Über die Kriegskunst, Verantwortung und Überstunden
von Puppenkind
Kurzbeschreibung
Ein typischer Abend von Akkarin und Lorlen bei einem Glas Wein, bevor ihre Freundschaft auf die Probe gestellt wurde.
OneshotFreundschaft / P12 / Gen
Administrator Lorlen
Hoher Lord Akkarin
08.07.2019
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Hallo ihr Lieben!
Dieser Oneshot war ursprünglich als Prolog für meine neue DGDSM X Harry Potter Crossover Fanfiktion gedacht, aber er hat mir hinterher so gefallen, dass ich ihn lieber in seinem heimischen Fandom sehen wollte :)
Ich hoffe, dieser kleine Ausschnitt aus dem Leben von Lorlen und Akkarin vor "Die Rebellin" gefällt euch!
Ich persönlich liebe die beiden Charaktere ja und hätte liebend gern mehr von ihnen gesehen, bevor ihre Freundschaft zu bröckeln angefangen hat.
Viel Spaß beim Lesen!
Es war ein Tag wie jeder andere in der Magiergilde von Kyralia. Administrator Lorlen widmete sich gerade seinen Briefen, die in den letzten Tagen liegen geblieben waren. Sein neuer Assistent, Lord Osen, welcher gerade erst sein Studium zum Alchemisten als Jahrgangsbester abgeschlossen hatte, bedurfte einiges an Eingewöhnungszeit, wenn er sich auch weitaus besser schlug, als Lorlen damals.
Seufzend legte Lorlen den letzten Brief des Tages beiseite, noch unschlüssig, wie er auf den Antrag von Lord Sakumo reagieren sollte. Der Alchemist zeigte mit dem Alter wachsendes Interesse an den Kriegskünsten und wollte die Genehmigung eines Projektes, bei dem er alchemistische Waffenverstärkung erforschen wollte.
Tag für Tag erreichten Lorlen Briefe, die mehr oder weniger wichtig waren, aber mit den Jahren kam er nicht umher sich zu ärgern, wenn er mit Banalitäten wie den ständigen Beschwerdebriefen Lord Jasins konfrontiert wurde, der sich zu jederzeit von anderen Magiern und Novizen respektlos behandelt fühlte. Umgekehrt erreichten ihn wieder Beschwerden, wenn der alte Magier Novizen zu Strafarbeiten verdonnerte, die diese nicht anerkennen wollten.
Ein Klopfen riss den Magier aus seinen Gedanken. Er streckte seine Magie nach der Tür aus, welche daraufhin aufsprang. Die hochgewachsene und dunkle Gestalt seines besten Freundes, dem Hohen Lord der Gilde, Akkarin begrüßte ihn. Erleichtert seufzte Lorlen. Bei ihm konnte er sich immer über ihre kleine Familie auslassen, und bei der Gelegenheit könnte er ihn zudem fragen, was er von Lord Sakumos Antrag hielt.
„Mein Freund, ich freue mich, Dich zu sehen.“, sagte Lorlen und bot seinem Gegenüber einen Sessel an. „Ich kann Dich doch sicher für ein Glas anurischen Dunkelwein begeistern?“, fügte er hinzu und stand bereits auf, um in dem Regal hinter sich nach zwei Gläsern zu greifen.
„Du weißt einfach, womit du mich zum bleiben überreden kannst.“, lächelte Akkarin und nahm Platz.
Als die beiden mit ihren gefüllten Gläsern anstießen, blickte Lorlen nachdenklich aus dem Fenster.
„Was beschäftigt dich?“, fragte Akkarin und sah seinen Freund eindringlich an.
„Ich habe Osen losgeschickt, die Briefe von gestern wegzubringen, ich dachte eigentlich, er wäre wieder zurück. Dann könnte er noch die Briefe von heute wegbringen, ich habe sie gerade fertig gestellt, aber wenn er nicht bald wieder hier eintrifft, wird das bis morgen warten müssen.“ Lorlen klopfte einmal auf die Kiste neben sich, in der sich die fertigen Briefe befanden. Die Anträge, zu denen er noch keine Entscheidung gefällt hatte, lagen in einer anderen Kiste neben ihm.
