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Der Weg aus dem Schatten

Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P16 / FemSlash
OC (Own Character) VFL Wolfsburg
19.06.2019
12.06.2020
14
78.928
12
Alle Kapitel
14 Reviews
Dieses Kapitel
4 Reviews
 
 
19.06.2019 7.321
 
Hallo an alle,
es geht weiter. Und ja ich gebe der Story Franzi/ Kessi eine neue Runde. Irgendwie habe ich das Parring gefressen. Eigentlich wollte ich solche Geschichten nicht mehr schreiben, aber meine Idee für die Geschichte hat mich so getragen, dass ich doch noch einmal einen Anlauf starte. Diese Geschichte wird nicht wirklich von Fußball handeln, sondern mehr über die jeweiligen Charaktere gehen. Ich besitze weder die Personen, noch möchte ich jemanden in meiner Geschichte beleidigen. Diese Geschichte ist rein erfunden und hat rein gar nichts mit der Realität zu tun.
Ich hoffe sie wird euch gefallen. Wenn alles gut geht, werde ich das zweite Kapitel am Sonntag rein stellen, vielleicht etwas früher. Schreibt mir, was ihr davon haltet.
Liebe Grüße Franzi




Kapitel 1

Heute war ein hektischer Tag in Kaiserslautern. Alle rannten schon fast an mir vorbei, als ich aus der Bahn stieg. Mit meiner Tasche über der Schulter und meinem Skript im Arm, lief ich Richtung Innenstadt. Mein Blick ging zur Uhr. Es war halb zwei, so hatte ich noch eine halbe Stunde bis zu meinem Termin beim Verlag. Was ich mache, ich bin Kinderbuchautorin und möchte heute mein drittes Buch einreichen. Trotz dass meine ersten beiden Bücher eigentlich sehr gut bei den Leuten angekommen sind, bin ich trotzdem nervös. Immer wieder kamen die Worte meiner Pflegeeltern hoch, nicht gut genug zu sein, Abschaum, Freak. Auch wenn meine ehemaligen Lehrer immer das Gegenteil sagten, kann ich die Unsicherheit nicht immer abstellen. Hier in der Nähe von Kaiserslautern lebe ich jetzt schon ein dreiviertel Jahr. Mein Verleger und guter Freund Liam hat mich dazu überredet. Es gab mir eine Chance von meinen Pflegeeltern wegzukommen und mein Leben in meine eigene Hand zu nehmen. So in Gedanken merkte ich zu spät, wie mir jemand direkt entgegen kam, so dass wir zusammenrauschten und ich meine Mappe und Tasche fallen ließ. Wie sollte es nicht anders sein, verteilte sich der Inhalt meiner Tasche um uns herum. „Entschuldige.“ Bei der Stimme sah ich überrascht an und sah niemanden anderen als Nadine Keßler. Verdammt, warum immer ich. „Ist ok, es war meine Schuld.“ Schnell versuchte ich alles wieder in meine Tasche zu stopfen. „Heute ist nicht so wirklich mein Tag.“ Ich lachte leise auf. „Das macht dann schon zwei.“ Ich sah sie an und ihr Blick wurde etwas weicher. „Ich hoffe es ist alles ganz geblieben.“ „Ja, alles gut.“ Ich stand auf und nahm meine Tasche, als ich nach meinem Skript greifen wollte, da war sie einen Moment schneller und hob es auf. „Hier bitte sehr.“ Lächelnd übergab sie es mir. „Danke.“ Nervös nahm ich es entgegen. „Kennen wir uns von irgendwo her. Dein Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor.“ „Ähm, naja wir haben uns schon einmal getroffen, aber ist ok.“ Ich winkte ab und wollte schon an ihr vorbei gehen. „Warte, wann war das?“ „Vor einem halben Jahr, ist aber nicht schlimm. Gut das sie sich daran nicht mehr erinnern. Heute gesehen war es etwas peinlich.“ Damit lief ich die Straße weiter entlang. Bloß schnell weg.


