BLACK KNIGHTS: Blood Ties
von Black Knight One
Kurzbeschreibung
[Teil VI meiner Black Knights Reihe] Ein unerwartetes Wiedersehen während einer Trainingsmission stürzt Sully in einen ernsten Gewissenskonflikt mit Rick! Welcher wiederum ein ruhiges Wochenende auf der Base nach und nach zerplatzen lässt. … Warning: Spanking/Corporal Punishment in Chapters!
GeschichteAbenteuer, Drama / P18 / Gen
01.05.2019
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Warnung: Eine kleine Spankingszene!
Tief schnaubte er einmal in das weiße Kopfkissen hinein was auf Ricks Oberschenkel lag und versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen. Sully war immer noch etwas schläfrig. Er hatte kaum mehr als vier Stunden geschlafen und sich die ganze Nacht, nachdem er zurück gekommen war, nicht wohl gefühlt. Und jetzt am Morgen nach dem Frühstück, woran er auch nicht teilgenommen hatte, war es mit seinen Kopfschmerzen leider noch schlimmer geworden.
Mit geschlossenen Augen lauschte er den leisen Stimmen, die aus dem Fernseher kamen, während sein Ziehvater einen Kanal umschaltete. Bis auf den Fernseher und Rick, der sich hier und da mal bewegte oder räusperte hörte man nichts. Die Vorhänge an beiden Fenstern waren halb zu gezogen um die Sonne abzuhalten.
Die Tür zu dem kleinen Flur und die Zwischentür zu Ricks Büro standen offen, so dass ihm ein Klopfen nicht entgehen konnte. Der Computer war eingeschaltet und stand auf dem Schreibtisch. Rick musste noch etwas Schreibarbeit erledigen, doch das würde er später machen. Zunächst musste er sich um seinen kranken Jungen kümmern. Das Haustelefon und sein Handy hatte er auf dem kleinen Sofatisch abgelegt, damit er nicht aufstehen musste und so vielleicht Sully aus seinem Schlaf reißen würde.
Etwa eine Stunde hatten sie bereits so das alte grüne Sofa in Beschlag genommen. Wieder betrachtete Rick seinen Ziehsohn besorgt, der scheinbar friedlich auf dem Rücken lag und ruhig atmete. Noch einmal wechselte der Mann das Fernsehprogramm bis er die Fernbedienung wieder sinken ließ und links neben sich auf dem anderen kleinen Tisch ablegte. Mit der rechten Hand fasste er in die braune Wolldecke, die über Sully ausgebreitet war und zupfte sie noch ein Stück höher bis an seinen Hals. Dann legte er seine Hand wieder behutsam auf Sullys Bauch, wo er ihn weiter kraulte.
Sully stöhnte leise ... Dann drehte er sich etwas unbeholfen auf die Seite um auf das TV Gerät zu blicken.
"Willst du nicht doch was haben," fragte Rick dann noch einmal hoffnungsvoll mit einem besorgten Blick auf seinen Lieutenant. "Eine Tablette vielleicht? Hm?"
"Ne," verneinte Sully leise.
"Gut, dann nicht, aber du sagst mir Bescheid, wenn es schlimmer wird, ja?"
"Ja," kam die müde Antwort. "Kannst du mal umschalten?"
Seufzend beugte Rick sich ein Stück auf dem Sofa nach vorn und griff nach der Fernbedienung. Während er langsam durch das laufende Programm zappte - in der Hoffnung, dass sein Ziehsohn irgendwann vielleicht doch Stopp sagen würde oder aber einschlief, klingelte das Telefon neben ihm.
Rick legte die Fernbedienung auf den kleinen Tisch zurück und Sully schloss seine Augen. Dann nahm Rick das Haustelefon, drückte eine Taste und meldete sich mit ruhiger Stimme.
"Ja," meldete er sich mit Blick auf das TV Gerät. "Mhm! Ist was passiert? ... Ja!"
Sully hörte mit einem Ohr dem Telefonat zu. Sein Ziehvater sprach weiter mit dem Anrufer ...
"Was," fragte Rick plötzlich laut und entsetzt zurück. "Aber-"
Er wurde abgewürgt!
Während er das Telefon mit der linken Hand hielt, legte er die rechte wieder auf Sullys Körper und Bauch ... Auf dem Bildschirm bekämpften sich gerade zwei rivalisierende Gangs in einer dunkelen Gasse in New York City. Donavan hatte keinen blassen Schimmer wer in der Leitung war. Den Anrufer hören konnte er jedenfalls nicht.
Rick räusperte sich verlegen. "Ich kläre das! Ja! ... Mhm ... Mach das! Wir melden uns dann noch mal! ... Find ich raus! ... Schick mir das auch bitte! Ein paar Minuten? Gut! ... Bis dann, 'Paul'!"
Paul?! Scheisse ... Sullys Augen weiteten sich vor Schreck! Schnell zählte er eins und eins zusammen und kam zu dem Schluss, dass er mit seiner Diebestour wahrscheinlich aufgeflogen war. Er versuchte sich so unauffällig wie möglich aus Rick's Umklammerung zu befreien.
"I-ich muss mal ..."
Doch da hatte der Colonel schon etwas fester mit dem Arm, der quer über Sully lag, zugedrückt und hielt ihn unten. Sully zögerte sofort. Sollte er versuchen sich mit Gewalt zu lösen? Nein! Das würde nicht gut gehen. Denn Rick war in der besseren Position und selbst wenn sich Sully befreien konnte, würde sein Ziehvater ihn spätestens an der Tür wieder eingeholt haben.
"Nein, du musst jetzt nicht," gab der Mann leise zurück.
Fast vor Wut mit den Zähnen knirschend sah er auf Sully herab.
"Das war Paul am Telefon," informierte er Sully überflüssigerweise. "Kannst du dir vorstellen warum er angerufen hat? Ich meine, wir haben uns gestern ja erst gesehen, also muss es was Dringendes sein oder?"
Ich wusste, dass das nicht gut gehen kann ... Sully schluckte nervös. Er bringt mich um ...
Jetzt schaltete Rick das TV Gerät aus! "Sully? Sprichst du mal mit mir?"
"Ich weiss doch nicht was-"
"Setz dich hin," knurrte der Mann sauer. "Ich werd dich jetzt los lassen und du setzt dich hier neben mich! Du wirst nicht versuchen raus zu rennen! Ist das klar? Ich bin schneller als du!"
"Verstanden!"
Und schon hob Rick seinen Arm von Sullys Bauch und legte ihn über die Sofalehne. Donavan blinzelte kurz und erhob sich dann ganz langsam. Er setzte sich mit dem Rücken an die andere Armlehne so weit weg von Rick wie möglich und drehte seinen Körper zur Seite, so dass er dem Mann in die Augen sehen konnte. Die Wolldecke, die immer noch halb über seinen nackten Beinen und Shorts lag, zog Sully instinktiv etwas enger ...
"Sully? Los jetzt, ich warte!"
"Ich weiss doch gar nicht um was es geht, Rick!"
Entgeistert und sauer zugleich, dass Sully ihn immer noch weiter belügen und für dumm verkaufen wollte, starrte Rick ihn an. Eine Augenbraue wanderte bis hoch in die Stirn. Rick hob eine Hand, machte eine Faust und streckte zwei Finger aus, während Sully etwas unruhig auf seinem Po hin- und herrutschte.
"Bravo! Das war jetzt schon die zweite Lüge für die du bezahlen wirst! Manchmal glaub ich wirklich, du lässt es drauf ankommen? Du denkst, dass du damit durch kommst. Sully, das funktioniert aber nicht. Das siehst du doch!"
Ich glaube sehr lange kann ich ihn nicht mehr hinhalten ...
Ein Piepton unterbrach plötzlich das Gespräch und Rick sah an Sully vorbei in den kleinen Flur und sein Büro. Nur eine Sekunde später hörte man eine weibliche Computerstimme, die bestätigte, dass zwei E-Mails empfangen waren.
"Gleich zwei E-Mails," sagte Rick und tat spielerisch überrascht, während er Sully weiter mit einem intensiven Blick musterte. "Könnten von Paul sein ... "
Der Colonel erhob sich, griff nach seinem Handy und dem Haustelefon und trat an Sully vorbei. Dann drehte er sich noch mal um und zeigte mit dem Finger auf seinen First-Lieutenant. "Du bleibst genau hier sitzen und rührst dich keinen Zentimeter! Hast du verstanden?"
Sully nickte geknickt. "Ja ..."
"Gut!"
Schnell verließ Rick Kopf schüttelnd seine Privaträume. Er ging durch den kleinen Flur, warf noch mal einen Blick über seine Schulter, doch Sully schien sich an die Anweisung zu halten und bewegte sich nicht. Macintosh setzte Kaffee auf und betrat sein Büro. Die Zwischentür lehnte er nur an. In seinem Arbeitszimmer warf er die Telefone auf eine zugeklappte rote Akte und ließ sich dann auf seinen Stuhl sinken.
Der Tag hatte so gut angefangen und jetzt das!
Rick öffnete das E-Mail Programm durch einen Doppelklick und fand ganz am Anfang der Liste die beiden Nachrichten von seinem besten Freund aus dem Krankenhaus. Zunächst öffnete er die E-Mail mit dem Betreff: Fehlende Medikamente.
Still begann Rick den kurzen Einleitungstext von Westen zu lesen und studierte dann die drei Medikamente. Es waren allesamt Schmerzmittel. Ziemlich starke um genau zu sein! Rick nahm einen kleinen Block, notierte sich kurz die Namen und schloss die E-Mail wieder. Die Kaffeemaschine im Nebenraum begann zu knattern ...
Er öffnete die zweite Mail. Die Nachricht hatte diesmal nur einen Satz als Text und einen Dateianhang! An dem Dateiformat sah Rick bereits, dass es sich um zwei Videodateien handelte. Außerdem hatte Westen diese ja bereits vorhin in ihrem Telefonat angekündigt. Also speicherte er beide Dateien auf seinem Rechner und öffnete mit einem Doppelklick das erste Video!
Dank der kurzen schriftlichen Anweisung von Paul, wo Rick das sehen würde, was wichtig war, ließ er das Video vorlaufen und hielt es bei 00.07 Uhr wieder an. Er drückte auf Play ... Kopfschüttelnd betrachtete er die Aufnahme, die von Sekunde zu Sekunde immer interessanter wurde. Und Macintosh wurde leider von Sekunde zu Sekunde immer wütender auf seinen Jungen. Die Maschine nebenan rauschte laut und knatterte wieder, während der Kaffee hindurch und in die Glaskanne sickerte.
