Eine Liebe in vier Akten
von Pingulina
Kurzbeschreibung
„Du solltest dir eine Frage stellen. Bist du glücklich mit ihm oder wärst du es gerne?“ Eine Frage, die Jimin seine Beziehung und die letzten Jahre überdenken lässt und deren Folgen nicht aufwühlender hätten sein können. [Jimin x Jungkook; Jimin x???; Taehyung x ???]
GeschichteDrama, Freundschaft / P18 / MaleSlash
Jimin
Jungkook
Kim Seokjin
Suga
V
15.07.2019
28.06.2021
103
265.184
46
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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08.02.2021
2.645
Dritter Akt - Achte Szene: Heimreise
„Kurz vorm Auftritt…“, murrte Hoseok erschlagen, meinte mehr die Unruhe als den Unfall. Vergrub dabei das Gesicht in den Händen und krümmte sich leicht zusammen. Jimin beobachtete ihn nachdenklich, stützte sich dabei mit den Händen ab, um sich weiter zurücklehnen zu können und genoss die Kühle des Bodens unter sich.
„Besser als beim Auftritt“, erwiderte Jimin bemüht fröhlich und schaffte es tatsächlich Hoseok ein sarkastisches Schnauben zu entlocken. Dieses verhallte im leeren Tanzsaal, brachte aber zumindest Jimins Mundwinkel zum Zucken.
„Klar oder bei einem live Auftritt im Fernsehen. Steiger dir das nur zurecht.“ Mit feinstem Zynismus in der Stimme ließ er die Worte fallen und Jimin brummte leise.
„Meckern hilft genauso wenig. Es ist passiert, sowas kommt vor. Dass er auf seinen eigenen Beinen rausgegangen ist, werte ich als gutes Zeichen.“
„Auch wieder wahr… Ich mache drei Kreuze, wenn die Aufführung reibungslos verläuft. Erst tauchst du unter, nun schlägt sich einer den Kopf halb ein, reicht mit Pannen bei der Vorbereitung.“
„Du weißt doch, eine Generalprobe muss schiefgehen, sonst tut es der Auftritt“, erinnerte ihn Jimin an seine Lieblingsweisheit und brachte Hoseok nun wirklich zum Lachen.
„Lass uns aufräumen und über was anderes reden. Ich lade dich zum Essen ein, wenn du es schaffst mich fünf Minuten auf andere Gedanken zu bringen“, überlegte Hoseok im Aufrappeln und hielt Jimin die Hand hin. Dieses Mal beschwerte er sich nicht als Jimin ihm beim Putzen half, forderte ihn nicht auf zu gehen und Jimin konnte sehen, wie gut ihm gerade das lockere Gespräch über Banalitäten tat.
„Ach da fällt mir ein“, begann er und drehte sich zu Hoseok, wollte sichergehen, dass dieser auch zuhörte. Dieser drehte ihm zwar den Rücken zu, nickte aber aufmerksam.
„Ich soll dir von Yoongi ausrichten, Zwerge sind per Definition kleiner als 1,50 m, er ist 1,74 m, also erzähl Areum keine Lügen.“
Das huldvolle Scheppern des Wischmopps erklang als der Stiel dem Älteren aus den Händen glitt und er sich langsam zum grinsenden Jimin umdrehte. Dieser biss sich leicht auf die Lippen, um sich das Lachen zu verkneifen, er wollte jeden Moment auskosten.
„Woher…“, stammelte Hoseok, schien sich nicht entscheiden zu können, ob er lachen oder seinen Ausreiseantrag stellen sollte.
„Areum hat ihn mit deiner Beschreibung erkannt und sich über dieses Detail beschwert“, erklärte Jimin gönnerhaft. Das irritierte Blinzeln zeigte, dass er nicht mehr wusste wann die beiden sich gesprochen hatten. Die weit aufgerissenen Augen markierten den Punkt, an dem es ihm wieder einfiel.
„Das hat sie ihm nicht gesagt“, kam es leicht panisch und Jimins Nicken machte es nicht besser.
Zwar selbst noch etwas durch den Wind durch das überraschende Ende der Probe machte Jimin sich auf den Heimweg, musste dort nicht lange auf Yoongi warten und war ihm mehr als dankbar als er ihm anbot den Nachmittag des morgigen Tages ihm beim Klavierspielen Gesellschaft zu leisten. Bis zur Aufführung war noch ein Tag Zeit, an dem sie striktes Trainingsverbot hatten, sie sollten ausgeruht und vor allem unverletzt antanzen, nur die steigende Nervosität machte das schwierig. Seine Zeit damit verbringen zu können Yoongi beim Üben zu beobachten brachte Jimin wenigstens auf andere Gedanken.
