BLACK KNIGHTS: Blood Ties
von Black Knight One
Kurzbeschreibung
[Teil VI meiner Black Knights Reihe] Ein unerwartetes Wiedersehen während einer Trainingsmission stürzt Sully in einen ernsten Gewissenskonflikt mit Rick! Welcher wiederum ein ruhiges Wochenende auf der Base nach und nach zerplatzen lässt. … Warning: Spanking/Corporal Punishment in Chapters!
GeschichteAbenteuer, Drama / P18 / Gen
01.05.2019
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Die Zeit verging relativ schnell. Schon war es Abend geworden. Rick war von seinem Meeting mit Paul zurück gekehrt und hatte dann ein bißchen Schreibarbeit erledigt. Dann hatte es Abendessen gegeben! Und jetzt gegen 22 Uhr war Rick wieder auf dem leeren Flur im 2. Stock unterweg um seine Runde zu machen und seine Schäfchen ins Bett zu befördern. Er klopfte an jedes einzelne Zimmer, steckte seinen Kopf hinein, zählte durch ob alle da waren, wünschte eine Gute Nacht und ging weiter.
Nach einer viertel Stunde und einer kleinen Diskussion mit Cem, der nach seinem Unfall unbedingt wieder an Einsätzen teilnehmen wollte, war er wieder auf dem Hauptflur unterwegs. Als letztes klopfte er bei Sully! Rick wurde hereingebeten und fand seinen Ziehsohn mit einem bunten Magazin im Bett sitzend vor. Den gepackten Rucksack hatte Sully zur Sicherheit unter sein Bett geschoben.
"Du gehst bitte auch gleich schlafen, ja," sagte Rick leise.
Sully sah ihn an. "Ja! Kann ich den Artikel noch zu ende lesen?"
"Ja, klar! Ich werd mich aber jetzt schon hinlegen," antwortete der Mann schnell. "Seit dieser kleinen Diskussion mit Paul hab ich irgendwie Kopfschmerzen ..."
Rick fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare und über den Kopf.
"Um was ging es denn," fragte Sully neugierig.
"Seit wann geht dich das was an," fragte Rick zurück.
Dann musterte er das Magazin etwas genauer. Er machte zwei Schritte nach vorn und hob gezielt die Zeitschrift an einer Ecke hoch, so dass er das Cover erkennen konnte. Dann legte er nachdenklich den Kopf schief.
Donavan bemerkte den Blick. "Was?! Das ist keine Pornozeitschrift, okay?"
Rick ließ die Zeitung wieder los. "Sorry! Im ersten Moment sah es aber schwer danach aus, mein Kleiner!"
"Wegen der halbnackten Frauen, die die Autos anpreisen?"
"Ganz genau," meinte Rick nickend. "Vor allem wegen der Frauen, die oben nichts anhaben!"
"Es ist nicht der Playboy, Rick!"
Er seufzte müde. "Okay! Vergiss es! Schlaf gut und denk dran, dass wir Morgen Nacht wieder eine Übung haben! Robin geht gleich mit ein paar Jungs raus, die gestern nicht dabei waren. Mal sehen wie das läuft ..."
"Und du gehst nicht mit," fragte sein Schützling ganz beiläufig. "Ist das dann trotzdem eine offizielle Übung?"
"Nein, ich gehe nicht mit, weil Rob langsam mal die Chance haben soll, ein Kommando allein zu führen," gab Rick zurück und machte sich auf den Weg zur Zwischentür. Er öffnete und sah noch mal Sully an. "Und Ja, es ist trotzdem eine offizielle Übung, weil Rob mir einen Bericht schreiben wird!"
Na Gott sei Dank! Schulterzucken. "Okay! Dann schlaf gut, Rick und Gute Besserung!"
"Danke!" Er lächelte. "Du auch!"
Die Tür fiel hinter ihm zu und Sully atmete geräuschvoll aus. Er war etwas angespannt gewesen. Doch jetzt da er genau wusste, dass Rick sich gleich ins Bett verkrümeln würde und er definitiv nicht an diesem Training teilnehmen würde, war die Nervosität sofort verflogen. Er hatte freie Bahn!
Etwas mehr als 20 Minuten später, stand Sully auf und zog das Rollo hinunter. Er öffnete seinen Kleiderschrank, nahm die komplette Kampfuniform heraus, die er in mehreren Ausführungen besaß und legte sie auf seinen Schreibtisch. Auch wenn Rick doch noch mal herein kommen würde, sähe es so aus, als ob die Uniform für Morgen früh bereit gelegt worden war.
Als nächstes zog er sich die Jeans und die Socken aus und löschte das Licht komplett. Er legte sich auf den Rücken in sein Bett und verzog kaum merklich das Gesicht. Ja, die paar Hiebe von gestern spürte er immer noch ein bißchen. Er legte sich auf die Seite. Den Blick auf die Zwischentür und seinen Wecker gerichtet. Er musste die Uhrzeit im Auge behalten, denn zu spät kommen durfte er auf keinen Fall!
Das warme Licht aus dem Arbeitszimmer schien immer noch durch den unteren Schlitz der Tür hindurch ...
"Du hast doch gesagt, du willst ins Bett? Jetzt geh endlich verdammt," flüsterte Sully so leise wie möglich ohne seinen starren Blick auf den Lichtschein abzuwenden. "Mach schon!"
Hellwach beobachtete er weiterhin die Tür. Fast den ganzen Abend hatte Sully sich eine Pepsi nach der anderen reingezogen, nur um nicht einzuschlafen und seinen unerlaubten Freigang zu verpassen. Etwas genervt blätterte er noch ein paar Minuten in seiner Zeitschrift, als dann endlich das Licht im Nebenzimmer gelöscht wurde.
"Na endlich ..."
Sully sah auf seinen Wecker und wartete wieder einige Minuten. Er wollte sicher sein, dass Rick wirklich in seinen Privaträumen war und nicht jeden Augenblick doch noch auf dem Flur herum spazieren würde. Aus welchem Grund auch immer.
Dann endlich kletterte Sully aus seinem Bett. Schnell schlüpfte er in seine schwarze Kampfuniform und zog seine Kappe auf. Der Rucksack mit den Wechselklamotten wurde unter dem Bett hervor geholt! Donavan bewaffnete sich noch mit einem kleinen Fernglas und einer Armbanduhr. Schließlich öffnete er seinen Schrank und nahm ein paar Kissen heraus, die er dort gebunkert hatte. Die Bettdecke flog zur Seite und die vier Kissen wurden so drapiert, dass Rick hoffentlich glauben würde einen schlafenden Sully vorzufinden, falls er doch noch mal herein kommen und ihn kontrollieren würde.
Als er einigermaßen zu frieden mit seinem Werk war, warf er sich den Rucksack auf den Rücken und öffnete leise seine Zimmertür. Noch mal ein kurzer prüfender Blick auf das Bett ... Super! Er verließ sein Zimmer und lief zur Waffenkammer hinüber, wo ein paar Jungs ihre Gotchagewehre abholen wollten. Wie selbstverständlich stellte sich der First-Lieutenant an das hintere Ende der Schlange und nickte seinen Kameraden kurz freundlich zu.
