Wundersame Erlebnisse aus dem Leben des Eddy Spenser
von - Leela -
Kurzbeschreibung
Eddy hätte nie gedacht, daß es in seinem Leben einmal spannende Anekdoten geben würde, die es zu erzählen lohnt. Bis ihm das erste seltsame Ereignis widerfährt, von dem er weiß, daß er es nie wieder vergessen wird…
SammlungAbenteuer / P12 / Gen
Eddie
Jake
Jessica
OC (Own Character)
Prime Evil
Tracy
20.01.2019
01.01.2021
100
261.220
9
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
1 Review
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25.12.2019
3.292
Anm. d. Aut.: Dieses Kapitel wurde für die »Wochen-Challenge« von Sira-la geschrieben. Die Vorgabe für Kalenderwoche 52 war:
"Euer Charakter möchte jemandem eine Weihnachtsfreude machen. Dummerweise ist das einzige auf der Wunschliste "weiße Weihnachten" und das in einer Gegend, in der es so gut wie nie schneit. Woanders hinreisen ist aber auch nicht möglich.
Schafft euer Charakter es, den Wunsch zu erfüllen? Und wenn ja, wie stellt er es an?
(Glück mit dem Wetter ist nebenbei keine gute Begründung ;) )”
Und für @Leela (falls du möchtest, du musst nicht) die kleine Zusatzherausforderung, dass Tracy Eddy nicht helfen kann, da aus Gründen sämtliche Bananen verschwunden sind und der Laden in der Nähe zu hat. Große Gorillapanik ;)
Eddy nimmt jede Herausforderung an. Das hat er im letzten Kapitel gezeigt. ^^ So manche Herausforderung bringt ihn aber deutlich an seine Grenzen. Ist er verrückt geworden, als er sich auf dieses neue Abenteuer einläßt, das er euch heute in seinem aktuellen Kapitel vorstellen will? Begleitet ihn auf seinem Weg und beantwortet euch die Frage selbst…
Es – war – nicht – zu – glauben! Dieses Weihnachten hatte es uns ausgerechnet nach Australien verschlagen. Eine Kirche war von gefährlichen Geistern ehemaliger Strafgefangener heimgesucht worden, die bereits begannen in die Stadt auszuschwärmen. Es mußte schnell gehandelt werden. Und das einen Tag vor Heiligabend. Aber das war nicht einmal das, was mich so aus der Fassung brachte.
Um kurz die Geschichte über den Fall abzuschließen: Der Auftrag war nicht ungefährlich, wie man sich denken kann, aber wir meisterten ihn professionell. Wir waren bereits früh in Townsville, Queensland angekommen, hatten dort gleich die Kirche aufgesucht und zunächst alle Geister unter Beschuß genommen, die uns unterkamen. Während Jake und ich die Geisteraktivitäten im Auge behielten und eingriffen, wenn sich neue Geister zeigten, suchte Tracy nach der Ursache, und fand diese auch. Die Geister benutzten eine Gruft als eine Art Tor. Er fand eine recht dünne Wand, wie er es nannte, zwischen unserer Welt und der Geisterebene – er verglich es mit einem Perlenvorhang zwischen den Dimensionen, um es uns verbildlichen zu können. Diesen Durchlaß galt es zu versiegeln. Anschließend an diesen Teil der Arbeit gingen wir noch durch die Stadt, um nach Geistern zu suchen, welche die Kirche bereits verlassen hatte. Tracys Spuk- und Geistererscheinungsfeldstärkenmesser half uns dabei, die Geister aufzuspüren. Wir waren mit unserer Arbeit zufrieden.
Allerdings eröffnete uns Tracy, daß es unabdingbar war, daß wir den Ort des Geschehens noch für mindestens drei, vier Tage unter Beobachtung halten sollten – zum einen, um sicherzugehen, daß der Durchlaß wirklich endgültig versiegelt war, zum anderen, um sicherzustellen, daß wir auch wirklich alle Geister erwischt hatten, beziehungsweise, wenn etwas davon nicht der Fall war, daß wir schnell handeln und nachjustieren konnten. Ihr habt es sicher schon ausgerechnet: Drei, vier Tage, das sind Heiligabend, 1. Weihnachtstag und 2. Weihnachtstag.
Wir quartierten uns also in den nächsten Tagen in einer kleinen Pension ein. Mit klein meine ich auch wirklich klein; die Unterkunft hatte neun Zimmer, von denen wir jetzt drei belegten, und wurde ganz allein von einer älteren Dame geleitet.
Im Augenblick waren wir die einzigen Gäste, und so hatten wir das Haus für uns. Im Erdgeschoß gab es einen großen gemütlichen Gemeinschaftsraum, in dem ein recht großer geschmückter Weihnachtsbaum stand. Es wirkte ein bißchen unwirklich, bei diesen Temperaturen.
Wichtig für uns war zudem die Nähe zu der Kirche, damit wir die Situation im Auge behalten konnten und im Notfall schnell eingreifen konnten. Wir wollten in regelmäßigen Abständen nach dem rechten sehen.
Wie gesagt, mir persönlich machte es nichts aus, Weihnachten mal in Australien zu verbringen. Das war mal etwas ganz anderes. Und auch der Auftrag, der uns dorthin geführt hatte, erschütterte mich nicht mehr als notwendig. Dafür hatten wir die Sache viel zu gut im Griff gehabt.
Dafür aber sorgte etwas anderes dafür, daß es mich komplett aus den Fugen haute – ursächlich gute 1,80 groß, blonder Kurzhaarschnitt, blaue Augen und blaue Jeans-Anzug-Kombi. Und die Geschichte erzähle ich euch jetzt!
