Saved by Riddick III
von HopeK
Kurzbeschreibung
Fortsetzung von SBR 1 und 2. Es ist aber nicht notwendig, die Vorgänger zu lesen, dafür hab ich den Prolog geschrieben.
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Richard B. Riddick
22.11.2018
03.05.2020
14
31.726
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04.02.2019
3.271
Jeden andern hätte die Druckwelle ausgeknockt, ihn aber schob sie nur ein paar Schritte zurück. Er wartete, bis der Staub sich ein wenig gelegt hatte bevor er seine Brillengläser abwischte, seine Kleidung abklopfte und schließlich aufsah und den Schaden begutachtete. Der Fluch, der folgte, war kurz und prägnant und hätte jedem, der Riddicks Muttersprache verstand, die Ohren abfallen lassen: was einmal ein Gebäude gewesen war, war nur noch ein Trümmerhaufen, lediglich der hintere Teil stand noch aufrecht. Ob sie das überlebt hatte? Er hätte keine Wetten darauf abgeschlossen, da er nun aber schon mal hier war, suchte er doch einen Weg hinein. Und fand ihn auch. Er schlängelte sich zwischen Balken und Pfeilern durch, stieg über verkeilte Dachplatten und Berge von Schutt, ständig begleitet vom Ächzen der Balken, dem Knirschen von Ziegeln, die sich verschoben, Glas, das in noch kleinere Scherben zerbröselte und angesichts der Gefahr, selbst zum Opfer der Ruine zu werden war er kurz davor die Suche abzubrechen, als er diesen Hauch Frühling wahrnahm, den er mit ihr assoziierte, frisch und rein. So schwach er war, zwischen all dem Gestank war es wie ein Leuchtfeuer, dem er folgen konnte. Furyanische Sinne waren schon etwas verdammt Feines.
Die Druckwelle hatte Kate und ihren Sessel umgeworfen, rund um sie herum herrschte Zerstörung; Trümmer, Scherben, Müll und allerlei Undefinierbares waren durch die Luft geschossen und schließlich zu Boden gefallen, aber keines dieser Teile hatte sie weiter verletzt - ein Wunder an sich. Ein noch größeres Wunder war, daß sie inmitten all dem wie auf einer Lichtung lag, einem kleinen Platz, der dank dem dicken Stützbalken über ihr von dem Chaos verschont geblieben war.
Sie war kaum bei Bewußtsein, der Staub, der dick in der Luft lag, machte das Atmen beinah unmöglich, sie konnte sich nicht bewegen und es gab keinen Zentimeter an ihrem Körper, der nicht schmerzte, jede einzelne Muskelfaser wand sich in Agonie. Wie viel Schmerz, wie viele Verletzungen konnte ein Körper aushalten, bevor er aufgab? Warum konnte sie nicht endlich sterben? Hatte sie noch nicht genug durchgemacht? Ein Stargate Zitat ging ihr durch den Kopf ... jemand hatte einen Goa’uld gefragt ‚Warum ausgerechnet menschliche Körper?‘ und er hatte geantwortet: ‚Weil sie so leicht zu reparieren sind.‘ Vielleicht wäre die richtigere Antwort gewesen: ‚Weil sie so schwer zu demolieren sind.‘ Aber zumindest würde man sie jetzt in Ruhe lassen, sie hatte es hinter sich.
Während sie auf dem Boden lag und Asu auf sie eintrat, hatte sie nicht nur der kaputten Strebe ihres Sessels, sondern auch dem Stützbalken über ihr eine Menge Aufmerksamkeit geschenkt. Jetzt, wo er nur knapp über ihr zu liegen gekommen war, schenkte sie ihm keine Beachtung mehr, er war nur etwas, das zwischen ihr und ihrer Erlösung stand indem er den Rest des Daches davon abhielt, sie zu zerquetschen.
Sie konnte keine Dankbarkeit dafür aufbringen, es hätte ein schneller Tod sein können, aber nein, jetzt würde sie langsam und qualvoll sterben. Wieder ein grausamer Scherz des Schicksals, das sie die Schmerzen und das Grauen noch ein wenig länger auskosten ließ, bis sie endlich sterben durfte. Ob sie es ein letztes Mal schaffen würde, sich in ihre Phantasiewelt zu flüchten?
Als eine Hand ihren Arm berührte zuckte sie kaum noch … sie hätte wissen sollen, daß man sie nicht einmal in Ruhe sterben ließ. ‚Ich weiß es doch nicht, bitte, nicht mehr …‘ Sie schloß die Augen, die ihr ohnehin nichts mehr als Nebel zeigten, und konzentrierte sich. ‚Du wirst auf der Stelle sterben, Körper, hörst du! Schalt ab! Ich kann nicht mehr! Gib endlich auf, hör auf, dich ans Leben zu klammern, es ist genug! Schnell, bevor er wieder anfängt.‘
Als Riddick vorsichtig ihren Arm berührte, zuckte sie nur unmerklich, aber dennoch war er höchst zufrieden: sie lebte! Jetzt mußte er sie nur noch herausholen. „Kate, hörst du mich?“ Sie reagierte nicht. „Kate!“
Seine Finger tasteten nach ihrem Puls - schwächer, als ihm lieb war, aber doch relativ regelmäßig. „Kate, in bin hier, ich werde dich rausbringen, aber wir müssen uns beeilen, sonst kracht der ganze Scheiß hier über uns zusammen. Stirb mir jetzt ja nicht weg!“ Er mußte zu ihr durchdringen, wenn sie kooperierte, würde das alles einfacher machen.
Sie konzentriere sich so sehr darauf zu sterben, daß sie beinah die Stimme überhört hätte. DIE Stimme. Würde er sie auch auf ihren letzten Schritten begleiten? Natürlich würde er das, er ließ sie nicht im Stich, niemals!