Kessi


Verwirrt sah ich der jungen Frau hinterher. Was war vor einem halben Jahr. Gerade wollte ich weiter laufen, da sah ich wie vor mir ein Telefon lag. Das muss ihr gehören. Um sicher zu sein, tippte ich bei dem IPhone auf dem Button und bei dem Hintergrund musste ich grinsen. Jetzt wusste ich wieder woher ich sie kenne. Es war beim AOK Hallencup. Ich fand sie zu dem Zeitpunkt sehr süß, als sie mich nach einem Autogramm und einem Selfie fragte. Auch da war sie schon sehr nervös gewesen und hat sich immer wieder verhaspelt. Aber als wir einmal im Gespräch waren, war es angenehm mit ihr zu reden. Ich sah in die Richtung, in die sie verschwunden ist. Und wie finde ich sie jetzt wieder. Da ich noch Zeit hatte, bevor ich mich mit Josi traf, lief ich einfach in die Richtung, in die sie verschwunden ist. Vor einem Buchladen sah ich sie dann. Sie kniete davor und sprach mit einem kleinen Mädchen. Diese zeigte immer wieder auf das Schaufenster, bevor sie sie umarmte. Ihr Lachen war angenehm und am liebsten würde ich es öfters hören. Wenige Sekunden später übergab die Mutter der kleinen ein Buch und sie zog ein Stift heraus und schrieb etwas hinein. War sie Schriftstellerin. Ich versuchte ein Blick in das Schaufenster zu erhaschen, aber durch die Sonne, die auf die Scheibe strahlte, konnte ich von meiner Position nichts sehen. Erst als die Kleine mit ihrer Mutter weiter ging und sie weiterlief, konnte ich sehen was dort ausgestellt war. Ein großes Portrait von ihr stand hier mit zwei Kinderbüchern. Aha, das erklärt das Autogramm. Wieder sah ich auf, als sie in einer Gasse verschwand. Schnell lief ich ihr nach. Als ich dort einbog, sah ich zuerst niemanden. „Mist, jetzt habe ich sie verloren.“ „Kommt darauf an, weshalb du mich verfolgt hast.“ Ich zuckte zusammen, als sie aus dem Schatten trat. „Erschreck doch einen nicht so.“ „Entschuldige, aber ich mag es nicht wenn man mir folgt.“ „Ja, ich wollte dir eigentlich nur das geben. Du hast es liegen lassen.“ Ich nahm ihr Telefon aus meiner Tasche und hielt es ihr hin. „Oh, danke.“ Sie sah mich entschuldigend an. „Sorry, manchmal bin ich etwas zu paranoid.“ „Schon ok. Wenigstens weiß ich so jetzt wieder woher wir uns kennen.“ „Mist.“ Sie lief rot an und sah nach unten, was ich total süß fand. Kessi halt dich zurück. „Ja, entschuldige. Das ist jetzt echt peinlich.“ „Ach was.“ „Ähm doch. Du musst sonst etwas von mir denken. Ich bin jetzt kein Stalker oder so etwas.“ „Nur ein Fan.“ Sie nickte. „Ja, auch wenn ich dich jetzt nicht als einen anderen Menschen sehe. Ich weiß wie wenig man eigentlich will, so von Menschen betrachtet zu werden.“ „Ich meine, ja es kann manchmal lästig sein, aber auf der anderen Seite ist es schön zu sehen das es Menschen gibt die einen als Vorbild ansehen.“ „Ja und das tue ich.“ Sie sprach nur ganz leise. „Du bist also Autorin?“ „Wie?“ „Naja, dein Bild hing im Schaufenster des Buchladens.“ „Oh ja, stimmt.“ Sie stammelte etwas und ich grinste. „Also ist das ein neues Manuskript.“ Ich zeigte auf die Mappe. „Ja, mist.“ Sie sah auf die Uhr und fluchte erneut. „Entschuldige, aber ich muss los.“ Schon rauschte sie aus der Gasse und ich sah ihr sprachlos nach. Was zum Teufel. Das war wirklich ein lustiges wiedersehen. Ich schüttelte den Kopf und lief Richtung Café, wo ich mich mit Josi treffen wollte. Erst kurz davor fiel mir auf das ich ihr Handy immer noch hatte. „Ach verdammt.“ „Kess, alles gut.“ Meine beste Freundin sah mich grinsend an. „Neues Telefon.“ „Nicht wirklich.“ Ich umarmte sie und wir setzten uns an einen der Tische. „Ok, hast du es gefunden.“ Ich nickte es. „Ja, naja ich bin eben mit jemand zusammengerauscht und ihr ist die Tasche runtergefallen. Ich half ihr beim Einräumen, aber naja.“ Ich grinste und sah zu Josi. „Lass mich raten, sie hat dich erkannt, ist total nervös geworden und hat dich nach einem Autogramm gefragt.“ „Nein, also ja sie wurde nervös, aber ist dann schnell davon gelaufen. Da hab ich ihr Telefon gefunden und da stellte sich heraus das ich sie schon einmal getroffen habe.“ „Wo.“ Ich zeigte ihr das Hintergrundbild. „Hey, sie kenn ich auch. Mit ihr hab ich auch ein Foto gemacht. Das war im Januar.“ „Jep, auf jedenfall bin ich ihr nachgelaufen und hab herausgefunden das sie Kinderbuchautorin ist.“ „Cool, hast du dir ein Autogramm geben lassen.“ Sie lachte mich aus. „Witzig, naja ich wollte ihr das Telefon geben und wir hatten geredet und als ich sie auf die Mappe angesprochen habe und fragte ob das ihr neues Buch wird, sah sie nur auf die Uhr und rauschte davon.“ Josi lachte jetzt lauter. „Du hast ein Talent, dass sie dir wegläuft.“ „Ja, aber jetzt habe ich immer noch ihr Telefon und weiß nicht wo sie ist.“ „Mach dir nicht solche Gedanken, wahrscheinlich ruft sie später ihr Handy an und du kannst mit ihr ja ausmachen wo sie es abholen kann. Dann siehst du sie wieder.“ „Hör auf.“ Josi hob abwehrend die Arme. „Was denn? Ich hab nichts gesagt.“ „Mhm, ist klar.“ Wir lachten weiter und unterhielten uns eine Weile. Seit ich bei der UEFA arbeite, sahen wir uns nicht so häufig, da passte es das wir gerade diese Woche unsere Eltern besuchten. Nach über einer Stunde vibrierte das Telefon vor mir. „Na das wird sie sein.“ Auf dem Display stand Liam. „Soll ich da wirklich ran gehen.“ „Mach schon.“ Ich hob ab und legte es an mein Ohr. „Hallo.“ „Oh hi.“ Bei ihrer Stimme musste ich grinsen. „Hi, du bist mir erneut davongelaufen.“ „Ja, sorry aber ich hatte mein Termin um 14 Uhr, wegen dem Buch.“ „Hab ich mir gedacht.“ „Wegen dem Telefon, du bist nicht zufällig noch in der Gegend.“ „Doch eigentlich schon. Sagt dir das Café MoMa etwas.“ „Ja, ich sollte in 10 Minuten da sein.“ „Gut, ich warte hier.“ „Danke.“ Sie legte auf und ich sah Josi ihr grinsen. „Gibst du mir das kurz.