Am frühen Abend, nach einem wunderbaren Essen bei sommerlichen Temperaturen in einem australischen Restaurant, hatten wir es uns im Gemeinschaftsraum unserer Pension gemütlich gemacht und überlegten, wie wir es nun zu Weihnachten handhaben wollten, jetzt, da wir nicht zu Hause waren. Dabei kamen wir auf folgende Idee! Das Schlagwort war: Wunschzettel schreiben. Jeder von uns durfte bis zu fünf Wünsche auf einen Zettel schreiben. Dafür nahmen wir uns drei von den farbigen Notizzetteln, die in einer Box für die Besucher zur Verfügung standen und zwar so, daß möglichst niemand wußte, welche Farbe der andere hatte. Anschließend losten wir die Zettel untereinander aus, und jeder sollte seinem »Wichtelkind« sozusagen einen Wunsch von seiner Liste erfüllen.
Ich zog den blauen Zettel. Der gehörte zu Jake. Tracy zog den grünen von mir, und Jake bekam den violetten von Tracy. Ich hatte meine fünf Punkte voll ausgereizt! Tracy hatte genug Auswahl. Auf Jakes »Liste« stand nur ein einziger Punkt. Das wäre noch nicht einmal schlimm gewesen, wenn er sich nicht »weiße Weihnacht« gewünscht hätte!
Das war der Moment, der schlimmer war, als die Geisterjagd! Wir waren mitten in Australien. Zu dieser Jahreszeit hätte es hier nicht sommerlicher sein können, und Jake wußte das! Ich war schon geneigt, darin einen persönlichen Angriff zu sehen, da Jake wußte, daß sein Wunsch nicht umsetzbar war. Das genau machte mich aber auch so wütend, daß ich ihm den Wunsch erst recht erfüllen wollte, nur um ihm eins auszuwischen! Aber wie…?
Nach Hause fahren, wo eventuell Schnee liegen mochte, konnte ich unter den gegebenen Umständen ausschließen. Wir konnten hier nicht weg. Wir hatten uns ja nicht umsonst hier einquartiert. Auf einen Wetterumschwung zu hoffen, war jedenfalls sinnlos. Soviel war mal klar.
Hätte ich doch bloß Tracys Zettel gezogen. Bestimmt standen da irgendwo Bananen auf der Liste, und alles wäre gut gewesen. Und Tracy, unserem Genie, wäre sicher etwas zu Jakes Wunsch eingefallen. Wahrscheinlich hätte der mal eben eine Schneemaschine gebaut, oder so einen Tüddelkram.
Ich glaube, ich bin noch nie so unentspannt ins Bett gegangen wie an diesem Abend. Die Gedanken an dieses unmögliche Unterfangen begleiteten mich in den Schlaf. Ansätze von Ideen wirbelten durcheinander, die ich aber erst am nächsten Tag ausprobieren konnte. Glücklicherweise hatten wir alle Heiligabend noch Zeit, die Wünsche unserer Kameraden umzusetzen, immerhin mußte alles zum Morgen des 1. Weihnachtstages fertig sein. Unglücklicherweise standen die Chancen, daß ich meinen Part überhaupt würde umsetzen können, mehr als schlecht.
Über diese Gedanken schlief ich schließlich ein.
Am Morgen wachte ich aus einem unruhigen Schlaf. Ideenfragmente hatten mich in meinen Träumen begleitet, wie ich es schaffen konnte, Jake seinen Wunsch zu erfüllen. Gleich nachdem mich die reale Welt am Morgen wiederhatte, sprang ich aus dem Bett, um mir Notizen zu machen, damit ich nichts vergaß.
Ganz oben auf meiner Liste stand das Schlagwort, das sich schon gestern Abend in meinem Bewußtsein einen Platz gesucht hatte: Schneemaschine! Das war das erste, was ich heute versuchen wollte. Vielleicht gab es hier ja eine Firma, die so eine Schneemaschine hatte, mit der man künstlichen Schnee erzeugen konnte, so wie es in Skigebieten manchmal zur Anwendung kam.
Das Frühstück ließ ich ausfallen. Ich mußte recherchieren! Zuerst sah ich das Branchenverzeichnis durch, das ich freundlicherweise von unserer Hauswirtin erhalten hatte. Das brachte mich aber nicht weiter. Also ging ich in den Ort, um mich dort zu erkundigen, ob mir jemand helfen konnte. Es war aussichtslos! Schnee zu Weihnachten in Australien schien ein Ding der Unmöglichkeit. Jeder den ich fragte, sah mich nur mit großen Augen an. Jeder – bis ich von einem Geschäftsmann endlich einen rettenden Hinweis bekam! Anscheinend gab es eine Firma, die eine Schneekanone besaß, welche dafür eingesetzt wurde, in Australien Skigebiete herzustellen! Aufgeregt ließ ich mir die Telefonnummer geben, und war nur wenig später am Apparat.
Bei dem Gespräch lernte ich einiges, so zum Beispiel, daß mit der Kanone kein künstlicher Schnee verteilt wurde, sondern daß vielmehr richtiger Schnee technisch aus Wasser hergestellt wurde, aber auch, was das für einen Aufwand bedeutete und wie teuer das werden würde. Spätestens da hatte sich meine gute Idee endgültig erledigt. Als ich frustriert aufhängte, schmolz das winterliche Bild in meinem Kopf dahin. Wenn ich aber bedenke, daß es bei dem Klima hier wohl nicht nur in meinem Kopf nicht lange gedauert hätte, bis die Schneepracht nicht mehr als Schneematsch geworden wäre, dann mußte ich dem Mitarbeiter, mit dem ich gerade telefoniert hatte, Recht geben. Der Aufwand lohnte sich nicht.
Ich war also wieder am Anfang und starrte in meinem Pensionszimmer auf meinen Notizzettel. Darauf standen noch Dinge wie, Schnee aus Österreich einfliegen zu lassen, schneegeschwängerte Wolken nach Australien zu verschieben oder die Erde in die richtige Position zu drehen, damit die Klimabedingungen paßten. Sogar Eisberge von einem der Pole hierher zu transportieren, hatte ich notiert. Das war ein Bild gewesen, das mir im Traum erschienen war. Die meisten Punkte hakte ich schon ab, bevor ich überhaupt dazu ansetzte, sie zur Anwendung kommen lassen zu wollen. Meine Ideen erschöpften sich zusehends. Obwohl ich wußte, wie unsinnig es war, lief ich rastlos durch das Haus auf der Suche nach Inspiration, und landete in der Gemeinschaftsküche, in der man sich Kleinigkeiten zubereiten konnte. Ich öffnete das Eisfach und sah hinein. Meine Vorstellung war, das Eis herauszukratzen und im Gemeinschaftsraum zu verteilen, nur damit Jake weiße Weihnachten bekam. Allerdings würde das Eis aus dem Fach nie ausreichen, und zudem viel zu schnell schmelzen, und ich war mir sicher, daß das Ergebnis keinen guten Eindruck bei unserer Hauswirtin hinterlassen würde.
