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Kurzbeschreibung
GeschichteHumor, Liebesgeschichte / P12 / Gen
01.03.2019
28.02.2021
74
63.572
1
Alle Kapitel
20 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
19.06.2019 832
 
Tagebucheintrag, 15. Dezember 2018, 1.27 Uhr, bei François

Ich kann nicht schlafen und deswegen sitze ich jetzt in François' WG-Küche, esse seine unverhältnismäßig ungesunden Cornflakes und schreibe. Ich weiß gar nicht, womit ich François und Harry verdient habe. Ich habe übrigens auf dem Heimweg auch noch schön an den Straßenrand gereihert und mich danach nur noch bei François entschuldigt, der wie immer einfach nett und verständnisvoll war. So nett und verständnisvoll, dass er nicht mal gefragt hat, warum ich um halb eins hackedicht und den Tränen nahe allein in einer Bar hockte.

In fünf Tagen fahre ich nach Hause. Also Coburg. Ich will nicht, aber Abstand hat schon seinen Reiz.

Warum bin ich so auf Elliott hängen geblieben? Ich hatte eigentlich damit gerechnet, mich jedes Semester in eine Beziehung mit irgendeinem Erasmus-Dude oder einem Briten zu stürzen. Und nicht das halbe erste Semester dem gleichen Typen hinterherzutrauern. Vor allem so grundlos. Mir geht’s ja auch meistens gut und ich denke, ich habe das Elliott-Ding im Griff und dann kommt ein Abend und ich mache einen Köpfer in 'ne kleine Depression. Das Schreiben hilft gerade auch nicht.

***

Tagebucheintrag, 15. Dezember 2018, 16.53 Uhr, WG

Da ich heute nicht feiern gehen kann (weil Kater und eine viel zu riesige Masse an Selbsthass), passt es mir ganz gut in den Kram, dass Alexa bei meinem Kater-Frühstück (und ihrem Mittagessen) auf mich zugekommen ist, um zu fragen, ob sie mal mit mir kiffen könnte. Zwar mit sehr viel Herumgedruckse, aber Jesús und ich scheinen langsam abzufärben.

Und das könnte heute echt laufen. Glaube ich. Gerade war ich nochmal bei François, habe versucht, den gestrigen Abend mit ganz viel Freundlichkeit zu relativieren (ich hab ihm neue ungesunde Cornflakes gekauft) und mir ein bisschen Gras mitgeben lassen. Also klar, mir geht es mies und ich bin mir nicht sicher, ob kiffen nach gestern die beste Idee ist, aber wenn ich Here I Am lese, fange ich bestimmt wieder nur an zu weinen und trinke dann doch und da ist mit Alexa kiffen dann die bessere Alternative. Here I Am ist übrigens viel zu krass und macht mich fast genauso fertig, wie Schuld und Sühne. Ich muss Marie sagen, dass ich danach mal was Leichteres brauche. Also nicht sprachlich, sondern emotional.

***

Tagebucheintrag, 15. Dezember 2018, 17.12 Uhr, WG

Ich bin eigentlich kein Bisschen traurig, durch meine etwas verfrühte Abreise ein paar Weihnachtsfeiern zu verpassen.

***

15. Dezember 2018, 20.51 Uhr, WG

„Honestly, I don't dance is the best song, but this one is just really cute. Troy is such a nice guy. Honestly“, sagte ich und griff mir gefühlvoll ans Herz. Alexa lachte. In Alexas Zimmer (natürlich bei offenem Fenster) zu kiffen, hat Vorteile. Einen besseren Laptop und mehr Platz. Unsere Zimmer sind zwar in der Theorie gleich groß, in der Praxis ist mein Zimmer einfach krass vollgestopft (obwohl Alexa hier wesentlich langfristiger wohnt als ich).

„Yeah, I forgot about this song. It is so important“, bekam ich ihre uneingeschränkte Zustimmung. Ich schloss die Augen. Ich spürte das gerade richtig. Heute konnte ich nicht mal Gabriella hassen und abgesehen von Gabriella ist ja jeder High School Musical Charakter einfach nur lieb.
„No, no, no, no. Stick to the stuff you knooooow, it is better by far, to keep things as they are, don't mess with the flow, no, no...“
„I really want Zekes Crème brûlée.“

Ganz ehrlich, zu Beginn des Abends war ich mir nicht mal sicher, ob Alexa mich nicht vielleicht nur aufmuntern wollte, aber langsam glaube ich, sie hat wirklich Spaß. Obwohl sie immer noch bei jedem Zug hustet und die Nervosität nicht ganz abgelegt hat. High School Musical zu schauen, war einer meiner besseren Einfälle. Dabei kann man sich richtig nahe kommen.

„Everyone needs a Zeke in his life. Like, Corbin Bleu is by far the hottest High School Musical person, but I got lots of Cordon Bleus in my immediate group of friends and not a single one of them bakes“, wärmte ich weiter Gedanken auf, die ich immer hatte, wenn ich High School Musical schaute.
„I want a Jason. And a Crème brûlée.“
„Alexa... Lexie. I'm really sorry, but I'm pretty sure, that sometimes, you are my Jason. You can't have a Jason, if you are a Jason. But I don't know, maybe we'll just bake a Crème brûlée after this song?“
„Do you know how to bake a Crème brûlée?“
„No idea.“
„I think, you don't actually bake a Crème brûlée, you have to brûle a Crème brûlée”, sagte sie viel zu ernst und nachdenklich. Ich gackerte los.
„Doesn't „brûle“ basically mean „burn“?“

Wir googelten. Keine Ahnung, was das Ergebnis bezüglich der „kochen oder brûlen“-Frage war, aber man soll den Scheiß sowieso mindestens zwei Stunden abkühlen lassen und das ließ sich nicht mit unserer Abendplanung vereinbaren, also gab es Nudeln und Schokolade.
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