Amalias Welt und die jungen Wilden- Teil 4
von mexicanrose
Kurzbeschreibung
Amalia ist eine kluge und witzige Landschildkröte, nur leider nicht unbedingt die Mutigste. Sie lebt in der Sonora-Wüste nahe der mexikanischen Grenze, wo sie sich jeden Tag neuen Gefahren stellen muss. Dabei lernt sie viele neue Freunde kennen. Sei dabei wenn ihre spannenden Abenteuer beginnen!
GeschichteAbenteuer, Freundschaft / P6 / Gen
20.01.2019
20.01.2019
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3.375
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20.01.2019
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Die Luft war schwer, stickig und doch voller berauschender Düfte. Warmer, milder Ostwind wehte durch die nächtliche Sonora-Wüste.
Hell zuckende Blitze, die in einer unübertrefflichen Schnelligkeit auftauchten, wechselten sich am tiefschwarzen Nachthimmel ab.
Plötzlich ein lautes Krachen und Grollen das in der Ferne zu hören war. Der Wind frischte auf und wirbelte feinen Sand durch die trockene Luft.
Dazwischen die Stille, doch jene war nur eine Atempause der Natur. Bald würde ein heftiger Sturm diese Region erreichen, und die trockene Wüste in ein Schlammbad verwandeln.
Extreme Regenfälle waren in der Sonora Wüste keine besondere Seltenheit.
Der nächste Donner grollte bedrohlich und versetzte alle Tiere in höchste Alarmbereitschaft.
Aufgeregt rannten sie durch durcheinander, kletterten auf Bäume, klammerten sich an Sträucher oder buddelten sich in die Erde ein. Ein übermächtiger Drang, sich in Sicherheit zu bringen, zwang jedes noch so kleines Wesen umher. Doch nicht jeder würde ein sicheres Plätzchen finden.
Amalia und ihre Freunde hielten sich zu dieser Zeit an ihrem Lieblingsort auf, dem Chikka-Felsen. Er bot ihnen sicheren Schutz bei jedem Wetter und außerdem wussten die Gefährten, dass sie sich immer wieder dort zusammen finden konnten, sollten sie sich aus den Augen verlieren.
Das Gewitter wandelte sich zu einem gefährlichen Sturm aus und viele Tiere gerieten dabei in größte Not.
Hugo verbarg sich liegend unter einem Felsen und lugte nur noch mit den Augen nach draußen. Sein Blick war verstört, denn er musste mitansehen, wie ein kleiner Präriehund um sein Leben rannte, nun sah er auch die Mutter des Kleinen und schöpfte Hoffnung. Sie war sehr flink und sprang mit zwei großen Sätzen auf ihr Junges zu.
Und schnapp! Hatte sie es. Der kleine Kerl zappelte zwar noch ein bisschen, beruhigte sich aber sogleich.
Hugo freute sich sehr und hoffte, das es den beiden gelingen würde sich in Sicherheit zu bringen. Die Mutter des kleinen Wilden versuchte mit aller Kraft, gegen den starken Wind anzukämpfen.
Konnte sie es schaffen? Mit eisernem Willen trieb sie sich selbst an, um ihren Nachwuchs zu beschützen.
Hugo beobachtete sie aufmerksam, er würde im letzten Moment eingreifen, falls die Hundemutter ihren Kleinen nicht alleine retten könnte. Sie sollte nicht den Eindruck gewinnen, das Hugo in diesem schwierigen Moment eine weitere Gefahr für sie darstellte, notfalls würde sie für ihr Jungtier kämpfen, um es zu verteidigen.
Hugo wusste dies und hielt sich zurück.
Der Sturm legte noch einmal richtig zu und fegte über das ausgetrocknete Tal, dabei prasselte warmer Regen auf sie hinunter. Der starke Ostwind peitschte auf die beiden Präriehunde erbarmungslos ein und fegte sie plötzlich zur Seite. Der kleine Welpe riss verschreckt die Augen auf, seine Mutter hielt ihn jetzt noch fester. Niemals würde sie ihren Kleinen loslassen und aufgeben, sie hielt sich mit ihren Krallen an einem großen Stein fest und wartete, bis die starke Windböe vorüber war, nun rollte sie sich mit ihrem Jungen fest ein und ließ sich los, dabei wurden die Beiden in das nächstliegende Gebüsch geschleudert.
Auf einmal konnte Hugo sie nicht mehr sehen. Panisch rannte er los, auch er hatte mit diesem starken Regensturm zu kämpfen, er musste wissen, ob es den Zweien gut geht.
Er konnte sie nicht finden, seine leicht zugekniffenen Augen suchten den Boden ab, doch nichts war zu sehen. Vielleicht wurden sie weiter weg getrieben, oder ein unterirdisches Versteck bot ihnen Unterschlupf. Er schaute angestrengt in die nächstliegende Umgebung, doch so sehr er sich auch anstrengte er konnte sie nicht entdecken.
Traurig wandte er sich um, und lief enttäuscht in seinen Unterschlupf zurück.
Immer wieder versuchte er nach ihnen Ausschau zu halten, doch vergebens, sie blieben verschwunden.
Der Regen wurde kräftiger und der Sturm weniger, aber damit stieg auch die Gefahr der Überflutung im Tal. Das bedeutete, das vielen Tieren, der Weg zu ihrem zu Hause abgeschnitten war.
Hugo war froh,in der Nähe seiner Freunde zu sein und beschloss sofort wenn der Regen nachlässt, nach ihnen zu sehen. So wartete er geduldig in seinem Versteck.
Lotte und Levi hatten es geschafft, sie wurden durch den starken Sturm in ein Loch geschleudert.
Lotte hatte vor zwei Monaten drei Jungtiere geboren, Levi, Lui und Lenny. Alle drei erblickten gesund und munter das Licht der Welt, die Kleinen forderten ihre ganze Aufmerksamkeit, das konnte manchmal richtig anstrengend werden. Ständig brauchten sie Nahrung und viel Zuwendung, denn ihre Wildheit kannte keine Grenzen.
Lotte liebte ihre Jungen sehr und hatte sich vorgenommen, ihre drei Nachkömmlinge für das kommende Leben gut vorzubereiten. Für Lotte war dies, das Wichtigste denn irgendwann würde sie nicht mehr da sein.
