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Eine Liebe in vier Akten

von Pingulina
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Freundschaft / P18 / MaleSlash
Jimin Jungkook Kim Seokjin Suga V
15.07.2019
28.06.2021
103
265.184
46
Alle Kapitel
201 Reviews
Dieses Kapitel
3 Reviews
 
16.12.2019 1.779
 
Erster Akt - Dreiundzwanzigste Szene: Bleiben oder gehen?


Der nächste Tag war anstrengend, zog sich endlos und das, obwohl Jimins Vorlesungen nur bis zum Mittag gingen. Die ganze Zeit über hörte er den Dozenten nur halb zu, war zu abgelenkt von seinen Gedanken und dem immer erdrückender werdenden Gefühl der Schuld.

Schließlich hatte er seine erbärmlichen Versuche aufgegeben sich zu konzentrieren und schrieb lieber Jungkook an. Wenn er sich jemals wieder konzentrieren wollte, musste er das zwischen ihnen klären, besser gestern als heute. Widererwarten antwortete ihm der Jüngere umgehend und versprach nach dem Mittagessen zu ihm zu kommen. Etwas überrascht von dieser schnellen Zusage musste sich Jimin ein überfordertes Lachen verkneifen, er hatte sich noch nicht einmal überlegt was genau er Jungkook sagen wollte. Aber nun war es so und das war wohl auch besser. Spontan tat er sich sicher leichter damit einfach die Wahrheit zu sagen, als wenn er tausend Varianten durchging und versuchte zu erraten wie sein Freund reagieren würde. So wie es nun war, hatte er zumindest weniger Zeit sich innerlich verrückt zu machen.

Er war gerade erst in seinem Zimmer angekommen als es auch schon klopfte und er ein letztes Mal tief durchatmen konnte, bevor er seinem Freund gegenüberstand. Dass dieser ihn liebevoll anlächelte und ihn zärtlich zur Begrüßung küsste, machte es nicht gerade leicht, verschlimmerte eher noch die Aufregung und Reue die ihn umtrieben.

„Was hast du denn? Du bist so blass“, kam es besorgt von Jungkook, dessen Hand sachte an Jimins Wange lag und ihn streichelte. Ein gequältes Lächeln huschte über Jimins Lippen, bevor er Jungkooks Blick traurig erwiderte. Er wollte dieses Gespräch nicht führen, doch er musste. Für Jungkook und für sich selbst.

„Setz dich bitte… ich muss dir was beichten“, begann er schließlich und Jungkooks Blick wurde ernst, mit einem undefinierbaren Schimmer darin. Stumm setzte sich der Jüngere auf Jimins Bett und deutete neben sich auf die Matratze, kaum dass Jimin sich auf seinem Bürostuhl niederlassen wollte. Schwer schluckend nahm er neben Jungkook Platz. Als dieser auch noch nach seiner Hand griff und ihm fast ängstlich in die Augen schaute, versagte ihm beinahe die Stimme.

„Kookie, ich liebe dich, von ganzem Herzen, auch wenn du mir das gleich wohl nicht mehr glaubst“, versicherte Jimin zögerlich. Seine Stimme schwankte gefährlich, drohte zu versagen und ein leichtes Zittern ging durch Jungkook, als er die Stirn in Sorgenfalten legte.

„Ich war doch am Samstag mit Freunden feiern und da habe ich Mist gebaut… großen Mist…“ Er brach ab, konnte es nicht aussprechen. Nicht als sich Jungkooks Finger an seine Hand klammerten und ein schmerzvolles Wimmern über dessen Lippen kamen. Mit tränennassen Augen schaute Jimin seinen Freund entschuldigend an. Wünschte, es wäre nicht wahr was er nun beichten musste.

„Ich habe mit einem anderen rumgemacht…“, flüsterte er erstickt und musste den Blick abwenden, auch wenn er Jungkook längst nicht mehr klar sah. Einzelne Tränen bahnten sich ihren Weg Jimins Wangen hinab. Obwohl er sich schnell abgewendet hatte, den Schock und den Schmerz in Jungkooks Augen hatte er gesehen und es zerriss ihm die Seele.

„R-rumgemacht?“, stammelte Jungkook tonlos, zeigte weder Ärger noch Angst, noch sonst ein Gefühl.

„Wir haben uns geküsst und… angefasst… fast miteinander geschlafen…“, gab er schließlich zu und schluckte schwer. Langsam und zögerlich hob er den Blick und Jungkook war nun genauso blass wie er selbst aussehen musste. Die Augen voller Unverständnis, die Lippen zum Sprechen geöffnet, doch er sagte kein Wort. Starrte Jimin nur an und ließ dessen Worte auf sich wirken.

