BLACK KNIGHTS: Blood Ties
von Black Knight One
Kurzbeschreibung
[Teil VI meiner Black Knights Reihe] Ein unerwartetes Wiedersehen während einer Trainingsmission stürzt Sully in einen ernsten Gewissenskonflikt mit Rick! Welcher wiederum ein ruhiges Wochenende auf der Base nach und nach zerplatzen lässt. … Warning: Spanking/Corporal Punishment in Chapters!
GeschichteAbenteuer, Drama / P18 / Gen
01.05.2019
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4.516
Am Sonntag dann überlegte Sully den ganzen Tag wie er seinem Vater aus der Patsche helfen konnte. Ob er das überhaupt tun sollte? Bereits jetzt wo er noch nichts in die Wege geleitet hatte, plagte Sully sein schlechtes Gewissen. Er hasste es, Rick anzulügen um dann zu bekommen was er wollte oder einfach mit einer Lüge seinen Arsch aus der Schusslinie zu bringen. Aber sein Dad war sein Dad oder?
Sully kratzte sich am Kopf, während er die Beine auf der Freitreppe ausstreckte und in die Sonne blinzelte, die sich mit ihrer ganzen Pracht über die Base geschoben hatte. Er rückte etwas auf den harten Steinstufen herum, doch auch die nächste Sitzposition war ganz und gar nicht angenehm. Er seufzte tief. Überlegte ob er sich vielleicht doch ein Kissen holen sollte, doch dazu war er zu faul ...
Dad?! Warum musst du gerade jetzt hier auftauchen und mich dann auch noch um so was bitten? Verdammt!
Eins stand fest! Etwas aus Ricks heiligem Koffer zu nehmen war unmöglich! Denn der stand entweder unter seinem Schreibtisch oder aber in seinen Privaträumen in der Ecke. Wahrscheinlich würden aber genau diese Medikamente, die sein Vater haben wollte, dort auch gar nicht zu finden sein.
"Sully?"
Er drehte seinen Kopf herum, als er Ricks leise Stimme hinter sich hörte. Sein Ziehvater kam in Lederjacke, blauer Jeans und schwarzen Turnschuhen die Treppe hinunter gejoggt und klimperte mit den Autoschlüsseln für seinen Trans-Am Pontiac herum.
Sully blinzelte wieder, als er versuchte Rick ins Gesicht zu sehen, doch die helle Sonne machte das ziemlich schwierig. Schnell machte Rick zwei Schritte weiter bis er etwas unterhalb Sullys Sitzposition stand und ihm so Schatten spenden konnte. Der Mann öffnete wieder den Mund.
"Ich fahre eben ins Krankenhaus! Ich bin in spätestens zwei Stunden wieder hier, es sei denn wir gehen was Trinken! Mal sehen wie Paul Dienst hat ..."
Sully runzelte die Stirn. "Ist alles in Ordnung?"
Nicken. "Ja, ja ... Er will irgendwas besprechen, aber nicht am Telefon."
"Was denn?"
"Keine Ahnung," antwortete Rick.
"Okay," erwiderte der Junge gelangweilt. "Dann bis nachher!"
Macintosh stopfte seine Brieftasche in die hintere Jeanstasche und machte wieder einen Schritt vorwärts die Treppe hinunter, bevor er dann noch mal stehen blieb und sich umdrehte.
"Du weisst, dass du noch einen Bericht zum gestrigen Training schreiben musst, ja?"
Eine hochgezogene Augenbraue. Und ein strenger Blick! Rick wartete einen Moment und legte dann nachdenklich den Kopf schief, als Sully immer noch nicht antwortete und mit seinen Gedanken irgendwo anders war als bei ihm.
Räuspern. "Hast du zugehört?"
"Äh, ja! Der Bericht, den ich noch schreiben muss," erwiderte Donavan schnell. "Bis wann-...?"
"Das hatte ich dir heute Morgen beim Frühstück gesagt oder nicht," fragte Rick etwas lauter zurück. "Wo bist du in den letzten Tagen mit deinen Gedanken, Sully?!"
Scheisse ... "Na hier! Ich-"
"Nein! Ganz sicher nicht," sagte der CO und schüttelte den Kopf. "Du bist überall aber nicht hier bei mir! ... Sully? Ich bin gestern Nacht noch sehr milde mit dir umgesprungen, wenn ich mich daran erinnere was du da in dich reingemurmelt hast und dass du mir gegenüber nicht den geringsten Respekt gezeigt hast!"
Sully ließ die Schultern hängen.
Sein Commander hob einen Finger und fuhr fort. "Bis Morgen Früh um 10 Uhr ist dieser Bericht ohne Rechtschreibfehler geschrieben, im Computerraum abgetippt und ausgedruckt! Und wehe wenn nicht! Dann wirst du dein Zimmer erst wieder an Weihnachten verlassen! Alles klar?"
Sein Junge schwieg eisern.
"Hast du verstanden?"
Jetzt wirkte Sully auf Rick wieder ziemlich wütend. ...
Und der schnaubende Stier war auch wieder da und zog wie wild an seinen Hörnern!
Der Colonel klimperte mit den Schlüsseln und machte Anstalten sie in die Hosentasche zu stopfen um beide Hände frei zu haben. Seine Augen verengten sich fast zu Schlitzen. Wie konnte der Junge nach gestern Nacht immer noch so respektlos sein?
"Steh. Auf!"
Sully merkte leider wieder mal viel zu spät, dass er sich besser zurück halten solle oder aber respektvoll antworten. Langsam erhob er sich und machte dann zwei Schritte die Stufen hinunter, so dass er mit Rick auf einer Höhe war. Dann nahm er Haltung an.
"Sir!"
"Sully, ein bißchen Zeit hab ich noch," raunte Rick ihm zu, während andere Mitglieder der Black Knights an ihnen vorbei gingen. Rick wartete einen kurzen Moment bis eine größere Gruppe wieder außer Hörweite war und warf dann einen gespielten Blick auf seine Armbanduhr. "Brauchst du vielleicht doch noch ein paar hinten drauf als Motivation?"
Und dann verschwanden die Autoschlüssel tatsächlich in der Hosentasche! Rick begann sich die Ärmel der Jacke hoch zu schieben.
Jetzt schlug Sullys Frustration innerhalb von nur drei Sekunden zu leichter Panik um! "Nein, ich brauch keine Motivation! Ich- ... Es tut mir leid, Sir! Der-der Bericht ist Morgen fertig versprochen, Sir!"
Sein CO hielt inne. "Warum habe ich diese Antwort nicht vor einer Minute bekommen?"
Weil ich ein Idiot bin! Darum! Sully betrachtete die Treppenstufen unter sich und sah dann wieder Rick in die braunen Augen. "Entschuldige ..."
"Gut! Dann fahr ich jetzt! Bis später!"
Rick drehte sich um und stieg die Stufen hinunter. Und plötzlich kam Sully ein anderer Gedanke in den Sinn.
Moment mal ... Er fährt ins Krankenhaus zu Paul? Da bin ich doch dann direkt an der Quelle!
"Kann ich mit," fragte Sully dann tatsächlich.
Der Colonel drehte seinen Kopf herum.
"Ich will noch mal was anderes sehen außer das hier! Bitte, Rick," sagte Sully.
"Du langweilst dich doch nur," gab der Boss zu bedenken und schüttelte den Kopf. "Außerdem haben Paul und ich was zu besprechen. Was willst du denn da bitte tun? Rumlaufen? Oder dich mit einem Becher Kaffee auf den Flur setzen und Zeitung lesen?"
Schulterzucken. Grinsen. "Ja! Der Kaffee ist da doch ganz gut!"
