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Hearts at War

von Remediem
Kurzbeschreibung
OneshotSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Alexios Thaletas
20.01.2019
20.01.2019
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Silbrig fiel das Mondlicht auf den hellen Sand. Das Wasser wirbelte ihn hier und da leicht auf, ließ ihn dunkler werden und zog ihn in die Tiefen des Meeres hinunter, wo kein Licht mehr existierte.
Alexios wusste das bestens. Dass Licht auch seine Grenzen hatte, auch wenn er das nicht zugeben wollte. Vielleicht weil er sich etwas Glauben erlaubte, in einer Welt, die ihn ständig vom Gegenteil überzeugte.
Mit jedem Kultisten den er jagte, wurde der Schatten kleiner, es gab mehr Details, mehr Dinge zu entdecken. Mehr Dinge, die größere Schatten werfen konnten, die ihn drohten zu verschlucken.
Licht und Dunkelheit waren Sachen wie Tag und Nacht. Grundverschieden, aber immer da.
Würde er den Kult jemals gänzlich auslöschen können?
Vielleicht nicht in diesem Leben, aber irgendwann bestimmt. Er hoffte es und dass die Götter mit gütigen Augen auf ihn sahen. Er brauchte jedes Glück, das er bekommen konnte.
Vielleicht hatte er sich deswegen mit Feuereifer der Rebellion auf Mykonos gewidmet. Um etwas den Druck auf seinen Schultern zu vergessen und das zu tun, was sein Leben war. Die Probleme der anderen lösen, wenn auch nicht umsonst.
Und Mykonos hatte viele Probleme. Nicht Podarkes oder die Schlachten die er schlug. Nicht mal Kyra, die so hitzig wie schön war.
Nein. Das waren kleine Dinge, Dinge die er irgendwann vergessen hatte, wie er schon beinahe Kephallenia vergaß, schien es so lange her, dass er von dort aus in die griechische Welt gezogen war.
Manchmal war er dankbar, dass er Barnabas an jenem Tag vor dem Zyklopen gerettet hatte und auch, wenn er nie zur See gefahren war, man ihm geduldig alles beigebracht hatte, was der alte Seebär über die Ägäis wusste, so bot die Adrasteia nur eine größere Reichweite. Ein besseres Angebot von Tod und Verderben, denn je weiter er zum Horizont segelte, je mehr Sorgen plagten ihn.
Von Intrigen und Machtmissbrauch zu Tyrannei und Unterdrückung. Den Kult dabei immer an seiner Seite.
Und jetzt stand er auf Mykonos' Sand und hatte wieder alles in den Knochen, was er zuvor verdrängt hatte.
Er wusste, dass Kyra ein Fest feierte, oder feiern ließ, war sie ja kurz verschwunden, um ihren Pater beizusetzen. Eigentlich hätte Podarkes gar keinen Obolus verdient und er wünschte sich, dass Charon diesen Malakes einfach in den Styx warf, doch war das nicht seine Entscheidung. Kyra sollte tun, was sie für richtig hielt. Und wenn sie nie erfahren hätte, dass Podarkes ihr Vater war, dann hätte es auch nichts an ihr geändert. Sie war gut so wie sie war.
Ikaros zupfte mit dem Schnabel am Stoff seiner Kapuze, wahrscheinlich, weil er schon zu lange auf das offene Meer hinausstarrte, anstatt ihm Beachtung zu schenken.
Beiläufig fuhr Alexios ihm mit dem Handrücken über die gespannte Brust. Ikaros blieb ein stolzes Tier und manchmal fragte er sich, ob die dunklen Augen nicht doch mehr sahen, als sie zu erkennen gaben.
Dennoch gab sich der Vogel damit zufrieden, auch wenn man nicht ganz bei der Sache war.
Er kannte das nicht. Ohne Ziel oder ratlos dastehen und nicht wissen, was zu tun war. Er konnte sich sogar mit Sokrates unterhalten, wenn nicht sogar diskutieren, und da fiel ihm noch jedes Wort ein, auch wenn man ihm wieder die Silbe auf der Zunge verdrehte.
