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Myosotis (Vergissmeinnicht)

Kurzbeschreibung
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P18 / FemSlash
02.03.2019
04.03.2019
10
37.688
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02.03.2019 5.129
 
1. Kapitel

Therese schlug unwillkürlich ihren Mantelkragen höher, als sie mit Carol und ihren Freunden aus der schweren Tür des Oak Rooms trat. Die Nacht war für einen Aprilabend relativ kalt, aber es war nicht der frische New Yorker Wind, der ihre Hand zittern ließ, als Carols zukünftiger Kollege Charles Fenner ihr sein Feuerzeug reichte. Nur noch eine letzte Zigarette mit den anderen Gästen, dann würde sie mit Carol allein sein.

Auch Carol wirkte nervös. Ihr Lachen über einen Scherz von Mr. Johnson wirkte gezwungen, aber da die anderen einstimmten, fiel es niemandem auf. Therese sah auf ihre Schuhe und versuchte, sich auf ihren Atem zu konzentrieren. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Alle Schutzmauern, die sie in den letzten Monaten so mühsam aufgebaut hatte, waren innerhalb eines einzigen Tages zusammengefallen, eine nach der anderen. Noch vor wenigen Wochen hatte sie sich geschworen, sich nie wieder so verwundbar zu machen wie damals mit Carol, und nun stand sie hier neben ihr und fühlte sich wie ein Tier, das dem Feind vertrauensvoll seinen Nacken darbot. Zwar war Carol alles andere als ein Feind, aber sie war immer noch die Person, die Therese von allen Menschen auf der Welt am meisten verletzten konnte.

Therese schloss die Augen und versuchte, an Carols Worte im Ritz Tower zu denken. An die Hoffnung in Carols Stimme und an die mühsam überspielte Verzweiflung, als Therese ihr Angebot, zu ihr zu ziehen, abgelehnt hatte. Sie versuchte, sich das Lächeln auf Carols Lippen zu vergegenwärtigen, als sie sie vorhin im Oak Room entdeckt hatte, und an die warme Hand auf ihrem Rücken, als sie Therese zu sich an den Tisch gebeten hatte. Das alles war keine Einbildung gewesen. Carol wollte wirklich mit ihr leben.

Als Therese ihre Augen wieder öffnete, fühlte sie Carols fragenden Blick auf sich ruhen. Die roten Lippen zogen nervös an der Zigarette, aber in den blaugrauen Augen war ein Leuchten, wie Therese es noch nie gesehen hatte. Nicht einmal in Waterloo.

„Wollen wir aufbrechen, Therese?“, fragte Carol und drückte den Zigarettenstummel mit ihrem Schuh aus.

„Ja.“ Therese wurden auf der Stelle die Knie weich. Sie hätte den drei anderen Gästen gern noch ein paar höfliche Worte gesagt, aber ihre Stimme versagte komplett. So beschränkte sie sich auf ein warmes Lächeln und beteiligte sich an den allgemeinen Umarmungen. Dann waren Carol und sie allein.

„Sie sind sehr nett, meine zukünftigen Kollegen, nicht wahr?“, fragte Carol, während sie in ihrer Handtasche nach ihrem Autoschlüssel suchte. Therese nickte, wohlwissend, dass Carol ihre Geste nicht sehen konnte, aber diese schien nicht wirklich eine Antwort erwartet zu haben. „Mein Wagen steht dort drüben“, erklärte Carol, nachdem sie ihren Schlüssel gefunden hatte, und wies auf eine der hinteren Reihen des Parkplatzes.

Thereses Beine fühlten sich an wie Pudding, als sie den Parkplatz überquerten und sie betete, dass sie sie noch die wenigen Meter bis zu Carols Auto tragen würden. Zeit und Raum schienen sich eigenartig zu dehnen und der Weg erschien Therese auf einmal endlos weit. Sie atmete erleichtert auf, als sie endlich den eleganten Packard erreicht hatten und Carol die Beifahrertür aufschloss, um Therese einsteigen zu lassen. Wie durch einen Nebel hörte Therese das Klappern von Carols Schuhen, als diese um das Auto herumging, um auch die Fahrertür aufzuschließen.

Sobald Carol neben Therese Platz genommen hatte, schien ihre Anwesenheit den ganzen Innenraum des Autos auszufüllen. Alles andere trat in den Hintergrund und es war nur noch Carol da. Ihre Gegenwart umhüllte Therese wie ein warmer Sommerregen und ließ sie tief einatmen. Der Duft von Carols Parfum war immer noch derselbe. Wie oft hatten sie so wie jetzt nebeneinander gesessen, vor und hinter ihnen nichts als Straße, und Therese hatte Carols Gegenwart prickelnd neben sich gespürt.  