Plötzlich legte Jemand einen Arm um seine Schulter. Sully erschrak fast zu Tode und riss seinen Kopf herum. Es war Robin, die sich angeschlichen hatte.
"Na, sehr gut," sagte sie anerkennend. "Du bist pünktlich! Aber warum stehst du hier, du kannst doch einf-"
Schnell legte er einen Finger an seine Lippen. Dann drehte er sich ganz zu ihr um, da immer noch vier andere Personen vor ihnen dran waren.
"Nein, kann ich nicht, Rob. Wenn wir gleich zum Tor rausgehen, muss es so aussehen, als ob ich wirklich bei der Übung mit mache. Verstehst du? Ich hoffe, dass Sam oder wer auch immer dann da steht, nicht die Namensliste in die Finger bekommen hat. Ich will niemand anderen da mit rein ziehen."
Sie rollte mit den Augen und machte dann mit Sully an ihrer Seite einen Schritt nach vorn.
"Aber bei mir ist es kein Problem dass du mich und meinen Hintern mit reinziehst, ja," fragte das Mädchen.
Sully seufzte. "Du machst doch quasi gar nichts! Ich hab mich irgendwie in die Gruppe geschlichen und dann bin ich abgehauen! Da kann Rick dich nicht für drankriegen, glaub mir ..."
Bei dem Wort drankriegen verzog sie da Gesicht! "Ja, toll! Ich red kein Wort mehr mit dir, wenn das auffliegt, hörst du?"
"Okay," gab er zurück und machte wieder einen Schritt vorwärts.
Die Reihe wurde immer kleiner und dann war Robin dran. Ihr wurde ein Gotchagewehr und rote Munition ausgehändigt, da sie als Teamleiter in Team Alpha war. Der Anführer von Team Beta war diesmal Tom! Sie unterschrieb auf dem Formular und Tony, der Wachmann zeichnete pflichtbewusst gegen.
"Ich warte auf der Treppe," sagte sie an Sully gewandt.
Und flüchtete dann ins Treppenhaus ...
Sully wurde ohne Zwischenfälle sein Gotchagewehr plus roter Farbkugeln übergeben. Auch er unterzeichnete das Formular neben dem heutigen Datum, obwohl er ganz genau wusste, dass es ein riesiger Fehler war. Doch was tat man nicht alles für die Familie? Für seinen Dad?
Schweigend packte er sich die Waffe unter den Arm und schlenderte zur Treppe, wo er auf dem zweiten Absatz wieder auf Corporal Parker stieß, die dann mit ihm zusammen durch das Haus und dann ins Freie trat. Draußen war es bereits dunkel. Einzige Lichtquelle waren die Außenlampen und der Schein des Mondes. Von den patroullierenden Wachleuten wurde der Junge überhaupt nicht beachtet und selbst als sie an dem geöffneten Tor auf Dean trafen, der dort seinen Dienst tat, grüßte der junge Corporal nur lässig und winkte das erste kleine Team, bestehend aus fünf Leuten auf die Zufahrtsstrasse hinaus.
"ZU HÖREN, JUNGS," rief sie etwas lauter. "TEAM BETA HAT ZEHN MINUTEN ZEIT SICH ZU VERSTECKEN! DANN KOMMEN WIR UND SUCHEN EUCH! OKAY! LOS!"
Tom nickte ihr zu und sammelte seine Leute hinter sich. Dann marschierten sie los immer in Richtung Bäume und Deckung! Ein Vogel krächzte über ihnen und schlug dann wild mit den Flügeln um weg zu kommen. Parker sah auf ihre Armbanduhr und dann dem Trupp hinterher, der nach nur wenigen Metern in den Wald verschwand. Etwas nervös zupfte Sully an der Verkabelung seines Funkgerätes herum. Eigentlich hätte er es gar nicht mitnehmen brauchen, doch wenn etwas passieren sollte, während er noch in Reichweite der Frequenz war, dann würde er notgedrungen zurück eilen und helfen ...
Die Zeit verging. Rob und Sully unterhielten sich leise und dann waren zehn Minuten auch schon abgelaufen. Parker hob eine Hand in die Luft und zeigte nach vorn.
"UND LOS!"
Auch das zweite Team trat über die Stahlschiene und marschierte ein Stück den Weg entlang um sich dann in die Büsche zu schlagen. Robin nahm ihr Gewehr schussbereit in die Hand, kontrollierte noch mal den Abzug der Waffe, was man bei einer solchen Jagd auf Terroristen natürlich nicht machen würde und stieg über den ersten umgestürzten Baumstamm hinweg.
Sully hatte sich dicht neben ihr eingereiht um ihr Deckung zu geben, während der Rest des kleinen Teams ausschwärmte um die Gegend zu sichern. So konnten sie schnell genug eventuelle Gegner bemerken und dann eliminieren.
Während sie weiter liefen und Robin von links nach rechts sah, zupfte sie den Ohrstöpsel des Funks heraus und sah Sully an. Dieser tat das Gleiche, damit niemand mithören konnte. Sully wollte immer noch so wenig Zuhörer und Mitwisser der Aktion wie möglich. Wenn niemand anderes außer Robin Bescheid wusste, konnten sie vor Rick auch nicht einknicken und ihn verraten.
"Wann willst du abhauen," fragte Robin dann leise. "Wir sind noch nicht weit genug weg oder?"
"Ich warte noch ein bißchen! In ein paar Minuten versuch ich mich wegzuschleichen, ohne dass ich eine Farbkugel abbekomme ..."
"Hoffentlich klappt das auch," antwortete sie leise.
"Wir werden sehen!" Er starrte geradeaus. "Ich glaub ich hab was gesehen! Mach den Funk wieder einsatzbereit, Rob! Ich geh vorraus und seh mich um!"
Sie sah ihn an. "Ja, ich hab auch was gesehen! Falls wir uns nicht mehr sehen, dann Viel Glück, Sul!"
"Danke!"
Das Mädchen fummelte wieder den Knopf in ihr Ohr, während ihr Begleiter sich davon machte. Ganz langsam machte Sully einen Schritt nach dem anderen und war nur ein paar Sekunden später in der Dunkelheit aus Robins Blickfeld verschwunden. Auf seiner Jagd ballerte er eine seiner roten Farbkugeln in die Brust eines Gegners und verschoss einige in die Bäume und Sträucher als Tarnung.
Etwas mehr als 20 Minuten jagte Sully konzentriert durch die Wälder bis er sich sicher war, niemandem mehr aus Team Alpha oder Beta zu begegnen. Sie waren hinter ihm! Irgendwo! Nach weiteren fünf Minuten kam er auf einen Weg, den Weg der später in die Zufahrtsstrasse mündete und direkt zur Base führte.
