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Auch Engel fallen mal vom Himmel (Disgaea 5)

von Yumestar
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Schmerz/Trost / P12 / Gen
09.01.2019
24.04.2019
12
22.339
4
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Auch Engel fallen mal vom Himmel


Kapitel 1 – Die ersten Schwierigkeiten


Die Federspitzen glühten wie ein rasender Feuerball, der mit Schallgeschwindigkeit durch die kühlen Lüfte zog. Die prächtigen Schwingen, zu welchen sie gehörten, trieben kerzengerade und waagerecht wie auf einer Linie auf den Luftströmen in Richtung der Netherworlds. In unbestimmten Zeitabständen regten sich die majestätischen Schwingen zum Aufschwung, nur um danach wieder in eine längere Gleitphase überzugehen und wieder ruhig zu verharren. Christo war ein erprobter, schneller Flieger, der sich nicht zum ersten Mal gedankenlos in die wilden Lüfte warf und Herr über diese wurde. Schon viele Male davor hatte er die starken Winde kontrolliert und selbst Stürme beherrschen können. Dafür hatte er in seiner Ausbildung viel gelernt und unterschiedliche Flugtechniken ausprobiert, bis er die richtige Methode für sich gefunden hatte; danach sogar perfektionierte. Dabei hatte ihm seine Occhi Clairvoyance geholfen, welche er nun als verbesserte Fähigkeit ‚Evangel of Purity‘ auch einsetzte. Mit seiner Hellsicht konnte er nämlich seinen Landepunkt bestimmen. Jedoch war dieser zum analysieren noch außer Reichweite seines Blickfeldes, weswegen er es fürs Erste beließ.
Ich muss noch etwas tiefer fliegen“, dachte sich Christo und setzte zu einem tieferen Flug an, welchen er mit gleitender Eleganz bewerkstelligte. Im Nu hatte er die höhere Sphäre hinter sich gelassen und war zu einer tieferen gewechselt, wo er aber trotzdem noch sehr hoch in der Luft war. Sein Blick schimmerte skeptisch durch seine glänzende Brille hervor, „Hm, ich kann immer noch nicht sagen, wo ich bin. Seltsam.
Allerdings ließ er sich selbst glauben, dass er noch viel zu hoch in der Atmosphäre flog. Von diesem Standort aus konnte er seinen Landeplatz in den Netherworlds nicht bestimmen.
Doch tiefer fliegen kann ich gerade auch nicht.“ Nun geriet der Engel ins Grübeln und er dachte angestrengt nach, wie er das aufgekommene Problem lösen konnte, „Ich sollte es trotzdem gleich schaffen können… Hm, ob ich meine Flugroute neu kalkulieren sollte? Vielleicht habe ich die Windrichtung nicht ganz richtig einberechnet.
Während er noch angestrengt nachdenkend versuchte, den Fehler, der zu diesem Problem geführt hatte, zu finden, bekam er plötzlich starke Kopfschmerzen. Vielleicht hatte er über zu viele komplizierte Angelegenheiten nachgedacht, weswegen sich sein Kopf nun abgeschaltet hatte. Schmerzvoll.
Ugh, das hat mir gerade noch gefehlt“, dachte sich Christo ironisch; er mochte Kopfschmerzen nicht sonderlich. Dennoch bekam er öfters welche, da er sich über jeden kleinsten Fehler und über jedes winzige Probleme den Kopf zerbrach, bis alles irgendwie und irgendwo miteinander zusammenpasste. Auch jetzt glaubte er einfach nur, dass er mal wieder einen Absturz seines Denksystems hatte. Deswegen versuchte er auch, sich mit seinem entspannten, erholsamen Flug zu beruhigen, doch ließen die Kopfschmerzen nicht nach. Im Gegenteil; es schien als würde dieser durch die Kälte nur noch schlimmer werden und Christo verzweifelte langsam ein wenig, da das Pochen einfach nicht aufhören wollte.
Einfach ignorieren“, erinnerte er sich selbst und seufzte, „Wenn das mal so einfach wäre.