Nach knapp drei Minuten spulte Rick das Video wieder an den Punkt zurück mit dem auch er angefangen hatte. Die Geräusche außerhalb seines Büros waren verstummt. Rick stand seufzend auf, nahm eine Tasse aus dem Schrank und füllte die Tasse auf. Ein Stück Würfelzucker plumpste hinein und er steckte einen Löffel dazu, dann drehte der Mann seinen Kopf in Richtung Privaträume und Sofa.
"Sully," rief er. "Herkommen!"
Seine Wut konnte er jetzt wirklich nicht mehr verbergen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch erhob sich Sully sofort und trat in den kleinen Flur, wo er auf seinen Ziehvater stieß, der die Führung übernahm. Rick setzte sich mit Kaffeetasse wieder hinter seinen Schreibtisch, legte den Löffel zur Seite und trank einen vorsichtigen Schluck.
Vor seinem Schreibtisch kam Sully dann zum Stehen. Leicht trippelte er mit den nackten Füßen auf dem kühlen Holzboden herum, bis Rick die Tasse endlich absetzte, jedoch nicht los ließ.
"Geh in dein Zimmer und zieh dir was an die Füße, bitte!"
Mit einem leisen und genervten Seufzen drehte Sully sich um und lief in sein Zimmer, wo er sich Socken, eine Trainingshose und Hausschuhe überzog. Keine Minute später stand er wieder vor seinem Boss - halbwegs bereit sich den Kopf abreißen zu lassen.
Es war still.
Einzig allein das Ticken der Uhr, die über der Tür hing, war zu hören.
Der Colonel sah erst Sully an, dann seinen Bildschirm und dann wieder Sully. Er schien über irgendetwas nach zu denken. Als Sully die Stille dann nicht mehr aushielt, öffnete er den Mund.
"Darf ich mir auch einen Kaffee holen? Bitte?"
"Nein," antwortete Rick ohne mit der Wimper zu zucken. Er starrte Sully weiter hin an. "Ich denke, Koffeein ist nicht wirklich gut für deine Kopfschmerzen oder?"
Er gönnt mir keine Ablenkung! Scheisse ...
Der Mann trank wieder, klimperte kurz an der Tasse herum und dann ... "Wie war der Spaziergang gestern Nacht? War es sehr kalt? Hast du gefroren?"
Okay, er weiss es wirklich ... Ich kann eigentlich gar nicht mehr lügen.
Doch ein Versuch ist es wert ... "Keine Ahnung, Rick! Ich war im Bett!"
BÄHM! Sully zuckte leicht zusammen, als der laute Knall durch das Zimmer hallte. Rick nahm seine flache Hand wieder von der Tischplatte. Er schnaubte einmal tief, während er krampfhaft versuchte sich nicht all zu sehr provozieren zu lassen.
"Sully," ermahnte er mit warnender Stimme und einem starren Blick seinen Jungen. "Das ist jetzt die letzte Warnung von mir! Wenn ich nur noch eine einzige Lüge höre, du einen Befehl verweigerst oder du einer Frage ausweichst oder mich länger als fünf Sekunden warten lässt, schwöre ich dir das-"
Es klopfte an der Bürotür, ehe Rick die verheerende Drohung zu ende ausgesprochen hatte. Sully seufzte innerlich auf, doch sein Commander sah gereizt an ihm vorbei auf das dunkle Holz der Bürotür.
"WAS DENN?!"
Second-Lieutenant Michael Sanders war dann der Unglückliche, der seinen blonden Haarschopf durch den Türspalt strecken musste. Er öffnete dann ganz und trat mit dem Rücken an die Tür und in den Raum. Dann hob er die Hand zum Salut an den Kopf.
"General Turner ist da, Sir!"
Rick wurde etwas blass. Was? Wieso ...
"Danke, Mike," erwiderte der Colonel dann. "Wegtreten!"
Sully atmete aus und nahm Haltung an. Schnell machte Rick es ihm nach und dann schoß auch schon der grauhaarige Frank mit einer ledernen Aktentasche unter dem Arm durch die offene Bürotür ins Zimmer! Das Trio salutierte sich gegenseitig und Mike verschwand wieder nach draußen und zog die Tür hinter sich zu.
"Rick," grüßte der General lächelnd und ging auf den Colonel zu, der ein Stück um seinen Schreibtisch herum kam. "Tut mir leid, dass ich mich nicht angemeldet habe, aber ich war sozusagen in der Gegend."
Sie gaben sich die Hand.
Macintosh seufzte kaum hörbar. "Macht nichts, Frank! Um was geht es denn? ... Wir-" Er warf einen strengen Blick auf Sully. "Haben noch etwas zu besprechen, was sich leider auch nicht sehr lange aufschieben lässt, also ..."
Während Sully sich einfach nur still verhielt und innerlich hoffte, dass der General vielleicht doch etwas äußerst Wichtiges mit Rick zu bereden hatte, klappte Rick mit zwei Fingern den Deckel des Notebooks zu und Frank warf einen suchenden Blick auf die Unterlagen auf der Schreibtischplatte.
"Ich weiss, dass du mir den Bericht von dem Training, das vorgestern Nacht war, ja faxen wolltest, aber ich hatte gehofft, dass er doch jetzt schon fertig ist und ich ihn vielleicht mitnehmen kann."
Donavan war plötzlich Weiß wie die Wand geworden und erstarrte! Rick drehte sein Gesicht zu seinem Jungen und traute sich fast gar nicht zu fragen, aber ...
"Sully," fragte Rick dann trotzdem seinen Lieutenant mit ernster Stimme. "Hast du den Bericht von der Übung fertig?"
Es war still.
Sully spürte wie ihm heiß wurde und eine einschnürende Enge in seinem Hals. Nach ein paar Sekunden des Wartens ergriff Frank das Wort!
"Wenn er noch nicht mit dem Computer abgetippt ist, kann das meine Sekretärin machen," bot er an. "Das wäre nicht schlimm. Aber ich bräuchte ihn besser jetzt und ich meine mich zu erinnern, dass wir in etwa diese Zeit auch ausgemacht hatten, oder Rick?"
Rick fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. "Ja, ich weiss, Frank ..."
Dann wandte er sich wieder an Sully. "Lieutenant? Ist der Bericht jetzt fertig?! Hast du ihn per Hand vorgeschrieben und nur noch nicht abgetippt?"
Schön wärs ... Räuspern. Kopfschütteln.
"N-nein, Sir! Der Bericht ist ... also ich habe n-noch nicht angefangen, Sir!"
Drei ... Zwei ... Eins ... Boom! "WAS," explodierte Rick lautstark.
Sully war wieder zusammengezuckt und Frank neben ihm genau so!
Macintosh drehte sich seufzend um, legte die Hände auf die Fensterbank und starrte stumm durch das Fenster auf den Hof. Er war so verdammt wütend auf Sully, doch er musste sich beruhigen. Irgendwie. So schnell wie möglich. Rick wollte diesen Stress nicht! Und seinem Magen das alles lieber ersparen. Tief atmete er ein und aus.
Nach ein paar Sekunden hörte er Schritte hinter sich, die dann dicht neben ihm stehen blieben. Doch Rick machte keinerlei Anstalten sich umzudrehen - es konnte nur Frank sein. Also sah Rick weiterhin hinaus, bis Turner endlich den Mund öffnete.
"Rick," rief er ihn ruhig. "Ich weiss, dass Sully Schreibarbeit ganz und gar nicht gerne tut, aber das ist noch lange kein Grund einen offiziellen Bericht nicht zu fertigen. Oder? Weshalb hast du ihm das durchgehen lassen?"
Und jetzt fühlte sich Sully Donavan unendlich schlecht! Frank hatte seinem Ziehvater gerade einen riesigen Vorwurf gemacht. Doch Rick trug keine Schuld daran. Ganz und gar nicht!
"Ehm, General," meldete sich plötzlich Sully zu Wort. "Ich-"
"Halten sie den Mund, Lieutenant," unterbrach Turner ihn sofort wieder mit einem ernsten Blick. "Ich möchte es nicht hören. In Ordnung? Ich denke, du hast von deinem CO eine klare Anweisung erhalten, um die du dich allerdings einen Dreck gekümmert hast, so wie es jetzt aussieht."
Bei Franks Wortwahl musste nicht nur Rick sondern auch Sully merklich schlucken. Frank war normalerweise etwas priviligierter in seinem Sprachgebrauch unterwegs.
"Colonel, ich erwarte diesen Bericht Morgen um acht Uhr in meinem Büro im Pentagon vorzufinden. Sauber abgetippt auf Briefpapier mit allen Anhängen! Ist das klar so weit?"
Rick drehte sich jetzt ganz zu Frank um. "Verstanden, General! Der Bericht kommt!"
"Das hoffe ich, Rick!"
Er warf noch mal einen mahnenden Blick auf Sully, verabschiedete sich schnell und verließ das Büro. Rick hatte ihn noch hinaus bringen wollen, doch Turner hatte nur seine Aktentasche etwas fester in die Hand genommen und dann mit dem Kopf geschüttelt. Als sie wieder allein und Zeugen außer Hörweite waren, klappte Rick sein Notebook wieder auf, nahm einen Schluck kalten Kaffee und sah im Stehen über seinen Tisch hinweg Sully in die Augen.
"Da siehst du es wieder," fauchte Macintosh laut und fuchtelte mit den Händen herum. "Alles was du nicht tust, obwohl es dir aufgetragen wurde, fällt irgendwann auf mich zurück! Wie jetzt! Was hast du getan, während ich weg war und du diesen Bericht schreiben solltest?"
Keine Antwort!
"Sully!"
Schlucken. "Mit Rob geredet und mit Sam geredet ..."
Rick schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht fassen! Er betrachtete wieder das geöffnete Video vor sich ...
"Ich frage dich jetzt ein letztes Mal: Wo warst du gestern Nacht, Sully?!"
"O-okay, ich w-war nicht in meinem Bett," gab Sully dann bereitwillig zu und schüttelte panisch den Kopf. "Ich war auf dem Hof! Ich konnte nicht schlafen und dann bin ich irgendwann noch mal raus an die frische Luft!"
"Kann ich," fragte sein Ziehsohn dann um vielleicht doch noch etwas Mitleid zu erregen. "Kann ich vielleicht doch j-jetzt eine Tablette haben. Bitte?"
Rick schüttelte fassungslos den Kopf. "Beantwortest du jetzt neuerdings meine Fragen mit einer Gegenfrage?" Dann fiel ihm etwas ein und er klatschte in die Hände. "Warte! ... Du willst eine Schmerztablette? Was darf es denn sein?!"
Als der Junge plötzlich merkte, nach was er da gefragt hatte und dass Rick das jetzt gegen ihn verwenden würde, sah der Colonel auf den Bildschirm und die E-Mail und warf dann Sully wieder einen wütenden Blick zu.