Er blieb stehen und setzte den Rucksack und das Gewehr ab. Sully baute die leichte Waffe auseinander und begann sich auszuziehen. Erst die Kappe und die Jacke, dann die Stiefel und die Hose! Er stellte das Funkgerät aus und rollte das dünne Kabel um das Gerät herum. Danach faltete er alles fein säuberlich so klein wie möglich zusammen und öffnete den Canvas-Rucksack. Zum Vorschein kamen eine blaue Jeans, graue Turnschuhe und eine dunkelbraune, alte Kapuzenjacke. Sully zog sich um!
Die schwarzen Klamotten kamen in den Rucksack. Er nahm das kleine Fernglas heraus und ließ es in die Känguruhtasche der Jacke gleiten. Dann warf er einen prüfenden Blick auf seine Armbanduhr. Ja, er sollte weiter gehen, sonst würde es vielleicht doch zu spät werden.
Schnell sah er sich nach einem guten Versteck für den Rucksack um und stopfte ihn dann in einen hohlen Baumstamm, der an der Seite des Weges lag. Sully zupfte noch mal an seinen Klamotten - dann ging er los! Immer darauf bedacht nicht aufzufallen und möglichst so lange es ging im Schatten der Bäume zu bleiben bis er das grüne Ortseingangsschild von Tucker County erreicht hatte.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang tauchten endlich ein paar Häuser vor Sully auf. Es waren keine Wohnhäuser, sondern Geschäfte und eine Tankstelle an der noch Licht brannte! Er rannte auf den ersten Bürgersteig zu und lief zunächst in schnellen Schritten etwa bis zum Ortskern, wo das Punked und einige andere kleine Kneipen und Telefonzellen untergebracht waren. Dort angekommen schlug Sully eine andere Richtung ein und verließ die Ortsmitte wieder in Richtung Kings View Hospital!
Warum sind wir eigentlich immer die Idioten, die komplett durch den Ort durch müssen um zum Krankenhaus zu kommen dachte er mißmutig, während er an der Kapuze des Pullovers herum fummelte und sie dann aufsetzte um den kalten Wind abzuhalten.
Und dann nach etwa drei Meilen Fußmarsch konnte Sully endlich das große hellerleuchtete Schild des Krankenhauses sehen. Immer noch darauf bedacht möglichst im Schatten zu bleiben, schlich er auf den nicht bewachten Parkplatz, an den Laternenmasten vorbei und hinüber zum Haupteingang!
Sully versteckte sich hinter einem der Autos des Personals. Vorsichtig spähte er über die Motorhaube des roten SUV und versuchte hinter der Glasscheibe der elektronischen Schiebetür Jemanden zu erkennen. Als dies nicht wirklich möglich war, zog er sein Fernglas aus der Tasche. Vorsichtig checkte er alles was hinter der Glastür vor sich ging.
Nach kurzer Zeit des Suchens fand er eine blonde Krankenschwester, die in der Eingangshalle an dem Kaffeeautomaten stand. Ein Schwenk mit dem kleinen Fernglas nach rechts und geradeaus und er konnte sehen, dass der Empfangsthresen leer war. Keine andere Schwester und kein Pfleger waren in Reichweite. Das hieß, dass die Schwester am Kaffeeautomaten auch diejenige sein musste, die den Empfang beaufsichtigte!
Gebückt schlich Sully bis zum nächsten Wagen und machte mit seiner Observation zunächst weiter. Er wollte ganz sicher sein, dass niemand anderes dort jetzt Dienst hatte. Er hoffte, dass er so ungesehen hinein gelangen konnte.
Er beobachtete sie weiter und dann ging die Schwester doch tatsächlich Richtung Damentoillette im Erdgeschoss! Schnell erhob sich Donavan wieder, legte das Fernglas auf den Asphalt und rannte los! Er schnellte um die geparkten Autos der Belegschaft herum, warf noch mal einen Blick durch die Glasscheibe und betrat dann das Kings View durch den Haupteingang!
Ein Blick nach rechts. Ein Blick nach links. Die Halle und der Empfang waren leer ...
Sully lief durch die Eingangshalle, an dem Kaffeeautomaten und den Wartebereichen vorbei und erreichte dann die Tür, die in den hinteren Bereich führte wo die Büros lagen. Sein Ziel war klar! Erst hatte er noch darüber nachgedacht vielleicht in die Pharmacy einzubrechen, doch die war Tag und Nacht besetzt, also war dieser Plan zu Nichte. Als Rick heute am frühen Abend wieder nach Hause gekommen war, hatte Sully ihn ganz beiläufig gefragt, ob Paul heute Nacht auch Dienst haben würde. Sein Ziehvater hatte verneint!
Vor Dr. Westens Arbeitszimmer, wo er auch hin und wieder auch Rick behandelte, wenn kein Behandlungsraum frei war, machte der Junge Halt. Endlich steckte er das Fernglas wieder in die Tasche zurück und zupfte aus einer der Hosentaschen seine Dietriche hervor. Das Schloß zu knacken dauerte dann nur eine halbe Minute.
Sully spähte ganz kurz in den dunkelen Raum als er Schritte auf dem Flur hörte - und Stimmen! Schnell huschte er in das Arbeitszimmer des Generals und drückte in dem Augenblick die Tür wieder zu, als zwei Personen um die Ecke bogen. Die Schritte wurden lauter, dann verschwanden die Störenfriede wieder so schnell wie sie gekommen waren.
Er sah sich um. Überlegte ob er das Licht anschalten sollte und entschied sich dann dafür, denn an eine Taschenlampe hatte er nicht gedacht. Sully blinzelte hektisch. Dann nach ein paar Sekunden der Gewöhnungsphase, verschloss er wieder die Bürotür, damit es nicht sofort auffiel, dass Jemand aufgeschlossen hatte. Sully ging auf eine der Glasvitrinen zu, die an der Wand standen. Den Schreibtisch ließ er außer Acht! In den offenen Schubladen würde Paul wahrscheinlich keine Schmerzmittel und andere Medikamente lagern.
Er trat dicht an die Vitrine heran und begann mit den Dietrichen das Schloß zu bearbeiten. Zwischendurch sah er auf seine Armbanduhr. 00.12 Uhr. Nach einer Minute war auch dieses geknackt und er öffnete die Tür. Danach zog Sully den Zettel seines Dads aus der Hosentasche hervor, las das oberste Medikament ab und startete seine Suchaktion in der überfüllten Vitrine.
Sorgfältig und leise, hob er kleine Döschen, Schachteln und Gläschen an, las den Namen ab, verglich ihn mit den Schmerztabletten und legte alles wieder säuberlich an seinen Platz zurück. Diese Prozedur zog sich hin! Etwas später hatte Sully dann doch drei der vier Mittelchen gefunden und sie eingesteckt. Plötzlich hörte er wieder laute Schritte auf dem Gang, die näher kamen.
Fuck!