Dann schaute er herab auf die verschwommene Landschaft unter sich, die von Wolken und anderen Himmelsgebilden unkenntlich gemacht wurde. Mit einem Mal rieb sich Christo verwundert die Augen und blinzelte verwirrt, „Was? Warum ist das so seltsam verschwommen?
Normalerweise sah er mit seiner Adlersicht selbst die entferntesten Objekte scharf, doch dieses Mal ließ ihn seine Sehkraft im Stich, was Verwunderung bei dem jungen Engel auslöste. Irritiert und die störenden Gedanken loswerdend schüttelte er den Kopf und versuchte sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Schließlich musste er immer noch einen Landeplatz in den Netherworlds finden; am besten in einer, die seinen Freunden gehörten. Immerhin durfte er als Engel nicht enttarnt werden. Deswegen wollte er entweder Toto Bunny oder Scorching Flames ansteuern, denn mit den dazugehörigen Overlords, -Usalia und Red Magnus-, war er gut befreundet.
Vielleicht sollte ich irgendwo eine Pause einlegen“, dachte sich Christo im Hinblick auf die Ausfallstörungen, die er aufwies. Die Kopfschmerzen und das verschwommene Sehen waren sicher keine Zufälle und er tippte bei Ursachen auf Überanstrengung und Erschöpfung. Wenn er so darüber nachdachte, war er auch ein wenig erschöpft. Aus diesem Grund schaute er sich nach einem geeigneten Ruheort aus. Jedoch war das einfacherer gedacht als getan, wenn man einige tausend Meter hoch im Himmel schwebte. Weit und breit gab es keinen Ort zum Ausruhen und Wolken, die zum Großteil aus Aerosol bestand, waren keine geeignete Sitzgelegenheit; selbst wenn Christo mit seinen 58 Kilogramm ein Leichtgewicht war.
Also seufzte der Engel nur wissend, dass er wohl noch eine ganze Strecke ohne Pause zu fliegen hatte. Sein Kopf dröhnte wie die Turbinen eines Schlachtschiffes, welches einige Meter unter ihm im Turbo vorbeiraste und die Luft mit bestialischen Gestank vergiftete. Von dem schwarzen Qualm, der den Engel umhüllt hatten, musste Christo stark husten und so versuchte er sich aus der umweltschädlichen, giftigen Wolke heraus zu manövrieren.  Als ihm dies gelungen war, blieb er kurz fliegend stehend, nahm kurz seine Brille ab, rieb den schwarzen Staub mit seinen weiten Ärmeln von den Gläsern und setzte sich seine Brille schlussendlich wieder auf.
Es gibt auch wirklich waghalsige Flieger“, dachte er sich nur und schüttelte abwertend mit dem Kopf, „Man bräuchte wirklich einen geregelten Flugverkehr.
Dann seufzte er nur, rückte seine Brille zurecht und begab sich wieder in eine waagerechte Flugposition, um seinen Weg fortsetzen zu können. Nur schwer war es ihm gelungen seine ursprüngliche Position anzunehmen, denn die Erschöpfung hatte ihre Spuren bei ihm hinterlassen. Dennoch versuchte er sich von dieser nicht überwältigen zu lassen und flog weiter, auch wenn die Anstrengung an seinen erschöpften Körper zerrte.
Es ist sicher nicht mehr weit und ich kann gleich wieder tiefer fliegen.“ Mit diesen Gedanken versuchte er sein unruhiges Denken zu unterbinden, denn die Kopfschmerzen durften nicht noch schlimmer werden. Immerhin zerrten diese an der Konzentration, die er brauchte, um seine Fähigkeiten einzusetzen. Also bemühte er sich einfach seines Weges und flog ein Stück tiefer als der Luftstrom dafür günstig stand. Jedoch wurde er dort überrascht.