"Vielleicht Oxymorphone? Oxycodon," fragte der Mann Schulter zuckend. "Oder vielleicht doch besser etwas Methadon? Hm? ... Oxycodon habe ich sogar hier in meinem Koffer, aber wenn die Schmerzen wirklich zu stark sind, dann muss ich leider passen, mein Kleiner ... " Er musterte Sully ganz genau und hob einen Finger in die Luft. "So starkes Zeug habe ich nicht direkt hier im Büro, sondern in meinem Schlafzimmer versteckt. Ich will nämlich nicht, dass sich irgendwer an dem Giftschrank zu schaffen macht und sich eine Dröhnung nach der nächsten verschafft! Hm?"
"V-verstehe ..."
Rick fuhr fort. "Aber das gibt es natürlich auch im Krankenhaus und ich denke, genau da warst du gestern Nacht und hast es dir besorgt, richtig?"
Donavan konnte seine Nervosität jetzt nicht mehr zurück halten. Diese Medikamente waren genau die, die er für seinen Dad gestohlen hatte. Die jetzt gut versteckt in seinem Zimmer lagen und die er heute Nacht aus dem Haus schaffen wollte.
"Es ist nicht ganz so schlimm, Sir ..."
Rick hob eine Augenbraue, reckte sich dann nach rechts und öffnete seinen Koffer, der auf dem Boden neben seinem Schreibtisch stand. Er fingerte ein rundes, gelbes Pillendöschen Oxycodon heraus, warf es auf den Tisch und befüllte dann sein Wasserglas bis zur Hälfte neu. Danach öffnete Rick die Dose, ließ eine Tablette heraus und in seine Hand fallen und hielt sie in zwei Fingern neben sich.
"Na, komm," rief er und gab Sully einen Wink mit dem Kopf. "Wenn du Schmerzen hast, würde ich vorschlagen, dass du jetzt was einnimmst! Es sei denn, du willst dich noch einen ganzen Tag damit rum quälen?"
Mit hängenden Schultern und dem Wissen, dass er keine andere Wahl hatte, schlich Sully um den Schreibtisch herum, bis er dicht neben seinem Ziehvater stand. Er nahm die Pille zwischen die Finger und Rick reichte ihm das Glas. Nach ein paar Sekunden hatte er brav die Tablette geschluckt und Rick stellte das Glas wieder bei Seite.
Sully drehte sich um und wollte gerade wieder seine Position vor dem Schreibtisch einnehmen, als Rick ihn noch an einem Zipfel des T-Shirts zu fassen bekam und etwas zurück zog.
"Sekunde," befahl der Mann leise.
Der First-Lieutenant drehte seinen Kopf herum. Rick wies mit dem Kopf auf den Bildschirm vor sich. Viel konnte Sully nicht erkennen. Es war ein geöffnetes Video. Es war pausiert und deshalb konnte man auch rein gar nichts erkennen - nur Schwarz und das Pause-Symbol mit den zwei vertikalen Strichen.
"Du bleibst wirklich bei deiner Lüge, dass du gestern Nacht zuerst im Bett warst und dann auf dem Hof herumspaziert bist? Korrekt?"
Sully rollte in Gedanken mit den Augen. Scheisse verdammt! ... Vielleicht sollte ich es einfach sagen? Aber ich muss Dad unbedingt da raus halten ... Moment! ... Was ist das eigentlich für ein Video?
Macintosh hatte den interessierten Blick gesehen und ließ Sullys T-Shirt endlich los.
"Sully? Deine Zeit läuft ab ... Antwort!"
"WO SOLL ICH DENN BITTE GEWESEN SEIN?!"
Und jetzt schaffte Rick es nicht mehr ruhig zu bleiben. Sully verarschte ihn bereits seit ganzen zwei Tagen und tischte ihm eine Lüge nach der anderen auf. Irgendwann drohte der Geduldsfaden zu reißen - Jetzt! Eine Sekunde später schoss der Mann aus seinem Stuhl! Ohne ein einziges Wort zu sagen, packte er Sully grob im Genick, übte Druck aus und presste seinen Oberkörper auf das freie Stückchen Tischplatte neben seiner Notebooktastatur.
Der Junge spürte sofort wie sein Herz schneller schlug. Gefahr! Doch er konnte seinen Fluchtinstinkt noch unterdrücken und wehrte sich nicht. In einer fließenden Bewegung hatte Rick die Hand gewechselt und ihm mit der Rechten die Trainingshose samt Shorts bis an die Knie herunter gezogen. Sully schluckte schwer. Dann schloss er die Augen ...
Der erste Schlag war hart! Sully zischte laut auf und biss die Zähne zusammen. Klatsch! Klatsch! Er öffnete wieder seine Augen und versuchte sich ein wenig aufzurichten, doch Rick ließ das nicht zu. Stattdessen nahm der Mann seine linke Hand von Sullys Nacken und legte sie flach auf seinen Rücken, wo er aber immer noch konstant Druck ausübte um ihn unten zu halten.
Als der Junge seine Augen geöffnet hatte und gerade aus auf die Bürotür blickte kam der nächste Hieb mit der Hand! Sully ruckte nach vorn. Aus dieser Perspektive hatte er das Arbeitszimmer wirklich noch nie gesehen oder?
Er spürte wieder die Tracht Prügel von Vorgestern ... Weitere feste Schläge prasselten auf seinen nackten Hintern ein und innerlich ohrfeigte sich Sully eintausend mal dafür, dass er Rick nicht einfach gesagt hätte, wo er gewesen war. Im Krankenhaus! In Pauls Büro und an den Medikamenten! Für wen das Zeug tatsächlich war, musste Rick doch nicht wissen oder?
Klatsch! Klatsch! "Scheisse!"
Sein Hintern brannte!
Nach weiteren fünf Minuten in denen man nur das laute Klatschen von Haut auf Haut hören konnte, stoppte Rick dann die Bestrafung abrupt. Sully keuchte.
Rick packte ihn an dem dünnen Stoff des T-Shirts und zog einmal. "Aufstehen und anziehen!"
Etwas zögerlich und mit einem heißen und brennenden Hinterteil stand Sully vorsichtig auf. Schnell zupfte er sich die schwarze Shorts wieder nach oben und konnte sich ein leises Zischen nicht verkneifen als der Stoff seine wunde Haut streifte. Bei der Trainingshose war es nicht besser.
Sully zitterte vor Anspannung. Schnell wischte er sich mit den Fingern eine Träne aus dem Auge und wartete auf weitere Instruktionen.
Er tötet mich!
Dann spürte er Ricks Präsenz direkt neben sich ... "Ich bin jetzt an einem Punkt angekommen, wo ich mir deine Ignoranz und deine enorme Respektlosigkeit einfach nicht mehr gefallen lassen werde wie du gerade gemerkt hast," sagte der Colonel mit ruhiger Stimme. "Dass du den Bericht für die Übung einfach nicht abgeliefert hast ist schon schlimm genug, okay? Plus dein penetrantes Lügen mir gegenüber und das hier, was der eigentliche Grund für meine Magenschmerzen ist, die sich gerade breit machen."
Sully sagte nichts, also fuhr Rick fort. Immer noch leise und bedacht. "Wir sehen uns jetzt dieses Video an, Sully und danach möchte ich von dir ein volles Geständnis! Keine Ausflüchte! Keine Lügen! Habe ich mich so weit klar ausgedrückt? ... Und hör auf an deiner Hose herum zu zupfen! Sonst gibt es was auf die Finger!"
Sofort ließ der Lieutenant seine Hand wieder sinken.
"Ja, Sir," gab er dann leise zurück jedoch ohne Rick direkt anzusehen. "Sie haben sich klar ausgedrückt!"
Er schniefte ...
"Wunderbar! Dann komm etwas näher und sieh es dir an!"
Sein Junge machte einen Schritt nach links, stützte sich mit der linken Hand auf der Schreibtischkante ab, während Rick mit dem Stuhl etwas zur Seite rutschte, damit Sully besser sehen konnte und das Video vergrößerte. Dann drückte er auf Play!
Das erste was Sully auf dem Monitor sah war die Schiebetür des Krankenhauses ... Oh nein! Bitte nicht! ... Und dann nach nur wenigen Sekunden rannte ein junger Mann in Jeans, Turnschuhen und dunkler Kapuzenjacke durch die Schiebetür in die Eingangshalle!
Er war gefilmt worden!
Mit einer Überwachungskamera festgehalten ...
"Hm," machte sein Ziehvater neben ihm. "Das war ein ganz schön langer Weg bis da hin. Hast du gefroren?"
Nicken. Seufzen. "Ja ..."
Na endlich mal eine ehrliche Antwort dachte Rick bei sich und sah zu wie die Videokamera das Bild wechselte. Jetzt konnte man wieder Sully beobachten wie er durch einen der Flure huschte. Kapuze über dem Kopf!
Sully tat unschuldig. "Wer ist das denn? Ich meine, das kann doch jeder sein oder?"
Sein Ziehvater sagte diesmal nichts und Sully sah wieder auf den Bildschirm. Als nächstes erreichte er eine Glastür, die er öffnete und im hinteren Teil des Flures verschwand. Die Kameraperspektive wurde erneut gewechselt. Rick sah zu wie Sully dicht vor Pauls Büro stoppte und etwas aus seiner Tasche fummelte. Er machte sich an dem Türschloss zu schaffen ...
Macintosh betrachtete das Bild eingehend. Dann warf er Sully einen verheerenden Blick zu.
"Wir werden gleich sehen ob du das bist oder nicht, aber diese Dietriche möchte ich gleich in meiner Hand haben! Ja?"
"Ja, Sir ..."
"Gute Antwort," erwiderte Rick nickend. Er schob den Mauszeiger ein Stück höher auf das Pause Symbol und grinste Sully von der Seite aus an. "Und jetzt wird es interessant! Pass auf!"
Irgendwie war sich Sully immer noch recht sicher, dass die Kapuze ausreichte um seine Identität zu verschleiern, aber dann drückte Rick auf Pause. Die Aufnahme stoppte haargenau in den drei Sekunden als Sully die Schritte auf dem Flur gehört und sich dann panisch umgedreht hatte - genau in die Linse der Überwachungskamera und in Großaufnahme!
Er hat mich ...
"Ich denke wir zwei sind uns doch einig darüber, dass du das bist? Oder möchtest du jetzt noch mal versuchen deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen?"
Kopfschütteln. "Nein! Ich war nicht auf dem Hof, sondern bin in die Stadt gegangen und zum Krankenhaus, Rick!"
"Na endlich," stöhnte der Mann Augen rollend und stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab. Dann schlug er sich die Handflächen vor das Gesicht und seufzte hinein. Er war müde ... "Und wo sind die Pillen?"
"In meinem Zimmer," gab der Junge sofort preis.
Irgendwie wusste Sully, dass er in der Falle sass - jetzt wo dieses Überwachungsband aufgetaucht war!