„Warum?“, hauchte Jungkook so unerwartet, dass Jimin leicht zusammenzuckte.

„Ich weiß es nicht… Alkohol?“, stotterte Jimin vor sich hin und suchte die Antwort, die er schon die ganze Zeit nicht fand. Wie konnte er Jungkook so einfach ausblenden an diesem Abend, dass es ihn nicht störte, ja sogar gefiel, dass Yoongi ihn berührte, küsste?

„Es… er…“, setzte Jimin erneut an, wurde aber unterbrochen. Jungkook hatte ihm schnell aber unerwartet sanft die Finger an die Lippen gelegt und ihn zum Schweigen gebracht.

„Warte… warte, ich will das nicht hören. Ich hätte das nicht fragen sollen“, meinte er fahrig und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

„Ich weiß, dass das mit uns nicht leicht ist.“ Tief blickte er Jimin in die Augen und dieser erkannte Reue darin. Jimins Herz zog sich zusammen bei diesem Anblick. Er machte einen Fehler und Jungkook fühlte sich dafür schuldig? Wie hatte er das nur geschafft? Das durfte nicht sein.

„Sag mir nur eins ganz ehrlich. Willst du noch mit mir zusammen sein?“

„Ja“, kam es ohne jedes Zögern über Jimins Lippen. Nichts anderes wollte er, außer Jungkook.

Dieser schloss die Augen, schien sich sammeln zu müssen und nickte dann schwerfällig, bevor sich ein ganz leichtes Lächeln über seine Lippen zog. So zart, dass es kaum zu sehen war.

„Gut… das ist gut“, murmelte er schließlich. Dann öffnete er die Augen wieder und blickte Jimin erleichtert an.
„Ist das alles was passiert ist? Ihr habt rumgemacht, aber nicht mehr?“, versicherte er sich und Jimin nickte bestätigend.

Schwer schluckend stand Jungkook auf, lief ein paarmal vor Jimin auf und ab, setzte sich schließlich wieder neben ihn.
„Warum hast du das nicht früher gesagt?“

„Zu feige“, gestand Jimin kleinlaut ein. „Als du morgens vorbeikamst, hatte ich noch nicht realisiert was passiert war… ich war ehrlich gesagt… noch zu wild auf Sex…“
Die Röte schoss ihm ins Gesicht als er daran zurückdachte, wie er Jungkook mehr oder minder angesprungen hatte. Der Jüngere grübelte kurz und nickte dann verstehend, sagte aber nichts dazu. Scheinbar reichte es ihm, dass Jimin sich seine Befriedigung bei ihm geholt hatte und nicht bei irgendeinem anderen.

„Und als du danach zu mir kamst, sahst du so geschafft und traurig aus, da wollte ich nicht noch was drauf packen. Ich weiß, das sind Ausreden, aber wie gesagt… ich war feige.“

„Mag sein... aber ich bin ehrlich froh, dass du mir das nicht nach dem Besuch bei meinen Eltern gesagt hast… Das hätte ich nicht ausgehalten.“

Jimin sah ihn besorgt an. Jungkooks Augen glitzerten feucht und sein Lächeln wirkte schmerzvoll. Es wäre wirklich grausam gewesen es ihm direkt nach dem niederschmetternden Treffen mit seinen Eltern zu beichten, dennoch machte es die Sache nicht besser.

„Ich… ich will da jetzt nicht drüber reden… später, aber nicht jetzt“, wiegelte Jungkook Jimin ab, als dieser etwas sagen wollte. Der Blonde nickte nur, wusste er doch zu gut, dass Jungkook so etwas erstmal durchdenken musste.

Etwas überrascht ließ er sich an seinen Freund ziehen, als dieser die Arme um ihn schlang und sich einfach nach hinten fallen ließ. Jimin kam mit seinem Gesicht auf Jungkooks Brust zum Liegen und schloss genießend die Augen, als dessen Finger begannen sein Haar zu streicheln. Sanft und vorsichtig glitt Jimins Hand zu Jungkooks Arm, strich diesen auf und ab, entlockte dem Jüngeren ein zufriedenes Brummen und beruhigte Jimins noch immer ängstlich schlagendes Herz.

