sich wohl für die eigene Wartezeit revanchieren, doch dann schwang eine Tür links von ihm auf und der Ältere winkte ihn zu sich.
„Antworte gefälligst, wenn ich dich anschreibe.“ Wurde er angeschnauzt, kurz bevor Namjoon ihn hart an sich zog und nicht minder kraftvoll küsste. Taehyung wartete geduldig, bis er seine Bewegungsfreiheit wieder bekam und sah sich neugierig um. Das kleine Einzimmerapartment entsprach erschreckend gut dem, was er erwartet hatte. Eng und stickig waren die ersten Worte, die ihm durch den Kopf schossen, noch verstärkt wurde dieser Eindruck, da die Vorhänge zugezogen waren und das Sonnenlicht nur träge durch sie hindurch sickerte.
In der Küche türmte sich der Abwasch, der Mülleimer neben der Spüle quoll langsam über, in der hintersten Ecke lag eine Matratze mit zerwühltem Bettzeug, dahin führte ein schmaler Weg zwischen den Dingen entlang, die den Boden bedeckten. Gegenüber vom Bett standen zwei Umzugskartons aus denen Zipfel von Kleidung lugten, daneben ein kleiner Tisch mit einem zu großen Fernseher, vor dem eine Playstation stand an der Namjoon offenbar bis eben gespielt hatte.
Nachdem er die Nase ausreichend gerümpft hatte, zog er sich langsam die Schuhe aus, überlegte nochmal, ob das eine gute Idee war, folgte Namjoon dann aber doch tiefer in die Unordnung und ließ sich auf den angewiesenen Platz neben ihm auf der Matratze nieder. Während der Ältere das Spiel wieder startete, betrachtete sich Taehyung eingehender den Krempelt der auf dem Boden herumlag, stellte erleichtert fest, dass es mehr Unordnung als Müll war und sein Drang zu gehen schwand.
Gelangweilt glitt sein Blick zum Fernseher, das Spiel kannte er nicht und er hatte auch kein Interesse daran, es konnte ihn nicht fesseln und so scrollte er lieber durch seine Nachrichten. Viele waren es nicht und alle waren uninteressant, seine schlechte Laune wuchs wieder und er überlegte fieberhaft was er tun könnte, um Namjoon etwas auf die Nerven zu gehen. Er wollte hier immerhin unterhalten werden und nicht vor Langeweile eingehen.
„Hast du nachher noch was vor?“, begann er seine Sabotageaktion, hatte aber wenig Erfolg. Ein Nicken, mehr nicht, kein Blick, kein Geräusch, kein gar nichts. Auch als er begann sich bei Namjoon etwas über die Schulter zu lehnen, ihm auf die Pelle zu rücken und hin und wieder anzustupsen geschah nichts. Nähe klappte sonst immer, da reagierte der Ältere drauf wie ein Hund auf Leckerlis, aber nichts war. Weitere Versuche ihn anzusprechen, ein Gespräch zu starten schlugen ebenso fehl, sein durch die Wohnung wuseln wurde einfach ignoriert und die Idee den Stecker der Konsole zu ziehen erschien ihm dann selbst zu selbstmörderisch und er ließ es bleiben.
So saß er schließlich wieder neben Namjoon auf der durchgelegenen Matratze und versuchte nicht zu tief in seine Gedanken zu versinken. Irgendwann ließ er sich nach hinten kippen, rollte sich auf die Seite und spielte mit dem Zipfel der Bettdecke, bis ihm langsam die Augen zu fielen.
Ein Kitzeln am Bauch und ein seltsamer Druck auf den Lippen holten ihn schließlich zurück aus seinen wirren Träumen. Hatte er sich nicht eben noch mit Seokjin über Bohnenstangen und ihre Vorteile unterhalten? Kitzelte der ihn nun mit dem Grashalm, an dem er schon die ganze Zeit herumspielte?
Träge hob er die Lider, blinzelte gegen die blendenden Strahlen der Sonne, die schräg ins Zimmer fielen. Etwas Feuchtes fuhr über seine Lippen, zwängte sich dazwischen und mit einem abgehakten Schreckenslaut war Taehyung wach, nahm die Hand auf seinem Bauch überdeutlich wahr und auch, dass sie langsam tiefer wanderte. Noch zu benommen vom Schlaf musste er sich entscheiden, ob er erst Namjoons Hand oder seine Zunge vertreiben wollte und entschied sich spontan für die Finger, die an seiner Hose herummachten. Kaum hatte er diese ergriffen und von sich geschoben lösten sich die fordernden Lippen auch schon mit einem genervten Seufzen.
