Origami Wunderland
von BonelessBlanket
Kurzbeschreibung
Drei Typen (‘ne hohle Blonde, ein haariger Biker und ein schmieriger Geschäftsmann Schrägstrich Dealer mit wahrscheinlichen Kontakten zum organisierten Verbrechen), die’s irgendwie in eine wunderlich abstrakte Papierwelt verschlagen hat.
KurzgeschichteAllgemein / P18 / Gen
05.05.2019
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5
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05.05.2019
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Obacht: Entjungferung!
Blondchens Anwesenheit hatte einen signifikanten Vorteil: Potentielle Gefahrenquellen mit Reißzähnen, Klauen, Stacheln, Krallen oder Tentakeln (wahlweise auch kombiniert, mit und ohne Gift, aber immer höchst unangenehm), schossen sich bei Augenkontakt sogleich auf Madame ein.
Zeit genug für Ben, die Windrichtung mit feuchtem Zeigefinger zu kontrollieren, dass die geschleuderte Keule auch ja punktgenau Schädelknacker spielte.
Gerne hätte ich ihn nach seiner etwaigen Teilnahme bei den Highland Games gefragt, jedoch: mein Selbsterhaltungstrieb warf gleichfalls 'ne Keule und brachte mich also zur Raison.
Bis Ben Madame den Knackarsch gerettet (pures Versehen) jedenfalls, hockte ich hinterm nächstgelegenen Papierbusch und schaute zu. War's ein Gestrüpp ganz aus Zeitungspapier, frohlockte ich.
Leider war auch dieser unmöglichen Welt eine Form der BILD nicht fremd.
Weniger Frohlocken, mehr Toilettenpapier basteln.
Freilich hatte Blondchen auch einen Namen.
Ihn im Gedächtnis zu behalten fiel mir ja gar nicht ein.
Störte die Braut nicht. So sie nicht um ihr Leben stöckelte, kreischte, mit den Armen fuchtelte; kämmte sie ihr gülden Haar, schwallte unentwegt eine hanebüchene Story von einem Verlobten mit »... megamäßig geil viel fetter Kohle!« und erging sich im Übrigen ganz in allen nur erdenklichen Elementen der eigenen Körperpflege.
Ben: »Alter, kein Peil, wie die das macht - die sieht immer aus wie geleckt!«
Alter (Ich): »...«
Kapierte er nicht.
Natürlich.
Einmal, da stolperten wir über einen Origamischwan.
Standardviech. Kein Standardpapier. Das Zeug war tatsächlich vergoldet - oder aus Gold.
Ein Tritt und Ben wusste Bescheid.
»Der is Echtgoooold!«, brüllte er, eine Staubwolke hinter sich herziehend und den Schwan auf den Fersen.
»Ach, wie fein, der könnte uns ein Ei legen!«
Blondchen dachte praktisch.
Ich schaute zu wie Ben Fängerles für Fortgeschrittene spielte. Weil, der Schwan, der konnte mächtig rennen. Und fliegen. Und ziemlich fiese Papierpfeile abschießen.
Aus Gold.
»Barbie?«
»Ja?«
»Wie kommt's eigentlich, dass du dich zuweilen so ... äh, komisch ausdrückst?« Kuhglotzen war 'n Scheiß dagegen. Seufz! »Du redest manchmal ziemlich geschwollen, Kleine. Passt irgendwie gar nicht zu dir.« Pause. »Oder so.«
»Hihi«, hihiete sie, das Händchen vor dem Schlauchbötchen. »Tue ich das.«
»Nun, in gewisser Weise ...« Ich kreuzte ihren Blick. Doppel-Seufz! »Ja, Mann, voll!«
»Hihi. Geil.«
Damit war's an mir, blöde zu glotzen. Ich kapierte das Weib nicht!
Aber voll nich, Alda!
