Ende gut, alles gut?
von Jassy-22
Kurzbeschreibung
Der Kampf gegen den bösen König ist vorbei. Die Dämonen sind besiegt und alles ist wie vorher. Oder doch nicht? Irgendwas stimmt doch nicht mit Yamato. Und warum ist Chiaki plötzlich so komisch? Immerhin kann sich Maron ja noch auf Miyako verlassen, oder? Wann ist denn endlich alles gut? Wann hat das alles ein Ende?
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
Chiaki Nagoya
Hijiri Shikaido
Marron Kusakabe
Miyako Toudaiji
Yamato Minazuki
19.06.2019
26.07.2021
19
31.751
6
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04.07.2019
2.232
Chiaki war in der Zwischenzeit in der Innenstadt von Momokuri angekommen. Etwas außer Atem erreichte er das vereinbarte Café. Draußen an einem kleinen Tisch, gerade einmal groß genug für 2 Personen, sah die Person, die ihn vor ein paar Minuten telefonisch hergebeten hatte. Chiaki zog seinen Stuhl schwungvoll zurück und setzte sich. Ein genervter Seufzer entfloh seinen Lippen.
„Also was willst du?“
Die Person gegenüber war gerade in ein Buch vertieft und hatte deshalb Chiakis Anwesenheit noch gar nicht richtig bemerkt.
„Wie schön es doch ist dich endlich wieder zu sehen.“
„Spiel hier keine Spielchen, Yashiro. Was willst du von mir?“
Chiakis Augen funkelten böse. Vor ein paar Monaten, vor vier um genau zu sein, hatte er damals die Verlobung mit Yashiro gelöst. Er hatte sie nicht geliebt. Natürlich war sie hübsch, jedoch reichte Chiaki das nicht. Nachdem er Maron getroffen hatte, war ihm klar, dass er nur sie wollte. Für den Rest seines Lebens. Yashiro würde niemals mithalten können. Die Trennung hatte sie damals nicht gut verkraftet. Tage- und Wochenlang hatte sie Chiaki mit Anrufen und Nachrichten bombardiert. Eines Tages hatte Yashiro damit aufgehört, was Chiaki zwar wunderte, doch er nahm dies als ein Geschenk Gottes einfach mal so hin. Yashiro klappte ihr Buch zu und legte ihre Hände auf den Tisch.
„Ich habe dich so sehr vermisst, Chiaki.“, liebevoll sah sie Chiaki in die Augen. Sie wollte nach seinen Händen greifen, die er ebenfalls auf den Tisch abgelegt hatte, doch als Chiaki dies bemerkte, zog er seine Hände schnell weg. Yashiro ließ ihren Blick enttäuscht zu Boden wandern. Diese Maron hatte es wirklich geschafft ihr Chiaki zu nehmen. Für immer. Dabei war doch alles was sie jemals hatte und alles was ihr jemals etwas bedeutet hatte Chiaki gewesen. Sie hatte zwar aufgehört Chiaki zu kontaktieren, aber den Kampf um ihn hatte sie noch lange nicht aufgeben.
„Yashiro…“, Chiaki wurde langsam ungeduldig. Er wollte doch viel lieber bei Maron sein, jetzt wo sie endlich ihm gehörte. Er wollte keine Zeit mit einer unbedeutenden Ex-Freundin verschwenden. Doch er musste rausfinden, ob sie vorhin am Telefon die Wahrheit zu ihm gesagt hatte.
Yashiro hob ihren Blick und fixierte Chiaki mit ihren Augen. Am liebsten würde sie ihn jetzt küssen. Doch sie durfte nicht zu voreilig sein, sonst könnte das alles ihren perfekten Plan zerstören.
„Sag mir einfach, ob das was du am Telefon gesagt hast stimmt. Oder ist es nur wieder ein Versuch mich an dich zu binden?“
„Chiaki, wie kannst du mir bitte so etwas vorwerfen? Es geht hier um etwas viel größeres als dich und mich. Meinst du so etwas könnte ich erfinden?“
In Yashiros Augen sammelten sich Tränen, die ihr langsam die Wangen hinunter liefen. Augenblicklich fühlte sich Chiaki schlecht. Er konnte es nicht ertragen wenn eine Frau wegen ihm Tränen vergoss, und diesen Umstand machte sich Yashiro gekonnt zu Nutze.