Als Therese auffiel, dass Carol nicht losfuhr, wagte sie einen Seitenblick und bemerkte, dass Carol mindestens genauso viel Angst hatte wie sie selbst. Ihre Hände fuhren nervös über das Steuerrad und Therese ahnte, welche Frage jetzt kommen würde.

„Wo soll ich dich hinfahren, Therese?“

Wenn in Therese ein bestimmter Punkt an Aufregung überschritten war, wurde sie oft sehr ruhig, so ruhig, dass es ihrer Umgebung manchmal unheimlich war. Auch jetzt musste Therese über sich selbst staunen, als sie Carols Hand behutsam vom Steuerrad nahm und sie in ihren Schoß legte. Mit fast meditativer Langsamkeit zogen ihre Finger den störenden Handschuh aus und ihre Fingerkuppen fuhren andächtig über die einzelnen Handknöchel wie über einen verlorenen Schatz.

„Therese…“

Therese führte die elegante Hand an ihre Lippen und küsste sie. „Zeig mir dein Apartment.“

Ihre Brust schmerzte, als sie Tränen in Carols Augen sah. „Bist du dir sicher?“, fragte Carol, ohne den Blick von ihr zu wenden.

„Ja.“ In der Tat war Therese sich noch nie in ihrem Leben so sicher gewesen. Heute fühlte sie sich zum ersten Mal seit Monaten wieder ganz. Auch wenn sie sich in der letzten Zeit verändert hatte, auch wenn sie stolz war auf die Person, die sie jetzt war - ein Leben ohne Carol war kein Leben. Jeder Tag ohne sie war farblos und leer. Was auch immer die Menschen sagten, nichts konnte richtiger sein als das hier.

Carol legte ihre andere Hand an Thereses Wange und fuhr sanft über die blasse Haut. Sie sprach kein Wort, aber ihre Augen sagten umso mehr, und Therese fühlte den übermächtigen Impuls, sie zu berühren. Hier und jetzt. Überall.  

„Lass uns fahren“, flüsterte Carol. Ihre Stimme war rau und brüchig und Therese schloss die Augen, als ein Schauer durch ihren Körper fuhr. Die drei Worte hörten sich an wie eine Verheißung, wie das Tor in ein neues Leben. Natürlich war Therese klar, dass sie noch über Vieles reden mussten, wenn sie einen neuen Anfang wagen wollten. Aber jetzt, in diesem Moment, gab es nichts Wichtigeres als das, was sie füreinander empfanden.

Therese weigerte sich, Carols Hand während der Fahrt loszulassen. Wie ein Versprechen lag sie ruhig in ihrem Schoß und Thereses Hände umschlossen die langgliedrigen Finger, als wollten sie sie bis zum Ende aller Tage nie wieder loslassen.

„Es ist jetzt nicht mehr weit“, erklärte Carol etwa eine viertel Stunde später und Therese konnte die Vorfreude in ihrer Stimme hören. Sie wirkte jetzt wieder wie die Carol, die Therese in Frankenbergs Spielzeugabteilung kennengelernt hatte. Souverän, ruhig und von einer atemberaubenden Eleganz und Schönheit.

Therese hingegen wurde von Minute zu Minute nervöser. Ob das Apartment wirklich irgendwann ihr neues Zuhause sein würde? Ob sie tatsächlich einmal mit Carol zusammenleben würde? Jeden Tag mit ihr aufstehen und jeden Tag mit ihr ins Bett gehen würde? Das alles erschien Therese wie ein unwirklicher Traum, zu schön und viel zu groß, um wahr zu sein.

„War Rindy schon in der Wohnung?“, unterbrach Therese die Stille. Irgendwann würde Carol ihr hoffentlich erzählen, was bei der Scheidung wirklich gelaufen war und wie es möglich sein konnte, dass sie ihre Tochter in den letzten vier Monaten nur zweimal gesehen hatte.

„Nein, aber ihr Zimmer ist schon eingerichtet.“ Über Carols Gesicht ging ein leises Lächeln und Therese wusste, dass sie sich Rindy in ihrem Apartment vorstellte.

„Das ist gut.“ Therese drückte Carols Hand und sah liebevoll zu ihr herüber. Aber das Lächeln war plötzlich aus Carols Gesicht verschwunden. Sie starrte auf etwas links vor sich, und dann ging alles so schnell, dass Thereses Gehirn nicht folgen konnte. Sie spürte nur den Aufprall und hörte den Knall und dachte an Schwester Alicia und ihren Vater und ihre Mutter und Carol, immer wieder Carol, und dann war alles schwarz.




*               *                    *




„Miss? Können Sie mich hören?“

Therese hatte das Gefühl, dass jemand sie aus weiter Ferne ansprach, wie vom anderen Ende eines Tunnels. Aber sie schaffte es nicht, den Tunnel zu durchqueren.