Irgendwann hatte sie sich aus ihrer liegenden Position gelöst, sich hingesetzt und einen Film angemacht. Hinsehen tat keiner wirklich. Jungkook hatte Jimin an sich gezogen, ihm die Arme um den Bauch gelegt und das Kinn auf die Schulter. Nach einiger Zeit war Jungkooks Hand zu Jimins Kinn gewandert, hatte es zu ihm gedreht und ihre Lippen fanden sich. Federleicht und kurz trafen sie sich, schauten sich anschließend an und küssten sich erneut. Mit jeder Berührung ihrer Lippen wurden die Küsse inniger, leidenschaftlicher. Schließlich drehte sich Jimin leicht in Jungkooks Armen, legte ihm die Hände in den Nacken und der Film war vergessen.


********



Der Morgen kam und weckte Jimin mit seinen zarten Sonnenstrahlen. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen als er in Jungkooks friedlich schlafendes Gesicht blickte. Der Jüngere hatte die Arme fest um ihn geschlungen, hielt ihn dicht bei sich und sah so entspannt und zufrieden aus, wie er hier im Bett lag, mit seinem Freund in den Armen.

Vorsichtig streckte sich Jimin zu ihm, legte seine Lippen sanft auf die seines Freundes, glitt mit seinen Fingern über dessen Wange. Ein leises Brummen antwortete ihm und Jungkooks Lider flatterten. Der Griff um ihn verstärkte sich und entlockte ihm ein Lachen.

„Guten Morgen Kookie“, hauchte Jimin zufrieden lächelnd. Wie er es doch liebte so dicht bei seinem Liebsten aufzuwachen.

„Morgen“, murmelte dieser verschlafen und streckte sich erstmal. Mit einem Blick auf den Blonden verlor sein Körper jedoch jede Spannung und ein dunkler Schatten huschte durch seinen Blick.

„Das Gespräch gestern war kein böser Traum… oder?“, kam es fast hoffnungsvoll. Mit der Bitte, dass Jimin es verneinen möge, doch dieser konnte nur den Kloß im Hals hinunterschlucken und nicken.
Jungkook fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, zog Jimin danach wieder an sich und drückte ihm sachte die Lippen aufs Haar.

„Schade“, murmelte er ihm noch ins Ohr, bevor er sich erhob und ins Bad verschwand.

Ja, schade war es wirklich, da konnte Jimin ihm nur recht geben. Wie schön es doch wäre, wenn das alles nur ein böser Traum gewesen wäre. Seufzend vergrub er die Nase im Kissen, welches angenehm nach Jungkook duftete und ein feines Lächeln glitt auf Jimins Lippen. Ihm war klar, dass er noch nicht aus dem Schneider war, Jungkook musste es erst in Ruhe bedenken und zu einer Entscheidung kommen, aber wenigstens war er noch bei ihm. Er musste in kleinen Schritten denken und genießen was er hatte, sonst würde er es nur bereuen.

Sein Handy vibrierte als Jungkook wieder ins Zimmer kam und ein fragender Blick traf Jimin.
„Ein Freund. Der fragt, ob ich heute Abend Zeit habe“, berichtete Jimin nachdenklich und blickte Jungkook an.

„Du hast Lerngruppe. Oder?“

Jungkook nickte und gesellte sich wieder zu dem Blonden.
„Das ist aber nicht der Kerl mit dem du…“, kam es unsicher von dem Jüngeren und Jimin riss überrascht die Augen auf.

„Nein, mit dem treffe ich mich nicht allein“, meinte er prompt. Ein fieses kleines Stimmchen in seinem Inneren fragte gleich mal nach, warum er Jungkook nicht verriet, dass er sich aber in Anwesenheit anderer mit ihm traf. Schnell schüttelte er diesen Gedanken ab. Jungkook hatte darum gebeten keine Details zu hören. Wenn er fragen würde, würde Jimin es ihm sagen und generell würde er dafür sorgen, dass es nicht noch einmal geschah, also kein Grund hier unnötig Misstrauen zu sähen.

Jungkook musterte ihn kurz, aber intensiv und schien zu einem ähnlichen Schluss zu kommen. Nickte er doch bloß als Antwort auf Jimins Frage hin.

„Leider ja. Mach du dir einen schönen Abend. Bleib aber sauber“, raunte er Jimin frech ins Ohr und diesem rollte ein Schauer den Rücken hinunter. Überrascht über den schnellen Stimmungswechsel blickte er Jungkook in die Augen, welche ihn vertrauensvoll anschauten. Vorsichtig legte er seine Hand an Jungkooks Wange und strich sacht darüber, entlockte ihm ein leises Brummen und ein Lächeln.
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