„Tut mir leid, dass ich dir so etwas vorwerfe. Aber du musst meine Seite auch verstehen. Nachdem wir uns getrennt haben, hast du nicht losgelassen. Deine ständigen Anrufe und Nachrichten in den ersten Wochen. Da ist es fast nicht vermeidbar, dass ich so etwas denke.“
Yashiro nickte verständnisvoll.
„Aber es ist nicht gelogen.“
Sie kramte in ihrer Tasche und zog einen Umschlag hervor.
„Hier. Nimm und mach auf. Dann wirst du sehen, dass ich die Wahrheit sage.“
Sie streckte ihm Chiaki entgegen. Dieser nahm ihn zitternd an. Der Inhalt des Briefes ließ ihm das Blut in seinen Adern gefrieren.
Maron hatte es sich auf ihrem Sofa bequem gemacht. Sie überlegte ständig wie sie wohl am besten ihre Eltern kontaktieren konnte. Sollte sie einfach anrufen und so tun als seien die letzten Jahre nicht so schlimm gewesen? Sollte sie ihnen doch lieber einen schönen Brief schildern und die Wahrheit erzählen? Eines stand für sie felsenfest. Sie wollte ihren Eltern noch eine Chance geben. Das hatte sie damals im Kampf gegen Fynn schon entschieden, als sie herausgefunden hatte, dass ihre Eltern die ganze Zeit von Dämonen besessen waren. Doch Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass sich ihre Eltern bei ihr melden würden. Und dann auch noch um ihr so positive Nachrichten mitzuteilen. Sie musste jetzt handeln. Entschlossen sprang sie vom Sofa auf und ging zum Telefon. Gerade als sie begann die Telefonnummer ihrer Eltern einzutippen, klopfte es an der Tür. Sie legte das Telefon beiseite und schrie ein kurze „Ich komme!“ in Richtung Tür.
„Oh, Yamato, du bist es.“
Maron fiel auf, dass Yamato etwas anders aussah als sonst. Seine Haare waren wild gestylt, er trug wohl Kontaktlinsen, da er seine Brille nicht auf hatte und sein Hemd war nicht ganz zugeknöpft. Es gewährte einen tieferen Blick auf dessen durchaus trainierte Brust. Yamato trat einen Schritt vor und schützte seine linke Hand gegen den Türrahmen. Er lächelte Maron an.
„Hey, du Hübsche.“ Langsam hob er seine rechte Hand und wollte sie an Marons Kinn legen, doch diese reagierte schnell und ging einen Schritt zurück in ihre Wohnung.
„Yamato, was soll das. Wir hatten das doch schon geklärt.“
Yamato lachte laut auf.
„Was, Maron. Sag, was haben wir denn geklärt? Ich hatte doch nie eine Chance bei dir. Immer drehte sich alles um diesen ach so tollen Chiaki. Ich bin tausend Mal besser als er!“
Marons Blick war starr auf Yamato gerichtet. Nein, das war doch nicht Yamato. Waren die Dämonen etwa zurück? Nein, das war doch nicht möglich. Sie hatten den bösen König besiegt. Chiaki und Maron hatten doch ihr Leben geopfert. Und ihnen war versichert worden, dass nun alles vorbei sein würde. Aber was wenn Yamato sich so geändert hatte. Gegen Dämonen konnte sie kämpfen und gewinnen. Was jedoch wenn es keinen Grund für die Veränderung gab, den sie besiegen konnte. Was sollte dann aus ihrer Freundschaft zu Yamato werden. Tief in ihrem Herzen hoffte sie, dass die Dämonen zurückgekehrt waren. Nur damit sie Yamato erneut retten konnte. Sie wollte ihn doch nicht verlieren. In all den Jahren war er so ein guter Freund für sie geworden.
Yamato schritt ebenfalls in die Wohnung. Er sah Marons angsterfüllten Blick.