Die Tage verflogen, der große Abend kam und war schneller vorbei als es alle Beteiligten so recht mitbekamen. Ohne Fehler oder gar Unfälle meisterten sie ihr Programm, belebten die Bühne und verzauberten das Publikum. Immer wenn Jimin kurz Zeit hatte suchte er die Sitze nach Yoongis Gesicht ab, zwinkerte ihm frech zu als er ihn fand und mied danach seinen Blick, um die Konzentration nicht zu verlieren. Auch der Unfall bei der Generalprobe hatte keine größeren Auswirkungen, einer mehr der einen Hut trug, in diesem Fall aber, um das Pflaster am Hinterkopf zu verbergen, dass er dank seiner Platzwunde einige Tage tragen durfte.
Nach dem erfolgreichen Abend machte sich Jimin schnell aus dem Staub, nutzte die Diskussion der anderen, welcher Club zum Ausklingen lassen des Abends der richtige sei, winkte Hoseok schnell zu und eilte zum Hinterausgang. Wie erwartet stand Yoongi etwas abseits von anderen Wartenden, die die Tänzer kannten und abholen wollten. Erst noch gelangweilt und etwas müde wechselte Yoongis Gesichtsausdruck als er Jimin auf sich zukommen sah. Ein sanftes Lächeln zog sich über seine Lippen und Stolz glitzerte in seinen Augen, ihm eine Hand hinstreckend zog er ihn an sich, kaum dass Jimin die Finger ergriff.
„Du warst perfekt“, raunte er Jimin ins Ohr, entließ ihn im nächsten Moment auch schon aus seiner Umarmung und drehte sich zum Gehen, seine Hand gab er jedoch nicht frei. Nicht dass Jimin dies störte, hätte er Yoongis Hand doch selbst nicht loslassen wollen.
„D-danke.“
„Was hältst du von einem kleinen Absacker nach diesem Erfolg?“, schlug Yoongi vor und Jimin nickte begeistert. Wie schnell sich doch seine Meinung zu Bars und Alkohol änderte, je nachdem wer fragte. Eben war er noch müde und zu geschafft gewesen, um sich vorstellen zu können sich in einer stickigen Bar oder einem lauten Club wohlfühlen zu können und nun fand er nichts besser als diese Idee.
Wie sich zeigte konnte Yoongi ihn hervorragen einschätzen, suchte eine kleine schlichte Bar heraus, in der das Publikum ruhig an ihren Gläsern nippte und sie geflissentlich ignorierte während sie es sich an einem kleinen Tisch in der Ecke gemütlich machten.
„Hast du schon Pläne fürs Wochenende?“, stellte Jimin die obligatorische Frage, die er jeden Freitag stellte. Er kannte die Antwort, war es doch bisher immer ein 'Nein. Wollen wir was unternehmen?' gewesen, er würde ja sagen und sie würden doch nichts unternehmen und nur die Ruhe beieinander genießen. Doch Yoongis Blick zeigte, dass diese liebgewonnene Tradition nun schon wieder ein Ende haben würde.
„Ich werde morgen zu meiner Mutter fahren. Sie hatte Geburtstag und auch wenn sie es hasst zu feiern, will ich sie wenigstens besuchen“, berichtete Yoongi mit einer wärme in der Stimme, die Jimin ins Herz ging. Verunsichert spielte er unter dem Tisch mit seinen Fingern, wusste nicht recht was er dazu sagen sollte. Auf keinen Fall wollte er, dass Yoongi seinetwegen nicht zu seiner Mutter fuhr, aber er hatte dennoch bedenken gerade das Wochenende allein zu verbringen, traute er sich doch immer noch keine Nacht allein zu.
„Das ist schön, da freut sie sich sicher.“ Er legte all seine Selbstbeherrschung in diese Worte, wollte sie genauso wohlwollend klingen lasen wie er sie meinte und konnte selbst das leichte Zittern am Ende heraushören. Hoffte dennoch, dass Yoongi es nicht bemerkte und trank schnell einen zu großen Schluck als dieser ihn prüfend anblickte.
„Du kannst mich gerne begleiten.“
Blinzelnd brachte Jimin den Schluck verkrampft hinunter, glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Verwirrung sprach aus seinem Blick und schien Yoongi zu reichen, um sich zu erklären.
„Sie fragt mich immer wieder, mit wem ich mich hier so abgebe. Sie würde sich freuen einen von euch kennenzulernen.“
Noch immer war Jimin wie vor den Kopf geschlagen, verstand Yoongis Einstellung nicht so recht. „Du willst mich deiner Mutter vorstellen?“, brachte er verständnislos heraus und Yoongi lachte auf.
„Darauf läuft es hinaus, wenn ich dich mitnehme.“ Nichts in seiner Stimme wirkte gezwungen oder auf irgendeine Weise so als versuche er Jimin nur einen Gefallen zu tun und das verwirrte ihn noch viel mehr. War er es doch gewohnt verheimlicht und eben gerade nicht vorgestellt zu werden.
