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Pieces of Fire Emblem

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
08.02.2019
10.12.2021
11
17.590
5
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Dieses Kapitel
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08.02.2019 4.160
 
Es war eine sternklare Nacht in Ylisstol, als eine junge blauhaarige Kriegerin sich aus dem hell erleuchteten Festsaal schlich und in den Schlosshof ging, um einen Spaziergang zu machen. Eigentlich hätte sie sich freuen müssen. Die schlimme Zukunft war verhindert, ihre Eltern am Leben, Grima war endgültig besiegt, ihre Mutter Robin lebendig zurückgekehrt, ihr Bruder Linfan und ihre Freunde waren trotz ihres kleinen Ichs glücklich. Dennoch war die Prinzessin nicht in der Lage mit ihnen Robins Rückkehr zu feiern. Irgendetwas in Lucina störte sie, hielt sie davon ab ihr Glück zu feiern und ihre eigene Zeit einfach zu vergessen. Ihr Blick fiel auf Falchion, die Waffe der Götter, die sie fast nie abgenommen und niemals aus den Augen gelassen hatte. Das Mädchen konnte sich noch genau an den Tag erinnern, wo sie das Schwert zum ersten Mal in den Händen gehalten hatte.
Damals war sie ein fröhliches kleines Mädchen gewesen, das nicht einmal ganz verstanden hatte, warum ihre Eltern Krieg führten und weshalb sie nicht mit durfte. Sie war auf die Antwort ihres Vaters sehr stolz gewesen: "Weil irgendjemand ja auf Linfan und Ylisstol aufpassen muss." Doch selbst eine unschuldige Prinzessin erkannte die Bedeutung des Moments, als man ihr die göttliche Klinge überreichte, die Gesichter der Träger mit Trauer und Mitleid gefüllt. Das Mädchen stand vor ihnen und schien sich nicht bewegen zu können, doch aus ihren Augen flossen Tränen. "Was ist passiert?", hauchte sie schließlich mit erstickter Stimme, doch die Antwort der Boten schockierte sie, *Welcher Freund hatte ihren Vater nur verraten können?* "Meine Mutter", fragte Lucina weiter, sicher dass sie die Antwort gar nicht hören wollte, mit vereister Mine, "Was ist mit ihr?" Ein gemurmeltes "verschwunden" war die Antwort und das Mädchen brach zusammen, die Hand fest um Falchions Griff gelegt.
Lucina seufzte leise, während sie gedanklich diesen schlimmen Moment und das verbundene Ende ihrer Kindheit erneut erlebte. Kurz darauf war sie zur Erhabenen gekrönt worden, zur Herrscherin eines Landes mitten in einem Zerstörungskrieg, mit einem Bruder an der Seite, der den Tod ihrer Mutter nie begriffen hatte und zu jung war um Falchion zu führen. Wieder fiel ihr Blick auf die Klinge, gemacht um Drachen und Götter zu vernichten, und ihre Gedanken schweiften ab zu dem Tag, kurz nach Linfans Geburt, wo sie das Schwert zum ersten Mal gesehen hatte. Lucina war zu der Zeit sehr wütend gewesen. Sie fühlte sich von Robin vernachlässigt, da sie sich nur um Linfan kümmerte und vermisste ihren Vater, der ständig trainierte. Es geschah also eher aus Trotz als aus einer Ahnung heraus, dass sie an diesem Tag sich aus der Schlossmauer durch den Riss schlich und dort aus den Büschen heraus ihren Vater beim Trainieren beobachtete. Robin hatte ihm verboten im Schloss mit Waffen zu kämpfen, da ihre Eltern Lucina ganz nach Emmeryns Vorbild nicht kämpfen lassen wollten. Deshalb focht Chrom höchstens mit einem Stock im Schlosshof, was allerdings sehr selten vorkam. Doch das