„Entspann dich doch mal, ein kleiner Fick würde dir sicher nicht schaden“, raunte Namjoon ihm zu, wollte sich schon wieder zu ihm beugen wurde aber weggedrückt und folgte auch artig.
„Nicht wenn ich penne“, grummelte er, setzte sich auf, zog die Beine an den Körper und fuhr sich durch die Haare, während er ausgiebig gähnte.
„Es ist ziemlich unhöflich, wenn du herkommst und direkt einpennst.“ Namjoons Stimme war schon wieder anklagend, machte ihm Vorwürfe, die Taehyung nur zu einem spöttischen Schnauben verleiteten.
„Dir beim Verlieren zuzusehen ist halt einfach nicht so spannend wie meine Träume.“ Die Worte sollte er schneller bereuen als er sie ausgesprochen hatte, was nicht an Namjoons finsterem Blick, aber an dem Ziehen in der Brust lag, als er an seinen Traum dachte. Ja, da würde er gerne hin zurück, nur würde er das nicht mehr können. Schnell die Erinnerung abschüttelnd blickte er frech zu Namjoon, versuchte das blöde Stechen und Ziehen zu überspielen und locker zu wirken.
„Was hast du heute noch geplant?“, kam er auf seine, vor gefühlten Ewigkeiten, gestellte Frage zurück. Zwar war der Blick des Älteren noch immer etwas angefressen und lag wütend auf ihm, doch aus der Ruhe bringen ließ Taehyung sich davon nicht. Das sah wohl auch sein Gegenüber ein als er sich aufrappelte und in den Kartons zu wühlen begann. Kleidung flog zu Taehyung und Namjoon kam wieder zu ihm, betrachtete ihn kurz und drückte ihm dann ein weißes Tanktop in die Hände.
„Anziehen!“, befahl er und zog sich bereits selbst das Oberteil aus, stand anschließend auf, um auch aus der bequemen Hose zu schlüpfen und verblüfft stellte Taehyung fest, dass der gute keine Unterwäsche trug. Wie gebannt starrte er ihn an, bis Namjoon sich ihm ganz zudrehte und zufrieden zuzwinkerte. Mit einem bemüht unbeeindruckten Schnauben ließ der Jüngere seinen Blick nochmal provokant über seinen Körper gleiten und wand sich dann lieber dem Stoff in seinen Händen zu. Das Teil war etwas zu groß und Taehyung stand wieder vor dem Problem, dass er sich eigentlich nicht vor Namjoon ausziehen wollte. Aber da der ihm gerade seinen nackten Hintern entgegenstreckte, während er in seine Boxershorts stieg, seufzte er nur schwer und zog sich ebenfalls um.
Erst als sie Namjoons kleine Wohnung verließen bemerkte er wie dunkel es schon war. Leichte Wolken zogen über den Himmel, schluckten das restliche Licht der untergehenden Sonne und hüllten alles in eine bläuliche Dunkelheit. Der Ältere sagte ihm wie immer nicht wohin sie gingen, nur tiefer ins Industriegebiet der Stadt, durch breite leere Straßen. Irgendwann wurden es mehr Menschen auf der Straße, die ihnen mit ihrer Aufmachung ähnlich waren, viel nackte Haut und schwarzweiße Kleidung. Interessiert musterte Taehyung sie, versuchte herauszufinden welche Art von Veranstaltung der Ältere herausgesucht hatte.
Sie kamen vor dem Eingang einer nichtssagenden Industriehalle an, passierten den Türsteher und traten in den Vorraum, in dem geschäftiges Treiben herrschte. Nach dem Eintritt ging es weiter zu einem mit Folien ausgelegten Bereich, jeder bekam eine kleine Dose in die Hand gedrückt und die Leute vor ihnen waren mit Hingabe dabei sich mit dessen Inhalt einzuschmieren. Neonfarbe wie sich herausstellte, Taehyung hatte Pink, Namjoon Grün bekommen und dem Jüngeren ging ein Licht auf. Mit genau so viel Eifer wie die restlichen Gäste begann er seine Arme und Namjoons Gesicht zu bemalen, ließ diesen sich auch auf seiner Haut ausleben und war ehrlich enttäuscht als die Farbe alle war und Namjoon ihn wissend grinsend weiterzog. Durch eine Doppeltür in den Hauptbereich der Halle, welcher sich mit einer Deckenhöhe von gut fünf Metern vor ihnen auftat.