Levi war eher ängstlich, Lui sehr aufbrausend und Lenny war eine mutige Sportskanone. Doch zu dritt konnten sie eine alleinerziehende Präriehund Mutter zum Wahnsinn treiben.
Levi klapperte mit seinen kleinen Nagezähnchen, er zitterte stark und gab piepsende Laute von sich. Lotte drückte ihn fest an sich und kuschelte mit ihrem Maul seine winzigen Ohren, dabei flüsterte sie ganz leise „Ruhig mein Liebling, es wird alles gut, wir sind jetzt in Sicherheit.“
Levi reagierte direkt auf ihre vertraute Stimme und entspannte sich sofort. Nun schlug er seine fest verschlossenen Augen auf und blinzelte seine Mutter neugierig an. „Wo sind wir Mama? Hier ist es so dunkel und kalt“, wimmerte er verwirrt.
„Wir hatten großes Glück, eine Höhle zu finden, die uns sicheren Schutz bietet. Ein bisschen müssen wir noch abwarten, bevor wir nach deinen Geschwistern schauen, mein Schatz. Zum Glück ist Lenny bei Lui, er wird schon auf ihn achten“ antwortete sie liebevoll.
„Was war überhaupt der Auslöser für deine Flucht? Warum bist du bei diesem Wetter abgehauen?“ fragte sie besorgt.
„Na Ja, Lui und ich haben mal wieder gestritten, er hat mich gehänselt, ich sei ein Angsthase und würde mich nie trauen alleine bei Sturm und Regen raus zugehen.“
„Und da hast du dir gedacht dem beweise ich das jetzt mal, oder?“ fragte sie im strengen Ton.
Levi senkte den Blick und schämte sich furchtbar, denn er wusste das er mit seinem waghalsigen Tun, nicht nur sich in Gefahr gebracht hatte. Er sagte „ Es tut mir wirklich sehr leid Mama, ich habe nur an meinen Stolz gedacht, ich verspreche dir es wird nicht nochmal passieren.“
Lotte lächelte verschmitzt und dachte, bin mal gespannt wie lange das anhält, dabei drückte sie ihren kleinen Ausreißer ganz fest an sich und schloss ihre Augen. Sie wusste genau das Lui seinen Bruder schon oft geärgert hatte, doch das es soweit kommen würde, das einer ihrer Kinder weglief, war eindeutig zu viel. Diese Unruhe musste aufhören zwischen den beiden.
Lenny war schon immer der besonnenste von den dreien gewesen und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte sogar noch ein Auge auf die zwei Streithähne, wenn sich ihre Mutter auf Nahrungssuche befand. Lotte nahm sich fest vor, ein ernstes Wörtchen mit Lui und Levi zu sprechen.
Der Regen hatte endlich nachgelassen und Hugo lief zu Amalias Schlafplatz, doch der schien leer. Er überlegte kurz und machte sich auf den Weg zu Billy, diese schlummerte in ihrem Versteck warm und trocken.
Hugo stand unten und jaulte laut auf, mit Erfolg, Billy streckte den Kopf heraus und rief „ Hallo Hugo, was ist denn los?“ Hugo erwiderte „ich wollte nur mal nach dir und Amalia sehen, aber ich kann unsere Freundin nicht finden, sie ist nicht an ihrem Platz und ich mache mir große Sorgen! Meinst du nicht wir sollten sie suchen Billy?“ „Okay, ich komme hinunter“, zischelte sie aufgewühlt.
Billy glitt vom Felsplateau hinab und schaute Hugo direkt in die Augen. „Wo hast du denn schon überall gesucht?“, fragte sie. „Nur an ihrem Schlafplatz, wo sie normalerweise immer anzutreffen ist, aber sie war nicht dort“, antwortete er.
„Nun ja Hugo, es gab einen heftigen Sturm und dazu Starkregen, sie wird sich irgendwo eingebuddelt haben, das macht sie schon ab und zu. Sie wird schon wieder auftauchen“, erklärte Billy.
„ Also warten wir, oder suchen wir sie jetzt?“ stotterte Hugo ungeduldig.
„Wir warten“ zischte sie beunruhigt und schaute sich verzweifelt um.
Nach einer Weile,in der sich Hugo hingelegt hatte und Billy forschend beobachtete, zischelte sie „ ich glaube, ich halte diese Warterei nicht länger aus, wir müssen schauen wo sie steckt, wir haben uns geschworen auf einander aufzupassen!“
„Endlich Billy, ich habe schon gedacht, du würdest nie losziehen und Amalia suchen“, gab Hugo erleichtert zurück.
„Komm wir teilen uns auf, ich gehe nach Süden in Richtung des National Parks und du nach Norden“, sprach Hugo.
„Gut, im Norden kenne ich mich besser aus, in vier Stunden treffen wir uns wieder hier, viel Glück mein Lieber“ rief Billy ihm zu.
Als Hugo in Richtung des Saguaro Nationalparks lief, musste er an der Stelle vorbei, wo er die Präriehunde zum letzten mal gesehen hatte. Dort besiedelten viele große Büsche die Ebene und der Boden flachte leicht ab, hier würde sich in wenigen Minuten das Regenwasser schnell ansammeln. Noch konnte man den Boden erkennen, denn einige kleine Eingänge von Höhlen hatte ein anderes Tier hier hinterlassen. Sollte das Wasser aber schnell ansteigen, würden die unterirdischen Bauten überschwemmt werden, und damit zu Gefahr der darin lebenden Tiere.
Hugo hatte plötzlich ein sehr ungutes Gefühl, er dachte an die Mutter des Präriehund Welpen, wie schnell sie verschwinden konnten, aber auch an Amalia, die sich oft einbuddelte. Vielleicht hatten sie sich in diesen unterirdischen Gängen versteckt und das würde ihnen jetzt zum Verhängnis. Er suchte nun eilig die vielen vor ihm liegenden Löcher ab, dabei schnüffelte er kurz hinein, um eine Spur der vermissten Amalia aufzunehmen.
Das Regenwasser stieg unterdessen gefährlich an und viele Gänge waren schon überflutet.
Doch plötzlich vernahm er einen unbekannten Geruch, eine Fährte. Er fing wild an zu graben und überschlug sich fast dabei, der Geruch wurde so intensiv, das er die Gewissheit hatte, dieses Tier würde noch leben, das sich dort drinnen befand.