„Kate, ich hab dich damals gefragt, ob du gerettet werden möchtest, und du bist mir eine Antwort schuldig geblieben. Willst du? Soll ich dich retten?“ Ihre Lider flatterten, aber seine Erleichterung schien verfrüht, mehr an Reaktion zeigte sie nicht. „Ich bin nicht hier um einen Leichnam zu bergen, also reiß dich verdammt noch mal zusammen!“ Dann eben ein wenig strenger.
Kates Körper hatte genug damit zu tun die rudimentärsten Aufgaben zu erfüllen, um sie am Leben zu erhalten … Herzschlag, Atmung, Kreislauf … denken war sekundär geworden und es dauerte bis ihr Gehirn ihr klar machen konnte, daß da tatsächlich eine reale Person war, die mit ihr redete. „Riddick?“ Mit ihren aufgeplatzten Lippen und dem schmerzenden Kiefer konnte sie kaum flüstern, sie konnte nur hoffen, daß er sie hörte und nicht für tot hielt.
„Ich hör dich, Babe. Halt durch und bleib wach, ich muß erst herausfinden, wie hier alles aufeinander liegt.“ Der Stützbalken hatte sie geschützt, allerdings mußte er mehr Platz schaffen, damit er sie darunter hervorholen konnte. Es war wie eines dieser Erdenspiele - Mikado - bloß, daß alles zusammenstürzen und sie zerquetschen würde, wenn er das falsche Trümmerteil erwischte. Es war kompliziert, teilweise war nicht zu sehen was zusammengehörte, und was nur zufällig aufeinander gelandet war und niemand ohne Riddicks außerordentlicher Kraft und Fähigkeit, räumlich zu denken, hätte es geschafft alles wegzuräumen das im Weg lag, ohne daß der Balken auch nur einmal zitterte.
Nicht, daß es jetzt einfacher wurde: als er sie herausziehen wollte sah er, daß sich eine Strebe des Sessels, an den sie gefesselt war, in ihren Rücken gebohrt hatte. Er schluckte den Fluch, der ihm auf den Lippen lag, das würde ihr jetzt nicht weiter helfen.
Während er ihre Fesseln durchschnitt, versuchte er sie wach zu halten. „Ich weiß, daß du Schmerzen hast, aber das wird wieder, wir bekommen das hin, vertrau mir. Ich brauch nur noch einen Augenblick.“
Keine Reaktion. “Kate?“ Immer noch nichts. “Kate!“
Sie versuchte ja wach zu bleiben, mit aller Macht, alleine schon weil er sie darum gebeten hatte, aber das Wissen, daß sie nicht mehr alleine war, daß Rettung da war … ER … ließ sie aufhören zu kämpfen. Sie konnte sich entspannen, es war vorbei, sie war in Sicherheit. Immer tiefer glitt sie in die samtene, warme Schwärze, alles war gut.
„Kate, verdammt noch mal, mach sofort die Augen auf!!“
Der scharfe Tonfall drang schließlich zu ihr durch … wieso war er so verärgert? Was hatte sie getan? Sie konnte ihn nicht verstehen … konzentriere dich!!!. ‚Mach die Augen auf, sofort!‘ Aber sie war so müde, ein paar Minuten schlafen konnte doch nicht verkehrt sein. ‚Kate!!‘ Aber er war wütend, und das war etwas, das sie nicht ertrug. Für ihn würde sie noch ein wenig warten und später schlafen. Immer wieder driftete sie in ihrem Kampf wach zu werden weg, vergaß, wer mit ihr sprach … was war es noch mal, das sie tun sollte? Warum? Oh, jaa, ihre Augen. Aufmachen. Es war so finster und sie war nicht sicher, ob sie überhaupt offen waren, aber dann sah sie etwas aufblitzen. Silberne Augen. Silberne Augen?? Ihr Gehirn brauchte eine Weile, um etwas daraus zu machen.
Realität und Wirklichkeit verschwammen längst, und nachdem sie kurz zuvor noch über Stargate philosophiert hatte, war es genau das, was ihr Gehirn ihr jetzt als Realität vorgab. Ein Goa’uld! Innerlich lachte sie hysterisch auf. Ihr verdammtes Glück, erst von den Waffenhändlern gefoltert wegen etwas, das sie nicht wußte, und dann von einem Goa’uld zum Wirt gemacht. Sie wollte ihm sagen, daß sie viel zu beschädigt war, um als Wirt in Frage zu kommen, aber alles, was sie schaffte, war ein genuscheltes “Goa’uld“.
„Kate, was redest du da für einen Blödsinn?“ Das hatte geklungen wie … aaah, das war aus einer der Serien, die sie so mochte - offensichtlich halluzinierte sie. Kein Wunder, so dehydriert wie sie war. Auch gut möglich, daß sie ihr Drogen verabreicht hatten, er hatte ein paar Spritzen in ihrer Nähe gefunden. „Kate, ich bin kein Goa’uld“.
War er nicht? Hatte sie doch endlich Glück? „Tok’ra? Sarkophag?“
Er hatte absolut keinen Nerv, ihre kryptischen Halluzinationen zu entziffern. „Kate, konzentrier dich! Du kennst mich!“ So konnte das nicht weiter gehen, er mußte ihr Feldnotfallmedizin verabreichen; es würde ihre Konstitution nicht verbessern, aber zumindest für eine kleine Weile würde es ihr helfen klar zu denken und sie stabilisieren. Wenn es sie nicht umbrachte - es war keine Erdenmedizin und er hatte keine Ahnung, ob sie sie vertragen würde. Er dosierte vorsichtig und war überrascht, wie schnell sie reagierte.