„Wenn ich nicht störe… ich meine, ihr seht euch sicher selten…“, stammelte er mit jedem Wort verlegener werdend. Es war ihm unangenehm vor sich selbst, dass er bloß zusagte, damit er nicht allein war, das war den beiden nicht fair gegenüber. Doch Yoongis zufriedenes Grinsen legte eine trügerische Ruhe über sein Gewissen und diente seinem Egoismus als Grund sich wohl zu fühlen.
Ihr Abend wurde danach nicht mehr alt, Yoongi wollte an nächsten Tag früh los und so gingen sie als ihre Gläser leer waren. Erst zu Jimin, dann mit gepackten Sachen zu Yoongi, um dort die Nacht zu verbringen. Noch im Dunkeln verließen sie die WG wieder, schlenderten zum Bahnhof, während Jimin versuchte genaueres über Yoongis Mutter zu erfahren und dieser sich bedeckt hielt, ihn immer wieder darauf verwies, dass es besser war, wenn er sich selbst ein Bild machte.
Mit steigender Nervosität und auch freudiger Aufregung saß Jimin schließlich im Zug, spielte nachdenklich mit Yoongis Finger und versuchte das Gefühls-Pingpong in seinem Inneren zu ertragen ohne herumzuzappeln. Der Ältere schenkte ihm immer wieder belustigte Blicke, während sie seine Playlist rauf und runter hörten und sich hin und wieder unterhielte. Von Anfang an hatte Jimin es genossen, dass die Stille zwischen ihnen nie störend wirkte. Yoongi konnte reden, wenn er wollte und genau so konnte er schweigen und beides genoss der Jüngere, hatte gar nicht gewusst wie gut es ihm tat, bis er Yoongi so nah hatten kennenlernen können. Doch kurz bevor sie ihr Ziel erreichten wünschte er sich doch, dass Yoongi etwas redseliger gewesen wäre, mehr so wie Hoseok, der aus allem einen ellenlangen Monolog zaubern konnte, der einen vom Denken ablenkte.
Sie kamen vor einem gepflegten, aber schlichten Restaurant an. Versteckt neben dem Eingang war eine schmale Tür, hinter der sich ein ebenso schmaler Treppenaufgang verbarg. Oben abgekommen, schloss Yoongi auf, nachdem er kurz geklingelt hatte und hielt Jimin hinter sich die Tür auf. Eine schlanke Frau mittleren Alters mit strengen Gesichtszügen kam aus einem der Räume zu ihnen in den Flur. Musterte sie kurz bevor sich ein wissendes Lächeln auf ihre Lippen legte. Mit begrüßenden Worten kam sie auf die beiden zu, zog ihren Sohn in eine feste Umarmung und ließ sich Zeit als dieser ihr Jimin vorstellte. Sie tauschten die üblichen Höflichkeiten aus und auch sie schien Jimins Unbehagen zu bemerken. Ihre Art war kühl, distanziert aber keineswegs unfreundlich, eher wie jemand dessen Herzlichkeit sich erst auf den zweiten Blick zeigte.
Sie wies ihre Gäste an ihre Sachen in Yoongis Zimmer zu bringen und sich dann zu ihr zu gesellen, gehorsam taten beide was sie verlangte und wieder fand Jimin sich auf einer schmalen Treppe wieder. Yoongi ging voran, wies ihm den Weg und das Zimmer, welches sie betraten, hätte Jimin ohne zu zögern als das des Älteren identifiziert. Nicht nur die Poster an den Wänden und das Klavier in der Ecke, auch die Notenfolge, die an die Wand gemalt waren, schrien geradezu nach Yoongi. Ebenso wie der leere große Schreibtisch, dessen Sonnenflecken noch deutlich zeigten, wo sein Equipment früher gestanden hatte. Doch viel Zeit zum Umschauen hatte Jimin nicht. Yoongi warf seine Tasche neben das Bett an der einen Wand, während Jimins Blick auf das Sofa auf der anderen Seite fiel, dort waren bereits Decke und Kissen bereitgelegt. Schnell ließ er seine Tasche daneben sinken und atmete tief durch, seine Nervosität machte ihn fertig und diese kurze Pause musste er nutzen.
„Entspann dich. Sie mag dich“, raunte Yoongi ihm aufmunternd zu, war vor ihn getreten und lächelte ihn nachsichtig an. Wirklich helfen tat das nicht, jetzt kribbelte Jimins Magen nur schlimmer als zuvor, auch die sanfte Berührung an den Armen änderte daran nichts.
„So schnell?“
Yoongi zwinkerte ihm zu, lehnte sich etwas vor, drückte seine Lippen zart auf Jimins Stirn und trieb ihm das Blut in die Wangen. Besser machte der Ältere es wirklich nicht. Mit noch rosa Wangen zog Yoongi ihn auch schon wieder aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, direkt ins Wohnzimmer wo seine Mutter bereits mit Tee und Keksen auf sie wartete und die beiden gemütlich mit teils sehr direkten Fragen zu ihrem Leben an der Uni löcherte.