Amalia war es nicht.
Wer aber saß in der Falle?
Hugo buddelte mit aller Kraft und höchster Konzentration immer tiefer in das Labyrinth hinein. Seine hoch sensible Nase verriet ihm, das er bald am Ziel war und tatsächlich, zwei große verschreckte Augen eines Präriehundes starrten ihn an. Das Tier hatte zudem einen kleinen Welpen fest an sich gepresst. Der Welpe hatte sein Köpfchen auf die andere Seite gedreht, doch die ängstlichen Laute, die er von sich gab, ließen die Mutter auf Abwehr gehen. Wo sollte sie hin, sie saß in der Falle, es gab keinen Ausweg.
Lotte fauchte gefährlich, dabei konnte man für einen kurzen Moment ihre spitzen Nagezähne sehen. Sie spürte die Bedrohung versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Hugo bekam keine Angst, aber er hatte sich ein wenig erschreckt. Er machte einen Rückzieher und rief dabei „Kommt schnell hier raus, gleich ist die Höhle mit Wasser gefüllt und ihr werdet ertrinken! Bitte, ich tue euch nichts!“
Lotte horchte auf, sie überlegte kurz und schrie „Hau ab, dann kommen wir vielleicht hinaus! Denn ich weiß nicht ob wir dir trauen können!“
„Ich bin Hugo und verspreche, euch nichts zu tun, aber bitte kommt schnell heraus “ antwortete er ganz ruhig.
Lotte hatte keine Wahl, sie wusste das er Recht hatte, sonst würden sie elendig ertrinken.
Es widerstrebte ihr sehr auf ihn zu hören, aber in diesem Fall musste sie es tun, um sich und ihr Jungen zu retten.
„Also gut, wir kommen jetzt raus, könntest du bitte auf Abstand gehen, so dass ich dich gut sehen kann?“ fragte sie mutig.
„Ja, das werde ich tun, der Weg ist frei“ gab er zurück.
Lotte zögerte noch eine Minute, doch dann kroch sie vorsichtig zum Ausgang, hochkonzentriert und mit neugierigen Blick, betrat sie nun die Oberfläche.
Ihr Herz raste vor Aufregung und es schoss ihr durch den Kopf, jetzt nur keinen Fehler zu machen. Zum Glück blieb Levi ganz ruhig in ihrem Arm liegen.
Hugo war im ersten Moment nicht zu sehen, dann erblickte sie ihn weit Abseits in liegender Position. Er lag ganz friedlich, auf dem nassen, klebrigen Sand und wartete auf sie.
Sie schaute in seine großen, gelben Augen, zögerte einen Augenblick und sprach ihn dann direkt an.
„ Warum hast du das für uns getan? Wir sind normalerweise Feinde, mein Jungtier und ich wären ein ideales Mittagessen für dich.“
„Ja ich weiß, aber ich hatte euch zwei heute morgen schon beobachtet, als du versucht hast deinen Kleinen zu retten. Es hat mir leid getan, dich so in Schwierigkeiten zu sehen. Du machst das ganz großartig“, sagte Hugo freundlich.
„Was meinst du mit großartig?“ fragte sie verblüfft. „Na wie du um dein Junges kämpfst, und dich nicht unterkriegen lässt“ antwortete er anerkennend.
„Das würde doch jede Mutter für ihren Nachwuchs tun, oder?“ gab sie keck zurück.
„Also, vielen Dank für deine Rettung, trotzdem hast du mir meine Frage noch nicht beantwortet, warum hast du uns verschont?“ fragte sie energisch.
„Also eigentlich, habe ich nach meiner Freundin Amalia gesucht, sie ist eine Landschildkröte. Wir mögen uns sehr und geben auf einander Acht, aber vor kurzer Zeit ist sie war verschwunden“ antwortete Hugo besorgt.
„So, du hast eine Freundschaft mit einer Schildkröte und lässt dir ein exzellentes Mahl durch die Lappen gehen, was ist denn los mit dir?“ fragte sie überrascht.
„ Ich habe nicht nur eine Freundschaft mit einer Landschildkröte, die übrigens furchtbar nett ist, sondern auch mit einer liebenswerten Klapperschlange!“ rief er stolz aus.
„Na es wird ja immer besser, flunkerst du da nicht ein wenig Hugo, ich darf dich doch so nennen, oder?“grinste sie ihn an.
„Du darfst mich sehr gerne Hugo nennen, wenn du mir auch deinen Namen verrätst?“ säuselte er mit einem schelmischen Lächeln zurück.
Oh, das war Lotte peinlich, sie hatte sich noch nicht einmal vorgestellt, obwohl dieser Wolf ihnen das Leben gerettet hatte.
„Ach, das tut mir leid, das habe ich in dieser Aufregung ganz vergessen. Ich heiße Lotte und mein Kleiner hier ist Levi“ antwortete sie beschämt.
Beide schauten sich eine Zeit lang an, aber schwiegen, nur Levi wurde jetzt aktiv und fing an zu gähnen. Er schnappte gierig nach Luft und zappelte unruhig in Lottes Arm.
Levi war völlig übermüdet und ausgehungert nach diesem gefährlichen Abenteuer. Er wollte nur noch in sein eigenes Zuhause und eine große Portion Heuschrecken verspeisen. Aber jetzt unterhielt sich seine Mutter, auch noch mit diesem riesigen zotteligen Tier, das nach nassem Hund stank. Deshalb fing er laut an zu singen, er prustete mit schriller Stimme sein unbekanntes Liedchen heraus, und ließ sich nicht dabei stören, als seine Mutter ihn mit einem strengen Blick zurückwies.
Levi interessierte das wenig, er wollte nach Hause.
Doch in diesem Augenblick, hörte man noch eine andere Stimme. „Hallo ihr drei, gibt`s hier eine wilde Party?“
Hugo sprang sofort auf und sah hinter sich und wirklich, dort stand seine Freundin Amalia. Sie lächelte und freute sich Hugo und die anderen zu sehen.
Lotte war sprachlos, sie schluckte und konnte es kaum fassen, Hugo hatte nicht gelogen, offensichtlich war er mit dieser Schildkröte befreundet.