"Sully? Dein gereizter Gesichtsausdruck von vor nicht mal zwei Minuten hat mir sehr deutlich gezeigt, dass du gerade ziemlich die Schnauze voll von mir hast! Also wäre es doch besser und das für uns beide, wenn wir uns für zwei Stunden nicht sehen würden? Oder seh ich das falsch?"
Der Junge biss sich auf die Unterlippe. So wie es aussah musste er nachgeben, denn sonst würde Rick mißtrauisch werden. Also keine Freifahrt ins Krankenhaus! Ein anderes Taxi musste her ...
"Okay, ja! Schon gut," gab er sich geschlagen. "Du hast Recht! ... Darf ich jetzt wegtreten, Sir?"
"Ja, wegtreten, Lieutenant!"
Die beiden Soldaten salutierten sich vorschriftsmäßig und schon verschwand Sully im Haupthaus, wo er sofort das erste Obergeschoss anvisierte. Rick hatte ihm noch mal kurz nachgesehen, sich dann aber schnell wieder umgedreht und ging jetzt hinüber zu der offenen Garage.
Er fingerte seinen Schlüsselbund aus der Tasche, öffnete den schwarzen Sportwagen und stieg ein. Nachdem Rick das Radio eingeschaltet hatte, startete er den starken Motor und rauschte mit der Schnauze voraus hinaus auf den Vorplatz. Das große Tor wurde geöffnet und Rick stoppte kurz neben Sam und dem Wachhäuschen, um auch seinem Captain mitzuteilen, dass er sich auf den Weg in die Stadt machte und über Handy erreichbar sein würde.
Sully, der sich auf den Weg in den ersten Stock gemacht hatte und jetzt an dem Frontfenster im Hauptflur stand von wo aus man auf den Hof und das Tor sehen konnte, sah Rick noch hinter her, als der schwarze Wagen auf der Zufahrtsstrasse beschleunigte. Als das Auto nicht mehr zu sehen war, sondern nur noch eine kleine Staubwolke, schob Sully wie beiläufig seine Finger in die Tasche der blauen Jeans und zog den gefalteten Zettel heraus. Er klappte ihn auf und ließ seine Augen über die vier aufgeschriebenen Medikamente huschen. 1. Codein ... Ein Schmerzmittel, was Rick vielleicht doch irgendwo hier haben könnte. Doch wo und was würde aus dem Rest werden? Von dem anderen Zeug hatte der Junge nämlich leider noch nie etwas gehört!
Schnell schüttelte er den Kopf, behielt den Zettel in der Hand und holte aus seinem Zimmer die Dietriche, die er sich irgendwann noch mals in der Stadt besorgt hatte. Er schloss seine Tür und marschierte den langen Flur hinunter bis zur Krankenstation. Zügig knackte er das Schloss. Sully zog an der Klinke und öffnete. Als er Schritte hörte, huschte der Junge schnell und ungesehen in den hellen Raum und drückte die Tür hinter sich zu.
Der Geruch, der ihm sofort in die Nase stieg, war ekelhaft! Sully mochte die Krankenstation nicht besonders, also versuchte er jeglichen Besuch penibel zu vermeiden. Manchmal klappte es - manchmal nicht. Er sah sich um und trabte dann geradewegs auf den weißen Giftschrank an der Wand zu, während er die Dietriche immer noch in den Fingern hielt. Kurz musterte er den großen Schrank und schob dann den Dietrich in das Schloss. Da Sully nicht in den Schrank hinein sehen konnte, musste er wohl oder übel das Ding knacken!
Nach nur unter einer Minute sprang die Tür auf und Sully öffnete den Giftschrank. Konzentriert ließ er seine Augen über die verschiedenen Schachteln und Flaschen wandern. Nein ... Nein ... Nein ... Auch nicht! Er suchte zunächst die vorderen Reihen ab, bevor er sich dann weiter nach hinten arbeitete. Der Schrank war voll gestopft! Mit spitzen Fingern nahm er eine der hinteren Packungen hoch und las den Namen des Medikaments. Nein, das ist es auch nicht.
Etwa acht Minuten später hatte er den kompletten Giftschrank durchwühlt, hatte aber das Codein immer noch nicht entdecken können. Frust machte sich breit. Schnell schob Sully ein paar der vorderen Schachteln wieder so hin, dass Rick den Einbruch und die Durchsuchung hoffentlich nicht so schnell bemerken würde und drückte die Tür zu. Sully schloss ab und erhob sich wieder.
Kopfschüttelnd trat er aus der Krankenstation auf den Flur, verschloß die Tür wieder ordnungsgemäß und rannte dann promt in seinen Kumpel Sam, der gerade Pause machen wollte.
"Tschuldige," sagte Donavan schnell.
"Hast du grade die Tür aufgebrochen, Alter? Die Tür der Krankenstation?" Sam sah etwas irritiert und nervös zu gleich aus. "Was machst du da drin?"
Natürlich wusste der First-Lieutenant, dass sein bester Kumpel ihn sicher nicht bei Rick verraten würde, aber trotzdem schob er die Dietriche mit einem Finger unter den Ärmel, damit sie nicht gesehen wurden.
"Wieso? Musst du nicht zum Dienst zurück, Sammy?"
"Nein, ich hab Pause ... Was hast du in der Krankenstation gesucht, Sul? Mit deinen Dietrichen?"
"Sam! Vergiss es einfach," erwiderte Sully mit leiser Stimme. Verstohlen sah er sich auf dem Flur um, doch noch war ihnen niemand der anderen Knights so gefährlich nah, dass sie die kleine Unterhaltung mitkriegen könnten. Er fuhr fort. "Ich tu Jemandem einen Gefallen! Mehr musst du nicht wissen! Das ist nicht deine Sache!"
"Wenn du in die Krankenstation einbrichst, dann ist das schon irgendwie meine Sache, weil ich Ricks Wachoffizier bin. Meinst du nicht, Alter?"
"Er ist doch nicht da," zischte der Junge zurück. "Geh einfach zum Dienst und du hast nichts gesehen!"
Der Captain rollte mit den Augen. "Oh, Mann! Sag mir jetzt nicht, dass du auch am Giftschrank warst?"
"Okay, dann sag ich es nicht," meinte Sully grinsend.
"Scheiße!"
"Keine Panik, Sam! Ich hab aufgeräumt! Rick wird nichts merken!"
Frustriert schlug Walkins sich eine Hand gegen die Stirn. Schnell rückte er sein M16 Gewehr auf dem Rücken zu recht und machte einen Schritt nach vorn. Im Gehen zog er Sully am Ärmel mit sich.
"Rick merkt doch immer irgendwas, Sul! Wer sollte das sonst wissen, wenn nicht du, hä?! Er wird es merken und dann wird er zu mir kommen und fragen, ob ich was darüber weiss, weil ich hier die Verantwortung hatte! Verdammt!"
"Du weisst ja nichts," merkte Sully trocken an.
Er legte freundschaftlich einen Arm um Sams Schulter und dirigierte ihn bis zur Treppe, wo Sam dann noch mal stehen blieb und etwas panisch wirkte. Ein paar Jungs kamen die Stufen hinauf gejoggt. Einige kamen von der 2. Etage hinunter.
"Sully! Ich bi-"
"Hör auf, Sam! Geh jetzt einfach in dein Zimmer und rauch eine und alles wird gut! Okay? ... Ich muss mir erstmal eh einen anderen Plan überlegen, wie ich an das Zeug kommen will, weil ich nichts gefunden hab ..."
Sam bekam große Augen. "Warte! Welches Zeug denn?"
"Geh jetzt!"
"Okay, okay," gab Sam zurück. "Aber mach keinen Scheiss! Für wen auch immer du das hier tust! Diese Person ist so viel Ärger mit dem Boss einfach nicht wert! In Ordnung?"