„Maron, was hast du denn. Ich würde dir doch niemals wehtun. Nicht so wie dieser Chiaki.“ Bei dem Wort Chiaki flammte Hass in Yamatos Augen auf. Maron entfernte sich immer weiter von ihm. Schritt für Schritt ging sie rückwärts weiter in ihre Wohnung. Yamato folgte ihr. Schließlich bemerkte Maron wie sie mit ihrem Rücken die Wohnzimmerwand erreicht hatte. Yamato war nur noch einen Meter von ihr entfernt. Ihre Angst lähmte sie. Schließlich hatte Yamato sie erreicht. Seine rechte Hand stemmte er in die Wand neben Marons Kopf. Mit der anderen Hand berührte er sie leicht aber bestimmt am Kinn und zwang sie ihm in die Augen zu sehen. Maron versuchte beschämt ihren Kopf weg zu drehen, doch Yamatos Griff war viel zu stark. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. Das Gefühl ließ Angst in ihr aufsteigen. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
„Na na, wer wird denn da wohl weinen. Es wird alles gut, glaub mir Maron.“
Yamato schloss seine Augen. Langsam näherte er sich mit seinen Lippen Marons. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Ihr Blick fiel auf die Wohnungstür. Yamato hatte sie nicht geschlossen. Sie konnte nicht fliehen. Yamato war ihr körperlich zu überlegen. Sie hatte eine Chance und die musste sie nutzen.
„Hilfe! Miyako! Hilfe!“ Maron schrie so laut sie konnte. Sofort riss Yamato seine Augen auf und blickte Maron beinahe hasserfüllt an. Er reagierte blitzschnell und drückte seine rechte Hand auf Marons Mund. Er beugte sich zu ihr vor und flüsterte in ihr Ohr:
„Miyako hat vorher das Haus verlassen, als ich gekommen bin. Sie wird dich also nicht hören. Niemand kann uns aufhalten.“
Maron begann zu weinen. Sie hatte keine Chance. Sie konnte nicht fliehen. Yamato würde sie so oder so bekommen. Innerlich zerbrach ihr Widerstand.
„Du gehörst mir.“
„Das denke ich nicht.“
Yamato wurde von Maron weggerissen. Diese fiel augenblicklich auf ihre Knie.
„Was fällt dir ein. Sich an einem Mädchen so zu vergehen ist das Letzte.“
Yamato blickte geradewegs in das Gesicht von Chiaki.
„Ach du bist es, Nagoya.“ Yamato schnaubte verächtlich.
Chiaki hatte Yamato mit beiden Händen an seinem Kragen gepackt.
„Wag es ja nicht Maron noch einmal anzufassen. Sonst breche ich dir sämtliche Knochen, die du hast.“
„Komm schon, reagier dich ab. Dieser kleinen Schlampe hat’s doch gefallen.“
Plötzlich spritze Blut und Yamato fiel gewaltsam zu Boden. Dieser hielt sich seine Nase aus der unkontrolliert Blut lief.
Chiaki stand mit geballten Fäusten über Yamato. In seinen Augen spiegelte sich unglaublich viel Aggression, Hass und Verachtung wieder.
Maron saß noch immer am Boden und fixierte mit ihren Augen Chiaki. Er hatte sie gerettet, schon wieder.
„Niemand beschimpft meine Maron. Und jetzt sieh zu dass du verschwindest. Und trau dich bloß nie wieder in ihre Nähe.“
Yamato stand langsam auf. Sein Körper schmerzte vom gewaltigen Aufprall. Fluchtartig stürzte er die Tür hinaus und die Treppen hinunter. Chiaki reagierte sofort und sperrte die Wohnungstür ab.
Er ging zu Maron und setzte sich zu ihr auf den Boden. Er zog sie in seine Arme. Sie weinte immer noch.
„Maron, es tut mir so leid. Ich hätte früher hier sein sollen.“
„Chiaki, du hast mich gerettet. Ich bin dir so dankbar.“
„Aber beinahe wäre etwas passiert, wenn ich nur…“
„Nein.“ Maron unterbrach Chiaki. „Bitte, mach dir keine Vorwürfe. Das ertrage ich nicht. Ich bin dir so dankbar. Akzeptier das bitte.“
Chiakis Hände strichen sanft über Marons Rücken. Ihr Gesicht hatte sie an seine Schulter gelegt. Ein paar Minuten verweilten sie schweigend in dieser Position.