Hugo rief freudig aus „ Ach Amalia, da bist du ja wieder, Billy und ich haben schon nach dir gesucht, wir haben uns Sorgen gemacht.“ „Hugo mein Freund, ich musste ein sicheres Plätzchen für meine Nachkommen finden, dabei habe ich wohl die Zeit vergessen. Aber wo ist Billy? Ich dachte sie ist bei dir?“ fragte sie.
„ Nein, sie wollte auch nach dir suchen und ist in Richtung Norden unterwegs, aber sie wird bald wieder zurück sein, wir haben uns wie immer am Chikka-Felsen verabredet“ antwortete er glücklich.
„Und wer ist diese nette Dame mit ihrem Nachwuchs hier?“ wollte Amalia nun wissen.
„Ich bin Lotte, das ist Levi , angenehm“ antwortete Lotte schnell.
Hugo staunte nicht schlecht, wie höflich sie doch sein konnte, er hatte den Eindruck, das Amalias Auftritt einiges zwischen ihnen verändert hatte.
Amalia lachte und rief „ Dein Kleiner hat eine schöne kräftige Stimme, ihm scheint es bei uns zu gefallen!“
Lotte schämte sich, für einen kurzen Moment fehlten ihr die Worte, doch dann schaute sie Amalia und Hugo fest in die Augen und meinte „ Levi wird sehr übermüdet und hungrig sein, ich glaube wir sollten uns jetzt verabschieden.“
„Aber meine Liebe, ich wollte sie nicht beleidigen, ich finde es geradezu erfrischend einen kleinen Präriehund singen zu hören!“ rief Amalia plötzlich.
„Wissen sie, ich werde auch bald wieder Nachwuchs bekommen, doch meine Kinder werden nicht bei mir aufwachsen, das liegt nicht in unserer Natur und deshalb finde ich es wunderbar, sie mit ihrem Jungen so innig zu sehen“ sagte Amalia freundlich.
Lotte blickte sie an und war gerührt von Amalias Worten, so hatte sie es noch nie betrachtet. Oft fühlte sie sich müde und überfordert, da sie alles alleine schaffen musste, obwohl sie eigentlich viele Freunde hatte und zusammen mit den anderen Präriehunden lebte.
Amalia war ihr auf einmal sehr sympathisch und nun konnte sie auch Hugo gut verstehen, warum er mit ihr befreundet war.
„Bleib doch noch ein bisschen bei uns, und erzähle uns etwas von dir und deiner Familie“ sagte Amalia zu Lotte.
„Gerne, aber ich muss unbedingt nach Hause, dort warten noch zwei hungrige Mäuler auf mich. Aber wir könnten uns bald wieder treffen und ich lerne eure Freundin Billy kennen, das würde mich sehr freuen!“ erwiderte Lotte fröhlich.
Mit einer schnellen Bewegung drehte sie sich und flitze los.
„Ups, Lotte war jetzt aber schnell weg“, stutze Hugo. „Hatte sie etwa Angst vor uns?“
fragte er Amalia.
„Das glaube ich nicht, dann hätte sie nicht vorgeschlagen uns noch einmal zu treffen, warten wir ab, ob sie neugierig genug ist“ antwortete Amalia nachdenklich.
Lotte rannte so schnell sie konnte in ihren eigenen Bau zurück, um nach ihren anderen zwei Jungen zu sehen. Tief unter der Erde lag ein perfekt ausgebautes Labyrinth, mit zahllosen Gängen und Nischen. Dieses Zuhause würde nicht so schnell vom Wasser erfasst, da es mit verschiedensten Abläufen in alle möglichen Richtungen ausgestattet war. Dieser geräumige Erdbau bot hervorragenden Schutz, gegen ungebetene Gäste.
Als Lotte schließlich das Innere erreicht hatte hörte sie nichts, es herrschte völlige Stille und sie hielt kurz an um zu horchen. Nur Levi schnaufte genüsslich vor sich hin, da er durch das Schaukeln in Mamas Arm eingeschlafen war.
Leise trippelte sie weiter und vernahm Lui`s klagende Stimme „ Ach, wenn doch nur Mama endlich käme, mir hängt der Magen schon auf den Pfoten, ich bin so schrecklich hungrig Lenny.“
Lenny antwortete „ Jetzt jammere nicht so herum, ich habe auch Hunger, sie wird schon bald wieder kommen, dann hat sie bestimmt etwas Leckeres für uns dabei.“ „ Ja meinst du, Heuschrecken oder leckere Mondschnecken, die knuspern immer so schön.“
Im selben Augenblick hatte Lotte es geschafft, sie war wieder bei ihren Jungs.
Freudig wurde sie begrüßt. Lui und Lenny umarmten sie überschwänglich mit lachenden Gesichtern und schienen sehr froh zu sein, dass ihre Mutter wieder bei
ihnen war. Auch Levi wachte auf und lachte fröhlich mit. Er kletterte von Mamas Arm und gesellte sich zu seinen Brüdern. Einer von ihnen schrie nun laut „Mama hast du etwas zu essen für uns?“ „Ja, ja Lui ich habe noch eine kleine Reserve in unserem Versteck, das sollte für heute reichen, doch vorher möchte ich noch etwas mit dir besprechen“ sagte sie mit strenger Stimme.
„Wieso, was gibt es denn so wichtiges?“ fragte Lui sofort.
„Also mein lieber Schatz, ab heute möchte ich nicht mehr hören, das du deinen Bruder Levi noch einmal ärgerst und als Angsthase schimpfst, so dass er sich damit in Gefahr bringt. Er wollte dir beweisen das er kein Angsthase ist und ist deshalb weggelaufen, er hatte sehr viel Glück, ich konnte ihn gerade noch retten“.
Lui hatte seinen Kopf gesenkt und brachte kein Wort heraus, er wusste genau was er getan hatte und schämte sich fürchterlich.
Lotte hob sein Köpfchen an und schaute ihm fest in die Augen. Dann sagte sie mit sanfter Stimme „ bitte überlege dir beim nächsten Mal genau was du zu deinem Bruder sagst, wenn es mal wieder Streitigkeiten gibt, denn ich habe nur euch drei und ich möchte keinen von euch verlieren“.