»Ben.«
»Grmblpf?«
»Machst du dir eigentlich keinerlei Gedanken darüber, wie wir hierher gekommen sind?«
»Mörpf.«
»Du weißt es?«
»Schrmbl nrgl.«
»Oh. Nun, das muss ... unschön gewesen sein.«
»Humpf!«
»Seltsam, ich kann mich absolut nicht erinnern, wie ich hierher kam ... Na, ich weiß noch, dass ich mit einem Kollegen essen war, recht spät nach Hause kam, sofort ins Bett ging ...«
»Krnz.«
»Nein, ich war nicht betrunken. Ich trinke nicht.«
»Pfff!«
»Ich konsumiere vielleicht in einem nicht ganz gesunden Maße Medikamente, die der Schlafförderung dienlich sein sollen. Das schon.«
»Gnnnrgl!«
»Nun, ich finde nichts Verwerfliches daran!«
»Gnn.«
»Findest du?«
»Gnnnn!«
»Hm. Och. Na, ich weiß ja nicht ... Nein, ich finde, der Knebel sollte bleiben. Sonst schreist du mir am Ende noch das Trommelfell zusammen. Nun sei ein braver kleiner Biker und gib Ruhe. Ich würde heute doch noch ganz gerne zum Abschuss kommen.«
»Grck dkng!«
»Wozu? Ich ficke doch schon dich.«
Biker. Mitunter noch weniger verständlich denn gottergebene Barbienutten.
Dagegen war das Origami-Wunderland doch geradezu ... ähm, öde logisch und begreiflich.
Ben brummelte hinter seinem Knebel, Tränen in den zusammengekniffenen Augen. Seine unfreiwillige Analentjungferung durch 'nen dürren Kerl im Billiganzug schmeckte ihm nicht. Freilich.
Mir schmeckte sein haariger Arsch.
Gar vorzüglich!
Alldieweil Blondchen mit dem Scherenschnitt der monströs gewachsenen Mutantenspinne rang. Hässliches Vieh.
Die Spinne war, Scherenschnitt hin oder her, leider auch nicht viel ansehnlicher.
Auf der Flucht vor einem rachsüchtig eingestimmten Metal-Biker mit Ast in der Pranke (und Sperma im Arsch, harhar), stolperte ich über zwei Karnickel. Die waren schweinchenrosa, aus verstärktem Karton und trieben es justament wie die ... erm, Karnickel.
»Ey, Alter!«, röhrte der Rammler, wie ich am Boden lag, filziges Bastelpapiergras in der Nase, zwischen den Zähnen. »Kann ma hia nich ma in Ruhe poppen? Bissu Schweinebacke, odda was? Hassu Augen in Ohre?!«
»Schnauze! Weitermachen!«
»Ey, gib Ruh', Bitch. Muss isch hia was klärn!«
»Besorgen sollst du's mir, du geile Sau!«
»Äh«, interventierte ich, »eigentlich ist er ein Karnickel, keine Sau ...«
»Halt's Maul, Luchfresse!«
»Ey, isch glaub, isch werd blöd ...«
»ICH RAMM DIR DEN STOCK IN DEN ARSCH!«
»Boah, voll krank ey, was hia für Typn rumrenn' - ey, du Arsch, wo willsu hin?!«
Fiel mir ja gerade noch ein, dem putzigen Tierchen meinen Fluchtweg zu erläutern - respektive, wieso, weshalb, warum es überhaupt erst zu besagter Flucht gekommen war.
»Fick miiiich!«
»Ey, ne, schreist du mich nich so an, ja?! Bin isch nich dein Vadda!«
»ICH BRING DICH UUUUM!«
Ich rannte munter voran, den rasenden Entjungferten hinter mir.
Wo war eigentlich Blondchen abgeblieben?
Da erhob sich aus dem papierten Grasmeere, ganz unverhofft, ein gewaltiger, abscheulicher, echt voll krank krass mutierter Altpapiermonsterwurm. Mit Zähnen. Und Stachel. Und Mundfäule!
Ich rammte die Fersen in den Boden.
Akustisch: Qietsch!
Visuell: Staub!
