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Peng Pong!

von Nymphen
Kurzbeschreibung
OneshotAllgemein / P12 / Gen
Chiyuki Decim OC (Own Character)
24.06.2019
24.06.2019
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„Die Zwei! Bitte schicke die Beiden zu Dekim.“Überrascht holte Castra ihren blauen Lolli aus ihren Mund. In letzter Zeit hatte Nona sie immer mal wieder besucht. Ihr hier und da sogar einen Gefallen getan. Im Gegenzug bekam sie aber auch solche Befehle zu hören. Manch einer wäre ausgerastet, doch so nicht Castra. Die Frau mit dem Schädel auf dem Kopf war es einfach schlichtweg egal.„Wie du meinst. Du bist hier schließlich der Boss.“Im Inneren fragte sich die Minzhaarige aber dennoch warum ausgerechnet der weißhaarige Barkeeper des Quindecim das Duo übernehmen sollte. Natürlich trugen die beiden keine Markierung, weswegen es keinen Regelverstoß glich, bei welchem sie am Ende noch Ärger mit Oculus bekommen würde.Sowohl die roten, wie auch die violetten Augen beobachten gespannt, wie Castra die „Dokumente“ zu dem dunkellilanen Backstein schob.„Sonst noch etwas, was ich für dich tun kann?“, fragte die Sitzende eher gelangweilt, als wirklich interessiert.Breit grinsend und mit verschränkten Armen hinter ihren Hosenträgern legte Nona ihren Kopf schief: „Nein, danke. Du hast mir schon jetzt genug geholfen.“

~*~


Langsam öffnete sich die Fahrstuhltür vor Botan Nakato. Der Mann war achtundsiebzig Jahre alt und das sah man ihm auch an. Seine Haut – besonders Wangen und Hände – waren überseht von Falten und Altersflecken. Auch seine Haare waren dem Alter verfallen, weswegen er die grauen Überbleibsel zu einer Halbglatze trug. Aber obwohl er eindeutig nicht mehr der Jüngste war, strahlten seine eisblauen Augen eine Lebensenergie aus, welche man nur sehr schwer ignorieren konnte.So schnell wie es seine dürren Beine erlaubten, trat der Greis aus der Kabine und schaute den Gang entlang. Hier war er noch nie gewesen und tief in seinem Inneren wusste er auch, dass er hierher nicht hatte gehen wollen. Doch warum war er überhaupt hier?„Mister! Mister! Können sie mir sagen, wo ich hier bin?“, zupfte ein kleines Mädchen – höchstens acht Jahre alt – an dem moosgrünen Mantel ihres Gegenübers.Die Kleine reichte ihn gerade mal bis zum Bauch. Ihre blonden Haare hatte sie zu zwei geflochtenen Zöpfen gebunden. Ihre Ohren wurden von Ohrenwärmern gewärmt und ihr violetter Mantel reichte bis zu den Knöcheln, welche komischerweise schuhlos waren.Erst jetzt viel dem älteren Herr auf, dass auch er keine Schuhe trug. Wirklich seltsam!Was ihn jedoch noch mehr beunruhigte war die Tatsache, dass ihm das Mädchen vertraut erschien.

~*~


Chiyuki – wie sie zwar hieß, dies aber nicht mehr wusste - sah zu, wie Decim mitten in seiner Bewegung erstarrt. Fasziniert beobachtete die Schwarzhaarige, wie sich sein rechtes Auge um neunzig Grad drehte.„Wir bekommen Gäste“, klärte er sie dennoch mit monotoner Stimme auf, während er das Glas in seiner Hand weiter abtrocknete.Leicht verwirrt legte die Frau ihren Kopf schief: „Schon wieder? Die letzten sind doch gerade erst gegangen. So schnell auf einander folgten noch nie die Paare.“Überrascht weiteten sich die Augen des Barkeepers kaum merklich, ehe er sie seufzend schloss: „Sie haben Recht. Jedoch scheint nichts ungewöhnlich zu sein. Ich nehme an, dass die anderen Stockwerke voll besetzt sind. Zum Glück gibt es aber kein Chaos, welches wir beseitigen müssten.“Unzufrieden schloss die Frau ihre Augen und lehnte sich an die Wand hinter sich. Ob dies wirklich der Grund war?