Sie verbrachten den Tag mehr oder minder im Wohnzimmer, kochten zwischendurch und nach und nach fiel die Anspannung von Jimin ab. Wie er vermutet hatte, wirkte Yoongis Mutter härter als sie war, dennoch verunsicherte sie den Jüngeren immer wieder und schien Spaß daran zu haben. Irgendwann bekam Jimin mit, dass Yoongi ihr hin und wieder Blicke zuwarf und sie danach, zwar nicht zurückruderte, die Frage aber fallen ließ, wenn keiner der beiden eine Antwort hatte.
Gegen Abend verabschiedete sie sich von den zweien, sie musste nach unten, um im Restaurant zu helfen. Yoongi bekam ein striktes Verbot zu helfen, da ja noch ein Gast da war und Jimin seinen ersten bösen Blick als er anbot ebenfalls helfen zu können.
Leise kichernd zog Yoongi den eingeschüchterten Jüngeren hinter sich her in sein Zimmer, kaum dass seine Mutter verschwunden war.
„Hausregel eins: Gäste sind Gäste und dürfen nicht helfen!“, erklärte Yoongi erheitert und pikste Jimin in die aufgeblähten Wangen.
„Hättest du das nicht vorher sagen können?“, maulte er zurück und streckte Yoongi die Zunge raus als dieser nur grinsend mit den Schultern zuckte.
„Sie darf ruhig merken, dass du hilfsbereit bist.“ Mit diesen Worten nahm er Jimin in die Arme und das erste Mal an diesem Tag konnte er sich wirklich entspannen, auch wenn er noch leise grummelte. Die Augen schließend lehnte er sich gegen Yoongi, vergrub die Finger in seinem Oberteil, ließ dessen Ruhe und Fröhlichkeit auf sich übergehen und seine Schultern wurden wieder lockerer.
„Bereust du es mitgekommen zu sein?“
Die Frage verwirrte Jimin etwas und schnell schüttelte er den Kopf, hob den Blick wieder, um Yoongi ansehen zu können.
„Nein, ich bin sowas nur nicht gewöhnt, aber ich bin froh hier sein zu können.“
„Das ist gut“, murmelte Yoongi, lehnte seine Stirn gegen Jimins und sah ihm nachdenklich in die Augen. Trieb sein Herz zu neuen Höchstleistungen an und ließ seine Hände schwitzig werden.
„W-was sind das eigentlich für Noten… da an der Wand…“, kam es stocken und eine Oktave zu hoch von Jimin als dieser die Spannung zwischen ihnen nicht mehr aushielt. Der Bann ihres Blicks brach, Yoongi blinzelte verwirrt und musste dann leise lachen, bevor er den Kopf drehte und ein nostalgischer Ausdruck auf seinem Gesicht erschien.
„Das ist mein Lieblingslied“, erklärte er und jagte Jimin einen Schauer über den Rücken als er ebenso fasziniert die Noten studierte.
„Alle meine Entchen“, fügte Yoongi hinzu, klang dabei noch immer genauso zufrieden wie zuvor und Jimin traute seinen Ohren nicht.
„Was?“ Entkam es ihm leicht entsetzt. Es hatte so schön begonnen und Yoongi machte einen so plumpen Witz.
„Ja, ich meine das ernst. Es ist das erste Lied, welches ich auf dem Klavier spielen konnte und hat damit meine Liebe zur Musik begründet“, erklärte er belustigt. In Jimin tobte ein Mix aus Ehrfurcht und Beleidigung, das hätte Yoongi auch anders verpacken können, ohne ihn auszulachen.
Dass er nun auch noch leise begann die Melodie des besagten Liedes zu summen machte es nicht besser. Dabei klang es viel zu schön, als dass Jimin weiter hätte schmollen können. Ergeben seufzend blickte er Yoongi in die funkelnden Augen und lauschte gebannt dem feinen Klang, wiegte sich dabei mit ihm im Takt.
Die letzte Note verzierte er mit einem frechen Zwinkern, brachte Jimin damit zum Kichern und begann ohne Pause ein neues Stück zu summen. Kein Kinderlied mehr, sondern eines welches Jimin an die Beginne seiner eigenen Leidenschaft erinnerte. Hatte er es als Kind doch immer faszinierend gefunden wie die Tänzer im klassischen Ballett so stark und gleichzeitig elegant hatten wirken können. Er war sich schnell sicher gewesen, das Ballett ihm nicht genügend Freiheiten bot, Tanzen jedoch sein Leben war. Als der Walzer immer deutlicher wurde, war er es, der Yoongi anfunkelte, sich etwas von ihm löste und sich vor ihm verbeugte. Yoongi tat es ihm gleich, griff seine gereichte Hand und nahm überraschend gekonnt Haltung an. Yoongis Summen unterbrach hin und wieder während sie sich durchs Zimmer drehten, doch stören tat es nicht, schon nach dem ersten Schritt hatten sich ihre Blicke erneut gefunden und ließen sich nicht mehr los, entführten sie in eine andere Welt. Hier war der Klang endlos und jede Bewegung richtig, hier waren nur sie und die Wärme zwischen ihnen, die sanften Lippen des Gegenübers zum Greifen nah und zart auf den eigenen.