Lui schluckte, dann schlug er beide Augen zu und erwiderte „ Ich hab dich lieb Mama, ich werde ab jetzt besser aufpassen, was ich sage.“
Lotte nahm ihren Lui in den Arm und schmuste seine kleinen Ohren, was er besonders liebte. In dieser Nacht schliefen die drei Geschwister sehr erschöpft und tief ein, nur Lotte konnte nicht gut einschlafen, denn ihre Gedanken waren bei Hugo.
Hell zuckende Blitze, die in einer unübertrefflichen Schnelligkeit auftauchten, wechselten sich am tiefschwarzen Nachthimmel ab.
Plötzlich ein lautes Krachen und Grollen das in der Ferne zu hören war. Der Wind frischte auf und wirbelte feinen Sand durch die trockene Luft.
Dazwischen die Stille, doch jene war nur eine Atempause der Natur. Bald würde ein heftiger Sturm diese Region erreichen, und die trockene Wüste in ein Schlammbad verwandeln.
Extreme Regenfälle waren in der Sonora Wüste keine besondere Seltenheit.
Der nächste Donner grollte bedrohlich und versetzte alle Tiere in höchste Alarmbereitschaft.
Aufgeregt rannten sie durch durcheinander, kletterten auf Bäume, klammerten sich an Sträucher oder buddelten sich in die Erde ein. Ein übermächtiger Drang, sich in Sicherheit zu bringen, zwang jedes noch so kleines Wesen umher. Doch nicht jeder würde ein sicheres Plätzchen finden.
Amalia und ihre Freunde hielten sich zu dieser Zeit an ihrem Lieblingsort auf, dem Chikka-Felsen. Er bot ihnen sicheren Schutz bei jedem Wetter und außerdem wussten die Gefährten, dass sie sich immer wieder dort zusammen finden konnten, sollten sie sich aus den Augen verlieren.
Das Gewitter wandelte sich zu einem gefährlichen Sturm aus und viele Tiere gerieten dabei in größte Not.
Hugo verbarg sich liegend unter einem Felsen und lugte nur noch mit den Augen nach draußen. Sein Blick war verstört, denn er musste mitansehen, wie ein kleiner Präriehund um sein Leben rannte, nun sah er auch die Mutter des Kleinen und schöpfte Hoffnung. Sie war sehr flink und sprang mit zwei großen Sätzen auf ihr Junges zu.
Und schnapp! Hatte sie es. Der kleine Kerl zappelte zwar noch ein bisschen, beruhigte sich aber sogleich.
Hugo freute sich sehr und hoffte, das es den beiden gelingen würde sich in Sicherheit zu bringen. Die Mutter des kleinen Wilden versuchte mit aller Kraft, gegen den starken Wind anzukämpfen.
Konnte sie es schaffen? Mit eisernem Willen trieb sie sich selbst an, um ihren Nachwuchs zu beschützen.
Hugo beobachtete sie aufmerksam, er würde im letzten Moment eingreifen, falls die Hundemutter ihren Kleinen nicht alleine retten könnte. Sie sollte nicht den Eindruck gewinnen, das Hugo in diesem schwierigen Moment eine weitere Gefahr für sie darstellte, notfalls würde sie für ihr Jungtier kämpfen, um es zu verteidigen.
Hugo wusste dies und hielt sich zurück.
Der Sturm legte noch einmal richtig zu und fegte über das ausgetrocknete Tal, dabei prasselte warmer Regen auf sie hinunter. Der starke Ostwind peitschte auf die beiden Präriehunde erbarmungslos ein und fegte sie plötzlich zur Seite. Der kleine Welpe riss verschreckt die Augen auf, seine Mutter hielt ihn jetzt noch fester. Niemals würde sie ihren Kleinen loslassen und aufgeben, sie hielt sich mit ihren Krallen an einem großen Stein fest und wartete, bis die starke Windböe vorüber war, nun rollte sie sich mit ihrem Jungen fest ein und ließ sich los, dabei wurden die Beiden in das nächstliegende Gebüsch geschleudert.
Auf einmal konnte Hugo sie nicht mehr sehen. Panisch rannte er los, auch er hatte mit diesem starken Regensturm zu kämpfen, er musste wissen, ob es den Zweien gut geht.
Er konnte sie nicht finden, seine leicht zugekniffenen Augen suchten den Boden ab, doch nichts war zu sehen. Vielleicht wurden sie weiter weg getrieben, oder ein unterirdisches Versteck bot ihnen Unterschlupf. Er schaute angestrengt in die nächstliegende Umgebung, doch so sehr er sich auch anstrengte er konnte sie nicht entdecken.
Traurig wandte er sich um, und lief enttäuscht in seinen Unterschlupf zurück.
Immer wieder versuchte er nach ihnen Ausschau zu halten, doch vergebens, sie blieben verschwunden.
Der Regen wurde kräftiger und der Sturm weniger, aber damit stieg auch die Gefahr der Überflutung im Tal. Das bedeutete, das vielen Tieren, der Weg zu ihrem zu Hause abgeschnitten war.
Hugo war froh,in der Nähe seiner Freunde zu sein und beschloss sofort wenn der Regen nachlässt, nach ihnen zu sehen. So wartete er geduldig in seinem Versteck.
Lotte und Levi hatten es geschafft, sie wurden durch den starken Sturm in ein Loch geschleudert.
Lotte hatte vor zwei Monaten drei Jungtiere geboren, Levi, Lui und Lenny. Alle drei erblickten gesund und munter das Licht der Welt, die Kleinen forderten ihre ganze Aufmerksamkeit, das konnte manchmal richtig anstrengend werden. Ständig brauchten sie Nahrung und viel Zuwendung, denn ihre Wildheit kannte keine Grenzen.
Lotte liebte ihre Jungen sehr und hatte sich vorgenommen, ihre drei Nachkömmlinge für das kommende Leben gut vorzubereiten. Für Lotte war dies, das Wichtigste denn irgendwann würde sie nicht mehr da sein.
Levi war eher ängstlich, Lui sehr aufbrausend und Lenny war eine mutige Sportskanone. Doch zu dritt konnten sie eine alleinerziehende Präriehund Mutter zum Wahnsinn treiben.