„Riddick!!“ Von einer Sekunde zur anderen war sie nicht nur völlig klar, sie konnte auch ihre Umgebung wieder wahrnehmen. Unglaubliche Erleichterung überschwemmte sie - es war Riddick, der neben ihr kniete, kein Goa’uld! Natürlich nicht, sie waren bloße Erfindungen! Es waren seine wunderschönen Augen gewesen! Mißtrauen folgte der Erleichterung: war es eine letzte Halluzination, geschaffen, um ihr den Tod zu erleichtern? Aber alles andere war zu real, die Schmerzen, der Gestank … sollte sie wirklich hoffen? Konnte es wirklich wahr sein? Sie schaffte es, ihre Hand zu heben und ihn zu berühren und zu ihrer absoluten Überraschung fühlte er sich tatsächlich echt an. „Du bist wirklich da?“ Besser nachfragen, sicher war sicher.
Na, ging doch! „Live und in Farbe. Kate, du hast eine Strebe des Sessels ziemlich tief in deinem Rücken stecken, das macht es ein wenig schwierig, aber ich hab dich gleich raus hier. Halt still, damit ich nicht noch mehr Schaden anrichte.“ Vorsichtig tastete er ihren Bauch und ihre Seite ab, fühlte, ob etwas Hartes zu spüren war … und war überrascht, als da nichts war.
Sein Schweigen machte sie nervös. „Riddick?“
„Hm?“ Er deutete ihren Blick richtig. „Wenn das Ding tatsächlich so tief in dir steckt, wie es ausschaut, sollte ich es fühlen können, aber da ist nichts.“ erklärte er. „Es sei denn … Kate, was kannst du mir über den Sessel sagen?“
Ihr Unterbewußtsein warnte sie davor, ‚ich weiß es nicht‘ zu sagen und sie war froh ihm die Auskunft geben zu können, die er verlangte. „Die Strebe ganz außen war schon abgebrochen, als man mich hergebracht hat, sie ist ein wenig nach vorne gebogen und ein Stück kürzer als die anderen.“
„Wie viel kürzer?“
„Eine Handbreit?“
„Kate, präziser!“
Sie hatte lange genug darauf gestarrt, kannte jeden Kratzer, jeden Knick, jeden Fleck, jedes bißchen Schmutz, das daran klebte, aber sie war noch nie gut gewesen, was Schätzungen anbelangte. „Vielleicht ein Drittel kürzer.“ Besser ging es einfach nicht.
Es war gut genug, er wußte jetzt, daß es nichts als ein besserer Kratzer war, sie würde es überleben, wenn er sie einfach vom Sessel zog. Ein kräftiger Ruck und sie war frei und ein auf die Wunde gepreßter Schnellverband stoppte die Blutung, das würde sie fürs erste reichen.
Riddicks Mordlust stieg ins Unermeßliche, als er eine schnelle Bestandsaufnahme machte: zahllose Platzwunden, Blutergüsse und offene Wunden übersäten ihren ganzen Körper, ihre Haare klebten blutig an ihrem Kopf, beide Augen blau geschlagen, eines völlig zugeschwollen, ihre Nase war völlig verstopft mit gestocktem Blut, die Lippen aufgeplatzt und geschwollen, ihr ganzes Gesicht war mit eingetrocknetem Blut verkrustet und ihr Kiefer beinah schwarz verfärbt; kein Wunder, daß sie kaum reden konnte. Dazu war sie stark dehydriert und sah aus, als hätte man ihr nichts zu essen gegeben … trotzdem - wenn sie keine inneren Verletzungen vom Einsturz hatte, was er eigentlich bezweifelte, würde sie es schaffen; die Schläge waren dazu da gewesen sie zum Reden zu bringen, nicht sie zu töten oder auf Dauer zu entstellen. Die Schweine, die ihr das angetan hatte, würden leiden, dafür würde er sorgen. Ein bedrohliches Knirschen über ihm ließ ihn aufsehen. „Wir müssen schleunigst raus hier.“
„Mein Rucksack!“
„Dafür haben wir keine Zeit, ich kauf dir einen neuen.“
„Nein, bitte, da ist alles drinnen, was mir wichtig ist, sie haben ihn unter den Tisch geworfen, er muß da sein!“
Alles, was ihr wichtig ist, huh? Aber es lag ein so verzweifeltes Flehen in ihrer Stimme, daß er beschloß, der Sache eine Minute zu geben. Und tatsächlich dauerte es nicht einmal eine, bis er ihn gefunden hatte.
Mit dem Rucksack über der Schulter und Kate auf den Armen hatte er das Gebäude längst verlassen, als es schließlich völlig in sich zusammen sank. Er legte sie auf den Tisch, an dem Felipe kurz zuvor noch sein Bier getrunken hatte, holte seinen Rucksack, der gut versteckt gerade außerhalb der Lichtung auf ihn gewartet hatte und begann endlich eine gründliche Untersuchung.
Ihre gesamte Kleidung ein Fall für den Sondermüll, er machte sich gar nicht erst die Mühe sie ihr auszuziehen, sondern schnitt sie einfach von ihr ab. Ironischerweise trug sie immer noch den einen Flip-Flop, der das Abenteuer als einziges beinah unbeschadet überstanden hatte. Dank seiner guten Beziehungen zu den Einheimischen war es ihm ein Leichtes gewesen in ihr Hotelzimmer zu gehen und ihre Sachen zu holen, und so hatte er saubere und vor allem praktische Kleidung und Schuhe mit, die sie auf ihrem Weg zurück nicht behindern würden.
Nie war er dankbarer gewesen über die fortgeschrittene Medizintechnik seines Universums - wenn man erst eine Weile auf diesem doch sehr rückständigen Planeten gelebt hatte fing man an, auch die kleinsten Dinge zu schätzen. Der Handscanner, den er langsam über ihren Körper bewegte, zeigte ihm jede noch so kleine Verletzung und speicherte zugleich alles, was er aufnahm. Kein Fehler, falls später einmal Beweismittel nötig wurden. Wie er schon vermutet hatte waren ihre Verletzungen mehr schmerzhaft als gefährlich, selbst die angeknacksten Rippen machten ihm keine Sorgen; mit seinen Medikamenten würden sie so gut wie heil sein, bis sie ihr Ziel erreicht hatten und sie würde ihm auf eigenen Beinen durch den Dschungel folgen können. Sie war wieder eingeschlafen … das Mittel, das er ihr gespritzt hatte, fing an seine Wirkung zu verlieren - es war schließlich auch nur dazu gedacht einem Soldaten die paar Minuten zu verschaffen, die den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten konnten.