Erst als Jimin die Augen träge wieder öffnete realisierte er langsam, dass sie irgendwann aufgehört hatten zu tanzen, Yoongis Lippen auf seinen Lagen und er nirgends anders sein wollte.
„Kurz vorm Auftritt…“, murrte Hoseok erschlagen, meinte mehr die Unruhe als den Unfall. Vergrub dabei das Gesicht in den Händen und krümmte sich leicht zusammen. Jimin beobachtete ihn nachdenklich, stützte sich dabei mit den Händen ab, um sich weiter zurücklehnen zu können und genoss die Kühle des Bodens unter sich.
„Besser als beim Auftritt“, erwiderte Jimin bemüht fröhlich und schaffte es tatsächlich Hoseok ein sarkastisches Schnauben zu entlocken. Dieses verhallte im leeren Tanzsaal, brachte aber zumindest Jimins Mundwinkel zum Zucken.
„Klar oder bei einem live Auftritt im Fernsehen. Steiger dir das nur zurecht.“ Mit feinstem Zynismus in der Stimme ließ er die Worte fallen und Jimin brummte leise.
„Meckern hilft genauso wenig. Es ist passiert, sowas kommt vor. Dass er auf seinen eigenen Beinen rausgegangen ist, werte ich als gutes Zeichen.“
„Auch wieder wahr… Ich mache drei Kreuze, wenn die Aufführung reibungslos verläuft. Erst tauchst du unter, nun schlägt sich einer den Kopf halb ein, reicht mit Pannen bei der Vorbereitung.“
„Du weißt doch, eine Generalprobe muss schiefgehen, sonst tut es der Auftritt“, erinnerte ihn Jimin an seine Lieblingsweisheit und brachte Hoseok nun wirklich zum Lachen.
„Lass uns aufräumen und über was anderes reden. Ich lade dich zum Essen ein, wenn du es schaffst mich fünf Minuten auf andere Gedanken zu bringen“, überlegte Hoseok im Aufrappeln und hielt Jimin die Hand hin. Dieses Mal beschwerte er sich nicht als Jimin ihm beim Putzen half, forderte ihn nicht auf zu gehen und Jimin konnte sehen, wie gut ihm gerade das lockere Gespräch über Banalitäten tat.
„Ach da fällt mir ein“, begann er und drehte sich zu Hoseok, wollte sichergehen, dass dieser auch zuhörte. Dieser drehte ihm zwar den Rücken zu, nickte aber aufmerksam.
„Ich soll dir von Yoongi ausrichten, Zwerge sind per Definition kleiner als 1,50 m, er ist 1,74 m, also erzähl Areum keine Lügen.“
Das huldvolle Scheppern des Wischmopps erklang als der Stiel dem Älteren aus den Händen glitt und er sich langsam zum grinsenden Jimin umdrehte. Dieser biss sich leicht auf die Lippen, um sich das Lachen zu verkneifen, er wollte jeden Moment auskosten.
„Woher…“, stammelte Hoseok, schien sich nicht entscheiden zu können, ob er lachen oder seinen Ausreiseantrag stellen sollte.
„Areum hat ihn mit deiner Beschreibung erkannt und sich über dieses Detail beschwert“, erklärte Jimin gönnerhaft. Das irritierte Blinzeln zeigte, dass er nicht mehr wusste wann die beiden sich gesprochen hatten. Die weit aufgerissenen Augen markierten den Punkt, an dem es ihm wieder einfiel.
„Das hat sie ihm nicht gesagt“, kam es leicht panisch und Jimins Nicken machte es nicht besser.
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Zwar selbst noch etwas durch den Wind durch das überraschende Ende der Probe machte Jimin sich auf den Heimweg, musste dort nicht lange auf Yoongi warten und war ihm mehr als dankbar als er ihm anbot den Nachmittag des morgigen Tages ihm beim Klavierspielen Gesellschaft zu leisten. Bis zur Aufführung war noch ein Tag Zeit, an dem sie striktes Trainingsverbot hatten, sie sollten ausgeruht und vor allem unverletzt antanzen, nur die steigende Nervosität machte das schwierig. Seine Zeit damit verbringen zu können Yoongi beim Üben zu beobachten brachte Jimin wenigstens auf andere Gedanken.
Die Tage verflogen, der große Abend kam und war schneller vorbei als es alle Beteiligten so recht mitbekamen. Ohne Fehler oder gar Unfälle meisterten sie ihr Programm, belebten die Bühne und verzauberten das Publikum. Immer wenn Jimin kurz Zeit hatte suchte er die Sitze nach Yoongis Gesicht ab, zwinkerte ihm frech zu als er ihn fand und mied danach seinen Blick, um die Konzentration nicht zu verlieren. Auch der Unfall bei der Generalprobe hatte keine größeren Auswirkungen, einer mehr der einen Hut trug, in diesem Fall aber, um das Pflaster am Hinterkopf zu verbergen, dass er dank seiner Platzwunde einige Tage tragen durfte.