kleine Mädchen liebte es ihn bei den anmutigen Kampfübungen zuzuschauen und hatte ihn schon ein paar Mal zu einem Fechtspiel überreden können, denn die Prinzessin schaffte es fast immer ihren Vater zur Erfüllung ihres Willens zu bringen. Was Lucina hier jedoch sah, ähnelte dem Bild im Schlosshof nur wenig, denn Chrom schien ein Abbild eines erhabenen Kriegers zu sein, wie er mit der wunderschönen funkelnden Klinge in der Hand die Trainingspartner spielend leicht, ja, beinahe grazil besiegte. Die Prinzessin atmete laut auf und starrte auf das schöne Schwert, als jemand sie plötzlich am Kleid hochzog. Sie schrie auf, während ihr Vater erschrocken ihren Namen rief: "Lucina! Was machst du denn hier?" Er stellte das Mädchen vorsichtig auf die Füße, doch die Prinzessin zitterte aus Angst vor einer Schimpftirade. Trotzdem schaffte sie es mutig ihren Vater mit den Augen zu fixieren und sagte tapfer: "Ich wollte weggehen. Dann hast du trainiert und ich konnte einfach nicht mehr wegsehen. Es war wunderschön." Chrom zuckte von ihren Worten berührt zurück und in ihren Augen sah er ein Leuchten, das er selbst als Kind beim Schwertkampftraining gehabt hatte. Also zögerte er nicht und führte ihr seine Haltung vor, zeigte ihr Schläge mit Falchion, erklärte ihr Verteidigungstechniken und erzählte ihr Geschichten von den früheren Erhabenen und Falchion, die das Mädchen alles begierig in sich aufsaugte. Als sie nun aber mit schüchterner Stimme fragte, ob sie Falchion nicht auch einmal halten dürfe, fuhr ihr Vater unwillkürlich zurück. Er wartete erst und überlegte lange bis er schließlich ernst meinte: "Ich bin kein Freund großer Worte, Lucina, also werde ich wohl mit denen deiner verstorbenen Tante Emmeryn sprechen müssen. Als ich ein Junge war und so schnell wie möglich mit Falchion kämpfen wollte, erklärte sie, dass eine Waffe zu ergreifen, genauso das Vorhaben einen Menschen zu töten oder wenigstens zu verletzen sei. Eine Waffe an sich täte zwar nichts Böses, dennoch wurde sie von Menschenhand geschaffen um Menschenleben zu nehmen. Du beschließt also diesen Preis zu zahlen, wenn du ein Schwert in die Hand nimmst, denn Schwerter wurden zum Töten geschaffen. Im Moment herrscht Krieg, weshalb viele Menschen zur Waffe greifen müssen um zu überleben. Darunter sind genauso Kinder wie du." Lucina zitterte und griff ängstlich nach Chroms Hand. Mit ruhiger Stimme aber zitternder Hand fragte sie einige Minuten später:" Wieso kämpfst du dann? Wieso bringst du so viele Menschen in Gefahr?" Sein Lächeln wirkte irgendwie gequält, doch seine Stimme strotzte nur so von Überzeugungskraft. "Um die Welt mit meinen Händen zu verändern und meine Lieben zu beschützen. Ich träume von einer friedlichen Welt, in der keiner eine Waffe ergreifen muss. Jedes Kind sollte in Frieden aufwachsen dürfen und niemanden töten müssen. Da will ich natürlich, dass meine Tochter nie mit einem Schwert kämpfen muss und wünsche mir, dass Linfan Falchion höchstens vielleicht zum Obstachälen benutzen muss. Versprichst du mir also deinen Teil dazu beizutragen und kein Schwert zu schwingen, wenn es nicht sein muss?" Die Prinzessin nickte und beschloss, selbst wenn sie musste niemals einen Schwertschlag unbedacht auszuführen. Obwohl sie sich die Erfüllung ihres Vaters Traum wünschte, ahnte Lucina damals, dass sie kämpfen werde müssen.