~*~


Verwirrt legte Suzume Taka ihren Kopf schief. Der Mann vor ihr könnte ihr Großvater sein und irgendwie beruhigte sie diese Erkenntnis. Der Blondine war fast so, als hätte sie jemanden gefunden, der sie vor dem beschützen würde, was auf sie zukam. Kam denn überhaupt etwas auf sie zu? Bis jetzt gab es keine Anzeichen dafür, aber sie hatte nun mal dieses Gespür.Trotz des Schutzschildes - in Form eines Greises – fühlte sich das Mädchen leicht unbehaglich unter dem Blick des Anderen.Um sich abzulenken musterte sie jetzt ebenfalls ihr Gegenüber. Der Opa trug einen moosgrünen Mantel. Dieser reichte bis zu den Knien und erlaubte somit einen Blick auf die Jeans, welche zu weit war und dürre Beine vermuten ließ. Auch waren seine Hände in Handschuhe gehüllt. Nur seine Füße waren seltsam. Nur gestreifte Socken waren da. Nichts sonst. Keine Schuhe.Ich trage ja auch keine Schuhe.Suzume war mehr als nur verwirrt, aber dennoch konnte sie nicht anders als sich kurz zu freuen, dass man einen so guten Blick auf ihre neuen, mit Herzchen verzierten Socken hatte.„Bedauerlicherweise nicht, junge Dame. Wie wäre es wenn wir es gemeinsam herausfinden?“, lächelte der Grauhaarige freundlich und zeigte somit seine falschen Zähne.Bestätigend nickte die Blondine und griff nach der behandschuhten Hand.Gemeinsam gingen sie den Gang hinunter. Auf ihrem Weg kamen sie an den Toiletten und einigen hübsch angebauten Bambuspflanzen vorbei.Dem Mädchen viel fast die Kinnlade herunter, vor lauter Staunen. Es war als wäre sie in einer anderen Welt. Einer Zauberwelt. Ja, sowas hatte sie noch nie in ihrem jungen Leben gesehen. Alles hier wirkte beruhigend und hatte eine magische Aura. Da vergaß man fast seine momentane Lage.

~*~


„Willkommen im Quindecim. Ich bin Dekim ihr Barkeeper“, begrüßte der Weißhaarige seine Gäste. Der „heimliche“ Schiedsrichter stand hinter einem Tresen und vor einer kunstvollen Mosaikwand. Neben eben dieser befanden sich unzählige Flaschen.Allgemein wirkte dieser ganze Ort modern. Ein dünnes Aquarium mit Quallen im Inneren wurde als durchsichtige Wand benutzt. Eine schöne Verzierung, wie sowohl der alte Mann als auch das junge Mädchen fanden. Auch die Bänke, Tische, Bambuspflanzen und Musikbox bildeten einen angenehmen Anblick modernster Moderne.„Willkommen“, grüße auch die Schwarzhaarige, welche sich eher im Hintergrund hielt.„Wo befinden wir uns hier?“, wollte der ältere Herr wissen.„Lassen Sie mich zuvor noch eine Frage stellen“, bat der Mann hinter dem Tresen, „Können Sie sich daran erinnern, wie Sie hier her gekommen sind?“Einstimmiges Kopfschütteln. Zufrieden nickte der Blauäugige.„Also, wo befinden wir uns?“, wiederholte der Mann seine Frage.„Ich bedauere sehr, aber diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.“Während dieser eher unterkühlten Antwort, stellte die Bardame einen eindeutig alkoholfreien Saft auf den Tresen und lächelte das Mädchen freundlich an.„Darf es auch etwas für Sie sein?“, richtete sie die Frage an den Mann im moosgrünen Mantel. Dieser schüttelte verwirrt den Kopf, verhalf aber dem begeisterten Mädchen auf den hohen Barhocker.„Vielen Dank“, richtete diese ihre Worte an niemand bestimmtes.Kurz schaute der Mann dem Mädchen beim Ziehen am Strohhalm zu, ehe er fast schon wütend zu dem Weißhaarigen herumfuhr: „Ich verlange zu erfahren, was hier gespielt wird!“Seine Begleitung schaute ihn nur schief an und schien so unbesorgt, wie das Kind, welches sie im Grunde ja noch war.„Sehr wohl“, verbeugte sich der Ansprechpartner, „Ich werde Ihnen nun die Regeln erklären: Erstens, ich kann Ihnen leider keine Angaben zum Aufenthaltsort geben. Zweitens, Sie werden an einem Spiel teilnehmen müssen. Drittens, besagtes Spiel wird durch ein Roulette entschieden. Viertens, der Einsatz des gewählten Spieles wird  ihr Leben sein. Und zum Schluss, fünftens, bevor sie das Spiel nicht beendet haben, können sie die Bar auch nicht verlassen.“Während der Mann ungläubig blinzelte, ließ das Mädchen ihr Getränk fallen.„Ist das ein schlechter Witz?“„Unser Leben?“