Er desinfizierte und versiegelte ihre Wunden, versorgte ihren Körper mit allem, was er fürs erste brauchte und nachdem sie die Notfallmedizin so gut vertragen hatte, bekam sie auch eine Ladung Nanos … die kleinen Scheißerchen reparierten einen Körper in null Komma nichts von innen.
Ein schneller Blick zu den gefesselten Männern zeigte ihm, daß sie anfingen sich zu bewegen. Sollte er ein wenig Ärger abbauen, bevor sie aufbrachen? Eigentlich hatte er das Interesse an ihnen verloren, aber ein wenig Schlaf würde ihr guttun und den Nanos Zeit geben, ihren Job zu tun. Er zog sein Messer aus der Scheide und schlenderte zu dem Mann, der ihr Anführer zu sein schien.
„Riddick...“
Verdammt, nicht jetzt!
„Es macht die Sache nicht ungeschehen und ich will nicht, daß du wegen mir tötest.“
Nun, ER wollte. Hand an Kinder und Frauen zu legen war in seinem Buch ein absolutes No Go, sie hatten jede Strafe verdient, die sie bekamen „Kate …“
„Bitte!“
Nicht ihr ‚Bitte‘ hielt ihn davon ab weiter zu gehen, sondern das Walkie, aus dem plötzlich eine Stimme drang.
„Felipe, der Tipp war ein Reinfall, wir sind auf dem Rückweg. Sieh zu, daß sie bei Bewußtsein ist, wenn wir zurück sind, wir sind schon beim Fluß.“
Kurze Stille, dann erwachte das Gerät erneut zum Leben. „Felipe?“ Stille und dann wieder. „Felipe, wenn du zu besoffen bist um zu antworten, bring ich dich um!“ Und erneut „Felipe du Bastard, du bist besser nicht dabei sie zu vögeln, du kennst meine Befehle.“ …..“FELIPE!!!“
Kein Wunder, daß der Tipp ein Reinfall gewesen war, er war ja auch von ihm gekommen - warum gegen alle kämpfen, wenn man die Hälfte weglocken konnte? Er würde weniger Zeit haben als gehofft, aber allein mit den lächerlichen Wunden, die er ihnen zugefügt hatte, wollte er sie nicht davonkommen lassen. Sein Blick fiel auf den großen Ameisenhügel am Ende der Lichtung, genau dort, wo die Blumen so üppig wucherten, und ein diabolisches Grinsen verzerrte sein sonst so attraktives Gesicht. Er hob einen der dünnen Äste auf, die überall herum lagen und bohrte so lange in einer von Felipes Wunden, bis sie wieder heftig anfing zu bluten. Der Mann schrie, konnte aber gefesselt wie er war nichts dagegen tun. Mit dem blutigen Ast zog er eine Spur zu den Ameisen und stieß ihn dann tief in den Hügel. Sofort begannen Ameisen heraus zu strömen und er beeilte sich, ihnen nicht im Weg zu stehen. Er hatte auch eine geschlossene Getränkedose gefunden, die er jetzt öffnete und auf dem Weg zurück zog er eine zweite Spur neben der Blutspur - würden sie der einen nicht folgen, dann der anderen. Genau solche ‚Wege‘ zog er zwischen allen gefesselten Männern, und alle hatten frisch blutende Wunden und zuckriges Soda über sich verteilt, als er fertig war … es war genau das, was sie verdient hatten und würde ihn nicht aufhalten.
Bei Felipe hockte er sich hin, die Zeit mußte er sich nehmen. Riddicks Stimme war sanft und leise, aber es lag etwas darin das Felipe so in Angst und Schrecken versetzte, daß dessen Blase ausließ. “Und, hast du?“
„Was?“ Felipe war nicht dumm, schnell ging im auf, worüber der Mann sprach. „NEIN, nein, nein, nein, natürlich nicht, ich schwöre, ich hab sie nicht vergewaltigt, so was würd ich doch nicht tun, bestimmt nicht! Bitte, töten sie mich nicht, ich habs nicht getan. Der Boss hats verboten, das wollte er sich für den Schluß aufheben, bitte, nicht töten, ich habs nicht getan. Ich hab sie nie angefaßt, der Boss wars, der sie geschlagen hat, ich nicht! Bitte … Warum hat sie es denn nicht einfach gesagt, dann hätte er doch sofort aufgehört und wir hätten sie zurück gebracht. Wirklich, wir wollten doch nur Joe.“
Riddick ließ ihm das ‚wir hätten sie zurück gebracht‘ durchgehen, es spielte keine Rolle mehr. „Weißt du, was das Lustige dran ist?“ Er wartete ein verängstigtes Kopfschütteln ab. „Sie wußte es wirklich nicht, ihr hättet mich fragen sollen, ich weiß, wo Joe ist. Foltern macht nur Sinn, wenn man die Wahrheit erkennen kann, sag das deinem Boss.“ Riddicks Lächeln war hart und grausam. „Nein, ich werde dich nicht töten, du bist meine Zeit nicht wert.“
Und er verlor auch keine weitere, warf seinen und ihren Rucksack über die Schulter und hob sie hoch. Die erste Strecke würde er sie noch tragen, so würden sie schneller aus der Gefahrenzone sein.