Ich schloß das Fach also wieder und kapitulierte. Alleine kam ich nicht weiter. Tracy mußte mir helfen!
Ich fand den Gorilla im Aufenthaltsraum. Aber ich wünschte mir schon bald, daß es nicht so gewesen wäre. Tracy rannte von einer Seite des Zimmers zur anderen, ziellos, planlos, und so aufgeregt, wie ich ihn nie erlebt hatte. Und dann machte ich meinen größten Fehler, ich sprach ihn an. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob alles in Ordnung war. Die Frage konnte ich mir selber beantworten, als er auf mich zukam, mich bei den Armen packte und schüttelte, und mich mit glasigen Augen ansah. Ich verstand nur „Ban-Ban-Ban-Ban…“, und schloß daraus, daß es irgend etwas mit Bananen zu tun haben mußte. Meine Bemühungen, ihn zu beruhigen, waren vergebens. Er raufte sich das Fell und nahm seine rastlose Wanderung wieder auf. Ich bildete mir ein, in dem Gorillagemurmel Worte zu verstehen wie »Böse Geister«, »Geisterganovenüberfall«, und einmal meinte ich sogar so etwas wie »Bananendieb-Aliens« rauszuhören, und wußte, mit dem Gorilla brauchte ich gar nicht erst in die Diskussion zu gehen. Außerdem hatte ich ganz andere Sorgen, die ich jetzt wohl oder übel allein, ohne Tracy durchstehen mußte.
Auf dem Flur rannte ich der Wurzel allen Übels direkt in die Arme. Jake erklärte mir auf meine Nachfrage auch, was mit Tracy los war: Anscheinend war sein Bananenvorrat über Nacht verschwunden, den er sich extra mitgebracht hatte, und der Laden in der Nähe hatte schon zu. Hier war es wohl genauso wie bei uns, daß die Läden an Heiligabend schon früher schlossen – um so ärgerlicher war es, da Tracy gerade am Morgen in dem Laden gewesen war, um das Geschenk für mich zu besorgen. Das war, bevor er das Desaster entdeckt hatte, – und kurz darauf bei dem Laden vor verschlossener Tür gestanden hatte.
Okay, das erklärte einiges. Den Frust konnte ich sogar nachvollziehen, auch wenn ich mit Bananen nicht viel am Hut hatte. Jake indes verpaßte nicht, sich zu erkundigen, wie ich mit seinem Wunsch vorankam. Jetzt war ich mir sicher, daß der Wunsch von ihm Schikane gewesen war.
Ich sagte unverbindlich, daß ich daran arbeiten würde, und verschwand wieder auf mein Zimmer.
In meinem Zimmer war erst einmal kein Gedanke daran, an der Wunscherfüllung zu arbeiten. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und die Gedanken leerlaufen. Es war doch sinnlos. Von Tracy brauchte ich keine Hilfe zu erwarten, meine Ideen gingen ins utopische oder waren zu teuer und aufwendig, was aufs gleiche hinauskam, und sonst konnte mir auch keiner helfen. Ich mußte mir eingestehen, daß ich scheitern würde.
Und in dem Moment kam mir die Idee! Es war ein Geistesblitz, der mich jäh vom Bett hochfahren ließ! Und ob es jemanden gab, der mir helfen könnte! Ich hatte GB ja ganz vergessen. Unser Ghostbuggy verfügte auch über eine Wasserkanone, und einen recht großen Tank, falls wir irgendwo ein Feuer löschen mußten. Vielleicht konnte er damit auch Schnee herstellen!
In Nullkommanichts war ich aus dem Zimmer und rannte hinunter zum Parkplatz der Pension, auf dem GB vor sich hinschwitzte. Aufgeregt kniete ich mich vor ihn, erzählte ihm von dem Sachverhalt und meinem Vorhaben und flehte ihn an, mir zu helfen.
GB sah mich sprachlos an. Das war, kurz bevor er folgende epische Worte sagte: „Aber sonst geht’s dir gut! Ich kann ja einiges, aber nicht zaubern! Ich bin doch nicht Harry Potter!“ So viel dazu!
Ich war mit meinem Latein am Ende. Ich hatte nichts weiter als Zeit vergeudet für ein Hirngespinst, mit dem Jake mich prompt aufs Glatteis geführt hatte. Und das würde ich ihm morgen früh bei der Bescherung postwendend um die Ohren klatschen, das nahm ich mir fest vor. Tracy hätte sich sicher nicht verarschen lassen. Der hätte Jake den Zettel neu schreiben lassen, mit fairen Sachen. Aber der naive Eddy mußte ja wieder einmal darauf reinfallen! Und unser Teamchef saß jetzt sicher irgendwo und lachte sich ins Fäustchen über seinen dummen, einfach gestrickten Kumpel, der sich mit so etwas aufs Kreuz legen ließ. Ich mußte an mir arbeiten. Das nahm ich mit ganz fest vor!
Mit diesen und ähnlichen Gedanken kehrte ich auf mein Zimmer zurück und beschloß, über etwas vernünftiges nachzudenken. Jake würde ich mit seinem Wunsch auflaufen lassen! Es würde auch nichts anderes geben, dazu hatte ich schon zu viel meiner kostbaren Zeit verplempert, die ich anders sinnvoll hätte nutzen können. Statt dessen würde ich jetzt etwas sinnvolles tun und mir noch einen richtig schönen Abend machen. Auf den Zimmern lagen kleine Broschüren aus, sicher war da etwas schönes bei, was man sich hier in der Gegend ansehen konnte.