“ Verwirrt sah ich zu, wie sie das Telefon nahm und dann etwas darauf tippte. Schon hatte sie es entsperrt. „Wie?“ „Frag nicht.“ Josi blätterte durch das Telefon. „Aha, schau da ist meins.“ Sie zeigte mir ein Selfie von ihr. Bildete ich mir das ein oder strahlten ihre Augen nicht so wie bei meinem Selfie. „Was machst du da eigentlich. Das ist privat.“ „Ach ja, ich muss doch wissen wer dir so den Kopf verdreht hat.“ „Das hat sie doch gar nicht.“ „Ach echt und warum hast du alle paar Sekunden Hoffnungsvoll auf das Telefon gestarrt.“ Ich wurde etwas rot. „Hab ich das?“ „Jep. Kess, es ist doch gut.“ „Da ist nichts. In sechs Tagen bin ich doch eh wieder weg.“ „Du tust ja so, als würdest du nicht alle paar Wochen hier her kommen.“ „Trotzdem.“ „Hi.“ Wir zuckten beide zusammen, als wir eine Stimme hörten. „Sorry, wollte euch nicht erschrecken.“ Sie setzte sich wie selbstverständlich neben mich. „Danke fürs Aufpassen.“ „Ja, kein Problem. Es hat jetzt nicht weiter geklingelt oder sonst was.“ „Ha, hätte mich auch gewundert.“ Sie nahm es entgegen und legte es dann mit dem Display nach unten. „So wie heißt du eigentlich?“ Josi sah sie grinsend an. „Franzi.“ „Schön dich wieder zutreffen.“ „Gleichfalls.“ „Möchten sie etwas trinken.“ Eine Kellnerin ließ uns alle hochsehen. „Oh, nein danke. Ich will nicht weiter stören.“ „Warte nein, sie bleibt noch. Was willst du trinken.“ Ich sah das zögern in ihrem Blick. „Ja, bleib ruhig. Wenn du wieder wegrennst, denke ich noch es liegt an mir.“ Sie grinste mich an und sah dann hoch. „Ok, ich nehme einen Cappuccino.“ „Gerne doch.“ „So Franzi, Kessi meinte du bist Schriftstellerin.“ „Ja, seit einem Jahr.“ „Ok und was hast du davor gemacht.“ Nervös knetete sie ihre Hände. „Ähm, ich hab eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht und ein Studium zum Hotelbetriebswirt.“ „Wie alt bist du?“ „23.“ „Wow, beachtlich.“ Sie zuckte die Schultern. „Wie man es nimmt.“ „Kommst du von hier?“ „Nein, ich bin hier her gezogen.“ „Und gefällt es dir hier?“ „Es ist ganz ok. Am Anfang war es etwas gewöhnungsbedürftig, aber naja das ist wohl immer so.“ Ich merkte ihr wie schwer es ihr fiel, über sich zu reden. „Machst du irgendwelchen Sport.“ „Naja heute nicht mehr, früher hab ich Handball gespielt.“ „Cool, wo hast du gespielt.“ „THC in Erfurt, aber nur 3 Jahre Profimäßig.“ „Also bist du eine von uns.“ „Nein, ich meine ja ich habe einige Titel mit dem Verein gewonnen, aber das ist kein Vergleich mit eurer Karriere.“ „Warum spielst du nicht mehr.“ In ihren Augen sah ich Trauer. „Ich hatte ein ähnliches Problem wie du.“ Sie sah mich an. „Mein Knie wollte nicht mehr und ohne funktionstüchtiges Knie, kein Handball.“ „Aber du bist doch erst 23.“ „Solche Verletzungen kommen, wann sie wollen. Es war ok, ich hab 3 gute Jahre gehabt. Wer kann das schon von sich behaupten. Jetzt mache ich nur noch zweimal die Woche etwas. Wie es meine Zeit zulässt.“ „Und deine Eltern.“ Ich bemerkte sofort wie sie zusammenzuckte und nach unten sah. „Meine Pflegeeltern, haben meine Entscheidung nicht verstanden, aber das ist ihr Ding.“ „Hast du Geschwister.“ „Pflegegeschwister ja. 5 insgesamt. 2 Schwestern und 3 Brüder. Sie leben zum Teil noch bei ihnen.“ Man konnte die Bitterkeit heraus hören. Sie bekam ihren Cappuccino und trank etwas daraus. „Wie kommt es das ihr hier seid. Elternbesuch?“ „Jep, es ist echt nicht so einfach die Zeit zu finden.“ Sie nickte verstehend. „Ja, gut ihr wohnt jetzt auch nicht gerade um die Ecke. Wie läuft dein neues Projekt. Ich hab deine Anfänge bei Instagram beobachtet.“ „Wirklich gut.“ Ich sah wie Josi ihre Augen aufleuchteten, als sie ihr von ihrem Projekt erzählte. Was mich aber wunderte, das Franzi scheinbar verstand und sogar Fachbegriffe mit einwarf, wo ich schnell
raus war. „Woher weißt du so viel über Kunst.“ „Meine Schwester, Vanessa, sie ist total Kunstabhängig und ich musste sie immer zu all möglichen Galerien begleiten. Man schnappt da sehr viel auf. In meiner Wohnung hat sie eine Wand im Wohnzimmer bemalt, damit es wenigstens etwas einladend dort aussieht.“ Sie lächelte und schien dabei in Erinnerungen zu schwelgen. „Lebt sie auch hier.“ „Nein, sie studiert Kunstgeschichte in München.“ „Was machen deine anderen Geschwister.“ „Leon und Momo spielen Fußball, Leon in der 2. von Wolfsburg und Momo spielt in Leipzig. Lara und Kai sind noch in der Schule, spielen aber auch Fußball. Beide sind auf der Sportschule in Jena.“ „Fußball ist ein großes Thema bei euch, warum hast du nicht gespielt.“ „Oh, ganz früher bis ich 15 war hab ich auch Fußball gespielt, aber bei uns gab es große Unstimmigkeiten im Team, weshalb ich ausgetreten bin und nur noch Handball gespielt habe. Ich bin zum THC gewechselt und hab bis ich 21 war dort gespielt.“ „Dann sind deine Pflegeeltern doch bestimmt Trainer oder so was, wenn ihr alle so im Sport seid.“ „Ja, ich sage immer dass unser Talent der Grund war, warum wir von ihnen aufgenommen wurden. Vanessa war die Ausnahme, sie macht die Statistik kaputt.“ Sie grinste breit. „Aber in Potsdam warst du alleine.“ „Ja, eigentlich wollte Kai und Lara auch mit, aber beide waren zu dem Zeitpunkt mit Jena im Trainingslager.“ „Muss bestimmt cool gewesen sein, mit so vielen Geschwistern aufgewachsen zu sein.“ „Es…“ Sie stockte und ihre Nervosität kam zurück. „Cool wäre das falsche Wort. Wenn du im System lebst, dann bist du natürlich froh ein Zuhause zu haben, wo du etwas zu essen und zu trinken bekommst.“ „Seit wann bist du im System.“ „Josi, das reicht. Du musst ihr nicht antworten.“ Ich legte meinen Arm auf ihren und ich merkte sofort wie sie ruhiger wurde und sich leicht entspannte. „Es ist nur ungewohnt darüber zu reden, das ist alles. Schon seit meiner Geburt. Ich kenne meine Eltern nicht.