"Wenn du wüsstest ..."
Dann wandte sich Sam von Sully ab, weil er wusste, dass er hier nichts mehr ausrichten und ihn umstimmen konnte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren marschierte der Wachsoldat die Treppen hinauf und war weg! Sully warf einen Blick auf seine Armbanduhr und dachte nach. Die Sachen kann ich nur im Krankenhaus kriegen. Es geht gar nicht anders. Dad? In was hast du mich da reingeritten?
Er lief bis zu Ricks Arbeitszimmer und blieb davor stehen. Eine Hand an dem Türknauf, doch wie zu erwarten war, hatte der Colonel den Raum abgeschlossen. Sully versuchte es auch an der Zwischentür zu seinem Zimmer, doch auch hier hatte Rick Vorkehrungen getroffen, damit wirklich niemand in seiner Abwesenheit irgendwie herumschnüffeln konnte.
Sully sah auf die Dietriche in seiner Hand. Natürlich könnte er sie jetzt auch hier einfach benutzen, so wie er es schon einige Male getan hatte, aber er war sich fast sicher, dass sich keines der Schmerzmittel in dem schwarzen Koffer befinden würde. Also kamen die Dietriche wieder in das Geheimversteck in seinem Zimmer zurück und der First-Lieutenant machte sich auf den Weg in das Erdgeschoss.
Ganz beiläufig warf er einen Blick auf das Schwarze Brett, was in jedem Geschoss zwei Mal rechts und links von der Treppe angebracht war und wo Neuigkeiten, Terminänderungen und auch hier und da mal eine Trainingsmission angezeigt waren. Sully blieb kurz stehen, betrachtete die paar Zettel und ging dann schnell weiter.
Er betrat die Cafeteria! Der Saal war fast leer. Nur ein paar Tische waren besetzt. Jungs spielten Karten, tranken oder aßen etwas. Sully entdeckte schließlich Robin, die als einziges Mädchen der Knights mit ihren längeren rötlich-braunen Haaren und der grünen Camouflagehose natürlich sofort auffiel. Sie hockte mit ihrem Hintern auf einem der weißen Tische und hatte die Turnschuhe auf dem Stuhl abgestellt. Interessiert las sie in einem Buch, was sie sich mal bei Rick ausgeliehen hatte und noch hatte er es nicht zurück verlangt.
"He, Sully," begrüßte sie ihn lächelnd und warf dann wieder einen Blick auf die nächste Seite. "Was gibt's? Rick ist weg, oder?"
"Ja," entgegnete der Junge nur. "Willst du auch einen Kaffee?"
Sie nickte. "Ja, das wär jetzt gut!"
Zügig schlenderte Doanvan zu der Ausreiche der Küche hinüber und bestellte bei James zwei Kaffee mit Zucker, die er dann nach drei Minuten hinüber zu Rob trug und ihr einen vor die Nase hielt.
"Danke," sagte sie lächelnd. "Sklave!"
"Ha, ha, haaaa," machte Sully spielerisch und setzte sich neben sie auf den Tisch.
Völlig mit seinem Problem beschäftigt, rührte er noch mal in der Tasse herum bevor er einen kleinen Schluck nahm und auf das Buch blickte.
"Was ist das," fragte er.
Sie sah ihn an. "Das. Ist. Ein. Buch! Ich dachte, du hast so was schon mal irgendwo gesehen? In der Schule vielleicht?!"
Er rollte mit den Augen. "Ich weiss, dass das ein Buch ist, Rob! Um was geht es denn?"
"Militärgeschichte und so Zeugs ..."
"Aha! Wie spannend!"
Jetzt ließ sie das Buch sinken. "Willst du was bestimmtes von mir oder?"
"Also wenn du so fragst, dann-"
"Sully," warnte Parker ihn.
Sie nahm das Buch und legte es einmal kopfüber neben sich, damit sie später weiterlesen konnte. An ihrem Kaffee trank sie noch mal und stellte die Tasse dicht daneben ab.
Donavan seufzte. "Ich brauch deine Hilfe, Rob!"
"Wobei?"
"Ich hab gestern Nacht während der Übung jemanden getroffen und-"
Jetzt lachte sie verschmitzt. "Du hast eben niemanden getroffen! Genau deswegen war Rick ja so angepisst! Hat er dich eigentlich noch zurechtgestutzt vorm Schlafengehen oder macht er das heute, wenn er von Paul wieder zurück ist? ... Er ist doch bei Paul, oder?"
"Ja, er ist bei Paul," teilte Sully ihr mit. "Robin, hör mir doch mal zu, okay?"
"Sorry!"
"Ich hab meinen Vater gesehen," flüsterte der junge Soldat so leise wie möglich und sah sich einmal nach hinten um, doch niemand schien wirklich auf sie zu achten oder zu zuhören. Sully fuhr fort. "Er ist plötzlich aufgetaucht und hat mich um was gebeten."
"Eh, was?!" Parker zog eine Augenbraue in die Stirn. "Warte mal! Er hat sich Jahre lang nicht bei dir gemeldet und steht jetzt quasi vor der Tür? Was wollte er und wo ist er jetzt? Weiss Rick Bescheid?"
"Er wollte Tabletten," antwortete Sully knapp.
"Aha," machte der Corporal nur. "Ist er krank? Ich meine wieso besorgt er die sich nicht bei einem Arzt oder in der Apotheke?"
Seufzen. "Er hat mir nicht wirklich geantwortet, Robin. Dad sah ziemlich schlecht aus, weisst du? Ich glaube er wollte mich nicht beunruhigen oder dass ich mir Sorgen mache. Er hat mir nur einen Zettel in die Hand gedrückt und gesagt, dass ich ihm das Zeug irgendwie besorgen soll. Er bräuchte es unbedingt. Auf meine Fragen hat er nicht wirklich geantwortet und dann hat leider Rick zum Rückzug geblasen und Dad ist verschwunden ..."
"Hm! Mit anderen Worten, er will dass du klaust, richtig?" Parker trank noch mal einen Schluck Kaffee und überlegte. "Ich glaube, ich würde es Rick sagen. Der ist doch Arzt, ich meine ... er kann ihm die Medikamente doch locker besorgen und ihm weiter helfen! Falls er wirklich krank ist!"
"Er will nicht, dass es Jemand weiss!"
"Du steckst in der Klemme, Sully!"
"Ich will ihm helfen, aber dafür muss ich an diese Medikamente ran. Ich muss ins Krankenhaus ..."
Rob zuckte die Schultern. "Und wie soll ich dir dabei helfen? Weisst du noch was beim letzten Mal passiert ist? Als du den Schnapps im Keller brennen wolltest und ich Rick ablenken musste, damit du das blöde Handy zurück legen konntest?"
Er nickte stumm.
"Rick hat mich durchschaut und ich konnte drei Nächte nicht auf dem Rücken schlafen! Dank dir, Sully!"
"Tut mir leid," sagte er leise. "Also hilfst du mir? Bitte?"
"Nein!"
Sie griff blind nach ihrem Buch ...
"Rob, bitte," bat Sully sie.
Sie überlegte. "Wenn du das wirklich machen willst, dann würd ich bis heute Nacht warten. Rick ist zwar jetzt nicht hier und weg zu kommen wäre einfacher, aber wenn ihr euch im Krankenhaus über den Weg lauft oder in der Stadt, dann ..."
"Dann bin ich tot! Schon klar," meinte der Junge nickend.
"Hast du eine Ahnung wie Paul heute Nacht Dienst hat," fragte das Mädchen weiter, während sie auf ihr Buch blickte. "Ob er da ist oder nicht?"
"Hm, keine Ahnung! Ich werd es riskieren müssen."