Rick nahm die Hände wieder herunter und erhob sich aus seinem Stuhl. Er ging auf der linken Seite um den Tisch herum und öffnete schließlich die Zwischentür zu Sullys Zimmer.
"Komm! Ich will diese Tabletten und deine Dietriche! Jetzt!"
Gefügig folgte Sully ihm in sein Zimmer, wo Rick dann an der Tür stehen blieb und sich mit der rechten Hand am Türrahmen abstützte. Sein Junge musterte ihn noch mal kurz, dann ging er an seinen Kleiderschrank und hockte sich davor. Mit der rechten Hand griff Sully unter das Möbelstück und rupfte die zwei Dietriche, die er mit Klebeband am Boden fixiert hatte, ab. Er übergab sie Rick, der sie ohne ein Wort zu verlieren an sich nahm.
Danach holte Sully widerstandslos ein Tütchen unter seinem Bett hervor und Rick versuchte durchzuatmen als sich ein Krampf meldete.
"Da sind die Tabletten drin," sagte Sully und reichte sie Rick. "Sie sind vollzählig!"
"Das ist aber nett," feixte Rick zornig. "Willst du jetzt etwa eine Belohnung, Sully?!"
Oh Mann ... "Nein, Sir!"
Wütend stapfte Rick zum Bett hinüber und kippte dort die Tüte aus. Drei Pillendöschen fielen auf das gemachte Bett. Er warf die Tüte daneben und nahm eine Dose hoch vor seine Augen um das Namensschild lesen zu können. Das zweite und das dritte gelbe Döschen folgten. Alle Dosen waren noch versiegelt und nagelneu! Nach der kurzen Inspektion räumte er sie wieder in die Tüte zurück und drehte er sich zu seinem Jungen um, der stumm hinter ihm an seinem Schreibtisch gestanden hatte.
"Dann ist es jetzt vorbei mit dem Versteckspiel! Ich werde jetzt Paul anrufen und ihm sagen, dass seine Schmerzmittel wieder aufgetaucht sind. Du, mein Freund, wirst dich kämmen, waschen und dir eine saubere Uniform anziehen! In 30 Minuten wieder in meinem Büro!"
Sully nickte ergeben. "Ja, Sir! 30 Minuten!"
Rick wandte sich zum Gehen, obwohl er immer noch nicht wusste, für wen Sully das ganze Drama veranstaltet hatte. Doch er war sich fast sicher, dass die Tabletten nicht für ihn selbst waren. Als er gerade Sullys Tür schließen wollte, öffnete er noch mal den Mund.
"Sind deine Kopfschmerzen eigentlich echt oder tust du nur so?"
Stille. "Die sind echt ..."
"Wie gesagt, 30 Minuten, Lieutenant Donavan! Und ich will, dass du in die Cafeteria gehst und etwas ißt, bitte!"
"Ja, mach ich!"
Macintosh nickte und zog die Tür hinter sich zu.
Als Rick dann endlich in sein Arbeitszimmer verschwunden war, atmete Sully das erste Mal seit einer Stunde wieder richtig tief durch. Ja, er hasste es wenn Rick so drauf war und ihm keinen Zentimeter Freiraum mehr ließ. Und er konnte es nicht leiden, wenn Rick sauer auf ihn war! Das war fast unerträglich. Sully schüttelte den Kopf und schlurfte dann mit seinem Kulturbeutel und einem Handtuch auf den Flur und ins Bad.
Als er wieder zurück kam, zog er sich eine frische Kampfuniform und seine Stiefel an. Die Uniform von der gestrigen Aktion im Wald hatte er bereits in den Wäschekorb im Keller gebracht. Sully nahm die schwarze Kappe, schlug sie kurz aus und warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die er sich um band. Er hatte noch 13 Minuten ... Also verlileß er sein Zimmer und rannte durch den Flur an seinen Freunden vorbei und die Treppe hinunter. Dort bog er ab und betrat den Speisesaal!
Da es noch immer Vormittag war, war nicht sehr viel los. Sully konnte Mike und Robin sehen, die gemeinsam und allein an einem der Tische saßen und Karten spielten. Je eine Dose Pepsi in der Hand. Er rannte zur Ausreiche hinüber, wo zum Glück niemand an stand. Dort bestellte Sully ein Hühnersandwich mit Salat, Majonaise, Gurken und dazu ein Glas Mineralwasser und balancierte beides nach 4 Minuten Wartezeit zu seinen Freunden hinüber. Als Sully sich setzte, verzog er sofort das Gesicht. Er hatte es vergessen ...
"Scheisse, verdammt," fluchte er mit zusammen gebissenen Zähnen.
Er stand wieder auf, öffnete die Dose und trank gierig. Robin betrachtete ihn neugierig, während Sully den harten Stuhl mit dem Stiefel nach hinten drückte. Das Sitzen würde er sich sparen, wo es nur ging. Denn gleich beim Autofahren würde Rick ihn sicher keinesfalls neben her laufen lassen.
"Was ist passiert," fragte das Mädchen interessiert.
Doch wollte sie das unbedingt wissen? Er setzte die Dose wieder ab, sah auf seine Uhr und biss dann endlich in sein Sandwich.
Mike sah seinen Freund bedauernd an. "Ich glaub es gab Stress mit dem Häuptling! So sah es jedenfalls vorhin aus, als ich mit Frank gekommen bin."
"Schnellmerker," erwiderte Donavan und kaute wieder.
Parker sah jetzt etwas angespannt aus. "Sully? Sag mir jetzt bitte nicht, dass du aufgeflogen bist? Bitte nicht!"
Er zuckte die Schultern. "Doch, Rob," gestand er mit vollem Mund. "Leider ja! Aber noch weiss er nichts von dir, okay?"
"NOCH," schrie der Corporal entsetzt. "NOCH?! Was heisst das denn bitte jetzt?"
Jetzt schluckte Sully den nächsten Bissen hinunter. Viel Zeit hatte er nicht mehr ...
"Das heisst, dass er noch nicht gefragt hat, wie ich rausgekommen bin!"
Mike verstand rein gar nichts mehr. Er betrachtete seine Karten und legte eine auf den Stapel ab. Dann grinste er Robin über den Tisch hinweg an.
"Du bist!"
"Ich kann doch jetzt nicht Karten spielen, Mike," rief sie wütend. "Dieser Trottel hier hat mir gesagt, dass das ne ganz sichere Kiste ist und dass Rick nie etwas erfahren wird! Und jetzt hat der Boss ihn schon am Arsch! Super!"
"Okay, ganz ruhig jetzt," versuchte Sanders Robin zu besänftigen.
"Ganz ruhig," äffte Rob ihn nach. "Ganz ruhig! Dein Hintern steht ja nicht auf dem Spiel, Mike!"
Sully versuchte unterdessen sein Sandwich zu verspeisen, denn viel Zeit hatte er nicht mehr. 4 Minuten!
Nach einer Minute des Essens trank er wieder. Parker ließ ihren Kopf und die Stirn auf die Tischplatte fallen und begann still für sich zu Jammern.
"Nein, nein, nein," stöhnte sie in das Holz hinein. "Ich hab mir die letzten Wochen so viel Mühe gegeben und jetzt das!"
"Ich glaub ich muss los," sagte Donavan plötzlich.
Er schob sich das letzte Stück von dem Sandwich in den Mund, kaute und wischte sich mit einer Serviette sauber. Schnell nahm er das Geschirr und trug es zur Ausreiche der Küche. Dann rannte Sully ohne noch ein Wort zu sagen mit seiner Kappe in der Hand aus der Cafeteria und die Treppe hinauf in den ersten Stock!
Ricks Bürotür stand offen. Sully klopfte trotzdem an den Türrahmen. Der amerikanische Colonel sass hinter seinem Schreibtisch und legte gerade das Telefon auf die Ladestation zurück. Es piepte. Rick hatte sich ebenfalls die Kampfuniform angezogen. Die Kappe lag vor ihm auf dem freigeräumten Tisch. Das Notebook auf der Fensterbank. Die Tüte mit den gestohlenen Pillen ebenfalls auf dem Tisch.
"Ich bin fertig, Sir," meldete sich Sully leise. "Wir können!"
Sein Gegenüber seufzte. "Gut ..."
Macintosh räusperte sich und erhob sich dann etwas schwerfällig aus seinem bequemen Stuhl. Eine Wärmflasche kam zum Vorschein, die Rick in der einen Hand behielt und nach dem Tütchen griff. Er warf sie Sully zu, der sie an sich nahm. Er leerte die Wärmflasche im Bad, kam zurück, setzte seine Kappe auf und stopfte sich das Handy in die Hosentasche.
"Na los," befahl Rick seufzend.
Sie verließen das warme Büro, Rick schloss ab und führte Sully hinaus auf den Hof. Dort steuerte der Colonel die Garage an, doch Sully hielt ihn am Ärmel fest. Rick drehte sich irritiert um.
"Was ist?"
"Soll uns nicht lieber Dean fahren oder soll ich fahren? Ich meine du bist etwas blass ..."
Der Mann warf einen Blick in die offene Garage, wo sein Trans-Am und die Geländewagen untergebracht waren. Skeptisch fasste er sich kurz an den Bauch und wusste dann, dass sein Ziehsohn wahrscheinlich Recht hatte. Auch wenn die Magenschmerzen noch nicht ganz so stark waren, wäre es besser nicht selbst zu fahren!
Donavan betrachtete ihn ... "Ich meine, w-wenn Paul dich so sieht dann wird er bestimmt fragen, ob du gefahren bist oder ich und dann-"
"Sully," unterbrach Rick ihn schnell und hob einen Finger. "Okay, du hast Recht! Manchmal schaltest du ja wirklich dein Gehirn ein ... Geh zum Tor und sag Dean, dass er für zwei Stunden oder mehr von seinem Wachdienst befreit ist. Er soll uns fahren!"
"Ja! ... Danke," erwiderte Sully zu frieden.
Schnell drehte er sich um und rannte dann über den Hof Richtung Haupttor, wo er Dean Perkins bereits entdeckt hatte. Rick hingegen zückte einen Autoschlüssel und betrat die große Garage. Schnell stieg er in den ersten Wagen, startete den Motor und setzte vorwärts aus der Garage hinaus auf den Hof.
Als er nach nur wenigen Sekunden am Tor wieder stoppte, hielt Dean ihm die Fahrertür auf und Rick stieg auf der anderen Seite wieder ein, so dass Perkins das Steuer übernehmen konnte. Das M16 Sturmgewehr landete gesichert auf dem Rücksitz. Der arme Sully warf einen wehleidigen durch seine offene Tür ... Er setzte sich vorsichtig nach hinten und zog mit einem leisen Geräusch die Tür zu.