In meinem Zimmer angekommen, fiel mein Blick zuerst auf das zerzauste Bett, auf dem ich vor nicht allzu langer Zeit noch in purer Verzweiflung gelegen hatte. Warum ich gerade jetzt so ordnungsliebend war, weiß ich nicht. Wahrscheinlich war es purer Automatismus, als ich die Bettdecke griff und ordentlich aufschüttelte. Notwendig war es sicher nicht. Aber manchen Sinn erkannte man ja auch erst später.
Hattet ihr das auch schon mal, daß euch eure Schusseligkeit zugute gekommen ist? Mir passierte das genau jetzt, als ich energisch über meinen neuen Entschluß mein Bett machte. Ich schüttelte gerade das Kissen auf, als der Stoff an einer Ecke des metallenen Bettgestells hängen blieb und aufriß, und das ganze Innenleben herausquoll. Zuerst fluchte ich weltrekordreif. Das nun auch noch! Dann sah ich auf die Federn herunter, und in meinen Gedanken setzten sich selbsttätig Puzzleteile zusammen. Mein Bett glich einer Schneelandschaft… Es dauerte nur einen kurzen Moment lang, bis ich mich schlagartig aus meiner Verblüffung erholt hatte. Ich wußte, was ich zu tun hatte!
Meine Vorbereitungen liefen perfekt. Jake würde sein weißes Wunder erleben! Weihnachtsmorgen konnte kommen!
Am Abend klärte sich auch das Geheimnis um die verschwundenen Bananen auf. Unsere Hauswirtin hatte den Karton in den Kühlraum gestellt, als Tracy gerade in der Kirche nach dem rechten gesehen hatte, damit sie nicht verdarben. Man hätte drauf kommen können! Aber Tracy war viel zu aufgeregt gewesen, zumal er fast drei Tage nicht hätte einkaufen können, ich hatte meine eigenen Probleme gehabt, um mich damit auseinandersetzen zu können, und Jake… Vermutlich war er viel zu sehr damit eingebunden gewesen, sich auf den Mißerfolg seines Schenkers zu freuen. Und genau da machte ich ihm jetzt einen Strich durch die Rechnung! Ich freute mich schon sehr auf den nächsten Tag!
Weihnachtsmorgen. Wie abgemacht hatten wir die Geschenke am Vorabend im Gemeinschaftsraum beim Weihnachtsbaum drapiert. In meinem Fall hieß das, daß ich wartete, bis Tracy und Jake fertig waren und sich zur Nachtruhe begaben, und dann mit der Vorbereitung meiner Überraschung loslegte. Meine Freunde schliefen längst, als ich fertig war. Danach wurde die Tür geschlossen bis zum Weihnachtsmorgen. Bis jetzt!
Wir trafen uns morgens vor unseren Zimmern, wie abgemacht. Tracy hatte früh schon eine Kontrollrunde bei der Kirche absolviert. Seit die Bananen wieder aufgetaucht waren, war er wieder die Gorillaruhe selbst.
Wir hatten abgemacht, daß wir uns in unseren Schlafanzügen auf dem Flur treffen wollten. Das gehörte einfach zu Weihnachten dazu! Nachdem Tracy sich also rasch standesgemäß eingekleidet hatte, schlichen wir auf leisen Sohlen die Treppe herunter, als könnten wir den Weihnachtsmann auf frischer Tat ertappen und blieben vor der Tür zum Gemeinschaftsraum stehen.
Bevor meine Freunde aber den Raum stürmen konnten, hielt ich sie auf. Ich hatte vorher eine Verkündigung zu machen! Und zwar, daß Jake schon beim Öffnen der Tür sein Weihnachtsgeschenk von mir erhalten würde!
Das Erstaunen im Gesicht meines besten Freundes zu sehen war schon jetzt Lohn genug. Ihm gebührte also auch die Ehre, die Tür zu öffnen, was er auch gleich vorsichtig und deutlich neugierig tat.
Als wir eintraten, erwartete uns eine weiße Schneelandschaft. Der Boden, der Baum, selbst die Möbel wirkten, als wären sie im Schnee versunken. Und Jake? Ich genoß es, ihn so völlig sprachlos zu erleben.
Wie in Trance ging er mit großen Augen in den Raum und sah sich um. Die Überraschung konkurrierte mit der Faszination in seinem Gesicht. Das „Wie… Wie…?“-Gestammel erinnerte mich latent an Tracy vom Vortag – der sich im übrigen auch überwältigt umsah. Als Jake begriff, wie ich den Effekt bewerkstelligt hatte, kam die erstaunte Frage, die ich schon erwartet hatte: „Wo hast du die ganzen Federn her?“
Ich konnte ein triumphales Schmunzeln nicht zurückhalten und antwortete so knapp wie präzise: „Aus sieben Pensionszimmern.“
Jake lachte ungläubig auf. Als er mir aber unterstellte, ob ich aus den ganzen Zimmern die Federkissen geklaut hätte, mußte ich etwas richtig stellen. Unsere Hauswirtin hatte ich nämlich in meinen Plan eingeweiht, und sie hatte mir geholfen, alles herzurichten. Tja, wenn GB nicht Harry Potter ist, dann ist unsere gute Gastgeberin wohl aber Hermione Granger!
Wir setzten uns also in dem Schneegestöber zusammen, und es war ein eigentümliches, beinahe verwunschenes Flair. Weihnachten in Australien im Schnee, wenn auch nur in unserem Gemeinschaftsraum. Jake war glücklich, ich war mehr als zufrieden, und Tracy freute sich wie ein kleiner Gorilla zu Weihnachten.
Jetzt mußten nur noch die anderen Geschenke verteilt werden. Für meins war Tracy zuständig gewesen. Und er hatte sich von meiner Liste die Roxette-CD-Sondercollection ausgesucht. Das war ein wunderbares Geschenk, das mich für meine Mühen entschädigte. Tracy bekam von Jake eine exklusive Deep Space Nine-DVD-Box, über die er sich ebenfalls sehr freute. Ich bin mir sicher, Bananen standen auch als Option auf seiner Liste; nachdem seine eigenen wieder aufgetaucht waren, freute er sich über dieses Geschenk aber um so mehr.