Sie hatte nicht gesehen, was er getan hatte, aber natürlich hatte sie die Schreie gehört. „Hast du …?“
„Nein.“ Und sie gab sich damit zufrieden; es faszinierte ihn, wie sehr sie ihm vertraute.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als die Schreie wieder anfingen. Schreie, die einem durch Mark und Bein drangen und von Schmerzen zeugten, die einfach unmenschlich sein mußten ... bei lebendigem Leib von Ameisen gefressen zu werden war mit Sicherheit eine der Todesarten, die man tunlichst vermeiden sollte. Als er ihren fragenden Blick sah unterdrückte er sein Grinsen und zuckte nonchalant die Schultern. „Woher soll ich das wissen? Und ich werde nicht zurück gehen und nachsehen.“
Und damit hatte es sich, sie setzten ihren Weg schweigend fort, bis er etliche Stunden später schließlich eine Stelle für ihr Nachtlager suchte. Sie war völlig groggy, schlief immer wieder ein und er hatte sie weiter getragen, als er eigentlich vorgehabt hatte, dennoch war er zufrieden, die Nanos wirkten Wunder; er hätte nicht gedacht, daß ein Mensch so schnell heilen konnte und schon am nächsten Tag war sie bereit, den Weg auf eigenen Beinen fortzusetzen.
Die Druckwelle hatte Kate und ihren Sessel umgeworfen, rund um sie herum herrschte Zerstörung; Trümmer, Scherben, Müll und allerlei Undefinierbares waren durch die Luft geschossen und schließlich zu Boden gefallen, aber keines dieser Teile hatte sie weiter verletzt - ein Wunder an sich. Ein noch größeres Wunder war, daß sie inmitten all dem wie auf einer Lichtung lag, einem kleinen Platz, der dank dem dicken Stützbalken über ihr von dem Chaos verschont geblieben war.
Sie war kaum bei Bewußtsein, der Staub, der dick in der Luft lag, machte das Atmen beinah unmöglich, sie konnte sich nicht bewegen und es gab keinen Zentimeter an ihrem Körper, der nicht schmerzte, jede einzelne Muskelfaser wand sich in Agonie. Wie viel Schmerz, wie viele Verletzungen konnte ein Körper aushalten, bevor er aufgab? Warum konnte sie nicht endlich sterben? Hatte sie noch nicht genug durchgemacht? Ein Stargate Zitat ging ihr durch den Kopf ... jemand hatte einen Goa’uld gefragt ‚Warum ausgerechnet menschliche Körper?‘ und er hatte geantwortet: ‚Weil sie so leicht zu reparieren sind.‘ Vielleicht wäre die richtigere Antwort gewesen: ‚Weil sie so schwer zu demolieren sind.‘ Aber zumindest würde man sie jetzt in Ruhe lassen, sie hatte es hinter sich.
Während sie auf dem Boden lag und Asu auf sie eintrat, hatte sie nicht nur der kaputten Strebe ihres Sessels, sondern auch dem Stützbalken über ihr eine Menge Aufmerksamkeit geschenkt. Jetzt, wo er nur knapp über ihr zu liegen gekommen war, schenkte sie ihm keine Beachtung mehr, er war nur etwas, das zwischen ihr und ihrer Erlösung stand indem er den Rest des Daches davon abhielt, sie zu zerquetschen.
Sie konnte keine Dankbarkeit dafür aufbringen, es hätte ein schneller Tod sein können, aber nein, jetzt würde sie langsam und qualvoll sterben. Wieder ein grausamer Scherz des Schicksals, das sie die Schmerzen und das Grauen noch ein wenig länger auskosten ließ, bis sie endlich sterben durfte. Ob sie es ein letztes Mal schaffen würde, sich in ihre Phantasiewelt zu flüchten?
Als eine Hand ihren Arm berührte zuckte sie kaum noch … sie hätte wissen sollen, daß man sie nicht einmal in Ruhe sterben ließ. ‚Ich weiß es doch nicht, bitte, nicht mehr …‘ Sie schloß die Augen, die ihr ohnehin nichts mehr als Nebel zeigten, und konzentrierte sich. ‚Du wirst auf der Stelle sterben, Körper, hörst du! Schalt ab! Ich kann nicht mehr! Gib endlich auf, hör auf, dich ans Leben zu klammern, es ist genug! Schnell, bevor er wieder anfängt.‘
Als Riddick vorsichtig ihren Arm berührte, zuckte sie nur unmerklich, aber dennoch war er höchst zufrieden: sie lebte! Jetzt mußte er sie nur noch herausholen. „Kate, hörst du mich?“ Sie reagierte nicht. „Kate!“
Seine Finger tasteten nach ihrem Puls - schwächer, als ihm lieb war, aber doch relativ regelmäßig. „Kate, in bin hier, ich werde dich rausbringen, aber wir müssen uns beeilen, sonst kracht der ganze Scheiß hier über uns zusammen. Stirb mir jetzt ja nicht weg!“ Er mußte zu ihr durchdringen, wenn sie kooperierte, würde das alles einfacher machen.
Sie konzentriere sich so sehr darauf zu sterben, daß sie beinah die Stimme überhört hätte. DIE Stimme. Würde er sie auch auf ihren letzten Schritten begleiten? Natürlich würde er das, er ließ sie nicht im Stich, niemals!
„Kate, ich hab dich damals gefragt, ob du gerettet werden möchtest, und du bist mir eine Antwort schuldig geblieben. Willst du? Soll ich dich retten?“ Ihre Lider flatterten, aber seine Erleichterung schien verfrüht, mehr an Reaktion zeigte sie nicht. „Ich bin nicht hier um einen Leichnam zu bergen, also reiß dich verdammt noch mal zusammen!“ Dann eben ein wenig strenger.
Kates Körper hatte genug damit zu tun die rudimentärsten Aufgaben zu erfüllen, um sie am Leben zu erhalten … Herzschlag, Atmung, Kreislauf … denken war sekundär geworden und es dauerte bis ihr Gehirn ihr klar machen konnte, daß da tatsächlich eine reale Person war, die mit ihr redete. „Riddick?“ Mit ihren aufgeplatzten Lippen und dem schmerzenden Kiefer konnte sie kaum flüstern, sie konnte nur hoffen, daß er sie hörte und nicht für tot hielt.