Als der Colonel sich seufzend in seinen Sitz zurück lehnte und die Augen schloss, wurde das Haupttor geöffnet. Dean wechselte kurz zwei Sätze mit Charly, der an den Wagen heran kam und dieser salutierte schnell. Dann gab der kurzhaarige Corporal Gas! In gleichmäßigem Tempo rollte der Wagen über die Zufahrtsstrasse und schlug gegen zehn Uhr den Weg nach Tucker County ein.
Tbc ...
Tief schnaubte er einmal in das weiße Kopfkissen hinein was auf Ricks Oberschenkel lag und versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen. Sully war immer noch etwas schläfrig. Er hatte kaum mehr als vier Stunden geschlafen und sich die ganze Nacht, nachdem er zurück gekommen war, nicht wohl gefühlt. Und jetzt am Morgen nach dem Frühstück, woran er auch nicht teilgenommen hatte, war es mit seinen Kopfschmerzen leider noch schlimmer geworden.
Mit geschlossenen Augen lauschte er den leisen Stimmen, die aus dem Fernseher kamen, während sein Ziehvater einen Kanal umschaltete. Bis auf den Fernseher und Rick, der sich hier und da mal bewegte oder räusperte hörte man nichts. Die Vorhänge an beiden Fenstern waren halb zu gezogen um die Sonne abzuhalten.
Die Tür zu dem kleinen Flur und die Zwischentür zu Ricks Büro standen offen, so dass ihm ein Klopfen nicht entgehen konnte. Der Computer war eingeschaltet und stand auf dem Schreibtisch. Rick musste noch etwas Schreibarbeit erledigen, doch das würde er später machen. Zunächst musste er sich um seinen kranken Jungen kümmern. Das Haustelefon und sein Handy hatte er auf dem kleinen Sofatisch abgelegt, damit er nicht aufstehen musste und so vielleicht Sully aus seinem Schlaf reißen würde.
Etwa eine Stunde hatten sie bereits so das alte grüne Sofa in Beschlag genommen. Wieder betrachtete Rick seinen Ziehsohn besorgt, der scheinbar friedlich auf dem Rücken lag und ruhig atmete. Noch einmal wechselte der Mann das Fernsehprogramm bis er die Fernbedienung wieder sinken ließ und links neben sich auf dem anderen kleinen Tisch ablegte. Mit der rechten Hand fasste er in die braune Wolldecke, die über Sully ausgebreitet war und zupfte sie noch ein Stück höher bis an seinen Hals. Dann legte er seine Hand wieder behutsam auf Sullys Bauch, wo er ihn weiter kraulte.
Sully stöhnte leise ... Dann drehte er sich etwas unbeholfen auf die Seite um auf das TV Gerät zu blicken.
"Willst du nicht doch was haben," fragte Rick dann noch einmal hoffnungsvoll mit einem besorgten Blick auf seinen Lieutenant. "Eine Tablette vielleicht? Hm?"
"Ne," verneinte Sully leise.
"Gut, dann nicht, aber du sagst mir Bescheid, wenn es schlimmer wird, ja?"
"Ja," kam die müde Antwort. "Kannst du mal umschalten?"
Seufzend beugte Rick sich ein Stück auf dem Sofa nach vorn und griff nach der Fernbedienung. Während er langsam durch das laufende Programm zappte - in der Hoffnung, dass sein Ziehsohn irgendwann vielleicht doch Stopp sagen würde oder aber einschlief, klingelte das Telefon neben ihm.
Rick legte die Fernbedienung auf den kleinen Tisch zurück und Sully schloss seine Augen. Dann nahm Rick das Haustelefon, drückte eine Taste und meldete sich mit ruhiger Stimme.
"Ja," meldete er sich mit Blick auf das TV Gerät. "Mhm! Ist was passiert? ... Ja!"
Sully hörte mit einem Ohr dem Telefonat zu. Sein Ziehvater sprach weiter mit dem Anrufer ...
"Was," fragte Rick plötzlich laut und entsetzt zurück. "Aber-"
Er wurde abgewürgt!
Während er das Telefon mit der linken Hand hielt, legte er die rechte wieder auf Sullys Körper und Bauch ... Auf dem Bildschirm bekämpften sich gerade zwei rivalisierende Gangs in einer dunkelen Gasse in New York City. Donavan hatte keinen blassen Schimmer wer in der Leitung war. Den Anrufer hören konnte er jedenfalls nicht.
Rick räusperte sich verlegen. "Ich kläre das! Ja! ... Mhm ... Mach das! Wir melden uns dann noch mal! ... Find ich raus! ... Schick mir das auch bitte! Ein paar Minuten? Gut! ... Bis dann, 'Paul'!"
Paul?! Scheisse ... Sullys Augen weiteten sich vor Schreck! Schnell zählte er eins und eins zusammen und kam zu dem Schluss, dass er mit seiner Diebestour wahrscheinlich aufgeflogen war. Er versuchte sich so unauffällig wie möglich aus Rick's Umklammerung zu befreien.
"I-ich muss mal ..."
Doch da hatte der Colonel schon etwas fester mit dem Arm, der quer über Sully lag, zugedrückt und hielt ihn unten. Sully zögerte sofort. Sollte er versuchen sich mit Gewalt zu lösen? Nein! Das würde nicht gut gehen. Denn Rick war in der besseren Position und selbst wenn sich Sully befreien konnte, würde sein Ziehvater ihn spätestens an der Tür wieder eingeholt haben.
"Nein, du musst jetzt nicht," gab der Mann leise zurück.
Fast vor Wut mit den Zähnen knirschend sah er auf Sully herab.
"Das war Paul am Telefon," informierte er Sully überflüssigerweise. "Kannst du dir vorstellen warum er angerufen hat? Ich meine, wir haben uns gestern ja erst gesehen, also muss es was Dringendes sein oder?"
Ich wusste, dass das nicht gut gehen kann ... Sully schluckte nervös. Er bringt mich um ...
Jetzt schaltete Rick das TV Gerät aus! "Sully? Sprichst du mal mit mir?"
"Ich weiss doch nicht was-"
"Setz dich hin," knurrte der Mann sauer. "Ich werd dich jetzt los lassen und du setzt dich hier neben mich! Du wirst nicht versuchen raus zu rennen! Ist das klar? Ich bin schneller als du!"
"Verstanden!"
Und schon hob Rick seinen Arm von Sullys Bauch und legte ihn über die Sofalehne. Donavan blinzelte kurz und erhob sich dann ganz langsam. Er setzte sich mit dem Rücken an die andere Armlehne so weit weg von Rick wie möglich und drehte seinen Körper zur Seite, so dass er dem Mann in die Augen sehen konnte. Die Wolldecke, die immer noch halb über seinen nackten Beinen und Shorts lag, zog Sully instinktiv etwas enger ...
"Sully? Los jetzt, ich warte!"
"Ich weiss doch gar nicht um was es geht, Rick!"
Entgeistert und sauer zugleich, dass Sully ihn immer noch weiter belügen und für dumm verkaufen wollte, starrte Rick ihn an. Eine Augenbraue wanderte bis hoch in die Stirn. Rick hob eine Hand, machte eine Faust und streckte zwei Finger aus, während Sully etwas unruhig auf seinem Po hin- und herrutschte.
"Bravo! Das war jetzt schon die zweite Lüge für die du bezahlen wirst! Manchmal glaub ich wirklich, du lässt es drauf ankommen? Du denkst, dass du damit durch kommst. Sully, das funktioniert aber nicht. Das siehst du doch!"
Ich glaube sehr lange kann ich ihn nicht mehr hinhalten ...
Ein Piepton unterbrach plötzlich das Gespräch und Rick sah an Sully vorbei in den kleinen Flur und sein Büro. Nur eine Sekunde später hörte man eine weibliche Computerstimme, die bestätigte, dass zwei E-Mails empfangen waren.
"Gleich zwei E-Mails," sagte Rick und tat spielerisch überrascht, während er Sully weiter mit einem intensiven Blick musterte. "Könnten von Paul sein ... "
Der Colonel erhob sich, griff nach seinem Handy und dem Haustelefon und trat an Sully vorbei. Dann drehte er sich noch mal um und zeigte mit dem Finger auf seinen First-Lieutenant. "Du bleibst genau hier sitzen und rührst dich keinen Zentimeter! Hast du verstanden?"
Sully nickte geknickt. "Ja ..."
"Gut!"
Schnell verließ Rick Kopf schüttelnd seine Privaträume. Er ging durch den kleinen Flur, warf noch mal einen Blick über seine Schulter, doch Sully schien sich an die Anweisung zu halten und bewegte sich nicht. Macintosh setzte Kaffee auf und betrat sein Büro. Die Zwischentür lehnte er nur an. In seinem Arbeitszimmer warf er die Telefone auf eine zugeklappte rote Akte und ließ sich dann auf seinen Stuhl sinken.
Der Tag hatte so gut angefangen und jetzt das!
Rick öffnete das E-Mail Programm durch einen Doppelklick und fand ganz am Anfang der Liste die beiden Nachrichten von seinem besten Freund aus dem Krankenhaus. Zunächst öffnete er die E-Mail mit dem Betreff: Fehlende Medikamente.
Still begann Rick den kurzen Einleitungstext von Westen zu lesen und studierte dann die drei Medikamente. Es waren allesamt Schmerzmittel. Ziemlich starke um genau zu sein! Rick nahm einen kleinen Block, notierte sich kurz die Namen und schloss die E-Mail wieder. Die Kaffeemaschine im Nebenraum begann zu knattern ...
Er öffnete die zweite Mail. Die Nachricht hatte diesmal nur einen Satz als Text und einen Dateianhang! An dem Dateiformat sah Rick bereits, dass es sich um zwei Videodateien handelte. Außerdem hatte Westen diese ja bereits vorhin in ihrem Telefonat angekündigt. Also speicherte er beide Dateien auf seinem Rechner und öffnete mit einem Doppelklick das erste Video!
Dank der kurzen schriftlichen Anweisung von Paul, wo Rick das sehen würde, was wichtig war, ließ er das Video vorlaufen und hielt es bei 00.07 Uhr wieder an. Er drückte auf Play ... Kopfschüttelnd betrachtete er die Aufnahme, die von Sekunde zu Sekunde immer interessanter wurde. Und Macintosh wurde leider von Sekunde zu Sekunde immer wütender auf seinen Jungen. Die Maschine nebenan rauschte laut und knatterte wieder, während der Kaffee hindurch und in die Glaskanne sickerte.
Nach knapp drei Minuten spulte Rick das Video wieder an den Punkt zurück mit dem auch er angefangen hatte. Die Geräusche außerhalb seines Büros waren verstummt. Rick stand seufzend auf, nahm eine Tasse aus dem Schrank und füllte die Tasse auf. Ein Stück Würfelzucker plumpste hinein und er steckte einen Löffel dazu, dann drehte der Mann seinen Kopf in Richtung Privaträume und Sofa.
"Sully," rief er. "Herkommen!"