Und so feierten wir weiße Weihnachten in Australien, bis wir ein paar Tage später nach einem exzellenten Missionserfolg nach Hause zurückkehrten.
"Euer Charakter möchte jemandem eine Weihnachtsfreude machen. Dummerweise ist das einzige auf der Wunschliste "weiße Weihnachten" und das in einer Gegend, in der es so gut wie nie schneit. Woanders hinreisen ist aber auch nicht möglich.
Schafft euer Charakter es, den Wunsch zu erfüllen? Und wenn ja, wie stellt er es an?
(Glück mit dem Wetter ist nebenbei keine gute Begründung ;) )”
Und für @Leela (falls du möchtest, du musst nicht) die kleine Zusatzherausforderung, dass Tracy Eddy nicht helfen kann, da aus Gründen sämtliche Bananen verschwunden sind und der Laden in der Nähe zu hat. Große Gorillapanik ;)
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Eddy nimmt jede Herausforderung an. Das hat er im letzten Kapitel gezeigt. ^^ So manche Herausforderung bringt ihn aber deutlich an seine Grenzen. Ist er verrückt geworden, als er sich auf dieses neue Abenteuer einläßt, das er euch heute in seinem aktuellen Kapitel vorstellen will? Begleitet ihn auf seinem Weg und beantwortet euch die Frage selbst…
Was man für einen Freund nicht alles tut
Es – war – nicht – zu – glauben! Dieses Weihnachten hatte es uns ausgerechnet nach Australien verschlagen. Eine Kirche war von gefährlichen Geistern ehemaliger Strafgefangener heimgesucht worden, die bereits begannen in die Stadt auszuschwärmen. Es mußte schnell gehandelt werden. Und das einen Tag vor Heiligabend. Aber das war nicht einmal das, was mich so aus der Fassung brachte.
Um kurz die Geschichte über den Fall abzuschließen: Der Auftrag war nicht ungefährlich, wie man sich denken kann, aber wir meisterten ihn professionell. Wir waren bereits früh in Townsville, Queensland angekommen, hatten dort gleich die Kirche aufgesucht und zunächst alle Geister unter Beschuß genommen, die uns unterkamen. Während Jake und ich die Geisteraktivitäten im Auge behielten und eingriffen, wenn sich neue Geister zeigten, suchte Tracy nach der Ursache, und fand diese auch. Die Geister benutzten eine Gruft als eine Art Tor. Er fand eine recht dünne Wand, wie er es nannte, zwischen unserer Welt und der Geisterebene – er verglich es mit einem Perlenvorhang zwischen den Dimensionen, um es uns verbildlichen zu können. Diesen Durchlaß galt es zu versiegeln. Anschließend an diesen Teil der Arbeit gingen wir noch durch die Stadt, um nach Geistern zu suchen, welche die Kirche bereits verlassen hatte. Tracys Spuk- und Geistererscheinungsfeldstärkenmesser half uns dabei, die Geister aufzuspüren. Wir waren mit unserer Arbeit zufrieden.
Allerdings eröffnete uns Tracy, daß es unabdingbar war, daß wir den Ort des Geschehens noch für mindestens drei, vier Tage unter Beobachtung halten sollten – zum einen, um sicherzugehen, daß der Durchlaß wirklich endgültig versiegelt war, zum anderen, um sicherzustellen, daß wir auch wirklich alle Geister erwischt hatten, beziehungsweise, wenn etwas davon nicht der Fall war, daß wir schnell handeln und nachjustieren konnten. Ihr habt es sicher schon ausgerechnet: Drei, vier Tage, das sind Heiligabend, 1. Weihnachtstag und 2. Weihnachtstag.
Wir quartierten uns also in den nächsten Tagen in einer kleinen Pension ein. Mit klein meine ich auch wirklich klein; die Unterkunft hatte neun Zimmer, von denen wir jetzt drei belegten, und wurde ganz allein von einer älteren Dame geleitet.
Im Augenblick waren wir die einzigen Gäste, und so hatten wir das Haus für uns. Im Erdgeschoß gab es einen großen gemütlichen Gemeinschaftsraum, in dem ein recht großer geschmückter Weihnachtsbaum stand. Es wirkte ein bißchen unwirklich, bei diesen Temperaturen.
Wichtig für uns war zudem die Nähe zu der Kirche, damit wir die Situation im Auge behalten konnten und im Notfall schnell eingreifen konnten. Wir wollten in regelmäßigen Abständen nach dem rechten sehen.
Wie gesagt, mir persönlich machte es nichts aus, Weihnachten mal in Australien zu verbringen. Das war mal etwas ganz anderes. Und auch der Auftrag, der uns dorthin geführt hatte, erschütterte mich nicht mehr als notwendig. Dafür hatten wir die Sache viel zu gut im Griff gehabt.
Dafür aber sorgte etwas anderes dafür, daß es mich komplett aus den Fugen haute – ursächlich gute 1,80 groß, blonder Kurzhaarschnitt, blaue Augen und blaue Jeans-Anzug-Kombi. Und die Geschichte erzähle ich euch jetzt!
Am frühen Abend, nach einem wunderbaren Essen bei sommerlichen Temperaturen in einem australischen Restaurant, hatten wir es uns im Gemeinschaftsraum unserer Pension gemütlich gemacht und überlegten, wie wir es nun zu Weihnachten handhaben wollten, jetzt, da wir nicht zu Hause waren. Dabei kamen wir auf folgende Idee! Das Schlagwort war: Wunschzettel schreiben. Jeder von uns durfte bis zu fünf Wünsche auf einen Zettel schreiben. Dafür nahmen wir uns drei von den farbigen Notizzetteln, die in einer Box für die Besucher zur Verfügung standen und zwar so, daß möglichst niemand wußte, welche Farbe der andere hatte. Anschließend losten wir die Zettel untereinander aus, und jeder sollte seinem »Wichtelkind« sozusagen einen Wunsch von seiner Liste erfüllen.