„Miss Belivet?“

Therese strengte sich mehr an. Am anderen Ende des Tunnels war es gleißend hell und sie presste die Augen fest zusammen.  

„Miss Belivet, können Sie mich hören?“

Therese zwang sich, die Augen zu öffnen, nur um sie gleich wieder zu schließen. War sie tot? Alles war so hell um sie herum. Plötzlich spürte sie, wie eine grobe Hand an ihre Wange klatschte und sie riss erschrocken die Augen wieder auf.

„So ist es schon besser.“

Therese starrte in das rote Gesicht eines kleinen, untersetzten Mannes mit Halbglatze und Doppelkinn. Er trug einen weißen Kittel, wie auch die anderen Männer, die um ihr Bett herumstanden, und sah zufrieden auf sie herunter. „Wie geht es Ihnen, Miss Belivet?“

„Was?“ Sie sah ihn verständnislos an.

Noch einmal kam die grobe Hand an ihre Wange und tätschelte sie. „Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Belivet. Sie sind hier in den besten Händen.“

Thereses Augen versuchten, den Raum zu erfassen, aber unerträgliche Kopfschmerzen hinderten sie daran, den Versuch weiterzuführen. „Mir ist übel“, murmelte sie und schloss erschöpft wieder die Augen.

„Das ist kein Wunder“, sagte eine andere Stimme. Sie klang jünger und freundlicher als die des Glatzköpfigen, aber Therese war zu müde, um ihre Augen wieder zu öffnen. „Sie haben eine heftige Gehirnerschütterung, Miss Belivet. Deswegen werden wir Sie eine Weile hierbehalten müssen. Außerdem haben Sie Prellungen und Quetschungen erlitten. Sie haben wahnsinniges Glück gehabt.“

Therese wollte etwas erwidern, aber ihr Mund weigerte sich, die Worte zu formen. Es dauerte eine Weile, bis es ihr schließlich gelang. „Was ist denn passiert?“, presste sie hervor.

„Erinnern Sie sich nicht, dass Sie schon zweimal im Krankenwagen wachgeworden sind?“

„Nein.“

„Sie hatten einen Autounfall, Miss Belivet.“

Einen Autounfall? Ich habe doch gar kein Auto… Therese riss plötzlich ihren Oberkörper hoch und stöhnte, als der Schmerz in ihrem Kopf sie fast das Bewusstsein verlieren ließ. Carol!Sie öffnete die Augen und versuchte auszumachen, wer eben mit ihr gesprochen hatte. Aber ihr wurde schwindelig und vor ihren Augen verschwamm alles. Ihre Arme gaben nach und sie sank wieder zurück in die Matratze. „Carol“, flüsterte sie.

„Carol?“, fragte der junge Arzt und sah fragend zu dem Glatzköpfigen.

„Miss Belivet war nicht allein im Wagen.“ Der Glatzköpfigen räusperte sich. „Eine Frau namens Carol Aird saß am Steuer. Sie wird noch operiert.“

„Operiert?“, flüsterte Therese, aber sie konnte nicht weiter nachfragen, weil alles um sie herum wieder versank.




*                    *                    *




Als Therese das nächste Mal aufwachte, war niemand außer ihr im Raum. Vom Flur her drangen Stimmen und das Klappern von Geschirr an ihr Ohr. Die rasenden Kopfschmerzen waren immer noch da und Therese fühlte sofort wieder eine Welle von Übelkeit, als sie versuchte, ihren Kopf zur Tür zu neigen. Was um Himmels Willen war passiert? Wie lange lag sie hier schon? Und wo war Carol?

Sie wird noch operiert. Der Satz des glatzköpfigen Arztes schoss abrupt wieder in ihr Bewusstsein. Wenn Carol noch operiert wurde, musste sie noch am Leben sein. Oder nicht? Aber was operierten die Ärzte? Carol stellte sich vor, wie Carols schmaler Körper auf einem OP Tisch lag, und sofort überkam sie die nächste Welle von Übelkeit. Sie atmete mehrfach bewusst tief durch und zwang sich zur Ruhe. Sicher würde irgendwann einmal jemand nach ihr sehen und dann konnte sie ihre Fragen stellen.

Als hätte das Schicksal ihre Gedanken gelesen, öffnete sich die Zimmertür und zwei Männer in dunkelblauer Uniform traten ein. Der eine von ihnen war so groß, dass sein Kollege neben ihm aussah wie ein kleiner Junge, obwohl er deutlich älter war. „Miss Therese Belivet?“ sprach der Kleinere sie an und steuerte auf Thereses Bett zu.

„Ja“, bestätigte sie müde und hütete sich, ihren Kopf auch nur wenige Millimeter zu bewegen.