Unter dem Hallendach waren reichlich Scheinwerfer angebracht, die diffuses Licht über die wachsende Menschenmenge verteilten. An der gegenüberliegenden Wand war eine kleine Bühne errichtet worden, auf der der DJ sich eingerichtet hatte und bereits erfolgreich dabei war den Menschen einzuheizen. Wieder waren es Taehyungs verhasste Elektroklänge, die durch die Luft schwirrte, doch hier passten sie, nahmen ihn ein und malten ein breites Grinsen auf seine Lippen.
Als der Song wechselte wurde es schlagartig dunkel, ein Raunen ging durch die Menge, bis die Schwarzlichter angingen, alles in fluoreszierenden Farben erstrahle, die Musik sprunghaft anschwoll und eine Welle reiner Energie durch die Menschen schwappte, Taehyung mitriss und auch ihn grölend mitspringen ließ. Die Muster auf seinen Armen leuchteten gegen den dunklen Hintergrund, machten es leicht ihn zu erkennen und dennoch löste Namjoon nicht den Griff um seinen Arm. Zog ihn lieber wieder an sich als er sich beim Tanzen allzu weit von ihm entfernte und es störte den Jüngeren nicht. Er konzentrierte sich lieber darauf bestmöglich mit dem anderen zu tanzen, als sich zu befreien und verlor sich etwas in dem Anblick der leuchtenden Zeichen auf seiner Haut.
Namjoons Zähne strahlten weiß auf als er ihn angrinste, irgendetwas rief was im Jubel der Menge unterging und ihn hinter sich her zog. Etwas am Rand tauchten sie aus der Menge auf, folgten dem Rand der Masse bis zu einem kümmerlichen Stand, an dem es Bier in Flaschen gab. Warm und leicht abgestanden rann es Taehyungs Kehle hinunter, erfrischte nur mäßig, aber das war ihm egal, die Stimmung gefiel ihm bestens, da brauchte er keinen Alkohol und auch Erfrischung nur am Rande. Er wollte lieber wieder mitten ins Zentrum der Energie, auch wenn die Beleuchtung wieder gewechselt hatte und den Menschen die Möglichkeit gab ihrem Gegenüber in die Augen schauen zu können.
Dieses Mal war er es der nach Namjoon griff, seine Hand erhaschte und ihn hinter sich her zurück zur Tanzfläche zog. Mit jedem Wechsel des Lichts wurde es ihm egaler wie nah sie sich kamen, dass Namjoon Taehyungs Rücken mittlerweile gegen seine Brust gedrückt hatte und seine Hände auf dessen Hüften ruhten, ihn dirigierten und ihn sich gegen ihn bewegen ließen. Verzückt glucksend streckte er die Arme über den Kopf, ließ sie leicht nach hinten kippen und die Finger hinter Namjoons Kopf verschränken. Sein Kopf lehnte gegen die Schulter des Älteren, er streckte den Hals durch, um ihn anfunkeln zu können und schon spürte er die vollen Lippen des anderen begierig auf seinen, eine fordernde Zunge drängte sich zwischen ihnen hindurch und Taehyung entfuhr ein entspanntes Seufzen. Aufreizend drückte er seinen Hintern dichter an den Schritt des Älteren, rieb sich rhythmisch daran und eine der Hände wanderte von seiner Hüfte auf seinen Bauch, schlüpfte unter das lockere Oberteil und strich über seine schweißnasse Haut.
Träge lösten sie den Kuss, verharrten noch ein wenig in dieser Position, bis das Lied erneut wechselte und Namjoon ihn mit Schwung drehte, sie nun Brust an Brust dastanden und der hungrige Blick des Älteren ihn traf. Erneut prallten ihre Lippen hart aufeinander, raubten ihnen den Atem und Taehyungs Hände krallten sich haltsuchend in die nackten Arme des Älteren. Ein erregtes Brummen entwich diesem, während er ihn langsam rückwärts drängte. Irgendwann zwischen fordernden Lippen, schubsenden Menschen, wummernder Musik und stickiger Luft, spürte Taehyung etwas Kühles in seinem Rücken, blinzelte verklärt als er die Wand in seinem Rücken wahrnahm.
Nach Atem ringend lösten sie sich schließlich voneinander, Namjoons Hände noch immer unter seinem Oberteil verschwunden, die weiche Haut erkundend. Taehyung zog sie hervor, lenkten sie ihn doch zu sehr vom gleichmäßigen Atem ab und tief die verbrauchte Luft einziehend fuhr er sich durch die feuchten Haare, welche ihm auf der Stirn klebten. Sein Blick fiel auf die Tanzfläche, auf der das Gedränge nur minimal nachgelassen hatte, dafür war es an den Rändern voller geworden und von allen die sich hier so tummelten, gehörten sie trotz der geschwollenen Lippen zu den anständigen.