Jetzt starrte er der See entgegen, als hätte Poseidon selbst alle Antworten auf seine Fragen.
"Chaíre", hörte er leise den Sand knirschen.
Die Schritte wurden vom stetigen Seegang verschluckt, er schien sie sogar zu fressen, konnte man sich wirklich schwer an einen Söldner wie Alexios anschleichen.
Vielleicht war er auch nicht ganz beieinander.
Er zuckte mit den Schultern, die Finger kamen am Federkleid des Adlers zum Stillstand, als eine Schulter am Rand seines Sichtfelds auftauchte.
Seine Augen glitten etwas zur Seite, vom Meer ins Gesicht, welches ihn nicht betrachtet, sondern lieber die Wellen beobachtete.
Das braune Haar war kurz, es stand ihm, auch wenn es zum Erscheinungsbild eines Spartiaten gehörte, hier passte es wie die Faust auf's Auge. Er erinnerte sich noch daran, wie er Stentor das erste Mal in Megaris gesehen hatte. Der geflochtene Zierkranz der Haare hatte an ihm etwas arrogantes gehabt, vielleicht aber war Stentor einfach nur eitel.
Thaletas war das nicht. Ganz und gar nicht. Er mochte hart wirken, aber unter der Rüstung schlug ein weiches, gütiges Herz.
Alexios hatte einige Worte mit den Soldaten am Strand gewechselt und selbst seiner Rede beigewohnt. Er konnte gut reden. Jedenfalls, wenn er einen Plan hatte. Hatte er keinen, kräuselte sich sein Nasenrücken, seine Augenbrauen zuckten unschlüssig oder er rieb sich die Daumen.
"Ich dachte immer, dass Söldner keine Feier auslassen. Zumal sie ihm alleine gilt", bemerkte Thaletas nach einer Weile des Schweigens und faltete die Hände hinter dem Rücken.
Die Brust drückte sich dabei hervor, das Kinn erhoben. Er wirkte stets wie ein General, stolz und tapfer. Bereit für Sparta alles zu opfern.
Vielleicht war das der Haken.
"Der Sieg heute", fing Alexios an, "gebürt den Bürgern von Mykonos."
Ikaros gab einen Laut von sich, als er die Federn ausbreitete und wieder davonflog. Manchmal konnte er Stunden auf seinem Arm sitzen, bis er dachte, dass er ihm abfiel. Und dann wieder sah er ihn Tage nur am Himmel kreisen. Zeus persönlich musste in ihn gefahren sein, wenn er so launisch war.
Unentschlossen was er mit seinen Fingern tun sollte, setzte er die linke Hand an den Schwertgriff, meinte er etwas tun zu müssen, was seine Finger beschäftigte. Langsam fuhr er über den Stahl, den Knauf hinunter zum mit Leder umfassten Griff. Abgenutzt und herrlich weich in der Hand.
So einige Kehlen hatte dieses Stück Metall schon zu spüren bekommen und sicher klebte viel Blut daran.
"Ich habe keine auf dem Schlachtfeld gesehen", widersprach der Spartiat zu seiner Linken.
Alexios richtete den Blick wieder auf das Meer vor ihnen. Er überhörte das Rauschen der Wellen und das Knirschen des Sandes beinahe, übertönt von seinem eigenen Herzschlag, den er meinte so gut kontrollieren zu können.
Er wollte gar nicht behaupten, dass er unnahbar war; er war es sicher nicht. Nur meinte er in solchen Dingen abgehärtet zu sein. Dass etwas triviales wie Liebe nicht in sein Leben gehörte, wo jeder Tag der letzte sein könnte. Er hatte genug andere Probleme, da musste sein verfluchtes Herz nicht auch noch eines werden.
"Sie heuern Menschen an, ansonsten wäre ich gar nicht hier."
Es fiel ihm schwer, überhaupt Worte aus seiner Kehle herauszuquetschen, war sie rau und trocken und tat weh beim Atmen, dass er meinte zu ersticken.
Thaletas nickte, langsam und bedächtig, ließ er sich das Argument durch den Kopf gehen, ehe er entschied, was er damit anfangen sollte.
Ein Kopfmensch; das Gegenteil von ihm.