Lucina lächelte, während sie all die schwertlosen Trainingskämpfe mit ihrem Vater durchging. Dies waren die schönsten Tage ihrer Kindheit gewesen, der Grundstein ihres Kampfstils und dennoch waren diese Tage schon von Schatten begleitet und überdeckt worden. Langsam hob sie Falchion und schlug ein paar Schläge in der Luft, um sich zu beruhigen. *Wie lange ist wohl mein erster Schlag mit Falchion, einem richtigen Schwert, her?*, dachte sie nostalgisch, *Wann habe ich bemerkt, dass selbst ich keine Wahl hat und bereit sein muss zu töten?*
Nach dem Tod ihrer Eltern war eine harte Zeit für die junge Erhabene und ihren Bruder Linfan angebrochen. Die Regierungsgeschäfte erschöpften das Mädchen und einfallene plegianische Monster versetzten das Land in Unruhe. Immer wieder fühlte sich das Mädchen überfordert mit der riesigen Verantwortung und den Erwartungen, die an ihr hingen. An solchen Tagen schien es als würde sie in ein Loch fallen und eine hohle Stimme behauptete ihre Mutter zu sein, verlangte alles aufzugeben und zu ihr zu kommen, ihr zu helfen diese Welt zu vernichten. Doch Lucina vertraute der Stimme nicht. Ihre Mutter hatte dieses Land mit ihrem Vater aufgebaut, sie und Linfan waren als Einzige da, um ihr Erbe zu beschützen. In diesen Situationen gab ihr Falchion die Kraft ihre Gedanken zu klären und dem Sog der fremden Stimme zu widerstehen. Lucina ahnte jedoch, dass Linfan ebenfalls unter den merkwürdigen Visionen litt, denn er führte oft Selbstgespräche und in seiner Nähe schien die Stimme an Kraft zu gewinnen.
Meistens erzählte sie ihm dann von Falchion und dem ersten Erhabenen, ließ ihren jüngeren Bruder den Glanz der Waffe bestaunen und den ausbalancierten Griff berühren. In letzter Zeit hatte die Erhabene jedoch das Gefühl, dass er die  Geschichten nicht hören wollte und sich nach der falschen Stimme sehnte. Lucina war klar, warum die Grimleal sie mit den Visionen plagten, sie wusste, dass Ylisse ohne sie und Linfan verloren war und sofort an Grima fiel, falls sie verschwanden, doch Linfan wehrte ihre Erklärungen ab, schien der Stimme immer mehr Folge zu leisten und Lucina zu entschwinden. Obwohl Lucina seinen Schmerz teilte, verstand sie seinen Unwillen nicht, den Tod der Eltern zu akzeptieren. Eines Abends erwachte das Mädchen von einer sehr realistischen Vision. Ihre Mutter hatte mit leuchtenden Augen vor ihr gestanden und verlangt an ihrer Seite als Feldherrin gegen Ylisse zu kämpfen. Mehr aus einer dunklen Vorahnung heraus als aus echtem Wissen packte die junge Erhabene Falchion und stürmte barfuß im Nachtgewand zum Gemach ihres kleinen Bruders. Das Mädchen zitterte unwillkürlich als sich ihre Vorahnung bewahrheitete und das Bett des Jungen leer war. Nur das Schnarchen der schlafenden Kindermädchen vor seinem Bett übertönte ihren fast lautlosen Aufschrei und sie rannte über die Flure des Schlosses Richtung Ausgang, die Hand fest um Falchions Griff gelegt. Weil sie die Spur ihres Bruders erkannte, nahm sie den Geheimgang in den Wald, wo sie ihren Vater beim Training gesehen hatte und folgte ihm weiter, nicht wissend wer sie am Ende seines Weges erwartete. Endlich holte sie Linfan ein, fasste ihn fest an der Schulter und stellte sich vor ihn. "Wo willst du hin?", keuchte sie