„Chiaki?“
„Hm?“
„Meinst du, es ist möglich, dass die Dämonen wieder zurück sind?“
Chiaki wusste darauf keine Antwort. Eigentlich hatte er gehofft nie wieder um das Leben seiner großen Liebe bangen zu müssen. Aber so wie das ausgesehen hat, war der Kampf noch nicht vorbei. Das Böse schien es überall zu geben.
„Ich weiß es nicht, Maron. Vielleicht hat sich Yamato einfach auch geändert. Das ist nicht schön, aber es ist möglich.“
„Irgendwie hoffe ich tief in mir drinnen, dass Yamato von einem Dämon besessen ist.“
Erstaunt blickte Chiaki Maron in die Augen.
„Weißt du, wenn das so wäre, dann könnte ich kämpfen, den Dämon besiegen und alles wäre wieder wie vorher.“ Ihre Stimme war nun stark und siegessicher. „Wenn es jedoch wirklich Yamato ist, der sich von selbst so geändert hat, dann kann ich ihn nicht aufhalten und muss in ständiger Angst leben.“ Maron senkte ihren Blick und wurde zu Ende des Satzes immer leiser.
Chiaki nahm Marons Gesicht in seine Hände, er blickte ihr tief in die Augen.
„Maron, solange du mich hast, werde ich dich immer beschützen. Ich werde immer, egal was kommen mag, auf dich aufpassen. Du musst keine Angst haben. Ich liebe dich.“
Da waren sie wieder, diese drei kleinen Worte. Nun musste nur noch Maron den Mut aufbringen und sagen was sie empfand. Sie wollte es doch so gerne tun. Sie wollte ihm auch das Gefühl geben geliebt zu werden. Er hatte es so sehr verdient.
Maron hob ihre Hände und legte sie behutsam auf Chiakis, die immer noch auf ihren Wangen lagen.
Doch plötzlich zuckte Chiaki zusammen. Langsam ließ er seine Hände sinken und Maron erkannte, dass seine rechte Hand stark geschwollen und rot war. Sie hatte zwar nicht gesehen mit welcher Hand Chiaki Yamato schlug, aber es war nur logisch davon auszugehen, dass es diese Hand gewesen sein musste. Sofort überkam Maron ein schlechtes Gewissen. Er hatte sie gerettet und dabei hatte er sich auf noch verletzt. Alles wegen ihr. Nur weil er sie liebte musste er so unendlich viel Leid durchmachen. Das war doch nicht fair. Sie war es doch gar nicht wert.
„Hey“, Chiaki unterbrach ihren Gedankengang „ich weiß was du denkst. Du bist das alles wert Maron. Ich werde dich immer beschützen. Ich tue das, weil ich das will. Hör auf dir ein schlechtes Gewissen einzureden.
Maron seufzte resigniert. Chiaki kannte sie einfach zu gut. Langsam stand sie auf.
„Na gut, dann lass mich wenigstens deine Hand etwas verarzten. Ok?“ Ein Nein würde sie sowieso nicht zu lassen, dafür war sie zu stur köpfig. Also stand Chiaki ebenfalls auf und setzte sich auf das Sofa um auf Marons Rückkehr aus dem Badezimmer zu warten. Seine Gedanken wanderten zu heute Nachmittag, zu dem Treffen mit Yashiro. Wie sollte er Maron jemals sagen können, was er von Yashiro erhalten hatte. Sie würde ihn sicherlich verlassen. So viel stand fest. Maron dachte doch immer zuerst an die anderen. Sie würde niemals ihr eigenes Wohl vor das der Anderen stellen. Auch wenn sie es noch so sehr verdient hatte, glücklich zu sein. Am liebsten wollte er ihr es verheimlichen. Doch das war nicht möglich. Früher oder später würde sie es herausfinden. Er musste ihr wohl wieder das Herz brechen und einfach hoffen, dass sie ihm verzeihen würde. Vielleicht würde sie endgültig alles beenden was zwischen Ihnen beiden war. Vielleicht war es dann nach diesem Mal einfach zu viel für Maron und für Marons Herz. Vielleicht war er einfach nicht gut genug für sie. Er wollte ihr nicht wehtun. Keinesfalls wollte er das, was sie gerade gewonnen hatten, wieder zerstören. Es musste doch einen Ausweg geben. Doch Chiaki wollte einfach keine Lösung einfallen. Und dann, das erste Mal seit dem Tod seiner Mutter, begannen sich Tränen in Chiakis Augen zu sammeln. Seine Verzweiflung und seine Angst Maron zu verlieren ließen ihn das erste Mal seit Jahren weinen.