Levi klapperte mit seinen kleinen Nagezähnchen, er zitterte stark und gab piepsende Laute von sich. Lotte drückte ihn fest an sich und kuschelte mit ihrem Maul seine winzigen Ohren, dabei flüsterte sie ganz leise „Ruhig mein Liebling, es wird alles gut, wir sind jetzt in Sicherheit.“
Levi reagierte direkt auf ihre vertraute Stimme und entspannte sich sofort. Nun schlug er seine fest verschlossenen Augen auf und blinzelte seine Mutter neugierig an. „Wo sind wir Mama? Hier ist es so dunkel und kalt“, wimmerte er verwirrt.
„Wir hatten großes Glück, eine Höhle zu finden, die uns sicheren Schutz bietet. Ein bisschen müssen wir noch abwarten, bevor wir nach deinen Geschwistern schauen, mein Schatz. Zum Glück ist Lenny bei Lui, er wird schon auf ihn achten“ antwortete sie liebevoll.
„Was war überhaupt der Auslöser für deine Flucht? Warum bist du bei diesem Wetter abgehauen?“ fragte sie besorgt.
„Na Ja, Lui und ich haben mal wieder gestritten, er hat mich gehänselt, ich sei ein Angsthase und würde mich nie trauen alleine bei Sturm und Regen raus zugehen.“
„Und da hast du dir gedacht dem beweise ich das jetzt mal, oder?“ fragte sie im strengen Ton.
Levi senkte den Blick und schämte sich furchtbar, denn er wusste das er mit seinem waghalsigen Tun, nicht nur sich in Gefahr gebracht hatte. Er sagte „ Es tut mir wirklich sehr leid Mama, ich habe nur an meinen Stolz gedacht, ich verspreche dir es wird nicht nochmal passieren.“
Lotte lächelte verschmitzt und dachte, bin mal gespannt wie lange das anhält, dabei drückte sie ihren kleinen Ausreißer ganz fest an sich und schloss ihre Augen. Sie wusste genau das Lui seinen Bruder schon oft geärgert hatte, doch das es soweit kommen würde, das einer ihrer Kinder weglief, war eindeutig zu viel. Diese Unruhe musste aufhören zwischen den beiden.
Lenny war schon immer der besonnenste von den dreien gewesen und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte sogar noch ein Auge auf die zwei Streithähne, wenn sich ihre Mutter auf Nahrungssuche befand. Lotte nahm sich fest vor, ein ernstes Wörtchen mit Lui und Levi zu sprechen.
Der Regen hatte endlich nachgelassen und Hugo lief zu Amalias Schlafplatz, doch der schien leer. Er überlegte kurz und machte sich auf den Weg zu Billy, diese schlummerte in ihrem Versteck warm und trocken.
Hugo stand unten und jaulte laut auf, mit Erfolg, Billy streckte den Kopf heraus und rief „ Hallo Hugo, was ist denn los?“ Hugo erwiderte „ich wollte nur mal nach dir und Amalia sehen, aber ich kann unsere Freundin nicht finden, sie ist nicht an ihrem Platz und ich mache mir große Sorgen! Meinst du nicht wir sollten sie suchen Billy?“ „Okay, ich komme hinunter“, zischelte sie aufgewühlt.
Billy glitt vom Felsplateau hinab und schaute Hugo direkt in die Augen. „Wo hast du denn schon überall gesucht?“, fragte sie. „Nur an ihrem Schlafplatz, wo sie normalerweise immer anzutreffen ist, aber sie war nicht dort“, antwortete er.
„Nun ja Hugo, es gab einen heftigen Sturm und dazu Starkregen, sie wird sich irgendwo eingebuddelt haben, das macht sie schon ab und zu. Sie wird schon wieder auftauchen“, erklärte Billy.
„ Also warten wir, oder suchen wir sie jetzt?“ stotterte Hugo ungeduldig.
„Wir warten“ zischte sie beunruhigt und schaute sich verzweifelt um.
Nach einer Weile,in der sich Hugo hingelegt hatte und Billy forschend beobachtete, zischelte sie „ ich glaube, ich halte diese Warterei nicht länger aus, wir müssen schauen wo sie steckt, wir haben uns geschworen auf einander aufzupassen!“
„Endlich Billy, ich habe schon gedacht, du würdest nie losziehen und Amalia suchen“, gab Hugo erleichtert zurück.
„Komm wir teilen uns auf, ich gehe nach Süden in Richtung des National Parks und du nach Norden“, sprach Hugo.
„Gut, im Norden kenne ich mich besser aus, in vier Stunden treffen wir uns wieder hier, viel Glück mein Lieber“ rief Billy ihm zu.
Als Hugo in Richtung des Saguaro Nationalparks lief, musste er an der Stelle vorbei, wo er die Präriehunde zum letzten mal gesehen hatte. Dort besiedelten viele große Büsche die Ebene und der Boden flachte leicht ab, hier würde sich in wenigen Minuten das Regenwasser schnell ansammeln. Noch konnte man den Boden erkennen, denn einige kleine Eingänge von Höhlen hatte ein anderes Tier hier hinterlassen. Sollte das Wasser aber schnell ansteigen, würden die unterirdischen Bauten überschwemmt werden, und damit zu Gefahr der darin lebenden Tiere.
Hugo hatte plötzlich ein sehr ungutes Gefühl, er dachte an die Mutter des Präriehund Welpen, wie schnell sie verschwinden konnten, aber auch an Amalia, die sich oft einbuddelte. Vielleicht hatten sie sich in diesen unterirdischen Gängen versteckt und das würde ihnen jetzt zum Verhängnis. Er suchte nun eilig die vielen vor ihm liegenden Löcher ab, dabei schnüffelte er kurz hinein, um eine Spur der vermissten Amalia aufzunehmen.
Das Regenwasser stieg unterdessen gefährlich an und viele Gänge waren schon überflutet.
Doch plötzlich vernahm er einen unbekannten Geruch, eine Fährte. Er fing wild an zu graben und überschlug sich fast dabei, der Geruch wurde so intensiv, das er die Gewissheit hatte, dieses Tier würde noch leben, das sich dort drinnen befand.
Amalia war es nicht.
Wer aber saß in der Falle?