Thaletas dachte immer nach. Selbst im Kampf konnte er in wenigen Augenblicken entscheiden, was er tun musste. Es war Alexios beinahe nicht gelungen, ihn niederzuringen, worauf er sicher stolz war, auch wenn er kurz fürchtete, dass man beleidigt oder gar wütend war.
Der Spartiat war keuchend und schwitzend zu Boden gesunken, ausgestreckt am Boden, während die Sonne irgendwo im Meer versank. Aber er hatte nicht enttäuscht gewirkt, vielleicht sogar ganz zufrieden.
Alexios merkte gar nicht, wie sich ein dunkler Nebel auf seine Wangen legte, während er daran dachte, was an Apollons Geburtsort noch so passiert war. Delos war ein wirklich schöner Platz, nur hatte er keine Augen dafür gehabt.
"Ich hätte viel verpasst, wenn du damals am Strand nicht aufgetaucht wärst", scherzte Thaletas lose herum, neigte den Kopf etwas in die Richtung des Söldners, den sie Adlermann riefen.
Selbst Selene konnte die Röte in seinem Gesicht nicht verbergen, was in keinster Weise störte.
"Wir hätten viel verpasst", nuschelte Alexios mit gesenkten Augen.
Er wollte gar nicht denken was passiert wäre, wenn Kyra und er nur wenige Minuten später an den Strand geritten wären. Ohne Thaletas Männer hätten sie Mykonos niemals befreit, und andere Dinge wären nie passiert.
"Hätten wir."
Alexios dachte darüber nach. Vielleicht hätte er nun keine Bauchschmerzen, wenn er daran dachte, dass er morgen schon wieder die Insel für den nächsten Auftrag verließ. Es wäre nur einer von vielen gewesen.
"Sparta liegt in dieser Richtung."
Alexios hob den Blick bei den neuen Worten.
Wie Thaletas' Augen leuchteten, wann immer er von Lakonien und seiner Heimat sprach. Vielleicht war Thaletas das, was er geworden wäre, wenn die Dinge damals anders verlaufen wären. Ein Polemarch für Spartas Ruhm und Ehre.
"Ich kann beinahe schon die Lieder hören, die sie über uns singen werden."
Der Spartiat schloss die Augen bei dem Gedanken, sicher stellte er es sich vor. Lebhaft und bunt.
Der Söldner hingegen starrte offen wortlos in die ägäische See hinein und hoffte, alles mit Schweigen überbrücken zu können.
"Wir könnten nach Hause."
"Sparta ist nicht mein Zuhause. Nicht mehr", widersprach Alexios diesem Angebot.
Thaletas blieb stumm, zwei Takte, zwei Wellengänge vielleicht.
"Warum?"
Verwundert sah man ihn an.
"Thaletas ...", wollte Alexios mahnend anheben, war es nach wie vor ein unbeliebtes Thema bei ihm.
"Auf Delos sagtest du noch, dass wir nach dem Krieg unsere dunkelsten Geheimnisse teilen wollen. Und statt zu feiern stehst du am Strand herum und starrst in die Wellen hinein."
Der junge Mann neben ihm zuckte auffordernd mit den Augen in seine Richtung. Und Thaletas konnte hartnäckig sein, wenn er etwas wollte.
"Hat der Krieg jemals irgendwann aufgehört?", seufzte Alexios melodramatisch, auch wenn er sicher war, dass er sogar die Wahrheit sprach.
"Dieser hier schon. Für den Augenblick."
Man trampelte im Sand herum, während der Spartiat wie ein Denkmal vor dem Meer stand und den Mond betrachtete, eher er seine Aufmerksamkeit wieder dem Söldner schenkte.
"Alexios."
Mit beiden Händen fasste er ihm an die Schulter, drehte ihn praktisch zu sich um, damit er nicht mehr seine Sandalen in Grund und Boden starrte.
"Was ist los? So kleinlaut kenne ich dich gar nicht."
Die braunen Augen lagen fest auf ihm, wie die Finger, die er meinte bis auf die Haut zu fühlen. Warm und anschmiegsam.