erschöpft. Das Lächeln, welches er ihr zeigte, erschreckte Lucina und sie zitterte aus Angst vor seiner Antwort. "Zu Mama", antwortete er mit einem merkwürdigen Leuchten in den Augen, "Sie braucht mich. Ich dürfe Grimas Stratege sein, hat sie gesagt. Ich will ein genauso guter Stratege werden wie Mama." Der Blick des Mädchens fiel erschrocken auf seine Hand. Das Mal Nagas war nun vollkommen überdeckt von einem anderen, düster leuchtenden, Mal. *Er ist besessen*, schoss Lucina durch den Kopf, *Ich muss Linfan irgendwie retten. Ich habe es Papa versprochen!* Plötzlich wurde die Stille des Waldes von lauten Stimmen und dem Trappeln vieler Hufe durchschnitten. "Da ist der Prinz. Aber wer ist das Mädchen bei ihm?", schrie ein Grimleal vom Rücken eines Pferdes aus. Ein Anderer, ein Magier, zeigte ein zahloses Grinsen. "Die junge Erhabene. Unser Herr wäre sicher erfreut, wenn wir ihm beide Kinder gäben", meinte er und wandte sich an Lucina: "Du hast sie doch sicher auch gehört. Seine Stimme. Leiste deiner Mutter Folge und werde Grimas treuer General." Die Gesichtszüge der Erhabenen waren eingefroren, doch ihre Augen zeigten wilde Entschlossenheit. "Niemals. Ich schließe mich niemals Grima an. Linfan kriegt ihr auch nicht!", verkündete das Mädchen wutentbrannt und packte Linfans Hand, um mit ihm fortzurennen, doch der Junge wehrte sich gegen ihre Hand und stemmte sich mit aller Kraft dagegen. "Sie will offensichtlich nicht", stellte der Grimleal fest und sein Reiterfreund grinste boshaft. Er verkündete: "Dann lass sie uns töten. Ylisse würde automatisch an Plegia gehen, wenn niemand das Volk zusammenhielte." Offensichtlich hielt es der Andere für eine schlechte Idee, denn er murmelte etwas von grausamer Strafe Grimas, was die kleine Erhabene jedoch nicht richtig einordnen konnte. Für Lucina zählte in dem Moment nur Linfans trauriger Blick als er auf den Reiter zu lief und sich von ihm vorne auf das Pferd heben ließ. Dieser Moment brach alles, woran das Mädchen in sich geglaubt hatte und sie hob ohne zu Zögern Falchion. *Ein Schwert zu erheben, heißt bereit sein zu verletzen gar zu töten*, hallte die Stimme ihres Vaters in ihren Ohren wieder, während sie die göttliche Klinge auf den Grimleal, der Linfan hielt, richtete. Als Lucina das Schwert schwang und rotes Blut über die glänzende Oberfläche floss, eines unaufhaltsamen Flusses gleich, schrie der Mann auf, riss sein Pferd zurück und starrte auf seinen Arm, aus dem sich die rote Flut ergoss. Offensichtlich hatte das Kind auf seine Brust gezielt und dabei die Arterie durchtrennt. Fluchend nahm der Magier sein Feuerzauberbuch sowie ein Stück Stoff heraus und schrie zu dem ungläubigen Verletzen: "Wenn wir jetzt nicht handeln, bist du in zwei Minuten tot." Er begann sofort den Arm vom Blutfluss zu trennen und gleichzeitig die Wunde mit Feuermagie zu verschließen, sodass der Geruch von verbrannten Fleisch über die Lichtung wehte. Das wäre der Moment gewesen, wo Lucina die Beiden hätte erledigen können, doch die Erhabene entschied sich stattdessen Linfans Arm zu nehmen und zu versuchen ihn vom Pferd zu ziehen. Der Junge hatte kurz davor erschrocken auf den Arm des Grimleal und auf seine blutbedeckten Hände gestarrt bis er Lucinas Vorhaben erriet und unhörbar für