“ „Oh, dass tut mir leid.“ Sie lächelte traurig zu uns. „Deshalb die Geschichten. In ihnen kann ich mir Menschen schreiben, wie ich sie gerne gehabt hätte.“ „Und wie lief dein Treffen.“ Ich sah sie interessiert an. „Gut, Liam muss es natürlich erst lesen, aber ich hoffe auf das Beste.“ „Liam, von dessen Telefon du angerufen hast.“ Sie lachte auf. „Ja, er ist ein guter Freund.“ In mir fühlte ich eine Erleichterung, die mir selbst Angst machte. „Aber du hast einen Freund oder. Ich meine mit deinem aussehen.“ Sie wurde etwas rot um die Wangen, was total süß war. „Ähm danke, aber nein. Ich bin Single und das wird sich wohl auch so schnell nicht ändern.“ „Erzähl nicht, Kinderbuchautorin und heiß, warum stehen die Leute nicht Schlange.“ „Es ist jetzt nicht so als würde ich viel raus gehen und mich mit Leuten treffen. Das war schon früher nicht mein Ding. Ich bin Einzelgänger und um das zu ändern bräuchte ich schon viel Glück, das ich jemanden finden würde der mich mögen könnte.“ Sie trank ihren Cappuccino aus und kramte dann durch ihre Tasche. Unter dem Tisch nahm ich einen Tritt von Josi entgegen. Aua, formte ich mit meinen Lippen zu ihr. Na los. Auch sie formte die Worte nur mit ihren Lippen und zeigte auf sie. „Wie gesagt, echt nett für das Gespräch, aber ich sollte langsam los. Sonst muss ich noch eine Stunde auf den nächsten Zug warten.“ „Warte.“ Meine Stimme war etwas zu hoch, aber es war mir egal. Franzi ihre grünen Augen trafen meine und ich sah einen kleinen Schimmer in ihnen. Ob es jetzt mehr der fragende oder der verwirrte Blick war, aber Josi versuchte mir zu helfen. „Ich bin gleich wieder zurück.“ Oder eben doch keine Hilfe. „Ähm, ja.“ Sie zog ihr Portemonnaie heraus, welches sehr verdächtig nach einem Kellnerportemonnaie ist. „Was machst du in den nächsten Tagen?“ „Arbeiten.“ „Oh.“ Die Enttäuschung konnte ich nicht zurückhalten. „Naja, ich muss ja nicht komplett arbeiten, warum?“ „Wie viel hast du schon von hier gesehen.“ „Noch nicht wirklich viel. Mein Orientierungssinn ist jetzt nicht so gut.“ „Hättest du Lust, dass ich dir die Umgebung zeige.“ „Du.“ Sie stockte und ich nickte zögerlich. Dumme Idee Kessi, warum sollte sie ja sagen. „Hast du nicht so viel zu tun. Außerdem besuchst du ja deine Eltern, ich will da nicht deine Zeit nehmen.“ „Ach das wäre ok. Meine Eltern müssen sowieso arbeiten, weshalb ich die Zeit hier als Urlaub sehe und es sollte Spaß machen einige Sachen zu besuchen, wo ich schon Jahrelang nicht mehr war.“ Ich merkte dass sie zögerte, aber nicht abgeneigt schien. „Ok, an was hast du gedacht.“ „Das ist eine Überraschung. Wie wäre es mit morgen.“ „Du musst wissen, ich mag nicht wirklich Überraschungen, aber ok. Morgen sollte gehen.“ „Toll, wäre 10 Uhr ok.“ Sie nickte. „Ja, da sollte ich munter sein.“ Ich grinste sie an. „Kann ich deine Nummer haben.“ Ich versuchte meine Aufregung zu Kaschieren, aber innerlich freute ich mich gerade tierisch. Kessi, du bist doch noch nicht ganz so eingerostet. „Ja, klar.“ Sie tippte auf ihrem Telefon herum und ich speicherte ihre Nummer ein. „Soll ich dich abholen, dann fahre ich uns an den Ort.“ „Ich meine wenn es keine Umstände bereitet.“ „Kein Problem, schreibe mir einfach wo du wohnst und ich komm dann morgen gegen 10 Uhr vorbei.“ „Gut ok. Bekomme ich einen kleinen Tipp.“ Grinsend lehnte ich mich zurück. „Zieh dich warm an und festes Schuhwerk.“ „Sag aber nicht wir gehen Wandern. Ich bin sehr tollpatschig, ich sag es gleich.“ Lachend schüttelte ich den Kopf. „Nein, aber ich werde es mir merken.“ „Ok, gut. Dann sehe ich dich morgen.“ Sie winkte einer Kellnerin zu uns. Ich war so im Gedanken dass ich das Gespräch nicht mitbekam. „Was hab ich verpasst?“ „Nichts, aber ich muss jetzt los. Hat mich gefreut euch wiederzusehen.“ „Ja, bis morgen.“ Sie nickte und ging davon. „Ok, was hab ich verpasst. Hast du deine Chance genutzt.“ „Jep, ich sehe sie morgen wieder.“ „Das ist doch super. Was planst du für euer Date?“ „Naja, Date würde ich es jetzt nicht nennen, aber es ist ein Anfang.“ „Und du sagst, du empfindest nichts für sie.“ Josi lachte auf und schubste mich leicht. „Ja, na gut. Ich finde sie schon etwas süß.“ „Gut, dann ist ja meine Arbeit getan. Ich muss nämlich los und meine Mutter abholen.“ „Ja, lass mich kurz noch bezahlen.“ Ich winkte die Kellnerin herbei. „Wir würden gerne bezahlen.“ „Oh, das hat die andere Dame doch schon gemacht.“ „Echt.“ Überrascht sahen Josi und ich uns an. „Ja, sie war sehr großzügig.“ Damit lief sie zum nächsten Tisch. „Wow, ok gut für uns.“ „Das hätte sie nicht machen müssen.“ „Stimmt, aber dafür gibt es Pluspunkte.“ Josi stand grinsend auf und auch ich folgte Augenverdrehend. „Ok, du schreibst mir wie dein Nicht-Date ausgegangen ist.“ „Das überlege ich mir noch.“ „Na warte.“ Ich wich ihr aus und lief dann in die andere Richtung. Noch hatte ich eine Sache die ich machen wollte. „Guten Tag, kann ich ihnen behilflich sein?“ Eine Verkäuferin nahm mich schon an der Tür im Empfang. „Nein, danke ich weiß schon wo ich hin muss.“ Sie nickte und ich lief Schnur Stracks in die Kinderabteilung. Zuerst musste ich etwas suchen, aber dann fand ich die beiden Bücher. Franzi Landgraf. Mit beiden Büchern bewaffnet lief ich an die Kasse. „Da haben sie Glück das wir erst gestern Nachschub bekommen haben. Ihre Bücher gehen so schnell weg. Demnächst ist auch wieder eine Signierstunde hier bei uns angesetzt.“ „Wirklich, gut zu wissen.“ „Ja, ich hoffe wirklich sie veröffentlicht auch bald Bücher für Erwachsene. Ihr Schreibstil ist wirklich sehr gut.“ „Wer weiß.“ Ich gab ihr das Geld und nahm die Bücher dann mit nach draußen. Schon auf dem Weg zu meinem Auto, konnte ich einen Blick hinein nicht unterdrücken.


