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Es passierte in einer stürmischen Nacht

von ReScripta
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Drama / P12 / Gen
Bohne Böser Bill Rango
19.12.2018
02.01.2020
11
13.792
 
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19.12.2018 1.066
 
2. In der Dunkelheit



Nachdem Rango sich etwas beruhigt hatte, wagte er einen Schritt nach vorne. Die Augen immer noch auf das Wesen gerichtet.
„Ganz ruhig bleiben, immer einen kühlen Kopf bewahren“, dachte er.
Prüfend betrachtete er die Person auf den Boden genauer, was wegen der Dunkelheit und dem schwachen Mondschein nicht so einfach war. Zusätzlich lag die Person auch noch im Schatten des Kaktusses, was die Untersuchung zusätzlich erschwerte.
„Okay, ganz ruhig, keine Panik“, murmelte Rango und ging die letzten Schritte nach vorne, stets darauf bedacht, dass die Person nur den Toten Mann spielte und sie jederzeit angreifen könnte. Sachte stupste er die Person mit dem Fuß an und wich kurz darauf sofort zurück.
Kein Lebenszeichen. Vielleicht waren die Schüsse von vorhin keine Einbildung gewesen und es wurde wirklich jemand hier draußen erschossen.
Rango schluckte. Waren die Verursacher noch in der Nähe? Sah nicht so aus. Rango gab sich einen Ruck. Er sollte besser sofort nachsehen, ob die Person noch lebte, sonst machte er sich noch unterlassener Hilfeleistung schuldig. Vorsichtig kniete er sich vor dem Unbekannten auf den Boden. Er jetzt fielen ihm die Details auf. Die Person war kräftig gebaut, fast schon etwas fettleibig, was natürlich darauf ankam um was für ein Tier es sich hierbei handelte. Manche Tiere waren von Natur aus dicker, andere wiederum dünner. Langsam streckte er die Hand aus, um nach dem Puls zu fühlen, wo er den Hals vermutete. Er zuckte zusammen, als seine Fingerspitzen kalte Haut berührten. Tastend suchte er die Körperstelle ab. Die Haut war fest, vermutlich reptilartig und recht schuppig. Es musste eine Echse sein. Prüfend befühlte Rango die Haut genauer. Sie war wellig, eher höckerig. Etwas mutiger, weil sich die Person immer noch nicht bewegte, wanderte seine Hand weiter nach oben, wo der Kopf war. Es war ihm unangenehm einfach so ohne Erlaubnis jemanden zu berühren. Aber in diesem Fall war es eine notwenige Untersuchung. Rango spreizte die Finger um zu ergründen, wie groß der Kopf war. Die Größe erschreckte ihn etwas. Recht großer Kopf.
Rango gab sich innerlich eine Ohrfeige. Der Puls, er wollte doch den Puls fühlen!
Hastig wanderte seine Hand wieder auf den Hals. Er drückte an mehreren Stellen, in der Hoffnung etwas Pulsierendes zu spüren.
Er zuckte zusammen. Da! Da war wirklich eine sehr leichte Regung unter der Haut.
Er nahm die Hand weg, schüttelte sie nochmal und drückte erneut auf die Stelle um sicher zu sein, dass es nicht sein eigener Herzschlag gewesen war, den er da gefühlt hatte. Wieder spürte er etwas. Es war wirklich ein Puls. Die Person war nicht tot. Zumindest noch nicht. Aber er wusste ja noch gar nicht wie groß der Schaden war.
Schnell stand er auf und ging nachdenklich um die Person herum. Sie war ziemlich groß. Wer war das nur und was machte er hier? Da fiel Rango etwas ein.
Stabile Seitenlage! Vielleicht könnte er jeden Moment ersticken.
Beherzt griff Rango der riesigen Echse an einem Arm, um diesen anzuwinkeln. Er hielt inne. Diese Schwere und Größe des Armes erinnerte ihn an jemanden. Alle Vernunft über Bord werfend, tastete er jetzt den ganzen Körper ab. Er fühlte Hemd, Hose, Schuhe, dicker Echsenschwanz, massiges Gesicht und… einen Hut, der daneben lag.
Etwas fassungslos starrte Rango auf die Person, die vor ihm lag und jetzt kein Geheimnis mehr für ihn war. Die Echse vor ihr war niemand anderes als Bad Bill.
Aber wieso lag der Raufbold der Stadt jetzt hier? Noch dazu ohnmächtig?
Suchend tastete er erneut die Gila-Echse ab. Zuerst den Oberkörper und es dauerte auch nicht lange, bis Rango fündig wurde, als seine Handflächen einen Gegenstand berührten, der in der Bauchseite steckte. Rango schluckte schwer, als er mit den Fingern über den Messergriff strich. Er suchte weiter. Seine Hände erreichten die Beine. Dort fand er zwar kein Messer, aber etwas Feuchtes auf dem linken Hosenbein. Dem Geruch zu urteilen, identifizierte er es als Blut. Ob es von Kugeln, oder auch vom Messer kam, konnte er nicht sagen, was im Moment auch nicht so wichtig war. Egal ob Schwerverbrecher oder nicht, er musste Hilfe holen. Sofort!