Ben, ganz Vollblutraser auf Touren, galoppierte mit einem saublöden Ausdruck an mir vorbei. Geradewegs ins Maul des Wurms hinein.
Happs!, Futterluke zu.
Würmchen furzte ein Ade und entschwand wieder in die Tiefe.
Ich lacht mich bald ins Nirvana.
Blondchens Anwesenheit hatte einen signifikanten Vorteil: Potentielle Gefahrenquellen mit Reißzähnen, Klauen, Stacheln, Krallen oder Tentakeln (wahlweise auch kombiniert, mit und ohne Gift, aber immer höchst unangenehm), schossen sich bei Augenkontakt sogleich auf Madame ein.
Zeit genug für Ben, die Windrichtung mit feuchtem Zeigefinger zu kontrollieren, dass die geschleuderte Keule auch ja punktgenau Schädelknacker spielte.
Gerne hätte ich ihn nach seiner etwaigen Teilnahme bei den Highland Games gefragt, jedoch: mein Selbsterhaltungstrieb warf gleichfalls 'ne Keule und brachte mich also zur Raison.
Bis Ben Madame den Knackarsch gerettet (pures Versehen) jedenfalls, hockte ich hinterm nächstgelegenen Papierbusch und schaute zu. War's ein Gestrüpp ganz aus Zeitungspapier, frohlockte ich.
Leider war auch dieser unmöglichen Welt eine Form der BILD nicht fremd.
Weniger Frohlocken, mehr Toilettenpapier basteln.
Freilich hatte Blondchen auch einen Namen.
Ihn im Gedächtnis zu behalten fiel mir ja gar nicht ein.
Störte die Braut nicht. So sie nicht um ihr Leben stöckelte, kreischte, mit den Armen fuchtelte; kämmte sie ihr gülden Haar, schwallte unentwegt eine hanebüchene Story von einem Verlobten mit »... megamäßig geil viel fetter Kohle!« und erging sich im Übrigen ganz in allen nur erdenklichen Elementen der eigenen Körperpflege.
Ben: »Alter, kein Peil, wie die das macht - die sieht immer aus wie geleckt!«
Alter (Ich): »...«
Kapierte er nicht.
Natürlich.
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Einmal, da stolperten wir über einen Origamischwan.
Standardviech. Kein Standardpapier. Das Zeug war tatsächlich vergoldet - oder aus Gold.
Ein Tritt und Ben wusste Bescheid.
»Der is Echtgoooold!«, brüllte er, eine Staubwolke hinter sich herziehend und den Schwan auf den Fersen.
»Ach, wie fein, der könnte uns ein Ei legen!«
Blondchen dachte praktisch.
Ich schaute zu wie Ben Fängerles für Fortgeschrittene spielte. Weil, der Schwan, der konnte mächtig rennen. Und fliegen. Und ziemlich fiese Papierpfeile abschießen.
Aus Gold.
»Barbie?«
»Ja?«
»Wie kommt's eigentlich, dass du dich zuweilen so ... äh, komisch ausdrückst?« Kuhglotzen war 'n Scheiß dagegen. Seufz! »Du redest manchmal ziemlich geschwollen, Kleine. Passt irgendwie gar nicht zu dir.« Pause. »Oder so.«
»Hihi«, hihiete sie, das Händchen vor dem Schlauchbötchen. »Tue ich das.«
»Nun, in gewisser Weise ...« Ich kreuzte ihren Blick. Doppel-Seufz! »Ja, Mann, voll!«
»Hihi. Geil.«
Damit war's an mir, blöde zu glotzen. Ich kapierte das Weib nicht!
Aber voll nich, Alda!