„Mein Name ist Wyler, und das ist Mr. Hayes.“ Er zeigte auf seinen hochgewachsenen Kollegen. „Sie waren in einen Autounfall verwickelt?“

„Offenbar.“ Therese stöhnte leise. Wollte die Polizei allen Ernstes jetzt ein Aussage von ihr haben?

„Wissen Sie, was passiert ist?“, fuhr der Ältere unbeeindruckt fort.

„Nein.“

„Der Wagen, der Ihnen entgegengekommen ist, muss von der Fahrbahn abgekommen sein. Der Fahrer konnte nur noch tot aus dem Auto gezogen werden.“

„Oh, mein Gott.“ Therese war so schwindelig, dass sie Sorge hatte, sich sofort übergeben zu müssen. Ihre Gedanken schossen wild durcheinander und weigerten sich, irgendeinen Sinn zu ergeben. Glücklicherweise waren die Polizisten damit beschäftigt, ihre Verletzungen in Augenschein zu nehmen, was ihr etwas Zeit verschaffte. „Haben Sie schon mit Mrs. Aird gesprochen?“, stieß sie schließlich hervor.

„Nein, sie ist noch nicht bei Bewusstsein.“

Noch nicht bei Bewusstsein? Was um Himmels Willen war los mit Carol?

„Miss Belivet“, fuhr der Lange fort. „Es deutet alles darauf hin, dass der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat. Wir vermuten Alkohol, aber die Ergebnisse der Obduktion liegen noch nicht vor.“ Er unterbrach sich. „Miss Belivet? Hören Sie noch zu?“

„Ja.“ Therese zwang sich zur Konzentration. Je unaufmerksamer sie war, desto länger würde das Gespräch dauern.

„Wer saß am Steuer?“

Warum fragte der Mann sie das? Das war doch wohl offensichtlich gewesen. „Mrs. Aird.“

„Erinnern Sie sich, ob Mrs. Aird Alkohol getrunken hat?“

„Nein.“

„Nein, Sie erinnern sich nicht? Oder nein, sie hat keinen Alkohol getrunken?“

Natürlich erinnerte sich Therese an das Glas Wein, das Carol im Oak Room getrunken hatte, aber sie würde den Teufel tun und den Polizisten davon erzählen. „Nein, ich erinnere mich nicht.“

Die beiden Polizisten tauschten Blicke aus und für einen Moment war nur das Kratzen des Stiftes auf dem Notizblock des Älteren zu hören. „Woher kamen Sie gerade?“, fragte er.

„Wir waren vorher in einem Restaurant. Dem Oak Room.“

„Und was ist das Letzte, woran Sie sich erinnern?“, erkundigte sich der Lange.

Therese dachte angestrengt nach. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, dass sie in Carols Wagen gestiegen waren und Carol nicht losgefahren war. Und dass sie Carols Hand genommen hatte und…

„Miss Belivet?“

„Es tut mir leid, Sir.“ Therese versagte die Stimme. Sie presste die Hände auf die Lider, um zu verhindern, dass ihr die Tränen aus den Augen schossen. „Ich kann mich an die gesamte Autofahrt nicht erinnern“, murmelte sie.

„Dann versuchen Sie sich zu erinnern, Miss Belivet.“ Der Lange trat zu Therese ans Bett und beugte sich bedrohlich über sie. „Ihr Wagen befand sich in einer Kurve, als der Zusammenstoß passierte. Das andere Auto muss direkt auf Sie zugeschossen sein.“

„Ich erinnere mich n…“ Therese verstummte, als wie aus dem Nichts eine Welle von ungeordneten Bildern sie übermannte. Plötzlich war alles wieder da. Carols schreckgeweitete Augen. Der Wagen, der auf sie zuschoss, groß und dunkel, genau auf Carol. Oh Gott! Das konnte man gar nicht überleben! Oh Gott, Carol!

„Miss Belivet?“

Therese konnte nicht mehr antworten. Schweißperlen traten auf ihre Stirn und sie bekam nicht mehr genug Luft in die Lunge. Die Größe des Raumes veränderte sich und es war, als ober er sie verschlingen würde wie ein riesiges Maul. Wie aus weiter Ferne hörte sie, wie einer der Polizisten das Zimmer verließ. Kurz darauf kam er mit dem jungen Arzt wieder herein, den Therese schon kannte.

Als der Arzt Therese sah, schickte er die beiden Männer sofort vor die Tür. „Sehen Sie nicht, dass die Patientin Ruhe braucht?“, fragte er ungehalten und berührte Therese an der Schulter. „Hören Sie, Miss Belivet, ich sage den Schwestern Bescheid, dass sie Ihnen ein Beruhigungsmittel geben sollen. Und die Polizei lassen wir vorerst nicht mehr zu Ihnen.“

Therese war zu sehr mit Atmen beschäftigt, um zu antworten, aber sie machte mit ihrem Blick deutlich, dass sie einverstanden war.