„Wie schlägt er sich?“, fragte der Hohe Lord interessiert. Lorlen lächelte.
„Er ist zwar noch ein wenig langsam, aber er macht sich viel besser, als ich es damals an meinen ersten Tagen tat.“
„Damals!“, lachte Akkarin auf. „Lorlen du sprichst, als wärst du bereits in Jerriks Alter, so lange hast du dein Amt noch nicht Inne.“, wandte der schwarzhaarige ein und grinste seinen Freund an. Lorlen erwiderte es.
„Ich habe keine andere Wahl, als mich alt zu fühlen. Wenn Osen nicht so fleißig wäre, hätte ich graue Haare. Ich weiß nicht, wie ich so lange ohne einen Assistenten gearbeitet habe. Selbst mit der Zeit, die ich auf seine Einarbeitung verwendet habe, bin ich noch schneller fertig, als sonst, aber unsere kleine Familie findet immer neue Möglichkeiten, mich auf Trab zu halten.“, schmunzelte Lorlen und nahm demonstrativ einen großen Schluck Wein aus seinem Glas.
„Was gibt es denn neues?“, fragte Akkarin. Lorlen seufzte.
„Nichts Besonderes, das ist ja das nervenaufreibende daran. Wie immer kommen massenweise Beschwerden von Lord Jasin, aber wenn ich nicht auf jeden seiner Briefe formal und einzeln antworte, schreibt er mir eine Beschwerde über mich selbst. Wenn das so weiter geht, werde ich noch so verrückt wie er!“, rief Lorlen und lachte auf. Akkarin grinste.
„Das würde ich nur zu gern sehen, mein Freund. Du bist viel zu freundlich, um je wie Jasin zu enden. Außerdem war er schon immer so, weißt du noch, wie er uns damals durch die Gärten gejagt hat, als er uns beim Schwänzen erwischt hat?“. Lorlen zog bei der Erinnerung eine Grimasse und stöhnte auf.
„Es war fruchtbar! Er hat danach für eine Woche jede Klasse abgesucht um sicher zu stellen, dass wir auch im Unterricht sind. Alle haben uns ausgelacht, sogar die Lehrer. Vor allem das Monster hatte seinen Spaß, ich wette die beiden steckten unter einer Decke!“. Lorlen lachte auf und schüttelte seinen Kopf. All seine Sorgen als Novize erschienen ihm nun wie Nichtigkeiten. Akkarin lächelte.
„Und was für tatsächliche Neuigkeiten gibt es?“, fragte er und sah zu seiner Kiste mit unbeantworteten Briefen. Jasin war schließlich ein alter Hut.
Lorlen seufzte.
„Lord Sakumo will Experimente mit Waffen durchführen. Ich glaube, er hat es alchemistische Verstärkung genannt. Ich sehe schon jetzt die Debatten im Abendsaal mit Lord Balkan, oder schlimmer, er verletzt sich und hinterher bin ich schuld, weil ich das Experiment genehmigt habe. Seine Frau ist bisher immer sehr sicher gewesen, wem sie die Schuld am Versagen von Sakumos Experimenten gab.“ Lorlen strich sich über das Gesicht und sah zu seinem Freund. Dieser wirkte nachdenklich.
„Ich bezweifle, dass er Waffen irgendwie nützlicher machen kann, als sie es jetzt schon sind. Außerdem sind wir Magier, er wird mit einer herkömmlichen Waffe, ob sie nun magisch verstärkt ist oder nicht, keinen anderen Magier besiegen können.“, meinte Akkarin mit einem Stirnrunzeln.
„Er hat einen Einwand wie diesen bereits befürchtet und schreibt, dass die Stadtwachen sie nutzen könnten. Außerdem sei ja der Zweck der Sache, dass die Waffen wirksam im Kampf von zwei Magiern werden, zumindest laut ihm. Ich weiß ja nicht, ich bin prinzipiell immer für die Forschung und das Projekt ist nicht sonderlich teuer, wenn er nicht gerade die besten Waffen nimmt, aber…“, setzte Lorlen an, doch ihm fiel kein Einwand ein, der für Akkarin logisch klingen würde.