Und es tat ihm weh in dieses Gesicht zu sehen, das seinen Kummer nicht verstand. Das so ahnungslos war, was in der großen Welt vor sich ging und was auch gut so war.
Nur Thaletas von seiner Heimat schwärmen zu hören, schmerzte weiter, je deutlicher Alexios wurde, dass an jeder Ecke der griechischen Welt Gefahr lauerte. Und Thaletas träumte von Ruhm und Ehre für Sparta. Für den Staat, der ihn um sein Leben betrogen hatte. Seines, und das seiner Familie.
"Alexios", wiederholte man sanft, als keine Antwort über die rauen Lippen des Söldners kam.
Thaletas' Finger wanderten höher, zu seinem Gesicht. Strichen ein paar der Strähnen aus dem Sichtfeld, betrachtete ruhig den Mann vor seinen Augen, während er mit dem Daumen sein Kinn anhob.
Alexios brachte es zu einem schwachen Lächeln; wie viel Mühe sich Thaletas gab, ihn zu verstehen.
"Ich bin müde, Thaletas. Das ist alles", wich er behutsam den fragenden Augen aus.
"Es war ein langer Kampf."
Zu seiner Überraschung stimmte man ihm zu, beinahe so, als würde er die Ausrede akzeptieren. Jedenfalls für den Augenblick.
"Wir könnten zurück, irgendwo wird sich sicher noch ein Bett für dich finden. Mykonos' Held sollte ausgeschlafen sein."
Das anfangs schwache Grinsen seiner Mundwinkel wurde breiter. Thaletas wusste sehr wohl, dass er sich seiner Frage entzog, genauso wie er wusste, dass er im Augenblick besser nicht weiterfragte. Sicher würde er es sich behalten, um irgendwann diese Unterhaltung fortzuführen.
"Ich weiß was Besseres", meinte Alexios, fasste mit der Hand die Finger auf seinen Wangen und zog sie ein Stück hinunter.
Die Wangen des Spartiaten wurden beinahe so rot wie das Banner seiner Heimat, als weiche Lippen kurz die Haut trafen.
Sichtlich berührt zog Thaletas seine Hände wieder an sich, auch wenn Alexios bemerkte, wie er sich die Finger rieb.
In solchen Dingen war er wirklich nicht besonders gut, aber er gab sich Mühe und das Herz dazu hatte er alle Mal.
Es dauerte etwas bis sich die lästige und sperrige Rüstung vom Körper schälte und während Thaletas im noch warmen Sand saß und den Kopf in den Nacken legte, stampfte Alexios mit nackten Zehen durch das seichte Wasser. Seine Füße versanken dabei bis zu den Knöcheln im Sand, was das Gehen schwer machte, allerdings brachte Bewegung auch seinen Geist auf den neusten Stand.
Während er so auf und ab lief, sah er manchmal nach Sparta, über das Meer hinweg zur fernen Küste Lakonies. Dann wieder ins Innere der Insel, wo er die Lichter des Festes sehen konnte. Ob Kyra sie vermisste?
Unwiderruflich musste er dabei auch Thaletas betrachten, der vor sich hindöste, aber dennoch in regelmäßigen Abständen die Augen aufmachte um zu sehen, was man so im Wasser trieb.
"Besser?", fragte man ihn als er zum Stehen kam.
Alexios besah das farblose Hemd, das sonst so gut unter der spartanischen Rüstung versteckt war. Thaletas hatte die Hände im Sand vergraben, stützte sich mit den Unterarmen dort ab und sah ihn mit diesen warmen, braunen Augen an.
"Etwas."
Mit großen Schritten kam Alexios aus dem Wasser, fühlte, wie der Sand an seinen Füßen kleben blieb, aber es störte ihn nicht. Nicht jetzt.
"Das machen Söldner also, wenn sie entspannen. Mit nackten Zehen durch Sand laufen."
Etwas Spott lag in seiner Stimme, mild, aber dennoch genug um ihn zu reizen.
"Was machen Spartaner?", entgegnete er monoton.
"Kämpfen."
Thaletas bleckte die Zähne zum Spiel, ein scharfes Lächeln wie eine Einladung.