Seine Wut konnte er jetzt wirklich nicht mehr verbergen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch erhob sich Sully sofort und trat in den kleinen Flur, wo er auf seinen Ziehvater stieß, der die Führung übernahm. Rick setzte sich mit Kaffeetasse wieder hinter seinen Schreibtisch, legte den Löffel zur Seite und trank einen vorsichtigen Schluck.
Vor seinem Schreibtisch kam Sully dann zum Stehen. Leicht trippelte er mit den nackten Füßen auf dem kühlen Holzboden herum, bis Rick die Tasse endlich absetzte, jedoch nicht los ließ.
"Geh in dein Zimmer und zieh dir was an die Füße, bitte!"
Mit einem leisen und genervten Seufzen drehte Sully sich um und lief in sein Zimmer, wo er sich Socken, eine Trainingshose und Hausschuhe überzog. Keine Minute später stand er wieder vor seinem Boss - halbwegs bereit sich den Kopf abreißen zu lassen.
Es war still.
Einzig allein das Ticken der Uhr, die über der Tür hing, war zu hören.
Der Colonel sah erst Sully an, dann seinen Bildschirm und dann wieder Sully. Er schien über irgendetwas nach zu denken. Als Sully die Stille dann nicht mehr aushielt, öffnete er den Mund.
"Darf ich mir auch einen Kaffee holen? Bitte?"
"Nein," antwortete Rick ohne mit der Wimper zu zucken. Er starrte Sully weiter hin an. "Ich denke, Koffeein ist nicht wirklich gut für deine Kopfschmerzen oder?"
Er gönnt mir keine Ablenkung! Scheisse ...
Der Mann trank wieder, klimperte kurz an der Tasse herum und dann ... "Wie war der Spaziergang gestern Nacht? War es sehr kalt? Hast du gefroren?"
Okay, er weiss es wirklich ... Ich kann eigentlich gar nicht mehr lügen.
Doch ein Versuch ist es wert ... "Keine Ahnung, Rick! Ich war im Bett!"
BÄHM! Sully zuckte leicht zusammen, als der laute Knall durch das Zimmer hallte. Rick nahm seine flache Hand wieder von der Tischplatte. Er schnaubte einmal tief, während er krampfhaft versuchte sich nicht all zu sehr provozieren zu lassen.
"Sully," ermahnte er mit warnender Stimme und einem starren Blick seinen Jungen. "Das ist jetzt die letzte Warnung von mir! Wenn ich nur noch eine einzige Lüge höre, du einen Befehl verweigerst oder du einer Frage ausweichst oder mich länger als fünf Sekunden warten lässt, schwöre ich dir das-"
Es klopfte an der Bürotür, ehe Rick die verheerende Drohung zu ende ausgesprochen hatte. Sully seufzte innerlich auf, doch sein Commander sah gereizt an ihm vorbei auf das dunkle Holz der Bürotür.
"WAS DENN?!"
Second-Lieutenant Michael Sanders war dann der Unglückliche, der seinen blonden Haarschopf durch den Türspalt strecken musste. Er öffnete dann ganz und trat mit dem Rücken an die Tür und in den Raum. Dann hob er die Hand zum Salut an den Kopf.
"General Turner ist da, Sir!"
Rick wurde etwas blass. Was? Wieso ...
"Danke, Mike," erwiderte der Colonel dann. "Wegtreten!"
Sully atmete aus und nahm Haltung an. Schnell machte Rick es ihm nach und dann schoß auch schon der grauhaarige Frank mit einer ledernen Aktentasche unter dem Arm durch die offene Bürotür ins Zimmer! Das Trio salutierte sich gegenseitig und Mike verschwand wieder nach draußen und zog die Tür hinter sich zu.
"Rick," grüßte der General lächelnd und ging auf den Colonel zu, der ein Stück um seinen Schreibtisch herum kam. "Tut mir leid, dass ich mich nicht angemeldet habe, aber ich war sozusagen in der Gegend."
Sie gaben sich die Hand.
Macintosh seufzte kaum hörbar. "Macht nichts, Frank! Um was geht es denn? ... Wir-" Er warf einen strengen Blick auf Sully. "Haben noch etwas zu besprechen, was sich leider auch nicht sehr lange aufschieben lässt, also ..."
Während Sully sich einfach nur still verhielt und innerlich hoffte, dass der General vielleicht doch etwas äußerst Wichtiges mit Rick zu bereden hatte, klappte Rick mit zwei Fingern den Deckel des Notebooks zu und Frank warf einen suchenden Blick auf die Unterlagen auf der Schreibtischplatte.
"Ich weiss, dass du mir den Bericht von dem Training, das vorgestern Nacht war, ja faxen wolltest, aber ich hatte gehofft, dass er doch jetzt schon fertig ist und ich ihn vielleicht mitnehmen kann."
Donavan war plötzlich Weiß wie die Wand geworden und erstarrte! Rick drehte sein Gesicht zu seinem Jungen und traute sich fast gar nicht zu fragen, aber ...
"Sully," fragte Rick dann trotzdem seinen Lieutenant mit ernster Stimme. "Hast du den Bericht von der Übung fertig?"
Es war still.
Sully spürte wie ihm heiß wurde und eine einschnürende Enge in seinem Hals. Nach ein paar Sekunden des Wartens ergriff Frank das Wort!
"Wenn er noch nicht mit dem Computer abgetippt ist, kann das meine Sekretärin machen," bot er an. "Das wäre nicht schlimm. Aber ich bräuchte ihn besser jetzt und ich meine mich zu erinnern, dass wir in etwa diese Zeit auch ausgemacht hatten, oder Rick?"
Rick fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. "Ja, ich weiss, Frank ..."
Dann wandte er sich wieder an Sully. "Lieutenant? Ist der Bericht jetzt fertig?! Hast du ihn per Hand vorgeschrieben und nur noch nicht abgetippt?"
Schön wärs ... Räuspern. Kopfschütteln.
"N-nein, Sir! Der Bericht ist ... also ich habe n-noch nicht angefangen, Sir!"
Drei ... Zwei ... Eins ... Boom! "WAS," explodierte Rick lautstark.
Sully war wieder zusammengezuckt und Frank neben ihm genau so!
Macintosh drehte sich seufzend um, legte die Hände auf die Fensterbank und starrte stumm durch das Fenster auf den Hof. Er war so verdammt wütend auf Sully, doch er musste sich beruhigen. Irgendwie. So schnell wie möglich. Rick wollte diesen Stress nicht! Und seinem Magen das alles lieber ersparen. Tief atmete er ein und aus.
Nach ein paar Sekunden hörte er Schritte hinter sich, die dann dicht neben ihm stehen blieben. Doch Rick machte keinerlei Anstalten sich umzudrehen - es konnte nur Frank sein. Also sah Rick weiterhin hinaus, bis Turner endlich den Mund öffnete.
"Rick," rief er ihn ruhig. "Ich weiss, dass Sully Schreibarbeit ganz und gar nicht gerne tut, aber das ist noch lange kein Grund einen offiziellen Bericht nicht zu fertigen. Oder? Weshalb hast du ihm das durchgehen lassen?"
Und jetzt fühlte sich Sully Donavan unendlich schlecht! Frank hatte seinem Ziehvater gerade einen riesigen Vorwurf gemacht. Doch Rick trug keine Schuld daran. Ganz und gar nicht!
"Ehm, General," meldete sich plötzlich Sully zu Wort. "Ich-"
"Halten sie den Mund, Lieutenant," unterbrach Turner ihn sofort wieder mit einem ernsten Blick. "Ich möchte es nicht hören. In Ordnung? Ich denke, du hast von deinem CO eine klare Anweisung erhalten, um die du dich allerdings einen Dreck gekümmert hast, so wie es jetzt aussieht."
Bei Franks Wortwahl musste nicht nur Rick sondern auch Sully merklich schlucken. Frank war normalerweise etwas priviligierter in seinem Sprachgebrauch unterwegs.
"Colonel, ich erwarte diesen Bericht Morgen um acht Uhr in meinem Büro im Pentagon vorzufinden. Sauber abgetippt auf Briefpapier mit allen Anhängen! Ist das klar so weit?"
Rick drehte sich jetzt ganz zu Frank um. "Verstanden, General! Der Bericht kommt!"
"Das hoffe ich, Rick!"
Er warf noch mal einen mahnenden Blick auf Sully, verabschiedete sich schnell und verließ das Büro. Rick hatte ihn noch hinaus bringen wollen, doch Turner hatte nur seine Aktentasche etwas fester in die Hand genommen und dann mit dem Kopf geschüttelt. Als sie wieder allein und Zeugen außer Hörweite waren, klappte Rick sein Notebook wieder auf, nahm einen Schluck kalten Kaffee und sah im Stehen über seinen Tisch hinweg Sully in die Augen.
"Da siehst du es wieder," fauchte Macintosh laut und fuchtelte mit den Händen herum. "Alles was du nicht tust, obwohl es dir aufgetragen wurde, fällt irgendwann auf mich zurück! Wie jetzt! Was hast du getan, während ich weg war und du diesen Bericht schreiben solltest?"
Keine Antwort!
"Sully!"
Schlucken. "Mit Rob geredet und mit Sam geredet ..."
Rick schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht fassen! Er betrachtete wieder das geöffnete Video vor sich ...
"Ich frage dich jetzt ein letztes Mal: Wo warst du gestern Nacht, Sully?!"
"O-okay, ich w-war nicht in meinem Bett," gab Sully dann bereitwillig zu und schüttelte panisch den Kopf. "Ich war auf dem Hof! Ich konnte nicht schlafen und dann bin ich irgendwann noch mal raus an die frische Luft!"
"Kann ich," fragte sein Ziehsohn dann um vielleicht doch noch etwas Mitleid zu erregen. "Kann ich vielleicht doch j-jetzt eine Tablette haben. Bitte?"
Rick schüttelte fassungslos den Kopf. "Beantwortest du jetzt neuerdings meine Fragen mit einer Gegenfrage?" Dann fiel ihm etwas ein und er klatschte in die Hände. "Warte! ... Du willst eine Schmerztablette? Was darf es denn sein?!"
Als der Junge plötzlich merkte, nach was er da gefragt hatte und dass Rick das jetzt gegen ihn verwenden würde, sah der Colonel auf den Bildschirm und die E-Mail und warf dann Sully wieder einen wütenden Blick zu.
"Vielleicht Oxymorphone? Oxycodon," fragte der Mann Schulter zuckend. "Oder vielleicht doch besser etwas Methadon? Hm? ... Oxycodon habe ich sogar hier in meinem Koffer, aber wenn die Schmerzen wirklich zu stark sind, dann muss ich leider passen, mein Kleiner ... " Er musterte Sully ganz genau und hob einen Finger in die Luft. "So starkes Zeug habe ich nicht direkt hier im Büro, sondern in meinem Schlafzimmer versteckt. Ich will nämlich nicht, dass sich irgendwer an dem Giftschrank zu schaffen macht und sich eine Dröhnung nach der nächsten verschafft! Hm?"