Nach dem erfolgreichen Abend machte sich Jimin schnell aus dem Staub, nutzte die Diskussion der anderen, welcher Club zum Ausklingen lassen des Abends der richtige sei, winkte Hoseok schnell zu und eilte zum Hinterausgang. Wie erwartet stand Yoongi etwas abseits von anderen Wartenden, die die Tänzer kannten und abholen wollten. Erst noch gelangweilt und etwas müde wechselte Yoongis Gesichtsausdruck als er Jimin auf sich zukommen sah. Ein sanftes Lächeln zog sich über seine Lippen und Stolz glitzerte in seinen Augen, ihm eine Hand hinstreckend zog er ihn an sich, kaum dass Jimin die Finger ergriff.
„Du warst perfekt“, raunte er Jimin ins Ohr, entließ ihn im nächsten Moment auch schon aus seiner Umarmung und drehte sich zum Gehen, seine Hand gab er jedoch nicht frei. Nicht dass Jimin dies störte, hätte er Yoongis Hand doch selbst nicht loslassen wollen.
„D-danke.“
„Was hältst du von einem kleinen Absacker nach diesem Erfolg?“, schlug Yoongi vor und Jimin nickte begeistert. Wie schnell sich doch seine Meinung zu Bars und Alkohol änderte, je nachdem wer fragte. Eben war er noch müde und zu geschafft gewesen, um sich vorstellen zu können sich in einer stickigen Bar oder einem lauten Club wohlfühlen zu können und nun fand er nichts besser als diese Idee.
Wie sich zeigte konnte Yoongi ihn hervorragen einschätzen, suchte eine kleine schlichte Bar heraus, in der das Publikum ruhig an ihren Gläsern nippte und sie geflissentlich ignorierte während sie es sich an einem kleinen Tisch in der Ecke gemütlich machten.
„Hast du schon Pläne fürs Wochenende?“, stellte Jimin die obligatorische Frage, die er jeden Freitag stellte. Er kannte die Antwort, war es doch bisher immer ein 'Nein. Wollen wir was unternehmen?' gewesen, er würde ja sagen und sie würden doch nichts unternehmen und nur die Ruhe beieinander genießen. Doch Yoongis Blick zeigte, dass diese liebgewonnene Tradition nun schon wieder ein Ende haben würde.
„Ich werde morgen zu meiner Mutter fahren. Sie hatte Geburtstag und auch wenn sie es hasst zu feiern, will ich sie wenigstens besuchen“, berichtete Yoongi mit einer wärme in der Stimme, die Jimin ins Herz ging. Verunsichert spielte er unter dem Tisch mit seinen Fingern, wusste nicht recht was er dazu sagen sollte. Auf keinen Fall wollte er, dass Yoongi seinetwegen nicht zu seiner Mutter fuhr, aber er hatte dennoch bedenken gerade das Wochenende allein zu verbringen, traute er sich doch immer noch keine Nacht allein zu.
„Das ist schön, da freut sie sich sicher.“ Er legte all seine Selbstbeherrschung in diese Worte, wollte sie genauso wohlwollend klingen lasen wie er sie meinte und konnte selbst das leichte Zittern am Ende heraushören. Hoffte dennoch, dass Yoongi es nicht bemerkte und trank schnell einen zu großen Schluck als dieser ihn prüfend anblickte.
„Du kannst mich gerne begleiten.“
Blinzelnd brachte Jimin den Schluck verkrampft hinunter, glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Verwirrung sprach aus seinem Blick und schien Yoongi zu reichen, um sich zu erklären.
„Sie fragt mich immer wieder, mit wem ich mich hier so abgebe. Sie würde sich freuen einen von euch kennenzulernen.“
Noch immer war Jimin wie vor den Kopf geschlagen, verstand Yoongis Einstellung nicht so recht. „Du willst mich deiner Mutter vorstellen?“, brachte er verständnislos heraus und Yoongi lachte auf.
„Darauf läuft es hinaus, wenn ich dich mitnehme.“ Nichts in seiner Stimme wirkte gezwungen oder auf irgendeine Weise so als versuche er Jimin nur einen Gefallen zu tun und das verwirrte ihn noch viel mehr. War er es doch gewohnt verheimlicht und eben gerade nicht vorgestellt zu werden.
„Wenn ich nicht störe… ich meine, ihr seht euch sicher selten…“, stammelte er mit jedem Wort verlegener werdend. Es war ihm unangenehm vor sich selbst, dass er bloß zusagte, damit er nicht allein war, das war den beiden nicht fair gegenüber. Doch Yoongis zufriedenes Grinsen legte eine trügerische Ruhe über sein Gewissen und diente seinem Egoismus als Grund sich wohl zu fühlen.