„Aber du magst die Kriegskunst nicht und siehst Sakumo bereits mit einem Bein im Heilerquartier? Lass es mich noch einmal versuchen: Du findest, er sollte sein Wissen lieber in nützlichere Dinge stecken?“, fragte Akkarin und es war, als würde er direkt durch Lorlen hindurch blicken. Er hatte ihn durchschaut. Lorlen sank tiefer in seinen Sessel.
„Ich weiß, meine persönliche Meinung sollte keine Rolle spielen und es gibt nicht viel zu verlieren, allerdings mache ich mir… Sorgen. Genau, als Heiler mache ich mir Sorgen um das Wohl von Lord Sakumo. Das werde ich ihm schreiben. Das Projekt ist zu riskant und gesundheitsgefährdend, weil er sich als Alchemist nicht gut genug mit Waffen auskennt. Kein Krieger wird ihm je freiwillig helfen, also dürfte die Sache erledigt sein.“ Lorlen schob die Kiste demonstrativ ein Stückchen weiter weg von sich und sah seinen Freund an. Dieser wirkte immer besonders nachdenklich, wenn es um Anfragen ging, bei denen die Kriegskunst beteiligt war, was Lorlen auf die ehemalige Zugehörigkeit Akkarins zu den Kriegern schob.
„Es wundert mich, dass du gegen ein Projekt bist, das sie Kriegskunst betrifft.“, meinte Lorlen beiläufig. Akkarin fuhr hoch, doch er zwang sich schnell wieder zu Gelassenheit. Dem Administrator war es gar nicht aufgefallen.
„Selbst, wenn ich es dir erklären würde, kämen wir nie auf eine gemeinsame Antwort. Ich weiß, dass du die Kriegskunst nicht magst.“, sagte der Hohe Lord und zwang sich zu einem Lächeln.
„Ich verstehe tatsächlich nicht, wie du ihr so viel abgewinnen kannst. Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag. Wie sieht es bei dir aus? Was hält dich beschäftigt?“, fragte Lorlen und wollte gerade Wein nachschenken, da klopfte es erneut an der Tür.
Wie bereits vorher streckte Lorlen seinen Willen der Tür entgegen und ließ sie aufgehen. Lord Osen trat in den Raum und verneigte sich vor den Männern.
„Hoher Lord, Administrator. Ich habe die Briefe zur Verteilerstelle gebracht, kann ich Euch noch weiter unter die Arme greifen?“, fragte er und sah zu seinem Vorgesetzten. Lorlen betrachtete die Augenringe im Gesicht des jüngeren Magiers und schüttelte lächelnd seinen Kopf.
„Nein, für heute gibt es nichts mehr zu tun, Ihr könnt Euch zurückziehen.“, sagte er. Osen verneigte sich erneut und wünschte eine gute Nacht, ehe er sich zurückzog.
„Er wirkt müde, du überarbeitest ihn doch nicht etwa?“, fragte Akkarin in einem neckischen Tonfall. Lorlen schüttelte seinen Kopf.
„Er wird sich daran gewöhnen. Und wenn nicht-“ Lorlen zog eine Schublade in seinem Schreibtisch auf und zog eine Dose hervor. „bin ich mir sicher, dass er dankend auf ein wenig visuelle Hilfe von Lady Solas neuer Creme zurückgreifen wird. Dieses Projekt war ein voller Erfolg.“, grinste Lorlen und trug selbst etwas von der getönten Creme unter seinen Augen auf. Seine eigenen dunklen Ringe unter den Augen wirkten wie weggewischt. Akkarin hob skeptisch seine Augenbrauen.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht für überarbeitete Magier, sondern für Frauen gemacht wurde.“, meinte er trocken, konnte jedoch einen amüsierten Unterton nicht unterdrücken.
„Die Intention ist mir egal, aber es lässt mich wesentlich verlässlicher aussehen, wenn ich nicht wirke, als würde ich jeden Moment vor Müdigkeit umfallen.“ Lorlen zwinkerte und ließ die Tube wieder in die Schublade gleiten.