"Ich dachte es reicht dir, wenn ich einmal dein hübsches Gesicht durch den Dreck ziehe."
Mit einem eher trägen Satz ließ sich auch der Söldner im Sand nieder.
Es war ihm lieber als ein Fest, das Symposium in Athen hatte ihm auch nicht sonderlich zugesagt, auch wenn es ihm einige erheiternde Momente geboten hatte.
"Angst zu verlieren?"
Thaletas beugte sich über ihn, betrachtete die ausgestreckte Gestalt, wie sie die Arme hinter den Kopf schob und in den Himmel blickte.
"Nein!", widersprach Alexios schnell.
So schnell, dass man neben ihm laut auflachte.
"Du überraschst mich immer wieder", bemerkte Thaletas spitz und löste eine Hand aus dem Sand, nur um sie sachte über den Leinenstoff über der fremden Brust fahren zu lassen.
Geräuschvoll atmete Alexios aus.
"Ablenkung. Du brauchst Ablenkung, hm?", murmelte der Spartiat vor sich hin, zupfte am Hemd herum, bis er daruntergriff.
"Vielleicht."
Alexios hatte die Augen geschlossen. Es war keine Lüge gewesen als er sagte, dass er müde war. Er war es sogar sehr.
Und solange kein Ende dieser Odyssee in Sicht war, war ihm jede Art von Ablenkung recht.
"Dann reden wir morgen. Über all deine schmutzigen Geheimnisse. Und wie es weitergeht."
"Weitergeht?", schnappte Alexios doch laut, öffnete die Lider einen Spalt breit und sah Thaletas grimmig lächeln.
"Sparta mag den General haben. Aber ich brauche auch die Aufmerksamkeit eines gewissen Söldners mit Zeus' Adler auf der Schulter."
"Davon gibt es nicht besonders viele", gab Alexios zu bedenken und war froh um die Nacht Bedenkzeit, die man ihm einräumte.
Vielleicht gab es eine Lösung, die beide Seiten auf Dauer zufrieden stellte. Die seines Herzens, und die seiner Pflicht.
Mit einem gezielten Griff an den Hemdkragen, konnte er dieses überhebliche Grinsen nicht länger auf den Lippen sehen, zog er ihn hinunter, bis sein Gesicht über ihm hing.
Der geflochtene Zopf fiel über die Schulter, Alexios drehte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger.
"Davon gibt es einen, um genau zu sein", schnurrte Thaletas rau hinunter, fuhr mit den Fingern der linken Hand über die paar Bartstoppeln auf dem markanten Kinn des Söldners.
Alexios lächelte, auch wenn er wusste, dass es wehtun würde, wenn er Thaletas zurücklassen musste.
Er wollte ihn nicht in Gefahr bringen, auch wenn sich sein Herz bereits nach ihm verzehrte.
"Den Moiren sei dank", wisperte er gegen die forschen Lippen, während sich der Spartiat im Sand neben seinem Kopf abstützte, um das Gleichgewicht zu halten.
Auch wenn Thaletas sonst recht schnell nachgab, heute schien er verbissen darauf zu sein, die obere Stellung zu halten. Selbst als Alexios versuchte sich aufzurichten, drückte man ihn an den Schultern zurück in den Sand.
"Das hier ist unsere letzte Nacht auf Mykonos. Also lass mir den Spaß", knurrte man ihm bissig ins Ohr.
Alexios sah hinauf, in das weiche Gesicht, beinahe zu weich für einen Spartiaten. Aber er hatte scharfe Wangenknochen, wenn ihm etwas missfiel. Der gespannte Rücken gefiel ihm beinahe so gut wie, dass Thaletas nicht einfach nur letzte Nacht sagte, als sei es endgültig. Vielleicht bekamen sie es doch hin, er wünschte es sich.
Denn so wie Thaletas seinen Krieg für einen Moment vergaß, vergaß Alexios seine Probleme und all der Kummer und Verlust, der ihn plagte.
Mit vorsichtigen Berührungen tastete sich der Spartiat hinunter, dabei stieg er über das Becken des Söldners, als wolle er ihn gewaltsam am Boden halten.