„Also was willst du?“
Die Person gegenüber war gerade in ein Buch vertieft und hatte deshalb Chiakis Anwesenheit noch gar nicht richtig bemerkt.
„Wie schön es doch ist dich endlich wieder zu sehen.“
„Spiel hier keine Spielchen, Yashiro. Was willst du von mir?“
Chiakis Augen funkelten böse. Vor ein paar Monaten, vor vier um genau zu sein, hatte er damals die Verlobung mit Yashiro gelöst. Er hatte sie nicht geliebt. Natürlich war sie hübsch, jedoch reichte Chiaki das nicht. Nachdem er Maron getroffen hatte, war ihm klar, dass er nur sie wollte. Für den Rest seines Lebens. Yashiro würde niemals mithalten können. Die Trennung hatte sie damals nicht gut verkraftet. Tage- und Wochenlang hatte sie Chiaki mit Anrufen und Nachrichten bombardiert. Eines Tages hatte Yashiro damit aufgehört, was Chiaki zwar wunderte, doch er nahm dies als ein Geschenk Gottes einfach mal so hin. Yashiro klappte ihr Buch zu und legte ihre Hände auf den Tisch.
„Ich habe dich so sehr vermisst, Chiaki.“, liebevoll sah sie Chiaki in die Augen. Sie wollte nach seinen Händen greifen, die er ebenfalls auf den Tisch abgelegt hatte, doch als Chiaki dies bemerkte, zog er seine Hände schnell weg. Yashiro ließ ihren Blick enttäuscht zu Boden wandern. Diese Maron hatte es wirklich geschafft ihr Chiaki zu nehmen. Für immer. Dabei war doch alles was sie jemals hatte und alles was ihr jemals etwas bedeutet hatte Chiaki gewesen. Sie hatte zwar aufgehört Chiaki zu kontaktieren, aber den Kampf um ihn hatte sie noch lange nicht aufgeben.
„Yashiro…“, Chiaki wurde langsam ungeduldig. Er wollte doch viel lieber bei Maron sein, jetzt wo sie endlich ihm gehörte. Er wollte keine Zeit mit einer unbedeutenden Ex-Freundin verschwenden. Doch er musste rausfinden, ob sie vorhin am Telefon die Wahrheit zu ihm gesagt hatte.
Yashiro hob ihren Blick und fixierte Chiaki mit ihren Augen. Am liebsten würde sie ihn jetzt küssen. Doch sie durfte nicht zu voreilig sein, sonst könnte das alles ihren perfekten Plan zerstören.
„Sag mir einfach, ob das was du am Telefon gesagt hast stimmt. Oder ist es nur wieder ein Versuch mich an dich zu binden?“
„Chiaki, wie kannst du mir bitte so etwas vorwerfen? Es geht hier um etwas viel größeres als dich und mich. Meinst du so etwas könnte ich erfinden?“
In Yashiros Augen sammelten sich Tränen, die ihr langsam die Wangen hinunter liefen. Augenblicklich fühlte sich Chiaki schlecht. Er konnte es nicht ertragen wenn eine Frau wegen ihm Tränen vergoss, und diesen Umstand machte sich Yashiro gekonnt zu Nutze.
„Tut mir leid, dass ich dir so etwas vorwerfe. Aber du musst meine Seite auch verstehen. Nachdem wir uns getrennt haben, hast du nicht losgelassen. Deine ständigen Anrufe und Nachrichten in den ersten Wochen. Da ist es fast nicht vermeidbar, dass ich so etwas denke.“
Yashiro nickte verständnisvoll.
„Aber es ist nicht gelogen.“
Sie kramte in ihrer Tasche und zog einen Umschlag hervor.