"V-verstehe ..."
Rick fuhr fort. "Aber das gibt es natürlich auch im Krankenhaus und ich denke, genau da warst du gestern Nacht und hast es dir besorgt, richtig?"
Donavan konnte seine Nervosität jetzt nicht mehr zurück halten. Diese Medikamente waren genau die, die er für seinen Dad gestohlen hatte. Die jetzt gut versteckt in seinem Zimmer lagen und die er heute Nacht aus dem Haus schaffen wollte.
"Es ist nicht ganz so schlimm, Sir ..."
Rick hob eine Augenbraue, reckte sich dann nach rechts und öffnete seinen Koffer, der auf dem Boden neben seinem Schreibtisch stand. Er fingerte ein rundes, gelbes Pillendöschen Oxycodon heraus, warf es auf den Tisch und befüllte dann sein Wasserglas bis zur Hälfte neu. Danach öffnete Rick die Dose, ließ eine Tablette heraus und in seine Hand fallen und hielt sie in zwei Fingern neben sich.
"Na, komm," rief er und gab Sully einen Wink mit dem Kopf. "Wenn du Schmerzen hast, würde ich vorschlagen, dass du jetzt was einnimmst! Es sei denn, du willst dich noch einen ganzen Tag damit rum quälen?"
Mit hängenden Schultern und dem Wissen, dass er keine andere Wahl hatte, schlich Sully um den Schreibtisch herum, bis er dicht neben seinem Ziehvater stand. Er nahm die Pille zwischen die Finger und Rick reichte ihm das Glas. Nach ein paar Sekunden hatte er brav die Tablette geschluckt und Rick stellte das Glas wieder bei Seite.
Sully drehte sich um und wollte gerade wieder seine Position vor dem Schreibtisch einnehmen, als Rick ihn noch an einem Zipfel des T-Shirts zu fassen bekam und etwas zurück zog.
"Sekunde," befahl der Mann leise.
Der First-Lieutenant drehte seinen Kopf herum. Rick wies mit dem Kopf auf den Bildschirm vor sich. Viel konnte Sully nicht erkennen. Es war ein geöffnetes Video. Es war pausiert und deshalb konnte man auch rein gar nichts erkennen - nur Schwarz und das Pause-Symbol mit den zwei vertikalen Strichen.
"Du bleibst wirklich bei deiner Lüge, dass du gestern Nacht zuerst im Bett warst und dann auf dem Hof herumspaziert bist? Korrekt?"
Sully rollte in Gedanken mit den Augen. Scheisse verdammt! ... Vielleicht sollte ich es einfach sagen? Aber ich muss Dad unbedingt da raus halten ... Moment! ... Was ist das eigentlich für ein Video?
Macintosh hatte den interessierten Blick gesehen und ließ Sullys T-Shirt endlich los.
"Sully? Deine Zeit läuft ab ... Antwort!"
"WO SOLL ICH DENN BITTE GEWESEN SEIN?!"
Und jetzt schaffte Rick es nicht mehr ruhig zu bleiben. Sully verarschte ihn bereits seit ganzen zwei Tagen und tischte ihm eine Lüge nach der anderen auf. Irgendwann drohte der Geduldsfaden zu reißen - Jetzt! Eine Sekunde später schoss der Mann aus seinem Stuhl! Ohne ein einziges Wort zu sagen, packte er Sully grob im Genick, übte Druck aus und presste seinen Oberkörper auf das freie Stückchen Tischplatte neben seiner Notebooktastatur.
Der Junge spürte sofort wie sein Herz schneller schlug. Gefahr! Doch er konnte seinen Fluchtinstinkt noch unterdrücken und wehrte sich nicht. In einer fließenden Bewegung hatte Rick die Hand gewechselt und ihm mit der Rechten die Trainingshose samt Shorts bis an die Knie herunter gezogen. Sully schluckte schwer. Dann schloss er die Augen ...
Der erste Schlag war hart! Sully zischte laut auf und biss die Zähne zusammen. Klatsch! Klatsch! Er öffnete wieder seine Augen und versuchte sich ein wenig aufzurichten, doch Rick ließ das nicht zu. Stattdessen nahm der Mann seine linke Hand von Sullys Nacken und legte sie flach auf seinen Rücken, wo er aber immer noch konstant Druck ausübte um ihn unten zu halten.
Als der Junge seine Augen geöffnet hatte und gerade aus auf die Bürotür blickte kam der nächste Hieb mit der Hand! Sully ruckte nach vorn. Aus dieser Perspektive hatte er das Arbeitszimmer wirklich noch nie gesehen oder?
Er spürte wieder die Tracht Prügel von Vorgestern ... Weitere feste Schläge prasselten auf seinen nackten Hintern ein und innerlich ohrfeigte sich Sully eintausend mal dafür, dass er Rick nicht einfach gesagt hätte, wo er gewesen war. Im Krankenhaus! In Pauls Büro und an den Medikamenten! Für wen das Zeug tatsächlich war, musste Rick doch nicht wissen oder?
Klatsch! Klatsch! "Scheisse!"
Sein Hintern brannte!
Nach weiteren fünf Minuten in denen man nur das laute Klatschen von Haut auf Haut hören konnte, stoppte Rick dann die Bestrafung abrupt. Sully keuchte.
Rick packte ihn an dem dünnen Stoff des T-Shirts und zog einmal. "Aufstehen und anziehen!"
Etwas zögerlich und mit einem heißen und brennenden Hinterteil stand Sully vorsichtig auf. Schnell zupfte er sich die schwarze Shorts wieder nach oben und konnte sich ein leises Zischen nicht verkneifen als der Stoff seine wunde Haut streifte. Bei der Trainingshose war es nicht besser.
Sully zitterte vor Anspannung. Schnell wischte er sich mit den Fingern eine Träne aus dem Auge und wartete auf weitere Instruktionen.
Er tötet mich!
Dann spürte er Ricks Präsenz direkt neben sich ... "Ich bin jetzt an einem Punkt angekommen, wo ich mir deine Ignoranz und deine enorme Respektlosigkeit einfach nicht mehr gefallen lassen werde wie du gerade gemerkt hast," sagte der Colonel mit ruhiger Stimme. "Dass du den Bericht für die Übung einfach nicht abgeliefert hast ist schon schlimm genug, okay? Plus dein penetrantes Lügen mir gegenüber und das hier, was der eigentliche Grund für meine Magenschmerzen ist, die sich gerade breit machen."
Sully sagte nichts, also fuhr Rick fort. Immer noch leise und bedacht. "Wir sehen uns jetzt dieses Video an, Sully und danach möchte ich von dir ein volles Geständnis! Keine Ausflüchte! Keine Lügen! Habe ich mich so weit klar ausgedrückt? ... Und hör auf an deiner Hose herum zu zupfen! Sonst gibt es was auf die Finger!"
Sofort ließ der Lieutenant seine Hand wieder sinken.
"Ja, Sir," gab er dann leise zurück jedoch ohne Rick direkt anzusehen. "Sie haben sich klar ausgedrückt!"
Er schniefte ...
"Wunderbar! Dann komm etwas näher und sieh es dir an!"
Sein Junge machte einen Schritt nach links, stützte sich mit der linken Hand auf der Schreibtischkante ab, während Rick mit dem Stuhl etwas zur Seite rutschte, damit Sully besser sehen konnte und das Video vergrößerte. Dann drückte er auf Play!
Das erste was Sully auf dem Monitor sah war die Schiebetür des Krankenhauses ... Oh nein! Bitte nicht! ... Und dann nach nur wenigen Sekunden rannte ein junger Mann in Jeans, Turnschuhen und dunkler Kapuzenjacke durch die Schiebetür in die Eingangshalle!
Er war gefilmt worden!
Mit einer Überwachungskamera festgehalten ...
"Hm," machte sein Ziehvater neben ihm. "Das war ein ganz schön langer Weg bis da hin. Hast du gefroren?"
Nicken. Seufzen. "Ja ..."
Na endlich mal eine ehrliche Antwort dachte Rick bei sich und sah zu wie die Videokamera das Bild wechselte. Jetzt konnte man wieder Sully beobachten wie er durch einen der Flure huschte. Kapuze über dem Kopf!
Sully tat unschuldig. "Wer ist das denn? Ich meine, das kann doch jeder sein oder?"
Sein Ziehvater sagte diesmal nichts und Sully sah wieder auf den Bildschirm. Als nächstes erreichte er eine Glastür, die er öffnete und im hinteren Teil des Flures verschwand. Die Kameraperspektive wurde erneut gewechselt. Rick sah zu wie Sully dicht vor Pauls Büro stoppte und etwas aus seiner Tasche fummelte. Er machte sich an dem Türschloss zu schaffen ...
Macintosh betrachtete das Bild eingehend. Dann warf er Sully einen verheerenden Blick zu.
"Wir werden gleich sehen ob du das bist oder nicht, aber diese Dietriche möchte ich gleich in meiner Hand haben! Ja?"
"Ja, Sir ..."
"Gute Antwort," erwiderte Rick nickend. Er schob den Mauszeiger ein Stück höher auf das Pause Symbol und grinste Sully von der Seite aus an. "Und jetzt wird es interessant! Pass auf!"
Irgendwie war sich Sully immer noch recht sicher, dass die Kapuze ausreichte um seine Identität zu verschleiern, aber dann drückte Rick auf Pause. Die Aufnahme stoppte haargenau in den drei Sekunden als Sully die Schritte auf dem Flur gehört und sich dann panisch umgedreht hatte - genau in die Linse der Überwachungskamera und in Großaufnahme!
Er hat mich ...
"Ich denke wir zwei sind uns doch einig darüber, dass du das bist? Oder möchtest du jetzt noch mal versuchen deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen?"
Kopfschütteln. "Nein! Ich war nicht auf dem Hof, sondern bin in die Stadt gegangen und zum Krankenhaus, Rick!"
"Na endlich," stöhnte der Mann Augen rollend und stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab. Dann schlug er sich die Handflächen vor das Gesicht und seufzte hinein. Er war müde ... "Und wo sind die Pillen?"
"In meinem Zimmer," gab der Junge sofort preis.
Irgendwie wusste Sully, dass er in der Falle sass - jetzt wo dieses Überwachungsband aufgetaucht war!
Rick nahm die Hände wieder herunter und erhob sich aus seinem Stuhl. Er ging auf der linken Seite um den Tisch herum und öffnete schließlich die Zwischentür zu Sullys Zimmer.
"Komm! Ich will diese Tabletten und deine Dietriche! Jetzt!"