~*~


Einen Blick in den Raum mit den Marionetten und einen roten – noch ungedrückten – Knopf später, saßen die zwei Besucher auf einem Ecksofa und beratschlagten sich im Flüsterton.Der Mann schirmte sie dabei mit seinem Rücken ab, während die Blondine ihm nicht ins Gesicht sehen konnte uns so lieber dabei zusah, wie die schwarzhaarige Bardame, ihre Schweinerei beseitigte.„Ich würde normalerweise sagen, dass wir es sein lassen sollten. Gerade da du so jung bist. Junge Menschen sollten nicht sterben.“Suzume hörte genau das „aber“ heraus.„Umso mehr ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu dem Schluss, dass ich dich wirklich gewinnen lassen sollte.“Das „aber“ schwang immer deutlicher mit. Kurz zuckte sie zusammen, als sie sah, wie sich die Schwarzhaarige am Glas schnitt.„Aber ich habe etwas, was ich unbedingt noch erledigen muss.“Da war es ja. Doch anstatt, dass sie es schockierte, sah das Mädchen endlich zu dem alten Mann hinüber und legte den Kopf nachdenklich schief: „Komisch. Es kommt mir genauso vor. Ich weiß nur nicht mehr, was genau es war, was ich erledigen muss.“Der Mann seufzte: „In meinem Leben habe ich schon viel erlebt. Viel gemacht und nicht alles war gut. Aber das Folgende, hätte ich mir wirklich niemals selbst zugetraut: Lass uns einfach fair gegeneinander spielen und den Besseren gewinnen.“Tatsächlich lächelte das Mädchen sogar: „Ja. Möge der Bessere gewinnen. Lassen wir das Schicksal entscheiden.“

~*~


Beide ließen ihre Winterjacken auf der Bank zurück und gemeinsam drückten sie den roten Knopf.Der Blick auf das kunstvolle Mosaik wurde durch einen Monitor mit einem komischen Wappen – mit schwarzen und weißen Bögen oder was auch immer das darstellen sollte – versperrt. Pflichtbewusst vertraten die Gastgeber den Blick auf das sogenannte „Roulette“ nicht.Nach einander leuchteten die verschiedensten Quadrate auf, in die das Bild unterteilt war: Rechts-unten, Links-oben, Mitte, Mitte-links ... bis es schlussendlich Mitte-Oben stehen blieb.Es änderte sein Aussehen zu einer Schrift und emotionslos las Decim vor: „Ping Pong.“Wie auf Kommando veränderte sich der linke Teil der Bar und ehe sich die zwei Besucher versahen, stand dort eine typische, blaue Tischtennisplatte mit neuer Netzgarnitur.„Darin bin ich nicht gut“, verzog der Ältere den Mund, während das Mädchen es ihm gleich tat: „Ich auch nicht.“