Blitzschnell drückte er die Tür der Vitrine zu, schloss diesmal nicht ab und ging leise bis an das Stück Wand neben der Tür. Sully schaltete das Licht aus! Sein Herz überschlug sich fast, als er sich mit dem Rücken fest gegen die Zimmerwand drückte und die Schritte noch deutlicher wahr nahm.
Doch dann waren sie wieder weg!
Schnell warf der Junge einen Blick auf die Vitrine, während er die drei Tablettenpackungen in seiner Känguruhtasche verschwinden ließ und zog es doch lieber vor so schnell wie möglich zu verduften, als sich noch mit dem Zuschließen zu befassen.
Er öffnete wieder mit den Dietrichen die Tür. Ein gezielter Blick nach draußen und der First-Lieutenant huschte wieder auf den Krankenhausflur hinaus. Niemand war zu sehen, außer eine Schwester, die aber in die andere Richtung lief und ihn nicht sehen konnte. Die Tür wurde hektisch wieder verschlossen, so viel Zeit musste sein. Das leise Knacken in dem Schloß nahm Sully zwar wahr, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Und dann schlich Donavan leise und zügig den Weg zurück, den er vor einigen Minuten gekommen war.
In der Nähe des Empfangs, spähte er um die Ecke und stutzte zunächst. Er konnte die Krankenschwester erkennen, die hier immer noch ihren Dienst tat. Der Toillettengang war scheinbar doch sehr schnell gegangen und jetzt stand sie mit dem Rücken zu ihm gewandt und hörte einer Patientin zu. Sully sah auf die elektronische Schiebetür, die einige Meter entfernt war und dann wieder zu der quatschenden Schwester hinüber. Er musste es versuchen. Es ging nicht anders. Gut! Vielleicht könnte er auch durch ein Fenster hier im Erdgeschoss nach draußen auf den Parkplatz gelangen, doch dann wäre dieses Fenster offen und das würde sicherlich sehr bald auffallen.
Wieder ein Blick um die Ecke ... Sie redeten immer noch und die Schwester hatte sich auch kein Stück bewegt. Also los! Mit Blick auf den Boden vor sich, lief Sully ziemlich zügig aber auf leisen Sohlen über den PVC-Boden der Eingangshalle und war keine fünf Sekunden später durch die Glastür gewetzt! Einige Meter hinter den geparkten Autos, atmete Sully dann endlich wieder einigermaßen normal, nahm das liegengelassene Fernglas an sich und zog die Kapuze vom Kopf. Eine Hand schob er in die Tasche und befühlte die drei Medikamentenpackungen, die er Paul und dem Krankenhaus gerade eben gestohlen hatte.
Nach ein paar Minuten des normalen Gehens, begann Sully dann zu joggen, um so schnell wie nur möglich wieder auf der Base und in seinem Bett zu sein und zwar ohne dass Rick ihn erwischen würde. Als er gerade über die Strasse huschen wollte, sah er in der Entfernung einen Wagen, der auf ihn zu steuerte. Genau in die Richtung, in die Sully musste. Es war ein kleiner LKW mit einem Angänger und der Angänger besass eine Art Ladefläche mit einer Plane. Und Sully sah seine Chance gekommen, vielleicht doch nicht das ganze Stück zu Fuß zurück laufen zu müssen.
Schnell duckte er sich hinter einer der Mülltonnen, die mit zwei anderen am Straßenrand standen und wartete. Als der Wagen dann wirklich näher kam und auch keinen Blinker einschaltete, um eventuell doch abzubiegen, wartete Sully noch bis er vorbei gehuscht war und rannte dann los. Nach nur wenigen Sekunden hatte er sich an die Ladefläche heran gepirscht und sprang auf. Keuchend kletterte er unter hinter die Plane, warf sofort einen kritischen Blick nach vorn und Richtung Fahrer, doch dieser schien rein gar nichts mitbekommen zu haben.
Oh Mann! Solche Aktionen muss ich nicht jede Woche haben, ehrlich ...
Während das Auto über die Strasse fuhr, spähte Sully durch einen Spalt in der Plane und kontrollierte die Umgebung, damit er wusste, wo er am Besten abspringen würde. Natürlich würde der Wagen nicht bis zur Base hinauf fahren und er musste auch noch den Rucksack abholen. Also hieß das, Augen offen halten und rechtzeitig von der Ladefläche springen.
Nach nur ein paar Minuten in denen der Fahrer noch mal ordentlich Gas gegeben hatte, erkannte Sully, dass es jetzt an der Zeit war, sein Taxi zu verlassen um nicht vielleicht doch weiter von der Base weggefahren zu werden. Sully zog leise die Plane zurück und sprang! Gekonnt rollte er sich auf dem Weg ab und rannte in die nächstgelegenen Büsche hinein, damit der Fahrer ihn nicht sehen konnte.
Wenig später hatte Sully schließlich den Fußmarsch bis zu seinem Rucksack zurück gelegt, die Medikamente sicher hineingesteckt, sich wieder umgezogen, den Funk angestellt und war durch den dichten Wald gelaufen - auf der Suche nach Team Alpha!
Mittlerweile waren es fast ein Uhr und Sully betete, dass die Übung immer noch laufen würde. Sicher war er sich aber nicht ... Er horchte in die Stille hinein und begann dann zu funken.
"Hotshot an WildCat! Kommen," flüsterte er leise.
Rauschen. Und dann ... "WildCat hört," sagte Robin, die ziemlich müde klang. "Wo bist du?"
"Ich, äh," machte Sully unsicher, denn er wusste nicht, ob alle anderen mithören konnten. "Ich hab mich wohl verlaufen."
"Wir machen uns gerade auf den Weg zur Base, HotShot," gab Robin dann durch und Sully atmete auf.
"Das, das ist gut, dann bin ich gleich da! HotShot Ende!"
"WildCat hat verstanden! Wir warten am Waldrand auf dich! WildCat Ende!"
Durch seine immer noch lodernde Anspannung nach vorn gepeitscht, rannte Sully durch den Wald und kam wenig später aus dem Wald und auf die Zufahrsstrasse. Seine Kameraden warteten auf ihn und gemeinsam gingen sie auf das Tor zu, was geöffnet wurde.
Ein paar der jungen Soldaten sahen Sully etwas skeptisch an und fragten auch nach, wo er die ganze Zeit abgeblieben war, doch da er zuvor auch Jemanden aus dem feindlichen Team abgeschossen hatte, war die Fragerei durch ein paar dumme Ausreden seinerseits schnell im Keim erstickt. Alle waren müde. Und auch Robin gähnte die ganze Zeit mit vorgehaltener Hand.
In kleinen Grüppchen betraten die beiden Teams ein paar Minuten später das Haupthaus. Robin nahm Sully dann auf der Treppe zur Seite und fragte nach, ob alles gut gelaufen war und dieser bejahte natürlich. Er wollte ihr keine große Story erzählen und sie mit Details langweilen. Sie sollte so wenig wie möglich wissen und er selbst war auch viel zu müde. Also bedankte er sich nur kurz für ihre Hilfe und trat auf die Waffenkammer zu. Er brachte sein Gewehr in die Waffenkammer zurück, unterzeichnete ein Formular und schlich dann so leise wie möglich den Flur hinunter und zu seinem Zimmer.