Lorlen konnte nicht ahnen, wie sehr er später belanglose Abende wie diese mit seinem Freund vermissen würde.
Dieser Oneshot war ursprünglich als Prolog für meine neue DGDSM X Harry Potter Crossover Fanfiktion gedacht, aber er hat mir hinterher so gefallen, dass ich ihn lieber in seinem heimischen Fandom sehen wollte :)
Ich hoffe, dieser kleine Ausschnitt aus dem Leben von Lorlen und Akkarin vor "Die Rebellin" gefällt euch!
Ich persönlich liebe die beiden Charaktere ja und hätte liebend gern mehr von ihnen gesehen, bevor ihre Freundschaft zu bröckeln angefangen hat.
Viel Spaß beim Lesen!
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Es war ein Tag wie jeder andere in der Magiergilde von Kyralia. Administrator Lorlen widmete sich gerade seinen Briefen, die in den letzten Tagen liegen geblieben waren. Sein neuer Assistent, Lord Osen, welcher gerade erst sein Studium zum Alchemisten als Jahrgangsbester abgeschlossen hatte, bedurfte einiges an Eingewöhnungszeit, wenn er sich auch weitaus besser schlug, als Lorlen damals.
Seufzend legte Lorlen den letzten Brief des Tages beiseite, noch unschlüssig, wie er auf den Antrag von Lord Sakumo reagieren sollte. Der Alchemist zeigte mit dem Alter wachsendes Interesse an den Kriegskünsten und wollte die Genehmigung eines Projektes, bei dem er alchemistische Waffenverstärkung erforschen wollte.
Tag für Tag erreichten Lorlen Briefe, die mehr oder weniger wichtig waren, aber mit den Jahren kam er nicht umher sich zu ärgern, wenn er mit Banalitäten wie den ständigen Beschwerdebriefen Lord Jasins konfrontiert wurde, der sich zu jederzeit von anderen Magiern und Novizen respektlos behandelt fühlte. Umgekehrt erreichten ihn wieder Beschwerden, wenn der alte Magier Novizen zu Strafarbeiten verdonnerte, die diese nicht anerkennen wollten.
Ein Klopfen riss den Magier aus seinen Gedanken. Er streckte seine Magie nach der Tür aus, welche daraufhin aufsprang. Die hochgewachsene und dunkle Gestalt seines besten Freundes, dem Hohen Lord der Gilde, Akkarin begrüßte ihn. Erleichtert seufzte Lorlen. Bei ihm konnte er sich immer über ihre kleine Familie auslassen, und bei der Gelegenheit könnte er ihn zudem fragen, was er von Lord Sakumos Antrag hielt.
„Mein Freund, ich freue mich, Dich zu sehen.“, sagte Lorlen und bot seinem Gegenüber einen Sessel an. „Ich kann Dich doch sicher für ein Glas anurischen Dunkelwein begeistern?“, fügte er hinzu und stand bereits auf, um in dem Regal hinter sich nach zwei Gläsern zu greifen.
„Du weißt einfach, womit du mich zum bleiben überreden kannst.“, lächelte Akkarin und nahm Platz.
Als die beiden mit ihren gefüllten Gläsern anstießen, blickte Lorlen nachdenklich aus dem Fenster.
„Was beschäftigt dich?“, fragte Akkarin und sah seinen Freund eindringlich an.
„Ich habe Osen losgeschickt, die Briefe von gestern wegzubringen, ich dachte eigentlich, er wäre wieder zurück. Dann könnte er noch die Briefe von heute wegbringen, ich habe sie gerade fertig gestellt, aber wenn er nicht bald wieder hier eintrifft, wird das bis morgen warten müssen.“ Lorlen klopfte einmal auf die Kiste neben sich, in der sich die fertigen Briefe befanden. Die Anträge, zu denen er noch keine Entscheidung gefällt hatte, lagen in einer anderen Kiste neben ihm.
„Wie schlägt er sich?“, fragte der Hohe Lord interessiert. Lorlen lächelte.