„Nadine, Schatz du bist zurück.“ Mein Vater empfing mich schon im Flur. „Ja, du weißt ja, wenn Josi und ich einmal anfangen mit quatschen.“ „Ach ja, nach all den Jahren ändert sich da jetzt auch nichts mehr dran.“ Er lächelte mich an und sah dann nach unten. „Du hast neue Leselektüre mitgebracht.“ „Nicht ganz.“ Fragend nahm er mir beide Bücher ab. „Sind die für Theo oder warum kaufst du Kinderbücher. Muss ich da was wissen.“ „Nein, ich bin nicht schwanger. Ich hab die Autorin kennengelernt und war neugierig.“ „Aha.“ Er grinste mich an. „Zeig mal her.“ Schon hatte er sich eins geschnappt und war damit im Wohnzimmer verschwanden. „Was, Pa?“ Er saß auf der Couch und las den Biographie Abschnitt von Franzi. „Franzi Landgraf, geboren 7. April 1996…“ Ich schlug selbst die Seite in meinem Buch auf und las den Eintrag. Es stand nicht viel da, aber sie erzählte von ihrem Traum, Kinder zu inspirieren und ihnen eine Stimme zu geben. „Sie klingt nett, wie hast du sie kennengelernt.“ Lachend erzählte ich ihm von unserem Treffen. „Mhm, also was machst du morgen.“ „Naja, eine gute Frage.“ Mein Vater sah mich grinsend an. „Weißt du was, ich hab eine super Idee.“ „Aha und welche.“ „Wie wäre es mit dem Zoo.“ „Der Zoo.“ Verwirrt sah ich ihn an. „Ja, der ist nicht nur für Kinder.“ „Ich weiß nicht.“ „Na komm, im Zoo kann man viel erleben, du mochtest die Ausflüge immer.“ „Ja schon, aber da war ich 7.“ „Du sagst sie war ein Pflegekind. Wie groß sind die Chancen das ihre Eltern mit ihr in einem waren.“ „Ok, ist ja gut. Also der Zoo.“ „Geht doch. Denk dran 15 Uhr ist die Greifen Show.“ Damit war er in der Küche verschwunden und ich schüttelte den Kopf.