~*~


„Ich erkläre kurz die Regeln“, begann Decim, während sich die Spieler schon einmal auf ihre Seiten stellten und die Schläger testend in die Hand nahmen.„Beim Aufschlag muss der Ball auf beiden Seiten aufkommen. Beim Erwidern dann nur auf der gegenüberliegenden. Sobald der Ball am Netz abprallt, den Rand berührt oder am Gegner vorbei schießt, macht dies einen Punkt aus. Das Spiel geht bis zu sechs Punkte. Derjenige, der sie zuerst erreicht, ist der Sieger. Aufschlag hat immer der, der einen Punkt verloren hat. Ihr dürft euch entscheiden, wer anfangen möchte. Sollte diese Person den Aufschlag vermasseln, ist das ein Punkt für den anderen. Sollte dies drei Mal hintereinander passieren, wird gewechselt. Noch Fragen?“Beide schüttelten den Kopf und der Barkeeper nickte: „Gut, dann dürfen Sie jetzt anfangen.“Sowohl er als auch seine Partnerin traten etwas ins Abseits. Zum einen, um einen besseren Überblick über das Spiel zu gewinnen und zum anderen, um nicht im Weg zu stehen.„Kriegst du den Aufschlag hin?“, wollte Botan von seiner Gegnerin wissen. Diese schüttelte ihren kleinen Kopf, während sie gleichzeitig die Schultern zucken ließ.„Weiß nicht. Glaub nicht.“Der Mann nickte. Er war ernst geworden. Suzume aber auch. Zumindest lächelte sie nicht mehr.„Dann mache ich den Aufschlag zuerst. So verlierst du nicht gleich am Anfang drei Punkte.“Überrascht von diesem Angebot wurden die blauen Augen tellergroß: „Danke, Mister.“

~*~


Das Spiel fing gut an. Der Aufschlag wurde sanft, aber präzise ausgeführt und eben diese Ruhe bewahrte auch die Kleinere von Beiden, als sie zurückschlug.Der Ball kam gerade noch so vor dem Rand auf und  knapp konnte Botan parieren.Am liebsten hätte er jetzt aufgeatmet, aber dazu blieb keine Zeit, denn auch Suzume erwischte den Ball. Eine Sekunde später zischte er an ihm vorbei.Hatte er davor die Platte berührt?Ein Schuss ertönte und ein Schmerz fuhr durch seinen linken Oberarm.„Was?..“„Wie?...“Nicht nur ihm hatte es die Sprache verschlagen, sondern auch seiner Partnerin, obwohl es Gegnerin jetzt besser traf.„Ich vergaß“, meldete sich der Weißhaarige erneut zu Wort, „Für jeden Treffer, den euer Gegner landet, werdet ihr selber angeschossen.“Erschrocken sahen sie den Barkeeper an.War das wirklich sein Ernst?

~*~


„Jetzt sollten wir wohl aufhören“, fing dieses Mal Suzume zum Sprechen an, „Jetzt haben wir den Beweis, dass es wirklich kein Witz ist. Wir werden nicht nur sterben, sondern auch Schmerzen verspüren. Oder – was vielleicht sogar schlimmer ist – dem anderen absichtlich Schmerzen bereiten.“Botan hörte das „aber“ heraus. Ließ das Mädchen aber weitersprechen. Immerhin hatte sie ihn vorher auch nicht unterbrochen.„Allerdings hatten wir das mit dem Spiel auf Leben und Tod auch schon vorher gewusst und es bringt wohl nichts einfach zu warten. Ich wüsste zumindest nicht worauf ich warten sollte.“Oha, da war das „aber“, jedoch hatte der Greis das Gefühl, dass da noch ein Größeres folgen würde.„Und wir müssen beide noch etwas erledigen!“Der Mann nickte und wischte sich die Hand ab, die bis eben seinen Ärmel auf die blutende Wunde, welche zum Glück aber nicht auf dem Schwingarm war, gedrückt hatte: „Du hast Recht. Ich muss unbedingt was erledigen. Das hat sich nicht geändert.“Obwohl er das sagte, erfasste ihn dennoch der Horror, als er erneut zum Aufschlag ansetze. Und so verfehlte er den Ball, welcher ungewöhnlich laut krachend auf den Boden fiel.Erst als er den Schmerz in seinem Fuß spürte, wurde dem Mann bewusst, dass erneut ein Schuss ertönt war.Seine Gegnerin war mindestens genauso bleich wie er und sah so aus, als würde sie sich am Liebsten nach seinem Wohlergehen erkunden, hätte aber Angst vor der Antwort.Der Verletzte schüttelte nur den Kopf und dieses Mal gelang ihm der Aufschlag.So gut, dass Suzume Taka den Tischtennisball nicht mehr erwischte.Sie wurde genauso wie ihr Gegner an dem Oberarm ihres linken Armes angeschossen, der zum Glück nicht ihre Schläger hielt.Mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten.