die Grimleal hauchte: "Tut mir leid, große Schwester. Ich muss gehen." Der Verletzte nickte mit vor Schmerz zusammengebissenen Zähnen seinem Kamerad zu. "Gehen wir", rief Linfan ohne einen Funken Angst und der Mann gab dem Pferd die Sporen, während der Andere hinterherrannte. "Nein", schrie Lucina, während sie Falchion fest in der Hand, versuchte die Grimleal einzuholen. Als ihre Gegner aus ihrem Sichtfeld verschwunden waren, lehnte sie sich keuchend gegen einen Baum und versuchte die aufkommenden Tränen und den Schwindel zu unterdrücken. Doch wie der letzte Versuch Linfan zu retten, misslang dem Mädchen auch das. Erschöpft gab Lucina auf und sah mit tränenden Augen auf die ehemals glänzende und nun blutrote Klinge. "Ich habe dich erhoben und war bereit zu verletzten und zu töten. Ich habe verletzt und wollte töten. Ich habe die göttliche Klinge mit Blut beschmutzt. Ich werde es nie rückgängig machen können. Ich war bereit diesen Preis zu zahlen. Trotz allem habe ich mein Versprechen nicht halten können, habe Linfan nicht beschützt.", sagte sie mit tränenerstickter Stimme. Seufzend betrachtete sie das nun schon angetrocknete Blut. "Trotzdem wollte Linfan ihnen folgen", hauchte sie. Langsam erhob sie sich und taumelte zurück in Richtung Schloss. Bald schon begegnete sie Wachen, die erschreckt auf ihre blutbeschmierte Nachtkleidung und Falchion deuteten. Das Mädchen war allerdings zu fertig um zu antworten, ließ sich nur von ihnen in ihr Schlafgemach bringen, wechselte die Kleidung und reinigte bestürzt Falchion. "Es hat nicht gereicht. Ich habe nicht gereicht.", murmelte sie bestürzt, während sie sich vorsichtig um die blutbefleckte Waffe kümmerte. Schließlich legte sich die junge Erhabene ins Bett um wieder klare Gedanken fassen zu können.
Von da an trainierte Lucina schon bei Sonnenaufgang mit ihrem Schwert. Allerdings wirkte sie verbissen, schien sich ein schweres Ziel gesetzt und das fröhliche kleine Mädchen verloren zu haben. Sie versuchte den Stil ihres Vaters nachzuahmen und erinnerte sich an ihre gemeinsamen Spiele, die schönen Erinnerungen ihrer Kindheit und die Erzählungen der Kämpfe, welche Falchion schon bestanden habe. "Ich werde eine Kämpferin, die dir und den früheren Erhabenen würdig ist, Falchion.", nahm sich Lucina vor und verbesserte fortan ihre Schwertkunst stetig.
Lucina seufzte leise. *Ist die Schwertkunst überhaupt noch eine Kunst für mich? Oder geht es schon lange nur noch um Krieg und Mord?*, fragte sie sich selbst, doch die Kriegerin wusste es nicht. Leise steckte sie Falchion wieder in seine Scheide und versuchte sich zu erinnern: *Hatte sich etwas geändert, seit ich das erste Mal töten musste?* Sie zuckte zurück und fragte sich, wie sie sich nur so eine Frage stellen könne. Wenn sie es nicht verhindern konnte, hatte sie getötet, für den richtigen Zweck, dennoch hatte sie Leben genommen, diese unnütz verschwendet und jemandes Zukunft einfach so beendet. "Natürlich hat es mich verändert. Ich habe beschlossen für mein Land zu töten.
Ich wurde zur Mörderin um das zu beschützen, wofür meine Eltern gelebt hatten.", sagte sie zur sich selbst und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen, als sie an den ersten Menschen dachte, der direkt wegen ihr gefallen war.