„Er ist zwar noch ein wenig langsam, aber er macht sich viel besser, als ich es damals an meinen ersten Tagen tat.“
„Damals!“, lachte Akkarin auf. „Lorlen du sprichst, als wärst du bereits in Jerriks Alter, so lange hast du dein Amt noch nicht Inne.“, wandte der schwarzhaarige ein und grinste seinen Freund an. Lorlen erwiderte es.
„Ich habe keine andere Wahl, als mich alt zu fühlen. Wenn Osen nicht so fleißig wäre, hätte ich graue Haare. Ich weiß nicht, wie ich so lange ohne einen Assistenten gearbeitet habe. Selbst mit der Zeit, die ich auf seine Einarbeitung verwendet habe, bin ich noch schneller fertig, als sonst, aber unsere kleine Familie findet immer neue Möglichkeiten, mich auf Trab zu halten.“, schmunzelte Lorlen und nahm demonstrativ einen großen Schluck Wein aus seinem Glas.
„Was gibt es denn neues?“, fragte Akkarin. Lorlen seufzte.
„Nichts Besonderes, das ist ja das nervenaufreibende daran. Wie immer kommen massenweise Beschwerden von Lord Jasin, aber wenn ich nicht auf jeden seiner Briefe formal und einzeln antworte, schreibt er mir eine Beschwerde über mich selbst. Wenn das so weiter geht, werde ich noch so verrückt wie er!“, rief Lorlen und lachte auf. Akkarin grinste.
„Das würde ich nur zu gern sehen, mein Freund. Du bist viel zu freundlich, um je wie Jasin zu enden. Außerdem war er schon immer so, weißt du noch, wie er uns damals durch die Gärten gejagt hat, als er uns beim Schwänzen erwischt hat?“. Lorlen zog bei der Erinnerung eine Grimasse und stöhnte auf.
„Es war fruchtbar! Er hat danach für eine Woche jede Klasse abgesucht um sicher zu stellen, dass wir auch im Unterricht sind. Alle haben uns ausgelacht, sogar die Lehrer. Vor allem das Monster hatte seinen Spaß, ich wette die beiden steckten unter einer Decke!“. Lorlen lachte auf und schüttelte seinen Kopf. All seine Sorgen als Novize erschienen ihm nun wie Nichtigkeiten. Akkarin lächelte.
„Und was für tatsächliche Neuigkeiten gibt es?“, fragte er und sah zu seiner Kiste mit unbeantworteten Briefen. Jasin war schließlich ein alter Hut.
Lorlen seufzte.
„Lord Sakumo will Experimente mit Waffen durchführen. Ich glaube, er hat es alchemistische Verstärkung genannt. Ich sehe schon jetzt die Debatten im Abendsaal mit Lord Balkan, oder schlimmer, er verletzt sich und hinterher bin ich schuld, weil ich das Experiment genehmigt habe. Seine Frau ist bisher immer sehr sicher gewesen, wem sie die Schuld am Versagen von Sakumos Experimenten gab.“ Lorlen strich sich über das Gesicht und sah zu seinem Freund. Dieser wirkte nachdenklich.
„Ich bezweifle, dass er Waffen irgendwie nützlicher machen kann, als sie es jetzt schon sind. Außerdem sind wir Magier, er wird mit einer herkömmlichen Waffe, ob sie nun magisch verstärkt ist oder nicht, keinen anderen Magier besiegen können.“, meinte Akkarin mit einem Stirnrunzeln.
„Er hat einen Einwand wie diesen bereits befürchtet und schreibt, dass die Stadtwachen sie nutzen könnten. Außerdem sei ja der Zweck der Sache, dass die Waffen wirksam im Kampf von zwei Magiern werden, zumindest laut ihm. Ich weiß ja nicht, ich bin prinzipiell immer für die Forschung und das Projekt ist nicht sonderlich teuer, wenn er nicht gerade die besten Waffen nimmt, aber…“, setzte Lorlen an, doch ihm fiel kein Einwand ein, der für Akkarin logisch klingen würde.