Ihr Abend wurde danach nicht mehr alt, Yoongi wollte an nächsten Tag früh los und so gingen sie als ihre Gläser leer waren. Erst zu Jimin, dann mit gepackten Sachen zu Yoongi, um dort die Nacht zu verbringen. Noch im Dunkeln verließen sie die WG wieder, schlenderten zum Bahnhof, während Jimin versuchte genaueres über Yoongis Mutter zu erfahren und dieser sich bedeckt hielt, ihn immer wieder darauf verwies, dass es besser war, wenn er sich selbst ein Bild machte.
Mit steigender Nervosität und auch freudiger Aufregung saß Jimin schließlich im Zug, spielte nachdenklich mit Yoongis Finger und versuchte das Gefühls-Pingpong in seinem Inneren zu ertragen ohne herumzuzappeln. Der Ältere schenkte ihm immer wieder belustigte Blicke, während sie seine Playlist rauf und runter hörten und sich hin und wieder unterhielte. Von Anfang an hatte Jimin es genossen, dass die Stille zwischen ihnen nie störend wirkte. Yoongi konnte reden, wenn er wollte und genau so konnte er schweigen und beides genoss der Jüngere, hatte gar nicht gewusst wie gut es ihm tat, bis er Yoongi so nah hatten kennenlernen können. Doch kurz bevor sie ihr Ziel erreichten wünschte er sich doch, dass Yoongi etwas redseliger gewesen wäre, mehr so wie Hoseok, der aus allem einen ellenlangen Monolog zaubern konnte, der einen vom Denken ablenkte.
Sie kamen vor einem gepflegten, aber schlichten Restaurant an. Versteckt neben dem Eingang war eine schmale Tür, hinter der sich ein ebenso schmaler Treppenaufgang verbarg. Oben abgekommen, schloss Yoongi auf, nachdem er kurz geklingelt hatte und hielt Jimin hinter sich die Tür auf. Eine schlanke Frau mittleren Alters mit strengen Gesichtszügen kam aus einem der Räume zu ihnen in den Flur. Musterte sie kurz bevor sich ein wissendes Lächeln auf ihre Lippen legte. Mit begrüßenden Worten kam sie auf die beiden zu, zog ihren Sohn in eine feste Umarmung und ließ sich Zeit als dieser ihr Jimin vorstellte. Sie tauschten die üblichen Höflichkeiten aus und auch sie schien Jimins Unbehagen zu bemerken. Ihre Art war kühl, distanziert aber keineswegs unfreundlich, eher wie jemand dessen Herzlichkeit sich erst auf den zweiten Blick zeigte.
Sie wies ihre Gäste an ihre Sachen in Yoongis Zimmer zu bringen und sich dann zu ihr zu gesellen, gehorsam taten beide was sie verlangte und wieder fand Jimin sich auf einer schmalen Treppe wieder. Yoongi ging voran, wies ihm den Weg und das Zimmer, welches sie betraten, hätte Jimin ohne zu zögern als das des Älteren identifiziert. Nicht nur die Poster an den Wänden und das Klavier in der Ecke, auch die Notenfolge, die an die Wand gemalt waren, schrien geradezu nach Yoongi. Ebenso wie der leere große Schreibtisch, dessen Sonnenflecken noch deutlich zeigten, wo sein Equipment früher gestanden hatte. Doch viel Zeit zum Umschauen hatte Jimin nicht. Yoongi warf seine Tasche neben das Bett an der einen Wand, während Jimins Blick auf das Sofa auf der anderen Seite fiel, dort waren bereits Decke und Kissen bereitgelegt. Schnell ließ er seine Tasche daneben sinken und atmete tief durch, seine Nervosität machte ihn fertig und diese kurze Pause musste er nutzen.
„Entspann dich. Sie mag dich“, raunte Yoongi ihm aufmunternd zu, war vor ihn getreten und lächelte ihn nachsichtig an. Wirklich helfen tat das nicht, jetzt kribbelte Jimins Magen nur schlimmer als zuvor, auch die sanfte Berührung an den Armen änderte daran nichts.
„So schnell?“
Yoongi zwinkerte ihm zu, lehnte sich etwas vor, drückte seine Lippen zart auf Jimins Stirn und trieb ihm das Blut in die Wangen. Besser machte der Ältere es wirklich nicht. Mit noch rosa Wangen zog Yoongi ihn auch schon wieder aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, direkt ins Wohnzimmer wo seine Mutter bereits mit Tee und Keksen auf sie wartete und die beiden gemütlich mit teils sehr direkten Fragen zu ihrem Leben an der Uni löcherte.
Sie verbrachten den Tag mehr oder minder im Wohnzimmer, kochten zwischendurch und nach und nach fiel die Anspannung von Jimin ab. Wie er vermutet hatte, wirkte Yoongis Mutter härter als sie war, dennoch verunsicherte sie den Jüngeren immer wieder und schien Spaß daran zu haben. Irgendwann bekam Jimin mit, dass Yoongi ihr hin und wieder Blicke zuwarf und sie danach, zwar nicht zurückruderte, die Frage aber fallen ließ, wenn keiner der beiden eine Antwort hatte.
