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1942

von Rocky23
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Freundschaft / P12 / Gen
Andy "Charge" Thorpe Chris "Swain" Blake Kate "XO" McGregor Mike Flynn Nikki "Nav" Caetano Rebecca "Bomber" Brown
30.01.2019
20.05.2019
4
8.204
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Dieses Kapitel
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30.01.2019 1.946
 
In den Kriegswirren der Jahre 1939-1945 kämpfte Australien an der Seite Großbritanniens mit den Alliierten. Bei Kriegseintritt Großbritanniens und Australiens verfügte die Flotte über zwei Schwere (HMAS Canberra, Australia) und drei Leichte Kreuzer (Sydney, Hobart, Perth), drei Zerstörer (Vampire, Vendetta, Voyager), zwei Escort Sloops (Swan, Yarra) und das Vermessungsschiff Moresby. Dazu kamen noch das Depotschiff Penguin und in Reserve der ältere Kreuzer Adelaide und die beiden Zerstörer Stuart und Waterhen.
Die Royal Australian Navy, RAN, nahm nach ihrem Kriegseintritt im Juni 1940 unteranderem an Operationen gegen Italien und Japan teil. Einige Australier kämpften in der Luftschlacht um Großbritannien im August und September desselben Jahrs, aber die australische Armee kam erst 1941 zum Einsatz, als die sechste, siebte und neunte Division an Operationen der Alliierten im Mittelmeerraum und in Nordafrika teilnahm.

28. Februar, 1942  
An Bord der HMAS Australia. Das Schiff hatte Order bekommen auf der Insel Java fünf australische Krankenschwestern aufzunehmen. Die letzten Tage waren hart und anstrengend gewesen. Immer wieder wurden sie von japanischen Tieffliegern angegriffen, es hatte Verletzte und Tot gegeben, aber das Schiff wurde nicht versenkt. Der Commander des Schiffes, Mike Flynn hatte in den letzten Tagen wenig geschlafen. Commander Flynn war ein Mann Mitte 30. Er war groß, kräftig, trug sein Haar-typisch für die Zeit streng mit einem Seitenscheitel nach hinten gekämmt. Er war unverheiratet und verbrachte sein Leben am liebsten auf See. Bis kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges hatte er als Executive Officer auf der HMAS Perth gedient, war dann aber befördert worden.  
Das Schiff glich einem Chaos überall sah man verletzte Matrosen, von Schnittwunden bis amputierten Gliedmaßen hatte er mittlerweile alles gesehen. In den unteren Decks, roch es nach Blut und Erbrochenem. In den vergangen Tagen hatten die Ärzte unter Deck viel geleistet. Im Lazarett lagen 15 verletzte Matrosen, einige bei Bewusstsein andere bewusstlos- es war nicht sicher ob sie das Ende des Krieges erleben würden. Keiner wusste das…
Mike Flynn betrat die Brücke, sein XO, Dylan Mullholland beobachtete mit dem Fernglas das unruhige Meer. Dylan war Sohn zweier Einwanderer, die vor 50 Jahren aus den Niederlanden eingewandert waren. Dies brachte ihm an Bord den Spitznamen Dutchy ein. Dutchy fühlte sich aber als Australier und war bereit sein Land und das Empire zu verteidigen.
Ebenfalls an Bord befand sich der Radio Operator Robert „RO“ Dixon. Im Moment saß er auf Brücke und verfolgte den Funk. Sein schmaler Bart zitterte vor Aufregung, während er zuhörte. Dutchy hatte seinen Boss bemerkt, wandte sich ihm zu und hielt ihm ein Blatt unter die Nase. Heute für 15:00 ist eine Helikopterlandung geplant. Wir nehmen fünf Krankenschwestern auf. Mike nickte und sagte mehr oder weniger erleichtert: „ Das wird auch Zeit. Alleine können wir dass Alles nicht mehr stemmen“. „Sir?, Sir…. Sir,?“ Der Mechaniker des Schiffes Andrew Thorpe, genannt Charge kam die Treppen herauf gelaufen: „ wir werden angegriffen. Japanische Flugzeuge auf neun Uhr“ Da hörte Mike es auch, dass mittlerweile vertraute Surren und Pfeifen der Kriegsflugzeuge. Noch waren sie noch nicht zu sehen aber alle wussten nur zu gut, dass sie bereits entdeckt worden war. Er griff zum Funkgerät: „ Sofort die oberen Decks räumen und in Deckung gehen, wir werden angegriffen.“ Und schon flogen ihnen die Geschosse um die Ohren. Glas zersplitterte, das hässliche Geräusch wenn Metall zerbrach war zu hören. Sie lagen flach auf dem Boden der Brücke und bewegten sich nicht. Mike hörte Dutchy neben sich aufstöhnen, er hob kurz den Kopf um ihn gleich darauf wieder zu senken, eine erneute Salve flog ihnen um die Ohren. Mike spürte eine kalte Flüssigkeit an seinen Fingern, er erkannte, dass es Blut war. Nach einer gefühlten Ewigkeit war nichts mehr zu hören…
Mike öffnete die Augen und stand auf. Auch RO und Charge erhoben sich, nur Dutchy blieb liegen. Er röchelte und dann sahen sie es auch. Er hatte eine Schusswunde in der rechten Schulter. Mike reagierte instinktiv während er beide Hände auf die Wunde presste rief er Charge zu: „Schnell holen sie Swain, er braucht dringend Hilfe“ Kurz darauf tauchte der Sanitäter auf. Dutchy wurde versorgt und dann ins Lazarett gebracht.