Mit dem Kinn deutete er wieder auf die Menschen hinter Namjoon und dieser nickte verhalten, blickte ihn dann an und strich ihm erstaunlich sanft über die Wange.
„Du siehst aus, als ob dir die Energie ausgeht“, stellte er leise in sein Ohr raunend fest, nutzte die Gelegenheit etwas daran zu knabbern und Taehyung drückte ihn unwirsch von sich. Merkte nun selbst was er so dringend zu verdrängend versucht hatte. Seine Glieder wurden schwer, die Sicht verschwamm und ein Gähnen wollte sich aus seiner Kehle empor kämpfen, er brauchte erschreckend viel Kraft, um es niederzuringen.
„Ich kann das ändern“, bot sein Gegenüber unvermittelt an. Die neutrale Tonlage, der abwartende Blick, die schmeichelnde Hand auf seiner Wange, alles war so falsch, dass Taehyung sofort wusste worauf Namjoon anspielte und angewidert verzogen sich seine Lippen. Es erschreckte ihn nicht, dass Namjoon etwas mit Drogen zu tun hatte, nur wollte er da nicht mit hineingezogen werden. Den eindeutigen Blick ignorierte Namjoon einfach, zog lieber fragend eine Augenbraue hoch und lehnte sich wieder etwas zu ihm.
„Wird dir gefallen.“
Ein abfälliges Schnauben entfuhr Taehyung, während er sich gegen den Älteren stemmte und diesen einen Schritt weit von sich weg drückte. Ihm reichte es. Er war müde, das Bier war mies und die Gesellschaft noch schlimmer. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich in Richtung Eingang und kämpfte sich durch die Menschen, verlor fast das Gleichgewicht als ein knutschendes Pärchen ihn wuchtig anrempelte und stellte grummelnd fest, dass Namjoon hinter ihm war und ihn auffangen konnte. Er hinderte Taehyung jedoch nicht daran zu gehen, folgte ihm nur stumm und zeigte nicht, ob ihm etwas an dem Verhalten des Jüngeren nicht gefiel. Auf dem ganzen Weg zurück schien es fast so als habe ihr letztes Gespräch nie stattgefunden und so schaffte es der Lilahaarige tatsächlich Taehyung dazu zu überreden bei ihm zu übernachten. Eigentlich hatte er nur seine Sachen holen wollen, ließ sich dabei auf der Matratze nieder und schaffte es nicht mehr hoch. Seine Beine waren schwer und Namjoons Worte zu wohlklingend und so war es ihm schließlich egal.
Die Sonne stand hoch am Himmel, trieb die Menschen nach draußen und Taehyung sah ihnen unzufrieden von drinnen zu. Stand pflichtbewusst hinter dem Tresen, schenkte Kaffee aus, verkaufte Kuchen zum Mitnehmen und wünschte den meisten Kunden heimlich die Pest an den Hals. Er hatte miese Laune, schrecklich miese. Was auch an Seokjin und dem schlaksigen Kerl liegen konnte, mit dem er heute Morgen am Café vorbeigekommen war, als wollte er, dass Taehyung sie sah. Er kannte den Kerl vom Sehen. Wusste, dass er ein Kommilitone von Seokjin war und ihm viel zu oft, viel zu anhimmelnde Blicke zugeworfen hatte. Dass ihm Seokjin auch noch den Arm um die Schultern legen musste hatte schlussendlich dafür gesorgt, dass jeder Kunde einen 'netten' Wunsch mit auf den Weg bekam.
Etwas spielte auch hinein, dass Yoongi mal wieder keine Zeit hatte, sich sicher einen schönen Tag machte und ihn allein zurück ließ. Wenigstens konnte er sich auf seinen Notnagel verlassen. Namjoon hatte direkt geantwortet, ihm seine Adresse gesendet und eingeladen den restlichen Tag verstreichen zu lassen. Taehyung hatte offen gelassen, ob er das Angebot annehmen würde, nur für den Fall, dass sich doch noch etwas Besseres ergeben sollte.
Kaum war seine Schicht um, war er auch schon in der Umkleide, stopfte seine Sachen in den Spind und verließ das Café, ehe noch jemand auf die Idee kommen konnte ihn erneut zu bitten die Schicht zu tauschen und heute länger zu bleiben. Das war nun wirklich keine gute Idee, außer sein Chef legte Wert darauf, dass er wirklich noch anfing den Kunden in den Kaffee zu spucken und nicht nur darüber nachdachte.