Dann machte Donavan eine kurze Pause, dachte wieder nach und sah Robin von der Seite aus an.
"Kommst du mit? Ein kleiner Spaziergang in die Stadt? Frische Luft? Der Mond am Nachthimmel? ... Immer die Gewissheit im Nacken, dass Rick uns den Arsch bis ganz nach oben aufreißt, wenn wir auffliegen?! Hä?"
Er trank noch einen Schluck Kaffee und sie ebenfalls.
"Sully," erwiderte Ricks weiblicher Corporal dann mit einer Leidensmiene. "Den letzten Satz hättest du jetzt echt nicht sagen dürfen! Bist du denn sicher, dass dein Dad dich nicht nur ausnutzt, weil er vielleicht ein Problem hat?"
"Du hast ihn nicht gesehen, Robin! Er sah wirklich schlecht aus."
"Sul ... Bitte! Bitte lass es einfach!"
"Ich kann nicht! Er ist mein Dad! Was wenn es um deinen Dad gehen würde?"
Sie zuckte die Schultern. "Geht es aber nicht!"
"Theoretisch, Rob!"
"Ich würde es lassen," gab sie nachenklich zurück. "Ich hab meinen Vater nie kennen gelernt. Als Mum schwanger war, ist er gegangen. Er hat sich nie gemeldet. Ich hab ihn nie zu Gesicht bekommen. Ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich zum Militär wollte."
"Das wusste ich nicht," sagte Sully nachdenklich.
Sie zuckte die Schultern. "Das weiss niemand hier, Sully! Jeder hat hier doch seine Geheimnisse oder? Ich hab es irgendwann mal Rick erzählt, weil es sich gerade so angeboten hat. Aber ... Mike weiss es auch nicht!"
"Wow," fragte der First-Lieutenant erstaunt. "Noch nicht mal Mikey?!"
"Nein! Also ich hab mich bei den Navy Seals gemeldet, weil ich irgendwie eine Vaterfigur gebraucht hab. Oder Sicherheit! Die Art von Sicherheit und Zuflucht, die mir meine Mum nie geben konnte."
"Und eine männliche Bezugsperson?"
"Ja! Diese Bezugsperson war mein früherer Ausbilder bei den Seals! Der war wirklich nett und hat mir viel beigebracht, wie das Schießen zum Beispiel. Als ich dann diesen Ausrutscher hatte und geflogen bin, war ich ja ganz schnell hier bei euch."
Donavan überlegte kurz. "Und jetzt ist diese Bezugsperson ...?"
"Dreimal darfst du raten, Lieutenant?"
"Ich," erwiderte der Junge mit einem breiten Grinsen.
"Rick!"
"Ich weiss!"
Robin machte einen Satz von der Tischplatte und nahm ihre Kaffeetasse. Schnell trank sie den letzten Rest aus und warf dann wieder ihrem Kumpel einen fragenden Blick zu.
"Und jetzt denk mal darüber nach ob du wirklich den einzigen Menschen, der immer für dich da sein wird ... Dich beschützt ... Dir eine Aufgabe gibt ... Und der an dich glaubt ... Ob du Rick wirklich hintergehen willst? Wegen einem Mann, der abgetaucht und von der Bildfläche verschwunden ist und sich nie wieder um dich gekümmert hat? Willst du das wirklich tun?"
Sie biss sich auf die Lippe. "Also ich kann das nicht, Sully! Ich werd nicht mitgehen! Das musst du alleine hinkriegen. Ich hoffe, dass du es nicht machst!"
Mit Buch und leerer Tasse drehte sie sich weg Richtung Ausreiche. "Ich bin weg und ich hab nichts gehört, okay?!
"Ja!"
Sie machte einen Schritt und blieb dann noch mal stehen. Rob warf einen Blick über ihre schlanke Schulter auf Sully und formte dann mit den Lippen einen Satz!
Tu es nicht!
Er verstand sofort und ließ die Schultern hängen. Rob drehte sich wieder weg und trabte zur Ausreiche hinüber, wo sie ihre Tasse ab gab und dann noch kurz mit James quatschte.
Sully schüttelte den Kopf, während er in sich hinein flüsterte.
"Ich muss ... Irgendwie muss ich ihm helfen ..."
Und plötzlich fiel ihm etwas ein! Er sah sich wieder nach Parker um, die sich jetzt wieder zum ihm und den Tisch bewegte und scheinbar gehen wollte. Sully hüpfte vom Tisch und trat ihr in den Weg. Dann nahm er sie bei der Hand.
"Komm mal mit!"
"Was ist denn noch," fragte sie verdutzt und genervt.
Er zog förmlich an ihr und die beiden jungen Soldaten verließen den Speisesaal. Auf dem Flur dann rückte Sully mit der Sprache heraus, ehe er sich sicher war, dass sie nicht belauscht wurden.
"Auf dem Aushang am Schwarzen Brett steht, dass du heute eine Übung leitest," fragte er leise. "Heute Nacht?"
Sie zuckte die Schultern. "Ja! Wieso?"
"Ist Rick auch dabei oder ...?!"
"Nein! Diesmal nicht! Wir sind auch nicht so viele!"
Jetzt hatte er Hoffnung, dass es vielleicht sogar klappen könnte. Er nahm Robin an den Schultern. Und sah ihr dann tief in die Augen.
"Ich schließ mich an, okay?"
"Ehm, hast du das mit Rick abgesprochen, Sully? Du stehst doch gar nicht drauf!"
Er seufzte. "Nein und das werd ich auch nicht! Wann trefft ihr euch?"
Parker bekam große Augen bei diesem ... Vorschlag. "Sully! Das geht nicht! Vergiss es!"
"Robin, komm schon," bettelte er. "Du wirst ja wohl kaum durchzählen oder? Einer mehr oder weniger macht doch nichts aus! Ich geh mit euch zusammen in den Wald und dann setz ich mich einfach ab! Problem gelöst!"
"Du kannst aber nicht in Kampfuniform ins Krankenhaus spazieren! Dann fällst du doch noch mehr auf," gab sie zu bedenken.
"Ich nehm einen Rucksack und Klamotten zum Wechseln mit. Wenn ich weit genug von euch und der Base weg bin, ziehe ich mich um und gehe in zivil in die Stadt!"
Das könnte vielleicht sogar funktionieren dachte der Corporal. Falls Rick uns nicht verabschiedet und er drinnen bleibt ...
Sie seufzte. "Sully?"
"Ja?"
"Ich weiss von Nichts, okay? Wenn das raus kommt und Rick dich fragen sollte, wie du rausgekommen bist, dann sagst du ihm am Besten gar nichts, in Ordnung? Sonst steht mein Arsch auch auf dem Spiel!"
"Ja," erwiderte der Junge und lächelte dann. "Danke, Robin! Du hast was gut bei mir!"
"Pfff," machte sie nur. "Als ich dir bei der Schnapsbrennerei geholfen habe, hast du das auch schon gesagt oder? Also hab ich jetzt zwei Sachen bei dir gut! Ich werd dich dran erinnern, Sul und jetzt lass mich wieder los oder ich brech dir einen Finger!"
"Ah! Entschuldige," sagte er schnell und ließ das Mädchen los.
Sully trat zurück um Robin Freiraum zu geben. Sie klammerte sich an ihr Buch und machte einen großen Schritt von der Wand weg in die Mitte des Flures. Dann sah sie auf die Wanduhr.
"Wann kommt Rick zurück?"
"In einer Stunde oder so," gab Sully Schulter zuckend zurück. "Wann geht die Übung denn jetzt los?"
"Um 23 Uhr," sagte der Corporal. "Also sei genau dann pünktlich am Tor, sonst gehen wir ohne dich!"