Ich zog den blauen Zettel. Der gehörte zu Jake. Tracy zog den grünen von mir, und Jake bekam den violetten von Tracy. Ich hatte meine fünf Punkte voll ausgereizt! Tracy hatte genug Auswahl. Auf Jakes »Liste« stand nur ein einziger Punkt. Das wäre noch nicht einmal schlimm gewesen, wenn er sich nicht »weiße Weihnacht« gewünscht hätte!
Das war der Moment, der schlimmer war, als die Geisterjagd! Wir waren mitten in Australien. Zu dieser Jahreszeit hätte es hier nicht sommerlicher sein können, und Jake wußte das! Ich war schon geneigt, darin einen persönlichen Angriff zu sehen, da Jake wußte, daß sein Wunsch nicht umsetzbar war. Das genau machte mich aber auch so wütend, daß ich ihm den Wunsch erst recht erfüllen wollte, nur um ihm eins auszuwischen! Aber wie…?
Nach Hause fahren, wo eventuell Schnee liegen mochte, konnte ich unter den gegebenen Umständen ausschließen. Wir konnten hier nicht weg. Wir hatten uns ja nicht umsonst hier einquartiert. Auf einen Wetterumschwung zu hoffen, war jedenfalls sinnlos. Soviel war mal klar.
Hätte ich doch bloß Tracys Zettel gezogen. Bestimmt standen da irgendwo Bananen auf der Liste, und alles wäre gut gewesen. Und Tracy, unserem Genie, wäre sicher etwas zu Jakes Wunsch eingefallen. Wahrscheinlich hätte der mal eben eine Schneemaschine gebaut, oder so einen Tüddelkram.
Ich glaube, ich bin noch nie so unentspannt ins Bett gegangen wie an diesem Abend. Die Gedanken an dieses unmögliche Unterfangen begleiteten mich in den Schlaf. Ansätze von Ideen wirbelten durcheinander, die ich aber erst am nächsten Tag ausprobieren konnte. Glücklicherweise hatten wir alle Heiligabend noch Zeit, die Wünsche unserer Kameraden umzusetzen, immerhin mußte alles zum Morgen des 1. Weihnachtstages fertig sein. Unglücklicherweise standen die Chancen, daß ich meinen Part überhaupt würde umsetzen können, mehr als schlecht.
Über diese Gedanken schlief ich schließlich ein.
Am Morgen wachte ich aus einem unruhigen Schlaf. Ideenfragmente hatten mich in meinen Träumen begleitet, wie ich es schaffen konnte, Jake seinen Wunsch zu erfüllen. Gleich nachdem mich die reale Welt am Morgen wiederhatte, sprang ich aus dem Bett, um mir Notizen zu machen, damit ich nichts vergaß.
Ganz oben auf meiner Liste stand das Schlagwort, das sich schon gestern Abend in meinem Bewußtsein einen Platz gesucht hatte: Schneemaschine! Das war das erste, was ich heute versuchen wollte. Vielleicht gab es hier ja eine Firma, die so eine Schneemaschine hatte, mit der man künstlichen Schnee erzeugen konnte, so wie es in Skigebieten manchmal zur Anwendung kam.
Das Frühstück ließ ich ausfallen. Ich mußte recherchieren! Zuerst sah ich das Branchenverzeichnis durch, das ich freundlicherweise von unserer Hauswirtin erhalten hatte. Das brachte mich aber nicht weiter. Also ging ich in den Ort, um mich dort zu erkundigen, ob mir jemand helfen konnte. Es war aussichtslos! Schnee zu Weihnachten in Australien schien ein Ding der Unmöglichkeit. Jeder den ich fragte, sah mich nur mit großen Augen an. Jeder – bis ich von einem Geschäftsmann endlich einen rettenden Hinweis bekam! Anscheinend gab es eine Firma, die eine Schneekanone besaß, welche dafür eingesetzt wurde, in Australien Skigebiete herzustellen! Aufgeregt ließ ich mir die Telefonnummer geben, und war nur wenig später am Apparat.
Bei dem Gespräch lernte ich einiges, so zum Beispiel, daß mit der Kanone kein künstlicher Schnee verteilt wurde, sondern daß vielmehr richtiger Schnee technisch aus Wasser hergestellt wurde, aber auch, was das für einen Aufwand bedeutete und wie teuer das werden würde. Spätestens da hatte sich meine gute Idee endgültig erledigt. Als ich frustriert aufhängte, schmolz das winterliche Bild in meinem Kopf dahin. Wenn ich aber bedenke, daß es bei dem Klima hier wohl nicht nur in meinem Kopf nicht lange gedauert hätte, bis die Schneepracht nicht mehr als Schneematsch geworden wäre, dann mußte ich dem Mitarbeiter, mit dem ich gerade telefoniert hatte, Recht geben. Der Aufwand lohnte sich nicht.
Ich war also wieder am Anfang und starrte in meinem Pensionszimmer auf meinen Notizzettel. Darauf standen noch Dinge wie, Schnee aus Österreich einfliegen zu lassen, schneegeschwängerte Wolken nach Australien zu verschieben oder die Erde in die richtige Position zu drehen, damit die Klimabedingungen paßten. Sogar Eisberge von einem der Pole hierher zu transportieren, hatte ich notiert. Das war ein Bild gewesen, das mir im Traum erschienen war. Die meisten Punkte hakte ich schon ab, bevor ich überhaupt dazu ansetzte, sie zur Anwendung kommen lassen zu wollen. Meine Ideen erschöpften sich zusehends. Obwohl ich wußte, wie unsinnig es war, lief ich rastlos durch das Haus auf der Suche nach Inspiration, und landete in der Gemeinschaftsküche, in der man sich Kleinigkeiten zubereiten konnte. Ich öffnete das Eisfach und sah hinein. Meine Vorstellung war, das Eis herauszukratzen und im Gemeinschaftsraum zu verteilen, nur damit Jake weiße Weihnachten bekam. Allerdings würde das Eis aus dem Fach nie ausreichen, und zudem viel zu schnell schmelzen, und ich war mir sicher, daß das Ergebnis keinen guten Eindruck bei unserer Hauswirtin hinterlassen würde.