Mit einem Klick öffnete er die Tür und trat hinein. Sully nahm den Rucksack von den Schultern und drückte leise die Tür wieder zu. Gähnte. Er war erledigt. Es war erledigt und Rick hatte von seinem kleinen Ausflug scheinbar nichts gemerkt ...
Tbc ...
Nach einer viertel Stunde und einer kleinen Diskussion mit Cem, der nach seinem Unfall unbedingt wieder an Einsätzen teilnehmen wollte, war er wieder auf dem Hauptflur unterwegs. Als letztes klopfte er bei Sully! Rick wurde hereingebeten und fand seinen Ziehsohn mit einem bunten Magazin im Bett sitzend vor. Den gepackten Rucksack hatte Sully zur Sicherheit unter sein Bett geschoben.
"Du gehst bitte auch gleich schlafen, ja," sagte Rick leise.
Sully sah ihn an. "Ja! Kann ich den Artikel noch zu ende lesen?"
"Ja, klar! Ich werd mich aber jetzt schon hinlegen," antwortete der Mann schnell. "Seit dieser kleinen Diskussion mit Paul hab ich irgendwie Kopfschmerzen ..."
Rick fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare und über den Kopf.
"Um was ging es denn," fragte Sully neugierig.
"Seit wann geht dich das was an," fragte Rick zurück.
Dann musterte er das Magazin etwas genauer. Er machte zwei Schritte nach vorn und hob gezielt die Zeitschrift an einer Ecke hoch, so dass er das Cover erkennen konnte. Dann legte er nachdenklich den Kopf schief.
Donavan bemerkte den Blick. "Was?! Das ist keine Pornozeitschrift, okay?"
Rick ließ die Zeitung wieder los. "Sorry! Im ersten Moment sah es aber schwer danach aus, mein Kleiner!"
"Wegen der halbnackten Frauen, die die Autos anpreisen?"
"Ganz genau," meinte Rick nickend. "Vor allem wegen der Frauen, die oben nichts anhaben!"
"Es ist nicht der Playboy, Rick!"
Er seufzte müde. "Okay! Vergiss es! Schlaf gut und denk dran, dass wir Morgen Nacht wieder eine Übung haben! Robin geht gleich mit ein paar Jungs raus, die gestern nicht dabei waren. Mal sehen wie das läuft ..."
"Und du gehst nicht mit," fragte sein Schützling ganz beiläufig. "Ist das dann trotzdem eine offizielle Übung?"
"Nein, ich gehe nicht mit, weil Rob langsam mal die Chance haben soll, ein Kommando allein zu führen," gab Rick zurück und machte sich auf den Weg zur Zwischentür. Er öffnete und sah noch mal Sully an. "Und Ja, es ist trotzdem eine offizielle Übung, weil Rob mir einen Bericht schreiben wird!"
Na Gott sei Dank! Schulterzucken. "Okay! Dann schlaf gut, Rick und Gute Besserung!"
"Danke!" Er lächelte. "Du auch!"
Die Tür fiel hinter ihm zu und Sully atmete geräuschvoll aus. Er war etwas angespannt gewesen. Doch jetzt da er genau wusste, dass Rick sich gleich ins Bett verkrümeln würde und er definitiv nicht an diesem Training teilnehmen würde, war die Nervosität sofort verflogen. Er hatte freie Bahn!
Etwas mehr als 20 Minuten später, stand Sully auf und zog das Rollo hinunter. Er öffnete seinen Kleiderschrank, nahm die komplette Kampfuniform heraus, die er in mehreren Ausführungen besaß und legte sie auf seinen Schreibtisch. Auch wenn Rick doch noch mal herein kommen würde, sähe es so aus, als ob die Uniform für Morgen früh bereit gelegt worden war.
Als nächstes zog er sich die Jeans und die Socken aus und löschte das Licht komplett. Er legte sich auf den Rücken in sein Bett und verzog kaum merklich das Gesicht. Ja, die paar Hiebe von gestern spürte er immer noch ein bißchen. Er legte sich auf die Seite. Den Blick auf die Zwischentür und seinen Wecker gerichtet. Er musste die Uhrzeit im Auge behalten, denn zu spät kommen durfte er auf keinen Fall!
Das warme Licht aus dem Arbeitszimmer schien immer noch durch den unteren Schlitz der Tür hindurch ...
"Du hast doch gesagt, du willst ins Bett? Jetzt geh endlich verdammt," flüsterte Sully so leise wie möglich ohne seinen starren Blick auf den Lichtschein abzuwenden. "Mach schon!"
Hellwach beobachtete er weiterhin die Tür. Fast den ganzen Abend hatte Sully sich eine Pepsi nach der anderen reingezogen, nur um nicht einzuschlafen und seinen unerlaubten Freigang zu verpassen. Etwas genervt blätterte er noch ein paar Minuten in seiner Zeitschrift, als dann endlich das Licht im Nebenzimmer gelöscht wurde.
"Na endlich ..."
Sully sah auf seinen Wecker und wartete wieder einige Minuten. Er wollte sicher sein, dass Rick wirklich in seinen Privaträumen war und nicht jeden Augenblick doch noch auf dem Flur herum spazieren würde. Aus welchem Grund auch immer.
Dann endlich kletterte Sully aus seinem Bett. Schnell schlüpfte er in seine schwarze Kampfuniform und zog seine Kappe auf. Der Rucksack mit den Wechselklamotten wurde unter dem Bett hervor geholt! Donavan bewaffnete sich noch mit einem kleinen Fernglas und einer Armbanduhr. Schließlich öffnete er seinen Schrank und nahm ein paar Kissen heraus, die er dort gebunkert hatte. Die Bettdecke flog zur Seite und die vier Kissen wurden so drapiert, dass Rick hoffentlich glauben würde einen schlafenden Sully vorzufinden, falls er doch noch mal herein kommen und ihn kontrollieren würde.
Als er einigermaßen zu frieden mit seinem Werk war, warf er sich den Rucksack auf den Rücken und öffnete leise seine Zimmertür. Noch mal ein kurzer prüfender Blick auf das Bett ... Super! Er verließ sein Zimmer und lief zur Waffenkammer hinüber, wo ein paar Jungs ihre Gotchagewehre abholen wollten. Wie selbstverständlich stellte sich der First-Lieutenant an das hintere Ende der Schlange und nickte seinen Kameraden kurz freundlich zu.
Plötzlich legte Jemand einen Arm um seine Schulter. Sully erschrak fast zu Tode und riss seinen Kopf herum. Es war Robin, die sich angeschlichen hatte.
"Na, sehr gut," sagte sie anerkennend. "Du bist pünktlich! Aber warum stehst du hier, du kannst doch einf-"
Schnell legte er einen Finger an seine Lippen. Dann drehte er sich ganz zu ihr um, da immer noch vier andere Personen vor ihnen dran waren.