„Ich hör dich, Babe. Halt durch und bleib wach, ich muß erst herausfinden, wie hier alles aufeinander liegt.“ Der Stützbalken hatte sie geschützt, allerdings mußte er mehr Platz schaffen, damit er sie darunter hervorholen konnte. Es war wie eines dieser Erdenspiele - Mikado - bloß, daß alles zusammenstürzen und sie zerquetschen würde, wenn er das falsche Trümmerteil erwischte. Es war kompliziert, teilweise war nicht zu sehen was zusammengehörte, und was nur zufällig aufeinander gelandet war und niemand ohne Riddicks außerordentlicher Kraft und Fähigkeit, räumlich zu denken, hätte es geschafft alles wegzuräumen das im Weg lag, ohne daß der Balken auch nur einmal zitterte.
Nicht, daß es jetzt einfacher wurde: als er sie herausziehen wollte sah er, daß sich eine Strebe des Sessels, an den sie gefesselt war, in ihren Rücken gebohrt hatte. Er schluckte den Fluch, der ihm auf den Lippen lag, das würde ihr jetzt nicht weiter helfen.
Während er ihre Fesseln durchschnitt, versuchte er sie wach zu halten. „Ich weiß, daß du Schmerzen hast, aber das wird wieder, wir bekommen das hin, vertrau mir. Ich brauch nur noch einen Augenblick.“
Keine Reaktion. “Kate?“ Immer noch nichts. “Kate!“
Sie versuchte ja wach zu bleiben, mit aller Macht, alleine schon weil er sie darum gebeten hatte, aber das Wissen, daß sie nicht mehr alleine war, daß Rettung da war … ER … ließ sie aufhören zu kämpfen. Sie konnte sich entspannen, es war vorbei, sie war in Sicherheit. Immer tiefer glitt sie in die samtene, warme Schwärze, alles war gut.
„Kate, verdammt noch mal, mach sofort die Augen auf!!“
Der scharfe Tonfall drang schließlich zu ihr durch … wieso war er so verärgert? Was hatte sie getan? Sie konnte ihn nicht verstehen … konzentriere dich!!!. ‚Mach die Augen auf, sofort!‘ Aber sie war so müde, ein paar Minuten schlafen konnte doch nicht verkehrt sein. ‚Kate!!‘ Aber er war wütend, und das war etwas, das sie nicht ertrug. Für ihn würde sie noch ein wenig warten und später schlafen. Immer wieder driftete sie in ihrem Kampf wach zu werden weg, vergaß, wer mit ihr sprach … was war es noch mal, das sie tun sollte? Warum? Oh, jaa, ihre Augen. Aufmachen. Es war so finster und sie war nicht sicher, ob sie überhaupt offen waren, aber dann sah sie etwas aufblitzen. Silberne Augen. Silberne Augen?? Ihr Gehirn brauchte eine Weile, um etwas daraus zu machen.
Realität und Wirklichkeit verschwammen längst, und nachdem sie kurz zuvor noch über Stargate philosophiert hatte, war es genau das, was ihr Gehirn ihr jetzt als Realität vorgab. Ein Goa’uld! Innerlich lachte sie hysterisch auf. Ihr verdammtes Glück, erst von den Waffenhändlern gefoltert wegen etwas, das sie nicht wußte, und dann von einem Goa’uld zum Wirt gemacht. Sie wollte ihm sagen, daß sie viel zu beschädigt war, um als Wirt in Frage zu kommen, aber alles, was sie schaffte, war ein genuscheltes “Goa’uld“.
„Kate, was redest du da für einen Blödsinn?“ Das hatte geklungen wie … aaah, das war aus einer der Serien, die sie so mochte - offensichtlich halluzinierte sie. Kein Wunder, so dehydriert wie sie war. Auch gut möglich, daß sie ihr Drogen verabreicht hatten, er hatte ein paar Spritzen in ihrer Nähe gefunden. „Kate, ich bin kein Goa’uld“.
War er nicht? Hatte sie doch endlich Glück? „Tok’ra? Sarkophag?“
Er hatte absolut keinen Nerv, ihre kryptischen Halluzinationen zu entziffern. „Kate, konzentrier dich! Du kennst mich!“ So konnte das nicht weiter gehen, er mußte ihr Feldnotfallmedizin verabreichen; es würde ihre Konstitution nicht verbessern, aber zumindest für eine kleine Weile würde es ihr helfen klar zu denken und sie stabilisieren. Wenn es sie nicht umbrachte - es war keine Erdenmedizin und er hatte keine Ahnung, ob sie sie vertragen würde. Er dosierte vorsichtig und war überrascht, wie schnell sie reagierte.
„Riddick!!“ Von einer Sekunde zur anderen war sie nicht nur völlig klar, sie konnte auch ihre Umgebung wieder wahrnehmen. Unglaubliche Erleichterung überschwemmte sie - es war Riddick, der neben ihr kniete, kein Goa’uld! Natürlich nicht, sie waren bloße Erfindungen! Es waren seine wunderschönen Augen gewesen! Mißtrauen folgte der Erleichterung: war es eine letzte Halluzination, geschaffen, um ihr den Tod zu erleichtern? Aber alles andere war zu real, die Schmerzen, der Gestank … sollte sie wirklich hoffen? Konnte es wirklich wahr sein? Sie schaffte es, ihre Hand zu heben und ihn zu berühren und zu ihrer absoluten Überraschung fühlte er sich tatsächlich echt an. „Du bist wirklich da?“ Besser nachfragen, sicher war sicher.
Na, ging doch! „Live und in Farbe. Kate, du hast eine Strebe des Sessels ziemlich tief in deinem Rücken stecken, das macht es ein wenig schwierig, aber ich hab dich gleich raus hier. Halt still, damit ich nicht noch mehr Schaden anrichte.“ Vorsichtig tastete er ihren Bauch und ihre Seite ab, fühlte, ob etwas Hartes zu spüren war … und war überrascht, als da nichts war.