Es war bei einem Kampf gegen Grimleal gewesen, die ein ylisseanisches Dorf angegriffen hatten. Sie hatte nach Linfans Entführung den Ernst des Krieges begriffen und mit Kindern der alten Freunde ihres Vaters, die Ähnliches erlebt hatten,  eine kleine Elitetruppe zusammengestellt, welche Ylisse beschützen sollte. Normalerweise beinhaltete dies Kämpfe mit Untoten, doch manchmal mussten sie auch plegianische Räuber vertreiben. Dabei war das Aussehen eines jungen Drachen wie Nahs meistens von großer Nützlichkeit. Diesmal schien eine Truppe, welche ein Dorf vernichtet hatten, jedoch eine militärische Ausbildung zu besitzen, denn wie sie den Kindern gegenüberstanden, erfüllte sie keine Angst vor der großen Halb-Manakete oder der Wyvern Minerva. So blieb Lucina nichts anderes übrig als ihre Truppe in eine Schlacht zu führen deren Ausgang aufgrund des Kraft- und Erfahrungsunterschieds ungewiss war. Um den wenigen fliehenden Dörflern zumindest etwas Zeit zu verschaffen, zwang sich die Erhabene nun jedoch dazu ruhig und stark zu sein. Als Heerführerin war sie kaum geprüft, obwohl sie sich gut an die Taktikbücher ihrer Mutter und ihre weitere Ausbildung nach ihrer Ernennung zur Erhabenen erinnerte. Da sie die Stärke ihrer Gegner nicht kannte, wartete sie ihren Angriff ab, riet ihren Freunden defensiv zu bleiben und ihren Angriffen auszuweichen, damit sie im richtigen Moment zurückschlagen konnten. Mit der Zeit wurden die Angriffe der Gegner immer schwerer zu stoppen, die Ausdauer der Kinder schwand aufgrund ihrer Größe, doch sie hatten noch nicht einen von ihnen auch nur Schaden zufügen können. Als die Erhabene den Strategen der Gegner endlich als plegianischen Heerführer erkannte, zwang die aufkommende Schwäche ihrer jungen Truppe die Anführerin ein großes Risiko einzugehen, um den Angriff schnell zu beenden. Während sich von Nah geschaffen, endlich eine Lücke in ihrer Angriffsformation auftat, stürmte Lucina durch ihre Größe ungesehen voran direkt auf ihren Anführer zu. Bevor der Mann jedoch sein Schwert erheben konnte, warf Lucina ihre Waffe in die Luft und streckte ihn mit dem Schwung aus ihrem Flug nieder. Der plötzliche Tod ihres Anführers löste eine Panik sowie eine Fluchtwelle aus, sodass ihre Freunde endlich die Oberhand gewinnen konnten und die Schlacht beendet wurde. Erschöpft setzten sich die Kinder nach dem langen Kampf geschützt von einem Wäldchen hin, um sich auszuruhen. Die Meisten waren erschüttert. Vorher hatten sie nie gegen Menschen gekämpft, geschweige denn in einer Schlacht getötet und gegen sie gewonnen. Das menschliche Blut an ihren Kleidungsstücken ekelte und verunsicherte die Kinder. Lucina, die schon gegen Menschen gekämpft und sie verletzt hatte war ebenfalls geschockt, doch versuchte sie immer noch für ihre Freunde stark zu sein. Reuevoll dachte sie an das erschrockene Gesicht des Mannes als sie zum letzten Schlag angesetzt hatte: *Er hat damit nicht gerechnet. Doch ich habe es gewusst. Ich habe geplant ihn umzubringen, um meine Freunde und mein Leben zu schützen. Macht mich dieser Plan nicht zur Mörderin?* Sie lief zu den Anderen und kündigte ihnen den Aufbruch zurück nach Ylisstol an. *Ich würde es wieder tun.*, dachte sie schließlich, als sie nach Hause marschierten, *Ich werde wieder für diese Welt kämpfen und töten.*