"Nein, kann ich nicht, Rob. Wenn wir gleich zum Tor rausgehen, muss es so aussehen, als ob ich wirklich bei der Übung mit mache. Verstehst du? Ich hoffe, dass Sam oder wer auch immer dann da steht, nicht die Namensliste in die Finger bekommen hat. Ich will niemand anderen da mit rein ziehen."
Sie rollte mit den Augen und machte dann mit Sully an ihrer Seite einen Schritt nach vorn.
"Aber bei mir ist es kein Problem dass du mich und meinen Hintern mit reinziehst, ja," fragte das Mädchen.
Sully seufzte. "Du machst doch quasi gar nichts! Ich hab mich irgendwie in die Gruppe geschlichen und dann bin ich abgehauen! Da kann Rick dich nicht für drankriegen, glaub mir ..."
Bei dem Wort drankriegen verzog sie da Gesicht! "Ja, toll! Ich red kein Wort mehr mit dir, wenn das auffliegt, hörst du?"
"Okay," gab er zurück und machte wieder einen Schritt vorwärts.
Die Reihe wurde immer kleiner und dann war Robin dran. Ihr wurde ein Gotchagewehr und rote Munition ausgehändigt, da sie als Teamleiter in Team Alpha war. Der Anführer von Team Beta war diesmal Tom! Sie unterschrieb auf dem Formular und Tony, der Wachmann zeichnete pflichtbewusst gegen.
"Ich warte auf der Treppe," sagte sie an Sully gewandt.
Und flüchtete dann ins Treppenhaus ...
Sully wurde ohne Zwischenfälle sein Gotchagewehr plus roter Farbkugeln übergeben. Auch er unterzeichnete das Formular neben dem heutigen Datum, obwohl er ganz genau wusste, dass es ein riesiger Fehler war. Doch was tat man nicht alles für die Familie? Für seinen Dad?
Schweigend packte er sich die Waffe unter den Arm und schlenderte zur Treppe, wo er auf dem zweiten Absatz wieder auf Corporal Parker stieß, die dann mit ihm zusammen durch das Haus und dann ins Freie trat. Draußen war es bereits dunkel. Einzige Lichtquelle waren die Außenlampen und der Schein des Mondes. Von den patroullierenden Wachleuten wurde der Junge überhaupt nicht beachtet und selbst als sie an dem geöffneten Tor auf Dean trafen, der dort seinen Dienst tat, grüßte der junge Corporal nur lässig und winkte das erste kleine Team, bestehend aus fünf Leuten auf die Zufahrtsstrasse hinaus.
"ZU HÖREN, JUNGS," rief sie etwas lauter. "TEAM BETA HAT ZEHN MINUTEN ZEIT SICH ZU VERSTECKEN! DANN KOMMEN WIR UND SUCHEN EUCH! OKAY! LOS!"
Tom nickte ihr zu und sammelte seine Leute hinter sich. Dann marschierten sie los immer in Richtung Bäume und Deckung! Ein Vogel krächzte über ihnen und schlug dann wild mit den Flügeln um weg zu kommen. Parker sah auf ihre Armbanduhr und dann dem Trupp hinterher, der nach nur wenigen Metern in den Wald verschwand. Etwas nervös zupfte Sully an der Verkabelung seines Funkgerätes herum. Eigentlich hätte er es gar nicht mitnehmen brauchen, doch wenn etwas passieren sollte, während er noch in Reichweite der Frequenz war, dann würde er notgedrungen zurück eilen und helfen ...
Die Zeit verging. Rob und Sully unterhielten sich leise und dann waren zehn Minuten auch schon abgelaufen. Parker hob eine Hand in die Luft und zeigte nach vorn.
"UND LOS!"
Auch das zweite Team trat über die Stahlschiene und marschierte ein Stück den Weg entlang um sich dann in die Büsche zu schlagen. Robin nahm ihr Gewehr schussbereit in die Hand, kontrollierte noch mal den Abzug der Waffe, was man bei einer solchen Jagd auf Terroristen natürlich nicht machen würde und stieg über den ersten umgestürzten Baumstamm hinweg.
Sully hatte sich dicht neben ihr eingereiht um ihr Deckung zu geben, während der Rest des kleinen Teams ausschwärmte um die Gegend zu sichern. So konnten sie schnell genug eventuelle Gegner bemerken und dann eliminieren.
Während sie weiter liefen und Robin von links nach rechts sah, zupfte sie den Ohrstöpsel des Funks heraus und sah Sully an. Dieser tat das Gleiche, damit niemand mithören konnte. Sully wollte immer noch so wenig Zuhörer und Mitwisser der Aktion wie möglich. Wenn niemand anderes außer Robin Bescheid wusste, konnten sie vor Rick auch nicht einknicken und ihn verraten.
"Wann willst du abhauen," fragte Robin dann leise. "Wir sind noch nicht weit genug weg oder?"
"Ich warte noch ein bißchen! In ein paar Minuten versuch ich mich wegzuschleichen, ohne dass ich eine Farbkugel abbekomme ..."
"Hoffentlich klappt das auch," antwortete sie leise.
"Wir werden sehen!" Er starrte geradeaus. "Ich glaub ich hab was gesehen! Mach den Funk wieder einsatzbereit, Rob! Ich geh vorraus und seh mich um!"
Sie sah ihn an. "Ja, ich hab auch was gesehen! Falls wir uns nicht mehr sehen, dann Viel Glück, Sul!"
"Danke!"
Das Mädchen fummelte wieder den Knopf in ihr Ohr, während ihr Begleiter sich davon machte. Ganz langsam machte Sully einen Schritt nach dem anderen und war nur ein paar Sekunden später in der Dunkelheit aus Robins Blickfeld verschwunden. Auf seiner Jagd ballerte er eine seiner roten Farbkugeln in die Brust eines Gegners und verschoss einige in die Bäume und Sträucher als Tarnung.
Etwas mehr als 20 Minuten jagte Sully konzentriert durch die Wälder bis er sich sicher war, niemandem mehr aus Team Alpha oder Beta zu begegnen. Sie waren hinter ihm! Irgendwo! Nach weiteren fünf Minuten kam er auf einen Weg, den Weg der später in die Zufahrtsstrasse mündete und direkt zur Base führte.
Er blieb stehen und setzte den Rucksack und das Gewehr ab. Sully baute die leichte Waffe auseinander und begann sich auszuziehen. Erst die Kappe und die Jacke, dann die Stiefel und die Hose! Er stellte das Funkgerät aus und rollte das dünne Kabel um das Gerät herum. Danach faltete er alles fein säuberlich so klein wie möglich zusammen und öffnete den Canvas-Rucksack. Zum Vorschein kamen eine blaue Jeans, graue Turnschuhe und eine dunkelbraune, alte Kapuzenjacke. Sully zog sich um!