Franzi



Als ich eine Stunde später bei mir daheim ankam, wusste ich immer noch nicht, was ich von dem heutigen Tag halten sollte. Ich zog meine Jacke aus und trat in mein Wohnzimmer. Meine Wohnung hatte nicht viel, eine Couch, ein Kleiderschrank, und hinten im Raum stand mein Schreibtisch, mit meinem Laptop. Ich ließ mich auf die Couch fallen und sah auf mein Handy. Das gebrauchte IPhone zeigte schon große Verschleißerscheinungen auf, wenn man die Schutzkappe abmachte. Trotz meiner Bücher und meiner Zeit beim THC und den Erfolgen hatte ich nicht sehr viel Geld. Im Monat reichte es gerade so mit der Miete und etwas zu Essen. Das meiste Geld von den ersten beiden Büchern musste ich meinen Pflegeeltern überweisen, da ich dort noch Schulden hatte und der Rest ging für die wenigen Möbel hier drauf. Ich hoffe wirklich das Liam das Buch gefällt, denn sonst könnte es bald wirklich eng werden mit dem Geld. Neben meinem Schreiben arbeite ich noch in einem Restaurant und bekomme so wenigstens etwas Geld in mein Portemonnaie. Der Ausflug morgen mit Nadine könnte mich einiges an erspartem kosten, aber dann muss ich halt einige Schichten bei John mehr einlegen. Ich zog eins meiner Kissen näher an mich und seufzte auf. Die Uhr zeigte 17 Uhr an, ich sollte mich langsam umziehen. In einer Stunde muss ich im Restaurant sein. Na los, auf in den Kampf.

Hier im Restaurant war noch nicht viel los. Das kann sich aber in einer halben Stunde schon Schlagartig geändert haben. „Franzi, na wie war dein Tag.“ Melissa stand lächelnd neben mir. „Ganz ok. Ich hab Liam mein neues Buch gegeben.“ „Und was denkt er?“ Ich zuckte die Schultern. „Du weißt das dauert ein paar Tage.“ „Er wird es lieben, so wie die anderen beiden. Jason liebt deine Bücher und freut sich schon auf ein Neues von dir.“ „Gut zu hören.“ „Franzi.“ Ich sah auf, als John vor mir stand. „Ja.“ „Kannst du kurz mitkommen.“ „Ja, klar.“ Ich folgte ihm in sein Büro. „Setz dich.“ Er seufzte auf und ich wusste schon, dass jetzt nichts Gutes kommen kann. „Bitte mach das nicht.“ „Es tut mir leid, aber ich kann dich nicht weiter bei mir beschäftigen.“ „Aber warum nicht. Ich mache doch meine Arbeit und guten Umsatz.“ „Ich weiß und du weißt wenn es nach mir ginge, dann würde ich dich nicht Feuern, aber Jeffrey hat etwas dagegen. Er will keine Kriminellen hier haben.“ „Aber diese Sache ist doch schon 13 Jahre her.“ „Ich weiß und ich kenne die Gründe dafür, aber du kennst ihn.“ Ich nickte und seufzte auf. „Also kann ich heute keine Schicht mehr machen.“ „Leider nicht, aber ich werde dir dein Scheck zuschicken.“ „Danke John.“ „Es tut mir wirklich leid.“ Ich nickte enttäuschend. „Ja, ich weiß.“ Mit hängendem Kopf verließ ich sein Büro und traf auf Melissa. „Was ist los?“ „Du musst dir leider jemanden neues Suchen, der auf deine Tische schaut.“ „Nein, sag sowas nicht. Ich rede mit John.“ „Nein, lass es. Es kommt von Jeffrey. Ist schon ok.“ „Aber du brauchst das Geld hier.“ „Ich werde schon etwas Neues finden und solange muss ich halt schauen wie es wird.“ Sie nahm mich in den Arm. „Ach Schatz, lass den Kopf nicht hängen.“ Lächelnd ging ich nach draußen. Super und was mache ich jetzt. Auf dem Weg nachhause sah ich wie eine ältere Frau die Straße mir entgegen kam, als ein Typ sie von hinten rammte und ihr die Handtasche klaute. Er rannte auf mich zu. Zuerst war ich komplett überfordert mit der Situation, aber in dem Moment als er vor mir stand, reagierte ich nur. „Lass die Handtasche los.“ „Ach Mädchen, du solltest lernen dich nicht in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen.“ Er holte aus, aber ich war schneller. Ich wich aus und rammt ihm mein Körper in den Magen. Er verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Dabei fiel ich mit ihm zu Boden. „Du Bitch.“ Er schlug mich und ich bekam den Schlag an die Schläfe und alles drehte sich. Einige Stimmen kamen von weiter weg und er stand auf, dabei griff ich aber nach der Tasche und legte mich drauf. „Schlampe.“ Er trat mir in die Seite, bevor er davon rannte. Vor Schmerzen krümmte ich mich. „Oh, Kind ich ruf dir ein Krankenwagen.“ „Nicht.“ „Was natürlich.“ Sie nahm ihre Tasche und suchte ihr Telefon. „Kein Krankenwagen. Ich bin nicht versichert.“ „Ach Schatz, aber das muss sich jemand ansehen.“ „Ist schon ok. Ich komme zurecht. Nehmen sie einfach ihre Tasche.“ Langsam versuchte ich mich aufzustützen, dabei spürte ich meine Rippen, die scheinbar ganz schön was abbekommen haben müssen. „Kind, lass dir helfen.“ Vorsichtig half sie mir hoch und ich stützte mich an die Wand. „So geht das nicht. Kann ich jemanden Anrufen. Deine Eltern, einen Freund.“ „Nein, es gibt niemanden.“ Sie schüttelte nur den Kopf und nahm ihr Telefon heraus. „Ich rufe meine Tochter an. Du kommst zu uns und ich versorge deine Wunden. Ich bin Krankenschwester, also keine Wiederreden.“ „Ok.“ Sie nickte und tippte auf ihrem Telefon herum. „Schatz, könntest du mich abholen.“ Sie nickte und gab unsere Position durch. „Danke.“ Ich strich mir durchs Haar und bemerkte das Blut. Mist. „So, danke erst einmal dafür dass du meine Tasche gerettet hast.“ „Kein Problem. Wenigstens ein was gutes was der heutige Abend gebracht hat.“ „Warum?“ „Ich bin gerade gefeuert wurden.“ „Ach du arme. Weshalb das denn?“ „Als ich klein war, hab ich etwas Dummes gemacht und mein Chef hat das als Ausrede genommen mir die Stelle zu kündigen.“ „Das ist kein Grund, solange du deine Arbeit gut machst.“ „Ja, aber jetzt ist es halt so. Ohne den Job werde ich meine Miete nicht bezahlen können und dann naja.“ Ich zuckte meine Schultern. „So schlimm.“ „Ich muss sehen, ob ich was Neues finde. Irgendwie werde ich schon durchkommen.“ „Nicht den Kopf hängen lassen. Du hast ein gutes Herz, ich denke jeder sollte sich Glücklich schätzen dich bei sich arbeiten zu lassen.“ „Ja, ich hoffe es.“ Ich stellte mich etwas weiter auf und musste keuchen, als meine Rippen schmerzten. „Ich würde das trotzdem gerne von einem Arzt untersuchen lassen.“ „Das geht nicht.“ „Ja ich weiß, aber ich kenne einen Freund der Familie, der würde sich das auch nur so ansehen. Keine Kosten.“ „Warum machen sie das? Sie kennen mich doch gar nicht.“ „Stimmt, aber du hast mir geholfen und du siehst mir so aus, als könntest du Hilfe gebrauchen. Ich möchte nichts dafür, sondern nur helfen.“ Ihre Augen sahen mich beruhigend an und ich seufzte auf. „Ok.“ „Wunderbar. Wie heißt du?“ „Franzi.“ „Schön dich kennenzulernen.“ „Mein Name ist Monika Keßler, aber du kannst mich Moni nennen.“ „Sehr erfreut.“ Ich reichte ihr meine Hand und sie nahm sie grinsend. 10 Minuten später fuhr ein Auto vor und Moni ging darauf zu. „Ma, was ist passiert?“ „Schatz, das erkläre ich dir im Auto. Warte kurz.“ Sie half mir ins Auto und schnallte mich an. Ich hatte den Kopf gesenkt und schloss die Augen. „Was ist passiert? Soll ich ins Krankenhaus fahren.“ „Nein, fahr uns nachhause.“ „Warte Nachhause.“ „Ja, sagte ich doch.“