Kurze Zeit später kam eine ältere Krankenschwester mit grauem Lockenkopf zur Tür herein und spritzte Therese etwas in die Vene. „Das wird Sie beruhigen, mein Kind“, sagte sie und nickte Therese aufmunternd zu.

Glücklicherweise hatte Therese schon gemerkt, dass der schlimmste Teil des Anfalls vorüber war, bevor die Schwester hereingekommen war. Ihr Herz klopfte nicht mehr wie wild und die Bilder in ihrem Kopf waren weniger geworden. Nur schmerze er jetzt noch mehr als vorher. „Wie ist Ihr Name?“, fragte sie die Krankenschwester.

„Ich bin Schwester Vivian“, stellte diese sich gutgelaunt vor. „Sie werden mich sicher noch öfter sehen.“

„Könnten Sie mir einen Gefallen tun, Schwester Vivian?“ Therese nahm all ihren Mut zusammen. „Ich habe nicht allein in dem Wagen gesessen. Könnten Sie bitte mir sagen, wie es Mrs. Aird geht?“

„Sind Sie eine Verwandte?“

„Ja, sie ist meine Tante.“ Thereses Gehirn funktionierte inzwischen wieder gut genug, um zu verstehen, dass eine Lüge der einzige Weg war, um eine Auskunft zu erhalten.

„Ich sehe mal, was ich tun kann.“ Schwester Vivian wirkte mindestens zehn Jahre jünger, wenn sie lächelte. „Wie war der Name nochmal?“

„Carol Aird.“

„Gut, aber es kann eine Weile dauern“, warnte die Krankenschwester. „Heute ist hier der Teufel los.“

„Das ist kein Problem.“ Therese strich sich mit dem Handrücken über die Stirn und merkte dabei, dass ihre Arme übersäht war mit lilablauen Flecken. „Wecken Sie mich, wenn ich eingeschlafen sein sollte?“

Schwester Vivian schüttelte streng den Kopf. „Versuchen Sie wachzubleiben, Miss Belivet, auch wenn es schwerfällt.“

Therese atmete innerlich auf, als Schwester Vivian den Raum wieder verlassen hatte. Sie fühlte sich so erschöpft, als ob sie fünfzig Kilometer gelaufen wäre. Sie sehnte sich nach nichts mehr, als nach Ruhe, aber solange sie nicht wusste, wie es Carol ging, war daran nicht zu denken.

Die Zeit des Wartens dehnte sich ins Endlose und erst Stunden später erschien Schwester Vivians grauer Lockenkopf wieder in der Tür. „Stellen Sie sich schon mal darauf ein, dass Sie gleich eine Mitpatientin bekommen“, informierte sie Therese.

„Carol?“ Thereses Herz schlug sofort höher.

„Nein, ein weiterer Verkehrsunfall.“ Schwester Vivian schob Thereses Bett weiter links, um Platz für das neue Bett zu schaffen. „Ihre Tante ist übrigens vor ein paar Stunden aus dem OP geschoben worden und wird sicher noch länger auf der Intensivstation bleiben müssen.“

„Was ist denn mit ihr?“ Thereses grüne Augen sahen ängstlich in das noch immer gutgelaunte Gesicht der Schwester. „Ist sie schwer verletzt?“

„Ihre Tante hat ein schweres Schädelhirntrauma erlitten. Außerdem musste ihre Milz entfernt werden. Ihr linkes Schlüsselbein und mehrere Rippen sind gebrochen.“ Die Schwester schob einen weiteren Tisch neben Thereses Bett und zog die Vorhänge zu. „Sie ist in ein künstliches Koma versetzt worden.“

„Was?“ Vor Thereses Augen verschwamm alles. „Wieso?“

Schwester Vivian tätschelte Thereses Hand, als sie ihren Gesichtsausdruck bemerkte. „Machen Sie sich nicht so viele Sorgen. Das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme und durchaus üblich in so einem Fall.“

„Wwwie lange...?“ Therese verstummte, als die Tür aufging und zwei Schwestern ein Bett mit einer schlafenden Patientin neben Thereses Bett schoben. Die Patientin war sogar ein paar Jahre jünger als sie selbst, stellte Therese erschrocken fest.

„Das fragen Sie am besten Mrs. Airds behandelnden Arzt Dr. Meyer“, riet ihr Schwester Vivian, während sie ihre beiden Kolleginnen dabei unterstützte, das Bett der jungen Patientin näher an die Wand zu schieben. „Meistens handelt es sich nur ein paar Tage.“

Therese schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. „Könnte ich hier irgendwo telefonieren?“

Schwester Vivian lachte. „Sie bleiben hier schön brav liegen, Miss Belivet, und in ein paar Stunden schauen wir mal, wie es mit Ihnen aussieht.“

Therese machte so ein entgeistertes Gesicht, dass die Schwester Mitleid mit ihr bekam. „Hören Sie, in Ihrem Zustand würden Sie nicht mal bis zum Telefon kommen“, erklärte sie in mütterlichem Tonfall. „Aber ich schaue später nochmal nach Ihnen, okay?“

Therese nickte. So ungern sie es zugab, aber die Schwester hatte Recht. In diesem Zustand würde sie es tatsächlich nicht bis zum Telefon schaffen. Die Patientin neben ihr war offenbar gerade operiert worden und schlief noch tief und fest.