„Aber du magst die Kriegskunst nicht und siehst Sakumo bereits mit einem Bein im Heilerquartier? Lass es mich noch einmal versuchen: Du findest, er sollte sein Wissen lieber in nützlichere Dinge stecken?“, fragte Akkarin und es war, als würde er direkt durch Lorlen hindurch blicken. Er hatte ihn durchschaut. Lorlen sank tiefer in seinen Sessel.
„Ich weiß, meine persönliche Meinung sollte keine Rolle spielen und es gibt nicht viel zu verlieren, allerdings mache ich mir… Sorgen. Genau, als Heiler mache ich mir Sorgen um das Wohl von Lord Sakumo. Das werde ich ihm schreiben. Das Projekt ist zu riskant und gesundheitsgefährdend, weil er sich als Alchemist nicht gut genug mit Waffen auskennt. Kein Krieger wird ihm je freiwillig helfen, also dürfte die Sache erledigt sein.“ Lorlen schob die Kiste demonstrativ ein Stückchen weiter weg von sich und sah seinen Freund an. Dieser wirkte immer besonders nachdenklich, wenn es um Anfragen ging, bei denen die Kriegskunst beteiligt war, was Lorlen auf die ehemalige Zugehörigkeit Akkarins zu den Kriegern schob.
„Es wundert mich, dass du gegen ein Projekt bist, das sie Kriegskunst betrifft.“, meinte Lorlen beiläufig. Akkarin fuhr hoch, doch er zwang sich schnell wieder zu Gelassenheit. Dem Administrator war es gar nicht aufgefallen.
„Selbst, wenn ich es dir erklären würde, kämen wir nie auf eine gemeinsame Antwort. Ich weiß, dass du die Kriegskunst nicht magst.“, sagte der Hohe Lord und zwang sich zu einem Lächeln.
„Ich verstehe tatsächlich nicht, wie du ihr so viel abgewinnen kannst. Aber das ist ein Thema für einen anderen Tag. Wie sieht es bei dir aus? Was hält dich beschäftigt?“, fragte Lorlen und wollte gerade Wein nachschenken, da klopfte es erneut an der Tür.
Wie bereits vorher streckte Lorlen seinen Willen der Tür entgegen und ließ sie aufgehen. Lord Osen trat in den Raum und verneigte sich vor den Männern.
„Hoher Lord, Administrator. Ich habe die Briefe zur Verteilerstelle gebracht, kann ich Euch noch weiter unter die Arme greifen?“, fragte er und sah zu seinem Vorgesetzten. Lorlen betrachtete die Augenringe im Gesicht des jüngeren Magiers und schüttelte lächelnd seinen Kopf.
„Nein, für heute gibt es nichts mehr zu tun, Ihr könnt Euch zurückziehen.“, sagte er. Osen verneigte sich erneut und wünschte eine gute Nacht, ehe er sich zurückzog.
„Er wirkt müde, du überarbeitest ihn doch nicht etwa?“, fragte Akkarin in einem neckischen Tonfall. Lorlen schüttelte seinen Kopf.
„Er wird sich daran gewöhnen. Und wenn nicht-“ Lorlen zog eine Schublade in seinem Schreibtisch auf und zog eine Dose hervor. „bin ich mir sicher, dass er dankend auf ein wenig visuelle Hilfe von Lady Solas neuer Creme zurückgreifen wird. Dieses Projekt war ein voller Erfolg.“, grinste Lorlen und trug selbst etwas von der getönten Creme unter seinen Augen auf. Seine eigenen dunklen Ringe unter den Augen wirkten wie weggewischt. Akkarin hob skeptisch seine Augenbrauen.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht für überarbeitete Magier, sondern für Frauen gemacht wurde.“, meinte er trocken, konnte jedoch einen amüsierten Unterton nicht unterdrücken.
„Die Intention ist mir egal, aber es lässt mich wesentlich verlässlicher aussehen, wenn ich nicht wirke, als würde ich jeden Moment vor Müdigkeit umfallen.“ Lorlen zwinkerte und ließ die Tube wieder in die Schublade gleiten.
Lorlen konnte nicht ahnen, wie sehr er später belanglose Abende wie diese mit seinem Freund vermissen würde.