Dieser hatte seine Hand in den fremden Nacken gelegt und hielt ihn fest, die andere rutschte die Taille hinunter an seine Hüfte.
Thaletas knurrte barsch in den harten Kuss hinein. Sicher hatte er es sich anders vorgestellt, was Alexios amüsierte.
Als er das Hemd hinaufzog, war die Haut darunter wunderbar warm. Für einen Moment kostete er diese Hitze regelrecht aus, fuhr mit leichten Kreisen darüber, bis das Knurren aus der fremden Kehle verschwand.
Mit sanften, behutsamen Küssen und geschlossenen Augen strich Thaletas über die Lippen unter sich, was Alexios begrüßte.
Es war einfach ihn dazu zu überreden, mal die Führung abzugeben und etwas leiser zu leben.
"Alexios! Alexios-"
Thaletas zuckte erschrocken zusammen, bei den lauten Rufen. Sicher, schrie ja jemand quer über den ganzen Strand hinweg.
"Barnabas", seufzte Alexios laut und genervt, während er beobachtete, wie man mit schmalen Augen den Strand absuchte. "Sie werden uns sicher vermissen."
Mit einem Satz war Thaletas wieder auf den Beinen, klopfte sich in alter Manier den Sand von der Kleidung, während man ihn von unten herauf musterte. Mit einem gehässigen Grinsen blieb er an der deutlichen Erhebung seiner Mitte hängen.
Als die Schritte lauter wurden, erhob auch er sich vom Boden und griff seine Sandalen.
"Ganz Mykonos vermisst euch schon! Ihr seid die Helden des Abends! Und Fräulein Kyra natürlich."
Barnabas sparte nicht an den Worten, während er und sein Auge mit Freude die beiden Männer besah, die sich gerade wieder herrichteten.
Manchmal war sich Alexios unsicher, ob Barnabas nur so tat, als sähe er das Offensichtliche nicht, oder ob er einfach nur wusste, wann man besser ahnungslos war.
"Wir hatten noch etwas ... zu bereden", bemerkte Alexios daher, auch wenn Thaletas ihm einen bösen Blick zuwarf.
"Ich würde mich an eurer Stelle beeilen, bevor die Mannschaft noch Mykonos um seinen Wein erleichtert!", lachte der alte Seemann laut und stapfte wieder davon.
Dabei pfiff er fröhlich ein Lied vor sich hin.
"Bereden", spuckte Thaletas säuerlich, wusste er genau, was Alexios damit meinte.
Dieser zuckte nur mit den Schultern.
"Nach dem Fest gehöre ich ganz dir", versprach er ehrlich und reichte ihm die Hand zum Frieden.
Nur zögerlich schlug er ein, ahnte er, dass man ihn prompt zu sich ziehen würde. Was Alexios auch tat.
"Das wird eine lange Nacht werden", warnte Thaletas rau, mit der Hand des Söldners an seinem Hals.
"Wird es. Wir sind hier noch nicht fertig."
Spitz fassten die unbeschäftigten Finger nach dem Hüftriemen, den man sich eilig umgebunden hatte.
Thaletas lief rot an, ehe er ihn wegstieß.
"Was denn? Es freut mich, dass ich dich so beeindruckt habe", lachte Alexios und beobachtete die satte Farbe im anderen Gesicht.
"Es wird eine sehr, sehr lange Nacht für dich, Alexios", warnte man ihn ernst und schritt erhobenen Hauptes davon.
Dennoch drehte er sich nach einigen Meter um, um sicher zu gehen, dass man ihm folgte, was man gerne tat.
Trotz allem war Alexios froh, dass er wieder mit Thaletas scherzen konnte.
Man musste immer Opfer bringen, aber das hieß nicht, dass man gleich alles, was einem etwas bedeutete, losließ. Und wer weiß, vielleicht fand er eines Tages seinen Weg zurück in Spartas Wiege und in die Arme eines anderen, der ihn davon überzeugen konnte, dass nicht immer alles schwarz und düster war. Vielleicht konnte er irgendwann vergessen, was passiert war und nach vorne blicken. Vielleicht sogar in viele Lichter.
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