Der laue Wind begrüßte ihn, versuchte auch ihn in den Park zu locken, nur hatte er keinen Grund dorthin zu gehen. Sich allein zwischen all die Grüppchen zu legen war ihm zu dumm und außerdem wurde er erwartet. Sein Handy klingelte immer wieder, verkündete Namjoons ungeduldige Nachfragen wann er auftauchen würde. Taehyung antwortete einfach nicht, las nur die kurze Vorschau der Nachricht, damit Namjoon nicht sah, dass er sie las und die wachsende Ungeduld, die aus den Worten sprach, besserte Laune mit jedem Klingeln.
Er musste eine ganze Weile durch die Stadt laufen, bis er vor einem schlichten Backsteinhaus mit reichlich Briefkästen neben der Tür ankam. Die Beschriftung der Klingeln war im besten Fall interessant geraten, einige verblasste Schilder wirkten gedruckt, andere händisch geschrieben, manche waren leer, bei anderen mit Edding direkt auf das Schutzglas geschmiert. Er besah sich das Sammelsurium kurz und drückte dann, ohne klingeln, gegen die Tür. Wie Namjoon geschrieben hatte klappte sie ohne Widerstand auf und beim Hineingehen konnte Taehyung sehen, dass sie irgendwann einmal aufgebrochen worden sein musste. Die Spure am Schloss waren schon alt, verwitterten langsam, zu stören schien das hier niemanden.
Der Flur, in den er trat, wirkte zwar sauber aber nicht einladend. Die Farbe an den Wänden war vergilbt und bröckelte an den Kanten ab, auch die Tapete im Treppenhaus hatte ihre beste Zeit hinter sich und wellte sich an manchen Stellen. Im dritten Stock verließ er das Treppenhaus und suchte nach der richtigen Tür, keine hatte einen Namen und so musste er doch Namjoon anschreiben und warten bis sich eine der Türen öffnete. Es dauerte, Namjoon musste sich wohl für die eigene Wartezeit revanchieren, doch dann schwang eine Tür links von ihm auf und der Ältere winkte ihn zu sich.
„Antworte gefälligst, wenn ich dich anschreibe.“ Wurde er angeschnauzt, kurz bevor Namjoon ihn hart an sich zog und nicht minder kraftvoll küsste. Taehyung wartete geduldig, bis er seine Bewegungsfreiheit wieder bekam und sah sich neugierig um. Das kleine Einzimmerapartment entsprach erschreckend gut dem, was er erwartet hatte. Eng und stickig waren die ersten Worte, die ihm durch den Kopf schossen, noch verstärkt wurde dieser Eindruck, da die Vorhänge zugezogen waren und das Sonnenlicht nur träge durch sie hindurch sickerte.
In der Küche türmte sich der Abwasch, der Mülleimer neben der Spüle quoll langsam über, in der hintersten Ecke lag eine Matratze mit zerwühltem Bettzeug, dahin führte ein schmaler Weg zwischen den Dingen entlang, die den Boden bedeckten. Gegenüber vom Bett standen zwei Umzugskartons aus denen Zipfel von Kleidung lugten, daneben ein kleiner Tisch mit einem zu großen Fernseher, vor dem eine Playstation stand an der Namjoon offenbar bis eben gespielt hatte.
Nachdem er die Nase ausreichend gerümpft hatte, zog er sich langsam die Schuhe aus, überlegte nochmal, ob das eine gute Idee war, folgte Namjoon dann aber doch tiefer in die Unordnung und ließ sich auf den angewiesenen Platz neben ihm auf der Matratze nieder. Während der Ältere das Spiel wieder startete, betrachtete sich Taehyung eingehender den Krempelt der auf dem Boden herumlag, stellte erleichtert fest, dass es mehr Unordnung als Müll war und sein Drang zu gehen schwand.
Gelangweilt glitt sein Blick zum Fernseher, das Spiel kannte er nicht und er hatte auch kein Interesse daran, es konnte ihn nicht fesseln und so scrollte er lieber durch seine Nachrichten. Viele waren es nicht und alle waren uninteressant, seine schlechte Laune wuchs wieder und er überlegte fieberhaft was er tun könnte, um Namjoon etwas auf die Nerven zu gehen. Er wollte hier immerhin unterhalten werden und nicht vor Langeweile eingehen.