Die schwarzen Klamotten kamen in den Rucksack. Er nahm das kleine Fernglas heraus und ließ es in die Känguruhtasche der Jacke gleiten. Dann warf er einen prüfenden Blick auf seine Armbanduhr. Ja, er sollte weiter gehen, sonst würde es vielleicht doch zu spät werden.
Schnell sah er sich nach einem guten Versteck für den Rucksack um und stopfte ihn dann in einen hohlen Baumstamm, der an der Seite des Weges lag. Sully zupfte noch mal an seinen Klamotten - dann ging er los! Immer darauf bedacht nicht aufzufallen und möglichst so lange es ging im Schatten der Bäume zu bleiben bis er das grüne Ortseingangsschild von Tucker County erreicht hatte.
Nach einem ausgiebigen Spaziergang tauchten endlich ein paar Häuser vor Sully auf. Es waren keine Wohnhäuser, sondern Geschäfte und eine Tankstelle an der noch Licht brannte! Er rannte auf den ersten Bürgersteig zu und lief zunächst in schnellen Schritten etwa bis zum Ortskern, wo das Punked und einige andere kleine Kneipen und Telefonzellen untergebracht waren. Dort angekommen schlug Sully eine andere Richtung ein und verließ die Ortsmitte wieder in Richtung Kings View Hospital!
Warum sind wir eigentlich immer die Idioten, die komplett durch den Ort durch müssen um zum Krankenhaus zu kommen dachte er mißmutig, während er an der Kapuze des Pullovers herum fummelte und sie dann aufsetzte um den kalten Wind abzuhalten.
Und dann nach etwa drei Meilen Fußmarsch konnte Sully endlich das große hellerleuchtete Schild des Krankenhauses sehen. Immer noch darauf bedacht möglichst im Schatten zu bleiben, schlich er auf den nicht bewachten Parkplatz, an den Laternenmasten vorbei und hinüber zum Haupteingang!
Sully versteckte sich hinter einem der Autos des Personals. Vorsichtig spähte er über die Motorhaube des roten SUV und versuchte hinter der Glasscheibe der elektronischen Schiebetür Jemanden zu erkennen. Als dies nicht wirklich möglich war, zog er sein Fernglas aus der Tasche. Vorsichtig checkte er alles was hinter der Glastür vor sich ging.
Nach kurzer Zeit des Suchens fand er eine blonde Krankenschwester, die in der Eingangshalle an dem Kaffeeautomaten stand. Ein Schwenk mit dem kleinen Fernglas nach rechts und geradeaus und er konnte sehen, dass der Empfangsthresen leer war. Keine andere Schwester und kein Pfleger waren in Reichweite. Das hieß, dass die Schwester am Kaffeeautomaten auch diejenige sein musste, die den Empfang beaufsichtigte!
Gebückt schlich Sully bis zum nächsten Wagen und machte mit seiner Observation zunächst weiter. Er wollte ganz sicher sein, dass niemand anderes dort jetzt Dienst hatte. Er hoffte, dass er so ungesehen hinein gelangen konnte.
Er beobachtete sie weiter und dann ging die Schwester doch tatsächlich Richtung Damentoillette im Erdgeschoss! Schnell erhob sich Donavan wieder, legte das Fernglas auf den Asphalt und rannte los! Er schnellte um die geparkten Autos der Belegschaft herum, warf noch mal einen Blick durch die Glasscheibe und betrat dann das Kings View durch den Haupteingang!
Ein Blick nach rechts. Ein Blick nach links. Die Halle und der Empfang waren leer ...
Sully lief durch die Eingangshalle, an dem Kaffeeautomaten und den Wartebereichen vorbei und erreichte dann die Tür, die in den hinteren Bereich führte wo die Büros lagen. Sein Ziel war klar! Erst hatte er noch darüber nachgedacht vielleicht in die Pharmacy einzubrechen, doch die war Tag und Nacht besetzt, also war dieser Plan zu Nichte. Als Rick heute am frühen Abend wieder nach Hause gekommen war, hatte Sully ihn ganz beiläufig gefragt, ob Paul heute Nacht auch Dienst haben würde. Sein Ziehvater hatte verneint!
Vor Dr. Westens Arbeitszimmer, wo er auch hin und wieder auch Rick behandelte, wenn kein Behandlungsraum frei war, machte der Junge Halt. Endlich steckte er das Fernglas wieder in die Tasche zurück und zupfte aus einer der Hosentaschen seine Dietriche hervor. Das Schloß zu knacken dauerte dann nur eine halbe Minute.
Sully spähte ganz kurz in den dunkelen Raum als er Schritte auf dem Flur hörte - und Stimmen! Schnell huschte er in das Arbeitszimmer des Generals und drückte in dem Augenblick die Tür wieder zu, als zwei Personen um die Ecke bogen. Die Schritte wurden lauter, dann verschwanden die Störenfriede wieder so schnell wie sie gekommen waren.
Er sah sich um. Überlegte ob er das Licht anschalten sollte und entschied sich dann dafür, denn an eine Taschenlampe hatte er nicht gedacht. Sully blinzelte hektisch. Dann nach ein paar Sekunden der Gewöhnungsphase, verschloss er wieder die Bürotür, damit es nicht sofort auffiel, dass Jemand aufgeschlossen hatte. Sully ging auf eine der Glasvitrinen zu, die an der Wand standen. Den Schreibtisch ließ er außer Acht! In den offenen Schubladen würde Paul wahrscheinlich keine Schmerzmittel und andere Medikamente lagern.
Er trat dicht an die Vitrine heran und begann mit den Dietrichen das Schloß zu bearbeiten. Zwischendurch sah er auf seine Armbanduhr. 00.12 Uhr. Nach einer Minute war auch dieses geknackt und er öffnete die Tür. Danach zog Sully den Zettel seines Dads aus der Hosentasche hervor, las das oberste Medikament ab und startete seine Suchaktion in der überfüllten Vitrine.
Sorgfältig und leise, hob er kleine Döschen, Schachteln und Gläschen an, las den Namen ab, verglich ihn mit den Schmerztabletten und legte alles wieder säuberlich an seinen Platz zurück. Diese Prozedur zog sich hin! Etwas später hatte Sully dann doch drei der vier Mittelchen gefunden und sie eingesteckt. Plötzlich hörte er wieder laute Schritte auf dem Gang, die näher kamen.
Fuck!
Blitzschnell drückte er die Tür der Vitrine zu, schloss diesmal nicht ab und ging leise bis an das Stück Wand neben der Tür. Sully schaltete das Licht aus! Sein Herz überschlug sich fast, als er sich mit dem Rücken fest gegen die Zimmerwand drückte und die Schritte noch deutlicher wahr nahm.
Doch dann waren sie wieder weg!
Schnell warf der Junge einen Blick auf die Vitrine, während er die drei Tablettenpackungen in seiner Känguruhtasche verschwinden ließ und zog es doch lieber vor so schnell wie möglich zu verduften, als sich noch mit dem Zuschließen zu befassen.