Er nickte. "Alles klar! Das schaff ich! Bis nachher, Rob!"
"Bis später," erwiderte sie und ging dann den Flur entlang bis zu der Steintreppe.
Sully sah ihr noch nach, aber keine fünf Sekunden später war Parker schon in den ersten Stock verschwunden. Das Problem wie Sully ungesehen von Rick aus der Base kam, war wohl jetzt gelöst - wie er zurück kommen würde, wusste er leider noch nicht.
Aber bis dahin war ja noch Zeit oder?
Tbc ...
Sully kratzte sich am Kopf, während er die Beine auf der Freitreppe ausstreckte und in die Sonne blinzelte, die sich mit ihrer ganzen Pracht über die Base geschoben hatte. Er rückte etwas auf den harten Steinstufen herum, doch auch die nächste Sitzposition war ganz und gar nicht angenehm. Er seufzte tief. Überlegte ob er sich vielleicht doch ein Kissen holen sollte, doch dazu war er zu faul ...
Dad?! Warum musst du gerade jetzt hier auftauchen und mich dann auch noch um so was bitten? Verdammt!
Eins stand fest! Etwas aus Ricks heiligem Koffer zu nehmen war unmöglich! Denn der stand entweder unter seinem Schreibtisch oder aber in seinen Privaträumen in der Ecke. Wahrscheinlich würden aber genau diese Medikamente, die sein Vater haben wollte, dort auch gar nicht zu finden sein.
"Sully?"
Er drehte seinen Kopf herum, als er Ricks leise Stimme hinter sich hörte. Sein Ziehvater kam in Lederjacke, blauer Jeans und schwarzen Turnschuhen die Treppe hinunter gejoggt und klimperte mit den Autoschlüsseln für seinen Trans-Am Pontiac herum.
Sully blinzelte wieder, als er versuchte Rick ins Gesicht zu sehen, doch die helle Sonne machte das ziemlich schwierig. Schnell machte Rick zwei Schritte weiter bis er etwas unterhalb Sullys Sitzposition stand und ihm so Schatten spenden konnte. Der Mann öffnete wieder den Mund.
"Ich fahre eben ins Krankenhaus! Ich bin in spätestens zwei Stunden wieder hier, es sei denn wir gehen was Trinken! Mal sehen wie Paul Dienst hat ..."
Sully runzelte die Stirn. "Ist alles in Ordnung?"
Nicken. "Ja, ja ... Er will irgendwas besprechen, aber nicht am Telefon."
"Was denn?"
"Keine Ahnung," antwortete Rick.
"Okay," erwiderte der Junge gelangweilt. "Dann bis nachher!"
Macintosh stopfte seine Brieftasche in die hintere Jeanstasche und machte wieder einen Schritt vorwärts die Treppe hinunter, bevor er dann noch mal stehen blieb und sich umdrehte.
"Du weisst, dass du noch einen Bericht zum gestrigen Training schreiben musst, ja?"
Eine hochgezogene Augenbraue. Und ein strenger Blick! Rick wartete einen Moment und legte dann nachdenklich den Kopf schief, als Sully immer noch nicht antwortete und mit seinen Gedanken irgendwo anders war als bei ihm.
Räuspern. "Hast du zugehört?"
"Äh, ja! Der Bericht, den ich noch schreiben muss," erwiderte Donavan schnell. "Bis wann-...?"
"Das hatte ich dir heute Morgen beim Frühstück gesagt oder nicht," fragte Rick etwas lauter zurück. "Wo bist du in den letzten Tagen mit deinen Gedanken, Sully?!"
Scheisse ... "Na hier! Ich-"
"Nein! Ganz sicher nicht," sagte der CO und schüttelte den Kopf. "Du bist überall aber nicht hier bei mir! ... Sully? Ich bin gestern Nacht noch sehr milde mit dir umgesprungen, wenn ich mich daran erinnere was du da in dich reingemurmelt hast und dass du mir gegenüber nicht den geringsten Respekt gezeigt hast!"
Sully ließ die Schultern hängen.
Sein Commander hob einen Finger und fuhr fort. "Bis Morgen Früh um 10 Uhr ist dieser Bericht ohne Rechtschreibfehler geschrieben, im Computerraum abgetippt und ausgedruckt! Und wehe wenn nicht! Dann wirst du dein Zimmer erst wieder an Weihnachten verlassen! Alles klar?"
Sein Junge schwieg eisern.
"Hast du verstanden?"
Jetzt wirkte Sully auf Rick wieder ziemlich wütend. ...
Und der schnaubende Stier war auch wieder da und zog wie wild an seinen Hörnern!
Der Colonel klimperte mit den Schlüsseln und machte Anstalten sie in die Hosentasche zu stopfen um beide Hände frei zu haben. Seine Augen verengten sich fast zu Schlitzen. Wie konnte der Junge nach gestern Nacht immer noch so respektlos sein?
"Steh. Auf!"
Sully merkte leider wieder mal viel zu spät, dass er sich besser zurück halten solle oder aber respektvoll antworten. Langsam erhob er sich und machte dann zwei Schritte die Stufen hinunter, so dass er mit Rick auf einer Höhe war. Dann nahm er Haltung an.
"Sir!"
"Sully, ein bißchen Zeit hab ich noch," raunte Rick ihm zu, während andere Mitglieder der Black Knights an ihnen vorbei gingen. Rick wartete einen kurzen Moment bis eine größere Gruppe wieder außer Hörweite war und warf dann einen gespielten Blick auf seine Armbanduhr. "Brauchst du vielleicht doch noch ein paar hinten drauf als Motivation?"
Und dann verschwanden die Autoschlüssel tatsächlich in der Hosentasche! Rick begann sich die Ärmel der Jacke hoch zu schieben.
Jetzt schlug Sullys Frustration innerhalb von nur drei Sekunden zu leichter Panik um! "Nein, ich brauch keine Motivation! Ich- ... Es tut mir leid, Sir! Der-der Bericht ist Morgen fertig versprochen, Sir!"
Sein CO hielt inne. "Warum habe ich diese Antwort nicht vor einer Minute bekommen?"
Weil ich ein Idiot bin! Darum! Sully betrachtete die Treppenstufen unter sich und sah dann wieder Rick in die braunen Augen. "Entschuldige ..."
"Gut! Dann fahr ich jetzt! Bis später!"
Rick drehte sich um und stieg die Stufen hinunter. Und plötzlich kam Sully ein anderer Gedanke in den Sinn.
Moment mal ... Er fährt ins Krankenhaus zu Paul? Da bin ich doch dann direkt an der Quelle!
"Kann ich mit," fragte Sully dann tatsächlich.
Der Colonel drehte seinen Kopf herum.
"Ich will noch mal was anderes sehen außer das hier! Bitte, Rick," sagte Sully.
"Du langweilst dich doch nur," gab der Boss zu bedenken und schüttelte den Kopf. "Außerdem haben Paul und ich was zu besprechen. Was willst du denn da bitte tun? Rumlaufen? Oder dich mit einem Becher Kaffee auf den Flur setzen und Zeitung lesen?"
Schulterzucken. Grinsen. "Ja! Der Kaffee ist da doch ganz gut!"
"Sully? Dein gereizter Gesichtsausdruck von vor nicht mal zwei Minuten hat mir sehr deutlich gezeigt, dass du gerade ziemlich die Schnauze voll von mir hast! Also wäre es doch besser und das für uns beide, wenn wir uns für zwei Stunden nicht sehen würden? Oder seh ich das falsch?"
Der Junge biss sich auf die Unterlippe. So wie es aussah musste er nachgeben, denn sonst würde Rick mißtrauisch werden. Also keine Freifahrt ins Krankenhaus! Ein anderes Taxi musste her ...