„Hast du nachher noch was vor?“, begann er seine Sabotageaktion, hatte aber wenig Erfolg. Ein Nicken, mehr nicht, kein Blick, kein Geräusch, kein gar nichts. Auch als er begann sich bei Namjoon etwas über die Schulter zu lehnen, ihm auf die Pelle zu rücken und hin und wieder anzustupsen geschah nichts. Nähe klappte sonst immer, da reagierte der Ältere drauf wie ein Hund auf Leckerlis, aber nichts war. Weitere Versuche ihn anzusprechen, ein Gespräch zu starten schlugen ebenso fehl, sein durch die Wohnung wuseln wurde einfach ignoriert und die Idee den Stecker der Konsole zu ziehen erschien ihm dann selbst zu selbstmörderisch und er ließ es bleiben.
So saß er schließlich wieder neben Namjoon auf der durchgelegenen Matratze und versuchte nicht zu tief in seine Gedanken zu versinken. Irgendwann ließ er sich nach hinten kippen, rollte sich auf die Seite und spielte mit dem Zipfel der Bettdecke, bis ihm langsam die Augen zu fielen.
Ein Kitzeln am Bauch und ein seltsamer Druck auf den Lippen holten ihn schließlich zurück aus seinen wirren Träumen. Hatte er sich nicht eben noch mit Seokjin über Bohnenstangen und ihre Vorteile unterhalten? Kitzelte der ihn nun mit dem Grashalm, an dem er schon die ganze Zeit herumspielte?
Träge hob er die Lider, blinzelte gegen die blendenden Strahlen der Sonne, die schräg ins Zimmer fielen. Etwas Feuchtes fuhr über seine Lippen, zwängte sich dazwischen und mit einem abgehakten Schreckenslaut war Taehyung wach, nahm die Hand auf seinem Bauch überdeutlich wahr und auch, dass sie langsam tiefer wanderte. Noch zu benommen vom Schlaf musste er sich entscheiden, ob er erst Namjoons Hand oder seine Zunge vertreiben wollte und entschied sich spontan für die Finger, die an seiner Hose herummachten. Kaum hatte er diese ergriffen und von sich geschoben lösten sich die fordernden Lippen auch schon mit einem genervten Seufzen.
„Entspann dich doch mal, ein kleiner Fick würde dir sicher nicht schaden“, raunte Namjoon ihm zu, wollte sich schon wieder zu ihm beugen wurde aber weggedrückt und folgte auch artig.
„Nicht wenn ich penne“, grummelte er, setzte sich auf, zog die Beine an den Körper und fuhr sich durch die Haare, während er ausgiebig gähnte.
„Es ist ziemlich unhöflich, wenn du herkommst und direkt einpennst.“ Namjoons Stimme war schon wieder anklagend, machte ihm Vorwürfe, die Taehyung nur zu einem spöttischen Schnauben verleiteten.
„Dir beim Verlieren zuzusehen ist halt einfach nicht so spannend wie meine Träume.“ Die Worte sollte er schneller bereuen als er sie ausgesprochen hatte, was nicht an Namjoons finsterem Blick, aber an dem Ziehen in der Brust lag, als er an seinen Traum dachte. Ja, da würde er gerne hin zurück, nur würde er das nicht mehr können. Schnell die Erinnerung abschüttelnd blickte er frech zu Namjoon, versuchte das blöde Stechen und Ziehen zu überspielen und locker zu wirken.
„Was hast du heute noch geplant?“, kam er auf seine, vor gefühlten Ewigkeiten, gestellte Frage zurück. Zwar war der Blick des Älteren noch immer etwas angefressen und lag wütend auf ihm, doch aus der Ruhe bringen ließ Taehyung sich davon nicht. Das sah wohl auch sein Gegenüber ein als er sich aufrappelte und in den Kartons zu wühlen begann. Kleidung flog zu Taehyung und Namjoon kam wieder zu ihm, betrachtete ihn kurz und drückte ihm dann ein weißes Tanktop in die Hände.
„Anziehen!“, befahl er und zog sich bereits selbst das Oberteil aus, stand anschließend auf, um auch aus der bequemen Hose zu schlüpfen und verblüfft stellte Taehyung fest, dass der gute keine Unterwäsche trug. Wie gebannt starrte er ihn an, bis Namjoon sich ihm ganz zudrehte und zufrieden zuzwinkerte. Mit einem bemüht unbeeindruckten Schnauben ließ der Jüngere seinen Blick nochmal provokant über seinen Körper gleiten und wand sich dann lieber dem Stoff in seinen Händen zu. Das Teil war etwas zu groß und Taehyung stand wieder vor dem Problem, dass er sich eigentlich nicht vor Namjoon ausziehen wollte. Aber da der ihm gerade seinen nackten Hintern entgegenstreckte, während er in seine Boxershorts stieg, seufzte er nur schwer und zog sich ebenfalls um.