„Hier. Nimm und mach auf. Dann wirst du sehen, dass ich die Wahrheit sage.“
Sie streckte ihm Chiaki entgegen. Dieser nahm ihn zitternd an. Der Inhalt des Briefes ließ ihm das Blut in seinen Adern gefrieren.
Maron hatte es sich auf ihrem Sofa bequem gemacht. Sie überlegte ständig wie sie wohl am besten ihre Eltern kontaktieren konnte. Sollte sie einfach anrufen und so tun als seien die letzten Jahre nicht so schlimm gewesen? Sollte sie ihnen doch lieber einen schönen Brief schildern und die Wahrheit erzählen? Eines stand für sie felsenfest. Sie wollte ihren Eltern noch eine Chance geben. Das hatte sie damals im Kampf gegen Fynn schon entschieden, als sie herausgefunden hatte, dass ihre Eltern die ganze Zeit von Dämonen besessen waren. Doch Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Niemals hätte sie damit gerechnet, dass sich ihre Eltern bei ihr melden würden. Und dann auch noch um ihr so positive Nachrichten mitzuteilen. Sie musste jetzt handeln. Entschlossen sprang sie vom Sofa auf und ging zum Telefon. Gerade als sie begann die Telefonnummer ihrer Eltern einzutippen, klopfte es an der Tür. Sie legte das Telefon beiseite und schrie ein kurze „Ich komme!“ in Richtung Tür.
„Oh, Yamato, du bist es.“
Maron fiel auf, dass Yamato etwas anders aussah als sonst. Seine Haare waren wild gestylt, er trug wohl Kontaktlinsen, da er seine Brille nicht auf hatte und sein Hemd war nicht ganz zugeknöpft. Es gewährte einen tieferen Blick auf dessen durchaus trainierte Brust. Yamato trat einen Schritt vor und schützte seine linke Hand gegen den Türrahmen. Er lächelte Maron an.
„Hey, du Hübsche.“ Langsam hob er seine rechte Hand und wollte sie an Marons Kinn legen, doch diese reagierte schnell und ging einen Schritt zurück in ihre Wohnung.
„Yamato, was soll das. Wir hatten das doch schon geklärt.“
Yamato lachte laut auf.
„Was, Maron. Sag, was haben wir denn geklärt? Ich hatte doch nie eine Chance bei dir. Immer drehte sich alles um diesen ach so tollen Chiaki. Ich bin tausend Mal besser als er!“
Marons Blick war starr auf Yamato gerichtet. Nein, das war doch nicht Yamato. Waren die Dämonen etwa zurück? Nein, das war doch nicht möglich. Sie hatten den bösen König besiegt. Chiaki und Maron hatten doch ihr Leben geopfert. Und ihnen war versichert worden, dass nun alles vorbei sein würde. Aber was wenn Yamato sich so geändert hatte. Gegen Dämonen konnte sie kämpfen und gewinnen. Was jedoch wenn es keinen Grund für die Veränderung gab, den sie besiegen konnte. Was sollte dann aus ihrer Freundschaft zu Yamato werden. Tief in ihrem Herzen hoffte sie, dass die Dämonen zurückgekehrt waren. Nur damit sie Yamato erneut retten konnte. Sie wollte ihn doch nicht verlieren. In all den Jahren war er so ein guter Freund für sie geworden.
Yamato schritt ebenfalls in die Wohnung. Er sah Marons angsterfüllten Blick.
„Maron, was hast du denn. Ich würde dir doch niemals wehtun. Nicht so wie dieser Chiaki.“ Bei dem Wort Chiaki flammte Hass in Yamatos Augen auf. Maron entfernte sich immer weiter von ihm. Schritt für Schritt ging sie rückwärts weiter in ihre Wohnung. Yamato folgte ihr. Schließlich bemerkte Maron wie sie mit ihrem Rücken die Wohnzimmerwand erreicht hatte. Yamato war nur noch einen Meter von ihr entfernt. Ihre Angst lähmte sie. Schließlich hatte Yamato sie erreicht. Seine rechte Hand stemmte er in die Wand neben Marons Kopf. Mit der anderen Hand berührte er sie leicht aber bestimmt am Kinn und zwang sie ihm in die Augen zu sehen. Maron versuchte beschämt ihren Kopf weg zu drehen, doch Yamatos Griff war viel zu stark. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut. Das Gefühl ließ Angst in ihr aufsteigen. Tränen sammelten sich in ihren Augen.