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»Ben.«
»Grmblpf?«
»Machst du dir eigentlich keinerlei Gedanken darüber, wie wir hierher gekommen sind?«
»Mörpf.«
»Du weißt es?«
»Schrmbl nrgl.«
»Oh. Nun, das muss ... unschön gewesen sein.«
»Humpf!«
»Seltsam, ich kann mich absolut nicht erinnern, wie ich hierher kam ... Na, ich weiß noch, dass ich mit einem Kollegen essen war, recht spät nach Hause kam, sofort ins Bett ging ...«
»Krnz.«
»Nein, ich war nicht betrunken. Ich trinke nicht.«
»Pfff!«
»Ich konsumiere vielleicht in einem nicht ganz gesunden Maße Medikamente, die der Schlafförderung dienlich sein sollen. Das schon.«
»Gnnnrgl!«
»Nun, ich finde nichts Verwerfliches daran!«
»Gnn.«
»Findest du?«
»Gnnnn!«
»Hm. Och. Na, ich weiß ja nicht ... Nein, ich finde, der Knebel sollte bleiben. Sonst schreist du mir am Ende noch das Trommelfell zusammen. Nun sei ein braver kleiner Biker und gib Ruhe. Ich würde heute doch noch ganz gerne zum Abschuss kommen.«
»Grck dkng!«
»Wozu? Ich ficke doch schon dich.«
Biker. Mitunter noch weniger verständlich denn gottergebene Barbienutten.
Dagegen war das Origami-Wunderland doch geradezu ... ähm, öde logisch und begreiflich.
Ben brummelte hinter seinem Knebel, Tränen in den zusammengekniffenen Augen. Seine unfreiwillige Analentjungferung durch 'nen dürren Kerl im Billiganzug schmeckte ihm nicht. Freilich.
Mir schmeckte sein haariger Arsch.
Gar vorzüglich!
Alldieweil Blondchen mit dem Scherenschnitt der monströs gewachsenen Mutantenspinne rang. Hässliches Vieh.
Die Spinne war, Scherenschnitt hin oder her, leider auch nicht viel ansehnlicher.
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Auf der Flucht vor einem rachsüchtig eingestimmten Metal-Biker mit Ast in der Pranke (und Sperma im Arsch, harhar), stolperte ich über zwei Karnickel. Die waren schweinchenrosa, aus verstärktem Karton und trieben es justament wie die ... erm, Karnickel.
»Ey, Alter!«, röhrte der Rammler, wie ich am Boden lag, filziges Bastelpapiergras in der Nase, zwischen den Zähnen. »Kann ma hia nich ma in Ruhe poppen? Bissu Schweinebacke, odda was? Hassu Augen in Ohre?!«
»Schnauze! Weitermachen!«
»Ey, gib Ruh', Bitch. Muss isch hia was klärn!«
»Besorgen sollst du's mir, du geile Sau!«
»Äh«, interventierte ich, »eigentlich ist er ein Karnickel, keine Sau ...«
»Halt's Maul, Luchfresse!«
»Ey, isch glaub, isch werd blöd ...«
»ICH RAMM DIR DEN STOCK IN DEN ARSCH!«
»Boah, voll krank ey, was hia für Typn rumrenn' - ey, du Arsch, wo willsu hin?!«
Fiel mir ja gerade noch ein, dem putzigen Tierchen meinen Fluchtweg zu erläutern - respektive, wieso, weshalb, warum es überhaupt erst zu besagter Flucht gekommen war.
»Fick miiiich!«
»Ey, ne, schreist du mich nich so an, ja?! Bin isch nich dein Vadda!«
»ICH BRING DICH UUUUM!«
Ich rannte munter voran, den rasenden Entjungferten hinter mir.
Wo war eigentlich Blondchen abgeblieben?
Da erhob sich aus dem papierten Grasmeere, ganz unverhofft, ein gewaltiger, abscheulicher, echt voll krank krass mutierter Altpapiermonsterwurm. Mit Zähnen. Und Stachel. Und Mundfäule!
Ich rammte die Fersen in den Boden.
Akustisch: Qietsch!
Visuell: Staub!
Ben, ganz Vollblutraser auf Touren, galoppierte mit einem saublöden Ausdruck an mir vorbei. Geradewegs ins Maul des Wurms hinein.
Happs!, Futterluke zu.
Würmchen furzte ein Ade und entschwand wieder in die Tiefe.
Ich lacht mich bald ins Nirvana.