Erst als sie Namjoons kleine Wohnung verließen bemerkte er wie dunkel es schon war. Leichte Wolken zogen über den Himmel, schluckten das restliche Licht der untergehenden Sonne und hüllten alles in eine bläuliche Dunkelheit. Der Ältere sagte ihm wie immer nicht wohin sie gingen, nur tiefer ins Industriegebiet der Stadt, durch breite leere Straßen. Irgendwann wurden es mehr Menschen auf der Straße, die ihnen mit ihrer Aufmachung ähnlich waren, viel nackte Haut und schwarzweiße Kleidung. Interessiert musterte Taehyung sie, versuchte herauszufinden welche Art von Veranstaltung der Ältere herausgesucht hatte.
Sie kamen vor dem Eingang einer nichtssagenden Industriehalle an, passierten den Türsteher und traten in den Vorraum, in dem geschäftiges Treiben herrschte. Nach dem Eintritt ging es weiter zu einem mit Folien ausgelegten Bereich, jeder bekam eine kleine Dose in die Hand gedrückt und die Leute vor ihnen waren mit Hingabe dabei sich mit dessen Inhalt einzuschmieren. Neonfarbe wie sich herausstellte, Taehyung hatte Pink, Namjoon Grün bekommen und dem Jüngeren ging ein Licht auf. Mit genau so viel Eifer wie die restlichen Gäste begann er seine Arme und Namjoons Gesicht zu bemalen, ließ diesen sich auch auf seiner Haut ausleben und war ehrlich enttäuscht als die Farbe alle war und Namjoon ihn wissend grinsend weiterzog. Durch eine Doppeltür in den Hauptbereich der Halle, welcher sich mit einer Deckenhöhe von gut fünf Metern vor ihnen auftat.
Unter dem Hallendach waren reichlich Scheinwerfer angebracht, die diffuses Licht über die wachsende Menschenmenge verteilten. An der gegenüberliegenden Wand war eine kleine Bühne errichtet worden, auf der der DJ sich eingerichtet hatte und bereits erfolgreich dabei war den Menschen einzuheizen. Wieder waren es Taehyungs verhasste Elektroklänge, die durch die Luft schwirrte, doch hier passten sie, nahmen ihn ein und malten ein breites Grinsen auf seine Lippen.
Als der Song wechselte wurde es schlagartig dunkel, ein Raunen ging durch die Menge, bis die Schwarzlichter angingen, alles in fluoreszierenden Farben erstrahle, die Musik sprunghaft anschwoll und eine Welle reiner Energie durch die Menschen schwappte, Taehyung mitriss und auch ihn grölend mitspringen ließ. Die Muster auf seinen Armen leuchteten gegen den dunklen Hintergrund, machten es leicht ihn zu erkennen und dennoch löste Namjoon nicht den Griff um seinen Arm. Zog ihn lieber wieder an sich als er sich beim Tanzen allzu weit von ihm entfernte und es störte den Jüngeren nicht. Er konzentrierte sich lieber darauf bestmöglich mit dem anderen zu tanzen, als sich zu befreien und verlor sich etwas in dem Anblick der leuchtenden Zeichen auf seiner Haut.
Namjoons Zähne strahlten weiß auf als er ihn angrinste, irgendetwas rief was im Jubel der Menge unterging und ihn hinter sich her zog. Etwas am Rand tauchten sie aus der Menge auf, folgten dem Rand der Masse bis zu einem kümmerlichen Stand, an dem es Bier in Flaschen gab. Warm und leicht abgestanden rann es Taehyungs Kehle hinunter, erfrischte nur mäßig, aber das war ihm egal, die Stimmung gefiel ihm bestens, da brauchte er keinen Alkohol und auch Erfrischung nur am Rande. Er wollte lieber wieder mitten ins Zentrum der Energie, auch wenn die Beleuchtung wieder gewechselt hatte und den Menschen die Möglichkeit gab ihrem Gegenüber in die Augen schauen zu können.