„Na na, wer wird denn da wohl weinen. Es wird alles gut, glaub mir Maron.“
Yamato schloss seine Augen. Langsam näherte er sich mit seinen Lippen Marons. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Ihr Blick fiel auf die Wohnungstür. Yamato hatte sie nicht geschlossen. Sie konnte nicht fliehen. Yamato war ihr körperlich zu überlegen. Sie hatte eine Chance und die musste sie nutzen.
„Hilfe! Miyako! Hilfe!“ Maron schrie so laut sie konnte. Sofort riss Yamato seine Augen auf und blickte Maron beinahe hasserfüllt an. Er reagierte blitzschnell und drückte seine rechte Hand auf Marons Mund. Er beugte sich zu ihr vor und flüsterte in ihr Ohr:
„Miyako hat vorher das Haus verlassen, als ich gekommen bin. Sie wird dich also nicht hören. Niemand kann uns aufhalten.“
Maron begann zu weinen. Sie hatte keine Chance. Sie konnte nicht fliehen. Yamato würde sie so oder so bekommen. Innerlich zerbrach ihr Widerstand.
„Du gehörst mir.“
„Das denke ich nicht.“
Yamato wurde von Maron weggerissen. Diese fiel augenblicklich auf ihre Knie.
„Was fällt dir ein. Sich an einem Mädchen so zu vergehen ist das Letzte.“
Yamato blickte geradewegs in das Gesicht von Chiaki.
„Ach du bist es, Nagoya.“ Yamato schnaubte verächtlich.
Chiaki hatte Yamato mit beiden Händen an seinem Kragen gepackt.
„Wag es ja nicht Maron noch einmal anzufassen. Sonst breche ich dir sämtliche Knochen, die du hast.“
„Komm schon, reagier dich ab. Dieser kleinen Schlampe hat’s doch gefallen.“
Plötzlich spritze Blut und Yamato fiel gewaltsam zu Boden. Dieser hielt sich seine Nase aus der unkontrolliert Blut lief.
Chiaki stand mit geballten Fäusten über Yamato. In seinen Augen spiegelte sich unglaublich viel Aggression, Hass und Verachtung wieder.
Maron saß noch immer am Boden und fixierte mit ihren Augen Chiaki. Er hatte sie gerettet, schon wieder.
„Niemand beschimpft meine Maron. Und jetzt sieh zu dass du verschwindest. Und trau dich bloß nie wieder in ihre Nähe.“
Yamato stand langsam auf. Sein Körper schmerzte vom gewaltigen Aufprall. Fluchtartig stürzte er die Tür hinaus und die Treppen hinunter. Chiaki reagierte sofort und sperrte die Wohnungstür ab.
Er ging zu Maron und setzte sich zu ihr auf den Boden. Er zog sie in seine Arme. Sie weinte immer noch.
„Maron, es tut mir so leid. Ich hätte früher hier sein sollen.“
„Chiaki, du hast mich gerettet. Ich bin dir so dankbar.“
„Aber beinahe wäre etwas passiert, wenn ich nur…“
„Nein.“ Maron unterbrach Chiaki. „Bitte, mach dir keine Vorwürfe. Das ertrage ich nicht. Ich bin dir so dankbar. Akzeptier das bitte.“
Chiakis Hände strichen sanft über Marons Rücken. Ihr Gesicht hatte sie an seine Schulter gelegt. Ein paar Minuten verweilten sie schweigend in dieser Position.
„Chiaki?“
„Hm?“
„Meinst du, es ist möglich, dass die Dämonen wieder zurück sind?“
Chiaki wusste darauf keine Antwort. Eigentlich hatte er gehofft nie wieder um das Leben seiner großen Liebe bangen zu müssen. Aber so wie das ausgesehen hat, war der Kampf noch nicht vorbei. Das Böse schien es überall zu geben.