~*~


„Das ist grausam“, beobachtete die Schwarzhaarige, welche nicht mal ihren eigenen Namen kannte, verbissen. Beim ersten Schuss, den das kleine Mädchen getroffen hatte, wäre sie beinahe zu ihr gestürzt.Wobei das „beinahe“ sehr an einen Euphemismus grenzte. Ihr Kollege hatte sie am Handgelenk packen müssen, damit sie bei ihm blieb.„Nicht wirklich. Vergessen Sie nicht, die Beiden sind schon tot.“„Das macht es nicht besser“, war die Bardame jetzt wirklich sauer und aufgebracht.Nur dem Umstand, dass die Spieler in ihr Match vertieft waren, war es zu verdanken, dass sie nichts von dieser Konversation mitbekamen.Die Frau selber war sich noch nicht mal sicher, ob der Weißhaarige ihr zuhörte, so wie er dem Spielverlauf folgte.Nein, ... nicht dem Verlauf. Die Emotionen und Gedanken der Spieler hatten ihn gefesselt.Als Chiyuki den blauen Augen folgte, bemerkte sie, dass die Gäste jetzt ernst machten. Verbissen schlugen sie auf den Ball. Versuchten präzise zu handeln und ihrem Gegner auch tatsächlich in Fallen durch Finten zu locken.Sie sah es nur ungern; Der Mann hatte zuvor wie ein Opa auf sie gewirkt, der das Mädchen beschützen wollte und eben dieses hatte ausgesehen, als ob sie nie jemanden verletzen wollte.Jetzt waren alle beide schon bei vier Punkten. Also vier Schusswunden für jeden: Eine am Oberarm, eine am Fuß, eine in der Schulter und die letzte in der Seite.Obwohl es viel klang, hielt sich das Blut in Grenzen. Nur ein paar Spritzer hatten es auf die blaue Platte geschafft und gaben ihr an diesen Stellen einen beinahe violetten Touch.Einem Impuls folgend blickte die Schwarzhaarige nicht länger aufs Spiel sondern in die Hand ihres Partners, in dem ein Gerät lag. Das Gerät, das jederzeit eine Extremsituation hervorrufen könnte.Er drückte, der Schläger entglitt Botan Nakatos Fingern, fiel auf den Boden und ein unsichtbares Projektil trat in seine Schwinghand ein und auf der anderen Seite wieder aus, sodass eine runde, blutende Wunde zurückblieb.Damit stand es fünf zu vier: Suzume würde nur noch einen Sieg brauchen um zu gewinnen.Botan Nakato der Weile spürte den Schmerz gar nicht, denn er hatte ihn in eine gänzlich andere Welt verfrachtet. So zumindest fühlten sich die Erinnerungen an:

~*~


Der Großteil seiner Erinnerungen spielte schnell ab, kam ihm bekannt vor und zeigte, wie er seine Frau heiratete und mit ihr gemeinsam ihre Tochter aufzog. Dann kam die Beerdigung. Seine Frau und seine inzwischen erwachsene Tochter starben beide bei einem Autounfall.Selbst nach all den Jahren spürte er den Schmerz noch, als wäre er gerade erst frisch entstanden.Dann wurde es, das Karussell seines Seins, langsamer.Er sah sich selbst, wie von weiter Ferne, wie er das Kind seiner Tochter zur Adoption frei gab. Es war noch ein Baby und er liebte es. Aber gleichzeitig ertrug er es nicht. Er war schon zu alt, um sich um ein Kleinkind zu kümmern. Es ging nicht. So gab er sie schweren Herzens frei.Dann wurden seine Erinnerungen schwammig. Jahre verstrichen und an all das konnte er sich erinnern.Doch da war etwas, etwas was er vergessen haben musste. Etwas, das noch vor dem Eintreffen im Quindecim passiert sein musste und sich immer noch seinem Bewusstsein entzog.Nur seinen Antrieb hatte er noch in Erinnerung: Einen Brief von den Adoptionspaar. Sie freuten sich über seine Erkundungen und nannten Zeit und Ort, wo er das Kind nach sieben Jahren wiedersehen würde. Und er freute sich, denn er hatte sie vermisst und es eigentlich immer im Herzen bereut, seine Enkelin weggegeben zu haben, auch wenn es sein Verstand als das Richtig ansah.

~*~


„Ich werde definitiv meine Enkelin treffen“, brüllte Botan und erwischte den Ball so hart, dass er so schnell wie eine Kanonenkugel an seinem Gegenüber vorbeischoss. Die echte Kugel ließ auch nicht auf sich warten und traf auch das Mädchen in ihrer Schwinghand.Ihr Aufschrei war das Einzige, neben dem Ping-Pong-Ball, was man hören konnte.Chiyuki konnte regelrecht sehen, wie Decim interessiert sein Kinn leicht hob. Für manche hätte dieses Interesse sicherlich perfide gewirkt, doch die Schwarzhaarige wusste einfach, dass Decim ehrlich Gefühle schätzte und sie verstehen wollte. Nicht mehr und nicht weniger.Das machte die Situation aber nicht besser.Das Spiel wurde jetzt ernst. Immerhin stand es fünf zu fünf. Wer auch immer jetzt den Treffer landen würde, würde gewinnen.

~*~


Suzumes Erinnerungen waren kurz, aber schön. Sie lebte bis dato in einer liebevollen Familie und das bekam sie auch jeden Tag zu spüren. Selbst wenn es Streit gab – und Streit gab es in wirklich jeder Familie – waren das kostbare Erinnerungen für das blonde Mädchen.Genauso wie die Eisbahn, auf der sie gerade fuhr. Hier verbrachte sie viel Zeit. Es war schön. Die schönste Beschäftigung im Winter.Warum war sie an diesem Tag dort? Wollte sie jemanden treffen?Es war frustrierend nicht zu wissen, was einem bedeutsam vorkam. Die Achtjährige hatte das Gefühl, wenn sie nur nah genug an die Erinnerung herankommen würde, dann würde sie alles wissen, was es zu wissen gab.Angestrengt versuchte sie dahin zu kommen und dann fiel es ihr wieder ein.Alles.Nein, nicht alles. Das Ende fehlte noch, aber das war jetzt auch vollkommen egal.