"Okay, ja! Schon gut," gab er sich geschlagen. "Du hast Recht! ... Darf ich jetzt wegtreten, Sir?"
"Ja, wegtreten, Lieutenant!"
Die beiden Soldaten salutierten sich vorschriftsmäßig und schon verschwand Sully im Haupthaus, wo er sofort das erste Obergeschoss anvisierte. Rick hatte ihm noch mal kurz nachgesehen, sich dann aber schnell wieder umgedreht und ging jetzt hinüber zu der offenen Garage.
Er fingerte seinen Schlüsselbund aus der Tasche, öffnete den schwarzen Sportwagen und stieg ein. Nachdem Rick das Radio eingeschaltet hatte, startete er den starken Motor und rauschte mit der Schnauze voraus hinaus auf den Vorplatz. Das große Tor wurde geöffnet und Rick stoppte kurz neben Sam und dem Wachhäuschen, um auch seinem Captain mitzuteilen, dass er sich auf den Weg in die Stadt machte und über Handy erreichbar sein würde.
Sully, der sich auf den Weg in den ersten Stock gemacht hatte und jetzt an dem Frontfenster im Hauptflur stand von wo aus man auf den Hof und das Tor sehen konnte, sah Rick noch hinter her, als der schwarze Wagen auf der Zufahrtsstrasse beschleunigte. Als das Auto nicht mehr zu sehen war, sondern nur noch eine kleine Staubwolke, schob Sully wie beiläufig seine Finger in die Tasche der blauen Jeans und zog den gefalteten Zettel heraus. Er klappte ihn auf und ließ seine Augen über die vier aufgeschriebenen Medikamente huschen. 1. Codein ... Ein Schmerzmittel, was Rick vielleicht doch irgendwo hier haben könnte. Doch wo und was würde aus dem Rest werden? Von dem anderen Zeug hatte der Junge nämlich leider noch nie etwas gehört!
Schnell schüttelte er den Kopf, behielt den Zettel in der Hand und holte aus seinem Zimmer die Dietriche, die er sich irgendwann noch mals in der Stadt besorgt hatte. Er schloss seine Tür und marschierte den langen Flur hinunter bis zur Krankenstation. Zügig knackte er das Schloss. Sully zog an der Klinke und öffnete. Als er Schritte hörte, huschte der Junge schnell und ungesehen in den hellen Raum und drückte die Tür hinter sich zu.
Der Geruch, der ihm sofort in die Nase stieg, war ekelhaft! Sully mochte die Krankenstation nicht besonders, also versuchte er jeglichen Besuch penibel zu vermeiden. Manchmal klappte es - manchmal nicht. Er sah sich um und trabte dann geradewegs auf den weißen Giftschrank an der Wand zu, während er die Dietriche immer noch in den Fingern hielt. Kurz musterte er den großen Schrank und schob dann den Dietrich in das Schloss. Da Sully nicht in den Schrank hinein sehen konnte, musste er wohl oder übel das Ding knacken!
Nach nur unter einer Minute sprang die Tür auf und Sully öffnete den Giftschrank. Konzentriert ließ er seine Augen über die verschiedenen Schachteln und Flaschen wandern. Nein ... Nein ... Nein ... Auch nicht! Er suchte zunächst die vorderen Reihen ab, bevor er sich dann weiter nach hinten arbeitete. Der Schrank war voll gestopft! Mit spitzen Fingern nahm er eine der hinteren Packungen hoch und las den Namen des Medikaments. Nein, das ist es auch nicht.
Etwa acht Minuten später hatte er den kompletten Giftschrank durchwühlt, hatte aber das Codein immer noch nicht entdecken können. Frust machte sich breit. Schnell schob Sully ein paar der vorderen Schachteln wieder so hin, dass Rick den Einbruch und die Durchsuchung hoffentlich nicht so schnell bemerken würde und drückte die Tür zu. Sully schloss ab und erhob sich wieder.
Kopfschüttelnd trat er aus der Krankenstation auf den Flur, verschloß die Tür wieder ordnungsgemäß und rannte dann promt in seinen Kumpel Sam, der gerade Pause machen wollte.
"Tschuldige," sagte Donavan schnell.
"Hast du grade die Tür aufgebrochen, Alter? Die Tür der Krankenstation?" Sam sah etwas irritiert und nervös zu gleich aus. "Was machst du da drin?"
Natürlich wusste der First-Lieutenant, dass sein bester Kumpel ihn sicher nicht bei Rick verraten würde, aber trotzdem schob er die Dietriche mit einem Finger unter den Ärmel, damit sie nicht gesehen wurden.
"Wieso? Musst du nicht zum Dienst zurück, Sammy?"
"Nein, ich hab Pause ... Was hast du in der Krankenstation gesucht, Sul? Mit deinen Dietrichen?"
"Sam! Vergiss es einfach," erwiderte Sully mit leiser Stimme. Verstohlen sah er sich auf dem Flur um, doch noch war ihnen niemand der anderen Knights so gefährlich nah, dass sie die kleine Unterhaltung mitkriegen könnten. Er fuhr fort. "Ich tu Jemandem einen Gefallen! Mehr musst du nicht wissen! Das ist nicht deine Sache!"
"Wenn du in die Krankenstation einbrichst, dann ist das schon irgendwie meine Sache, weil ich Ricks Wachoffizier bin. Meinst du nicht, Alter?"
"Er ist doch nicht da," zischte der Junge zurück. "Geh einfach zum Dienst und du hast nichts gesehen!"
Der Captain rollte mit den Augen. "Oh, Mann! Sag mir jetzt nicht, dass du auch am Giftschrank warst?"
"Okay, dann sag ich es nicht," meinte Sully grinsend.
"Scheiße!"
"Keine Panik, Sam! Ich hab aufgeräumt! Rick wird nichts merken!"
Frustriert schlug Walkins sich eine Hand gegen die Stirn. Schnell rückte er sein M16 Gewehr auf dem Rücken zu recht und machte einen Schritt nach vorn. Im Gehen zog er Sully am Ärmel mit sich.
"Rick merkt doch immer irgendwas, Sul! Wer sollte das sonst wissen, wenn nicht du, hä?! Er wird es merken und dann wird er zu mir kommen und fragen, ob ich was darüber weiss, weil ich hier die Verantwortung hatte! Verdammt!"
"Du weisst ja nichts," merkte Sully trocken an.
Er legte freundschaftlich einen Arm um Sams Schulter und dirigierte ihn bis zur Treppe, wo Sam dann noch mal stehen blieb und etwas panisch wirkte. Ein paar Jungs kamen die Stufen hinauf gejoggt. Einige kamen von der 2. Etage hinunter.
"Sully! Ich bi-"
"Hör auf, Sam! Geh jetzt einfach in dein Zimmer und rauch eine und alles wird gut! Okay? ... Ich muss mir erstmal eh einen anderen Plan überlegen, wie ich an das Zeug kommen will, weil ich nichts gefunden hab ..."
Sam bekam große Augen. "Warte! Welches Zeug denn?"
"Geh jetzt!"
"Okay, okay," gab Sam zurück. "Aber mach keinen Scheiss! Für wen auch immer du das hier tust! Diese Person ist so viel Ärger mit dem Boss einfach nicht wert! In Ordnung?"
"Wenn du wüsstest ..."
Dann wandte sich Sam von Sully ab, weil er wusste, dass er hier nichts mehr ausrichten und ihn umstimmen konnte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren marschierte der Wachsoldat die Treppen hinauf und war weg! Sully warf einen Blick auf seine Armbanduhr und dachte nach. Die Sachen kann ich nur im Krankenhaus kriegen. Es geht gar nicht anders. Dad? In was hast du mich da reingeritten?
