Happy Birthday, Ray!


Sydney seufzte, während er auf die Grußkarte starrte, die er von seinen Eltern bekommen hatte. Mit Glückwünschen. Wie jedes Jahr. Aber zum ersten Mal freute er sich nicht darüber. Es war ihm nicht einmal egal, weil er anderes im Kopf hatte, und er seinen Geburtstag ohnehin nicht feierte, es war nur …
Es machte ihn nur traurig. Weil er der erste Geburtstag war, den er alleine war. Ohne Ray. Nicht, dass er viele andere Geburtstage mit seinem Bruder gefeiert hatte, nicht seit sie kleine Kinder waren, und damals hatte er es gehasst, alles mit Ray teilen zu müssen, aber …
Normalerweise wusste er, dass Ray auch irgendwo war. Genauso erfreut über irgendeine Karte, genauso tief in irgendwelche Projekte versunken, weshalb es ihm eigentlich auch egal war, aber es freute ihn dennoch, wenn man an ihn dachte. Normalerweise war Ray irgendwo, und verbrachte seinen Geburtstag auch irgendwie, und …
Und normalerweise war Ray lebendig. Letztes Jahr war er es noch gewesen. Genauso lebendig, wie Sydney es auch jetzt noch war.
Normalerweise hätte Sydney sich um Ray nicht gekümmert, die beiden waren noch nie gut miteinander ausgekommen, aber jetzt? Jetzt, wo er endlich nicht mehr mit Ray auskommen musste? Plötzlich fand er den Gedanken gar nicht mehr schön. Plötzlich wollte er ihn zurück haben. Plötzlich war es ein richtig mieses Gefühl, seinen Geburtstag nicht mehr mit einem anderen teilen zu müssen.

Weshalb er sich irgendwie dazu entschied, es doch zu tun. Vielleicht gab es Ray nicht mehr, und hier war er schon gar nicht, aber … ein klein wenig konnte er ihn durchaus weiterleben lassen, oder? Und wenn es nur war, indem er sich zum ersten Mal seit Jahren tatsächlich einen Moment Zeit nahm, um eine kleine Kerze anzuzünden.
Nichts großes, nichts weltbewegendes, aber er wusste, dass Ray sich dennoch gefreut hätte. Und um mehr ging es ihm in dem Moment nicht.
„Alles Gute zum Geburtstag, Bruder.“