Er öffnete wieder mit den Dietrichen die Tür. Ein gezielter Blick nach draußen und der First-Lieutenant huschte wieder auf den Krankenhausflur hinaus. Niemand war zu sehen, außer eine Schwester, die aber in die andere Richtung lief und ihn nicht sehen konnte. Die Tür wurde hektisch wieder verschlossen, so viel Zeit musste sein. Das leise Knacken in dem Schloß nahm Sully zwar wahr, kümmerte sich aber nicht weiter darum. Und dann schlich Donavan leise und zügig den Weg zurück, den er vor einigen Minuten gekommen war.
In der Nähe des Empfangs, spähte er um die Ecke und stutzte zunächst. Er konnte die Krankenschwester erkennen, die hier immer noch ihren Dienst tat. Der Toillettengang war scheinbar doch sehr schnell gegangen und jetzt stand sie mit dem Rücken zu ihm gewandt und hörte einer Patientin zu. Sully sah auf die elektronische Schiebetür, die einige Meter entfernt war und dann wieder zu der quatschenden Schwester hinüber. Er musste es versuchen. Es ging nicht anders. Gut! Vielleicht könnte er auch durch ein Fenster hier im Erdgeschoss nach draußen auf den Parkplatz gelangen, doch dann wäre dieses Fenster offen und das würde sicherlich sehr bald auffallen.
Wieder ein Blick um die Ecke ... Sie redeten immer noch und die Schwester hatte sich auch kein Stück bewegt. Also los! Mit Blick auf den Boden vor sich, lief Sully ziemlich zügig aber auf leisen Sohlen über den PVC-Boden der Eingangshalle und war keine fünf Sekunden später durch die Glastür gewetzt! Einige Meter hinter den geparkten Autos, atmete Sully dann endlich wieder einigermaßen normal, nahm das liegengelassene Fernglas an sich und zog die Kapuze vom Kopf. Eine Hand schob er in die Tasche und befühlte die drei Medikamentenpackungen, die er Paul und dem Krankenhaus gerade eben gestohlen hatte.
Nach ein paar Minuten des normalen Gehens, begann Sully dann zu joggen, um so schnell wie nur möglich wieder auf der Base und in seinem Bett zu sein und zwar ohne dass Rick ihn erwischen würde. Als er gerade über die Strasse huschen wollte, sah er in der Entfernung einen Wagen, der auf ihn zu steuerte. Genau in die Richtung, in die Sully musste. Es war ein kleiner LKW mit einem Angänger und der Angänger besass eine Art Ladefläche mit einer Plane. Und Sully sah seine Chance gekommen, vielleicht doch nicht das ganze Stück zu Fuß zurück laufen zu müssen.
Schnell duckte er sich hinter einer der Mülltonnen, die mit zwei anderen am Straßenrand standen und wartete. Als der Wagen dann wirklich näher kam und auch keinen Blinker einschaltete, um eventuell doch abzubiegen, wartete Sully noch bis er vorbei gehuscht war und rannte dann los. Nach nur wenigen Sekunden hatte er sich an die Ladefläche heran gepirscht und sprang auf. Keuchend kletterte er unter hinter die Plane, warf sofort einen kritischen Blick nach vorn und Richtung Fahrer, doch dieser schien rein gar nichts mitbekommen zu haben.
Oh Mann! Solche Aktionen muss ich nicht jede Woche haben, ehrlich ...
Während das Auto über die Strasse fuhr, spähte Sully durch einen Spalt in der Plane und kontrollierte die Umgebung, damit er wusste, wo er am Besten abspringen würde. Natürlich würde der Wagen nicht bis zur Base hinauf fahren und er musste auch noch den Rucksack abholen. Also hieß das, Augen offen halten und rechtzeitig von der Ladefläche springen.
Nach nur ein paar Minuten in denen der Fahrer noch mal ordentlich Gas gegeben hatte, erkannte Sully, dass es jetzt an der Zeit war, sein Taxi zu verlassen um nicht vielleicht doch weiter von der Base weggefahren zu werden. Sully zog leise die Plane zurück und sprang! Gekonnt rollte er sich auf dem Weg ab und rannte in die nächstgelegenen Büsche hinein, damit der Fahrer ihn nicht sehen konnte.
Wenig später hatte Sully schließlich den Fußmarsch bis zu seinem Rucksack zurück gelegt, die Medikamente sicher hineingesteckt, sich wieder umgezogen, den Funk angestellt und war durch den dichten Wald gelaufen - auf der Suche nach Team Alpha!
Mittlerweile waren es fast ein Uhr und Sully betete, dass die Übung immer noch laufen würde. Sicher war er sich aber nicht ... Er horchte in die Stille hinein und begann dann zu funken.
"Hotshot an WildCat! Kommen," flüsterte er leise.
Rauschen. Und dann ... "WildCat hört," sagte Robin, die ziemlich müde klang. "Wo bist du?"
"Ich, äh," machte Sully unsicher, denn er wusste nicht, ob alle anderen mithören konnten. "Ich hab mich wohl verlaufen."
"Wir machen uns gerade auf den Weg zur Base, HotShot," gab Robin dann durch und Sully atmete auf.
"Das, das ist gut, dann bin ich gleich da! HotShot Ende!"
"WildCat hat verstanden! Wir warten am Waldrand auf dich! WildCat Ende!"
Durch seine immer noch lodernde Anspannung nach vorn gepeitscht, rannte Sully durch den Wald und kam wenig später aus dem Wald und auf die Zufahrsstrasse. Seine Kameraden warteten auf ihn und gemeinsam gingen sie auf das Tor zu, was geöffnet wurde.
Ein paar der jungen Soldaten sahen Sully etwas skeptisch an und fragten auch nach, wo er die ganze Zeit abgeblieben war, doch da er zuvor auch Jemanden aus dem feindlichen Team abgeschossen hatte, war die Fragerei durch ein paar dumme Ausreden seinerseits schnell im Keim erstickt. Alle waren müde. Und auch Robin gähnte die ganze Zeit mit vorgehaltener Hand.
In kleinen Grüppchen betraten die beiden Teams ein paar Minuten später das Haupthaus. Robin nahm Sully dann auf der Treppe zur Seite und fragte nach, ob alles gut gelaufen war und dieser bejahte natürlich. Er wollte ihr keine große Story erzählen und sie mit Details langweilen. Sie sollte so wenig wie möglich wissen und er selbst war auch viel zu müde. Also bedankte er sich nur kurz für ihre Hilfe und trat auf die Waffenkammer zu. Er brachte sein Gewehr in die Waffenkammer zurück, unterzeichnete ein Formular und schlich dann so leise wie möglich den Flur hinunter und zu seinem Zimmer.
Mit einem Klick öffnete er die Tür und trat hinein. Sully nahm den Rucksack von den Schultern und drückte leise die Tür wieder zu. Gähnte. Er war erledigt. Es war erledigt und Rick hatte von seinem kleinen Ausflug scheinbar nichts gemerkt ...
Tbc ...
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