Währenddessen begutachte der CO die Schäden. Sie waren glimpflich davon gekommen. Es gab keine Einschüsse unterhalb der Wasserlinie. Die Scheiben der Brücken waren zerbrochen und die Seekriegsflagge hatte was abbekommen. Die Matrosen hatten bereits mit dem Aufräumen begonnen: „Sir“ Ein junger Matrose, (Mike war der Meinung das sein Name Josh war) trat auf ihn zu: „unser Funkmast wurde getroffen. Ich müsste hochklettern um ihn reparieren zu können.“ Mike nickte geistesabwesend: „Erlaubnis erteilt“ Josh verschwand.

Mike setzte seinen Kontrollgang durch das Schiff fort und kam in das Lazarett. Ein junger Offizier namens Ryan White kam ihm entgegen, er trug den Arm in einer Schlinge und ein Pflaster klebte auf seiner linken Schläfe. Er wollte salutieren, verzog jedoch schmerzhaft das Gesicht. Mike hob beschwichtigend die Hände: „Schon in Ordnung. Gehen sie sich ausruhen“ Ryan nickte dankbar und ging vorbei.
Als er das Lazarett betrat, sah er seinen zweiten Offizier in einem Bett liegen. Der Oberkörper war blank und ein Verband war drum herumgewickelt worden. Er schlief gerade, erholte sich von der Notoperation, die an ihm vorgenommen worden war. Er hatte gute Chancen gesund zu werden. Mike wünschte es ihm.

Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass der Hubschrauber mit den Krankenschwestern bald landen müsste. Er ging also hinauf an Deck wo, seine Leute beschäftigt waren, das Deck zu räumen, ein Lotse brachte sich in Stellung-ausgestattet mit Weste und Ohrenschützen. Auf der Brücke stand RO und funkte bereits mit dem Hubschrauber er wies ihn an, wie er landen sollte. Über ihren Köpfen wurde es laut und windig und schon setzte der Hubschrauber zur Landung an. Kaum berührten die Kufen das Deck, stiegen fünf junge Frauen aus. Sie trugen Schwesternkleidung, soweit es zu erkennen war. Ihre Gesichter wurden von Helmen verdeckt.
Mike bemerkte sehr wohl, dass sich Zuschauer an Deck eingefunden haben. Frauen hatten alle schon lange nicht mehr gesehen. Viele Seemänner hatten Frau und Kind zuhause, die Sehnsucht war groß. Vor allem die jungen Seemänner waren ausgehungert.

Eine Frau, mit blonden Haaren trat auf Mike zu. Ihr Gesicht war von Lachfältchen durchzogen: „ Commander? Ich bin Maxine White, danke dass sie uns aufgenommen haben.“ Sie deutete auf die Frauen hinter sich: „ Das sind Nicole Caetano, Jessica Bird, Rebecca Brown und Catherine McGregor“
Mike folgte ihrer Hand und musterte die Frauen aufmerksam. Nicole Caetano war eine junge Frau dunkelhaarig mit feurigen Augen und einem freundlichen Lächeln. Jessica Bird sah noch sehr jung aus. Sie hätte seine Tochter sein können. Sie schaute leicht erschrocken und unsicher. Rebecca Brown war ebenfalls dunkelhaarig, kräftig und sah sich neugierig um. Sein Blick wanderte weiter und blieb bei Catherine hängen. Etwas in ihrem Gesicht faszinierte ihn… sie hatte blaugraue Augen und blonde Haare. Aber sie sah sehr traurig aus. Sie presste fest die Lippen aufeinander, als müsse sie sich davon abhalten in Tränen auszubrechen. Catherine bemerkte seinen Blick und lächelte gezwungen. Alle trugen lange weiße Hosen und schlichte Blusen. Catherines Haare waren zu einem Bob geschnitten, der sich an den Spitzen leicht lockte. Nicoles Haare waren ein bisschen länger aber vorschriftsmäßig zu einem Knoten aufgesteckt. Rebecca trug ebenfalls kurze gestufte Haare, im Gegensatz zu Catherines waren sie aber nicht gelockt. Jessicas und Maxines Haare waren ebenfalls zu einem Knoten aufgesteckt. Mikes Blick musterte Catherine noch einmal. Was er sah gefiel ihm ausgesprochen gut.