Er lief bis zu Ricks Arbeitszimmer und blieb davor stehen. Eine Hand an dem Türknauf, doch wie zu erwarten war, hatte der Colonel den Raum abgeschlossen. Sully versuchte es auch an der Zwischentür zu seinem Zimmer, doch auch hier hatte Rick Vorkehrungen getroffen, damit wirklich niemand in seiner Abwesenheit irgendwie herumschnüffeln konnte.
Sully sah auf die Dietriche in seiner Hand. Natürlich könnte er sie jetzt auch hier einfach benutzen, so wie er es schon einige Male getan hatte, aber er war sich fast sicher, dass sich keines der Schmerzmittel in dem schwarzen Koffer befinden würde. Also kamen die Dietriche wieder in das Geheimversteck in seinem Zimmer zurück und der First-Lieutenant machte sich auf den Weg in das Erdgeschoss.
Ganz beiläufig warf er einen Blick auf das Schwarze Brett, was in jedem Geschoss zwei Mal rechts und links von der Treppe angebracht war und wo Neuigkeiten, Terminänderungen und auch hier und da mal eine Trainingsmission angezeigt waren. Sully blieb kurz stehen, betrachtete die paar Zettel und ging dann schnell weiter.
Er betrat die Cafeteria! Der Saal war fast leer. Nur ein paar Tische waren besetzt. Jungs spielten Karten, tranken oder aßen etwas. Sully entdeckte schließlich Robin, die als einziges Mädchen der Knights mit ihren längeren rötlich-braunen Haaren und der grünen Camouflagehose natürlich sofort auffiel. Sie hockte mit ihrem Hintern auf einem der weißen Tische und hatte die Turnschuhe auf dem Stuhl abgestellt. Interessiert las sie in einem Buch, was sie sich mal bei Rick ausgeliehen hatte und noch hatte er es nicht zurück verlangt.
"He, Sully," begrüßte sie ihn lächelnd und warf dann wieder einen Blick auf die nächste Seite. "Was gibt's? Rick ist weg, oder?"
"Ja," entgegnete der Junge nur. "Willst du auch einen Kaffee?"
Sie nickte. "Ja, das wär jetzt gut!"
Zügig schlenderte Doanvan zu der Ausreiche der Küche hinüber und bestellte bei James zwei Kaffee mit Zucker, die er dann nach drei Minuten hinüber zu Rob trug und ihr einen vor die Nase hielt.
"Danke," sagte sie lächelnd. "Sklave!"
"Ha, ha, haaaa," machte Sully spielerisch und setzte sich neben sie auf den Tisch.
Völlig mit seinem Problem beschäftigt, rührte er noch mal in der Tasse herum bevor er einen kleinen Schluck nahm und auf das Buch blickte.
"Was ist das," fragte er.
Sie sah ihn an. "Das. Ist. Ein. Buch! Ich dachte, du hast so was schon mal irgendwo gesehen? In der Schule vielleicht?!"
Er rollte mit den Augen. "Ich weiss, dass das ein Buch ist, Rob! Um was geht es denn?"
"Militärgeschichte und so Zeugs ..."
"Aha! Wie spannend!"
Jetzt ließ sie das Buch sinken. "Willst du was bestimmtes von mir oder?"
"Also wenn du so fragst, dann-"
"Sully," warnte Parker ihn.
Sie nahm das Buch und legte es einmal kopfüber neben sich, damit sie später weiterlesen konnte. An ihrem Kaffee trank sie noch mal und stellte die Tasse dicht daneben ab.
Donavan seufzte. "Ich brauch deine Hilfe, Rob!"
"Wobei?"
"Ich hab gestern Nacht während der Übung jemanden getroffen und-"
Jetzt lachte sie verschmitzt. "Du hast eben niemanden getroffen! Genau deswegen war Rick ja so angepisst! Hat er dich eigentlich noch zurechtgestutzt vorm Schlafengehen oder macht er das heute, wenn er von Paul wieder zurück ist? ... Er ist doch bei Paul, oder?"
"Ja, er ist bei Paul," teilte Sully ihr mit. "Robin, hör mir doch mal zu, okay?"
"Sorry!"
"Ich hab meinen Vater gesehen," flüsterte der junge Soldat so leise wie möglich und sah sich einmal nach hinten um, doch niemand schien wirklich auf sie zu achten oder zu zuhören. Sully fuhr fort. "Er ist plötzlich aufgetaucht und hat mich um was gebeten."
"Eh, was?!" Parker zog eine Augenbraue in die Stirn. "Warte mal! Er hat sich Jahre lang nicht bei dir gemeldet und steht jetzt quasi vor der Tür? Was wollte er und wo ist er jetzt? Weiss Rick Bescheid?"
"Er wollte Tabletten," antwortete Sully knapp.
"Aha," machte der Corporal nur. "Ist er krank? Ich meine wieso besorgt er die sich nicht bei einem Arzt oder in der Apotheke?"
Seufzen. "Er hat mir nicht wirklich geantwortet, Robin. Dad sah ziemlich schlecht aus, weisst du? Ich glaube er wollte mich nicht beunruhigen oder dass ich mir Sorgen mache. Er hat mir nur einen Zettel in die Hand gedrückt und gesagt, dass ich ihm das Zeug irgendwie besorgen soll. Er bräuchte es unbedingt. Auf meine Fragen hat er nicht wirklich geantwortet und dann hat leider Rick zum Rückzug geblasen und Dad ist verschwunden ..."
"Hm! Mit anderen Worten, er will dass du klaust, richtig?" Parker trank noch mal einen Schluck Kaffee und überlegte. "Ich glaube, ich würde es Rick sagen. Der ist doch Arzt, ich meine ... er kann ihm die Medikamente doch locker besorgen und ihm weiter helfen! Falls er wirklich krank ist!"
"Er will nicht, dass es Jemand weiss!"
"Du steckst in der Klemme, Sully!"
"Ich will ihm helfen, aber dafür muss ich an diese Medikamente ran. Ich muss ins Krankenhaus ..."
Rob zuckte die Schultern. "Und wie soll ich dir dabei helfen? Weisst du noch was beim letzten Mal passiert ist? Als du den Schnapps im Keller brennen wolltest und ich Rick ablenken musste, damit du das blöde Handy zurück legen konntest?"
Er nickte stumm.
"Rick hat mich durchschaut und ich konnte drei Nächte nicht auf dem Rücken schlafen! Dank dir, Sully!"
"Tut mir leid," sagte er leise. "Also hilfst du mir? Bitte?"
"Nein!"
Sie griff blind nach ihrem Buch ...
"Rob, bitte," bat Sully sie.
Sie überlegte. "Wenn du das wirklich machen willst, dann würd ich bis heute Nacht warten. Rick ist zwar jetzt nicht hier und weg zu kommen wäre einfacher, aber wenn ihr euch im Krankenhaus über den Weg lauft oder in der Stadt, dann ..."
"Dann bin ich tot! Schon klar," meinte der Junge nickend.
"Hast du eine Ahnung wie Paul heute Nacht Dienst hat," fragte das Mädchen weiter, während sie auf ihr Buch blickte. "Ob er da ist oder nicht?"
"Hm, keine Ahnung! Ich werd es riskieren müssen."
Dann machte Donavan eine kurze Pause, dachte wieder nach und sah Robin von der Seite aus an.
"Kommst du mit? Ein kleiner Spaziergang in die Stadt? Frische Luft? Der Mond am Nachthimmel? ... Immer die Gewissheit im Nacken, dass Rick uns den Arsch bis ganz nach oben aufreißt, wenn wir auffliegen?! Hä?"
Er trank noch einen Schluck Kaffee und sie ebenfalls.