Gegen Abend verabschiedete sie sich von den zweien, sie musste nach unten, um im Restaurant zu helfen. Yoongi bekam ein striktes Verbot zu helfen, da ja noch ein Gast da war und Jimin seinen ersten bösen Blick als er anbot ebenfalls helfen zu können.
Leise kichernd zog Yoongi den eingeschüchterten Jüngeren hinter sich her in sein Zimmer, kaum dass seine Mutter verschwunden war.
„Hausregel eins: Gäste sind Gäste und dürfen nicht helfen!“, erklärte Yoongi erheitert und pikste Jimin in die aufgeblähten Wangen.
„Hättest du das nicht vorher sagen können?“, maulte er zurück und streckte Yoongi die Zunge raus als dieser nur grinsend mit den Schultern zuckte.
„Sie darf ruhig merken, dass du hilfsbereit bist.“ Mit diesen Worten nahm er Jimin in die Arme und das erste Mal an diesem Tag konnte er sich wirklich entspannen, auch wenn er noch leise grummelte. Die Augen schließend lehnte er sich gegen Yoongi, vergrub die Finger in seinem Oberteil, ließ dessen Ruhe und Fröhlichkeit auf sich übergehen und seine Schultern wurden wieder lockerer.
„Bereust du es mitgekommen zu sein?“
Die Frage verwirrte Jimin etwas und schnell schüttelte er den Kopf, hob den Blick wieder, um Yoongi ansehen zu können.
„Nein, ich bin sowas nur nicht gewöhnt, aber ich bin froh hier sein zu können.“
„Das ist gut“, murmelte Yoongi, lehnte seine Stirn gegen Jimins und sah ihm nachdenklich in die Augen. Trieb sein Herz zu neuen Höchstleistungen an und ließ seine Hände schwitzig werden.
„W-was sind das eigentlich für Noten… da an der Wand…“, kam es stocken und eine Oktave zu hoch von Jimin als dieser die Spannung zwischen ihnen nicht mehr aushielt. Der Bann ihres Blicks brach, Yoongi blinzelte verwirrt und musste dann leise lachen, bevor er den Kopf drehte und ein nostalgischer Ausdruck auf seinem Gesicht erschien.
„Das ist mein Lieblingslied“, erklärte er und jagte Jimin einen Schauer über den Rücken als er ebenso fasziniert die Noten studierte.
„Alle meine Entchen“, fügte Yoongi hinzu, klang dabei noch immer genauso zufrieden wie zuvor und Jimin traute seinen Ohren nicht.
„Was?“ Entkam es ihm leicht entsetzt. Es hatte so schön begonnen und Yoongi machte einen so plumpen Witz.
„Ja, ich meine das ernst. Es ist das erste Lied, welches ich auf dem Klavier spielen konnte und hat damit meine Liebe zur Musik begründet“, erklärte er belustigt. In Jimin tobte ein Mix aus Ehrfurcht und Beleidigung, das hätte Yoongi auch anders verpacken können, ohne ihn auszulachen.
Dass er nun auch noch leise begann die Melodie des besagten Liedes zu summen machte es nicht besser. Dabei klang es viel zu schön, als dass Jimin weiter hätte schmollen können. Ergeben seufzend blickte er Yoongi in die funkelnden Augen und lauschte gebannt dem feinen Klang, wiegte sich dabei mit ihm im Takt.
Die letzte Note verzierte er mit einem frechen Zwinkern, brachte Jimin damit zum Kichern und begann ohne Pause ein neues Stück zu summen. Kein Kinderlied mehr, sondern eines welches Jimin an die Beginne seiner eigenen Leidenschaft erinnerte. Hatte er es als Kind doch immer faszinierend gefunden wie die Tänzer im klassischen Ballett so stark und gleichzeitig elegant hatten wirken können. Er war sich schnell sicher gewesen, das Ballett ihm nicht genügend Freiheiten bot, Tanzen jedoch sein Leben war. Als der Walzer immer deutlicher wurde, war er es, der Yoongi anfunkelte, sich etwas von ihm löste und sich vor ihm verbeugte. Yoongi tat es ihm gleich, griff seine gereichte Hand und nahm überraschend gekonnt Haltung an. Yoongis Summen unterbrach hin und wieder während sie sich durchs Zimmer drehten, doch stören tat es nicht, schon nach dem ersten Schritt hatten sich ihre Blicke erneut gefunden und ließen sich nicht mehr los, entführten sie in eine andere Welt. Hier war der Klang endlos und jede Bewegung richtig, hier waren nur sie und die Wärme zwischen ihnen, die sanften Lippen des Gegenübers zum Greifen nah und zart auf den eigenen.
Erst als Jimin die Augen träge wieder öffnete realisierte er langsam, dass sie irgendwann aufgehört hatten zu tanzen, Yoongis Lippen auf seinen Lagen und er nirgends anders sein wollte.