Mike wandte sich wieder Maxine White zu, sie schien sowas wie die Oberschwester zu sein: „ Sie werden in den Kabinen bei den Matrosen untergebracht sein, selbstverständlich in getrennten Kabinen. Wir sind hier sehr beengt.“
Sie begaben sich in den Bauch des Schiffes. Mike winkte einen jungen Matrosen zu sich: „ Das ist William Webb. Er wird ihnen alles zeigen und den Tagesablauf an Bord erklären.“
Der junge Mann lächelte unsicher: „Sie dürfen mich gerne Spider nennen. Das ist kürzer“
Spider war ein großer, schlaksiger junger, dessen Haare streng zurückgekämmt trug außerdem einen schmalen Schnurrbart, der mehr schlecht als Recht wuchs. Er trug die typische Matrosenuniform, lange Hose und das Matrosenhemd.
Spider brachte sie zu ihren Kabinen. Sie bestanden aus einem Stockbett (das schon bessere Zeiten gesehen hatte) und einer Waschschüssel. An der Wand waren Rostflecken zu sehen. Alles außen herum war mit Metall verkleidet. Gemütlich war es nicht aber es diente seinem Zweck.

„So Ladies“ Maxine stellte ihre Tasche auf einem der Betten ab: „ Das wird für die nächsten Wochen unser Zuhause sein. Gewöhnt euch nicht zu sehr an den Luxus“ Letzteres sagte sie mit leicht spöttischem Unterton.
Rebecca und Bird lachten auf, Nicole schmunzelte, nur Catherine starrte abwesend vor sich hin: „ Hey Kate bist du anwesend?“ Rebecca fuchtelte vor Catherines Gesicht herum: „ Was schaust du denn so traurig? Hast du nicht gemerkt, dass dich der Captain lange angeschaut hat? Du scheinst ihm zu gefallen“ Sie lachte wieder. Catherine schüttelte den Kopf: „ Das hast du dir eingebildet? Er kennt mich ja überhaupt nicht“
Rebecca verneigte sich vor Jessica:“ Ma`m, darf ich mich vorstellen, mein Name ist Flynn“ Jessica stimmte mit ein und knickste anmutig: „ Angenehm, ich bin Lt. McGregor“ Rebecca erstickte fast vor Lachen und fiel auf ihr Bett, Jessica ging es nicht besser, auch sie musste Lachen.
Maxine schmunzelte, sie waren noch so jung solange sie ihre gute Laune beibehielten ging es ihnen auch gut.
Kate erhob sich: „ Ich gehe an Deck, eine Zigarette rauchen“ Damit verließ sie die Kabine und suchte sich den Weg zum Heck.
Mittlerweile war es dunkel geworden, das Meer funkelte und ließ das ganze Leben sorgenlos erscheinen. Doch Catherine hatte keinen Blick dafür, der Krieg hatte sie abgestumpft. Sie lebte in ständiger Angst, den morgigen Tagen nicht mehr zu erleben. Sie war verlobt gewesen, sie war glücklich. Drei Tage bevor sie auf die Australia versetzt worden war, hatte sie die tragische Meldung erreicht. Ihr Verlobter Jim Roth war von japanischen Flugzeugen kurz vor Niederländisch-Ostindien abgeschossen worden. Das Flugzeug war in Flammen aufgegangen und die menschlichen Überreste waren noch immer nicht geborgen worden.
Sie hasste den Krieg, sie hasste Alle die schuld waren, dass er angefangen hatte und sie hoffte, dass er bald aufhören möge.
Für Catherine hatte das alles keinen Sinn mehr, sie wollte nicht mehr. Sie hatte aufgegeben. Ihr Inneres war schwarz und leer. Ihre Hände umklammerten das Geländer, sie zitterte und sie spürte die Tränen in sich aufsteigen. Sie vermisste Jim so sehr, die Briefe die sie sich regelmäßig geschrieben haben und seine warme Stimme, wenn er von einem Einsatz zurückgekommen war. All das würde sie nie wieder haben…Entschlossen setzte sie einen Fuß über das Geländer, sie schluckte heftig, ihre Haare flatterten wild im Wind. Jetzt rannen ihre die Tränen über das Gesicht. Catherine setzte den zweiten Fuß über die Reling. Jetzt hielt sie nur noch der Kontakt von ihren Händen zum Geländer. Wenn sie jetzt losließ war alles vorbei…
Ich habe mir in letzter Zeit viele Filme angeschaut, die im 2. Weltkrieg spielen (Unternehmen Petticoat, Der große Wolf ruft). Da ist mir die Idee gekommen, wie es den auf den australischen Schiffen zugegangen ist. Also habe ich ein bisschen recherchiert und dabei ist so langsam diese Geschichte entstanden. Das Schiff gab es wirklich. Der Beschuss der japanischen Kampfflugzeuge habe ich mir ausgedacht, obwohl ich mir sicher bin, das dies öfter passiert ist. Ost-Indien existierte wirklich, Australien und die Niederlande halfen dort zusammen. Australien war außerdem auch nach bei der Schlacht um Timor beteiligt und an vielen weiteren Kriegsschauplätzen. Während des Krieges verzeichneten die australischen Streitkräfte 27.073 Tote und 23.477 Verwundete. Etwa eine Million Australier hatten dem Militär während des Krieges gedient. Frauen gab es auf den Kriegsschiffen nicht direkt, sie bekleideten zwar militärische Ränge halfen den Ärzten aber in den Lazaretten auf See und in Krankenhäusern auf dem Festland…
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