*Ich habe für die Welt gekämpft und nicht aufgegeben.*, sagte sich Lucina lautlos, *Selbst als ich von Tiki Falchions Geschichte und die Wahrheit über die Drachen erfahren habe, hatte ich Nagas Willen und meinen Weg nie bezweifelt.* Tiki hatte ihr damals die Möglichkeit gegeben sich gegen Naga zu stellen. Kurz bevor sie durch das Portal gegangen waren, hatte die Stimme sie beiseite genommen und erklärt, dass selbst Naga nicht unfehlbar sei. Ungläubig hatte Lucina sie angestarrt bis die Wyrmprinzessin endlich erzählte: "Falchion wurde geschaffen um die Drachen zu vernichten, da der Preis der Unsterblichkeit und der Macht immer die Vernunft ist. Genauer gesagt wollte Naga, dass die Menschen sie im Notfall vernichten können. Sie liebt die Menschen und tut alles dafür um sie zu beschützen. Dabei geht sie jedes Opfer ein auch wenn sie beispielsweise dafür ihre eigene Tochter zum Schutz der Menschen töten müsste und eingeschläfert hat." Die Manakete wartete kurz ab bis die Erhabene sich wieder beruhigt hatte, bevor sie hinzugefügte: "Ihre Entscheidung war für mich trotzdem verständlich. Dennoch will ich, dass ihr diese letzte Entscheidung trefft, Lucina. Ihr und eure Freunde werdet eure Zukunft aufgeben und in einer Welt bleiben müssen in die ihr nicht gehört. Es gibt kein Zurück. Wollt ihr diesen Preis wirklich für so einen Drachen zahlen, Lucina?" Ruhig wartete Tiki auf die Antwort der mutigen Erhabenen. "Ja", erklärte Lucina schließlich in derselben ruhigen Tonlage, "Diese Zukunft existiert doch schon lange nicht mehr. Ich werde mit Falchion diesen Weg weiter gehen und diese Zukunft einfach ändern. Es gibt nichts, was sonst noch übrig bleibt." Die Wyrmprinzessin nickte ruhig und kehrte mit der Erhabenen zu den Anderen zurück. Nun begann sie mit dem Ritual um ein großes Portal zu öffnen, als sie plötzlich von einer Horde Untoter angegriffen wurden. Schnell wollte Lucina der Manakete zur Hilfe eilen, doch das Portal hatte sich bereits geöffnet und zog alles in Umkreis mit schrecklicher Wucht einem riesigem Windloch gleich in sich hinein. Diese riesige Menge an Lebensenergie, welche die Lebenden und die Wiederbelebten darstellten, war mehr als für das Zeitportal gedacht war weshalb es die Truppe mit großer Energie außernanderriss. Als Lucina endlich wieder auf dem Boden stand wusste sie weder ob sie in der richtigen Zeit noch in der derselben Zeit wie ihre Freunde gelandet war. Sie wusste bloß, dass sie sich nicht am selben Ort befanden.