Dieses Mal war er es der nach Namjoon griff, seine Hand erhaschte und ihn hinter sich her zurück zur Tanzfläche zog. Mit jedem Wechsel des Lichts wurde es ihm egaler wie nah sie sich kamen, dass Namjoon Taehyungs Rücken mittlerweile gegen seine Brust gedrückt hatte und seine Hände auf dessen Hüften ruhten, ihn dirigierten und ihn sich gegen ihn bewegen ließen. Verzückt glucksend streckte er die Arme über den Kopf, ließ sie leicht nach hinten kippen und die Finger hinter Namjoons Kopf verschränken. Sein Kopf lehnte gegen die Schulter des Älteren, er streckte den Hals durch, um ihn anfunkeln zu können und schon spürte er die vollen Lippen des anderen begierig auf seinen, eine fordernde Zunge drängte sich zwischen ihnen hindurch und Taehyung entfuhr ein entspanntes Seufzen. Aufreizend drückte er seinen Hintern dichter an den Schritt des Älteren, rieb sich rhythmisch daran und eine der Hände wanderte von seiner Hüfte auf seinen Bauch, schlüpfte unter das lockere Oberteil und strich über seine schweißnasse Haut.
Träge lösten sie den Kuss, verharrten noch ein wenig in dieser Position, bis das Lied erneut wechselte und Namjoon ihn mit Schwung drehte, sie nun Brust an Brust dastanden und der hungrige Blick des Älteren ihn traf. Erneut prallten ihre Lippen hart aufeinander, raubten ihnen den Atem und Taehyungs Hände krallten sich haltsuchend in die nackten Arme des Älteren. Ein erregtes Brummen entwich diesem, während er ihn langsam rückwärts drängte. Irgendwann zwischen fordernden Lippen, schubsenden Menschen, wummernder Musik und stickiger Luft, spürte Taehyung etwas Kühles in seinem Rücken, blinzelte verklärt als er die Wand in seinem Rücken wahrnahm.
Nach Atem ringend lösten sie sich schließlich voneinander, Namjoons Hände noch immer unter seinem Oberteil verschwunden, die weiche Haut erkundend. Taehyung zog sie hervor, lenkten sie ihn doch zu sehr vom gleichmäßigen Atem ab und tief die verbrauchte Luft einziehend fuhr er sich durch die feuchten Haare, welche ihm auf der Stirn klebten. Sein Blick fiel auf die Tanzfläche, auf der das Gedränge nur minimal nachgelassen hatte, dafür war es an den Rändern voller geworden und von allen die sich hier so tummelten, gehörten sie trotz der geschwollenen Lippen zu den anständigen.
Mit dem Kinn deutete er wieder auf die Menschen hinter Namjoon und dieser nickte verhalten, blickte ihn dann an und strich ihm erstaunlich sanft über die Wange.
„Du siehst aus, als ob dir die Energie ausgeht“, stellte er leise in sein Ohr raunend fest, nutzte die Gelegenheit etwas daran zu knabbern und Taehyung drückte ihn unwirsch von sich. Merkte nun selbst was er so dringend zu verdrängend versucht hatte. Seine Glieder wurden schwer, die Sicht verschwamm und ein Gähnen wollte sich aus seiner Kehle empor kämpfen, er brauchte erschreckend viel Kraft, um es niederzuringen.
„Ich kann das ändern“, bot sein Gegenüber unvermittelt an. Die neutrale Tonlage, der abwartende Blick, die schmeichelnde Hand auf seiner Wange, alles war so falsch, dass Taehyung sofort wusste worauf Namjoon anspielte und angewidert verzogen sich seine Lippen. Es erschreckte ihn nicht, dass Namjoon etwas mit Drogen zu tun hatte, nur wollte er da nicht mit hineingezogen werden. Den eindeutigen Blick ignorierte Namjoon einfach, zog lieber fragend eine Augenbraue hoch und lehnte sich wieder etwas zu ihm.
„Wird dir gefallen.“
Ein abfälliges Schnauben entfuhr Taehyung, während er sich gegen den Älteren stemmte und diesen einen Schritt weit von sich weg drückte. Ihm reichte es. Er war müde, das Bier war mies und die Gesellschaft noch schlimmer. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich in Richtung Eingang und kämpfte sich durch die Menschen, verlor fast das Gleichgewicht als ein knutschendes Pärchen ihn wuchtig anrempelte und stellte grummelnd fest, dass Namjoon hinter ihm war und ihn auffangen konnte. Er hinderte Taehyung jedoch nicht daran zu gehen, folgte ihm nur stumm und zeigte nicht, ob ihm etwas an dem Verhalten des Jüngeren nicht gefiel. Auf dem ganzen Weg zurück schien es fast so als habe ihr letztes Gespräch nie stattgefunden und so schaffte es der Lilahaarige tatsächlich Taehyung dazu zu überreden bei ihm zu übernachten. Eigentlich hatte er nur seine Sachen holen wollen, ließ sich dabei auf der Matratze nieder und schaffte es nicht mehr hoch. Seine Beine waren schwer und Namjoons Worte zu wohlklingend und so war es ihm schließlich egal.