Ich schloß das Fach also wieder und kapitulierte. Alleine kam ich nicht weiter. Tracy mußte mir helfen!
Ich fand den Gorilla im Aufenthaltsraum. Aber ich wünschte mir schon bald, daß es nicht so gewesen wäre. Tracy rannte von einer Seite des Zimmers zur anderen, ziellos, planlos, und so aufgeregt, wie ich ihn nie erlebt hatte. Und dann machte ich meinen größten Fehler, ich sprach ihn an. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob alles in Ordnung war. Die Frage konnte ich mir selber beantworten, als er auf mich zukam, mich bei den Armen packte und schüttelte, und mich mit glasigen Augen ansah. Ich verstand nur „Ban-Ban-Ban-Ban…“, und schloß daraus, daß es irgend etwas mit Bananen zu tun haben mußte. Meine Bemühungen, ihn zu beruhigen, waren vergebens. Er raufte sich das Fell und nahm seine rastlose Wanderung wieder auf. Ich bildete mir ein, in dem Gorillagemurmel Worte zu verstehen wie »Böse Geister«, »Geisterganovenüberfall«, und einmal meinte ich sogar so etwas wie »Bananendieb-Aliens« rauszuhören, und wußte, mit dem Gorilla brauchte ich gar nicht erst in die Diskussion zu gehen. Außerdem hatte ich ganz andere Sorgen, die ich jetzt wohl oder übel allein, ohne Tracy durchstehen mußte.
Auf dem Flur rannte ich der Wurzel allen Übels direkt in die Arme. Jake erklärte mir auf meine Nachfrage auch, was mit Tracy los war: Anscheinend war sein Bananenvorrat über Nacht verschwunden, den er sich extra mitgebracht hatte, und der Laden in der Nähe hatte schon zu. Hier war es wohl genauso wie bei uns, daß die Läden an Heiligabend schon früher schlossen – um so ärgerlicher war es, da Tracy gerade am Morgen in dem Laden gewesen war, um das Geschenk für mich zu besorgen. Das war, bevor er das Desaster entdeckt hatte, – und kurz darauf bei dem Laden vor verschlossener Tür gestanden hatte.
Okay, das erklärte einiges. Den Frust konnte ich sogar nachvollziehen, auch wenn ich mit Bananen nicht viel am Hut hatte. Jake indes verpaßte nicht, sich zu erkundigen, wie ich mit seinem Wunsch vorankam. Jetzt war ich mir sicher, daß der Wunsch von ihm Schikane gewesen war.
Ich sagte unverbindlich, daß ich daran arbeiten würde, und verschwand wieder auf mein Zimmer.
In meinem Zimmer war erst einmal kein Gedanke daran, an der Wunscherfüllung zu arbeiten. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und die Gedanken leerlaufen. Es war doch sinnlos. Von Tracy brauchte ich keine Hilfe zu erwarten, meine Ideen gingen ins utopische oder waren zu teuer und aufwendig, was aufs gleiche hinauskam, und sonst konnte mir auch keiner helfen. Ich mußte mir eingestehen, daß ich scheitern würde.
Und in dem Moment kam mir die Idee! Es war ein Geistesblitz, der mich jäh vom Bett hochfahren ließ! Und ob es jemanden gab, der mir helfen könnte! Ich hatte GB ja ganz vergessen. Unser Ghostbuggy verfügte auch über eine Wasserkanone, und einen recht großen Tank, falls wir irgendwo ein Feuer löschen mußten. Vielleicht konnte er damit auch Schnee herstellen!
In Nullkommanichts war ich aus dem Zimmer und rannte hinunter zum Parkplatz der Pension, auf dem GB vor sich hinschwitzte. Aufgeregt kniete ich mich vor ihn, erzählte ihm von dem Sachverhalt und meinem Vorhaben und flehte ihn an, mir zu helfen.
GB sah mich sprachlos an. Das war, kurz bevor er folgende epische Worte sagte: „Aber sonst geht’s dir gut! Ich kann ja einiges, aber nicht zaubern! Ich bin doch nicht Harry Potter!“ So viel dazu!
Ich war mit meinem Latein am Ende. Ich hatte nichts weiter als Zeit vergeudet für ein Hirngespinst, mit dem Jake mich prompt aufs Glatteis geführt hatte. Und das würde ich ihm morgen früh bei der Bescherung postwendend um die Ohren klatschen, das nahm ich mir fest vor. Tracy hätte sich sicher nicht verarschen lassen. Der hätte Jake den Zettel neu schreiben lassen, mit fairen Sachen. Aber der naive Eddy mußte ja wieder einmal darauf reinfallen! Und unser Teamchef saß jetzt sicher irgendwo und lachte sich ins Fäustchen über seinen dummen, einfach gestrickten Kumpel, der sich mit so etwas aufs Kreuz legen ließ. Ich mußte an mir arbeiten. Das nahm ich mit ganz fest vor!
Mit diesen und ähnlichen Gedanken kehrte ich auf mein Zimmer zurück und beschloß, über etwas vernünftiges nachzudenken. Jake würde ich mit seinem Wunsch auflaufen lassen! Es würde auch nichts anderes geben, dazu hatte ich schon zu viel meiner kostbaren Zeit verplempert, die ich anders sinnvoll hätte nutzen können. Statt dessen würde ich jetzt etwas sinnvolles tun und mir noch einen richtig schönen Abend machen. Auf den Zimmern lagen kleine Broschüren aus, sicher war da etwas schönes bei, was man sich hier in der Gegend ansehen konnte.
In meinem Zimmer angekommen, fiel mein Blick zuerst auf das zerzauste Bett, auf dem ich vor nicht allzu langer Zeit noch in purer Verzweiflung gelegen hatte. Warum ich gerade jetzt so ordnungsliebend war, weiß ich nicht. Wahrscheinlich war es purer Automatismus, als ich die Bettdecke griff und ordentlich aufschüttelte. Notwendig war es sicher nicht. Aber manchen Sinn erkannte man ja auch erst später.