Trotzdem hatte sie sich selbst in dieser Lage an ihren Plan geklammert und ihre Zeit gerettet. Sie hatte ihrem kleinem Ich sogar ein gewaltfreies Leben ermöglicht, was sich ihre Eltern schon für sie gewünscht hatten. *Wieso fange ich jetzt an meine Entscheidungen zu bezweifeln?*, fragte sie sich plötzlich. Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie wusste, dass niemand in ihrer Nähe war. *Nein*, beantwortete sie ihre eigene Frage, *Ich habe nichts ändern können. Meine Zeit wäre trotzdem zerstört worden. Ich wäre zerstört worden. Doch warum das Ganze?* Sie zog Falchion wieder heraus. Falchion, das göttliche Schwert, die Klinge, welches die Drachen töten soll, geschaffen aus Nagas Klauen, ihre Antriebswelle und Inspiration, der sie einst würdig sein wollte und es unbewusst längst war, dieses Schwert funkelte sie trotz leichter Veränderungen noch so an wie es vor langer Zeit einst den ersten Erhabenen schon angefunkelt hatte. Das Schwert repräsentierte alles, was sie für Naga und die Welt getan hatte, den Weg den sie gegangen war sowie alles, was sie aufgeben musste und verloren hatte. *Wieso? Weshalb?*, ging ihr wieder durch den Kopf, *Nur weil die Drachen mit der Zeit und Macht verrückt werden? Weshalb hatten sie die Menschen in ihre Zerstörungswut mit hinein gezogen? Es verursachte viele Kämpfe unter den Menschen, die Drachen als ihre Götter betrachten, und Glaubenskriege führten. Dabei hatte Tiki selbst gesagt, dass selbst ihre Mutter Naga nur ein besonders alter und mächtiger Drache sei. Grima war genauso nur ein Drache gewesen, ein zerstörungswütiger Drache, der sich in meiner Mutter manifestiert hatte.* Eine Stimme riss Lucina plötzlich aus ihren Gedanken: "Lucina? Du bist plötzlich verschwunden. Willst...du darüber reden?" Sie sah zu ihrer Mutter setzte sich auf den Boden, was Robin ihr gleichtat.
"Es ist nichts", fing die Blauhaarige zögernd an, "Ich muss nur die ganze Zeit an die Drachen denken. Also Naga und Grima. Hätten die Menschen sie nicht als Götter verehrt, wäre es nie zum Krieg gekommen." Robins Blick verfinstette sich, als sie den Namen des Dämonendrachens hörte. Schließlich antwortete Lucinas Mutter langsam: "Ich kann verstehen, dass du unter den Drachen wie auch unter mir leiden musstest. Außerdem ist mir klar, dass du Naga nicht verzeihen kannst, weil sie Grima von Menschen hat bekämpfen lassen. Du wie auch ich sind irgendwie lebende Teile in einem Spiel zwischen Drachen geworden. Ich kann auch verstehen, wenn du mir nie verzeihen wirst, dennoch musst du zwei Dinge erfahren. Wissen, egal aus welcher Quelle es kommt, sollte man nie verachten sondern aus den vorhandenen Fehlern lernen. Das gilt genauso für Drachen, die in ihrer langen Lebenszeit einiges gelernt haben. Am Wichtigsten ist jedoch, dass dein Vater und ich dich trotz allem immer lieb haben werden, Lucina." Die junge Kriegerin schwieg eine Weile, doch an ihren tränenden Augen sah man, wie die Worte ihrer Mutter sie bewegten. Schließlich nahm sie Robin langsam in den Arm und hauchte mit zittriger Stimme: "Aber was ist mit der anderen Lucina? Ich gehöre doch gar nicht in diese Welt." Vorsichtig strich Robin ihrer großen Tochter die Tränen aus dem Gesicht und sah ihr in die Augen. "Meine liebe Lucina. Du hast Recht ich liebe das kleine Mädchen, das du heute im Saal gesehen hast. Vermutlich stimmt es auch, dass dies nicht die Welt ist in die ihr gehört. Du bist uns aber sehr wichtig. Chrom und ich wir lieben dich wie das kleine Mädchen im Saal. Ohne dich würde in dieser Welt etwas fehlen." Lucina nickte und stand langsam mit den Worten auf: "Du hast Recht, Mutter. Ich...also ich...ich habe euch nur so lange vermisst." Sie wurde rot bis ihre Mutter schließlich sagte: "Das habe ich nicht verdient. Lass uns in den Saal zurückgehen. Dein Vater wartet sicher schon." *Tiki hatte mit allem Recht gehabt.*, stellte Lucina fest, als sie Falchion endgültig für diesen Abend in seine Scheide zurückschob. *Nein, nicht ganz*, dachte Lucina lächelnd, während sie mit ihrer Mutter in den Saal zurückkehrte, *Vielleicht könnte ich in dieser Zeit doch einen Platz finden.*
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