Hugo buddelte mit aller Kraft und höchster Konzentration immer tiefer in das Labyrinth hinein. Seine hoch sensible Nase verriet ihm, das er bald am Ziel war und tatsächlich, zwei große verschreckte Augen eines Präriehundes starrten ihn an. Das Tier hatte zudem einen kleinen Welpen fest an sich gepresst. Der Welpe hatte sein Köpfchen auf die andere Seite gedreht, doch die ängstlichen Laute, die er von sich gab, ließen die Mutter auf Abwehr gehen. Wo sollte sie hin, sie saß in der Falle, es gab keinen Ausweg.
Lotte fauchte gefährlich, dabei konnte man für einen kurzen Moment ihre spitzen Nagezähne sehen. Sie spürte die Bedrohung versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen. Hugo bekam keine Angst, aber er hatte sich ein wenig erschreckt. Er machte einen Rückzieher und rief dabei „Kommt schnell hier raus, gleich ist die Höhle mit Wasser gefüllt und ihr werdet ertrinken! Bitte, ich tue euch nichts!“
Lotte horchte auf, sie überlegte kurz und schrie „Hau ab, dann kommen wir vielleicht hinaus! Denn ich weiß nicht ob wir dir trauen können!“
„Ich bin Hugo und verspreche, euch nichts zu tun, aber bitte kommt schnell heraus “ antwortete er ganz ruhig.
Lotte hatte keine Wahl, sie wusste das er Recht hatte, sonst würden sie elendig ertrinken.
Es widerstrebte ihr sehr auf ihn zu hören, aber in diesem Fall musste sie es tun, um sich und ihr Jungen zu retten.
„Also gut, wir kommen jetzt raus, könntest du bitte auf Abstand gehen, so dass ich dich gut sehen kann?“ fragte sie mutig.
„Ja, das werde ich tun, der Weg ist frei“ gab er zurück.
Lotte zögerte noch eine Minute, doch dann kroch sie vorsichtig zum Ausgang, hochkonzentriert und mit neugierigen Blick, betrat sie nun die Oberfläche.
Ihr Herz raste vor Aufregung und es schoss ihr durch den Kopf, jetzt nur keinen Fehler zu machen. Zum Glück blieb Levi ganz ruhig in ihrem Arm liegen.
Hugo war im ersten Moment nicht zu sehen, dann erblickte sie ihn weit Abseits in liegender Position. Er lag ganz friedlich, auf dem nassen, klebrigen Sand und wartete auf sie.
Sie schaute in seine großen, gelben Augen, zögerte einen Augenblick und sprach ihn dann direkt an.
„ Warum hast du das für uns getan? Wir sind normalerweise Feinde, mein Jungtier und ich wären ein ideales Mittagessen für dich.“
„Ja ich weiß, aber ich hatte euch zwei heute morgen schon beobachtet, als du versucht hast deinen Kleinen zu retten. Es hat mir leid getan, dich so in Schwierigkeiten zu sehen. Du machst das ganz großartig“, sagte Hugo freundlich.
„Was meinst du mit großartig?“ fragte sie verblüfft. „Na wie du um dein Junges kämpfst, und dich nicht unterkriegen lässt“ antwortete er anerkennend.
„Das würde doch jede Mutter für ihren Nachwuchs tun, oder?“ gab sie keck zurück.
„Also, vielen Dank für deine Rettung, trotzdem hast du mir meine Frage noch nicht beantwortet, warum hast du uns verschont?“ fragte sie energisch.
„Also eigentlich, habe ich nach meiner Freundin Amalia gesucht, sie ist eine Landschildkröte. Wir mögen uns sehr und geben auf einander Acht, aber vor kurzer Zeit ist sie war verschwunden“ antwortete Hugo besorgt.
„So, du hast eine Freundschaft mit einer Schildkröte und lässt dir ein exzellentes Mahl durch die Lappen gehen, was ist denn los mit dir?“ fragte sie überrascht.
„ Ich habe nicht nur eine Freundschaft mit einer Landschildkröte, die übrigens furchtbar nett ist, sondern auch mit einer liebenswerten Klapperschlange!“ rief er stolz aus.
„Na es wird ja immer besser, flunkerst du da nicht ein wenig Hugo, ich darf dich doch so nennen, oder?“grinste sie ihn an.
„Du darfst mich sehr gerne Hugo nennen, wenn du mir auch deinen Namen verrätst?“ säuselte er mit einem schelmischen Lächeln zurück.
Oh, das war Lotte peinlich, sie hatte sich noch nicht einmal vorgestellt, obwohl dieser Wolf ihnen das Leben gerettet hatte.
„Ach, das tut mir leid, das habe ich in dieser Aufregung ganz vergessen. Ich heiße Lotte und mein Kleiner hier ist Levi“ antwortete sie beschämt.
Beide schauten sich eine Zeit lang an, aber schwiegen, nur Levi wurde jetzt aktiv und fing an zu gähnen. Er schnappte gierig nach Luft und zappelte unruhig in Lottes Arm.
Levi war völlig übermüdet und ausgehungert nach diesem gefährlichen Abenteuer. Er wollte nur noch in sein eigenes Zuhause und eine große Portion Heuschrecken verspeisen. Aber jetzt unterhielt sich seine Mutter, auch noch mit diesem riesigen zotteligen Tier, das nach nassem Hund stank. Deshalb fing er laut an zu singen, er prustete mit schriller Stimme sein unbekanntes Liedchen heraus, und ließ sich nicht dabei stören, als seine Mutter ihn mit einem strengen Blick zurückwies.
Levi interessierte das wenig, er wollte nach Hause.
Doch in diesem Augenblick, hörte man noch eine andere Stimme. „Hallo ihr drei, gibt`s hier eine wilde Party?“
Hugo sprang sofort auf und sah hinter sich und wirklich, dort stand seine Freundin Amalia. Sie lächelte und freute sich Hugo und die anderen zu sehen.
Lotte war sprachlos, sie schluckte und konnte es kaum fassen, Hugo hatte nicht gelogen, offensichtlich war er mit dieser Schildkröte befreundet.
Hugo rief freudig aus „ Ach Amalia, da bist du ja wieder, Billy und ich haben schon nach dir gesucht, wir haben uns Sorgen gemacht.“ „Hugo mein Freund, ich musste ein sicheres Plätzchen für meine Nachkommen finden, dabei habe ich wohl die Zeit vergessen. Aber wo ist Billy? Ich dachte sie ist bei dir?“ fragte sie.