Brrr… Es ist echt eisig hier.“ Christo fröstelte einmal und legte seine Arme wärmend an seinen Körper, als ein kalter Luftzug an ihm vorbeizog, „Ist das hier schon die Troposphäre?“
Während er das fragte, spürte er wie die Kälte langsam in seine Robe kroch und ihn innerlich auskühlen ließ. Seine reine, glatte Haut war schon von einer Gänsehautschicht überzogen, bis er mit leicht zittrigen Händen seine wärmenden Ärmel über die nackte Haut zog. Dann zitterte sein Körper ein weiteres Mal und er bibberte leicht bei der Kälte, die er eigentlich von Celestia gewöhnt war. Natürlich lagen zwischen der Troposphäre und der Stratosphäre, wo sich Celestia befand, ein deutlicher Unterschied zu den herrschenden Temperaturen, aber normalerweise waren Engel recht anpassend. Davon bekam Christo aber gerade nichts zu spüren. Anscheinend wollte sich seine Temperatur wohl nicht mit der des Himmels angleichen.
Je tiefer ich fliege, desto wärmer wird es werden“, dachte er sich und hoffte, dass er bald eine passende Gelegenheit fand um weiter runterzufliegen. Wenn er nämlich weiter ihr bleiben würde, käme er erst als Eisklotz in den Netherworlds an. Wenigstens sorgte die Wärmeenergie, die er während seines schnellen Fluges produzierte, dafür, dass er nicht zu schnell auskühlte. Gleichzeitig wurde ihm von seiner Fluggeschwindigkeit wieder warm, aber plötzlich wurde ihm ziemlich heiß.
Was ist bloß heute mit mir los?“, dachte sich Christo nun leicht aufgebracht und genervt. Schließlich hatte er mit solchen Problemen bei seiner Reise nicht gerechnet und jetzt frustrierte es ihn, dass etwas schief lief. Schließlich waren die meisten seiner Pläne von Erfolg gekrönt; warum dieser hier nicht?
Ich muss mich irgendwo verrechnet haben…“, sagte er sich in Gedanken und klang unzufrieden mit sich selbst, „Ich sollte das so bald wie möglich nachprüfen.
Jedoch hatte er dafür erstmal keine Zeit, denn eine erneute Hitzewelle traf ihn wie ein Schlaf und ließ ihn schwächelnd zurück. Sein Körper fühlte sich immer noch kalt an, während sein Kopf zu glühen schien. Von einem Moment auf den Anderen fühlte er sich plötzlich schwindelig und ein unangenehmes Durstgefühl machte sich in seinem Mund breit. Trotz der Unannehmlichkeiten, die ihn behinderten, versuchte er tiefer zu fliegen in der Hoffnung weiter unten würden sich seine Probleme lösen. Nur mit Mühe und Not schaffte er es in dem nächsten Luftstrom tiefer zu fliegen, doch ließ das unangenehme Gefühl keineswegs nach. Sein Körper zitterte noch immer vor Kälte und sein Kopf glühte mit pochenden Kopfschmerzen. Mit einem fiebrigen Glanz in den Augen versuchte er doch noch einen Ruheort zu finden, wo er vielleicht für einige Minuten verschnaufen und Pause machen konnte. Dann hätte er auch noch einmal die Route neu berechnen können und einen Landeplatz auswählen können. Jedoch fand er in seiner Nähe auch jetzt keinen einzigen Ort zum Ausruhen, weswegen seine Reise wohl oder übel weitergehen musste. Bei jedem Flügelschlag, den er tat, wurde er erschöpfter und seine Kraft schwand langsam dahin wie ein schrumpfender Pilz. Dennoch hielt er sich wacker, auch wenn die Schmerzen ihn quälten.
Wie konnte das überhaupt passieren?“, fragte sich Christo immer noch leise im Stillen. Irgendwo fühlte er sich auch erbärmlich, da er dies nicht miteinkalkuliert hatte und nun Probleme damit bekam. Von Mal zu Mal fiel es ihm schwerer seine Flügel für kraftvolle Anschübe zu heben und die Gleitphasen verkürzten sich immer weiter. Auch musste er mehr Kraft aufwenden sich waagerecht zu halten, denn er geriet durch den Schwindel immer mehr ins Straucheln. Nasser Schweiß tropfte von seinen langen Haaren, die ihm ins Gesicht gefallen waren und die er sich behutsam, aber nur noch mit halbem Bewusstsein aus dem Blickfeld strich.