So schnell Rangos Beine ihn tragen konnten, raste er in die Stadt zurück. Dort sprintete er sofort zu Docs Haus. Kaum hatte er die Tür erreicht, hämmerte und klingelte er wie verrückt dagegen. Denn selbst in einem kleinen Städtchen war es üblich nachts vorsichtshalber die Türen abzuschließen. Es dauerte eine knappe Minute bis sich endlich die Tür öffnete und Doc fast von Rangos Händen erschlagen wurde.
„Gut, dass sie wach sind Doc“, plapperte Rango sofort los.
Der Arzt gähnte müde. „Bei dem Lärm den Sie veranstalten ist das kein Wunder. Was ist denn los? Brennt es irgendwo?“
„Brennen nicht, nur… Bill liegt draußen vor der Stadt. Ich vermute, schwer verletzt. Sie müssen sofort kommen.“
„Bill?“, wiederholte Doc ungläubig.
Rango nickte. „Ja, kommen Sie, kommen Sie.“

Wenige Augenblicke später waren die beiden auf dem Weg zum Unfallort. Doc hatte sich nicht die Mühe gemacht sich umzuziehen, sondern hatte sich nur einen Mantel übergeworfen und mit Arzttasche das Haus verlassen.
„Da drüben“, sagte Rango und deutete nach vorne. „Neben den Kakteen.“
Sie beschleunigten ihre Schritte. „Ich glaube der zweite oder dritte… Genau h…“
Rango blieb der Satz im Hals stecken. Statt wie erwartet dort eine ohnmächtige Gila-Echse zu finden, war der Platz leer.
„Äh… aber…“ Verwirrt sah Rango sich um. „Aber… das verstehe ich nicht. Eben war er noch da gewesen, da bin ich mir absolut sicher.“
Er drehte sich zu Doc um. „Ganz ehrlich. Er war hier gewesen.“
Doc ging nicht auf seine Beteuerungen ein, sondern ging an ihm vorbei und untersuchte den Boden. Er schnupperte. Den Geruch von Blut kannte er gut genug, sodass er keinen Zweifel hatte, dass hier jemand vor wenigen Augenblicken noch gelegen haben musste. Er hob etwas vom Boden auf.
Bills Hut.
„Wissen Sie wo er sein könnte?“, fragte der Hase.
Rango kratzte sich irritiert am Kopf. „Ne… nicht, dass ich… ich meine…“
„Wie lange waren Sie weg gewesen?“
„Nur wenige Minuten. Ich bin sofort von hier zu Ihnen gerannt, nachdem ich ihn gefunden hatte.“
Doc nickte. „Zeit genug um abzuhauen.“
„Aber er war bewusstlos gewesen. Wie könnte er denn da abhauen?“
Nachdenklich kratzte sich der Arzt am Kinn. „Da kämen zwei Möglichkeiten in Frage. Entweder war er in der Zwischenzeit wieder aufgewacht und hat sich selber weiter geschleppt, oder… jemand hat ihn von hier weggeschafft.“
Rango schluckte. „Aber wohin?“
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