„ Nein, sie wollte auch nach dir suchen und ist in Richtung Norden unterwegs, aber sie wird bald wieder zurück sein, wir haben uns wie immer am Chikka-Felsen verabredet“ antwortete er glücklich.
„Und wer ist diese nette Dame mit ihrem Nachwuchs hier?“ wollte Amalia nun wissen.
„Ich bin Lotte, das ist Levi , angenehm“ antwortete Lotte schnell.
Hugo staunte nicht schlecht, wie höflich sie doch sein konnte, er hatte den Eindruck, das Amalias Auftritt einiges zwischen ihnen verändert hatte.
Amalia lachte und rief „ Dein Kleiner hat eine schöne kräftige Stimme, ihm scheint es bei uns zu gefallen!“
Lotte schämte sich, für einen kurzen Moment fehlten ihr die Worte, doch dann schaute sie Amalia und Hugo fest in die Augen und meinte „ Levi wird sehr übermüdet und hungrig sein, ich glaube wir sollten uns jetzt verabschieden.“
„Aber meine Liebe, ich wollte sie nicht beleidigen, ich finde es geradezu erfrischend einen kleinen Präriehund singen zu hören!“ rief Amalia plötzlich.
„Wissen sie, ich werde auch bald wieder Nachwuchs bekommen, doch meine Kinder werden nicht bei mir aufwachsen, das liegt nicht in unserer Natur und deshalb finde ich es wunderbar, sie mit ihrem Jungen so innig zu sehen“ sagte Amalia freundlich.
Lotte blickte sie an und war gerührt von Amalias Worten, so hatte sie es noch nie betrachtet. Oft fühlte sie sich müde und überfordert, da sie alles alleine schaffen musste, obwohl sie eigentlich viele Freunde hatte und zusammen mit den anderen Präriehunden lebte.
Amalia war ihr auf einmal sehr sympathisch und nun konnte sie auch Hugo gut verstehen, warum er mit ihr befreundet war.
„Bleib doch noch ein bisschen bei uns, und erzähle uns etwas von dir und deiner Familie“ sagte Amalia zu Lotte.
„Gerne, aber ich muss unbedingt nach Hause, dort warten noch zwei hungrige Mäuler auf mich. Aber wir könnten uns bald wieder treffen und ich lerne eure Freundin Billy kennen, das würde mich sehr freuen!“ erwiderte Lotte fröhlich.
Mit einer schnellen Bewegung drehte sie sich und flitze los.
„Ups, Lotte war jetzt aber schnell weg“, stutze Hugo. „Hatte sie etwa Angst vor uns?“
fragte er Amalia.
„Das glaube ich nicht, dann hätte sie nicht vorgeschlagen uns noch einmal zu treffen, warten wir ab, ob sie neugierig genug ist“ antwortete Amalia nachdenklich.
Lotte rannte so schnell sie konnte in ihren eigenen Bau zurück, um nach ihren anderen zwei Jungen zu sehen. Tief unter der Erde lag ein perfekt ausgebautes Labyrinth, mit zahllosen Gängen und Nischen. Dieses Zuhause würde nicht so schnell vom Wasser erfasst, da es mit verschiedensten Abläufen in alle möglichen Richtungen ausgestattet war. Dieser geräumige Erdbau bot hervorragenden Schutz, gegen ungebetene Gäste.
Als Lotte schließlich das Innere erreicht hatte hörte sie nichts, es herrschte völlige Stille und sie hielt kurz an um zu horchen. Nur Levi schnaufte genüsslich vor sich hin, da er durch das Schaukeln in Mamas Arm eingeschlafen war.
Leise trippelte sie weiter und vernahm Lui`s klagende Stimme „ Ach, wenn doch nur Mama endlich käme, mir hängt der Magen schon auf den Pfoten, ich bin so schrecklich hungrig Lenny.“
Lenny antwortete „ Jetzt jammere nicht so herum, ich habe auch Hunger, sie wird schon bald wieder kommen, dann hat sie bestimmt etwas Leckeres für uns dabei.“ „ Ja meinst du, Heuschrecken oder leckere Mondschnecken, die knuspern immer so schön.“
Im selben Augenblick hatte Lotte es geschafft, sie war wieder bei ihren Jungs.
Freudig wurde sie begrüßt. Lui und Lenny umarmten sie überschwänglich mit lachenden Gesichtern und schienen sehr froh zu sein, dass ihre Mutter wieder bei
ihnen war. Auch Levi wachte auf und lachte fröhlich mit. Er kletterte von Mamas Arm und gesellte sich zu seinen Brüdern. Einer von ihnen schrie nun laut „Mama hast du etwas zu essen für uns?“ „Ja, ja Lui ich habe noch eine kleine Reserve in unserem Versteck, das sollte für heute reichen, doch vorher möchte ich noch etwas mit dir besprechen“ sagte sie mit strenger Stimme.
„Wieso, was gibt es denn so wichtiges?“ fragte Lui sofort.
„Also mein lieber Schatz, ab heute möchte ich nicht mehr hören, das du deinen Bruder Levi noch einmal ärgerst und als Angsthase schimpfst, so dass er sich damit in Gefahr bringt. Er wollte dir beweisen das er kein Angsthase ist und ist deshalb weggelaufen, er hatte sehr viel Glück, ich konnte ihn gerade noch retten“.
Lui hatte seinen Kopf gesenkt und brachte kein Wort heraus, er wusste genau was er getan hatte und schämte sich fürchterlich.
Lotte hob sein Köpfchen an und schaute ihm fest in die Augen. Dann sagte sie mit sanfter Stimme „ bitte überlege dir beim nächsten Mal genau was du zu deinem Bruder sagst, wenn es mal wieder Streitigkeiten gibt, denn ich habe nur euch drei und ich möchte keinen von euch verlieren“.
Lui schluckte, dann schlug er beide Augen zu und erwiderte „ Ich hab dich lieb Mama, ich werde ab jetzt besser aufpassen, was ich sage.“
Lotte nahm ihren Lui in den Arm und schmuste seine kleinen Ohren, was er besonders liebte. In dieser Nacht schliefen die drei Geschwister sehr erschöpft und tief ein, nur Lotte konnte nicht gut einschlafen, denn ihre Gedanken waren bei Hugo.