Irgendetwas stimmt nicht.Langsam wurde dem Engel bewusst, dass er so nicht mehr weitermachen konnte. Sein Körper gab langsam nach, was er an dem stärker werdenden Zittern bemerkte. Auch seine Sicht verschwamm langsam vor seinen müden, erschöpften Augen, die er sich reiben wollte. Er spürte nur noch das starke Pochen seines schmerzenden Kopfes, welches in seinen Ohren wiederdröhnte, sodass er den unglaublichen Lärm am liebsten abstellen wollte. Außerdem wollte er die schwankende Temperatur abschalten, denn die Hitze und die Kälte trieben ihn in den Wahnsinn und stahlen ihm langsam und dadurch unbemerkt das Bewusstsein. Dennoch war Christo niemand Schwaches, der einfach nach- oder aufgab, nein, er wollte kämpfen, auch wenn ihm dazu die benötigte Kraft fehlte. Seine Flügel fühlten sich immer schwerer an als würden sie sich langsam in Stein verwandeln und von Blei übergossen werden. Nur mit einem schweren Keuchen, welches ihm über die trockenen Lippen kam, kriegte er gerade noch so seine schlapp machenden Schwingen hoch.
Ich schaffe es nicht mehr…“, dachte er sich und begegnete der Wahrheit, die er sich einzugestehen fürchtete, „Ich werde die Netherworlds so nicht mehr erreichen.“
Bei diesem Gedanken bildete sich Enttäuschung in Christos Gesicht und seine erschöpften, glänzenden Augen füllten sich mit Tränen, die er versuchte nicht zu zeigen. Doch selbst diesen Kampf konnte er nicht mehr gewinnen und so lief ihm eine einzelne Träne über die gerötete Wange, „Vielleicht kann ich Celestia auch nicht wieder sehen.
Voller Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit, die auf seine Überforderung zurückzuführen waren, schloss er kurz die Augen und stoppte im Flug. Er brauchte wirklich eine Pause, weswegen er versuchte fliegend zu stehen. Für einen kurzen Moment konnte er sich fangen und wieder etwas Kraft tanken, doch sein Glück hielt nicht für sehr lange an. Nur wenige Augenblicke nachdem er sich in die senkrechte Flugposition gebracht hatte, gaben seine Flüge endgültig das Fliegen auf und sie stoppten wie die Zeiger einer Uhr, die stehen geblieben waren. Was danach geschah fand für Christo wie in Zeitlupe statt, die abrupt unterbrochen wurde und in einem reißenden Fall endete. Sein Körper glühte von der Schnelligkeit, mit welcher er die Sphären schneller hinter sich ließ als eine Rakete, und die Kälte war mit einem Mal hinter sich gelassen. Jedoch war die Hitze, die ihn fast verbrannte, keine Annehmlichkeit gewesen; genauso unangenehm wie das Gefühl des Fallens. Dabei klappten sich seine Flügel kurzerhand auch noch zu wie zwei aufeinander geklatschten Brotscheiben und verhakten sich ineinander wie Klettverschluss. Zu allem Überfluss drehte er sich auch noch im Flug, sodass er mit dem Rücken und seinen Flügel zuerst auf den Boden aufkommen würde. Er sah das Blutbad schon voraus, also versuchte er sich zu drehen. Vergeblich. Auch den Fall stoppen konnte er nicht. Es gab nichts, voran er sich festhalten konnte und er hatte nicht die Kraft, seine Schwingen erneut auszufahren. Deswegen versuchte er es als letzte Rettung mit Magie, doch diese war nicht stark genug um ihn aufzufangen. Der Zauber wehte davon wie seine Hoffnung aufs Überleben. Er sah es schon genau voraus: Einen Fall aus dieser Höhe würde er keinesfalls überleben. Ausgeschlossen.
Vielleicht lag es aber auch nur an seinem wirr gewordenen Bewusstsein, welches langsam schwand, dass er seine Zukunft falsch vorausgesehen hatte. Doch der Aufprall würde kommen und lag unmittelbar bevor…
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