Gefügig folgte Sully ihm in sein Zimmer, wo Rick dann an der Tür stehen blieb und sich mit der rechten Hand am Türrahmen abstützte. Sein Junge musterte ihn noch mal kurz, dann ging er an seinen Kleiderschrank und hockte sich davor. Mit der rechten Hand griff Sully unter das Möbelstück und rupfte die zwei Dietriche, die er mit Klebeband am Boden fixiert hatte, ab. Er übergab sie Rick, der sie ohne ein Wort zu verlieren an sich nahm.
Danach holte Sully widerstandslos ein Tütchen unter seinem Bett hervor und Rick versuchte durchzuatmen als sich ein Krampf meldete.
"Da sind die Tabletten drin," sagte Sully und reichte sie Rick. "Sie sind vollzählig!"
"Das ist aber nett," feixte Rick zornig. "Willst du jetzt etwa eine Belohnung, Sully?!"
Oh Mann ... "Nein, Sir!"
Wütend stapfte Rick zum Bett hinüber und kippte dort die Tüte aus. Drei Pillendöschen fielen auf das gemachte Bett. Er warf die Tüte daneben und nahm eine Dose hoch vor seine Augen um das Namensschild lesen zu können. Das zweite und das dritte gelbe Döschen folgten. Alle Dosen waren noch versiegelt und nagelneu! Nach der kurzen Inspektion räumte er sie wieder in die Tüte zurück und drehte er sich zu seinem Jungen um, der stumm hinter ihm an seinem Schreibtisch gestanden hatte.
"Dann ist es jetzt vorbei mit dem Versteckspiel! Ich werde jetzt Paul anrufen und ihm sagen, dass seine Schmerzmittel wieder aufgetaucht sind. Du, mein Freund, wirst dich kämmen, waschen und dir eine saubere Uniform anziehen! In 30 Minuten wieder in meinem Büro!"
Sully nickte ergeben. "Ja, Sir! 30 Minuten!"
Rick wandte sich zum Gehen, obwohl er immer noch nicht wusste, für wen Sully das ganze Drama veranstaltet hatte. Doch er war sich fast sicher, dass die Tabletten nicht für ihn selbst waren. Als er gerade Sullys Tür schließen wollte, öffnete er noch mal den Mund.
"Sind deine Kopfschmerzen eigentlich echt oder tust du nur so?"
Stille. "Die sind echt ..."
"Wie gesagt, 30 Minuten, Lieutenant Donavan! Und ich will, dass du in die Cafeteria gehst und etwas ißt, bitte!"
"Ja, mach ich!"
Macintosh nickte und zog die Tür hinter sich zu.
Als Rick dann endlich in sein Arbeitszimmer verschwunden war, atmete Sully das erste Mal seit einer Stunde wieder richtig tief durch. Ja, er hasste es wenn Rick so drauf war und ihm keinen Zentimeter Freiraum mehr ließ. Und er konnte es nicht leiden, wenn Rick sauer auf ihn war! Das war fast unerträglich. Sully schüttelte den Kopf und schlurfte dann mit seinem Kulturbeutel und einem Handtuch auf den Flur und ins Bad.
Als er wieder zurück kam, zog er sich eine frische Kampfuniform und seine Stiefel an. Die Uniform von der gestrigen Aktion im Wald hatte er bereits in den Wäschekorb im Keller gebracht. Sully nahm die schwarze Kappe, schlug sie kurz aus und warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die er sich um band. Er hatte noch 13 Minuten ... Also verlileß er sein Zimmer und rannte durch den Flur an seinen Freunden vorbei und die Treppe hinunter. Dort bog er ab und betrat den Speisesaal!
Da es noch immer Vormittag war, war nicht sehr viel los. Sully konnte Mike und Robin sehen, die gemeinsam und allein an einem der Tische saßen und Karten spielten. Je eine Dose Pepsi in der Hand. Er rannte zur Ausreiche hinüber, wo zum Glück niemand an stand. Dort bestellte Sully ein Hühnersandwich mit Salat, Majonaise, Gurken und dazu ein Glas Mineralwasser und balancierte beides nach 4 Minuten Wartezeit zu seinen Freunden hinüber. Als Sully sich setzte, verzog er sofort das Gesicht. Er hatte es vergessen ...
"Scheisse, verdammt," fluchte er mit zusammen gebissenen Zähnen.
Er stand wieder auf, öffnete die Dose und trank gierig. Robin betrachtete ihn neugierig, während Sully den harten Stuhl mit dem Stiefel nach hinten drückte. Das Sitzen würde er sich sparen, wo es nur ging. Denn gleich beim Autofahren würde Rick ihn sicher keinesfalls neben her laufen lassen.
"Was ist passiert," fragte das Mädchen interessiert.
Doch wollte sie das unbedingt wissen? Er setzte die Dose wieder ab, sah auf seine Uhr und biss dann endlich in sein Sandwich.
Mike sah seinen Freund bedauernd an. "Ich glaub es gab Stress mit dem Häuptling! So sah es jedenfalls vorhin aus, als ich mit Frank gekommen bin."
"Schnellmerker," erwiderte Donavan und kaute wieder.
Parker sah jetzt etwas angespannt aus. "Sully? Sag mir jetzt bitte nicht, dass du aufgeflogen bist? Bitte nicht!"
Er zuckte die Schultern. "Doch, Rob," gestand er mit vollem Mund. "Leider ja! Aber noch weiss er nichts von dir, okay?"
"NOCH," schrie der Corporal entsetzt. "NOCH?! Was heisst das denn bitte jetzt?"
Jetzt schluckte Sully den nächsten Bissen hinunter. Viel Zeit hatte er nicht mehr ...
"Das heisst, dass er noch nicht gefragt hat, wie ich rausgekommen bin!"
Mike verstand rein gar nichts mehr. Er betrachtete seine Karten und legte eine auf den Stapel ab. Dann grinste er Robin über den Tisch hinweg an.
"Du bist!"
"Ich kann doch jetzt nicht Karten spielen, Mike," rief sie wütend. "Dieser Trottel hier hat mir gesagt, dass das ne ganz sichere Kiste ist und dass Rick nie etwas erfahren wird! Und jetzt hat der Boss ihn schon am Arsch! Super!"
"Okay, ganz ruhig jetzt," versuchte Sanders Robin zu besänftigen.
"Ganz ruhig," äffte Rob ihn nach. "Ganz ruhig! Dein Hintern steht ja nicht auf dem Spiel, Mike!"
Sully versuchte unterdessen sein Sandwich zu verspeisen, denn viel Zeit hatte er nicht mehr. 4 Minuten!
Nach einer Minute des Essens trank er wieder. Parker ließ ihren Kopf und die Stirn auf die Tischplatte fallen und begann still für sich zu Jammern.
"Nein, nein, nein," stöhnte sie in das Holz hinein. "Ich hab mir die letzten Wochen so viel Mühe gegeben und jetzt das!"
"Ich glaub ich muss los," sagte Donavan plötzlich.
Er schob sich das letzte Stück von dem Sandwich in den Mund, kaute und wischte sich mit einer Serviette sauber. Schnell nahm er das Geschirr und trug es zur Ausreiche der Küche. Dann rannte Sully ohne noch ein Wort zu sagen mit seiner Kappe in der Hand aus der Cafeteria und die Treppe hinauf in den ersten Stock!
Ricks Bürotür stand offen. Sully klopfte trotzdem an den Türrahmen. Der amerikanische Colonel sass hinter seinem Schreibtisch und legte gerade das Telefon auf die Ladestation zurück. Es piepte. Rick hatte sich ebenfalls die Kampfuniform angezogen. Die Kappe lag vor ihm auf dem freigeräumten Tisch. Das Notebook auf der Fensterbank. Die Tüte mit den gestohlenen Pillen ebenfalls auf dem Tisch.
"Ich bin fertig, Sir," meldete sich Sully leise. "Wir können!"
Sein Gegenüber seufzte. "Gut ..."
Macintosh räusperte sich und erhob sich dann etwas schwerfällig aus seinem bequemen Stuhl. Eine Wärmflasche kam zum Vorschein, die Rick in der einen Hand behielt und nach dem Tütchen griff. Er warf sie Sully zu, der sie an sich nahm. Er leerte die Wärmflasche im Bad, kam zurück, setzte seine Kappe auf und stopfte sich das Handy in die Hosentasche.
"Na los," befahl Rick seufzend.
Sie verließen das warme Büro, Rick schloss ab und führte Sully hinaus auf den Hof. Dort steuerte der Colonel die Garage an, doch Sully hielt ihn am Ärmel fest. Rick drehte sich irritiert um.
"Was ist?"
"Soll uns nicht lieber Dean fahren oder soll ich fahren? Ich meine du bist etwas blass ..."
Der Mann warf einen Blick in die offene Garage, wo sein Trans-Am und die Geländewagen untergebracht waren. Skeptisch fasste er sich kurz an den Bauch und wusste dann, dass sein Ziehsohn wahrscheinlich Recht hatte. Auch wenn die Magenschmerzen noch nicht ganz so stark waren, wäre es besser nicht selbst zu fahren!
Donavan betrachtete ihn ... "Ich meine, w-wenn Paul dich so sieht dann wird er bestimmt fragen, ob du gefahren bist oder ich und dann-"
"Sully," unterbrach Rick ihn schnell und hob einen Finger. "Okay, du hast Recht! Manchmal schaltest du ja wirklich dein Gehirn ein ... Geh zum Tor und sag Dean, dass er für zwei Stunden oder mehr von seinem Wachdienst befreit ist. Er soll uns fahren!"
"Ja! ... Danke," erwiderte Sully zu frieden.
Schnell drehte er sich um und rannte dann über den Hof Richtung Haupttor, wo er Dean Perkins bereits entdeckt hatte. Rick hingegen zückte einen Autoschlüssel und betrat die große Garage. Schnell stieg er in den ersten Wagen, startete den Motor und setzte vorwärts aus der Garage hinaus auf den Hof.
Als er nach nur wenigen Sekunden am Tor wieder stoppte, hielt Dean ihm die Fahrertür auf und Rick stieg auf der anderen Seite wieder ein, so dass Perkins das Steuer übernehmen konnte. Das M16 Sturmgewehr landete gesichert auf dem Rücksitz. Der arme Sully warf einen wehleidigen durch seine offene Tür ... Er setzte sich vorsichtig nach hinten und zog mit einem leisen Geräusch die Tür zu.
Als der Colonel sich seufzend in seinen Sitz zurück lehnte und die Augen schloss, wurde das Haupttor geöffnet. Dean wechselte kurz zwei Sätze mit Charly, der an den Wagen heran kam und dieser salutierte schnell. Dann gab der kurzhaarige Corporal Gas! In gleichmäßigem Tempo rollte der Wagen über die Zufahrtsstrasse und schlug gegen zehn Uhr den Weg nach Tucker County ein.
Tbc ...
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