Hattet ihr das auch schon mal, daß euch eure Schusseligkeit zugute gekommen ist? Mir passierte das genau jetzt, als ich energisch über meinen neuen Entschluß mein Bett machte. Ich schüttelte gerade das Kissen auf, als der Stoff an einer Ecke des metallenen Bettgestells hängen blieb und aufriß, und das ganze Innenleben herausquoll. Zuerst fluchte ich weltrekordreif. Das nun auch noch! Dann sah ich auf die Federn herunter, und in meinen Gedanken setzten sich selbsttätig Puzzleteile zusammen. Mein Bett glich einer Schneelandschaft… Es dauerte nur einen kurzen Moment lang, bis ich mich schlagartig aus meiner Verblüffung erholt hatte. Ich wußte, was ich zu tun hatte!
Meine Vorbereitungen liefen perfekt. Jake würde sein weißes Wunder erleben! Weihnachtsmorgen konnte kommen!
Am Abend klärte sich auch das Geheimnis um die verschwundenen Bananen auf. Unsere Hauswirtin hatte den Karton in den Kühlraum gestellt, als Tracy gerade in der Kirche nach dem rechten gesehen hatte, damit sie nicht verdarben. Man hätte drauf kommen können! Aber Tracy war viel zu aufgeregt gewesen, zumal er fast drei Tage nicht hätte einkaufen können, ich hatte meine eigenen Probleme gehabt, um mich damit auseinandersetzen zu können, und Jake… Vermutlich war er viel zu sehr damit eingebunden gewesen, sich auf den Mißerfolg seines Schenkers zu freuen. Und genau da machte ich ihm jetzt einen Strich durch die Rechnung! Ich freute mich schon sehr auf den nächsten Tag!
Weihnachtsmorgen. Wie abgemacht hatten wir die Geschenke am Vorabend im Gemeinschaftsraum beim Weihnachtsbaum drapiert. In meinem Fall hieß das, daß ich wartete, bis Tracy und Jake fertig waren und sich zur Nachtruhe begaben, und dann mit der Vorbereitung meiner Überraschung loslegte. Meine Freunde schliefen längst, als ich fertig war. Danach wurde die Tür geschlossen bis zum Weihnachtsmorgen. Bis jetzt!
Wir trafen uns morgens vor unseren Zimmern, wie abgemacht. Tracy hatte früh schon eine Kontrollrunde bei der Kirche absolviert. Seit die Bananen wieder aufgetaucht waren, war er wieder die Gorillaruhe selbst.
Wir hatten abgemacht, daß wir uns in unseren Schlafanzügen auf dem Flur treffen wollten. Das gehörte einfach zu Weihnachten dazu! Nachdem Tracy sich also rasch standesgemäß eingekleidet hatte, schlichen wir auf leisen Sohlen die Treppe herunter, als könnten wir den Weihnachtsmann auf frischer Tat ertappen und blieben vor der Tür zum Gemeinschaftsraum stehen.
Bevor meine Freunde aber den Raum stürmen konnten, hielt ich sie auf. Ich hatte vorher eine Verkündigung zu machen! Und zwar, daß Jake schon beim Öffnen der Tür sein Weihnachtsgeschenk von mir erhalten würde!
Das Erstaunen im Gesicht meines besten Freundes zu sehen war schon jetzt Lohn genug. Ihm gebührte also auch die Ehre, die Tür zu öffnen, was er auch gleich vorsichtig und deutlich neugierig tat.
Als wir eintraten, erwartete uns eine weiße Schneelandschaft. Der Boden, der Baum, selbst die Möbel wirkten, als wären sie im Schnee versunken. Und Jake? Ich genoß es, ihn so völlig sprachlos zu erleben.
Wie in Trance ging er mit großen Augen in den Raum und sah sich um. Die Überraschung konkurrierte mit der Faszination in seinem Gesicht. Das „Wie… Wie…?“-Gestammel erinnerte mich latent an Tracy vom Vortag – der sich im übrigen auch überwältigt umsah. Als Jake begriff, wie ich den Effekt bewerkstelligt hatte, kam die erstaunte Frage, die ich schon erwartet hatte: „Wo hast du die ganzen Federn her?“
Ich konnte ein triumphales Schmunzeln nicht zurückhalten und antwortete so knapp wie präzise: „Aus sieben Pensionszimmern.“
Jake lachte ungläubig auf. Als er mir aber unterstellte, ob ich aus den ganzen Zimmern die Federkissen geklaut hätte, mußte ich etwas richtig stellen. Unsere Hauswirtin hatte ich nämlich in meinen Plan eingeweiht, und sie hatte mir geholfen, alles herzurichten. Tja, wenn GB nicht Harry Potter ist, dann ist unsere gute Gastgeberin wohl aber Hermione Granger!
Wir setzten uns also in dem Schneegestöber zusammen, und es war ein eigentümliches, beinahe verwunschenes Flair. Weihnachten in Australien im Schnee, wenn auch nur in unserem Gemeinschaftsraum. Jake war glücklich, ich war mehr als zufrieden, und Tracy freute sich wie ein kleiner Gorilla zu Weihnachten.
Jetzt mußten nur noch die anderen Geschenke verteilt werden. Für meins war Tracy zuständig gewesen. Und er hatte sich von meiner Liste die Roxette-CD-Sondercollection ausgesucht. Das war ein wunderbares Geschenk, das mich für meine Mühen entschädigte. Tracy bekam von Jake eine exklusive Deep Space Nine-DVD-Box, über die er sich ebenfalls sehr freute. Ich bin mir sicher, Bananen standen auch als Option auf seiner Liste; nachdem seine eigenen wieder aufgetaucht waren, freute er sich über dieses Geschenk aber um so mehr.
Und so feierten wir weiße Weihnachten in Australien, bis wir ein paar Tage später nach einem exzellenten Missionserfolg nach Hause zurückkehrten.