Zum Glück war heute Samstag, sodass Therese sich nicht auf der Arbeit abmelden musste. Trotzdem wollte sie sobald  wie möglich Dannie anrufen und ihn bitten, dass er ihrem Chef Bescheid sagte. Und sie musste sich unbedingt bei Abby melden. Abby würde wissen, wer in Carols Umfeld zu informieren war.

Therese wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie stieß einen leisen Fluch aus, weil das Weinen ihre Kopfschmerzen nur noch verstärkte. Schwester Vivian hatte ihr zwar befohlen, wach zu bleiben, aber Therese konnte gar nichts dagegen tun, dass ihr wieder die Augen zufielen. Vielleicht war es das Beste, eine Weile zu schlafen, und wenn sie wieder aufwachte, würde sich vielleicht herausstellen, dass alles nur ein böser Traum gewesen war und sie eigentlich zu Hause in ihrem Bett lag. Vielleicht merkte sie nur nicht, dass sie sich mitten in einem endlosen Alptraum befand - einem von diesen Schachtelträumen, bei denen man immer dachte, man sei aufgewacht, aber der Traum ging in Wirklichkeit immer weiter.

Ehe Therese sich versah, hatte der Schlaf sie wieder übermannt. Sie bekam weder mit, als ihre Bettnachbarin panisch nach einem Arzt rief, noch wachte sie auf, als zweimal in kurzen Abständen Schwestern ins Zimmer eilten, um die aufgebrachte junge Frau zu beruhigen.

Als Therese wieder die Augen öffnete, war es schon kurz vor 17 Uhr. Ihre Bettnachbarin saß aufrecht in ihrem Bett und las eine Zeitschrift. Erstaunt stellte Therese fest, dass es ihrem Schwindel deutlich besser ging, als sie vorsichtig den Kopf zu der jungen Frau drehte. „Guten Tag, ich bin Therese“, stellte sie sich vor und ihre Stimme klang dabei, als hätte sie sie tagelang nichts benutzt.

Die Frau sah von ihrer Zeitschrift auf. Sie war in ein viel zu großes Nachthemd gesteckt worden, das sie noch jünger aussehen ließ, als sie ohnehin schon war. Therese schätzte sie auf höchstens 18 Jahre. Die blonden Locken, die ihr über die Schulter fielen, ließen sie in dem weißen Nachthemd ein bisschen wie ein verwundeter Engel aussehen. „Ich bin Grace“, sagte die Frau knapp, und wandte sich wieder ihrer Lektüre zu. Offenbar war sie nicht sehr gesprächig, was Therese nur recht war.

„Was hat dich denn hierher verschlagen?“, fragte Grace nach ein paar Minuten, ohne von ihrem Magazin aufzuschauen.

„Ein Autounfall.“

„Ist mir auch passiert. Wäre ich nur mit der Straßenbahn gefahren…“

„Weißt du, ob Schwester Vivian noch Schicht hat?“

„Wer soll das sein?“ Grace setzte sich umständlich anders hin und versuchte dabei, die Schulter ihres eingegipsten Arms nicht zu bewegen. „Ich kenne hier noch niemanden.“

„Kein Problem.“ Therese drehte sich auf die Seite und war erleichtert, dass es besser klappte, als sie befürchtet hatte. „Ich werde sie mal suchen.“

Vorsichtig schob Therese ihre Beine über die Bettkante und versuchte, mit den Füßen den Boden zu berühren. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie auf ihren Beinen sicher stehen konnte, aber auch das funktionierte schließlich, und nachdem sie ihre Handtasche im Schrank gefunden hatte, tappte sie damit barfuß in den Flur.

Die Schwestern waren schon mit der Ausgabe des Abendbrotes beschäftigt und Therese wäre Schwester Vivian im Flur fast direkt in die Arme gelaufen. „Schwester Vivian…“

„Herrje, Miss Belivet, was machen Sie denn hier?“, fragte die Krankenschwester ungehalten. „Sie gehören ins Bett.“

„Ich muss unbedingt telefonieren.“

Schwester Vivian seufzte. „Na gut, aber dann gehen Sie sofort wieder in ihr Zimmer und rühren sich nicht, verstanden?“ Erst als Therese es ihr hoch und heilig versprochen hatte, wies die Schwester auf eine Glastür am Ende des Ganges. „Dort hinten durch die Tür und dann nach rechts ans Ende des Ganges. Sie können es nicht verfehlen.“

„Danke.“ Therese schlurfte auf unsicheren Schritten den Flur entlang und der Geruch des Abendessens erinnerte sie daran, dass sie den ganzen Tag noch nichts zu sich genommen hatte. Nach wie vor hatte sie überhaupt keinen Hunger und der Essensgeruch ließ wieder die Übelkeit in ihr hochsteigen.