~*~


Suzume war dran mit dem Aufschlag und Botan schaute gespannt auf ihre Finger. Während des Spieles hatte er bemerkt, dass sie zwar nicht gut im Aufschlag war, diesen aber dennoch seit dem ersten Mal nicht mehr vermasselt hatte. Sie hatte dazu gelernt und würde es auch dieses Mal nicht vermasseln. Er dagegen hatte gute Chancen durch seine Hand mehr beeinträchtigt zu sein, was die Annahme anging.Das Mädchen selber betrachtete ihre Wunde, ihren Schläger, den Ball und fast zufällig fiel ihr Blick auf die Schwarzhaarige. Oder viel mehr auf deren Hände. Sie hatte sich zuvor geschnitten. Doch da war kein Blut. Es sah so aus, als wäre einfach Haut abgeblättert und eine tiefere Schicht von Material zu tage gekommen.Die Puzzleteile setzten sich in dem blonden Schopf zusammen. So war das also.Der Ball ging in die Luft und Suzume holte nicht aus. Ließ einfach den Ball fallen.Absichtlich.„Was?...“Ein Schuss ertönte und traf das Mädchen mitten ins Herz, sodass sie dem Grauhaarigen nicht mehr antworten konnte.Er eilte an dem Tisch vorbei, zu ihr hin. Es war offensichtlich, dass es ihr schmerzen bereitete und die Wunde blutete auch, aber es sah nicht so aus, als würde sie sterben.Sie lag einfach auf dem Rücken und schaute sich die Decke an.„Warum? Hattest du nicht ein Ziel?“, konnte der ältere Herr einfach nicht verstehen, was passiert war.„Doch“, gab sie zu, „Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Obwohl ... entschuldigen trifft es eher. Können Sie mir verzeihen?“Die Tränen in ihren Augen machten einfach keinen Sinn.Wie von selbst nickte der Mann und wischte sich die eigenen Tränen weg.Und dann kamen die Erinnerungen wieder.

~*~


Er nahm seine Enkelin in den Arm und sie redeten, während sie auf dem zugefrorenen See Eislaufen gingen. Das war mit Abstand die glücklichste Erinnerung seit Jahren.Ein Schrei ertönte. Hektisch sah er sich nach der Quelle um.Ein blondes Mädchen mit Zöpfen, violetten Mantel, Ohrenwärmer und Schlittschuhen stand zitternd auf dem Eis. Unter ihr hatten sich Risse gebildet.Ernst sah der Opa auf seine Enkelin herab: „Geht zu deinen Eltern. Und hol Hilfe. Ich werde der Weile der Kleinen da helfen.“Panisch wollte sich das Mädchen an ihm festkrallen, tat dann aber, was man ihr aufgetragen hatte.Der Grauhaarige dagegen fuhr zu dem Mädchen vorsichtig hin und redete auf sie ein.Ruhe bewahren! Nicht bewegen! Hilfe würde bald kommen!Dann brach das Eis und beide fielen in ein kaltes Nichts.

~*~


„Es gibt nichts zu verzeihen“, versprach er dem Mädchen.„Aber... Ihre Enkelin“, wiedersprach sie.Er schüttelte den Kopf: „Es tut mir leid um sie. Aber sie lebt, ich konnte sie treffen. Das ist das einzige was zählt. Du konntest nichts dafür. Eis bricht nun einmal manchmal. Nichts zu ändern.“Jetzt heulten beide. Ehe sich der Mann zum Barkeeper umsah.„Gibt es eine Chance, dass sie ihr Leben zurück erhält? Sie ist noch so jung.“„Auf diese Frage, darf ich Ihnen leider keine Antwort geben“, antwortete der Weißhaarige und beschwörte Fäden herauf, welche Suzume hochhoben.„Wenn Sie mir bitte folgen würden. Ich führe sie zum Ausgang.“Und Botan folgte ihm. Auf keinen Fall würde er sie unbeaufsichtigt in den fremden Armen lassen.

~*~


Beide wurden in einen Aufzug platziert. Botan in dem mit der schwarzen Tür und Suzume in dem mit der Roten Tür.„Leben Sie wohl, Mister“, hatte sich das Mädchen beim alten Herrn verabschiedet.„Leben wohl, Kleine“, hatte er genickt.Die Angestellten verbeugten sich, als sich die Aufzugstüren wieder schlossen.Und dann waren sie weg.„Wohin hast du sie geschickt?“, wollte Chiyuki wissen.„Widergeburt“, erwiderte Decim unterkühlt und ging zurück zur Bar.Die Schwarzhaarige blieb stehen und legte den Kopf schief: „Eislaufen... Hm?“„Was ist mit Ihnen?“, ertönte die männliche und vertraute Stimme hinter ihr.„Nichts. Ich komme schon“, wand sie sich auch von diesem Auftrag ab.
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