"Sully," erwiderte Ricks weiblicher Corporal dann mit einer Leidensmiene. "Den letzten Satz hättest du jetzt echt nicht sagen dürfen! Bist du denn sicher, dass dein Dad dich nicht nur ausnutzt, weil er vielleicht ein Problem hat?"
"Du hast ihn nicht gesehen, Robin! Er sah wirklich schlecht aus."
"Sul ... Bitte! Bitte lass es einfach!"
"Ich kann nicht! Er ist mein Dad! Was wenn es um deinen Dad gehen würde?"
Sie zuckte die Schultern. "Geht es aber nicht!"
"Theoretisch, Rob!"
"Ich würde es lassen," gab sie nachenklich zurück. "Ich hab meinen Vater nie kennen gelernt. Als Mum schwanger war, ist er gegangen. Er hat sich nie gemeldet. Ich hab ihn nie zu Gesicht bekommen. Ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich zum Militär wollte."
"Das wusste ich nicht," sagte Sully nachdenklich.
Sie zuckte die Schultern. "Das weiss niemand hier, Sully! Jeder hat hier doch seine Geheimnisse oder? Ich hab es irgendwann mal Rick erzählt, weil es sich gerade so angeboten hat. Aber ... Mike weiss es auch nicht!"
"Wow," fragte der First-Lieutenant erstaunt. "Noch nicht mal Mikey?!"
"Nein! Also ich hab mich bei den Navy Seals gemeldet, weil ich irgendwie eine Vaterfigur gebraucht hab. Oder Sicherheit! Die Art von Sicherheit und Zuflucht, die mir meine Mum nie geben konnte."
"Und eine männliche Bezugsperson?"
"Ja! Diese Bezugsperson war mein früherer Ausbilder bei den Seals! Der war wirklich nett und hat mir viel beigebracht, wie das Schießen zum Beispiel. Als ich dann diesen Ausrutscher hatte und geflogen bin, war ich ja ganz schnell hier bei euch."
Donavan überlegte kurz. "Und jetzt ist diese Bezugsperson ...?"
"Dreimal darfst du raten, Lieutenant?"
"Ich," erwiderte der Junge mit einem breiten Grinsen.
"Rick!"
"Ich weiss!"
Robin machte einen Satz von der Tischplatte und nahm ihre Kaffeetasse. Schnell trank sie den letzten Rest aus und warf dann wieder ihrem Kumpel einen fragenden Blick zu.
"Und jetzt denk mal darüber nach ob du wirklich den einzigen Menschen, der immer für dich da sein wird ... Dich beschützt ... Dir eine Aufgabe gibt ... Und der an dich glaubt ... Ob du Rick wirklich hintergehen willst? Wegen einem Mann, der abgetaucht und von der Bildfläche verschwunden ist und sich nie wieder um dich gekümmert hat? Willst du das wirklich tun?"
Sie biss sich auf die Lippe. "Also ich kann das nicht, Sully! Ich werd nicht mitgehen! Das musst du alleine hinkriegen. Ich hoffe, dass du es nicht machst!"
Mit Buch und leerer Tasse drehte sie sich weg Richtung Ausreiche. "Ich bin weg und ich hab nichts gehört, okay?!
"Ja!"
Sie machte einen Schritt und blieb dann noch mal stehen. Rob warf einen Blick über ihre schlanke Schulter auf Sully und formte dann mit den Lippen einen Satz!
Tu es nicht!
Er verstand sofort und ließ die Schultern hängen. Rob drehte sich wieder weg und trabte zur Ausreiche hinüber, wo sie ihre Tasse ab gab und dann noch kurz mit James quatschte.
Sully schüttelte den Kopf, während er in sich hinein flüsterte.
"Ich muss ... Irgendwie muss ich ihm helfen ..."
Und plötzlich fiel ihm etwas ein! Er sah sich wieder nach Parker um, die sich jetzt wieder zum ihm und den Tisch bewegte und scheinbar gehen wollte. Sully hüpfte vom Tisch und trat ihr in den Weg. Dann nahm er sie bei der Hand.
"Komm mal mit!"
"Was ist denn noch," fragte sie verdutzt und genervt.
Er zog förmlich an ihr und die beiden jungen Soldaten verließen den Speisesaal. Auf dem Flur dann rückte Sully mit der Sprache heraus, ehe er sich sicher war, dass sie nicht belauscht wurden.
"Auf dem Aushang am Schwarzen Brett steht, dass du heute eine Übung leitest," fragte er leise. "Heute Nacht?"
Sie zuckte die Schultern. "Ja! Wieso?"
"Ist Rick auch dabei oder ...?!"
"Nein! Diesmal nicht! Wir sind auch nicht so viele!"
Jetzt hatte er Hoffnung, dass es vielleicht sogar klappen könnte. Er nahm Robin an den Schultern. Und sah ihr dann tief in die Augen.
"Ich schließ mich an, okay?"
"Ehm, hast du das mit Rick abgesprochen, Sully? Du stehst doch gar nicht drauf!"
Er seufzte. "Nein und das werd ich auch nicht! Wann trefft ihr euch?"
Parker bekam große Augen bei diesem ... Vorschlag. "Sully! Das geht nicht! Vergiss es!"
"Robin, komm schon," bettelte er. "Du wirst ja wohl kaum durchzählen oder? Einer mehr oder weniger macht doch nichts aus! Ich geh mit euch zusammen in den Wald und dann setz ich mich einfach ab! Problem gelöst!"
"Du kannst aber nicht in Kampfuniform ins Krankenhaus spazieren! Dann fällst du doch noch mehr auf," gab sie zu bedenken.
"Ich nehm einen Rucksack und Klamotten zum Wechseln mit. Wenn ich weit genug von euch und der Base weg bin, ziehe ich mich um und gehe in zivil in die Stadt!"
Das könnte vielleicht sogar funktionieren dachte der Corporal. Falls Rick uns nicht verabschiedet und er drinnen bleibt ...
Sie seufzte. "Sully?"
"Ja?"
"Ich weiss von Nichts, okay? Wenn das raus kommt und Rick dich fragen sollte, wie du rausgekommen bist, dann sagst du ihm am Besten gar nichts, in Ordnung? Sonst steht mein Arsch auch auf dem Spiel!"
"Ja," erwiderte der Junge und lächelte dann. "Danke, Robin! Du hast was gut bei mir!"
"Pfff," machte sie nur. "Als ich dir bei der Schnapsbrennerei geholfen habe, hast du das auch schon gesagt oder? Also hab ich jetzt zwei Sachen bei dir gut! Ich werd dich dran erinnern, Sul und jetzt lass mich wieder los oder ich brech dir einen Finger!"
"Ah! Entschuldige," sagte er schnell und ließ das Mädchen los.
Sully trat zurück um Robin Freiraum zu geben. Sie klammerte sich an ihr Buch und machte einen großen Schritt von der Wand weg in die Mitte des Flures. Dann sah sie auf die Wanduhr.
"Wann kommt Rick zurück?"
"In einer Stunde oder so," gab Sully Schulter zuckend zurück. "Wann geht die Übung denn jetzt los?"
"Um 23 Uhr," sagte der Corporal. "Also sei genau dann pünktlich am Tor, sonst gehen wir ohne dich!"
Er nickte. "Alles klar! Das schaff ich! Bis nachher, Rob!"
"Bis später," erwiderte sie und ging dann den Flur entlang bis zu der Steintreppe.
Sully sah ihr noch nach, aber keine fünf Sekunden später war Parker schon in den ersten Stock verschwunden. Das Problem wie Sully ungesehen von Rick aus der Base kam, war wohl jetzt gelöst - wie er zurück kommen würde, wusste er leider noch nicht.
Aber bis dahin war ja noch Zeit oder?
Tbc ...
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