Sein Schweigen machte sie nervös. „Riddick?“
„Hm?“ Er deutete ihren Blick richtig. „Wenn das Ding tatsächlich so tief in dir steckt, wie es ausschaut, sollte ich es fühlen können, aber da ist nichts.“ erklärte er. „Es sei denn … Kate, was kannst du mir über den Sessel sagen?“
Ihr Unterbewußtsein warnte sie davor, ‚ich weiß es nicht‘ zu sagen und sie war froh ihm die Auskunft geben zu können, die er verlangte. „Die Strebe ganz außen war schon abgebrochen, als man mich hergebracht hat, sie ist ein wenig nach vorne gebogen und ein Stück kürzer als die anderen.“
„Wie viel kürzer?“
„Eine Handbreit?“
„Kate, präziser!“
Sie hatte lange genug darauf gestarrt, kannte jeden Kratzer, jeden Knick, jeden Fleck, jedes bißchen Schmutz, das daran klebte, aber sie war noch nie gut gewesen, was Schätzungen anbelangte. „Vielleicht ein Drittel kürzer.“ Besser ging es einfach nicht.
Es war gut genug, er wußte jetzt, daß es nichts als ein besserer Kratzer war, sie würde es überleben, wenn er sie einfach vom Sessel zog. Ein kräftiger Ruck und sie war frei und ein auf die Wunde gepreßter Schnellverband stoppte die Blutung, das würde sie fürs erste reichen.
Riddicks Mordlust stieg ins Unermeßliche, als er eine schnelle Bestandsaufnahme machte: zahllose Platzwunden, Blutergüsse und offene Wunden übersäten ihren ganzen Körper, ihre Haare klebten blutig an ihrem Kopf, beide Augen blau geschlagen, eines völlig zugeschwollen, ihre Nase war völlig verstopft mit gestocktem Blut, die Lippen aufgeplatzt und geschwollen, ihr ganzes Gesicht war mit eingetrocknetem Blut verkrustet und ihr Kiefer beinah schwarz verfärbt; kein Wunder, daß sie kaum reden konnte. Dazu war sie stark dehydriert und sah aus, als hätte man ihr nichts zu essen gegeben … trotzdem - wenn sie keine inneren Verletzungen vom Einsturz hatte, was er eigentlich bezweifelte, würde sie es schaffen; die Schläge waren dazu da gewesen sie zum Reden zu bringen, nicht sie zu töten oder auf Dauer zu entstellen. Die Schweine, die ihr das angetan hatte, würden leiden, dafür würde er sorgen. Ein bedrohliches Knirschen über ihm ließ ihn aufsehen. „Wir müssen schleunigst raus hier.“
„Mein Rucksack!“
„Dafür haben wir keine Zeit, ich kauf dir einen neuen.“
„Nein, bitte, da ist alles drinnen, was mir wichtig ist, sie haben ihn unter den Tisch geworfen, er muß da sein!“
Alles, was ihr wichtig ist, huh? Aber es lag ein so verzweifeltes Flehen in ihrer Stimme, daß er beschloß, der Sache eine Minute zu geben. Und tatsächlich dauerte es nicht einmal eine, bis er ihn gefunden hatte.
Mit dem Rucksack über der Schulter und Kate auf den Armen hatte er das Gebäude längst verlassen, als es schließlich völlig in sich zusammen sank. Er legte sie auf den Tisch, an dem Felipe kurz zuvor noch sein Bier getrunken hatte, holte seinen Rucksack, der gut versteckt gerade außerhalb der Lichtung auf ihn gewartet hatte und begann endlich eine gründliche Untersuchung.
Ihre gesamte Kleidung ein Fall für den Sondermüll, er machte sich gar nicht erst die Mühe sie ihr auszuziehen, sondern schnitt sie einfach von ihr ab. Ironischerweise trug sie immer noch den einen Flip-Flop, der das Abenteuer als einziges beinah unbeschadet überstanden hatte. Dank seiner guten Beziehungen zu den Einheimischen war es ihm ein Leichtes gewesen in ihr Hotelzimmer zu gehen und ihre Sachen zu holen, und so hatte er saubere und vor allem praktische Kleidung und Schuhe mit, die sie auf ihrem Weg zurück nicht behindern würden.
Nie war er dankbarer gewesen über die fortgeschrittene Medizintechnik seines Universums - wenn man erst eine Weile auf diesem doch sehr rückständigen Planeten gelebt hatte fing man an, auch die kleinsten Dinge zu schätzen. Der Handscanner, den er langsam über ihren Körper bewegte, zeigte ihm jede noch so kleine Verletzung und speicherte zugleich alles, was er aufnahm. Kein Fehler, falls später einmal Beweismittel nötig wurden. Wie er schon vermutet hatte waren ihre Verletzungen mehr schmerzhaft als gefährlich, selbst die angeknacksten Rippen machten ihm keine Sorgen; mit seinen Medikamenten würden sie so gut wie heil sein, bis sie ihr Ziel erreicht hatten und sie würde ihm auf eigenen Beinen durch den Dschungel folgen können. Sie war wieder eingeschlafen … das Mittel, das er ihr gespritzt hatte, fing an seine Wirkung zu verlieren - es war schließlich auch nur dazu gedacht einem Soldaten die paar Minuten zu verschaffen, die den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten konnten.
Er desinfizierte und versiegelte ihre Wunden, versorgte ihren Körper mit allem, was er fürs erste brauchte und nachdem sie die Notfallmedizin so gut vertragen hatte, bekam sie auch eine Ladung Nanos … die kleinen Scheißerchen reparierten einen Körper in null Komma nichts von innen.
Ein schneller Blick zu den gefesselten Männern zeigte ihm, daß sie anfingen sich zu bewegen. Sollte er ein wenig Ärger abbauen, bevor sie aufbrachen? Eigentlich hatte er das Interesse an ihnen verloren, aber ein wenig Schlaf würde ihr guttun und den Nanos Zeit geben, ihren Job zu tun. Er zog sein Messer aus der Scheide und schlenderte zu dem Mann, der ihr Anführer zu sein schien.