„Ich weiß es nicht, Maron. Vielleicht hat sich Yamato einfach auch geändert. Das ist nicht schön, aber es ist möglich.“
„Irgendwie hoffe ich tief in mir drinnen, dass Yamato von einem Dämon besessen ist.“
Erstaunt blickte Chiaki Maron in die Augen.
„Weißt du, wenn das so wäre, dann könnte ich kämpfen, den Dämon besiegen und alles wäre wieder wie vorher.“ Ihre Stimme war nun stark und siegessicher. „Wenn es jedoch wirklich Yamato ist, der sich von selbst so geändert hat, dann kann ich ihn nicht aufhalten und muss in ständiger Angst leben.“ Maron senkte ihren Blick und wurde zu Ende des Satzes immer leiser.
Chiaki nahm Marons Gesicht in seine Hände, er blickte ihr tief in die Augen.
„Maron, solange du mich hast, werde ich dich immer beschützen. Ich werde immer, egal was kommen mag, auf dich aufpassen. Du musst keine Angst haben. Ich liebe dich.“
Da waren sie wieder, diese drei kleinen Worte. Nun musste nur noch Maron den Mut aufbringen und sagen was sie empfand. Sie wollte es doch so gerne tun. Sie wollte ihm auch das Gefühl geben geliebt zu werden. Er hatte es so sehr verdient.
Maron hob ihre Hände und legte sie behutsam auf Chiakis, die immer noch auf ihren Wangen lagen.
Doch plötzlich zuckte Chiaki zusammen. Langsam ließ er seine Hände sinken und Maron erkannte, dass seine rechte Hand stark geschwollen und rot war. Sie hatte zwar nicht gesehen mit welcher Hand Chiaki Yamato schlug, aber es war nur logisch davon auszugehen, dass es diese Hand gewesen sein musste. Sofort überkam Maron ein schlechtes Gewissen. Er hatte sie gerettet und dabei hatte er sich auf noch verletzt. Alles wegen ihr. Nur weil er sie liebte musste er so unendlich viel Leid durchmachen. Das war doch nicht fair. Sie war es doch gar nicht wert.
„Hey“, Chiaki unterbrach ihren Gedankengang „ich weiß was du denkst. Du bist das alles wert Maron. Ich werde dich immer beschützen. Ich tue das, weil ich das will. Hör auf dir ein schlechtes Gewissen einzureden.
Maron seufzte resigniert. Chiaki kannte sie einfach zu gut. Langsam stand sie auf.
„Na gut, dann lass mich wenigstens deine Hand etwas verarzten. Ok?“ Ein Nein würde sie sowieso nicht zu lassen, dafür war sie zu stur köpfig. Also stand Chiaki ebenfalls auf und setzte sich auf das Sofa um auf Marons Rückkehr aus dem Badezimmer zu warten. Seine Gedanken wanderten zu heute Nachmittag, zu dem Treffen mit Yashiro. Wie sollte er Maron jemals sagen können, was er von Yashiro erhalten hatte. Sie würde ihn sicherlich verlassen. So viel stand fest. Maron dachte doch immer zuerst an die anderen. Sie würde niemals ihr eigenes Wohl vor das der Anderen stellen. Auch wenn sie es noch so sehr verdient hatte, glücklich zu sein. Am liebsten wollte er ihr es verheimlichen. Doch das war nicht möglich. Früher oder später würde sie es herausfinden. Er musste ihr wohl wieder das Herz brechen und einfach hoffen, dass sie ihm verzeihen würde. Vielleicht würde sie endgültig alles beenden was zwischen Ihnen beiden war. Vielleicht war es dann nach diesem Mal einfach zu viel für Maron und für Marons Herz. Vielleicht war er einfach nicht gut genug für sie. Er wollte ihr nicht wehtun. Keinesfalls wollte er das, was sie gerade gewonnen hatten, wieder zerstören. Es musste doch einen Ausweg geben. Doch Chiaki wollte einfach keine Lösung einfallen. Und dann, das erste Mal seit dem Tod seiner Mutter, begannen sich Tränen in Chiakis Augen zu sammeln. Seine Verzweiflung und seine Angst Maron zu verlieren ließen ihn das erste Mal seit Jahren weinen.