Endlich am Telefon angekommen, holte Therese ihr Adressbuch aus ihrer Handtasche und suchte nach Abbys Telefonnummer. Als Carols Freundin sie damals zurück nach New York gefahren hatte, hatte sie ihr für alle Fälle ihre Adresse gegeben. Therese hatte sich damals geschworen, die Adresse niemals zu benutzen, aber jetzt war Abby diejenige, die am ehesten wissen würde, was zu tun war.

Thereses Hand zitterte beträchtlich, als sie nach dem Hörer griff. Hoffentlich war Abby überhaupt zu Hause. Hochkonzentriert, Ziffer für Ziffer, wählte sie Abbys Nummer. Erst als das Tuten im Hörer ertönte, fiel ihr ein, dass sie sich gar nicht überlegt hatte, was sie sagen wollte.

„Abby Gerhard.“

Therese versagte prompt die Sprache. Wie sollte sie Abby schildern, was passiert war?

„Hallo?“

„Abby?“

„Ja? Wer ist denn da?“ Abbys Stimme klang ungeduldig.

„Hier ist… Therese.“

„Therese?“ Abbys Stimme schlug sofort in Besorgnis um. Sie schien zu merken, dass etwas nicht stimmte. „Was ist denn los?“

Abbys simple Frage brachte das Fass zum Überlaufen. Die mühsam zurückgehaltenen Emotionen brachen plötzlich durch und Therese brach hilflos in Tränen aus.

„Therese?“ Abby wurde panisch. „Was ist denn passiert?  Ist etwas mit Carol?“

Therese versuchte zu antworten, aber immer wieder wurde sie von Schluchzern erschüttert.

„Was ist los, Therese?“, fragte Abby noch einmal.

„Wir hatten einen Autounfall“, presste Therese hervor.

„Was?“ Therese konnte hören, wie Abby begann, im Haus umher zu laufen. „Wo seid ihr? Seid ihr verletzt?“

Erst jetzt merkte Therese, dass sie nicht einmal wusste, in welchem Krankenhaus sie war. Ihre Augen fielen auf einen Tisch, der mit zwei Stühlen auf dem Flur stand. Auf der weißen Tischdecke war in roten Lettern das Wort Presbytarian Hospital gestickt. „Ich glaube, es ist das Presbytarian Hospital…“, sagte Therese langsam.

„Was ist mit Carol?“, hakte Abby nach.

„Sie musste operiert…werden…“ stieß Therese hervor. „Ich habe nicht alles behalten,  was sie hat…“ Jetzt sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. „Die Ärzte haben sie in ein künstliches Koma versetzen müssen… aber es ist angeblich üblich… und nur eine Vorsichtsmaßnahme.“

Es war still am anderen Ende.

„Abby?“  

„Ich bin in einer dreiviertel Stunde da.“




*                         *                    *




Therese war froh, dass ihre junge Bettnachbarin wieder schlief, als sie in ihr Zimmer zurückkehrte. Eigentlich wollte sie sich nur irgendwo zusammenkauern und weinen, aber im Krankenhaus war Privatsphäre offenbar ein Fremdwort. Andauernd kam irgendjemand ins Zimmer, um irgendetwas zu erledigen, worum man nicht gebeten hatte und Menschen wurden wie Vieh durch die Flure geschoben.

Der Gang zum Telefon war anstrengender gewesen, als Therese gedacht hatte, und ihr fielen gleich wieder die Augen zu, als sie sich zurück ins Bett legte. Es war eine Erleichterung zu wissen, dass Abby bald kommen würde. Zwar hatte bisher keine von Thereses Begegnungen mit Carols bester Freundin unter einem guten Stern gestanden, aber Abby würde wissen, was zu tun war. Niemand kannte Carol so genau wie sie.

Über eine Stunde musste Therese warten, bis Abby Gerhard endlich an die Tür klopfte. Sie sah blass und erschöpft aus, als sie an Thereses Bett trat. „Ich habe noch mit den Ärzten gesprochen“, entschuldigte sie ihre Verspätung.

„Hat man dir Auskunft gegeben?“

„Ich habe behauptet, ich sei Carols Tante.“ Abby setzte sich zu Therese auf die Bettkante.