„Riddick...“
Verdammt, nicht jetzt!
„Es macht die Sache nicht ungeschehen und ich will nicht, daß du wegen mir tötest.“
Nun, ER wollte. Hand an Kinder und Frauen zu legen war in seinem Buch ein absolutes No Go, sie hatten jede Strafe verdient, die sie bekamen „Kate …“
„Bitte!“
Nicht ihr ‚Bitte‘ hielt ihn davon ab weiter zu gehen, sondern das Walkie, aus dem plötzlich eine Stimme drang.
„Felipe, der Tipp war ein Reinfall, wir sind auf dem Rückweg. Sieh zu, daß sie bei Bewußtsein ist, wenn wir zurück sind, wir sind schon beim Fluß.“
Kurze Stille, dann erwachte das Gerät erneut zum Leben. „Felipe?“ Stille und dann wieder. „Felipe, wenn du zu besoffen bist um zu antworten, bring ich dich um!“ Und erneut „Felipe du Bastard, du bist besser nicht dabei sie zu vögeln, du kennst meine Befehle.“ …..“FELIPE!!!“
Kein Wunder, daß der Tipp ein Reinfall gewesen war, er war ja auch von ihm gekommen - warum gegen alle kämpfen, wenn man die Hälfte weglocken konnte? Er würde weniger Zeit haben als gehofft, aber allein mit den lächerlichen Wunden, die er ihnen zugefügt hatte, wollte er sie nicht davonkommen lassen. Sein Blick fiel auf den großen Ameisenhügel am Ende der Lichtung, genau dort, wo die Blumen so üppig wucherten, und ein diabolisches Grinsen verzerrte sein sonst so attraktives Gesicht. Er hob einen der dünnen Äste auf, die überall herum lagen und bohrte so lange in einer von Felipes Wunden, bis sie wieder heftig anfing zu bluten. Der Mann schrie, konnte aber gefesselt wie er war nichts dagegen tun. Mit dem blutigen Ast zog er eine Spur zu den Ameisen und stieß ihn dann tief in den Hügel. Sofort begannen Ameisen heraus zu strömen und er beeilte sich, ihnen nicht im Weg zu stehen. Er hatte auch eine geschlossene Getränkedose gefunden, die er jetzt öffnete und auf dem Weg zurück zog er eine zweite Spur neben der Blutspur - würden sie der einen nicht folgen, dann der anderen. Genau solche ‚Wege‘ zog er zwischen allen gefesselten Männern, und alle hatten frisch blutende Wunden und zuckriges Soda über sich verteilt, als er fertig war … es war genau das, was sie verdient hatten und würde ihn nicht aufhalten.
Bei Felipe hockte er sich hin, die Zeit mußte er sich nehmen. Riddicks Stimme war sanft und leise, aber es lag etwas darin das Felipe so in Angst und Schrecken versetzte, daß dessen Blase ausließ. “Und, hast du?“
„Was?“ Felipe war nicht dumm, schnell ging im auf, worüber der Mann sprach. „NEIN, nein, nein, nein, natürlich nicht, ich schwöre, ich hab sie nicht vergewaltigt, so was würd ich doch nicht tun, bestimmt nicht! Bitte, töten sie mich nicht, ich habs nicht getan. Der Boss hats verboten, das wollte er sich für den Schluß aufheben, bitte, nicht töten, ich habs nicht getan. Ich hab sie nie angefaßt, der Boss wars, der sie geschlagen hat, ich nicht! Bitte … Warum hat sie es denn nicht einfach gesagt, dann hätte er doch sofort aufgehört und wir hätten sie zurück gebracht. Wirklich, wir wollten doch nur Joe.“
Riddick ließ ihm das ‚wir hätten sie zurück gebracht‘ durchgehen, es spielte keine Rolle mehr. „Weißt du, was das Lustige dran ist?“ Er wartete ein verängstigtes Kopfschütteln ab. „Sie wußte es wirklich nicht, ihr hättet mich fragen sollen, ich weiß, wo Joe ist. Foltern macht nur Sinn, wenn man die Wahrheit erkennen kann, sag das deinem Boss.“ Riddicks Lächeln war hart und grausam. „Nein, ich werde dich nicht töten, du bist meine Zeit nicht wert.“
Und er verlor auch keine weitere, warf seinen und ihren Rucksack über die Schulter und hob sie hoch. Die erste Strecke würde er sie noch tragen, so würden sie schneller aus der Gefahrenzone sein.
Sie hatte nicht gesehen, was er getan hatte, aber natürlich hatte sie die Schreie gehört. „Hast du …?“
„Nein.“ Und sie gab sich damit zufrieden; es faszinierte ihn, wie sehr sie ihm vertraute.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als die Schreie wieder anfingen. Schreie, die einem durch Mark und Bein drangen und von Schmerzen zeugten, die einfach unmenschlich sein mußten ... bei lebendigem Leib von Ameisen gefressen zu werden war mit Sicherheit eine der Todesarten, die man tunlichst vermeiden sollte. Als er ihren fragenden Blick sah unterdrückte er sein Grinsen und zuckte nonchalant die Schultern. „Woher soll ich das wissen? Und ich werde nicht zurück gehen und nachsehen.“
Und damit hatte es sich, sie setzten ihren Weg schweigend fort, bis er etliche Stunden später schließlich eine Stelle für ihr Nachtlager suchte. Sie war völlig groggy, schlief immer wieder ein und er hatte sie weiter getragen, als er eigentlich vorgehabt hatte, dennoch war er zufrieden, die Nanos wirkten Wunder; er hätte nicht gedacht, daß ein Mensch so schnell heilen konnte und schon am nächsten Tag war sie bereit, den Weg auf eigenen Beinen fortzusetzen.