Kessi


Fragend sah ich zuerst nach hinten, aber durch die Dunkelheit konnte ich die Person nicht ganz erkennen. „Schatz, fahr bitte. Ich muss kurz Telefonieren.“ „Ok.“ Zögerlich fuhr ich nachhause. „Ben, hi.“ „Ja, mir geht es gut. Könntest du bei uns daheim vorbei kommen, ich hätte da jemanden den du dir ansehen müsstest.“ „…“ „Ich rufe dich an, weil ich eben nicht ins Krankenhaus mit dem jenigen möchte.“ „…“ Ich sah fragend zu meiner Mutter, die die Augen verdrehte. „Danke, bis gleich.“ Sie legte auf. „Ok, was ist passiert?“ „Gut, ich war auf dem Weg zur Busstation, als man mir meine Handtasche klaute.“ „Warte was?“ „Ja, auf jedenfall ist die junge Frau dazwischen und hat diesen Typen aufgehalten. Dabei wurde sie verletzt und ich möchte ihr helfen.“ „Aber warum bringen wir sie dann nicht ins Krankenhaus.“ „Kein Krankenhaus.“ Ein flüstern kam von hinten. „Sie ist nicht versichert und hat gerade ihren Job verloren. Mir ist es lieber ich untersuche sie, als wenn ich sie in diesem Zustand gehen gelassen hätte.“ Verstehend nickte ich. „Ok, ich verstehe. Dir geht es aber gut.“ „Ja, mir ist nichts weiter passiert.“ Sie winkte ab und ich fuhr die kurze Strecke zu meinem Elternhaus zurück. Dort angekommen, hielt ich an und meine Mum stieg aus. Schnell schnallte ich mich ab und ging um das Auto herum. „So ganz vorsichtig.“ Ma half ihr heraus und ihre Beine knickten weg, so dass ich meinen Arm um sie legte und sie auffing. „Hab dich.“ Langsam liefen wir zum Haus, wo Pa schon die Tür öffnete. „Moni, was wird das hier.“ „Später.“ Im Haus angekommen legten wir sie vorsichtig auf die Couch. „Nicht, ich will die Couch nicht einsauen.“ „Ach Schatz, das ist unser kleinstes Problem.“ Erst jetzt im Licht sah ich mir die junge Frau genauer an und erkannte sie. „Franzi?“ „Du kennst sie.“ „Kess.“ Meine Mum sah von mir zu ihr. „Warte das ist sie?“ Papa sah mich fragend an. „Hab ich was verpasst.“ Meine Mum sah uns beide fragend an. „Später. Was ist passiert?“ Ein Klingeln unterbrach ihn. „Das muss Ben sein.“ Schon war Mum verschwunden und ich kniete mich neben Franzi. „Hey, was machst du für Sachen.“ „Tia, scheinbar wird mein Abend doch besser als gedacht.“ „Was meinst du?“ „Na ich sehe dich wieder, du bist wunderschön.“ Ich grinste sie an und legte eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht heraus. „Du hast eindeutig eine Gehirnerschütterung.“ „Denkst du.“ „Jep.“ „Ok.“ „So, wo ist mein Patient.“ Benjamin Schuchert, ein Freund der Familie und Arzt kam herein. „Ah ich sehe schon. Was ist passiert?“ Er wedelte mich zur Seite und setzte sich neben sie. „Sie wurde geschlagen und getreten, als sie versuchte den Typen aufzuhalten, der meine Tasche stehlen wollte.“ „Was?“ Ben und mein Vater sahen meine Mutter geschockt an. „Ja, also kannst du sie untersuchen.“ „Kann ich. Geht es dir gut.“ „Ja, mach schon.“ „Ist ja gut.“ Zuerst öffnete er seinen Arztkoffer und desinfizierte ihre Kopfverletzung an der Stirn. Er kontrollierte ihre Pupillen und fragte sie einfache Sachen. „Welchen Tag haben wir heute?“ „Montag.“ „Was hatten sie zum Mittag?“ „Nichts.“ „Zum Abendessen.“ „Auch noch nichts.“ „Nicht sehr gesund.“ „Ich werde es mir merken.“ „Wann sind sie geboren.“ „7. April.“ „Gut, sie haben eine leichte Gehirnerschütterung.“ „Schau nach ihren Rippen.“ Bei Mum ihren Worten sah ich kurz auf. „Wäre es ok, wenn ich ihre Jacke ausziehe.“ Sie nickte und wollte helfen, fühlte aber schmerzen. „Nicht, ich mache das.“ Vorsichtig zog er die Jacke aus. „Das Hemd muss leider auch aus.“ Sie nickte und er zog es aus. Darunter kam sehr viel Haut zum Vorschein. Ich wollte nicht starren, aber meine Augen blieben auf ihr. Ihr Körper schien abgemagert, als hätte sie in letzter Zeit nichts gegessen. Die rechte Seite war blau und zeigte schnell, wo die Schmerzen lagen. Ben tastete die Stelle vorsichtig ab, aber schon bei der ersten Berührung zuckte sie zusammen. „Ben.“ Die Stimme von meiner Mutter war Warnend. „Ja, ich versuche ja schon vorsichtig zu sein.“ „Ist schon ok, Doc.“ Franzi flüsterte nur, riss sich aber zusammen. Nach dem Abtasten sah er auf. „Es ist nichts gebrochen, was ein Wunder zu scheinen ist. Wann haben sie das letzte Mal was Richtiges gegessen.“ „Mir geht es gut.“ „Nein tut es nicht. Ihr Körper ist geschwächt.“ „Mit etwas ruhe, wird das schon.“ Er schüttelte den Kopf, ließ sie aber. „Ich werde es einreiben und dir etwas von der Salbe und Verbandszeug geben. Zweimal täglich und das für die nächste Woche.“ „Ok, danke Doc.“ Er nickte und fing an die Stelle langsam einzureiben. Nachdem der Verband um ihren Körper gewickelt wurde, half er ihr wieder in das Hemd. „So, Bettruhe und keine Überanstrengung.“ Sie nickte. „Versprochen.“ „Keine Angst, ich werde mich darum kümmern.“ Meine Mutter sah zu ihm und dann zu Franzi. „Was heißt das?“ „Das, mein Kind heißt, du wirst die nächsten Tage hier wohnen. Keine Wiederrede und dann sehen wir weiter.“ „Ich kann nicht hier bleiben. Sie wissen ich muss mir Arbeit suchen und …“ „Und gesund werden ist deine erste Priorität. Jetzt werde ich uns etwas zum Abend kochen.“ Meine Mum verschwand und ich musste mir ein grinsen verkneifen. Das war so typisch Mum. „Ok, ich werde dann mal gehen. Wenn sie noch eine Weile hier ist, kann ich ja noch einmal vorbei schauen und nach ihr sehen.“ „Danke Ben.“ Mein Vater gab ihm die Hand und begleitete ihn nach draußen. „Wie geht es dir?“ Ich setzte mich besorgt neben sie. „Etwas erschlagen, aber solange ich mich nicht bewege geht es.“ „Das war unverantwortlich.“ „Was, ich wollte nur helfen.“ „Und dafür bin ich dir auch dankbar, aber dieser Typ hätte dich noch viel Schlimmer verletzen können.“ „Höre ich da Sorge heraus.“ „Natürlich, immerhin hatten wir morgen etwas vor.“ „Stimmt, entschuldige.“ Lächelnd strich ich ihr erneut über das Haar. „Beim nächsten Mal, werde ich mich besser verteidigen.“ „Verspreche mir, dass es kein nächstes Mal gibt.“ „Du weißt das kann ich nicht. Ich bin einer dieser Personen der immer helfen will.“ „Dann denk wenigstens daran, dass dich noch andere Leute brauchen.“ „Ok, das kann ich machen.“ Sie legte ihren Kopf etwas zurück und ihr Blick fiel auf den Tisch vor uns. „Du hast sie gekauft.“ Lächelnd sah ich zu ihren Büchern. „Ja, ich bin erst bis zur Hälfte gekommen bei dem ersten, aber es ist echt gut.“ „Danke.“ Sie schloss ihre Augen und ich merkte wie erschöpft sie ist. „Ruh dich aus. Ich weck dich, wenn es essen gibt.“ „Ok.“ Vorsichtig legte ich ihr eine Decke über und stand auf. Ein paar Minuten beobachtete ich sie noch, bevor ich in die Küche zu meinen Eltern lief. „Und dir geht es wirklich gut.“ „Ich sag doch, bei mir ist nichts. Er kam von hinten, schnappte sich meine Tasche und rannte davon. Direkt auf Franzi zu.“ „Es war echt mutig von ihr, sich ihm gegenüber zu stellen.“ „Ja, zuerst schien alles gut, aber als beide zu Boden gingen und er sie schlug, da dachte ich, jetzt ist es vorbei. Aber sie gab nicht auf. Warf sich auf die Tasche und gab ihm keine Chance. Er trat noch zweimal nach, bevor er davon rannte.“ „Hast du ihn gesehen. Wir können Anzeige erstatten.“ „Nein, alles ging so schnell.“ „Ich bin nur froh, dass du sie nicht gehen lassen hast.“ „Wie kommt es, das du sie kennst, Schatz.“ „Das ist eine gute Story.“ Papa setzte sich neben mich. „Aha, lass hören.“ Meine Mum kochte, während ich ihr von unserem Treffen erzählte. „Aber wenn du sagst sie ist Kinderbuchautorin, wie kann es sein das sie ihren Job verloren und kein Geld für die Miete hat.“ Ich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht hatte sie Schulden oder die Miete ist so teuer.“ „Nein, ich glaube da steckt mehr dahinter. Ihr habt doch ihren Körper gesehen. Der ist total abgemagert. Das kommt nicht von ein paar Wochen. Das muss schon länger so gehen.“ Sie rührte nachdenklich in der Soße. „Wie lange hast du vor, sie hier zu behalten.“ „Ein paar Tage, vielleicht eine Woche. Sie kann in Yvonne ihrem Zimmer schlafen.“ „Kessi du kannst dich ja um sie kümmern.“ „Ich meine, ja kann ich. Bis nächste Woche bin ich eh noch hier.“ „Gut, dann ist das ja geklärt. Deckt ihr den Tisch.“ Papa und ich standen auf und deckten alles ein, danach ging ich ins Wohnzimmer. Franzi lag mittlerweile auf der Couch, schien aber nicht sehr bequem zu liegen. „Hey, aufwachen. Zeit für das Abendessen.“ Es dauerte etwas, bis sie ganz hier war, was ganz süß aussah. „Mhm.“ „Abendessen.“ „Oh, ok.“ Ich half ihr vorsichtig auf, bei dem sie trotzdem etwas keuchen musste. „Geht’s?“ „Ja, irgendwie. Kann ich kurz euer Badezimmer benutzten.“ „Ja, klar. Denk dran du wohnst jetzt auch hier. Wenn auch nur für ein paar Tage.“ Ich zeigte ihr das untere Bad, bevor ich in die Küche lief.