Therese nickte wissend. „Ich habe ihnen erzählt, ich sei ihre Nichte.“

„Dann sind wir ja jetzt praktisch verwandt.“ Abby lächelte gezwungen. „Wie geht es dir, Therese?“

„Ich muss immer an sie denken.“

Abbys Mundwinkel zitterten und es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte. „Ich meinte eigentlich deine Verletzungen“, sagte sie schließlich.

„Ich bin okay. Die Ärzte sagen, ich habe großes Glück gehabt.“ Therese zog ihre Arme unter der Bettdecke hervor und zeigte ihre blutunterlaufenen Flecke. „Nur Prellungen und eine Gehirnerschütterung.“

„Das ist gut zu wissen.“ Abby stand auf und begann, nervös im Zimmer auf und ab zu marschieren. Therese hatte Sorge, dass das Klappern ihrer Schuhe ihre Bettnachbarin aufwecken würde, aber diese schlief nach wie vor tief und fest. „Wieso habt ihr eigentlich zusammen im Auto gesessen?“, fragte Abby unvermittelt.

Therese musste schlucken. Wie sollte sie Abby erklären, was alles geschehen war? Der gestrige Tag schien wie eine Ewigkeit her. „Carol wollte mir ihr Apartment zeigen“, sagte Therese vorsichtig.

Abbys Reaktion überraschte Therese. „Dann hat sie sich also endlich ein Herz gefasst...“, sagte sie mit einem Lächeln.

Thereses Gedanken wanderten unwillkürlich zurück zum gestrigen Nachmittag im Ritz Tower. Carol war nicht die einzige gewesen, die sich an diesem Tag ein Herz gefasst hatte. Sie waren beide über ihren eigenen Schatten gesprungen, gleich mehrfach, und Therese hatte so gehofft, dass nun endlich alles gut werden würde. Stattdessen lag sie hier im Krankenhaus und Carol kämpfte um ihr Leben. „Was hast du mit den Ärzten besprochen?“

„Ich habe so lange gedrängelt, bis sie mir erlaubt haben, Carol zu sehen“, erklärte Abby. „Willst du vielleicht mitkommen?“

„Ja.“ In Thereses Magengrube bildete sich ein großer schwerer Klumpen, aber es musste sein. Es war wichtiger als alles andere.

„Kannst du aufstehen?“ Abby trat zu ihr ans Bett und reichte ihr ihre Hand. „Brauchst du Hilfe?“

„Nein, es geht schon.“ Therese musste sich noch immer in Zeitlupe bewegen, um die Übelkeitswellen in Maßen zu halten. Aber Abby wartete geduldig, bis sie ihr Bett verlassen hatte und legte Therese dann ihren Mantel um, den die Schwestern in ihren Schrank gehängt hatten. „Carol ist in einem anderen Gebäude“, erklärte sie.

Mit langsamen Schritten machten sie sich zusammen auf zur Intensivstation. Thereses verhaltene Bewegungen standen in krassem Gegensatz zu ihrem wild klopfenden Herzen. Sie fürchtete sich davor, Carol zu sehen, und Abby schien es nicht anders zu gehen. Carols Freundin hatte die Arme über der Brust gekreuzt und schaute die ganze Zeit nach unten, während sie zusammen die Flure entlang schlichen.

Als Abby schließlich vor einer zweiflügligen Glastür stehen blieb, war ihr Gesicht kreideweiß. Sie machte keine Anstalten, die Tür zu öffnen, und so war es Therese, die schließlich allen Mut zusammennahm und die Tür zur Intensivstation aufstieß. Wenige Augenblicke später trafen sie auf eine Krankenschwester, die ihnen Schutzkleidung brachte und sie dann einen langen Flur entlang führte. Hier stand ein Bett neben dem anderen und die Schwester wies auf das letzte Bett am Ende des Ganges.

Dort lag sie, Carol, still und friedlich. Sie sah aus, als würde sie schlafen, wenn nicht überall Geräte und Schläuche an ihren Körper angeschlossen wären. Deren regelmäßigen Geräusche schmerzten in Thereses Ohren und sie brauchte eine Weile, bis sie näher an das Bett treten konnte. Der Anblick von Carols schmaler Gestalt riss ihr das Herz entzwei. Wie konnte das nur möglich sein? Wie konnte ein betrunkener Autofahrer von einer Sekunde auf die andere alles verändern?

Therese fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und setzte sich stumm an das Kopfende von Carols Bett. Behutsam berührten ihre Finger die blonden Haarsträhnen, die teilweise noch nicht vom Blut gereinigt waren. „Carol“, flüsterte sie. „Gib nicht auf, Carol…“

Mehr konnte sie nicht sagen, weil ihr die Stimme wegbrach. Stumm nahm sie Carols Hand und legte sie in ihre. Abby war an das gegenüberliegende Ende des Bettes getreten und es war das erste Mal, dass Therese sie weinen sah.
 
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