Franzi

Noch etwas Müde schloss ich die Tür und sah mich zuerst einmal um. Zuerst ging ich auf Toilette, bevor ich mir meine Hände wusch und dann das Blut was noch in meinem Gesicht war, entfernte. Danach strich ich mein kurzes Haar nach hinten und seufzte bei meinem Anblick. Meine Wange war etwas geschwollen und man sah die Müdigkeit in meinen Augen. „Na dann wollen wir mal.“ Ich trat aus dem Badezimmer und zog zuerst meine Schuhe aus. Nicht dass ich hier noch mehr dreckig mache. Dann lief ich in Richtung Küche. Dort saßen schon alle am Tisch. „Entschuldigung, dass ich zu spät bin.“ „Ist ok. Setz dich. Was möchtest du trinken. Wasser, Saft, Sprite.“ „Wasser, ist ok.“ „Bist du sicher.“ „Ja, alles gut.“ Ich nahm die Flasche und schenkte mir ein. Danach sah ich zu, wie sich jeder nahm. Zuletzt nahm ich einen kleinen Löffel Spaghetti und einen Klecks Soße. „Du kannst ruhig nehmen, so schnell wird das nicht leer.“ Moni machte mir noch je einen Löffel auf den Teller, weshalb ich sie groß ansah. „Wer soll das alles essen.“ Kessi versuchte ihr grinsen hinter ihrer Gabel zu verstecken. „Du natürlich.“ Damit begannen alle mit essen. Um nicht unhöflich zu sein, aß ich die Portion. Zwar langsam, aber ich aß sie auf. Danach war mir zwar etwas schlecht, aber ich war satt. „So, du bist also Kinderbuchautorin.“ Ich nickte und sah fragend zu Moni. „Wie kommt es, dass wenn du deine Bücher verkaufst, du nicht genug Geld hast, für zu Essen oder deiner Miete.“ Verlegen sah ich nach unten. „Das meiste was für die ersten beiden Bücher rein kam, ging an meine Pflegeeltern, für mein Studium und für all die Jahre die ich dort gelebt habe. Der Rest ging für die Kaution und meine wenigen Möbel drauf.“ „Warte deine Pflegeeltern wollten Geld von dir, weil du bei ihnen gelebt hast.“ Ich zuckte die Schultern. „Ja, da ich meine Sportkarriere an den Nagel gehängt habe und somit kein Gewinn für sie brachte, musste ich ihnen Entschädigung zahlen.“ „Das ist ja nicht zu glauben.“ Moni schien regelrecht erzürnt darüber, was mich überraschte. „Ich meine es ging bis jetzt, aber da ich von meinem Boss im Restaurant gekündigt wurde, fehlt mir halt jetzt da mein Einkommen. Weshalb ich mich bald darum kümmern muss.“ „Keine Sorge, da wird sich schon etwas finden.“ Als sie aufstand und die Teller abräumen wollte, stand ich schnell auch auf und wollte helfen. „Nein, du bleibst sitzen. Du bist Gast.“ „Aber ich…“ „Wiederrede bringt bei ihr nichts.“ Kessi grinste mich an und half ihrer Mutter beim Abräumen. So saß ich mit Herrn Keßler am Tisch. „So, du bist also ein Fan von meiner Tochter.“ Bei seinem Blick wurde ich nervös. „Ich meine ihr Talent für den Fußball und auch jetzt ihr Engagement für den Frauenfußball voran zu gehen, fand ich schon immer bewundernswert. Damit meine ich aber nicht, ihrer Tochter näher zu kommen oder etwas.“ Schnell versuchte ich mich irgendwie aus der Klemme zu ziehen, aber er lachte nur. „Ich mag dich. Nenn mich Jan.“ Er hielt mir seine Hand hin, die ich etwas nervös nahm. „Also war das ein Test.“ „Jep, den du bestanden hast. Was zwischen meiner Tochter und dir ist und streite es nicht ab, ich sehe eure Blicke, ist ganz allein euer Ding, aber verletzt du sie, dann bekommst du es mit mir zu tun.“ Ich schluckte und nickte. „Verstanden.“ „Wunderbar.“ „Was haben wir verpasst.“ Kessi und ihre Mum kamen wieder zu uns. „Nichts.“ Jan und ich sprachen gleichzeitig. „Ich hab gerade mit Nadine gesprochen, sie wird dir dein Zimmer zeigen. Du wirst in dem Zimmer unserer jüngeren Tochter Yvonne schlafen, da das Gästezimmer noch renoviert wird.“ „Ok, danke.“ „Komm ich zeig es dir.“ Kessi half mir hoch und führte mich aus dem Zimmer. „Ist wirklich alles ok. Mein Vater hat doch nichts Dummes gemacht oder?“ „Nein, alles gut.“ Sie führte mich nach oben und öffnete die zweite Tür rechts. „Das wäre dein Zimmer, erschreck nicht aber Yvy ihr Zimmer ist etwas voll.“ Als ich eintrat, sah ich was sie meinte. Hier standen noch Spielsachen für Kinder, Wickelzeug und ganz viele Bücher. „Ja, ich sehe schon.“ „Ich kann etwas auch in mein Zimmer stellen, dann hast etwas mehr Platz.“ „Nein ist ok. Das stört mich nicht.“ „Ich bring dir ein paar Klamotten von mir, dann kannst du dich umziehen.“ „Danke.“ Sie lächelte mich an, bevor sie in das Zimmer mir gegenüber verschwand. Ich sah mich etwas um und als mein Blick auf die Bilder fiel, sah ich eine Frau mit blonden Haaren und einem Mann mit braunen Augen. Das Foto wurde an einem Strand gemacht. Beide strahlten in die Kamera, total verliebt. Daneben stand ein Bild von einem kleinen Jungen. Er spielte mit einem Fußball und hatte ein Keßler Trikot an. „Das ist mein Patenkind. Theo.“ Ich zuckte etwas zusammen, als ich Kessi ihre Stimme hörte. „Sorry, ich leg dir die Sachen aufs Bett. Sie könnten dir etwas zu groß sein.“ „Das ist ok. Danke.“ „Ich lass dich etwas ausruhen. Wenn etwas ist, mein Zimmer ist gegenüber und das Badezimmer links neben dir.“ Ich nickte. „Ok.“ „Schlaf gut.“ Ihre Hand streifte meine Schulter, bevor sie mich hier alleine ließ. Ich setzte mich aufs Bett und seufzte auf. Langsam zog ich mein Hemd aus und dann meine Hose. Ich schnappte mir ein Top von Kessi und zog es mir über den Kopf. Einmal fertig schnappte ich mir eine Jogginghose. Diese musste ich schon etwas zu schnüren, da sie sonst über meine Hüften gerutscht wären. Ich legte mich aufs Bett zurück und versuchte mich halbwegs Schmerzfrei zu legen. Einmal halbwegs gelegt, schloss ich die Augen und versuchte zu schlafen. Meine Erschöpfung machte das einfach und ich fiel in einen Traumlosen Schlaf.
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